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Inhaltsverzeichnis

Titelseite

DIE TÄNZERIN JENNY GILBERT

DAS LINERL

DIE ENTFÜHRUNG

IRENE

FAMILIENBILDNIS

DAS RENDEZVOUS

ADRIENNE

DAS GLÜCK AUS DEM ABENTEUER

DER TAUSCH

MASS FÜR MASS

LILLEBIL

CHLOE

NADINE

Über den Autor

E-Books im Reese Verlag:

Impressum

Hinweise und Rechtliches

 

 

Franz Blei

 

 

Die Frivolitäten des Herrn von D.

 

 

Geschichten von Frauen und Liebe

 

 

 

 

 

Reese Verlag

 

DIE TÄNZERIN JENNY GILBERT

 

 

Eigentlich hatte mich nur der Regen ins Olympia getrieben. Ich wollte nicht lange bleiben und nahm ein Promenoir, um einen Black and White zu trinken. Seltsam, wie mich an diesem Abend das gemalte Lächeln, die absurden Hüte, die aufreizenden Parfüms anwiderten. Ich konnte nur das nackte Elend sehen, das sich darunter verbarg. Und versank vor den Bettelnden, den Provokanten, den Ironischen, die sich um das Almosen von ein bißchen Liebe oder einem Geldstück bemühten, ganz in Bitterkeit. Da legte sich eine Hand auf meine Schulter. Wie wohl das plötzlich tat, in dieser traurigen Stunde die Hand eines Freundes zu fühlen.

Ich hatte meinen Freund Cornavon lange nicht gesehen. »Nehmen Sie mir es nicht übel, Cornavon, Sie wissen, die Traurigkeit macht undankbar.«

»Sie kamen sicher auch, um die Jenny Gilbert tanzen zu sehen?«

»Wer ist das?«

»Sie werden sehen. Sie tritt gleich auf.« Wir gingen in die Proszeniumsloge.

Das weichfließende, hochgeschlitzte korallrote Kleid gab der schlanken Plastik und der wollüstigen Grazie der Tänzerin prachtvollen Ausdruck. Hier hatte wahrhaft die Natur ein Äußerstes getan, das Meisterstück einer Frau zu bilden. Der Hut aus Straußenfedern schattete über einer klaren Stirn und einem Paar Augen voll dunklem Licht und starkem Leben. Wir waren hingerissen.

»Sehen Sie nur ihre Hände!«

Diese Hände anzusehen, hatte in der Tat schon die Macht, das nervöse Wunder ihres Streichelns zu fühlen. Sie trugen nur einen großen Smaragd als Schmuck, den vier goldene Kettchen um den Finger hielten. Das Publikum mußte eine seltsame Faszination empfinden, denn es brannte in einem verhaltenen Schweigen.

»Sind Sie nun weniger misogyn, lieber Freund?« fragte mich Cornavon.

»Ich weiß nicht, was Sie sagen. Ich bin so verblüfft von dieser Frau, daß ich mich frage, ob sie wirklich eine Frau und nicht ein höheres Wesen ist.«

»Darin irren Sie. Jenny hat nur alle weiblichen Eigentümlichkeiten in höchster Vollendung. Sie reizt nicht nur, sie hypnotisiert, sie ...«

Er konnte den Satz nicht vollenden, Jenny Gilbert beendete ihren Tanz und stand ganz nah der Loge, in der wir saßen. Nun lächelte sie uns an, und da sahen wir, daß in ihren beiden blendendweißen Schneidezähnen zwei Rubine glänzten, inmitten jedes Zahnes ein Rubin; wie Blutstropfen.

Das Lächeln befiel mich wie eine Angst. Mir war, als ob in diesem Augenblick ein wenig von meinem Schicksal sich begebe.

Einen Monat später traf ich Cornavon bei gemeinsamen Freunden. Ich war nach meiner Gewohnheit so spät gekommen, als es noch erlaubt ist. Ich hatte die Hausfrau begrüßt und mich, da man im Salon nebenan Musik machte, in das Rauchzimmer begeben. Ich fragte Cornavon: »Waren Sie wieder im Olympia seitdem?«

»Nein. Und Sie?«

Ich verschwieg, daß ich wiederholt dort gewesen, verborgen im Hintergrund der Proszeniumsloge. Ich wollte Cornavon nicht gestehen, daß Jenny Gilbert eine mysteriöse, mir völlig unerklärliche Anziehung auf mich geübt hatte. Vergebens war mein Versuch, oft wiederholt, mich ihr vorstellen zu lassen, und ich genierte mich, diese Niederlage dem Freunde einzugestehen. Denn es war etwas naiv und kindlich, sich von einer etwas ungewöhnlichen Künstlerin verführen zu lassen, ohne sie je anderswo als auf der Bühne gesehen zu haben. Ich hätte es nicht ertragen, daß ein intelligenter Mann, auch bloß innerlich, über mich gelächelt hätte.

Jenny Gilbert hatte mir sagen lassen, daß sie weder Anlaß noch Bedürfnis habe, mich kennenzulernen. So kam zur Neugierde das Begehren. Wer war sie? Durchgebrannte Prinzessin? Ruinierte Herzogin? Detrakierte Amerikanerin?

Wir sprachen von anderem, bequem in den Stühlen liegend. Wir schwiegen für einen Augenblick, und die Musik, die wir nicht beachtet hatten, drang nun leise und vibrierend durch die Portieren. Wir lauschten. Es war eine Arie der Margarete aus Gounods Faust.

»Hören Sie?« fragte Cornavon.

»Ich höre und bewundere«, sagte ich.

»Nie schlug mein Herz zu einer schöneren Frauenstimme«, sagte Cornavon leise.

In dem tiefen Wohllaut dieser Stimme und der zitternden Helligkeit ihrer Akzente tönte etwas wie das Echo einer neuen Leidenschaft. Die zauberische Fähigkeit einer singenden Frau, einer Melodie einen ganz einzigen persönlichen Ausdruck zu geben, sie zu einem intimen Geständnis sinnlichen Lebens erglühen zu lassen, war bei dieser Sängerin ganz außerordentlich. Sie erinnerte mich an den Tanz der Jenny Gilbert, diese Stimme - das Genie der Frau in seiner höchsten Offenbarung war bei Jenny wie bei dieser Sängerin.

Schweigend lauschten wir, beide mehr in Trunkenheit sinkend, berauscht von der heimlichen Magie dieser Stimme, dieser Frau. Leidenschaft, Helle, Zauberei der Variation riefen mir immer lebendiger die junge Tänzerin im Olympia vor die Sinne. Die Kadenz war wie eine streichelnde Hand. Nun schwieg die Stimme.

Cornavon blickte träumerisch und vage. »Wir müssen uns dieser Frau vorstellen lassen«, sagte er.

Wir betraten den großen Salon. Ich hielt einen Bekannten an.

»Lieber Rechenheim, Sie würden uns einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie mich und meinen Freund Cornavon dieser jungen Dame vorstellen wollten, deren Stimme uns ganz verzaubert hat.«

»Wen meinen Sie?«

»Nun, der Person, die eben die Arie aus dem Faust gesungen hat.«

»Dem jungen Lord Feversham? Erstaunlich, nicht, diese fabelhafte Stimme?«

War es eine Halluzination? Ich kann es nicht sagen. Im Vorüber schreiten blickte der junge blonde Engländer mit dem blassen Teint und den dunklen Augen mich an wie einen, den er schon einmal wo gesehen hat, ohne genau zu wissen wann und wo.

Mir war es, als ob ich das dunkle Feuer dieses Blickes schon einmal gefühlt hätte - und ich muß blaß geworden sein, als über das Gesicht des bartlosen und melancholischen jungen Mannes ein Mädchenlächeln glitt und ich auf jedem der beiden obern Schneidezähne einen kleinen Rubin glänzen sah - zwei Tropfen kristallisierten Blutes.

 

Mit den Idiotien solcher Geschichten suchte man um 1905 eine junge und schöne Frauensperson von einem Snobismus zu kurieren, der sich unter anderem in einer Schwärmerei für O. Wilde ausdrückte. Zwillinge, die sie von ihrem Manne bekam, taten es besser und bis auf weiteres endgültig.

 

DAS LINERL

 

 

Es lag an den von neunmal neuen Weinen begleiteten neun Gängen des nächtlichen Mahls, das Farussi der Prachtliebende, Milchbruder des Emirs von Afghanistan und Bandenkapitän von Buchara, seinen Gästen von seinen beiden chinesischen Boys hatte servieren lassen, an diesem Mahle, zu dem fünf wirkliche und zwei imaginierte Kontinente sowie zwei Meere ihre Höchstleistungen gestellt hatten, daran lag es, daß die Unterhaltung augenblicklich nicht sehr in die Tiefe der vom Zufall des Gespräches aufgeworfenen Gegenstände ging, daran und ein wenig auch an den Frauen, deren sympathische Anwesenheit man nicht in bloße Gegenwart verscheuchen, deren leiblichen Reiz man nicht in Kulisse verwandeln wollte durch ein genau geführtes Männergespräch, das, wie man weiß, auf begriffliche Formulierung Wert legt, bevor es sich in die phänomenale Welt des Erlebten begibt. Max Scheler, wäre er unter den Gästen gewesen, hätte gegen den jetzt von ihnen betriebenen psychologischen Empirismus durch Schweigen protestiert oder wäre, was wahrscheinlicher, mit Grit Hegesa oder mit Lisa Benedict oder mit der blonden Claire in den kleinen Salon nebenan oder in den nächtlichen Garten sezerniert, wenn die Damen, wie sicher anzunehmen, es nicht vorgezogen hätten, beim empirischen Psychologismus und auf ihren bequemen Liegelagern zu bleiben, als andere Empirie mit dem ausgezeichneten Philosophen zu riskieren. Aber Scheler war nicht da.

Im Augenblick hatte jemand gesagt - etwas später erst stellte sich aus dem der Bemerkung Folgenden heraus, daß es Merck gewesen war, der vorläufig Letzte seines berühmten Namens, allen Goethe-Verehrern teuer, dieser exquisit gebaute, nein, dieser aus der Keule des Herakles prachtvoll geschnitzte Bogen, wie man etwas bombastisch, das sei zugegeben, die Erscheinung dieses jungen Mannes charakterisieren könnte -, daß es also Merck gewesen war, der die Bemerkung gemacht hatte, daß man die wahre Frauenschönheit nur im Volke finde. Und ohne sich zuvor darüber zu einigen, was man einerseits unter Volk, andererseits unter Frauenschönheit zu verstehen habe, kam Zustimmung oder Zweifel, kamen aber auch damit jene Elemente zutage, welche, wenigstens in diesem Kreise, Schönheit wie Volk hinreichend bestimmten, um, wenigstens gesprächsweise, etwas damit anzufangen. Schwabach, dem, wie er sagte, Neigung für das Volkstümliche durchaus nicht fehle, meinte, man fände immerhin bei der breithin lebenden Menge des Volkes auf dem Lande und in den Städten doch kaum das, was man körperliche Eleganz nenne. Was niemand bestritt. Und Merck erwiderte, indem er sagte, man finde da auch Distinktion nicht und Charme und Grazie, aber dieses, was alles die Frauen des Adels und der Bourgeoisie besäßen oder bald erwürben, dieses seien hinsichtlich der Schönheit doch nur Werte der zweiten Ordnung. Die reiche, großmütige, eklatante Schönheit, die nicht auf überzüchtet dünnen Knöcheln spaziere - hier warf Grit ein überschlankes Bein über das andere, und Lisa zog ein stolzes festes Bein ins Kleid zurück, es war bei beiden ein Protest -, setze ein junges und lebhaftes Blut voraus, und das finde man nur mehr, wenn überhaupt, in den unteren Klassen. Hier machte der Doktor Wodan von Niggeryoke, genannt der Kinderfreund, eine Zwischenbemerkung mit etwas trauriger Stimme. Er sagte: »Wie viele Blüten gehen da vor ihrer Erschließung verloren.« Es klang wie ein Seufzer, was aber auch Grund sein mochte, daß er soeben den Rest seines Morning Glory auszutrinken versuchte, den er eben schon vor einer Minute geleert hatte. Gewiß. Aber gelingt’s einem Mädchen aus Bauern- oder Arbeiterblut, sich durchzufressen, dann gibt’s Wunder.

Man müßte wissen, woher die großen Schauspielerinnen, die bedeutenden Femmes entretenues, kommen. Aus dem Volk. Jede dritte englische Herzogin war ein Milchmädchen gewesen.

»Muß denn Schönheit es zu etwas bringen?« fragte Lisa Benedict, deren siebzehn Jahre mit Zwecken des Lebens noch nichts anzufangen wußten. Darauf Farussi, wobei er dem Kinderfreund einen neuen Morning Glory eigenhändig bereitete: »Daß eine schöne Frau es zu etwas bringt, ist ein natürlicher Nebeneffekt, Lisa. Die Schönheit, weißt du, ist Wirkung. Sie verbraucht sich nicht für sich selber. Sie ist ganz, ohne es zu wollen, aktiv gegen ihre Umgebung gestellt und bestimmt Konstellationen. Sie reizt zum Besitz, und die schöne Frau zu besitzen strengen sich die Männer an, der mit der Liebe, der mit Geld, der mit Einfluß, der mit seiner zur Verfügung gestellten Begabung. Das Wettrennen der Opfernden verlangt natürlich einen Einsatz, der, geht’s hoch her, das eigene Leben ist.«

»Noch?« zweifelte Grit Hegesa.

»Ich plädiere nicht für die Romantik von 1830, wenn sie auch ab und zu noch vorkommt. Der heutige Einsatz ist das heute am höchsten Gewertete: das Geld. Es fällt der schönen Frau zu, immer noch wie der Danae. Es zu etwas zu bringen, fällt der schönen Frau zu aus keinem anderen Grunde, als weil sie schön ist, aus keinem anderen Titel als dem der Schönheit.«

Nach einer kleinen Pause kam nun die weichtönende, sonore Stimme des Herrn von Schwint und füllte angenehm den Raum, streichelte ihn.

»Schönheit, gewiß. Gutes, starkes Blut, sicher. Aber sollte es nicht eine bestimmte Pigmentierung dieses Blutes sein, das hier den Ausschlag gibt? Wie? Ich meine, diese Mädchen aus dem Volke, die in ihrem guten Leibe das starke Blut haben, spüren dessen Druck als Auftrieb. Irgendwie scheint es mir doch auch der Wille zu sein, der diese Mädchen schön macht, der Wille zum Heraus, zum Hinauf. Im Anfang nur ein undeutliches Wollen, wird es nach der ersten erreichten Stufe schon bewußter Wille, auch die zweite, die achte zu erreichen und nie mehr einen Schritt zurück zu machen, denn dieser Verlust ist nicht mehr einzuholen; man wird mit dem Tag nicht jünger. Ich glaube, daß der Reiz dieser Mädchen, den wir Schönheit nennen, in diesem Elan liegt, der uns, die wir oben immer waren und sind, fremd ist. Wir bewundern in dieser Schönheit eine Energie, die sich auf anderes stützt als auf ein Lehrerinnenexamen oder eine große Mitgift oder auf eine lang bewahrte Jungfernschaft als Zeichen weiblicher Bedeutung. Zum Beispiel das Linerl.«

»Wer ist das?« fragte die Tänzerin Hegesa, weniger aus Neugierde als überhaupt.

»Darauf kann ich nur mit einer kleinen Geschichte antworten, wenn es nicht langweilt.«

Man bat um die Geschichte, und noch schöner, noch modulierter klang nun die Stimme des Barons, denn es waren Sätze zu sprechen und nicht bloß die Interjektionen eines Dialoges, die kurzen Atem und Kopfluft verlangen.

»So hieß ein kleines, reizendes Mäderl von noch nicht vierzehn Jahren, das ich eines Nachmittags in der Adalbertstraße in München sah, und da es mich auch sah und eigentlich ansah, kam es zu einem Gespräch, das kurz, aber inhaltlich sehr präzis war. Es begab sich das zur Zeit, wo man gerade die dicken, nackten Beine der Isadora Duncan als göttliche Offenbarung bewunderte, wenn sie sich tanzend etwas schwerfällig hoben und ein kindliches Lächeln das Gouvernantengesicht himmlisch verklärte, zur Zeit, als Alfred Walter Heymel eines Morgens den Versuch machte, in das offene Parterrefenster zu Franz Blei hineinzureiten, was ihm mit den Vorderbeinen des Schimmels auch gelang, zur Zeit, als Wilhelm der Zweite in Agadir weilte oder in Jerusalem. Sie hieß das Linerl, war schlank, hatte blonden Honig zum Zopf gedreht, stieß ein bißchen noch mit den Knien in die Luft, war lachenden Gesichts und nach zwei Minuten bereit, zu mir als Modell zu kommen. Sie kam.

Ich muß mich mit einer wichtigen Bemerkung unterbrechen, die ich in Ihrem Interesse mache, weil anders Sie von dieser Geschichte eine Finesse erwarten könnten, die sie weder sachlich, was das Linerl betrifft, noch psychologisch, was mich betrifft, besitzt. Ich verstehe nämlich gar nichts von dem, was man die Liebe nennt. Ich bin da ganz gemeiner Sensualist, wofür ich als Entschuldigung nur anführen kann, daß ich es noch nie zu bereuen hatte. Nur die sogenannten höheren Gefühle fälschen das an sich höchst einfache und gar nicht erhabene Phänomen, das man Liebe nennt. Auf diese Fälschung sind die Männer gekommen aus der Not ihrer psychologischen und sonstigen Pausen, aus der sie eine Tugend zu machen suchen, mit der sie die in der Theorie pausenlose Frau beruhigen. Wem alles andere leer ist, dem geht der Mund über. Und die Frauen, welche ja wissen, daß der Mann nicht so dumm ist, wie man glaubt, sondern viel dümmer, machen ihm den Gefallen, so zu tun, als hätten sie auch eine Metaphysik der Liebe. Aber vielleicht glauben es die Frauen dem Manne wirklich. Sie sind ja so grenzenlos gläubig, weil sie sich für die einzigen halten, die gut lügen können, und es dem Mann nicht zutrauen.

Das Linerl kam und war ein liebes Kind. Noch zu jung, wie sich bald herausstellte, aber das machte ja die Zeit mit jedem Tage besser. Ich weiß, man nennt das einen Wüstling, weil sich unsere populationistische Gesetzgebung in den Kopf gesetzt hat, mannbar sei die Frau, wenn sie Kinder bekommen könne - als ob’s den Mädchen daran läge! -, und dies sei erst nach sechzehn Jahren in unseren Breiten der Fall. Aber halten Sie mich bitte doch nicht für einen Wüstling, der auf Kinder aus ist. Es ist ja nicht die Altersgrenze, die ich meine. Es ist die psychologische Grenze zwischen dem naiv sinnlichen Geschöpf Gottes und dem sentimentalisch verdorbenen Gebilde, das gewiß auch sinnlich ist, daneben aber auch gefühlig, pathetisch, sozial interessiert, ambitiös, gebildet, schöngeistig und so weiter, lauter Eigenschaften, die die Frau niemals ihrer Sinnlichkeit überordnen kann wie der Mann, sondern die sie ihrem Sinnlichen beiordnet, sie mit ihm sich vermischen läßt zu einer fürchterlichen Melange. Ein Diktator schüfe das Paradies auf Erden, der den Frauen die Liebe freigäbe zwischen sechzehn und zwanzig, der ihnen das Kindergebären geböte von einundzwanzig bis dreißig und die Aufzucht dieser sechs bis sieben Stück Kinder für den verschwiegenen Rest ihres Lebens.