Quintessenz* und Prävention

Über den Tellerrand hinaus


Frauen-Gesundheit


Von Dr. med. Jan-Dirk Fauteck, Imre Kusztrich

Band 8 der Präventions-Buchreihe



Lese-Tipps:

Quintessenz und Prävention Schwangerschaft & Stillen (Band 9)
Quintessenz und Prävention Lust & Sexualität (Band 10)
Quintessenz und Prävention Kinderwunsch (Band 11)




*Quintessenz(vonlateinisch

quinta essentia, „das fünfte Seiende“) ist im übertragenen Sinne das Wesentliche, das Hauptsächliche, das Wichtigste. Ursprünglich wurde die quinta essentia von dem griechischen Philosophen und Naturforscher Aristoteles in Form des Äthers den vier Elementen hinzugerechnet.


Mit der Chronobiologie die Menopause meistern

Im Abwärtssog der Botenstoffe

Nicht nur die Hormone der Sexualität verabschieden sich im weiblichen Körper. Auch etwa 150 weitere Botenstoffe! Dabei entsteht großer Handlungsbedarf

Ein Wort wie Midlife Crisis ist rasch gesagt, wenn eine Frau oder ein Mann dem Leben einen neuen Sinn zu geben versuchen. Zerbricht die Partnerschaft, vermuten viele sexuelle Motive. Da rächt es sich, dass das Wissen von Endokrinologen – den Fachärzte für das Hormongeschehen - in den Medien weit weniger präsent sind als etwa Schönheitschirurgen oder Promi-Ärzte generell. Die Spezialisten für Östrogene, Testosteron, Melatonin & Co. könnten Einiges an wertvoller Aufklärung beitragen.

Alarmierend ist gerade diese Erkenntnis: Die hohe Scheidungsbereitschaft zur Lebensmitte ist nicht ein Produkt der schwindenden Sexualbotenstoffe. Häufig ist es ein Problem des Gehirnstoffwechsels durch den Abfall des Wachstumshormons Human Growth Hormone (HGH).

Es ist ein großes Dilemma: Die meisten wissen über Hormone nicht, was sie wissen sollten. Nur eine einzige, altersbedingte Veränderung ist derart dramatisch, dass jeder Bescheid weiß: Jener, der die Frau in der Lebensmitte trifft.

Die wichtigsten Informationen innerhalb des weiblichen und des männlichen Körpers werden durch chemische Moleküle übertragen. Die Bezeichnung dieser Botenstoffe: Hormone, abgeleitet von dem griechischen Wort horman, anregen. Mehr als 150 wurden bisher identifiziert. Deren unermessliche Nachrichtenflut steuert uns durch das Leben. Der Blutdruck, die Knochengesundheit, die Schlafqualität, Hunger und Appetit, jede sexuelle Regung, unsere seelische Verfassung und der Blutzuckerspiegel – alle diese Zustände sind nicht nur das Ergebnis von Hormonspiegel im Blut, sondern auch in den entsprechenden Geweben. In diesem Orchester haben vier Botenstoffe – einzeln oder als Gruppe – eine besonders dirigierende Bedeutung: die Sexualhormone, das Wachstumshormon, ein Basishormon der Nebennierenrinde namens DHEA und das Melatonin.

Äußere Zeitimpulse – etwa der Einbruch der Dunkelheit für das Schlafhormon – und das System unserer inneren Uhren unterwerfen die Effekte der im Körper gebildeten und bedarfsweise freigesetzten Hormone einem intelligenten 24-Stunden-Rhythmus. Eine besondere Rolle spielt das Alter, und dabei leider nicht erst das hohe! Es ist der gemeinsame Risikofaktor der großen Volkskrankheiten unserer Zeit: Arteriosklerose, Krebs, Osteoporose und Alzheimer. Die Evolution hat den Menschen so geprägt, dass er nach ein bis zwei Jahrzehnten Fruchtbarkeit seinen Wesenssinn erfüllt hat. Entsprechend wird ab dem 30. Lebensjahr die Produktion der Hormone kontinuierlich zurückgefahren. Mit unseren bedeutendsten Hormonen schwindet jedoch auf breiter Front die Vitalität.

Speziell mit ihrem täglichen Auf und Ab befasst sich die neue Wissenschaft der Chronobiologie. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf etwaige Veränderungen dieser Rhythmen im Laufe des Alters und deren Bedeutung für unsere Gesundheit während der verschiedenen Lebensabschnitte.

Am dramatischsten greifen die Geschlechtshormone in unser Schicksal ein. Den Auftakt bildet die Pubertät, bei Mädchen zwischen dem zehnten und 18. Lebensjahr, bei Jungen zwischen dem zwölften und 20. Lebensjahr. In erster Linie prägen Östrogene das Verhalten der Frau und Testosteron jenes des Mannes. Die Hirnanhangdrüse sendet an bestimmte Organe den Befehl, verstärkt Sexualbotenstoffe herzustellen und ins Blut auszuschütten. Ihre überragende Bedeutung endet erst mit dem Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit. Diesen Wendepunkt realisiert der weibliche Körper in kurzem Zeitraum. Die Veränderungen des Mannes erstrecken sich in der Regel über mehrere Jahre. Aber es gelten die gleichen Prinzipien. Die Wechseljahre – ob es die Menopause oder die Andropause ist - sind ein natürlicher Vorgang. Dennoch stellen sie für das Wohlbefinden eine Belastung dar.

Die „Hormone der Weiblichkeit“, Östrogene und Progesteron, sind die Arbeitsbienen des Fortpflanzungssystems. Da Östrogen von beinahe jeder Zelle (auch im männlichen Körper) benötigt wird, ist es in drei Formen enthalten: als Östradiol, Östrogen und Östriol. Körperlich und seelisch steuert alles denkbar Mögliche direkt oder indirekt auf eine Empfängnis hin. Glatte Haut, kräftiges Haar, sinnlicher Duft, lockere Art, ermutigender Blick – vermutlich ist weibliche Verführungskunst auf diese Hormone zurückzuführen.

Unterm Strich präsentiert sich der weibliche Körper in Erwartung einer Schwangerschaft nicht nur optisch in Bestform. Der Kreislauf ist belastbar. Die Gefäße sind elastisch. Das Immunsystem wird optimiert. Muskeln und Knochen ergänzen sich im perfekten Wechsel von Abbau, Umbau und Erneuerung. Nach Eintritt einer Schwangerschaft wird die Atmung effektiver. Das Bindegewebe verfestigt sich. Die Hautalterung bremst sich ab. Knochen, Muskeln und sogar Nerven rüsten auf. Der Blutdruck normalisiert sich – vor allem infolge verstärkter Wasserausscheidung. Die Gewebe der Gebärmutter und der Brust werden durch Progesteron besonders vor Wucherungen und Krankheitskeimen geschützt. Auch die Psyche ist in Topform. Das Fehlen von Unruhe verbessert die Schlafqualität.

Bei der Frau in ihrer heutigen Lebensmitte stürzt die körpereigene Produktion dieser Botenstoffe signifikant ab. Die abrupte Entgleisung verstärkt fast alle Alterungsprozesse. Besonders betroffen: Haut, Gefäße, Knochen, Muskeln, Gehirn. Dabei ist es nicht der einzige Mangel, der verkraftet werden muss.

Auch die weiteren, anabol (griechisch für „aufwärts“) genannten Botenstoffe schwinden im Blut und im Gewebe des Frauenkörpers: das Wachstumshormon und das DHEA.

Bei Wachstumshormon denken manche nur an Knochen, Fettgewebe oder Muskeln. Das Human Growth Hormone ist aber ebenfalls für den Gehirnstoffwechsel eminent wichtig.

DHEA (Dehydroepiandrosteron) gilt als unsere „Jugendsubstanz“ schlechthin: Aus dieser Vorstufe werden 18 unterschiedliche Hormone gebildet, darunter auch die so genannten weiblichen (Östrogene) und männlichen (Androgene). Der Organismus reduziert jedoch seine Produktion an DHEA bis zum 75. Lebensjahr auf nur noch ein Zehntel früherer Höchstdosierungen. Die Auswirkungen betreffen genau genommen den gesamten Organismus, besonders spürbar in Bezug auf die Herzgesundheit, die Fetteinspeicherung, die Stresskontrolle, die Verwertung von Zuckermolekülen aus Kohlenhydraten und die Sexualität.

Das Durchschnittsalter beim Eintritt der Menopause liegt in der westlichen Welt bei 51 Jahren. Die normale Spanne von frühem und spätem Zeitpunkt dieser Veränderung reicht meist vom 44. bis zum 52. Lebensjahr. Nach mehreren, unregelmäßigen Jahren stellen die Eierstöcke erst die Produktion des Progesteron und später von Östrogen ein: Eizellen reifen nicht mehr. Die Frau wird unfruchtbar.

Menopause (aus den griechischen Wörtern für Monat und Halt) ist der endgültige Zusammenbruch des weiblichen Reproduktionssystems. Da geschieht heute sehr, sehr weit vor dem Lebensende. Drei Wendepunkte lösen einander ab: Die Prä-Menopause ist die Phase davor. Es folgt die Peri-Menopause (nach dem griechischen Begriff für „herum“) – ein Stadium unregelmäßiger Blutungen bis zum Eintritt der Menopause. Nach der letzten Periode beginnt die Post-Menopause – ein Zeitpunkt, der naturgemäß erst rückwirkend festgelegt werden kann.

Auch über die Wechseljahre hinaus verbringt die Frau von heute in der Regel fast ihr halbes Leben mit Auswirkungen der niedrigen Östrogenspiegel: die Trockenheit der Haut und die Rückbildung einiger Strukturen. Gewebe im Genitalbereich schrumpfen und verlieren an Elastizität und Feuchtigkeit. Juckreiz, Hautblutung, Störung der Harnausscheidung (durch Instabilität der Gefäßnerven), sowie eine Neigung zu Entzündung und Infektion sind nicht selten. Weitere Veränderungen gehen auf den generellen Hormonabfall im Blut und im Gewebe zurück.

In dieser Lebensphase häufen sich gynäkologische Krebsleiden (Gebärmutter, Brust, Eierstock) und Demenzfälle. Dramatische Gefäßschäden verursachen bei Frauen nach der Menopause beinahe jeden zweiten Todesfall. Mit den meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dem Schlaganfall und weiteren Durchblutungsstörungen steht der Rückgang an Östrogenen in sehr engem Zusammenhang.

Aus alldem resultiert die Empfehlung frühzeitiger Hormongaben zur Gesunderhaltung und zur Vermeidung gewisser Altersfolgen.

Eine viel versprechende Abwandlung der klassischen Hormonersatztherapie ist die individuelle Substitution. Dabei gleicht das dem Körper jeweils zugeführte Hormon allein einen durch den individuellen Hormonstatus belegten Mangel wieder aus. Entscheidend ist die Gesamtwirkung. Es ist unzureichend, nur ein, zwei Botenstoffe anzuheben, sondern das gesamte Spektrum muss dabei mitberücksichtigt werden. Heute ist die Bestimmung winziger Hormonmengen im Blut, Speichel, Urin und aus anderen Quellen möglich.

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