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Manfred Basedow

Tommys Wundersame Träume

Tommys acht Träume in einem Buch


Ich bedanke mich recht herzlich für die großzügige Unterstützung des Rostocker Zoos, die mir ermöglichten, das Darwineum zu Recherchezwecken zu besichtigen und Informationen für das Buch zu sammeln. Das war für die Geschichte Nummer 7, mit dem Titel: "Tommys Begegnung mit dem Silberrücken Assumbo". Vielen Dank dafür Manfred Basedow


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Tommy als Schiffsjunge auf der „Bunten Kuh“

Im schönen Ostseebad Warnemünde machte Tommy mit seiner Familie Urlaub. Sonst lebten sie in Stuttgart, der Hauptstadt des Bundeslandes Baden-Württemberg.

 

 Aber nun wollte sich die Familie vom beruflichen Stress erholen und ging am ersten Tag vor einem großen weißen Hotel an den Strand. Wie herrlich war der Anblick, der sich ihnen bot. Die blauen Weiten der Ostsee und ein über 150 m breiter weißer Strand mit feinstem Sand.

 

Im Osten sahen sie direkt die Westmole mit der Aussichtsplattform und die Hafeneinfahrt. Gerade lief eine Fähre der Scandlines Reederei den Rostocker Überseehafen an. Sie war mehrmals täglich zwischen Gedser in Dänemark und Rostock unterwegs, wie eine schwimmende Brücke.

 

Hinter der Hafeneinfahrt und der Ostmole, begann die Hohe Düne mit dem Reichpietschufer und ein ebenfalls sehr schöner weißer sehr flacher Strandabschnitt, der bis hinter Markgrafenheide reichte. Erst kurz vor dem Ostseebad Graal-Müritz ging die Landschaft in eine Steilküste über.

 

Westwärts sah die Familie eine weit gezogene Bucht. Direkt hinter den letzten Häusern von Warnemünde begann die Steilküste Stolteraa, die unter Naturschutz stand. Auch dort war der Strand für eine Steilküste ungewöhnlich breit, mit viel weißem Sand.

 

Tommys Familie mietete sich einen Strandkorb gleich für die Zeit, die sie in Warnemünde bleiben wollten. Tommy ging schon in die zweite Klasse und war sehr stolz, lesen zu können. So las er in einer Broschüre, dass der erste Strandkorb von einem Rostocker Korbmacher erfunden wurde. Rasch verbreitete sich diese Erfindung entlang der ganzen Ostseeküste und später auch der Nordseeküste.

 

Nachdem sich die Familie umgezogen hatte, ließen sie den Strandkorb vom Vermieter so drehen, dass sie sich schön sonnen konnten. Tommy und seine etwas größere Schwester Mandy breiteten ihre Strandtücher im warmen Sand aus und legten sich neben ihre Eltern ebenfalls in die Sonne. Sie fühlten sich richtig wohl, denn an diesem Tag wehte kaum ein Lüftchen. Nicht eine Wolke war am strahlend blauen Himmel zu sehen.

 

Nach kurzer Zeit befand sich Tommy nicht mehr mit seiner Familie am Strand, sondern er war plötzlich Moses (maritime Bezeichnung für Schiffsjunge) auf dem Piratenschiff „Bunte Kuh“.

 

Piratenkapitän Klaus Störtebeker hatte ihn an Bord genommen, weil der Junge so neugierig, um sein stolzes Piratenschiff schlich. „Moses Tommy! Bring mir den Met und die Schweinekeule! Ich habe Hunger!“ Tommy wusste genau, dass Kapitän Klaus Störtebeker keine Widerrede duldete und eilte in die Kombüse, um den Met und die Schweinekeule vom Smutje Heiner in Empfang zu nehmen.

 

Moses Tommy sagte zum Smutje: „Smutje beeil dich! Bring mir den Met und die Schweinekeule für den Kapitän!“ Der Smutje entgegnete: „Na Moses, riskierst ja eine ganz schön dicke Lippe.“ Doch der konterte ganz lässig: „Ich kenne nur den Hunger des Captains. Der wartet nicht gern auf seine Mahlzeit. Wenn ich ihm ausrichte, dass du dich nicht beeilst, schickt er dich schnell zum Kielholen.“ „Nun gut, hier hast die Mahlzeit für den Captain.“

 

 Moses Tommy beeilte sich, um den Met und die Schweinekeule zum Captain zu bringen. Denn seinen Zorn hatten schon viele Matrosen und Schiffsjungen ertragen müssen, wenn etwas nicht nach seinem Willen lief. Schließlich hatte er die Befehlsgewalt über die „Bunte Kuh“.

 

 Zum Glück schaffte Schiffsjunge Tommy den Becher mit Met und die Schweinekeule unversehrt zum Kapitän Klaus Störtebeker zu bringen. Der freute sich, dass alles so schnell gegangen war und sagte freundlich: „Na Moses, du bist seit langem der beste Schiffsjunge, der mir jeweils zu Diensten war. Hier, iss ein Stück damit du zu Kräften kommst. Auf einem Piratenschiff muss jeder mit voller Kraft anpacken, sonst bekommt man schlecht so ein großes Schiff, wie die „Bunte Kuh“ in den Griff.“

 

 Damit schnitt er ein großes Stück Fleisch aus der Schweinekeule und legte es Moses auf einen Holzteller, den der Captain extra für ihn hingestellt hatte. Tommy wollte gerade ein Tischgebet loswerden, da sprach der Captain: „Der da oben, gibt uns Piraten nie seinen Segen. Du kannst also getrost deine Gebete still für dich behalten.“ Dann lachte der Kapitän so laut, dass sich alle Piraten anstecken ließen und laut mit lachten.

 

Die „Bunte Kuh“ musste in einer geheimen Mission die dänische Seeblockade durchbrechen, um die deutschen Ostseehäfen mit Lebensmitteln zu versorgen.

 

An diesem Tag war es auf dem Meer sehr neblig. Man konnte aus 3 m Abstand sein Gegenüber nicht mehr sehen. Plötzlich rief der Matrose, der oben im Kuckucksnest saß, wie der Ausguck von den Seeleuten aus Spaß bezeichnet wurde: „Captain, Backbord sehe ich das schwache Licht einer Bordlaterne. Das muss ein dänisches Blockadeschiff sein. Sie haben uns noch nicht entdeckt.“

 

Sofort eilte Klaus Störtebeker auf das Kommandodeck neben dem Steuermann und sah mit seinem Fernrohr nach links, denn auf einem Schiff war die linke Seite immer die Backbordseite und die Rechte die Steuerbordseite, weil das Steuerrad auf einem Schiff immer auf der rechten Seite montiert wurde.

 

Dann gab er folgenden Befehl: „Wir dürfen uns mit unserer kostbaren Fracht auf keinen Kampf einlassen. Sonst würden unsere Ostseehäfen keine Lebensmittel für ihre Bevölkerung erhalten. Deshalb müssen wir unsere Positionslichter löschen, damit uns keine dänischen Schiffe ausmachen können.

 

Unsere wirksamste Waffe ist der dichte Nebel. Den müssen wir ausnutzen, um unerkannt die Blockade zu durchbrechen.“ Ein Pirat musste vorn am Bug stehen und das Meer vor sich beobachten, während der Pirat im Kuckucksnest mit seinem Fernrohr alles beachtete, was rund um das Schiff los war.

 

Klaus Störtebeker ließ die meisten Segel einholen, denn je mehr ein Schiff davon aufzog, desto auffälliger wurde es, weil die ja hell waren. Das war nämlich die Spezialität der Vitalienbrüder, sich so nah wie möglich an einem feindlichen Schiff vorbei zu schummeln, ohne sie auf sich aufmerksam zu machen. Aber so konnten sie sich sicher sein, die Blockade sicher durchbrochen zu haben.

 

Denn zwischen jedem dänischen Kriegsschiff im Blockadering bestand ein Abstand aus mehreren Seemeilen. Auch, wenn die Ostsee kein Ozean war, reichte ihre Größe aus, dass es unmöglich war, eine lückenlose Barriere zu gewährleisten.