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Sex frei

HAUS

Das Titelbild steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches.

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ISBN 9783798603554
0190373 0000

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Kalt und heiß

Lisa Cohen

Es war kalt. Richtig kalt. Der Thermostat außen am Fenster meines Büros zeigte minus 8 Grad an. Im Grunde gefiel mir die Kälte. Immer noch. Und damit war ich wohl die Einzige. Meine Kollegen, Freunde und Bekannten beklagten sich mittlerweile immer mehr über den langen Winter. Es war Mitte März und viele sehnten den Frühling herbei. Ich zog mich den Wetterverhältnissen entsprechend dick an und genoss den Winter. Für mich war alles besser als Regen. An diesem Freitag Nachmittag ließ ich mir Zeit. Arbeitete etwas länger und freute mich auf einen gemütlichen Abend allein daheim, wo es warm und ruhig war. Geplant hatte ich nichts. Ich hatte genügend Stress während der Woche. Ich brauchte am Wochenende Entspannung. Auf dem Weg nach Hause kaufte ich Pizza und Rotwein ein, mein Standardessen für den Freitagabend, und sah mich in Gedanken lange und ausgiebig in der Wanne und danach vor meiner Lieblingskrimiserie im Fernsehen auf dem weichen Teppich liegen und es mir gutgehen lassen.

Schon im Flur stutzte ich. Normalerweise regelte ein Thermostat automatisch die Temperatur, so dass ich nach meiner Arbeit immer in wunderbar warme vier Wände kommen konnte. Böses ahnend stellte ich die Einkaufstüten in der Küche ab und checkte den Thermostat im Wohnzimmer. Er zeigte anstatt der gewohnten 20 gerade mal sieben Grad an. Ich klopfte erst sanft und fürsorglich, dann ärgerlich und genervt auf dem kleinen Kasten herum. Natürlich passierte nichts. Bestimmt war der Regler nicht erst seit Kurzem defekt. Die gesamte Wohnung fühlte sich schon regelrecht ausgekühlt an. Es war so kalt, dass ich nicht mal meinen Mantel ausziehen wollte. Binnen Sekunden fiel mein so sehnlich erwartetes Freitagabendprogramm in sich zusammen. Ich überlegte hektisch. Es war schon fast sechs. Wie sollte ich da noch einen Handwerker organisieren können? Aber es war undenkbar, in dieser Kälte das ganze Wochenende auszuharren.

Es dauerte lange, bis ich die Nummer der Heizungsfirma gefunden hatte, die die Wohnanlage betreute. Ich erklärte die Situation möglichst dramatisch und konnte nur noch hoffen. Der Chef hatte versprochen jemanden vorbeizuschicken. „Aber es kann dauern. Sie sind nicht der einzige Notfall, wie Sie sich vorstellen können.“

Konnte ich nicht.

„In der Zwischenzeit müssen Sie sich wohl warme Gedanken machen …“ Der Typ lachte ziemlich dämlich. Mir war nicht nach Lachen zu Mute. Mir war nach Wärme.

Es war fast halb zehn, als es endlich an meiner Wohnungstür klingelte. Ich war mittlerweile schlecht gelaunt, durchgefroren und ein ganz klein wenig angetrunken. Alkohol macht ja bekanntlich innerlich warm. Wie gut, dass ich wenigstens den Wein gekauft hatte, um mir ein wenig die Kälte aus den Gliedern zu vertreiben.

Wenn ich mich schon an diesem Abend als schlecht gelaunt bezeichnen würde, möchte ich nicht wissen, was der Typ dann war, dem ich die Tür öffnete. Er beachtete mich kaum, grunzte irgendetwas Unverständliches, stellte sich nicht vor und seine ganze Haltung drückte barsche Unfreundlichkeit aus. Was schade war. Denn er gefiel mir. Trotz seines unhöflichen Verhaltens. Breitschultrig, kurze dunkle Haare und mit einem knackigen Hinterteil in einem engen Monteursanzug ausgestattet. Er schob sich mit seinem riesigen Werkzeugkoffer an mir vorbei und ich traute mich erst mal nicht etwas zu sagen, so böse war sein Blick gewesen.

„Wo ist der Thermostat?“ Ich zeigte ihm fast schüchtern den Weg und stellte mich dann in einem gewissen Sicherheitsabstand neben ihn.

Binnen Sekunden hatte er den Thermostat geprüft, auseinandergenommen und fluchte laut.

„Gibt es ein Problem?“ Warum konnte ich nie meinen Mund halten …

Jetzt sah er mich zum ersten Mal richtig an. Seine Augen wanderten herablassend an mir herab und blieben einen Moment lang an meinen Brüsten hängen. Zum ersten Mal spürte ich ein Anzeichen von Interesse bei ihm. Blut schoss in meine Nippel.

„Wenn es kein Problem gäbe, wäre ich wohl nicht hier!“ Sein Gesicht verzog sich zu einer spöttischen Grimasse. „Um 22 Uhr an einem Freitagabend.“

Ich fühlte mich ungerecht behandelt und reagierte entsprechend patzig: „Meinen Sie etwa mir würde das Spaß machen, hier seit Stunden in der kalten Wohnung auf Sie zu warten? Meinen Sie auch ich hätte nichts Besseres zu tun? An einem Freitagabend um 22 Uhr?“, musste ich dann doch noch anhängen. Ich ließ mich nicht dumm von der Seite anmachen.

Doch er konnte es nicht lassen. „Sie haben nicht vielleicht unsachgemäß den Thermostat bedient oder ihn unsanft behandelt?“

Seine Frage empörte mich richtig. „Natürlich nicht. Würden Sie das einen Mann auch fragen?“

Unvermittelt fing er an zu lachen. „Sie sehen wirklich süß aus, wenn Sie wütend sind!“

Das Eis zwischen uns war gebrochen. Er erklärte mir, dass er schon die ganze Woche nie vor Mitternacht zu Hause war, weil es so viele ausgefallene Heizungen und frierende Bewohner gab. Er war einfach auch mal genervt. Ich bot ihm spontan ein Glas Wein an und öffnete schon mal die zweite Flasche. Mir war danach. Während er fast zärtlich an den winzigen Einzelteilen des Thermostats herumfummelte, beobachtete ich ihn genau. Seine kräftigen Finger hatten es bestimmt in sich. Sein weicher Mund sah aus, als wenn er küssen konnte. Das markante Kinn versprach Durchsetzungsvermögen. Aber vor allem gefiel es mir, dass sich die Arbeitshose über seinem Geschlechtsteil spannte, ohne dass es wahrscheinlich erregt war. Ich stellte mir vor, wie er seine Hosen für mich herunterließ und ich es erst mal optisch und dann vielleicht auch physisch genießen durfte. Er ertappte meinen Blick. Ich errötete heftig und sah an ihm vorbei. „Einen Penny für Ihre Gedanken …“

„Noch etwas Wein?“ Ich sollte es bei einem Glas belassen. Aber es schmeckte so gut. „Als Belohnung, wenn Sie es wieder warm haben?“ Es war immer noch kalt in meiner Wohnung. Seine Nähe hatte mir für kurze Zeit eingeheizt. „Alles, was Sie wollen …“, rutschte mir heraus. Ich hatte jetzt schon zu viel getrunken. Dann sage ich, was ich lieber nicht sagen soll, und tue, was ich lieber nicht tun soll.

„Was machen Sie, wenn ich Sie beim Wort nehme?“ Er wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich wieder seiner Arbeit zu. Und ich hoffte frierend, dass es ganz schnell wieder warm werden würde …

Und dann war er endlich fertig mit dem dummen Thermostat und ich konnte fühlen, wie es sich erstaunlich rasch erwärmte um mich herum und in mir drin. Denn er sah mich an mit einem Blick, den ich hoffte richtig zu deuten. „Was ist mit meiner Belohnung?“

Ich goss sein Weinglas noch mal voll. Auch wenn ich wusste, dass er das wohl nicht gemeint hatte.

„Ich mag dankbare Frauen …“ Ob er schon für viele frierende Frauen der Held gewesen war, dem sie nur zu gerne auf erotische Weise gedankt hatten? Und bevor ich nachdachte, kniete ich vor ihm nieder und fing an seine Hose aufzuknöpfen. Ich wagte nicht zu ihm aufzuschauen. Was, wenn ich ihn falsch verstanden hatte? Aber die Verlockung war zu groß, seine Männlichkeit zu entblößen. Mich an ihr zu ergötzen und ihn glücklich zu machen …

Mein Held seufzte ungehemmt, als ich das schöne Liebesobjekt aus seiner Hose holte, um es zart zu liebkosen. Meine Fingerspitzen strichen sanft über die edel geformte Kuppe. Mein Fingernagel stimulierte zärtlich den schmalen Schlitz darauf. Fest umschloss ich seinen Schaft mit der anderen Hand und öffnete weit meinen Mund. Was für eine prachtvolle Erektion. Ich massierte sie ausgiebig und fast andächtig. Vor meinen Augen tauchten ein paar der schönsten Männlichkeiten auf, die ich bis jetzt hatte erobern dürfen. Dieses hier war eines der besonders gelungenen Exemplare. Gerade geformt mit einer leichten Krümmung im oberen Bereich, um tief in mir dort anzukommen, wo ich am sensibelsten war.

In meinem Slip sammelte sich stetig mehr Feuchtigkeit, von lüsterner Gier erzeugt. Sein Fuß strich an meinen Schenkeln lang bis hoch in meinen Schritt. Bewegte sich dort leicht nach vorne und wieder zurück nach hinten und ich wünschte, ich wäre längst nackt. Ich zog seinen Schuh aus und presste mich auf seinen Fuß, während ich sein Glied weiter unablässig verwöhnte. Lautstarkes Seufzen und schneller Atem bestätigten mich. Ich knetete die prallen Hoden unablässig im Takt meiner Zunge. Meine Geilheit war nur noch schwer im Zaum zu halten. So sehr mir dieses heilige Stück des Mannes auch gefiel. Ich wollte den ganzen Mann!

Immer, wenn ich das Gefühl hatte, dieser kräftig pulsierende Stab in meinem Mund könnte explodieren, zögerte ich mit meinen Liebkosungen und ignorierte das enttäuschte Stöhnen meines Helden. „Nicht aufhören. Mach weiter …“ Doch ich wollte mehr.

„Schlaf mit mir!“

Er sah mich an mit verklärtem Blick und lächelte. Dann endlich zog er mich hoch, packte mich und schob mich ins angrenzende Wohnzimmer auf den weichen Teppich. Im Nu hatte er mich aus meiner Hose und dem klammen Slip befreit, meinen Pullover hochgezogen und meinen BH herunter. Nackt und wehrlos lag ich vor ihm und genauso wollte ich es. Sein Körper war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Kompakt und kräftig. Ein Mann zum Anfassen, der anfassen konnte.

Unsere Lippen prallten aufeinander, als er die Türen zu meiner Lust aufschloss und sich schnell und unnachgiebig in mich schob. Ich spreizte weit meine Beine und ließ mich zurücksinken, ihn mit mir ziehend.

Er sollte ganz tief in mich gleiten, bis es nicht mehr weiter ging. Seine Bewegungen wurden schneller. Unsere Hüften pressten sich aufeinander. Seine Brustwarzen rieben sich heftig an meinen, bis es brannte und die dort erzeugte Wärme sich über meine Brüste und den Bauch bis zwischen die Schenkel ausbreitete. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend war ich froh, dass meine Heizung ausgefallen war. Ich schrie meine Lust heraus, während er mit mir schlief, und krallte meine Fingernägel unbarmherzig in seinen Rücken. Es musste ihm wehtun, doch es kümmerte ihn nicht. „Ja, ja, ja …“ Mein Orgasmus kam schneller als seiner, doch er dauerte lange genug, dass wir auf der Höhe unserer Lust wieder zusammentrafen, eins wurden und miteinander verschmolzen. Die Heftigkeit unserer Ekstase versetzte mich in Erstaunen. Oft genug hatte mich der erste Liebesakt mit einem Mann nicht gleich völlig befriedigen können. Meist dauert es eine Weile, bis zwei fremde Körper im völligen sexuellen Einklang miteinander harmonieren können. Aber dies hier war von der ersten bis zur letzten Berührung berauschender Sex!

Der Geruch von Schweiß und Liebessaft verbreitete sich um uns herum und die Hitze flutete durch meinen Körper.

Wir sahen uns an und lächelten im besten sexuellen Einverständnis. Wir hatten Appetit auf mehr bekommen. „Übrigens, ich heiße Mark. Und du?“ Auch unser Lachen passte zusammen.

Ich schaffte es irgendwie unauffällig, mich in die Bauchposition zu robben, und hob Mark ganz einfach meinen Hintern entgegen. Er packte ihn und öffnete mich bald erneut mit seinem wunderbaren Glied, das noch überhaupt nicht müde war. Er schob mich über den Teppich, in den ich mich krallte, als die Spitze seines Gliedes ganz weit in mir drin meinen ganzen Körper in Aufruhr brachte. Seine Männlichkeit wusste, wie sie sich zu benehmen hatte. In jeder Position. Und wurde überhaupt nicht müde in dieser Nacht. So ritten wir durch die nächsten Stunden, bis es früher Morgen war und nichts mehr möglich …

Ich habe Marks Telefonnummer bekommen und darf ihn immer dann anrufen, wenn mir kalt ist …

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Der Klassenlehrer

Daniela Birkenring

Als Anja ihre Augen aufschlug, war sie verwundert über die Helligkeit, die das Zimmer beherrschte. Es war Samstag und ein Blick auf den Wecker sagte ihr, dass es erst sieben war. Nachdem sie sich gestreckt und gerekelt hatte, griff sie nach ihrem Bademantel und schlüpfte aus dem Bett. Sie schlief grundsätzlich nackt, weil das bequemer war. Sie verhedderte sie sich nicht im Stoff eines Nachthemds, kein Höschen klemmte sich zwischen ihren Beinen fest, es war einfach bequemer, sich nackt unter die Decke zu kuscheln.

In den weichen Stoff des Bademantels gehüllt trat sie ans Fenster und sah, was die ungewohnte Helligkeit verursacht hatte. Draußen lag Schnee. Der erste Schnee des Jahres und es schneite immer weiter. Dicke, flauschig aussehende Flocken fielen vom Himmel. „Wunderschön!“, flüsterte sie. Dann öffnete sie die Balkontür. Die Luft war nicht so eisig, wie sie erwartet hatte, sondern von einer Kühle, die ihre schlafwarme Haut so sanft berührte wie die Schneeflocken, die unablässig dicht vor ihr herunterschwebten.

Anja streckte die Hand aus und fing ein paar Flocken auf. Die Berührungen waren wie von winzigen eisigen Streichelfingern, ganz zärtlich und leicht und viel zu schnell vorüber. Sie sah zu, wie die Flocken tauten, und wischte die Hand an ihrem Bademantel ab. Vom Himmel tanzten immer neue Flocken, es war, als würde Frau Holle die Betten einer ganzen Fußballmannschaft ausschütteln. Die Wiese vorm Haus war schon vollständig bedeckt, die Zaunpfosten hatten weiße Mützen auf und von den parkenden Autos war die Farbe nicht mehr zu erkennen. Doch, eins war sauber und rot, das war sicherlich eben erst abgestellt worden. Anja ließ ihren Blick darauf ruhen und sah durch den Flockenvorhang, wie sich die Fahrertür öffnete und ein Mann ausstieg. So früh schon unterwegs. Ob er von der Nachtschicht kam? Oder von einer Party, die bis in die frühen Morgenstunden gedauert hatte? Oder von seiner Freundin, die jetzt vielleicht zur Arbeit musste?

Anja schaute verträumt die Spuren an, die der Mann im Schnee hinterließ, als er zum gegenüberliegenden Hauseingang ging. Der Schnee schien schon recht tief zu sein. Wie viel heute wohl noch fallen würde? Sie streckte sich und gähnte. Jetzt war der Mann stehen geblieben und schaute nach oben. Warum er wohl schaute? Und wohin?

Plötzlich erschrak Anja, denn sie erkannte, dass der Mann sie ansah, wie sie mit dem weiten, sich bei ihrem Räkeln schon halb geöffneten Bademantel praktisch nackt auf dem Balkon stand. Sie zog den Frotteestoff wieder um sich und floh in ihr Schlafzimmer zurück.

Vorsichtig lugte sie durch einen Gardinenspalt und sah den Mann im Hauseingang verschwinden. Wer er wohl war? Sie hatte ihn bisher noch nie gesehen. Und was er jetzt über sie dachte? Hoffentlich begegnete sie ihm nicht so schnell wieder.

Auch als sie unter der Dusche stand, dachte sie noch über den Unbekannten nach. Viel war von ihm nicht zu sehen gewesen im Flockenwirbel. Ein schwerer langer Mantel hatte seine Gestalt verhüllt, aber dass er groß war, hatte sie erkennen können. Und er wirkte eher schlank als dick. Wie alt er wohl sein mochte?

Anja genoss das heiße Duschwasser auf ihrer Haut, die auf dem Balkon ganz schön abgekühlt war. Als sie sich mit dem duftenden Duschgel einrieb, stellte sie sich vor, es wären die Hände des Unbekannten, die sie mit streichelnden Bewegungen berührten. Den Hals, die Arme … An den Innenseiten der Unterarme hatte sie erogene Zonen. Die spürte sie nur, wenn ein Mann sie berührte. Viel zu lange hatte dies keiner mehr getan. Sie war jetzt 37 Jahre alt und lebte seit fünf Jahren mit ihrem Sohn allein. Natürlich hatte sie hin und wieder Affären, aber es hatte sich nichts Dauerhaftes entwickelt.

Einmal hatte sie sogar einen One-Night-Stand gehabt, nach der Disko. Sie hatte mit ihrem Tanzpartner geflirtet, an der Bar ein paar Cocktails getrunken und dann waren sie mit dem Taxi zu ihm gefahren. Harald hieß er, erinnerte sie sich dunkel. Er hatte sie in sein Appartement geführt, viele Kerzen angezündet und eine Flasche Sekt geöffnet. Sie schüttete zwei Gläser davon zu den Cocktails, die bereits in ihrem Blut kreisten, und strippte zum Scherzo aus Beethovens zweiter Sinfonie. Ganz langsam wiegte sie sich in den Hüften und knöpfte ihre Bluse auf. Als er ihr zu Hilfe kommen wollte, schubste sie ihn auf die Couch zurück. Dann ließ sie die Bluse von den Schultern gleiten und tanzte in schwarzem Glitzer-BH und Jeans eine Weile um ihn herum. Er trank noch ein Glas Sekt und wollte ihr aus der Jeans helfen. Doch sie wehrte ihn wieder ab und schlängelte sich selbst aus der Hose. Dann stand sie vor ihm in schwarzem Stringtanga und BH, trat auf ihn zu, kniete nieder und öffnete ihm den Reißverschluss. Was ihr da entgegensprang, war erwartungsgemäß nicht von schlechten Eltern. Sie verwöhnte Harald mit einer Fellatio, die ihn laut stöhnen ließ. Immer wieder versuchte er die Initiative zu ergreifen und sie zu berühren, ihre Brüste aus dem BH zu heben, ihr den Tanga auszuziehen. Doch sie wich aus, entzog sich seinen Händen, so dass die einzige Berührung zwischen ihnen an seinem Penis war, und saugte und massierte ihn immer intensiver mit ihren Lippen und der Zunge, bis er sich hilflos zurücklehnte und ganz seinem Orgasmus hingab.

Später stieg er dann schnell aus seinen Kleidern, öffnete ihr genießerisch den BH und liebkoste ihre Brüste. Deren Spitzen waren vor Erregung so prall geworden, dass sie das Gefühl hatte, sie würden bei seinen innigen Küssen explodieren. Dann legte er sie mit dem Rücken auf die samtige Couch und glitt von ihren Brüsten küssend nach unten, über die Rundung ihres Bauches hinweg zu ihren Hüftknochen, von denen er dann mit intensivem Kitzeln seiner Zunge zum Venushügel vordrang. Hier störte noch der Slip. Den zog er ihr schnell aus und bei seiner Aufwärtsbewegung von ihren Füßen drückte er ihre Schenkel mit beiden Händen kräftig auseinander und nahm ihre Offenheit mit Händen und Mund in Besitz, bis jetzt sie an der Reihe war zu stöhnen und sich aufzubäumen. Er ließ sie nicht lange warten, sondern griff hinüber zum Couchtisch, streifte ein Kondom über und fuhr in sie hinein. Die Stöße waren kräftig und in einem schnellen Rhythmus, der sie recht bald zu einem Höhepunkt führte. Kurz danach kam auch er und sie schliefen nebeneinander liegend ein. Als sie erwacht war, hatte sie sich leise angezogen, von seinem Telefon aus ein Taxi bestellt und die Wohnung verlassen.

Anja drehte die Dusche ab und stellte fest, dass das Bad voller Wasserdampf war. Gut, dass ihr Sohn das nicht sah, dem sie das Dauerduschen immer untersagte. Als sie angezogen war, trat sie noch einmal ans Fenster und sah zu dem Haus gegenüber. Es hatte zwei Etagen und damit vier Mieter pro Eingang. Hinter welchem Fenster wohl der Unbekannte wohnte? Sein Auto stand noch da und hatte inzwischen eine dünne Schneeschicht auf dem Dach. Es war ein recht großes Auto, passend zu dem großen Mann. Ob er allein lebte? Vielleicht war er gerade erst eingezogen. Das erklärte auch, dass sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Während Anja Frühstück machte, schaute sie immer wieder aus dem Fenster. Inzwischen hatte es aufgehört zu schneien. Und endlich hatte sie Glück. Der Mann kam aus seinem Hauseingang, ging zum Auto und öffnete den Kofferraum. Er trug keinen Mantel, nur eine dunkle Jeans und einen schwarzen Pullover, und so konnte sie viel besser als vorhin erkennen, dass er groß und schlank war. Seine Haare waren dunkel und schienen wuschelig zu sein, aber so deutlich konnte sie das durch die Gardine und von Weitem nicht sehen. Er hob eine große Kiste und noch etwas Längliches aus dem Kofferraum, balancierte es zwischen Knie und Arm, während er mit der anderen Hand den Kofferraum zuklappte. Dann verschwand er in seinem Hauseingang und Anja hörte hinter sich ein Zischen. Eins der Eier war geplatzt und nun kochte das Eierwasser über. Dann kam auch schon Tim mit verschlafenem Gesicht und sie setzten sich an den Frühstückstisch.

„Schön, dass du mir so früh schon Gesellschaft leistest!“

„Hmmm.“

„Was hast du denn heute vor?“

„Kommt drauf an.“

„Worauf denn?“

„Was ich noch darf.“

Anja legte ihr Messer auf die Serviette und sah Tim aufmerksam an.

„Hast du etwas angestellt?“

„Am Dienstag will Herr Hohenstein zum Elternbesuch kommen. Er will mit dir sprechen, ehe ich den Schulverweis bekomme.“

Anja war erschrocken. Sie fragte Tim aus und erfuhr allerhand von Disziplinlosigkeit und Frechheiten gegenüber den Lehrern und dass Tim mit seinem Verhalten maßlos übertrieben hatte.

„Und Herr Hohenstein ist euer neuer Klassenlehrer, ja?“

Bisher hatte Tim eine Klassenlehrerin gehabt, aber die war vor einigen Monaten schwer erkrankt. Der Neue war erst vor ein paar Wochen aus einem anderen Bundesland an die Schule versetzt worden. Anja würde sich bei dem Termin am Dienstag gewaltig ins Zeug legen müssen, um ihren kleinen großen Jungen zu retten. Nur, wie stellte sie das am besten an?

„Wie ist er denn so? Jung oder alt? Soll ich was Leckeres kochen? Ist er dick?“

„Nein, er ist dünn. Und ziemlich alt, mindestens so alt wie du.“ Tim schaute sie abschätzend an und Anja musste über die Unverschämtheit der Jugend lachen. Ein relativ junger Herr Hohenstein also, noch neu an der Schule. Sie könnte versuchen ihn mit weiblichem Charme einzuwickeln.

Am Nachmittag ging sie hinüber in den Supermarkt, um noch ein paar Lebensmittel einzukaufen. An den Tiefkühltruhen übersah sie einen Schneeklumpen auf dem Boden, der jemandem von Hose oder Schuhen gefallen sein musste, und rutschte aus. Sie fing sich noch, doch ihr Einkaufswagen rollte davon, bis ihn ein großer dunkelhaariger Mann einfing und zurückbrachte.

„Dankeschön!“, sagte sie und rieb ihr Handgelenk, das sie sich verdreht hatte.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

„Aber ja. Alles o. k.“ Anja lächelte den Mann an. Das war ja ein richtiger Kavalier. Und bekannt kam er ihr auch vor. Woher nur?

„Darf ich mich vorstellen?“ – Tatsächlich ein Kavalier! – „Ich heiße Hohenstein. Marcus Hohenstein. Ich bin neu in der Gegend.“

Jetzt hielt er ihr sogar die Hand hin. Anja schlug ein.

„Anja Schulze. Danke für die Rettung meines Wagens.“ Sie griff nach dem Wagen und der Mann ging zu seinem eigenen Einkaufswagen zurück. Als sie seinen Rücken sah, wurde ihr klar, woher sie Marcus Hohenstein kannte. Das war der Mann mit dem roten Auto, der sie halb nackt vom Balkon aus beobachtet hatte! Und dann überkam sie ein eisiger Schrecken. Hieß er etwa genauso wie Tims Lehrer? „Neu in der Gegend“ und die große Kiste aus dem Kofferraum – alles passte. Das war ihre Chance!

Anja überlegte fieberhaft. Dann lief sie ihm hinterher. „Sie sagten, Sie seien neu hier. Wenn ich Ihnen etwas helfen kann, sagen Sie es mir bitte. Ich würde mich wirklich gern revanchieren. Oder einfach nur eine gute Tat tun.“

Marcus Hohenstein lächelte sie freimütig an.

„Ein wenig Hilfe könnte ich schon gebrauchen. Können Sie mir ein Fertiggericht empfehlen, das auch einem absoluten Nichtkoch gelingt?“

„Ja, natürlich“, erwiderte Anja. „Haben Sie eine Mikrowelle?“

„Nein. Aber einen Herd.“

„Da Sie sich wohl noch öfter von Fertiggerichten ernähren werden, ehe Sie das Kochen erlernt haben, sollten Sie vielleicht eine Mikrowelle kaufen.“

Sie führte ihn kurz entschlossen in die Technikabteilung und suchte ihm ein Gerät aus. Dann legte sie ihm noch einige Fertiggerichte in den Einkaufswagen und zeigte ihm den Weg zur Kasse. Als sie selbst ihre Einkäufe bezahlt hatte, sah sie, dass er draußen auf sie wartete. Er lächelte ein wenig verlegen, was sein Gesicht sehr jung wirken ließ.

„Wenn Sie mir jetzt noch helfen, die Mikrowelle einzuweihen, wäre ich Ihnen auf ewig dankbar. Oder haben Sie etwas Wichtiges vor?“

„Nichts, das nicht warten könnte.“

Ehe er seinen Hausbesuch bei ihr machen konnte, machte sie eben erst einmal einen bei ihm. Anja folgte ihm zu seinem Haus und in seine Wohnung. Sie schlossen das Mikrowellengerät an und während das Fischgericht garte, griff Anja in ihren eigenen Einkaufskorb, kochte Reis dazu und schnitt Eisbergsalat klein. Marcus Hohenstein holte aus einer der Umzugskisten, die überall herumstanden, eine Flasche Rotwein und die einzigen Trinkgefäße, die er finden konnte: Tassen. Sie stießen an und er bot ihr das Du an.

„Meine erste Bekannte in der neuen Stadt. Das heißt, meine allererste Bekannte oder jedenfalls Wunschbekannte habe ich heute Morgen schon entdeckt. Da stand auf einem Balkon gegenüber eine wunderschöne Frau.“

Er deutete aus dem Fenster.

„Danke!“, sagte Anja und lachte.

„Warst du das etwa?“

„Ja, und es ist mir ein wenig peinlich, dass mich dort praktisch jeder so halb nackt hätte sehen können.“

„Zum Glück waren bei diesem Schneetreiben nur so verrückte Leute wie ich unterwegs.“

Sein Lächeln sah verdächtig zufrieden aus. Als das Essen fertig war, öffnete er eine zweite Flasche Rotwein. Sie aßen gemeinsam und dann zeigte er ihr den Rest der Wohnung. Im Wohnzimmer gab es außer einem Kistenstapel und ungeordnet herumstehenden Schrankteilen noch nichts zu sehen, doch das Schlafzimmer war fertig eingerichtet.