Hunde-Chiropraktik

 

… weil er ohne eigene
Schonung alles gibt

 

Vom Imre Kusztrich


Impressum

 

IGK-Verlag, 7100 Neusiedl/Österreich

www.igk-verlag.com

Hunde-Chiropraktik

... weil er ohne eigene Schonung alles gibt

November 2011

Imre Kusztrich

Copyright: ©2011 Imre Kusztrich

Fotos: © Michael Pettigrew-fotolia.com, © Alexander Kaluov-Fotolia.com,

© biglama-fotolia.com, © Engel-fotolia.com, © LaCatrina-fotolia.com

ISBN 978-3-9503361-7-7

Warum Chiropraktik für Ihren Hund?

 

Chiropraktik ist eine sanfte und gewaltlose Behandlung von Störungen und Blockaden des Bewegungsapparates. Das sind Schmerzen, Steifheit, Muskelverspannungen. Sie haben weitreichende Auswirkungen auf das Nervensystem und damit auch auf die einzelnen inneren Organe. Der Hund kennt in seiner Hingabe keine Schonung und will alles mitmachen. Ohne zu klagen, kompensiert er Störungen durch die Veränderung der Haltung und der Bewegungen. Dadurch werden weitere Gelenke oder Abschnitte der Wirbelsäule verstärkt beansprucht - mit zusätzlichen Beschwerden. Eine Kettenreaktion. Der Chiropraktor entdeckt Auffälligkeiten durch Beobachtung, durch Berührung. Kurze Impulse, per Hand oder mit den Fingern, befreien die Selbstheilungskräfte von Heilhemmnissen und stellen die volle Beweglichkeit wieder her.

Vorwort

 

Verdienen Tier-Chiropraktoren besondere Wertschätzung? Ich neige in dieser Frage zu einem uneingeschränkten Ja.

Warum?

Mehr und mehr Frauen und Männer unter den mehr als 25.000 praktizierenden Veterinärmedizinern in Deutschland begeistern sich für eine Idee, die vor fast hundert Jahren fast zufällig geboren wurde und die sich bis heute zu einer Weltbewegung entwickelt hat. Manuelle Hilfe für das Tier.

Sie engagieren sich für eine einzigartige Philosophie der Diagnose und Behandlung, obwohl ihre Begeisterung zum Teil kritisch bewertet wird.

Während diese Zeilen geschrieben werden, wird in einer Analyse der populären Internet-Enzyklopädie Wikipedia die Chiropraktik wörtlich „in die Nähe der Quacksalberei“ (Oktober 2011) gerückt. Und urteilt kompromisslos: „Die Behauptung, mit der manipulativen Behebung von ‚Fehlstellungen‘ der Wirbelgelenke verschiedenste von diesen ‚Fehlstellungen‘ verursachte Krankheiten heilen zu können, widerspricht vielfach den im 20. und 21. Jahrhundert erkannten Fakten über die Anatomie, Physiologie und Pathologie des menschlichen Organismus.“

Gleichzeitig spricht das klassische klinische Wörterbuch Pschyrembel von einer „schulmedizinisch anerkannten Heilmethode“ - ein schwacher Trost. Das gilt auch für den neuen Studiengang an der Dresden International University (DIU) über „moderne und professionelle Chiropraktik“, der bei erfolgreichem Abschluss mit dem akademischen Titel „Bachelor Of Science“, beziehungsweise „Master Of Science“ in Chiropraktik belohnt wird.

Wenn schon die Behandlung von Menschen durch einen Chiropraktor hierzulande solche Zweifel auslösen kann, wie schneiden denn dann Tier-Chiropraktoren mit ihrer Leistung ab? „Die können sich ja mit ihren Patienten noch nicht einmal unterhalten!“ lese ich in kritischen Blogs.

Tatsächlich sind im Umgang mit vierbeinigen Patienten, bei der so genannten Vier-Pfoten-Chiropraktik, besondere Fähigkeiten gefragt. Katzen zum Beispiel sind wahre Genies im Maskieren von Schmerzen. Bei einzelnen Hunderassen sollte eine genetische Veranlagung zu geriatrischen Wirbelsäulenproblemen schon ab jungen Jahren nicht außer Acht gelassen werden. Unter dem Strich scheint es jedenfalls, als fielen die mit Tier-Chiropraktik seit fast hundert Jahren erzielten Erfolge in der Behandlung großer und kleiner Tieren nicht ins Gewicht…

Seit Jahren schreibe ich Bücher über die hochprofessionelle, sehr engagierte Anwendung von Chiropraktik – egal ob mit „c“ oder „k“ geschrieben, Hauptsache: mehrjähriges Studium, breite Erfahrung. Diese Bücher werden gekauft (sehr erfreulich) und gelesen (noch erfreulicher): „Wirbeln Sie sich jung!“ (2005) und „Die Chiropractic-Gesundheit“ in zwei Bänden: „Das bestgehütete Geheimnis der Medizin“, „Die sanfteste Wiederherstellung des Wohlbefindens“ (2011, ISBN 978-3-9503215-4-8 und ISBN 978-3-9503215-5-5. Infos: www.chiropractic-gesundheitsbuch.de; www.igk-verlag.com).

Wenn ich bei meinen Kontakten mit vielen Chiropraktoren eines begriffen habe, dann das: Fragen an die Patienten und deren Antworten darauf spielen eine untergeordnete Rolle. Es ist der Körper, der spricht. Es ist der Körper, der auf jede Überbelastung reagiert. Es ist der Körper, der die Vergangenheit speichert. Das gilt auch für das Tier, klein und groß. Und es ist der Chiropraktor, der, wenn er sein Fach beherrscht, den Dialog mit dem Körper führt und versteht.

Nur wer das begreift und akzeptiert, wird sich vorstellen können, dass es bei einer Katze, einem Hund oder einem Kaninchen Symptome wie Appetitlosigkeit, veränderte Sitzposition oder Inkontinenz sein können, die auf Störungen des Nervensystems durch vielleicht nur minimale Fehlstellungen von Wirbelknochen oder Gelenken hinweisen. Und sobald solche Zusammenhänge bestehen, können die Beschwerden unserer geliebten Tiere am besten dort und vielleicht nur dort behoben oder gelindert werden, wo sie entstehen.

Deshalb ist das für Sie als Frauchen oder Herrchen eines geliebten Vierbeiners die absolut richtige Wahl! Und je mehr eigene Erfahrungen Sie sammeln werden, desto eher erkennen Sie selbst: Tier-Chiropraktik ergänzt, aber ersetzt nicht die Veterinärmedizin mit ihren historischen Wurzeln. Bereits der Babylonische Codex des Königs Hammurapi 2200 vor Christus enthielt Abhandlungen über die Behandlung von Krankheiten der Haustiere. In der Brahmanischen Kulturperiode Indiens wurden im ganzen Reich Tierspitäler unterhalten. Sehen Sie es positiv: Zusätzlich zur traditionellen Tierheilkunde bietet die Chiropraktik eine gut begründete Erweiterung bei funktionellen Störungen im Umfeld der Wirbelsäule und anderer beweglicher Knochenteile und davon ausgehend bei inneren Organen. Und auch bei akuten und chronischen Schmerzzuständen erweitert der Tier-Chiropraktor sinnvoll die schulmedizinischen Therapieangebote.

Sie können die Lektüre dieses Buches mit jedem beliebigen Kapitel beginnen. Möglicherweise haben Sie einen akuten Anlass, sich mit Tier-Chiropraktik vertraut zu machen. Deshalb finden Sie das Kapitel über diesbezügliche Krankheits-Symptome des Hundes und die angemessene Reaktion darauf gleich am Anfang des Buches. Die Erläuterung, wie die Behandlung durch den Tier-Chiropraktor eigentlich zu verstehen ist, folgt danach.

Das ist ein Buch über die Arbeit und Leistung von Chiropraktorinnen und Chiropraktoren, Tierärztinnen und Tierärzten. Das Geschlecht spielt keine Rolle, nur das Engagement, das Wissen, die Erfahrung. Deshalb verwende ich einheitlich die Begriffe Chiropraktor und Tierarzt ohne Unterschied, ob es sich um eine weibliche oder männliche Person handelt, die sich für das Wohl Ihres Lieblings einbringt.

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Ist mit meinem Hund alles in Ordnung?
Mir fällt auf, dass…

 

Die rund hundert Krankheiten, die bei Hunden in der Regel konstatiert werden können, äußern sich sehr unterschiedlich. Viele Probleme maskieren sich mit Symptomen, die an ganz andere Probleme oder Belastungen denken lassen.

Natürlich gibt es Schmerzäußerungen, die man nicht missdeuten kann. Wenn ein Hund nach einem Vorfall plötzlich aufjault oder längere Zeit winselt, zum Beispiel. Da ein Hund sich nicht mit Worten verständlich machen kann, ist es durchaus möglich, dass andere Schmerzäußerungen als die eben erwähnten nicht gleich richtig interpretiert werden.

Deshalb ist es wichtig, sie zu kennen.

Leckt der Hund unabhängig von einer Nahrungsaufnahme übers Maul? Hören Sie ihn schmatzen, vielleicht sogar nachts oder in einer anderen Ruhephase? Es könnte eine animalische Schmerzmitteilung sein.

Möglicherweise helfen diese Fragen Ihnen, Änderungen des Verhaltens überhaupt erst bewusst zu machen:

Sucht er noch dieselben Lieblingsplätze auf? Oder zieht er sich von den üblichen Ruheplätzen an eine schwer erreichbare Stelle zurück?

Reagiert er anders auf Berührung? Sträubt er vielleicht sein Fell?

Lässt er sich abtasten? Vermeidet er Berührung generell?

Registrieren Sie plötzliches und scheinbar unmotiviertes Zucken oder Fellsträuben?

Ist sein Gesichtsausdruck erschöpft?

Hält er den Kopf eigenartig schief?

Werden bestimmte Gliedmaßen oder Körperteile augenscheinlich entlastet?

Erkennen Sie eine erhöhte Aggressivität? Ist er gegenüber anderen Hunden kampfbereiter als sonst?

Verweigert er die Nahrungsaufnahme? Ist sein Fressverhalten so, als sei er auf Diät? Erweckt er den Anschein, als wolle er einige Pfunde verlieren? Es würde ein krankes Gelenk vielleicht entlasten.

Trinkt er die übliche Menge? Pro 10 Kilo Körpergewicht sollte es täglich ein halber Liter sein.

Beißt er sich an einigen Körperregionen, kratzt er dort?

Auch jede einzelne Körperöffnung, wirklich jede, kann durch eine Ausscheidung oder einen Geruch auf ein inneres Unwohlsein hinweisen. Übersehen Sie bei dieser Kontrolle Ohren, Auge und Nasen nicht. Sogar das Nagelbett kann auf diese Weise als Signalstelle für gesundheitliche Probleme fungieren.

Je genauer Sie als Patientenbesitzer beobachten, umso mehr können Sie dem Tier-Chiropraktor übermitteln: Wann haben Sie eine Auffälligkeit zum ersten Male festgestellt? Bei Wiederholung – ist es immer die gleiche Tageszeit? Gibt es Anzeichen, die sich mit den Jahreszeiten verändern, stärker oder undeutlicher werden?

Wann sehen Sie größere Probleme – bei Bewegung oder im Ruhezustand?

Wie reagieren die vermuteten Beschwerden auf Wärme, wie auf Kälte?

Was fällt Ihnen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme generell auf?

Nicht alle Verhaltensänderungen geben Anlass zur Sorge. Aber einige sind es doch, die uns helfen, versteckten Schmerzen auf die Spur zu kommen.

Eine Aussage bringt den Unterschied zwischen Tier und Mensch in der Schmerzverarbeitung auf den Punkt: Hund, Katze, Hamster & Co. fehlt die Weinerlichkeit. Organisch sind die Antworten des Körpers auf schmerzhafte Reflexe vergleichbar bis identisch. Die eigene Wahrnehmung ist die gleiche, und die Verarbeitung gehorcht ähnlichen Schritten. Doch wer seine Tier liebt, wird sich stärker in die Pflicht nehmen. Manche sind wahre Genies im Verbergen von Schmerzen. Das gilt besonders und eingeschränkt für Dauerschmerzen. Was dahintersteckt, ist unklar. Möchte das Tier der Freudenquell bleiben, den es darstellt? Sollen unsere Gedanken, die es betreffen, ungetrübt bleiben? Möglich wäre es. Aber wir wissen es nicht.

Fest steht: Wir sollten uns nicht auf Lautäußerungen wie Winseln oder Stöhnen fixieren. Denn das Tier verrät uns mehr und viel früher durch ganz andere Verhaltensmuster. Da ist die Beobachtungsgabe gefragt.

Unübersehbar ist die echte Lahmheit. Der Vierbeiner verzichtet auf die Belastung schmerzender Körperteile. Zum Ausgleich werden die gesunden stärker eingesetzt. Es bildet sich eine Schonhaltung aus. Dabei kann durch genaue Beobachtung das Vermeiden einzelner Bewegungen erkannt werden.

Schwieriger ist es, maskierte Reaktionen auf Schmerzzustände richtig zu deuten.

 

Achten Sie auf diese Änderungen des Verhaltens:

 

Dem Hund fällt es schwer, sich zu erheben, besonders morgens.

 

Das Hinlegen erfolgt wie gebremst, behutsamer.
Er lässt sich förmlich zu Boden fallen.

 

Er springt seltener und ist weniger verspielt.

 

Er ist faul.

 

Er schläft mehr als sonst.

 

Er erscheint bedrückt, schwermütig, beinahe depressiv.

 

Er reagiert heftiger auf Störungen.

 

Er beginnt, sich zu verkriechen.

 

Die Aktivität ist generell vermindert. Ein bewegungsfreundliches Tier wird jetzt kürzere Strecken zurücklegen. Es bewegt sich langsamer und anders – mit weniger Laufen und Springen. Es sucht auffällig die Nähe.

Aber Vorsicht! Es gibt auch Verhaltensänderungen in eine ganz andere Richtung. Manche Tiere werden ungewohnt aktiv. Heftige Schmerzen lassen sie nicht zur Ruhe kommen.

Wichtige Ansatzpunkte kann ein auffälliges, verändertes Verhalten bei Nacht liefern. Ist die Schlafphilosophie seltsam? Bettet der Hund sich mehrmals um? Wandert er? Eine solche Beschreibung wird den Tier-Chiropraktor beunruhigen. Diese Symptome deuten auf ein hochgradiges Schmerzgeschehen hin. Vor lauter Leiden weiß er womöglich nicht, wo und wie er liegen soll. Warten Sie nicht ab, bis er eindeutige, verräterische Lautäußerungen abgibt. Es kann zu einem Stöhnen, Winseln, Wimmern kommen – es muss aber nicht. Das Gleiche gilt für das Lecken, für das Nagen, für das Kratzen an immer wieder den selben Körperstellen.

Vermutlich merken Sie auch Verhaltensänderungen gegenüber Artgenossen oder beim Kontakt mit Ihnen. Der Tier-Chiropraktor wird wissen wollen: Zeigt es, dass es alleingelassen und nicht gestört werden will? Verkriecht es sich? Wie reagiert es auf eine bevorstehende Berührung durch Sie? Weicht es vorsorglich instinktiv aus?

Jetzt kann ein Berühren eine unbekannte Reaktion hervorrufen – Aggression. Frauchen oder Herrchen werden abgewehrt. Das Tier beunruhigt oder nervt durch unübliche Laute. Auch erregtes Fiepen, sonst eher ungewöhnlich, wird eingesetzt. In die selbe Kategorie fällt Winseln. Kurz: Ein stilles Tier wird laut, geschwätzig – und umgekehrt.