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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2588

 

Aufmarsch der Titanen

 

Am Vorabend der Entscheidung – zwei Geisteswesen bringen ihre Truppen in Stellung

 

Arndt Ellmer

 

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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit einiger Zeit tobt der Kampf um die Polyport-Höfe, der mehrere Galaxien umspannt.

Die sogenannten Polyport-Höfe sind Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. Als die Frequenz-Monarchie aus einem jahrtausendelangen Ruheschlaf erwacht, beanspruchen ihre Herren, die Vatrox, sofort die Herrschaft über das Transportsystem und mehrere Galaxien.

Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und sie entdecken die Achillesferse der Vatrox. Rasch gelingen ihnen entscheidende Schläge in der Milchstraße sowie in Andromeda. Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt. Mit den Vatrox hängen zwei rivalisierende Geistwesen zusammen, die weitaus bedrohlicher für die Menschheit sind.

Gleichzeitig droht eine noch schlimmere Gefahr: der Tod von ES, jener Superintelligenz, mit der Perry Rhodan und die Menschheit auf vielfältige Weise verbunden sind. Rhodan muss das PARALOX-ARSENAL finden, um ES helfen zu können – aber dessen Verbleib ist ungewiss. Zu allem Überfluss kommt es in Anthuresta nun auch noch zum AUFMARSCH DER TITANEN …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Sinnafoch – Der Frequenzfolger und Statthalter von Anthuresta muss die Verteidigung organisieren.

Craganaxi und Storgell – Die Kriegsordonnanzen kontrollieren, bewahren und organisieren.

Ellonit – Der Frequenzfolger begegnet einem unheimlichen Feind und erinnert sich.

Fyeran – Der Frequenzfolger wird mit der Nemesis der Vatrox konfrontiert.

Philip – Der Okrill erteilt Befehle.

Satwa – Die Autochthon-Ordonnanz aus Andromeda erweist auch in Anthuresta ihren Wert.

1.

 

Craganaxis Kettenhemd klirrte leise. Die Kriegsordonnanz justierte den Holobooster, mit dem sie die beiden Kämpfer unten in der Halle in Überlebensgröße zu sich auf die Empore holte. In gebührendem Abstand beobachtete er den Kampf, registrierte die Verbissenheit und die Wut der beiden Frequenzfolger.

Ellonit schien der Geschmeidigere, aber Fyeran machte es durch Kraft wett.

Kampfmaschinen waren sie, unerbittlich in ihrem Willen zum Widerstand.

Und doch war da etwas, das Craganaxi früher nie an einem Vatrox bemerkt hatte. Etwas Fremdartiges, Unheimliches …

»Wirst du etwa müde?« Ellonits Stimme hallte vielfach von der gewölbten Hallendecke wider. »Jetzt schon?«

Fyeran ließ ein Glucksen hören, das die Kriegsordonnanz an unartikulierte Laute eines Referrors erinnerte.

»Lenk nicht von deiner eigenen Schwäche ab!«, entgegnete der Frequenzfolger und bewegte sich schneller. Seine Arme und Beine wirbelten, dazwischen blitzte immer wieder sein Messer auf.

Craganaxis Kettenhemd verstummte. Die Kriegsordonnanz sah schon den blanken Stahl in Ellonits Körper eindringen, doch dann tauchte die zweite Klinge in seinem Blickfeld auf. Es knirschte, als Metall auf Metall traf und Funken sprühten.

Die Augen der Frequenzfolger glühten vor Kampfeslust. Ellonit täuschte eine Finte an. Beinahe wäre Fyeran darauf hereingefallen. Er blockte den Arm des Gegners ab. Die Spitze der Klinge huschte dicht vor seinem Gesicht entlang.

Ellonit drehte sich zur Seite, während Fyeran blitzschnell in die Hocke ging und einen Stoß gegen den Unterleib des anderen Vatrox führte.

Mitten in der Bewegung erstarrten die beiden Kämpfer, von plötzlich entstehenden Fesselfeldern gestoppt. Ein Akustiksignal zeigte den Beginn einer Pause, der siebenten mittlerweile, an.

Craganaxi trat ein Stück vor, bis er dicht vor den Riesen stand. Ihre Stiefel interessierten ihn nicht besonders, aber er hatte auch keine Lust, sich den Hals zu verrenken, nur um in die überdimensionalen Gesichter der Holos zu schauen.

»Zehn Einheiten Kampfpause«, verkündete die Kriegsordonnanz. »Wenn noch Zeit für eine neue Runde bleibt, gebe ich euch Bescheid.«

Die beiden Frequenzfolger in der Halle schauten zu ihm herauf. Er bezweifelte, dass sie ihn hinter den Pfeilern der Balustrade überhaupt sahen.

»Craganaxi, komm zu mir!«, sagte Ellonit. Seine Stimme klang rau. Der Frequenzfolger atmete hektisch.

»Gedulde dich!«, antwortete die Kriegsordonnanz. »Storgell – ist – noch – nicht – zurück.«

Er betonte jedes Wort einzeln. Die beiden Vatrox warteten darauf, dass er weitersprach, doch Craganaxi tat ihnen den Gefallen nicht.

»Wir haben keine Zeit.« Diesmal war es Fyeran, der sprach.

Craganaxi verharrte ebenso reglos wie die beiden Frequenzfolger. So nervös und körperlich unruhig hatte er Ellonit und Fyeran noch nie erlebt.

Die Kriegsordonnanz lauschte hinaus in den Korridor, der die Empore mit dem Antigravhub verband.

Es blieb still, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis das Klirren des Kettenhemds die Ankunft der zweiten Kriegsordonnanz ankündigte – Storgell mit neuen Nachrichten.

In Anthuresta änderte sich die Situation schneller, als Craganaxi denken konnte. Er trat an die Brüstung, sodass die Frequenzfolger zwischen den Pfeilern sein Gesicht erkennen konnten.

»Ich lasse euch jetzt für eine Weile allein«, eröffnete er ihnen. »Ich empfehle euch ein paar Lockerungsübungen für eure Muskulatur.«

Aus hellorange leuchtenden Augen starrten sie zu ihm herauf. Ihr Pigasoshaar war unterarmlang. Sie hatten schon lange keine Auseinandersetzung mehr mit dem Leben bezahlt. Aber sie wussten wie jeder andere Vatrox, was es für ein Gefühl war, wiedergeboren zu werden, in einem neuen, jugendlichen Körper mit all seinen Vorzügen zu erwachen und das alte Bewusstsein mit seiner ganzen Erfahrung, seinen Erinnerungen zu haben … Manchmal gingen ein paar verloren, wobei besonders wichtige aus den Datenspeichern der Hibernationswelt ergänzt werden konnten.

Jahrmillionen alte Kämpfer erwarben sich das Wissen aus Hypnoschulungen.

Kein Grund für Nervosität also, doch etwas hatte sich gegenüber früher geändert.

Das hier war Hibernation-8. Rund 174.000 Lichtjahre entfernt gab es noch Hibernation-7. Beide in Anthuresta.

Es waren die letzten Schlafplätze eines großen Volkes.

Craganaxi wandte sich ab und ging hinaus. Er schüttelte das Kettenhemd. An den Geräuschen hörten sie, wie er sich entfernte. Allerdings kehrte er nach vierzig Schritten wieder um – lautlos –, bis er den Durchgang vor sich hatte. Die beiden Frequenzfolger standen noch immer in der Halle, die sie als Kampfarena nutzten.

»Geben wir uns keinen Illusionen hin«, hörte Craganaxi Ellonit sagen. »VATROX-VAMU ist da. Er ist in der Nähe. Wir konnten unsere Existenz nicht mehr vor ihm geheim halten.«

»Vieles passt nicht mehr«, stimmte Fyeran zu. »Seit die Hibernation diesmal endete, läuft unser Leben in eine andere Richtung.«

»Hathorjan und die dortigen Hibernationswelten verloren, Polyport-Höfe und selbst Distribut-Depots verloren, dazu wichtige Handelssterne.« Ellonit strich sich über die schmutzig grüne Uniformjacke. »Jeder Kampf, den wir führen, gleicht einem Rückzugsgefecht.«

»Jeder ist ein Rückzugsgefecht!«

Die beiden Frequenzfolger sahen einander in die Augen. »Wir kämpfen und werden siegen!«, sagten sie wie aus einem Mund.

Dann senkten sie gleichzeitig den Blick.

»Wir werden einzelne Schlachten gewinnen, aber nicht diesen Krieg«, flüsterte Ellonit. »Sie werden die Entscheidung unter sich ausmachen.«

»VATROX-DAAG wird siegen!«

»Deine Stimme zittert, Fyeran!«

»Meine letzte Wiedergeburt liegt lange zurück. Ich erinnere mich an die dritte Hyperdepression …« Er schien noch etwas sagen zu wollen, ließ es dann jedoch bleiben.

Craganaxi entging nichts, kein Zucken, kein Luftholen, keine Veränderung in den Gesichtern. Das Flattern der Haut an den Atemöffnungen erzeugte ein Knattern wie von kleinen Segeln in stürmischem Wind. Die Augen der Vatrox flackerten. Fyeran wandte blitzschnell den Kopf zur Seite, als rechne er mit einem Angriff aus dem Halbdunkel zwischen den hoch aufragenden Metallsäulen.

Die beiden Frequenzfolger standen unter höchster Anspannung, und es lag nicht am Trainingskampf, den sie gegen ihren Willen unterbrochen hatten.

»Wir werden unser Leben für VATROX-DAAG geben«, sagte Ellonit nach einer Weile. Er ächzte. »Es ist das Letzte, was wir tun können.«

»Das Letzte, was wir tun können.« Fyeran klammerte sich an die Worte seines Gegenübers.

Craganaxi begriff, was mit den beiden los war. Er kehrte auf die Empore zurück.

»Warum könnt ihr nicht einfach kämpfen und sterben, wie wir Kriegsordonnanzen das tun?«, fragte er laut.

 

*

 

Die Gegner waren Jaranoc, das Hilfsvolk von VATROX-VAMU. Die Zahl der Kegelstumpfraumer in Anthuresta lag inzwischen bei über 50.000 Einheiten. Aus welcher Gegend des Universums sie kamen, wusste niemand. Die restlichen Völker der Ringgalaxis interessierten sie wenig. Sie kämpften gegen die Frequenz-Monarchie, weil der Erzfeind VATROX-VAMU es ihnen befahl.

Nach Jahrmillionen spielte es keine Rolle mehr, was letztlich zur Auseinandersetzung zwischen den Geisteswesen geführt hatte. Kein Vatrox wusste, was genau das Kind bewogen hatte, sich gegen seine Erzeuger VATROX-CUUR, VATROX-DAAG und VATROX-VAMU zu stellen und sie zu bekämpfen. Das Kind besiegte VATROX-VAMU und übernahm seinen Namen.

Niemand wusste es, auch die beiden Frequenzfolger nicht. Beide waren erst in Anthuresta geboren worden. Und in den Speichern von Hibernation-8 fand sich kein Hinweis.

Stumm sahen sie Craganaxi entgegen, der sich mit einem Satz über die Brüstung schwang und zu ihnen heruntersegelte.

»Sag etwas!«, empfing ihn Ellonit, als er gelandet war und stillstand. »Gib mir einen Rat!«

Craganaxi schüttelte sich. Das Kettenhemd kreischte und schimpfte. Die beiden Frequenzfolger wichen vor der Kriegsordonnanz zurück.

»Ihr habt Angst!«

Fyeran wies diese Behauptung mit ausgestreckten Armen von sich. »Angst? Pah!«

Craganaxi sah Ellonit von unten herauf an. »Du fürchtest dich vor VATROX-VAMU! Du hältst ihn für stärker als VATROX-DAAG!«

Unter anderen Umständen hätte eine solche Feststellung ohne Weiteres zur Liquidierung der Kriegsordonnanz führen können. Nicht so bei Craganaxi. Er pflegte eine intensivere, offenere Kommunikation mit Ellonit, als es zwischen Frequenzfolgern und Kriegsordonnanzen üblich war.

Und Ellonit hatte ihm noch nie etwas verschwiegen. Nun aber rang der Vatrox mit sich. »Nein«, sagte er schließlich. »Es ist nicht so, wie du denkst.«

»Wie denn?«

»Die fremden Flotten werden kommen, denen wir die Niederlage in Hathorjan zu verdanken haben. Dann kämpfen wir an zwei Fronten.«

»VATROX-DAAG wird das berücksichtigen und nicht warten, bis es so weit ist.«

Fyeran fixierte ihn. »Es ist ungewöhnlich, dass eine Kriegsordonnanz so viel redet wie du«, sagte er. »Ich werde darüber nachdenken.«

»Falls der Kampf dir Zeit lässt.«

Das Akustiksignal ertönte. Die beiden Vatrox reagierten reflexartig. Ihre Fäuste mit den Klingen stießen nach vorn, die Messer prallten mit der Schneide aneinander. Ellonit wirbelte herum, duckte sich unter Fyerans nächstem Angriff weg und führte einen Stich gegen dessen Arm.

Craganaxi sah, dass Fyerans Messer in die linke Hand wechselte. Die Kriegsordonnanz wollte – wie sie es im Ernstfall getan hätte – einen Warnruf ausstoßen, aber da ließ sich Ellonit fallen. Seine Beine schnellten vor, trafen Fyeran an den Knöcheln und holten ihn von den Beinen. Fyeran stürzte ohne Chance, sich abfangen zu können. Ellonit wartete mit ausgestrecktem Arm, den Knauf des Messers gegen den Boden gerammt, die Klinge nach oben. Fyeran stürzte hinein, aber bei der Berührung zerfloss das Metall zu einem knisternden Brei.

Ellonit knurrte wütend, sprang auf und half dem Artgenossen hoch.

»Die Frequenz-Monarchie braucht euch«, sagte Craganaxi im Kommandoton. »Euer Einsatz steht kurz bevor.«

Sie nahmen es wortlos zur Kenntnis. Schon lange warteten sie im Innern der Hibernationswelt darauf, in den Kampf zu ziehen.

Craganaxi blickte zur Empore, aber Storgell war noch immer nicht zurückgekehrt. Es konnte Gutes oder Schlechtes bedeuten.

Ellonit wollte weiterkämpfen. Craganaxi riet ihm ab. Es war immer gut, wenn Frequenzfolger auf ihre Berater hörten.

Ein Gareko-Roboter schwebte heran und bestäubte den Brei mit einem Pulver. Der Brei bildete Blasen, dehnte sich aus, zerfiel zu Staub. Der Roboter saugte ihn mit einem kurzen Rüssel an seiner Unterseite auf. Aus dem Pulver machten die Automaten des Recyclinghofs dann eine neue Klinge für den nächsten Übungskampf.

»Angst«, wiederholte die Kriegsordonnanz. »Angst ist die Wurzel allen Übels. Sie lenkt euch ab. Wer Angst hat, begeht im entscheidenden Augenblick einen Fehler.«

»Kämpfen war noch nie ein Fehler.«

»Es ist die Angst, dass die letzten Hibernationswelten vernichtet werden und keine Klonkörper mehr auf euch warten, wenn ihr in den Kampf zieht.« Craganaxi untermalte seine Worte mit düsteren Klängen des Kettenhemds, mischte schrille und dumpfe Töne. »Die Angst, von VATROX-VAMU geschluckt zu werden, statt in VATROX-DAAG aufzugehen. Der Unterschied dürfte so groß wohl nicht sein. Vamu ist Vamu.«

In der Ferne hörte er leise Glöckchen schlagen. Mit jedem Atemzug wurden sie lauter und heller. Ein Sirren und Rascheln mischte sich hinein. An den ungleichmäßigen Geräuschen verriet sich Storgell, die Kriegsordonnanz mit dem Gehfehler. Eine Kriegsverletzung sei es, behauptete er immer, doch Craganaxi wusste es besser. Es handelte sich um einen Geburtsfehler.

»Ich sehe dich nicht«, hörte er Storgell sagen. »Ich höre dich nicht.«

Craganaxi bewegte leicht die Schultern. Das Klimpern der Gelenkhaken des Kettenhemds wies der Kriegsordonnanz den Weg. Kopfüber stürzte Storgell sich über die Brüstung der Balustrade und landete mit einem elastischen Wippen der Knie.

»Die Ungewissheit ist vorbei«, verkündete Storgell. »Ich bringe die Befehle für euch. Frequenzfolger Ellonit übernimmt das Kommando über die SCITON und neun weitere Schlachtlichter. Er greift den vom Feind übernommenen Polyport-Hof ESHDIM-3 an und besetzt ihn.

Fyeran geht an Bord der JORAR und übernimmt die Verteidigung von Hibernation-8.«

Die beiden Frequenzfolger akzeptierten kommentarlos und machten sich auf den Weg. Storgell hatte Mühe, mit Fyeran Schritt zu halten, und Craganaxi ging absichtlich langsam.

In der unmittelbaren Kampfsituation bekam Fyeran Probleme mit der Kriegsordonnanz, die ihn mehr behinderte als ihm nützte.

Craganaxi musterte Ellonit von hinten, der elastisch und beschwingt zum Hangar eilte. Bei dem Frequenzfolger und ihm als dessen Kriegsordonnanz gab es kein solches Problem.

 

*

 

Das DC-Schlachtlicht SCITON durchpflügte die Wasserstoff-Helium-Atmosphäre des 138.000 Kilometer durchmessenden Gasriesen, der als Irrläufer seine Bahn durch ein turbulentes, rund 29 Lichtjahre durchmessendes Sternentstehungsgebiet zog. Hibernation-8 befand sich innerhalb der Gashülle, ein umgestalteter 3000-Kilometer-Handelsstern, der den von außen nicht sichtbaren Kern eines gigantischen Sturmwirbels bildete. Von herkömmlichen Handelssternen unterschied sich Hibernation-8 lediglich durch die fehlenden Stacheln.

Am Nordpol des Gebildes lag das Distribut-Depot LEVKONZ mit seinen acht Polyport-Höfen. 25.000 Schlachtlichter sicherten die Hibernationswelt gegen den Weltraum ab.

Von der erhöhten Kommandokanzel aus beobachtete Craganaxi das emsige Treiben in der Kommandozentrale. Darturka mit Spezialausbildung trainierten an den Waffensystemen, während Okrivar gleichzeitig die Systeme checkten. Die wuselnden Techniker in ihren grünen Druckanzügen erinnerten ihn jedes Mal an Schwärme eines Insektenstaats, die streng ihren vorprogrammierten Zielen folgten. Dabei waren die Okrivar Individualisten und obendrein ein Volk auf immerwährender Suche nach einer vorübergehenden Heimat.

Vielleicht rührte ihr Bewegungstrieb daher.

Craganaxi richtete seine Aufmerksamkeit auf den hinteren Eingang. Ellonit kam. Der Frequenzfolger hatte sich zuerst in seiner Suite häuslich eingerichtet. Jetzt strebte er der Kanzel entgegen, die er mit einem wuchtigen Satz erklomm.

»Die neun Begleitschiffe erwarten uns bereits«, empfing die Kriegsordonnanz ihn. »Willst du mit Fyeran sprechen?«

»Nein!« Ellonit begnügte sich damit, dem Frequenzfolger eine kurze Nachricht zu hinterlassen, in der er ihm Erfolg wünschte.

Hibernation-8 gegen die Jaranoc zu verteidigen war keine leichte Aufgabe, viel schwerer, als eine der Welten in Hathorjan gegen die Verbündeten aus dieser Galaxis und der Milchstraße zu halten. Dennoch hatten sie dort die übrigen sechs Hibernationswelten verloren.

Craganaxi folgte der strengen, daraus resultierenden Logik und gab den Vatrox höchstens noch ein paar Tage – theoretisch. In der Praxis sah es anders aus. Die Flotten der Frequenz-Monarchie sammelten sich. 170.000 Schlachtlichter in Anthuresta bildeten eine nicht zu unterschätzende Armada. Geschickt verteilt auf die wichtigsten Standort waren sie durchaus in der Lage, den Jaranoc standzuhalten. Die Schiffe der Anthuresta-Verbündeten würden in diesem Kampf so gut wie keine Rolle spielen, egal auf welcher Seite.

»Hier siehst du die aktuelle Situation!« Craganaxi projizierte alle Standorte in das Holo jenseits des Geländers, das die Kanzel begrenzte. Er zeigte auf die blaue Scheibe, die nicht weit entfernt zwischen den wenigen Sternen dieses Sektors blinkte. »ESHDIM-3!«