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Nr. 75

 

Der Tod der Lumenia

 

von W. K. Giesa

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde.

Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und mit Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten.

Schließlich gelangte Mythor-Honga mit seinen neuen Gefährten auf die Insel Gavanque, wo er im Kreis der Hexen eine Schlüsselrolle spielte und Entscheidendes über Fronja, die Tochter des Kometen, erfuhr, der seine Suche gilt.

Inzwischen hat Mythor die Stätte des Hexenkriegs längst hinter sich gelassen. Zusammen mit seinen Gefährten reist er mit der Schwimmenden Stadt Hanquon, die nichts anderes als eine riesige Lumenia, eine Lichtblume, ist, nach Süden. Niemand in Hanquon ahnt, wie nahe der Tod ist – DER TOD DER LUMENIA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen auf Hanquon, der Schwimmenden Stadt.

Scida, Gerrek und Kalisse – Mythors Begleiter.

Salmei – Erste Bürgerin von Hanquon.

Lissanta – Sie lebt für ihre Rache.

Tertish, Gudun und Gorma – Amazonen der Burra.

Prolog

 

Im Zeichen ihres Mondes segelte die Zaubermutter Zirri gen Süden. Sie segelte zum Hexenstern, die Unentschlossene im Streit der Zaubermütter, um die Gefahr zu bannen, die von der Ersten Frau Fronja ausging.

Denn ein Schatten lag über der Ersten Frau Vangas, der Tochter des Kometen, und die Gefahr war so groß, dass die Zaubermutter Zaem nur einen Ausweg sah: Fronjas Tod.

Mit Schrecken vernahmen es die anderen, und sie vergaßen ihren Widerstreit. Der Schrecken erfüllte sie, denn was war eine Welt ohne Fronja?

Und doch muss sie sterben! So forderte es Zaem, Gebieterin des Schwertes.

Und sie gingen in sich, die Zaubermütter, und berieten untereinander, was zu tun war. Lasset sie nicht sterben!, verlangte Zahda. Es gibt Wege, sie zu retten. Und es gibt Wege, zu verhindern, dass Zaems Wille geschieht, dachte sie bei sich.

Und Zahda setzte alle Mittel ein, die ihr zur Verfügung standen, es zu verhindern. Ihre Helfer machten sich auf den Weg zum Hexenstern, doch Zaem blieb unbeirrbar.

Und doch muss sie sterben! So forderte es Zaem.

Wiederum stritten sie, die Zaubermütter, ob Fronja sterben solle, um die Gefahr zu bannen, die von ihr und dem Schatten gegen Vanga ausging. Da sah Zirri, Gebieterin der Flamme, einen Weg.

Sie konnte die Gefahr bannen, und sie brach auf, es zu tun. Vielleicht nicht für immer, so doch für einige Zeit würde die Gefahr von Vanga abgewandt werden. Dies war die Hilfe, die Zirri bringen wollte.

Im Zeichen ihres Mondes segelte die Zaubermutter Zirri gen Süden. Sie segelte zum Hexenstern, zu bannen die Gefahr.

(Aus den Geheimen Gesängen der Zaubermütter von Vanga)

1.

 

Der dunkelhaarige Mann mit den hellen Augen ging langsam und mit hängenden Schultern. Sein Mantel umhüllte seine hochgewachsene, kräftige Gestalt, und der Kopf war leicht gesenkt.

Drei Masken trug er bei sich. Langsam stieg er durch die Wildgärten des Vulkans hinab zum kleinen Hafen der Insel Ascilaia, und es war ihm, als habe er eine Schlacht verloren. Zu viel hatte er in zu kurzer Zeit gesehen, und zu wenig davon wusste er zu deuten.

Die Nebelschleier waren verschwunden, wie auch der Regenbogen verschwunden war, und mit ihm die Zaubermutter, die Hermexe und der Aase. Nur Lankohrs Maske war zurückgeblieben, und Mythor nahm sie mit zurück nach Hanquon.

Langsam kehrten seine Gedanken in geordnete Bahnen zurück. Er versuchte sie in die richtige Reihenfolge zu bringen und sich die letzten Ereignisse in Erinnerung zu rufen, während er den Hang des vor langer Zeit von Hexen zum Erlöschen gebrachten und versiegelten Vulkans hinabschritt.

Sie – Mythor, Scida, Gerrek, Lankohr und ihr »Begleitschutz«, der aus der Amazone Kalisse und vier ihrer Kriegerinnen und der Hexe Noraele bestand – hatten Gavanque verlassen. Ihr Ziel war der im Süden Vangas liegende Hexenstern. Dort befand sich Fronja, und dort befand sich die tödliche Gefahr, die die Tochter des Kometen bedrohte, denn deutlich genug hatte Zaem, die Zaubermutter, zu verstehen gegeben, dass sie nur Fronjas Tod als Rettung Vangas ansah.

Das aber durfte nicht geschehen.

Nicht allein, weil Fronja die Erste Frau Vangas war, das große Vorbild aller Frauen der Südwelt. Sondern zum großen Teil auch deshalb, weil Mythor ... sie liebte!

Seit jenem Augenblick vor vielen Monden und noch mehr Abenteuern, da sein Freund Nottr ihm jenes Pergament schenkte, das Fronjas Abbild trug, war alles in ihm für diese junge Frau entflammt. Von Angesicht hatte er sie nie gesehen und wusste doch, dass sie und er füreinander bestimmt waren.

Seit jenem Moment gab es in der ganzen Welt keine andere Frau mehr, der er seine Liebe schenken konnte. Es gab nur noch Fronja.

Und deshalb zog es ihn nach Süden. Er musste sie finden, musste ihr helfen, und er würde, wenn es nötig war, gegen die ganze Welt kämpfen.

Um unangefochten zum Hexenstern zu kommen, hatten sie die Schwimmende Stadt Hanquon betreten, eine gewaltige Blume von enormen Abmessungen. Und doch waren sie verfolgt worden. Niez, eine Hexe der Zaubermutter Zaem, entsandte ihre Häscherinnen auf die Lichtblume.

Dort selbst schützte jeden das Oberste Gesetz. Es gab keinen Kampf und keine tätlichen Auseinandersetzungen, Streitigkeiten mussten aufgeschoben werden, bis die Betreffende die Lumenia, die Lichtblume, wieder verließ.

Und sie erblühte in ihrer herrlichsten Pracht. Elf große Blütezeiten hatte sie schon hinter sich, und obgleich es ältere und größere Lumeniae gab als Hanquon, kamen die anderen ihr darin nicht gleich. Nun blühte sie zum zwölften Mal, und niemand wusste, wie oft es noch geschehen würde, aber jede Blütenzeit wurde von einem tagelangen Fest begleitet.

Das Fest der Masken ..., und ihm hatten die Reisenden sich ebenso unterzuordnen wie den anderen Vorschriften. Sie trugen Masken, auf magische Weise gefertigt, und niemand durfte wissen, wer sich hinter welcher Maske verbarg. Und doch hatten die Häscherinnen es erfahren.

Durch die eigene Dummheit von Mythor und seinen Gefährten. Sie waren belauscht worden, als sie sich absprachen.

Und Masken wurden vertauscht.

Jene, die in der Maske Scidas mit Mythor an Land gegangen war, war nicht Scida gewesen, sondern eine der gegnerischen Amazonen, und Mythor hatte sie niedergeschlagen und zurückgelassen. Mochte sie weiterhin zusehen, was geschah.

Und nun war Lankohr verschwunden. Zirri, die Zaubermutter, war mit ihm davongeflogen in ihrem gewaltigen Luftschiff, und sie hatte eine Hermexe mit sich genommen. Ein magisches Gefäß, über das nur Lankohr näheres gewusst hatte – aber auch nicht, wozu diese Hermexe bestimmt war.

Vielleicht erfuhr er es jetzt, aber für Mythor und die anderen war es zu spät.

Er kehrte nach Hanquon zurück. Die Lumenia lag vor der Kaimauer des kleinen Hafens von Ascilaia. Groß brauchte er nicht zu sein, denn es gab nur eines auf der Vulkaninsel: die Hexenschule. Eine der berühmtesten und die, aus der auch Zambe hervorgegangen war, die in der Kette von Mythors Abenteuern eine große Rolle gespielt hatte und vielleicht immer noch spielte.

Endlich hielt er inne. Unten am Kai und auf den Badestegen befanden sich gut hundert der Hexenschülerinnen und bestaunten und bejubelten die blühende Lumenia. Allein die Größe dieser bewohnten Wasserpflanze war für sich schon phantastisch genug, noch phantastischer indes war die Farbenpracht und die Form und Größe der Blüte an ihrer Spitze und die Abertausende von Blüten, die sich über ihre elf »Stockwerke« ergossen. Und bunt und bizarr dir Masken ihrer Bewohnerinnen, die das Fest feierten und die Blume verehrten.

Ihr Anblick erinnerten Mythor daran, dass auch er sich den Gebräuchen zu unterwerfen hatte, wenn er auf die Blume zurückkehrte. Er musste sich wieder maskieren. Langsam, fast schwerfällig, ließ er die zusammengerollten Masken fallen, die den Kopf völlig umschlossen und irgendwie auch die Illusion hervorriefen, der gesamte Körper sei dem Kopf zupassend maskiert. So hatte Gerrek, der Beuteldrache, das Aussehen des grausigen Ungeheuers Yacub angenommen, dieser vierarmigen Bestie, die irgendwohin verschwunden war, so war die Amazone Kalisse zum Albtraumritter Coerl O'Marn geworden, so hatte Lankohr wie ein Siebenläufer ausgesehen und Scida wie Fronja, die Tochter des Kometen. Bitter starrte Mythor auf die Fronja-Maske hinab, die sich vor seinen Füßen ausrollte.

Was mochte aus Scida geworden sein, der man die Maske geraubt hatte? War sie getötet worden?

Der Gorganer ballte die Fäuste. Zwei der vier Häscherinnen waren ausgeschaltet. Nucrilia, die Anführerin, war in der Inselstadt Colonge gefallen, und die andere, die Scidas Maske an sich gebracht hatte, lag besinnungslos zwischen den Sträuchern des Wildgartens. Bis sie erwachte, würde Hanquon längst abgelegt haben, und wenn nicht – Mythor kannte jetzt ihr Gesicht, wusste, wer sie war. Nur noch die beiden anderen, die sich unerkannt in Hanquon verbargen, waren eine Gefahr.

Mythor hob seine eigene Maske auf und stülpte sie über. Er sah jetzt aus wie Odam, der Prinz der Düsternis. Eine hagere Gestalt, Kopf und Hände von Staubschlacke bewachsen.

Er nahm die beiden anderen Masken wieder auf, barg sie unter seinem Mantel, der den geflügelten Löwen zeigte, das Wappen der Walangei, Scidas Heimat. Dann schritt er weiter dem kleinen Hafen zu. Die aufgeregten Gespräche, das Jubeln und die Ausgelassenheit der Hexenschülerinnen drang an sein Ohr. Die jungen Mädchen warfen ihm verblüffende Blicke zu, war er doch nicht so einfach gekleidet, wie es einem Mann zustand, sondern in adlige Gewänder gehüllt. Einige machten Bemerkungen, andere traten ihm in den Weg, um ihn aus der Nähe zu bestaunen.

Ein farbenprächtiges Bild unbefangener, fröhlicher Jugend. Die Mädchen waren von der blühenden Lumenia wie berauscht. Viele hatten sich zu Ehren der Lichtblume geschmückt, einige waren nur mit leuchtenden Blumen bekleidet. Und doch sprach Mythor auf ihren jugendlich-unschuldigen Reiz nicht an.

Er schritt zwischen ihnen hindurch, als seien sie Luft. Er erreichte den Steg, an dem Lankohr das Blatt vertäut hatte, mit dem sie zu dritt von Hanquon zur Insel übergesetzt hatten. Mit einer gleichgültigen Handbewegung scheuchte er zwei Mädchen aus dem Weg, löste die Vertäuung und sprang auf das große Blatt hinunter. Er griff nach der Ruderstange und stieß sich mit dem »Beiboot« der Blume ab.

Das andere Blatt, mit dem die Erste Bürgerin die Hermexe an Land und zur Zaubermutter gebracht hatte, war fort. Salmei hatte die Lumenia längst wieder erreicht.

Was verbarg sich hinter ihrem Tun? Es musste eine gewichtige Bedeutung haben. Viele Jahre mochte sie das magische Gefäß behütet haben wie einen kostbaren Schatz, und ausgerechnet hier und heute hatte sie es an eine Zaubermutter übergeben, die eigens nach Ascilaia geflogen war, um sie hier zu treffen.

Mythor hatte begonnen, sich abzugewöhnen, Zufälle als Zufälle anzusehen. Zu oft schon hatten viele unbedeutend erscheinende Mosaiksteine plötzlich ein bedeutungsvolles Bild ergeben, und meistens dann, wenn es zu spät war, etwas dagegen zu tun. Die Übergabe dieser Hermexe musste einer dieser Mosaiksteine sein, und Mythor kam an der Vorstellung vorbei, dass es etwas mit ihm zu tun hatte – wenn auch vielleicht nur im weitesten Sinn.

Und noch ein Geheimnis barg die Lumenia: das Segel der Goldenen Galeere. Fischer hatten es in der Nähe der Großen Barriere eingeholt, nicht weit von der Stelle, an der die Galeere zerschellte, die Waffen des Lichtboten mit Drudin und dem Schwarzstein versanken und nur Mythor mit dem Leben davonkam. Und auf dem Handelsweg war das Segel nach Hanquon gekommen.

Ein Segel, das das Bild eines Hexensterns zeigte, dessen zwölfte Zacke zerstört war. Ein Hexenstern, der als Monument des Lichtboten galt und der im Süden Vangas als Mythors Ziel zu finden war, aber damit bot sich der Verdacht an, dass es auch im Norden Gorgans einen teilzerstörten Hexenstern geben musste ...

Vielleicht ...

All das musste eine versteckte Bedeutung besitzen. Mythor musste diese herausfinden.

Von dem dritten Geheimnis, das sich in Hanquon verbarg, konnte er nicht einmal etwas ahnen, und doch war es das tödlichste von allen.

 

*

 

Zäh schlich die Zeit dahin. Immer wieder sah Mythor hinüber zur Vulkaninsel, ob die enttarnte Amazone wieder auftauchte, aber sein betäubender Hieb schien nachhaltige Wirkung zu zeitigen.

Von seinen Gefährten hielt er sich wohlweislich fern. Die Amazone der Niez, die Scidas Fronja-Maske getragen hatte, hatte deutlich genug zu verstehen gegeben, dass die Häscherinnen wussten, wer von den Gejagten sich hinter welcher Maske verbarg. Und wenn Scida vertauscht war – dann waren vielleicht auch andere ausgetauscht worden. So fieberte Mythor dem Abend entgegen.

Am späten Nachmittag legte die Lumenia wieder ab. Wie sie gesteuert wurde, entzog sich Mythors Kenntnis. Er hatte bislang trotz eingehender Suche keine Ruder und Steuergeräte gefunden.

Vielleicht war Magie im Spiel ...?

Als Hanquon die Vulkaninsel wieder verließ, winkten und jubelten viele Bewunderinnen hinter der Schwimmenden Stadt her, aber die von Mythor besiegte Amazone war nicht wieder zurück an Bord gekommen. Entweder war sie noch nicht wieder dazu in der Lage – oder sie traute sich nicht. Sie war erkannt worden, und dadurch würde sie vielleicht ihre beiden Gefährtinnen verraten, wenn sie mit ihnen zusammentraf. Denn es musste ihr klar sein, dass Mythor sie weiterhin beobachten würde.

Vielleicht war sie deshalb zurückgeblieben ...

Hanquon ging jetzt auf südöstlichen Kurs. Südlich der großen Insel Naudron gab es mehr als ein Dutzend kleinerer und etwas weniger kleiner Inseln, die man aufsuchen würde, um den Bewohnern das phantastische Bild der erblühten Lumenia vorzuführen, ein Anblick, der einmalig auf der Welt war.

Kuron würde die erste der Inseln sein. Mythor fragte sich, was ihn und die anderen dort erwartete. Zwei Aufenthalte hatte es bisher gegeben, und in Colonge war die erste der vier Gegnerinnen ausgeschaltet worden, auf Ascilaia die zweite. Der Gorganer grinste; wenn es in dieser Folge weiter ging, waren die Feindinnen nach zwei weiteren Inselbesuchen erledigt.

Aber vielleicht sannen sie auch auf einen Überraschungsschlag. Sie würden den Verlust ihrer zweiten Gefährtin kaum so einfach hinnehmen und sorgfältiger planen. Es hieß, auf der Hut zu sein.

Aus dem Osten kroch das samtene Tuch der Nacht mit den funkelnden Diamanten der Gestirne über das Meer und überdeckte die sich zur Nacht schließende Blütenpracht der Lumenia.

 

*

 

Als Mythor seine Unterkunft in einer aus Pflanzenmaterial erbauten Hütte in der Nähe des Pflanzenstocks betrat, zogen sich seine Nackenmuskeln leicht zusammen. Er spürte, dass da jemand war. Unwillkürlich glitt seine Hand zum Schwertgriff.

Er hatte die allabendliche Prozedur der Demaskierung hinter sich gebracht. Die Nacht unterbrach das Fest der Masken, und man konnte die künstlichen Hüllen ablegen. Die magischen Werkstätten der Maskenbildnerinnen befanden sich in den beiden untersten Stufen der riesigen Lichtblume und waren nur durch Wartekammern und eine verwirrende Zahl von Gängen zu erreichen. In der Regel verließ man die betreffende Werkstatt durch einen anderen Gang als durch den, den man bei der Ankunft benutzt hatte, und ein außenstehender Beobachter konnte sich auch nicht auf die verstreichende Zeit verlassen. Manche Masken benötigten mehr Zeit zum An- oder Ablegen, und es gab auch unterschiedliche Wartezeiten in den vor den Gängen befindlichen Hütten. Auf diese Weise wurde mit Sicherheit ausgeschlossen, dass das Maskengeheimnis verletzt wurde.

Welchen Sinn diese Maskierungen für die Dauer des hellen Tages in sich bargen, hatten weder Mythor noch einer seiner Gefährten bisher herausfinden können. Es war einfach so, und damit gut.

Ein weiteres Geheimnis, aber eines von der ungefährlichen Sorte.

Mythor blieb stehen und versuchte, das Dämmerlicht des Hütteninnern zu durchdringen. Eine Gestalt saß auf einem der bequemen Stühle in der Nähe des kleinen Fensters und bewegte sich bei seinem Eintreten nicht.

»Honga«, sagte sie leise.