Vorwort

Die hier gesammelten Gedichte schrieb, im Lauf eines Jahres, ein Großstädter für Großstädter. Links von Block und Bleistift lag der fünfte Band des Kleinen Brehm, »Die deutsche Tierwelt«. Zur Rechten lagen »Unsere Pflanzenwelt« und ein Leitfaden, der, fragwürdig genug, »Die deutsche Schulflora« hieß. Die Bücher mussten zur Hand sein. Eine Zeitschrift hatte die Gedichte bestellt. Illustriert werden sollten sie außerdem. So blieb dem Autor nichts übrig, als dem Kalender vorzugreifen. Den Januar musste er schon im November besingen, und den Mai im März. Zwölf Monate lang war er dem Jahr um sechs Wochen voraus. Er konnte nicht »nach der Natur« arbeiten, sondern nur »aus dem Gedächtnis«, und darauf war, wie er bald merkte, kein Verlass.

Er schämte sich. War denn nicht die Prozession der Monate, froh und bunt und düster, mehr als fünfzigmal an ihm vorübergezogen? An den Augen vorbei und, oft genug und feierlich, durchs ganze Gemüt? Nun sollte er nichts tun als die Vergangenheit prophezeien, und er konnte es nicht. Die Erinnerungen verschwammen wie in einem billigen Spiegel. Aber es lag nicht am Spiegel. Es lag an den Erinnerungen. Es lag an den großen Städten. Sie hatten Strauch und Baum und Wiese aus den Mauern gejagt. Hinaus zu den Friedhöfen und Zoologischen Gärten …

Die Brauereipferde werden von den Kindern angestaunt wie galvanisierte Saurier. Sitzt ein Vogel irgendwo, ist’s ein