Table of Contents

Der Autor

Widmung

Die Legende vom dicken Samurai

Vorwort

Eine Entdeckung auf Umwegen

„Halt! Das ist doch ungesund!“

Hungerstoffwechsel, Myokine, Muskelgedächtnis und das egoistische Gehirn

Die drei Prinzipien

Ein hedonistisches Manifest

Die bekanntesten Diäten – und warum sie nicht funktionieren

Wozu eine Samurai-Diät?

Frauen als Samurai

Worauf Sie achten müssen!

Wie Sie sich vorbereiten sollten

Techniken der Samurai-Diät und die Samurai-Formel

Glossar der Tipps und Tricks

Kurz-, Normal- und Optimal-Variante der Samurai-Diät

Und jetzt geht's los

Nach der Samurai-Diät: Kampf den Jo-Jo-Ninjas

Das Leben geht weiter

Literaturempfehlungen und Weblinks

Impressum

Der Autor

Dr. Reginald Grünenberg, *1963, hat in Paris, München und Berlin Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte studiert. Er ist Unternehmer, Erfinder, Verleger und Autor verschiedener Zeitungen und Magazine, u. a. WELT, taz, Dagblatt Information und Mixology – Magazin für Barkultur. Er lebte mehrere Jahre in Japan und wurde 2008 in Tokio von der EU-Kommission zum Japan-Experten ausgebildet.

Im Sommer 2013 erscheint seine monumentale Nippon-Trilogie Die Entdeckung des Ostpols, ein historischer Tatsachenroman über die Abenteuer und das Wirken des deutschen Arztes Philipp Franz von Siebold im alten Japan.

Bisher veröffentlichte Bücher:

Politische Subjektivität. Der lange Weg vom Untertan zum Bürger. Philosophische Begründung des demokratischen Individualismus, Perlen Verlag 2006, 2., digitale Aufl. 2013, für 2,77 € im Amazon Kindle Shop.

Das Ende der Bundesrepublik. Warum Deutschland eine neue Verfassung braucht! Perlen Verlag 2009, 3., digitale Aufl. 2013, für 2,69 € im Amazon Kindle Shop.

Er ist Herausgeber und Verleger der Kritik der arabischen Vernunft von Mohammed Abed al Jabri, Perlen Verlag 2009, 2., digitale Aufl. 2013, für 9,99 € im Amazon Kindle Shop.

Mehr über den Autor auf www.reginald-gruenenberg.de

Widmung

Für Anne, Adriana, Christine, Dorothee und Eva, die das Manuskript gelesen und mich mit ihren enthusiastischen Kommentaren zum Weitermachen ermutigt haben.

* * *

Ein besonderer Dank gilt meinem Freund Sadami Tsutsumi, Arzt, Professor für nanomedizinische Ingenieurswissenschaften an der Kyoto Universität und Berater des japanischen Gesundheitsministeriums, der mir die originale Schriftrolle der Samurai-Legende in der Kyoto Prefectural Library gezeigt und für mich aus dem Altjapanischen übersetzt hat

Die Legende vom dicken Samurai

Der junge Yoshizane saß am Sterbebett seines Vaters, Fürst Katsuro, der seinem Nachfolger und Erben letzte Ratschläge gab, wie er die Provinz regieren und sich der kriegerischen Nachbarn erwehren sollte. Zuletzt beschwor Katsuro seinen Sohn, sich bei drohender Gefahr der Dienste seines früheren ersten Leibwächters zu versichern, des Samurai Matsumoto. Yoshizane entgegnete verblüfft, Matsumoto sei inzwischen ein weithin bekannter Spieler, Zecher und Vielfraß mit einem Bauch wie ein Berg, der sein Glied schon lange nicht mehr gesehen hat. Unterschätze ihn nicht! Ruf ihn, wenn du Hilfe brauchst! rief Katsuro noch aus, bevor er starb.

Wenig später entdeckten Yoshizanes Spione, dass der Herrscher der Nachbarprovinz heimlich eine riesige Armee aufgebaut hatte und schon in den nächsten Wochen einen Überfall plante. Alle Generäle in Yoshizanes Kriegsrat beschworen ihn, die Provinz kampflos zu übergeben, denn es bestand keine Aussicht, in einem Krieg gegen diese Übermacht zu bestehen. Da erinnerte sich der junge Fürst an den Rat seines Vaters und ließ Matsumoto rufen. Der dicke Samurai wurde betrunken aus einem Bordell herbeigeschafft. Fürst Yoshizane hieß alle Räte den Saal verlassen und sprach lange mit ihm. Danach verließ Matsumoto wortlos die Burg und verschwand in den Bergen.

Drei Wochen später kam er zurück. Er war nicht wiederzuerkennen: der Bauch war weg, er war schlank, schnell und bärenstark. Yoshizane ernannte Matsumoto zum General mit besonderem Auftrag. Als die Armee der Nachbarprovinz wenige Tage später ihren Angriff startete, verließ Matsumoto mit einem kleinen Trupp die Festung. An der Grenze tötete er den Heerführer der feindlichen Armee. Dann zog er weiter in die Hauptstadt der Nachbarprovinz, brach in die schlecht bewachte Festung ein und tötete den Fürsten mit seinen drei Söhnen. Der Krieg war vorbei.

Ein Jahr verging. Matsumoto war wieder ein häufig gesehener Gast in den Teehäusern, Bordellen und Sake-Kneipen, oft betrunken, immer gemütlich und beleibt wie zuvor. Da erhielt Fürst Yoshizane die Nachricht, dass der vor Urzeiten vom Sturmgott Susanoo getötete siebenköpfige Drache von Yamata wiederauferstanden war, ein Dorf angegriffen und alle Bewohner aufgefressen hat…

Japanische Chronik, 16. Jahrhundert

Vorwort

Wenn Sie ein seichtes Buch über sanftes Schlankwerden lesen wollen, dann legen Sie dieses hier ganz schnell weg! Es ist nichts für Sie, das verspreche ich Ihnen. Hier gibt es keine Zaubertricks à la Atkins – „Fett macht schlank!“ – oder Pape – „Schlank im Schlaf“ –, keine albernen Kohlsuppen-, Weißwein-, Champagner- oder Blutgruppen-Diäten, und schon gar keine Präparate zu kaufen. Bleiben Sie lieber bei Ihren endlosen Schlankheitskuren, hungern Sie weiter, kaufen Sie teure Bioenzyme und vermeintliche „Fatburner“. Oder leisten Sie sich gleich eine Gehirnvollwäsche bei einem der beliebten Diät-Motivationstrainer, der Ihnen erst das Geld aus der Tasche zieht, sich dann mit schlüpfrigen Witzen über Sie lustig macht und den Rest Ihres entmündigten Lebens zur Dauerdiät erklärt.

Hier geht es um etwas ganz anderes. Wenn Sie hier mitmachen wollen, dann zeige ich Ihnen einen einzigartigen Weg zur Gewichtskontrolle. Die Samurai-Diät ist die radikalste, effizienteste und gesündeste Form des Abnehmens, die je entwickelt wurde. Wir sprechen von mindestens zehn Kilogramm Gewichtsverlust in zwei Wochen. Ich selbst habe dabei bis zu zwölf Kilogramm abgenommen. Das Erstaunlichste aber ist, dass Sie danach so stark und gesund sein werden wie noch nie zuvor. Alles was Sie dazu brauchen sind ein paar Laufschuhe, eine gesunde körperliche Verfassung, einen starken Willen und natürlich etwas Übergewicht. Das wird nämlich Ihr ganz natürliches Trainingsgewicht sein, das Sie in neue Kraft und Ausdauer verwandeln.

Idealerweise verfügen Sie bereits über eine sportliche Konstitution oder haben sie in der Vergangenheit schon einmal gehabt, denn der Körper erinnert sich schnell wieder an seine alte Form. Ein erheblicher Vorteil sind Erfahrungen im Dauerlauf oder Jogging über eine Dauer von mindestens 30 Minuten. Ansonsten wäre es ein guter Ausgangspunkt, wenn Sie eine durchschnittlich kräftige Skelettmuskulatur an Armen, Beinen, Bauch und Rücken mitbringen. Sollten Sie allerdings noch nie Sport gemacht haben und Bewegung grundsätzlich als Zumutung empfinden, dann würden Sie hier einen steinigen Pfad beschreiten. Nicht, dass Sie es nicht schaffen könnten, doch Sie hätten es erheblich schwerer als alle anderen. Denn der Aufbau von Ausdauer und Muskulatur von Null an ist in der kurzen Zeit der Samurai-Diät kaum zu schaffen. Das könnten Sie allerdings noch durch eine Vorbereitungsphase mit einem soliden Sportprogramm aus Laufen und Gymnastik ausgleichen. Wenn Sie jedoch dazu noch schwer übergewichtig sind, also einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30 bei hohem Körperfettanteil haben, dann sollten Sie das hier lieber bleiben lassen. Je kräftiger und sportlicher Sie allerdings sind, mit desto höherem Gewicht können Sie auch in die Samurai-Diät einsteigen. Ich bin 1,80 Meter groß und habe 2008, am Ende eines einjährigen Ausbildungsprogramms in Japan, bei 105 Kilogramm Körpergewicht eine Samurai-Diät gemacht. Mein BMI betrug damals über 32, was dem 1. Grad der Adipositas entspricht, also Fettleibigkeit. Doch zum großen Abschlussball in Tokio wollte ich nach monatelangem Genuss der schier unerschöpflichen japanischen Gaumenfreuden unbedingt wieder akzeptabel aussehen und in meinen besten Anzug passen. Wie unser Samurai Matsumoto aus der alten japanischen Legende nahm ich innerhalb von drei Wochen 16 kg ab. Und gewann damit eine Wette gegen meinen französischen Freund Julien, der das nicht für möglich hielt. Das funktionierte allerdings nur, weil ich als junger Mann immer wieder – wenn auch nur mäßig – Sport getrieben und mit der zweiwöchigen Samurai-Diät schon ein paar Jahre lang Erfahrungen gesammelt hatte.

Ich will nicht Ihr Leben von Grund auf ändern und Ihnen vorschreiben, was Sie tun oder lassen sollen in der übrigen Zeit, also wenn Sie gerade mal nicht an Ihr Gewicht denken – und das sollten mindestens elf Monate im Jahr sein! Ich werde Sie nicht mit absurden Glyx-Versprechungen locken, die sich angeblich erfüllen, wenn Sie beim Dinner im Kerzenschein nur immer schön brav auf den glykämischen Index jeder einzelnen Zutat auf Ihrem Teller achten. Auch die höhere Algebra zur Berechnung des gerade genannten und wenig aussagekräftigen Body-Mass-Indexes BMI, der keine Rücksicht auf den Muskel- und Fettanteil des Körpergewichts nimmt, werde ich Ihnen ersparen. Das alles brauchen wir hier nicht. Was ich Ihnen aber anbieten möchte, das ist die Einführung in ein fundamentales Prinzip des Abnehmens, das wie jede gute Lebenstechnik so wirksam wie einfach ist. Dann können Sie ein für alle Mal das Kalorienzählen aufhören und die ängstliche Unterscheidung von „gesundem“ und „ungesundem“ Essen, von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten bei jeder Mahlzeit vergessen. Die bösen Geister, die inzwischen jeden Tag mit am Tisch sitzen, können Sie bald vertreiben. Außer ein paar Tipps zu erprobten Techniken gegen die Jo-Jo-Ninjas werden Sie deshalb hier auch keine speziellen Kochrezepte oder Ernährungspläne für Ihr Leben nach der Samurai-Diät finden. Dafür erfahren Sie auf der Grundlage der neuesten Ergebnisse aus der Stoffwechselforschung, warum alle bisherigen Diäten mitsamt ihrer Versuche zur Diät-Folgeschädenbegrenzung, was immer auf eine Diät nach der Diät hinausläuft, wirkungslos und schlimmstenfalls sogar gesundheitsschädlich sind.

Die Samurai-Diät folgt einem ganz und gar hedonistischen Prinzip. Sie steigert Ihre Genussfähigkeit und lässt Sie die Kultur des unbeschwerten Essens wiederentdecken. Und sie ist gesund! Ich habe sie jahrelang erprobt und weiterentwickelt. Der Anfang war hart, aber sie funktionierte zunehmend besser und reibungsloser. Also, wenn Sie bereit sind, für ein paar Tage den Weg des grimmig entschlossenen Samurai Matsumoto zu gehen, um Ihren Körper (wieder) in Form zu bringen, dann lesen Sie hier weiter.

Eine Entdeckung auf Umwegen

Kurz vor meinem sechsunddreißigsten Geburtstag bekam ich chronische Rückenschmerzen. Sie traten nicht nur bei bestimmten Haltungen oder Bewegungen auf, sondern ich hatte sie auch, wenn ich im Bett oder sogar in der heißen Badewanne lag. Das beunruhigte mich, denn mein Rücken hatte mir noch nie Schwierigkeiten gemacht. Darüber war ich immer besonders froh, denn viele meiner Altersgenossen hatten schon von den Zwanzigern an Rückenbeschwerden. Außerdem war meine Konstitution recht sportlich und kräftig, auch wenn sie sich ein wenig versteckt hatte unter einem Wohlstandsbauch. Nichts deutete darauf hin, dass ich Rückenschmerzen haben müsste. Ich ging also zu einem Orthopäden, der mir Spritzen gab und mich jedes Mal eine viertel Stunde lang vor ein surrendes Gerät aus der Steinzeit des Industriedesigns setzte, das angeblich heilsame Strahlen in den Rücken sendete. Die Spritze milderte den Schmerz ein wenig, aber nur für kurze Zeit. Nach ein paar Monaten betrachtete ich diesen Versuch als gescheitert und ging zum nächsten Arzt, diesmal eine Chiropraktikerin. Sie renkte mich ein, indem sie mir auf einer kalten Pritsche mit einem kurzen Ruck Schultern und Becken gegeneinander verdrehte. Das schnalzte richtig und danach war alles weg – für ein paar Tage. Nachdem ich das dritte Mal aus ihrer Praxis kam wusste ich, dass sie mir auch nicht helfen kann. Also litt ich einfach im Stillen weiter und versuchte den Schmerz zu vergessen. Bis ein Bekannter mir eines Tages die Adresse eines Arztes zusteckte, der sich mit so etwas angeblich auskennen sollte. Ich war skeptisch. Als das Stechen im Bereich der unteren Lendenwirbel wieder stärker wurde, machte ich doch einen Termin. Der neue Wunderdoktor erwies sich als Sportarzt mit Heilpraktikerausbildung. Er untersuchte mich gründlich, tastete mich ab und stellte mir eine Reihe von Fragen, die ich alle nur mit Ja beantworten konnte: Essen Sie gerne und viel? Trinken Sie auch manchmal mehr als drei, vier Gläser Bier oder Wein am Tag? Haben Sie zurzeit viel Stress? Vernachlässigen Sie den Sport? Er überlegte, machte ein paar kurze Notizen, sah mich dann mit großem Ernst an und stellte mir eine überraschende Diagnose: „Ihnen fehlt mechanisch überhaupt nichts. Ihr Rücken ist völlig in Ordnung. Aber Ihrem Darm geht es nicht gut. Sie haben dort eine Entzündung, die in den Rücken strahlt. Daher der Schmerz. Deshalb kann ich Ihnen nur Folgendes sagen: Sie essen zu viel, Sie trinken zu viel und Sie bewegen sich zu wenig. Mindestens eines von diesen drei Dingen müssen sie grundlegend ändern, sonst werden Sie massive gesundheitliche Probleme bekommen.“ Das war ein Schock für mich. Keine Spritzen mehr? Keine Operation? Ich sollte mich stattdessen selbst ändern? Und dazu auch noch auf all die herrlichen kulinarischen und alkoholischen Genüsse verzichten? Niemals!

Jenseits dieser Empörung war ich aber natürlich heilfroh, denn ich hatte ja ernsthaft befürchtet, dass meine Wirbel vielleicht zusammengeschraubt werden müssen, weil die Bandscheiben sich aufgelöst hatten oder so etwas Ähnliches. Die Botschaft war einfach – zumindest so, wie ich sie verstanden hatte. Ich musste nur abnehmen und Sport machen, wenn ich so weiterleben wollte wie bisher. Ich wog damals etwa 95 Kilogramm bei einer Größe von 1,80 Meter. In Sachen Abnehmen hatte ich eigentlich Erfahrung, denn während des Studiums fastete ich beinahe jedes Jahr ein Mal, und zwar in Form eines siebentägigen Heilfastens. Die Erfolge hielten sich in Grenzen, vor allem weil die verlorenen Pfunde bald wiederkehrten. Immerhin gab es mir ein gutes Gefühl und eine gesunde, glatte Haut. Also gut, Fasten wäre kurzfristig das richtige Mittel zum Abnehmen, aber wie ist es mit der Bewegung, dem Sport? Ich hasse Fitnessclubs und langweile mich unsäglich beim Training an Geräten.

Kurz darauf stieß ich an einem sonnigen Samstagmittag in einer Berliner Buchhandlung auf Joschka Fischers Buch Mein langer Lauf zu mir selbst. Mit der vagen Ahnung, damit der Lösung meines Problems näher zu kommen, kaufte ich es und ging damit zu meinem italienischen Lieblingsrestaurant, einer kleinen Trattoria am Hackeschen Markt mit offener Küche und kumpelhaften Kellnern. Ich bestellte die beliebte Meeresfrüchteplatte, dazu eine Flasche Rotwein – passt ausgezeichnet zu frittierten Fischen und Calamares – und las das Buch in einem Zug. Es überzeugte mich, dass Laufen der richtige Sport wäre, um das Fasten zu unterstützen. Das war ein herrliches Gefühl! Richtig schlemmen und sich dabei aufs Abnehmen freuen – um dann bald wieder schlemmen zu können! Das war die Richtung, in der ich suchte. Also entschloss ich mich, mit dem Fasten zu beginnen, wie ich es kannte, aber diesmal mit dem Unterschied, dass ich mir dabei ein intensives Laufpensum vornahm. Ich hatte mir dabei zuerst gar nicht viele Gedanken gemacht, wie das im Einzelnen funktionieren sollte und wie das Ergebnis aussehen könnte. Mir war nur klar, dass ich vorher etwas Lauftraining absolvieren muss, damit mich während des Fastens nicht tagelanger Muskelkater lahmlegt. Zwei Wochen später begann ich mit der neuen Art von Fasten, die ich mir ausgedacht hatte. Meine alten Fastenerfahrungen waren dabei enorm hilfreich, denn das gewöhnliche Fasten ist für sich genommen schon ein erheblicher Eingriff in die Routinen des Stoffwechsels. Der bekannte Fastenexperte Hellmut Lützner nennt es völlig zutreffend eine „Operation ohne Messer“. Ich stellte mich auf zwei Wochen Fasten und dabei jeden Tag mindestens eine Stunde Laufen ein. Und ich zog es durch.

Was soll ich sagen? Das Ergebnis war einfach umwerfend! Die Gewichtsabnahme war so radikal, dass ich meiner Waage nicht mehr traute. Ich dachte ernsthaft, das Gerät betrügt mich. Beim normalen Fasten und einer durchschnittlichen, also nicht übermäßig aufgeschwemmten Konstitution, wo man den Effekt über das abgehende Wasser aus dem Gewebe erklären könnte, beträgt die Gewichtsabnahme in den ersten fünf Tagen 3 bis 3,5 kg. Ich hatte dagegen in den ersten fünf Tagen über 5 kg abgenommen. Das war unglaublich! Es ging dann nicht ganz so schnell weiter, aber immer noch in großen Schritten. Nach 14 Tagen hatte ich beim ersten Mal netto 10 Kilogramm verloren. Inzwischen schaffe ich 12 Kilogramm in derselben Zeit. Natürlich nimmt man danach wieder zu, aber viel weniger und langsamer als nach dem Fasten. Es hängt davon ab, wie man mit dem geringeren Gewicht weiterlebt. Denn 10 Kilogramm Gewichtsverlust in derart kurzer Zeit – das wird noch eine wichtige Rolle spielen – machen auch einen anderen Menschen aus uns. Plötzlich machen Dinge wieder Spaß, die wir lange vergessen hatten. Man kann die Beine wieder gelassen übereinanderschlagen, denn sie sind nicht mehr so dick, dass sie schmerzen und die Hose spannt. Treppensteigen wird zur Freude, das Laufen selbst, das am Anfang nur mit eisernem Willen durchgehalten werden kann, wird zu einem richtigen Bedürfnis, denn die Muskeln sind trainiert und der Körper bedankt sich für diese Sauerstoffdusche. Bewegung wird als Geschenk betrachtet, nicht mehr als Zumutung. Der gesamte Hormonhaushalt wird umgestülpt und gibt einem das Gefühl, schlagartig mehrere Jahre jünger zu sein. Gar nicht zu sprechen von den ein oder zwei Kleidergrößen Unterschied und den neuen Löchern, die man in die Gürtel stanzen lassen muss.

Ich war jedenfalls völlig fassungslos von diesem Erfolg. Es war einfach unglaublich, dass ich in so kurzer Zeit so extrem viel Gewicht verlieren konnte. Ich versuchte mir die 10 Kilogramm Fett, um die meine Person nun materiell reduziert war, plastisch vorzustellen, also eingepackt in eine Kiste oder in einen Sack. Ich suchte mir einen Gegenstand, der 10 Kilogramm auf die Waage brachte, und lief damit herum, auch im Treppenhaus, um eine Erinnerung an das Gefühl der Schwere zu bekommen, mit der ich ein paar Tage zuvor noch gelebt hatte. Glauben Sie, dass man einen geistigen Orgasmus bekommen kann? Vor Freude und Lust an der eigenen neuen Gestalt? Es geht, ich verspreche es! Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass die gewünschten Veränderung des Körpers, um die man mit herkömmlichen Diäten und Fastenkuren lange und intensiv kämpfen muss, plötzlich schneller eintreten als man sich das überhaupt vorstellen kann. Im Spiegel steht ein anderer! Oder eine andere! Der Verstand ist zu langsam für diese radikale Veränderung. Deshalb ist er überrascht. Das ist der schöne Effekt der Selbstverstärkung, der schon während der Samurai-Diät einsetzt: Je schneller man abnimmt, umso erstaunter und zugleich motivierter ist man, weiter durchzuhalten. Es ist genau das Gegenteil von der Unruhe, mit der man bei herkömmlichen Diäten über viele Wochen und Monate verzweifelter Selbstbeherrschung auf die Waage starrt.

In den zehn Jahren, die seit dieser Entdeckung vergangen sind, habe ich diese neue Diät systematisch erforscht und ständig weiterentwickelt. Dabei habe ich jedes Mal neue Variationen ausprobiert, viel über meinen Stoffwechsel gelernt und die populären Irrtümer über Ernährung und Gewichtsabnahme studiert. Zwischen den kurzen jährlichen Diätzeiten führte ich mein genussreiches Leben weiter. Ich aß und trank nach Lust und Laune, wobei ich nach einigen Monaten natürlich immer wieder zunahm. Aber das war ja gerade der Sinn der Sache! Ich wollte mich den Rest des Jahres nicht verrückt machen lassen von Kalorienverboten und schlechtem Ess-Gewissen. In diesem Jahrzehnt der Diät-Selbstversuche haben sich allerdings einige Dinge geändert, und zwar zum Guten, sodass inzwischen auch eine klare Tendenz erkennbar ist: Der Körper gewöhnt sich an die Samurai-Diät und unterstützt sie! Es ist mir im Laufe der Zeit immer leichter gefallen, die Härte dieser Kombination aus Nahrungsentzug und Ausdauersport zu ertragen. Inzwischen brauche ich nicht einmal mehr Vorbereitungstage und gleite ganz beschwerdefrei in die Diät hinein. Keine Kopf- und Gliederschmerzen mehr, keine Erschöpfung in den ersten zwei bis drei Tagen, nur eine angenehme Mattigkeit, als ob ich eine leichte Droge genommen hätte. Die Samurai-Diät ist daher eine neue Kulturtechnik, die es uns ermöglicht, die Früchte der modernen Zivilisation und vor allem ihren kulinarischen Reichtum zu genießen, ohne mit der Gesundheit, dem körperlichen Wohlbefinden und natürlich dem „Wohlgefallen“ zu bezahlen. In den folgenden Kapiteln möchte ich Sie einführen in das Geheimnis des Samurais, der sich innerhalb weniger Tage von einem beleibten, wohllebenden Zecher und Genießer in einen gestählten und gefürchteten Krieger verwandeln konnte.

„Halt! Das ist doch ungesund!“

In den zehn Jahren seit der Entdeckung der Samurai-Diät habe ich natürlich mit vielen Menschen darüber gesprochen. Dabei gab es neben lebhaftem Interesse auch viel ungläubiges Staunen und noch mehr Zweifel, Einwände und schlichte Ausreden. Die will ich hier gleich vorwegnehmend kurz beantworten. In den folgenden Kapiteln werde ich dann auf jeden dieser Punkte noch detailliert eingehen.

„Das ist doch bestimmt ungesund!“
Nein, ist es nicht. Im Gegenteil. Nach einer Samurai-Diät werden Sie so gesund und kräftig sein wie nie zuvor. Wenn Sie es auch nur ein einziges Mal schaffen, eine oder zwei Wochen Samurai-Diät durchzustehen, dann wissen Sie was ich meine. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, mit denen sich die erstaunlich positiven Effekte der Samurai-Diät auf die gesamten Stoffwechsel erklären lassen, sind brandneu und damit viel jünger als die Entwicklung der Diät selbst. Vor Sommer 2010 hätte ich davon überhaupt noch nicht berichten können, was auch heißt, dass ich selbst erst seit Kurzem genauer verstehe, warum die Samurai-Diät so gut funktioniert. Sie sollen hier nicht zum Biochemiker promoviert werden, aber ich möchte Ihnen doch ein wenig vom Hungerstoffwechsel, dem neuro-muskulären Gedächtnis, einer Gruppe gerade erst entdeckter Muskelbotenstoffe, den Myokinen, der Theorie vom egoistischen Gehirn und einem erstaunlichen Protein namens BDNF erzählen, das ausgeschrieben wie der Name eines Flughafens für Außerirdische klingt: Brain Derived Neurotrophic Factor. Dieses Kapitel ist spannend, und seine Inhalte werden noch mehrmals an unterschiedlichen Stellen aufgegriffen. Sie können diese wissenschaftlichen Aspekte aber auch überspringen, wenn Sie sich nur auf den praktischen Teil konzentrieren wollen, denn sie haben keinen Einfluss auf den Ablauf oder den Erfolg der Samurai-Diät.

Dann gibt es noch ein ganz bestimmte Gruppe von Menschen, die sofort und besonders laut rufen werden, so eine radikale Samurai-Diät sei garantiert ungesund, nämlich die Ärzte und Ernährungswissenschaftler. Das werden sie alleine schon deshalb behaupten, weil sie radikal ist. Denn das mögen die Fachleute in Sachen Gesundheit gar nicht, obwohl es eigentlich ihr Motto sein sollte, nämlich gesundheitliche Probleme bei der Radix anzupacken, der Wurzel. Bei allen wissenschaftlichen Bewertungen von Diät- und Fasten-Methoden bemerkt man beim genauen Lesen einen gewissen Alarmismus. Es gibt kaum einen Ernährungsexperten, der auch nur ein gutes Haar am Fasten lässt, obwohl die Heilerfolge nachgewiesen sind. Bei den Diäten werden die Gefahren meist aufgeblasen, indem ihre Anwendungen auf lange Zeiträume hochgerechnet und damit einhergehende bedrohliche Mangelerscheinungen und Essstörungen postuliert werden. Diäten mögen bisher erfolglos sein bei der Erreichung ihres Ziels der Gewichtsabnahme. Sie mögen also nutzlos sein, doch unmittelbar schädlich sind sie nur in seltenen Fällen. Man kann eine zunehmende psychische Diät-Abhängigkeit beobachten und bedauern, also das Tingeln von einer Diät zur nächsten. Doch der Beweis, dass es einen Zusammenhang zwischen Diäten und Bulimie oder Anorexie gibt, ist bis heute nicht erbracht. Der neueste medizinische Hype ist, dass beim Fasten und bei Diäten die Intelligenz zurückgeht. Wenn man diese Untersuchungen analysiert, dann stellt sich heraus, dass der Rückgang der Hirnleistung nur während der Diät- und Fastenzeit gemessen wurde, nie danach. Gerade beim Fasten ist das aber ein schon lange bekannter Effekt, den es auch bei der Samurai-Diät gibt. Weil das Gehirn nicht aus den schnellen Kohlenhydrat-Speichern mit Glukose versorgt wird, sondern aus den schwerer verbrennbaren Fettdepots, gibt es eine gewisse Verlangsamung der Denkleistung. Das kann sogar als sehr angenehm empfunden werden, aber deshalb sollte man weder das Fasten, noch die Samurai-Diät in Lebensphasen praktizieren, die geistige Hochleistung erfordern, etwa Prüfungen oder anstrengende Jobsituation. Nach dem Fasten und der Samurai-Diät ist diese Wirkung nicht nur aufgehoben, sondern geradezu umgekehrt, denn das Gehirn jubelt unter der wieder angestellten Glukose-Dusche.

Wir werden die skeptischen Wissenschaftler nicht so schnell überzeugen können, auch wenn ihre Ansichten nur den aktuellen Stand des Irrtums repräsentieren, wie der Arzt und Kabarettist Eckhard von Hirschhausen es mit dem Philosophen Karl Popper so schön formuliert. Doch ein Appell in diese Richtung kann zumindest nicht schaden: Gebt der Sache doch einmal eine Chance und untersucht sie genauer! Denn die Samurai-Diät könnte tatsächlich die erste Schlankheitskur sein, die erfolgreich und gesund ist. Die Forschung ist eingeladen, das zu bestätigen oder fundiert zu widerlegen.

„Ich könnte nie ganz auf Essen verzichten!“
Doch, können Sie. Es geht leichter als man denkt. Denn anders als bei den herkömmlichen Diäten werden Sie – wenn Sie es richtig machen – keinen Hunger verspüren. Der Körper wird vom ersten Tag an keine Nahrung mehr fordern. Diese Technik kann man vom Heilfasten lernen. Doch es bleibt zunächst ein rein psychisches Bedürfnis zur Nahrungsaufnahme, das sich aus der Gewohnheit und der Angst vor dem Hunger speist, auch wenn gar kein Hunger da ist. Aber nach spätestens vier Tagen setzt die Wirkung der Samurai-Diät ein, und von da an ist der Verzicht auf das Essen kein Problem mehr.

„Nichts essen und dann noch Sport machen? Unmöglich!“
Doch, das ist möglich. Es ist vor allem viel einfacher, als man denkt. Die Bereitschaft des Körpers und des Gehirns, in der Hungerphase – in der Sie gar keinen Hunger haben werden! – Energie freizusetzen und sportliche Ausdauerleistung zu entfalten, ist größer als Sie es sich vorstellen können. Das liegt möglicherweise daran, dass wir evolutionsbiologisch und somit genetisch besser darauf eingerichtet sind als auf alle anderen Arten von Diäten. Sie werden staunen, was das für ein Gefühl ist, wenn Sie nach fünf, sechs oder sieben Tagen ohne Nahrungsaufnahme von Ihrem täglichen Lauf kommen und nicht wissen, wohin mit Ihrer Energie. Es wird Ihre Phantasie erweitern, denn Sie werden vielleicht erstmals spüren, was der Ausruf „Ich könnte Bäume ausreißen!“ wirklich bedeutet.

„Das geht doch nur im Urlaub! Ich könnte dabei niemals arbeiten.“
Falsch. Zum Einstieg brauchen Sie nur ein Wochenende, vielleicht um einen Tag verlängert. Arbeiten während der Samurai-Diät ist sehr wohl möglich und lenkt auch gut ab von den gerade erwähnten Hungerfantasien. Sie brauchen nur genug Zeit für das Bewegungsprogramm. Das regelt sich praktisch von selbst, denn der Aufwand für die Zubereitung und den Verzehr von Mahlzeiten, worauf Sie sonst eine bis zwei Stunden täglich verwenden, entfällt. Zudem benötigen Sie, wenn die Wirkung der Samurai-Diät nach etwa drei bis vier Tagen voll einsetzt, weniger Schlaf. Richtig ist allerdings, dass man eher eine ruhige Arbeitsphase ohne außergewöhnlichen Stress oder Reiseverpflichtungen wählen sollte, um in die Samurai-Diät einzusteigen. Ideal wäre, wenn Sie die Möglichkeit haben, sich die Arbeitszeit flexibel einzurichten. Denn es kann durchaus zu Schwankungen in der Tagesform und zu plötzlicher Müdigkeit kommen. Doch das ist nicht anders als in jedem Arbeitsalltag, etwa nach dem Mittagessen.

„Danach kommt doch der Jo-Jo-Effekt, und das verlorene Gewicht hat man gleich wieder drauf.“
Nein, der Jo-Jo-Effekt ist nur eine typische und fast zwangsläufige Folge herkömmlicher Diäten und Fastenkuren. Das wird gründlich untersucht in dem Kapitel über den Hungerstoffwechsel. Die Samurai-Diät funktioniert anders und entzieht dem Jo-Jo-Effekt seine Grundlage. Sie baut den Körper um und bringt ihn auf ein neues Energieniveau, sodass er ganz von selbst weniger Fettreserven anlegt und diese auch schneller verbrennt. Und mit ein paar Tipps aus dem Kapitel Kampf den Jo-Jo-Ninjas