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Wilhelm Michel

 

DAS LEBEN FRIEDRICH HÖLDERLINS

 

Reese Verlag

 

 

Herausgegeben von Lothar Reese

 

Inhaltsverzeichnis
Einführung: Herkunft und Eltern
Erster Abschnitt/ Kindheit und Studienjahre (1770-1793)
Frühe Kinderjahre
In der Klosterschule Denkendorf
Maulbronner Erlebnisse und Zustände
Hölderlins dichterischer Charakter
Im Tübinger Stift
Ehrgeiz
Liebe und Freundschaft
Hegel und Schelling
Rousseau und Revolution
Stellung zum Christentum
Die Tübinger Hymnen
Tübinger Einzelheiten
Anfänge des Hyperion
Zweiter Abschnitt/ Waltershausen und Jena 1794
Erste Hofmeisterstelle
Verhältnis zu Schiller
Tithon und Aurora
Erzieherleiden
Im Kreise der Grossen
Der Freund Sinclair
Der Thalia-Hyperion
Die metrische Hyperionfassung
Abschied von Jena
Dritter Abschnitt/ Nürtingen 1795
Lebensdürre
Hyperions Jugend
Eine neue Erzieherstelle
Vierter Abschnitt/ Frankfurt 1796 - 1798
Hölderlin und Diotima
Die Reise nach Driburg
Begegnung mit Heinse
Hegel, Schelling und das Systemprogramm
Die Kritik der Grossen
Glückliche Monate
Der endgültige Hyperion-Dichtung
Hölderlins Göttererfahrung
Störungen
Der Freund Siegfried Schmid
Frankfurter Gedichte und Aphorismen
Abschied vom Hause Gontard
Fünfter Abschnitt/ Homburg 1798 - 1800
Leiden und Leidensverarbeitung
Hölderlin in Rastatt
Der Tod des Empedokles
Die Schuld im „Empedokles“
Der Widersacher Hermokrates
Opfertod und geschichtliche Beziehung
Hölderlin im Urteil der Zeitgenossen
Der Zeitschriftenplan
Enttäuschungen
Die philosophischen Aufsätze
Die Homburger Gedichte
Heimkehr
Sechster Abschnitt/ Stuttgart 1800, Hauptweil und Nürtingen 1801
Freundschaft und Distanz
Die neue Geschichtsschau
Feier des Vaterlandes
Der Gewittermythus
Die Pindarübertragung
Griechenland und Hesperien
Die Sophoklesübertragung
Hauptweil und Nürtingen
Die Elegieen 1801
Das hymnische Bewusstsein
Ringen um Christus
Erntezeit
Siebenter Abschnitt/ Bordeaux 1802, Nürtingen 1802 bis 1804
Von Göttern geschlagen
Der Einzige
Patmos
Der Titanenmythos
Die Anmerkungen zu Sophokles
Die Pindarfragmente
Zeit der Nachtgesänge
Achter Abschnitt/ Homburg 1804 - 1806
Das letzte Asyl
Letzte Hymnenentwürfe
„In lieblicher Bläue“
Neunter Abschnitt/ Tübingen 1806 - 1843
Das Leben in der Umnachtung
Dokumente der Wahnsinnszeit
Ausgang
Schlußbemerkungen
Hölderlin und die Nachwelt
Hölderlins deutsche Bedeutung
Literaturbericht
Über den Autor
Impressum
Hinweise und Rechtliches
E-Books im Reese Verlag (Auswahl):
E-Books Edition Loreart:

Einführung: Herkunft und Eltern

 

 

Die Stammesgliederung des deutschen Volkes hat seit alten Tagen Gewicht und lebendige Bedeutung. Gerade bei dem Stamme, dem Friedrich Hölderlin angehört, bei den Schwaben, leuchtet das hervor. Von den umgebenden Stämmen Süddeutschlands - vom Norden nicht zu reden - hebt sich ihr Wesen sehr bestimmt ab. Namentlich ist seit alters die schwäbische Greistesregung mit charaktervollen Zügen hervorgetreten. Ein breites Natur- und Volksgefühl zeigt sich in diesem Stamm, doch stets in eigenartiger Verbindung mit einer grüblerisch-ideellen, ich-betonten Gesamtrichtung. Sie liegt der schwäbischen Willensausbildung (Zähigkeit, Treue, bis zu dem vielberufenen schwäbischen Eigensinn) zugrunde, und sie stiftet andrerseits jene reich ausgebauten schwäbischen Denk- und Dichtungswelten, in denen die wagemutige Spekulation und die reine kindliche Seele gleichzeitig ihr Recht durchsetzen. Um nur die jedem geläufigen Namen zu nennen: Denker wie Hegel, Schelling, Oetinger, Dichter wie Schiller, Uhland, Kerner, Mörike bezeugen den außerordentlichen schwäbischen Beitrag zum deutschen Geistesleben. Eine steilere Ichgestalt, ein unzugänglicheres Innenleben, ein unmittelbareres Verhältnis zu den ewigen Bezugspunkten Gott, Natur, Idee zeichnet die Welten dieser Männer aus.

Auch bei Hölderlin ist durch sein Schwabentum vieles, was sein Wesen und sein Schicksal ausmacht, schon benannt oder doch angeleuchtet, namentlich jenes Verwiesensein auf das innere Gesetz, das Vorwiegen der von innen her wirkenden Bestimmungsgründe seiner Weltbearbeitung. Ebenso kann man als ein Stammeserbe Hölderlins die innige Naturbeziehung nennen, die ja jener Innerlichkeit keineswegs entgegengesetzt, sondern ihre erste reine Ausatmung ist. Scheint Natur auch zum „Außen“ zu gehören, so wirft sie doch der Innerlichkeit keinen realen Widerstand entgegen, wie es die eigentliche Menschenwelt immer tut. Vielmehr nimmt die „Natur“ alle Innerlichkeit liebend in sich auf und fügt sich, mitklingend und seelenhaft, ihrem Gesetz, ihrer Forderung. Die Rückbeziehung Hölderlinischer Wesenszüge auf sein Schwabentum findet sich oft schon bei seinen Zeitgenossen, angefangen von Schiller, der ihn „seinen liebsten Schwaben“ nannte, bis zu dem Tischlermeister Zimmer, bei dem er im Tübinger Hölderlinturm seine letzten Jahrzehnte verlebte und der die „Hartnäckigkeit“, mit der Hölderlin in seinem unfaßlichen kranken Wesen verharrte, erklären zu dürfen glaubte: „Ja, dafür ischt er a Schwab; was a Schwab ischt, das ischt er gründlich“ (Äußerung zu dem Schriftsteller F. Gustav Kühne im Sommer 1836).

Hölderlins Vorfahren erscheinen enggeschart im Landschaftsraum des schwäbischen Stammes. Der erste bezeugte Ahne, Hans Hölderlin (1525-1585) war Bürgermeister und Vogtamtsverweser in demselben Städtchen Nürtingen, in dem Hölderlin seine Kindheit verlebt hat. Neuerdings hat Hans Wolfgang Rath (in noch ungedruckten Forschungen) savoyardische Vorfahren der Familie nachzuweisen gesucht. Wie dem auch sei, die Urkunden zeigen die Vorfahren väterlicherseits durchgehends im schwäbischen Land. Wiederholt erscheinen unter ihnen Geistliche; der Beruf eines Klosterhofmeisters, d. h. eines Verwalters der Einkünfte von ehemaligen Klostergütern für die protestantische Kirchenbehörde, kommt in mehreren Generationen vor. Klosterhofmeister war auch der Vater des Dichters, Heinrich Friedrich Hölderlin (1736-1772) in Lauffen am Neckar, dessen felsen- und strombelebtes Landschaftsbild, mit alter Geschichte bedeutsam durchwirkt, von großem Reiz ist. Mit dem Ort ist die rührende Legende des heiligen Kindes Regiswindis verbunden. Ihr zu Ehren entstand 990 ein Benediktinerinnenkloster, das 1551 eingezogen und seitdem von einem Klostervogt für das Stuttgarter Konsistorium verwaltet wurde. Das Kloster verfiel; der schöne Kirchenbau war zu Hölderlins Zeit schon längst Ruine. Heute steht auch das Verwaltungsgebäude, das Hölderlins Geburtshaus war, nicht mehr; es mußte 1918 wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Eine Bleistiftzeichnung von Julius Nebel zeigt es in dem Stande von etwa 1800, ein stattlicher dreigeschossiger Bau vom Ende des 17. Jahrhunderts mit steilem Dach und schlichter Freitreppe, von hohen Bäumen überschattet, unmittelbar an einem mäßigen Felsenhang gelegen. Ein Zaun friedet den Hausgarten ein, Hühnervolk treibt sich umher; ländlich-dörfliche Züge hat das Ganze und ist mit der Nachbarschaft des verfallenen Klostergemäuers und des Maßwerks seiner Spitzbogen gut denkbar als eines Dichters früheste Kinderwelt.

Vom frühverstorbenen Vater Hölderlins, von seiner menschlichen Art, ist fast nichts überliefert. Ein Bildnis von ihm aus dem Jahr 1767, eine leere, kunstlose Handwerkerarbeit, die nirgends an Seelisches rührt, zeigt Züge von bürgerlicher Tüchtigkeit, Aufgewecktheit und Energie. Bestimmter ist eine Bemerkung Hölderlins in einem Brief an die Mutter aus seiner geistesmächtigsten Zeit, dem ersten Homburger Aufenthalt, vom 18. Juni 1799: „Wie herzlich dank’ ich Ihnen auch für die lieben Worte von meinem seeligen Vater. Der Gute, Edle! Glauben Sie, ich habe schon manchmal an seine immerheitre Seele gedacht, und daß ich ihm gleichen möchte.“ Er hebt diesen Zug beim Vater, den er als zweijähriges Kind verlor, diese gleichbleibende Heiterkeit, heraus im Gegensatz zu seiner eignen Neigung zu grundloser Trauer. Aber er findet in sich doch auch einen Einklang mit dieser väterlichen Eigenschaft: „Ich habe aber auch in der Tiefe meines Wesens eine Heiterkeit, einen Glauben, der noch oft in voller wahrer Freude hervorgeht, nur lassen sich zu dieser so leicht nicht Worte finden, wie zum Laide.“

Läßt sich also Hölderlins Vater als ein tüchtiger Mensch von natürlichem Frohsinn denken, so treten bei der Mutter, Johanna Christiane Heyn (1748-1828) andre Züge hervor. Von ihrem Wesen haben wir nach den zahlreichen erhaltenen Briefen ihrer Hand und nach Hölderlins Antworten einen zulänglichen Begriff. Tochter eines Pfarrers, des aus Friemar in Sachsen-Gotha stammenden Johann Andreas Heyn zu Cleebronn, stellt sie ein Bild schweigsam-braven und doch empfindsamen Menschentums dar, wie es im Bereich des einfachen Lebens und pietistischer Frömmigkeit erwächst. Ein Hauptzug dieses Menschentums ist Strenge gegen sich selbst, die ihre breite und ganz bestimmte Grundlage hat: für den in solcher Art frommen Menschen hat die Forderung, die an ihn gestellt ist, stets den Vorrang vor der Forderung, die er selbst, als ein Ich, zu stellen hat. Da liegt die gültige religiöse Einsicht vor, daß das negative Ich, das Ich des Individualismus, das zu Überwindende ist. Aber es verbindet sich damit leicht der Fehler, daß auch diejenigen Forderungen, die der Mensch als positives Ich, als die einmalige, lebendige Seele zu stellen hat, geringgeachtet werden.

Es ist wahrscheinlich, daß Hölderlins Mutter bei aller tiefen, ja grenzenlosen Liebe zum Sohn diesen Fehler in ihrer erzieherischen Einwirkung und auch in der Behandlung des Erwachsenen nicht vermieden hat. Wenn diese tief gütige, aber mehr herzensweite als geistesweite Frau dem Sohn ständig anliegt, sich in das Pfarramt wie in das Leben überhaupt zu schicken, wenn ihre Briefe an den unermüdlich besorgten Freund Sinclair sich so zaghaft, umständlich und fast unterwürfig ausdrücken, wenn sie immer in erster Linie die Verpflichtungen vor Augen hat, in denen sie selbst und der Sohn gegenüber anderen stehen - namentlich auch gegenüber dem größten „Anderen“, Gott - so ist dies begründet in einer durchgängigen Gewohnheit, das Objektive stärker zu fühlen als das Eigne, die Abhängigkeit stärker zu fühlen als die Erlaubnis zum freien Verfügen.

Es ist, wie gesagt, in dieser Gewohnheit viel Lebensrichtigkeit. Es kann sich auf sie vieles an jener menschlichen Tüchtigkeit gründen, die eine selbstvergessene Pflichterfüllung zur Richtschnur hat. Es können aus ihr feste Charaktere erwachsen, die mit einer gewissen Härte gegen sich selbst das Leben tapfer bestehen. Aber an Hölderlin, dem eine „wächserne Weichheit“ des Wesens mitgegeben war, dessen ständiges Problem es blieb, wie er sich gegen die Welt behaupten könne, wirkte sich die Hinlenkung auf die von der Mutter lebensvoll gedachte „Demut“ gegensinnig aus. Er wurde durch sie nicht härter, sondern waffenloser, als er es schon war. Ihm, dem viel eher ein hingegebenes Behorchen als ein geflissentliches Verleugnen des eignen Seelengrundes zur Pflicht gemacht war, fügte diese Hinlenkung auf die „Demut“ Schwierigkeit zu Schwierigkeit.

Man hat oft gesagt, er sei durch seine vaterlose Erziehung verzärtelt worden, die Mutter und die Großmutter, denen er von seinem neunten Lebensjahre an allein anvertraut war, hätten den Knaben zu weiblich-weichlich erzogen. Wenn dies richtig ist, dann sicher nicht in dem Sinne, daß ihm zuviel nachgegeben, sondern daß er zu sehr angehalten wurde, über sich selbst hinwegzugehen, sich selbst zurückzustellen; und freilich ist auch dies Verzärtelung. Er selbst hat die Einschüchterung, die er später immer wieder in seinem Wesen vorfand, öfters auf Kindheitseinflüsse zurückbezogen. So in einem Brief an den Halbbruder Karl vom 2. Juni 1796, wo er spricht von der „Knechtschaft, die von allen Seiten auf unser Herz und unsern Geist in früher Jugend und im Mannesalter hereindringt“. Dazu gehört auch die in späteren Briefen häufige Klage, er habe immer geglaubt, sich beugen und verleugnen zu müssen, um in Frieden mit der Welt zu leben. Der Gedanke, damit der geliebten Mutter einen Vorwurf machen zu wollen, streift ihn nie; die Liebe, die zwischen ihnen lebt, überglänzt auch dies. Aber der Betrachter kann nicht übersehen, in welch verhängnisvoller Beziehung diese frühe Ablenkung vom Eignen zur bleibenden, ungelösten Frage des Hölderlinschen Lebens steht, zur Frage der Persönlichkeitsschließung nach außen. Diese Beziehung ist gewiß nicht als verursachend anzusehen; ein härter angelegter Charakter würde diese Einflüsse im Sinn eines diesseitigen, plastischen Lebens verarbeitet haben. Für Hölderlin, der eine Tapferkeit und Härte ganz andrer Art zu bewähren hatte, der nicht das Leben aller zu leben, sondern das große Wort darüber zu sprechen hatte, wirkten sie im Sinne seines Schicksals.

Die Mutter hat ihm sein ganzes Leben hindurch Außerordentliches bedeutet. Im Spätsommer 1793 schreibt er ihr als Student aus Tübingen: „Täglich lern ich mer den Geist und das Herz kennen und ehren, dem ich alles im Grunde danke, was ich bin.“ Dem Bruder Karl schreibt er 1795: „Wäre sie auch nicht unsre Mutter, ich müßte doch ewig mich freuen, daß eine solche Seele auf Erden ist.“ Sehr viele Äußerungen dieser Art gehen durch seine Briefe und Gedichte, eine inniger als die andre, alle eingegeben nicht nur von kindlicher Zärtlichkeit, sondern von einem Wertgefühl, angesichts der selbstlosen Pflichterfüllung der Mutter, ihrer nie versagenden Liebe und Hilfsbereitschaft, die das Leben der Kinder ständig umfaßt und trägt. Für Hölderlin tritt in dieses Verhältnis noch etwas Tieferes ein: Die Mutter ist Herzpunkt jenes Kreises der „Meinigen“, der ihm eine geistige Lebenshilfe ersten Ranges bedeutet. Denn in diesem Kreise - Mutter, Großmutter, Bruder, Schwester - findet er wiederholt Rettung aus der Überfremdung seiner Seele durch Welt und Menschen. Auch wenn er ferne ist, stehen die Seinigen vor ihm als das Heimatliche, an dem das angefochtene Gemüt sich immer wieder selbst „kennt“. Der Kreis der Verwandten hat für Hölderlin die Bedeutung, daß er in ihm die ernstlich verbindende Liebe, das „gründliche Herz“ verwirklicht findet, nach denen er die ganze Welt durchforschte, weil sein All-Einheits-Gefühl sie dringend forderte, weil ihm das Leben nur da realisiert war, wo die Verbindungskraft der Liebe eine wirkliche Erscheinung hatte.

Ein besonders hervortretender Zug im Bild der Mutter ist ihre Neigung zu ängstlicher Sorge, ihre unausgesetzte Bekümmerung, die man wohl eine Leidsüchtigkeit nennen kann. Hölderlin spricht zwar - ein einziges Mal - von der „natürlichen Lebhaftigkeit ihres Geistes“ (Brief vom 10. Juli 1797), aber es gibt viele Briefe von ihm an die Mutter, in denen er sie bitten muß, das Leben heiterer zu nehmen, ihrer Neigung zu einer trüben Weltbetrachtung zu wehren. Er hat dafür, in dem genannten Brief, die nur ihm eigne und mögliche Wendung: „Sie sollten nicht in einen geheimen Bund sich mit dem Schmerz einlassen und nicht zu generos ihn in sich walten lassen.“ Wir wissen, daß dieser Frau, die nach dreijähriger Ehe ihren ersten Mann, nach sechsjähriger Ehe ihren zweiten Mann und aus beiden Ehen vier kleine Kinder verlor, eine trübe Lebensbetrachtung wohl nahegelegt war. Aber jene Mahnung Hölderlins gegen das geheime Bündnis mit dem Schmerz, gegen die zu weit getriebene Großmut im Geltenlassen des Schmerzes benennt doch wohl einen Wesenszug an ihr; und er konnte ihn erblicken, weil er ihn von sich selbst kannte. Er beklagt zu vielen Malen in seinen Briefen sein „allgefälliges Herz“, welches das Leid und die Verwundungen der Welt zu großmütig annimmt, er beklagt und bekämpft seine Neigung, das „Unreine, Dürftige der Menschen“ stets „unendlich“, d. h. unbegrenzt und total zu empfinden und mit totalem, „unbestimmtem Schmerz“ darauf zu reagieren. Es ist also wahrscheinlich, daß in diesem Zug eine mütterliche Erbschaft vorliegt, nur daß er bei Hölderlin, dem Rang seines Wesens entsprechend, in unvergleichlich bedeutendere metaphysische Bezüge eintritt, seinen Schicksalsgedanken bauen hilft und ihn schließlich zu der großen positiven Bewertung des Schmerzes durchbrechen läßt, die Panthea im „Empedokles“ ausspricht (W. III 169):

 

Nicht in der Blüth und Purpurtraub

Ist heilge Kraft allein, es nährt

Das Leben vom Laide sich, Schwester!

Erster Abschnitt/ Kindheit und Studienjahre (1770-1793)

 

 

Frühe Kinderjahre

 

 

Johann Christian Friedrich Hölderlin wurde am 20. März 1770 geboren, in Lauffen., wie schon gesagt. Der Ehe entsprossen noch zwei Töchter. Davon starb die erste, 1771 geborene schon in zartem Alter. Die andre ist die 1772 geborene Marie Eleonore Heinrike, in den Briefen oft „Rike“ genannt, die uns später als eine gute, heitre, redselige Frau geschildert wird. Zwischen ihr und dem Bruder bestand, wie in der Familie überhaupt, ein nie getrübtes Verhältnis des innigsten Zusammenhalts. In Hölderlins Briefwechsel spielt sie eine bedeutende Rolle. Sie heiratete 1792 den Professor Bräunlein in Blaubeuren und erreichte ein hohes Alter; sie starb 1850. Eine Familienüberlieferung besagt, daß sie in späteren Jahren geistig nicht ganz vollwertig gewesen sei.

Sechs Wochen vor der Geburt dieser Schwester - Hölderlin war etwas über zwei Jahre alt - verlor die Familie den Vater durch einen plötzlichen Tod. Der Klosterhofmeister Heinrich Friedrich Hölderlin wurde bei einem „Besuche in der Oberamtei allda (Lauffen) vom Schlage betroffen und ging in etlich Stunden dahin“. Er erreichte nur ein Alter von 36 Jahren. Nach einer Witwenschaft von über zwei Jahren ging die Mutter eine neue Ehe ein mit dem Bürgermeister des Städtchens Nürtingen, Gock, der den Titel eines Kammerrats führte. Wir haben schon gesagt, daß mehrere Vorfahren Hölderlins in Nürtingen ansässig gewesen waren, zwei davon als Bürgermeister. Die Ehe war glücklich, die schwergeprüfte Frau durfte in der neuen, größeren Umgebung eine freundliche Wendung ihres Geschicks erhoffen. Bürgermeister Gock hatte kurz vor der Heirat ein neues Anwesen (Neckarstaige 1, heute verschwunden) nebst einigem landwirtschaftlichem Besitz erworben. Hölderlin hat also seine Kinderjahre in einem Lebenskreis verbracht, in den auch Erde und bäuerliche Arbeit hereingriffen. An seinem zweiten Vater hing er mit Zärtlichkeit. Nürtingen überhaupt wurde ihm, wie es natürlich ist, zur eigentlichen Heimat und blieb es lebenslang, wenn schon er sich späterhin, als Erwachsener, an der Enge der Verhältnisse stieß und er seiner Mutter sogar einmal von Frankfurt aus raten konnte, das „fatale Nürtingen“ zu verlassen. Aber wahrscheinlich würde er diese Enge auch an jedem andern vergleichbaren Ort empfunden haben. Nürtingens Lage zwischen obstreichen Hügeln, über die von ferne die Höhen der Schwäbischen Alb hereinragten, brachte ihm das erste Erlebnis einer stillen landschaftlichen Schönheit. Einzelzüge von ihr begegnen uns vielfach in Hölderlins Naturbildern; Gartenbäume, unter denen er als „zufriedener Knabe“ lag, durch deren Zweige ihn der „Äther“ zuerst anschien, Blumen, unter denen er „lieben lernte“, die Uferweiden und das Wellenspiel des Neckars, in dessen Tal ihm „das Herz aufwachte“, der Ulrichstein bei Hardt, auf dem er - später - seinem Halbbruder Karl die „Hermannsschlacht“ von Klopstock vorlas, dieses Hardt selbst, dem er einen seiner letzten Gesänge in der von abseitigen Beziehungen durchpflügten Sprache der Spätzeit gewidmet hat („Winkel von Hahrdt“).

Der Halbbruder Karl (Christian Friedrich) Gock, der dem Dichter lebenslang in echter Brüderlichkeit verbunden bleiben sollte, kam als erstes Kind der neuen Ehe am 29. Oktober 1776 zur Welt. Aber von da an verdüsterte sich das Geschick. Drei weitere Kinder starben schon im Säuglingsalter, und diese Kette des Unheils schloß sich mit dem frühen Tode des Vaters. Kammerrat Gock erlag im März 1779, im Alter von nicht ganz 34 Jahren, einer Lungenentzündung, die er sich „in eifriger Pflichterfüllung bei einer Überschwemmung“ zugezogen hatte.

Es scheint, daß das Gemüt der Mutter durch diesen Schlag, der sie so kurz nach dem ersten traf, jene Beschattung erfahren hat, die erst als Trauer, dann als ständige Bänglichkeit und zaghafte Lebensansicht auf ihr liegen blieb. Man hat dabei bestimmt nicht an eigentlichen Trübsinn zu denken, doch an einen dauernden Leidmut, wie er sich mit der ernsten, kargen Frömmigkeit dieser Seele vertrug. Hölderlin betrachtete später den Verlust des zweiten Vaters und die Betrübnis der Mutter als den Anlaß, bei dem zum erstenmal sein „Hang zur Trauer“ hervorgetreten sei. Am 18. Juni 1799 schreibt er der Mutter: „Da mir mein zweiter Vater starb, dessen Liebe mir so unvergeßlich ist, da ich mich mit einem unbegreiflichen Schmerz als Waise fühlte, und Ihre tägliche Trauer und Thränen sah, da stimmte sich meine Seele zum erstenmal zu diesem Ernste, der mich nie ganz verlies und freilich mit den Jahren nur wachsen konnte.“ Fein und genau deutet dieser Satz auf das Tatsächliche: nicht Ursache des „Hanges zur Trauer“ war jenes Erlebnis, sondern es brachte eine erste Einstimmung seiner Seele auf die ihr zugeordnete Haltung, auf den Ernst, auf jene Trauer, die kein Objekt hat und vor aller Erfahrung liegt. Das Erlebnis hat ihn die in seinem Wesen eingewurzelte Trauer entdecken lassen.

Die Mutter nahm nach dem Todesfall zunächst keine Veränderung ihrer äußeren Lage vor. Die Bestimmung über Hölderlins Berufsausbildung war schon gefallen. Er sollte Geistlicher werden. Er besuchte die Lateinschule Nürtingens und hatte in dem Präzeptor Kraz einen ausgezeichneten Lehrer. Daneben genoß er noch besonderen Unterricht bei dem zweiten Pfarrer der Stadt, dem Diakonus Nathanael Köstlin, dem er späterhin eine aufrichtige Dankbarkeit bewahrte. Die Theologenlaufbahn empfahl sich aus mehrfachem Grund: sie war Familienüberlieferung, sie galt der damaligen Zeit als der gleichsam führende Typ des akademischen Berufs überhaupt, und sie war unentgeltlich, weil durch staatlichen Freiunterricht und mannigfache Stipendien getragen. Das mußte der Familie, deren Vermögensverhältnisse behaglich-bescheiden waren, willkommen sein.

In diesen Jahren steht Hölderlin vor uns als ein Knabe von zartem Wesen, braunäugig und braunhaarig, nicht etwa schwächlich, aber von empfindlicher Gesundheit. Spätere Beschreibungen sprechen - aus dem Mannesalter stammend - von breiten Schultern, länglicher Gesichtsform, gerader Nase und hoher Stirn (Paß des Oberamts Nürtingen vom 28. September 1802). Ein Schattenriß aus der Studentenzeit zeigt eine ausgesprochen steile Stirn; der gleiche Zug kehrt in späten Bildnissen von 1826 und 1843 wieder. Mehrfach ist in den Schilderungen von der Gefälligkeit seiner Gebärde und von großer Anmut der Gestalt und Bewegung die Rede. Diese Einzelheiten können, als bleibende, zu den eigentlichen Jugendbildnissen (zwischen dem 16. und 18. Lebensjahre) hinzugehalten werden. Im übrigen tragen diese Jugendbildnisse alle Züge natürlich in weicherer, fließender Ausformung vor. Das bei weitem ansprechendste unter ihnen ist ein Profilbrustbildchen in feiner Bleistift- und Kreidezeichnung mit leicht angetuschtem Wangen- und Lippenrot, unten mit einem zart angegebenen grünen Zweig abgeschlossen. Es trägt die Jahreszahl 1786 und ist in der Landesbibliothek Stuttgart aufbewahrt. Ohne jede Sentimentalität stellt sich hier ein Ausdruck von ergreifender Kindlichkeit dar, ein früher Ernst, ein noch traumgebundenes Sinnen. Übereinstimmend betonen diese drei Bildnisse die leicht vorragende Oberlippe, die an leichtes Sprechen, auch ein wenig an Eigensinn denken läßt. Zeigt das besprochene Bildchen mehr den Träumer, so heben die zwei ändern mehr eine außerordentliche geistige Regsamkeit hervor. Die Liebesfähigkeit und Liebesbedürftigkeit seiner Natur glaubt man in einem sehnlich zu nennenden Charakter aller Linien, besonders um Mund und Auge, hingeschrieben zu sehen.

Der eingeschlagene Bildungsgang brachte es mit sich, daß Hölderlin im Herbst 1784 in die „niedere Klosterschule“ zu Denkendorf eintreten mußte. Der erste Abschied von Hause, die erste Begegnung mit jener Welt und jenen Menschen, die er nach seiner eignen Aussage nie „verstand“. Ein Gedicht der Rückerinnerung an die Knabenjahre, aus der Frankfurter Zeit (1795-1798), zeigt, wie es um dieses Nicht-Verstehen der Menschen bestellt war; nicht so, als ob ihm Herz oder Sinn gegen die Menschenwelt versperrt gewesen wären, sondern so, daß er aus seinem Verkehr mit Erde und Himmelslicht, mit Bäumen und Blumen um ein Verstehen von ganz andrem Rang wußte, um ein geradezu lebenstiftendes gegenseitiges Innewerden, gegen welches das unter Menschen übliche Verstehen ihm als ein Nichts erscheinen mußte. Das Gedicht lautet:

 

Da ich ein Knabe war,

Rettet’ ein Gott mich oft

Vom Geschrei und der Ruthe der Menschen,

Da spielt ich sicher und gut

Mit den Blumen des Hains,

Und die Lüftchen des Himmels

Spielten mit mir.

 

Und wie du das Herz

Der Pflanzen erfreust,

Wenn sie entgegen dir

Die zarten Arme streken,

 

So hast du mein Herz erfreut

Vater Helios! und, wie Endymion,

War ich dein Liebling,

Heilige Luna!

 

O all ihr treuen,

Freundlichen Götter!

Daß ihr wüßtet,

Wie euch meine Seele geliebt!

 

Zwar damals rieff ich noch nicht

Euch mit Namen, auch ihr

Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen,

Als kennten sie sich.

 

Doch kannt’ ich euch besser

Als ich je die Menschen gekannt,

Ich verstand die Stille des Äthers,

Der Menschen Wort verstand ich nie.

 

Mich erzog der Wohllaut

Des säuselnden Hains

Und lieben lernt’ ich

Unter den Blumen.

Im Arme der Götter wuchs ich groß.

 

Wie gesagt, Rückerinnerung ist dies, ein Bild der Jugend nach bereits geschehenem Zerfall der Kinderform, daher nicht etwa als biographisch gültiger Tatsachenbericht zu nehmen, doch vollgültig als Zeugnis für Hölderlins inneres Werden. Die Kindheit mit der unzerspaltenen Geschlossenheit ihres Wesens blieb stets vor Hölderlins Auge stehen als die Form des wahrhaft erfüllten Lebens. In zahllosen Anrufungen durch Werke und Briefe hin erscheint die Kindheit, die Jugend als Idealzustand, namentlich mit ihrem Merkmal der „Ruhe“, des „Friedens“, worunter Hölderlin immer die kindliche Seins-Einheit, die Abwesenheit eines Widerstreits der Kräfte versteht. So wenig der erwachsene Hölderlin in den Irrtum verfiel, eine buchstäbliche Sehnsucht nach der Kindheit in sich zu pflegen, so innig hielt er am Bilde der Kindheit fest als an der Leitform jedes zur Harmonie gelangten Daseins. Ein schönes Wort darüber steht in einem Brief an die Schwester, aus Homburg, im Juli 1799: „So sehr mich mein Gemüth auch vorwärts treibt, so kann ich es doch nicht verläugnen, oft mit Dank und oft mit Sehnsucht an die Jugendtage zu denken, wo man noch mehr mit seinem Herzen als mit dem Verstände leben darf, und sich und die Welt noch zu schön fühlt, als um seine Befriedigung fast allein im Geschäfft und im Fleiße suchen zu müssen. Aber ich denke, wenn ich fühle, daß man nicht immer jung seyn kann, und denk’ es oft gerne, daß alles seine Zeit hat, und daß der Sommer im Grunde so schön ist, wie der Frühling, oder vielmehr daß weder der eine, noch der andre ganz schön ist, und daß die Schönheit mehr in allen Lebenszeiten zusammen ... besteht, als in einer einzigen.“ Dies zeigt den Gesichtspunkt, unter dem seine zahlreichen Anrufungen der Jugend zu sehen sind: Tiefe Willigkeit zu allem Reifen, aber zugleich ein ständiges Sich-Orientieren an jenem Begriff und Bild der durchgängigen Lebensfülle, die in der Kindheit verwirklicht ist.

In der Klosterschule Denkendorf

 

 

Denkendorf, in dessen Klosterseminar er 1784 ein trat, liegt zwei Wanderstunden von Nürtingen entfernt, ein Dorf von damals 1000 Einwohnern, von üppigem Obstland umgeben, zum Teil von Steilhängen eingefaßt; Wald streift nahe heran. Kloster und Kirche haben eine lange, wechselvolle Geschichte und bieten eindrucksvolle Bilder romanischer und gotischer Baukunst, wie die Krypta, das Paradies (Vorhalle), den Kreuzgang mit seinem Netzgewölbe. Für uns bemerkenswert, doch durchaus im Zug jener Zeit liegend ist es, daß Hölderlin weder hier noch im Kloster Maulbronn, das er später bezog, eine Berührtheit von den mittelalterlichen Kunstformen zeigte.

Der Leiter der Denkendorfer Klosterschule, Prälat Erbe, wird als ein engherziger Greis geschildert, eine jener Gestalten, in denen sich das Kirchentum der Zeit von seiner dürren, erstarrten Seite her darstellte und die Hölderlin noch so oft begegnen sollten. Die pietistische Frömmigkeit, einst mit Spener und Francke als mächtig auf rüttelnde Kraft angesetzt gegen eine orthodoxe Verstockung des religiösen Lebens, hatte in Württemberg ein breites Feld gefunden. Ihre Hinlenkung auf das religiöse Innenleben, auf eine nach innen und außen tathafte Bewährung des Glaubens, hatte belebend gewirkt. Aber die Ausdorrung, die überall damit einherkommt, daß ein lebendiger Antrieb unter die Fremdherrschaft des buchstäblichen Gebrauchs gerät und „Rezept“ wird, war ihr nicht erspart geblieben. Lebensvolle Begriffe wie Bußkampf, Gnade, Wiedergeburt, christliche Lebenspraxis verdarben zu einem trockenen Heils-Formalismus. Das Mißverstehen christlicher Askese führte zu einer finsteren Naturscheu, der Spiel, Tanz, Theater, oft sogar das Lachen, der Scherz, das Wandern in freier Natur mißfällig waren. Wir werden später sehen, wie Hölderlin durch die so getrübte Gestalt, in der ihm das Christentum von Jugend an begegnete, in langdauernde Konflikte geriet, in Einklemmungen zwischen seiner schicksalhaften Naturfrömmigkeit (die sich mit der „natürlichen Christlichkeit“ seiner Seele leicht paarte) und der Herz und Sinne verleugnenden Naturscheu der ihm berufsmäßig nahegerückten Theologie. Es ist jener Konflikt, der sich in vielen zeitgenössischen Geistern abspielt, wenn auch in sehr verschiedener Art der Austragung. Wir sehen ihn seit Lessing, Herder, Hamann in allen geistigen Lebensträgern der Zeit erscheinen, wir sehen ihn zwischen der „Religion des Idealismus“ und dem Christentum tief reichende Strudel bilden, die alles auf wühlen; Strudel, die wir vielleicht erst heute freier überschauen und in ihrer weiterführenden, heilsamen Bedeutung würdigen können.

Der pedantischen Wesensart des Denkendorfer Schulleiters entsprachen Lehrgang und Tageseinteilung der kleinen Alumnen. 59 Lehr- und Lernstunden in der Woche, peinlich genaue Regelung des Taglaufs zwischen 5 Uhr morgens und 8 Uhr abends, zwei einstündige Pausen im Tag nach dem Mittag- und Abendessen. Wer mehr an „Rekreation“ haben wollte, mußte dies ausdrücklich beantragen und bekam höchstens zweimal wöchentlich eine karg bemessene „Erquickung im Felde“ bewilligt. Spiele waren, wenn nicht verboten, so doch ungern gesehen.

Es wäre verkehrt, für eine solche Erziehungsweise, geübt an 14- bis 15jährigen Kindern, ausschließlich die damalige Form der Religiosität verantwortlich zu machen. Es darf nicht vergessen werden, daß Zwangsgeist, Naturferne, Überbetonung der Autorität, Gewalttat gegen Gewissen und Einzel-Ich damals auch außerhalb des kirchlichen Raumes die Führung hatten, namentlich auch im Bereich des Politischen, der Sitte, der Familie, der Erziehung, selbst der Kunst. Es ist die Zeit, deren politische Marke der Absolutismus ist, in Württemberg dargestellt durch den fast grotesken Tyrannen Herzog Karl Eugen (1737-1793). Sie steht geistesgeschichtlich vor uns als eine Zeit, in der, trotz „Sturm und Drang“, das Menschenleben immer noch vorwiegend von den übermächtigen Objektivbindungen her gestaltet wird und in der die große Durchbruchsschlacht des deutschen Idealismus noch laufendes Gefecht ist. Es kommt gerade für ein Verstehen Hölderlins darauf an, daß diese Durchbruchsschlacht des Idealismus, an der er teilnimmt, in ihrem Ausgangspunkt und Ziel richtig begriffen wird: Sie wendet sich gegen Bindungen, die das deutsche Leben nicht mehr behüten, sondern erdrücken, sie zielt ab auf eine erste geistige Realisierung des deutschen Menschen, die die unerläßliche Voraussetzung seiner späteren politisch-nationalen Realisierung ist.

Aus der Denkendorfer Zeit stammt der erste erhaltene Brief Hölderlins. Er ist an seinen Nürtinger Lehrer Diakonus Köstlin gerichtet, 1785, und verdient Beachtung, weil er, eine Art Beichte und Bitte um Seelenführung, mit überraschender Genauigkeit eine Reihe von Grundmotiven anschlägt, die sich in Hölderlins Beziehung zu Welt und Menschen noch lange abzeichnen. Er schildert seine Erlebnisweise, in der es „gute Rührungen“ und ein volles Gefühl zur Natur gibt. Aber er hat sich der „Unbeständigkeit“ zu bezichtigen und vor allem eines schwankenden Verhältnisses zu den Menschen seines klösterlichen Lebenskreises: „Ich konnte niemand um mich leiden, wollte nur immer einsam seyn ... und der kleinste Umstand jagte mein Herz aus sich selbst heraus.“ Wir haben hier eine erste Bezeugung jener Empfindlichkeit vor uns, die alles von außen Herzu tretende, sofern es kalter Natur ist, als tiefe Störung erfährt. Das Herausgejagtwerden des Herzens aus sich selbst, die Erschütterbarkeit des Eigenlebens durch Äußeres, so daß es immer lange dauert, bis er wieder in den Rhythmus des eignen Daseins eingeschwungen ist, spielt bis zuletzt eine Hauptrolle in seinen Begegnungen mit der Welt. Will er sich aber gegen die äußeren Einwirkungen festmachen, dann läuft diese Abschließung erst recht schief: „Wollte ich klug sein (d. h. wollte er an sich halten, sich sparen), so wurde mein Herz tückisch, und die kleinste Beleidigung schien es zu überzeugen, wie die Menschen so sehr böse, so teuflisch seyen ... und wie man die geringste Vertraulichkeit mit ihnen meiden müsse; wollte ich hingegen diesem menschenfeindlichen Wesen entgegenarbeiten, so bestrebte ich mich, vor den Menschen zu gefallen, aber nicht vor Gott. So wankte ich immer hin und her.“ Auch diese Schutzstellung und ihr Fehllauf lassen sich durch viele seiner späteren Briefe hin verfolgen; er bearbeitet dieses wichtige Thema denkerisch und praktisch; aber selbst wo er zu hohen Formulierungen der Selbstbehauptung kommt, leistet er sie praktisch nicht. Die Verunreinigung des eignen arglosen Herzens durch die versuchte „Klugheit“ („Mein Herz wurde tückisch“) spricht er oft aus, ebenso auch das versäumte Bestehen „vor Gott“, wenn dieses auch später erscheint als ein Verleugnen des Gottes „in uns“. Der Brief an Köstlin spricht dann von seinem Entschluß, sich in Ordnung zu bringen, „ein Christ und nicht ein wankelmüthiger Schwärmer, klug, ohne falsch und menschenfeindlich zu werden“. Dazu erbittet er die Erlaubnis, dem „Herrn Helffer“ alle seine Schwierigkeiten vortragen zu dürfen, damit dieser ihm beistehen könne. Gewiß bewegt sich also diese Beichte in der festgelegten Form einer pietistischen Selbstprüfung und Bußübung wie in einer Fremdform. Aber in ihrem Gehalte, wie gesagt, ist sie mehr. Sie hat mit der Wirklichkeit seiner stets problematischen Weltbegegnung zu tun. Daß freilich diese Problematik noch warm eingebettet ist in ein festes kindliches Dasein, bezeugen die gleichzeitigen Briefe an die Mutter mit ihrem echt kindlichen, fröhlichen Ton.

Erhalten ist aus der Denkendorfer Zeit auch der Entwurf eines „Prooemium habendum d. 27. Dec. 1785 die Joannis, in caput primum Epistolae ad Ebraeos“, einer Vesperansprache über die ersten Worte des Hebräerbriefs; es ist die formale Redeübung eines Knaben, in der man selbständige Prägungen nicht wird suchen wollen.

Wichtiger sind die ersten dichterischen Versuche, die in die Denkendorfer Jahre fallen. Schon 1784 hören wir, daß „tausend Entwürfe zu Gedichten“ ihn beschäftigen. Ein „Dankgedicht an die Lehrer“ liegt vor, das die Haltung des dankbaren Schülers auf eine dem Vierzehnjährigen angemessene Weise in Verse bringt; auch ein Gedicht an einen Schulkameraden, dessen Name uns noch später begegnen wird, „Meinem Bilfinger“, das religiöse, dem Katechismus angepaßte Frühempfindungen vorträgt. Allmählich aber hebt sich die Sprachbewegung und wird eine Spur eigener. In der Elegie „Die Nacht“ und in der Anrede „An meinen Bilfinger“ regt sich leise etwas persönlicher Erlebtes: die scharfe Abgrenzung vom „falschen Schein“, von der „eitlen Welt“, wo Leidenschaft, Neid, Torheit herrschen, denen sich ein erster Begriff von Reinheit, Unberührtheit der jugendlichen Seele entgegenstellt. Der Schwung in dieser Kontrastierung steigert sich, erreicht einen zügigen Ausdruck in der Elegie „Das menschliche Leben“, die in ihrem bemerkenswert breiten Eingang:

 

Menschen, Menschen! was ist euer Leben,

Eure Welt, die thränenvolle Welt

 

ein Mächtigerwerden des Wortes, eine genauere, erlebtere Benennung des Kontrastes zeigt. Man sieht, daß dieser Kontrast ihn wahrhaft angeht. Gewiß steht er noch in einem zwiefach übernommenen Ausdruck; Hölderlin verwendet die fertige pietistische Bewertung der „Welt“, er spricht die Sprache der zeitgenössischen Dichtung und der aufklärerisch-moralistischen Gesellschaftskritik. Aber das Abgrenzungsgefühl ist echt; es gehört der Erfahrung seiner Seele an. Wenn er von den „Thorenfreuden“, den „mißgunstvollen Lästerungen“ der Welt spricht, wenn er klagt, daß die Welt dem Reinen das „zufriedene Herz“ nicht gönne, so tritt dies in eine deutliche Beziehung etwa zu seiner späteren Kritik an den „Frankfurter Gesellschaftsmenschen“ und zu seiner oft wiederholten Klage über tiefe Lebensstörung von außen. Der verdienstvollste Erforscher von Hölderlins Jugenddichtung, Paul Böckmann, sagt mit Recht: „Was der Glaube seiner Jugend in ihm aufgeregt und gestärkt hat - das Bemühen um die Reinerhaltung der einfachen und unmittelbaren seelischen Beziehungen - wird immer der eigentliche Mittelpunkt seines geistigen Lebens bleiben, wenn auch die kirchlich-protestantische Grundlage früh genug erschüttert und Hölderlin dadurch einer lang andauernden und tiefgreifenden inneren Revolution ausgesetzt wird.“

Es läßt sich also von den Dichtungen des Fünfzehnjährigen ähnliches sagen wie von dem ersten Brief an den „Helffer“ Köstlin: Dauermotive des Hölderlinschen Lebens kündigen sich an, noch mit Fremdworten benannt, aber so treffend hingestellt, daß sie als Grundformen gelten können, die noch in den eigensten und höchsten Prägungen späterer Zeit durchscheinen.

Maulbronner Erlebnisse und Zustände

 

 

Im Herbst 1786 bezog Hölderlin die höhere Klosterschule in Maulbronn, unter 29 Übersiedelnden eingereiht als Sechster, mit einem Abgangszeugnis, das seine Gaben als „recht gut“, seinen Fleiß und seine Sitten als „gut“ bezeichnete. In die Situation des Eintrittstags versucht eine Schilderung von Dr. Gustav Lang („Schwäbischer Bund“, I, 6) einzuführen: „Mitte Oktober 1786 war wieder einmal der alle zwei Jahre wiederkehrende festliche Tag der Einlieferung neuer Zöglinge ins höhere Kloster Maulbronn angebrochen. Achtundzwanzig hoffnungsvolle Jünglinge kamen, nach kurzen Umzugsferien, vom niederen Kloster Denkendorf bei Hohenheim ... Sie waren bereits durch die vom Staat gelieferte schwarze Kutte als Klosterschüler und einstige Geistliche gekennzeichnet. Doch fühlten sie sich noch nicht so erwachsen, daß sie nicht gern auch hier noch sich durch Eltern und Verwandte einführen und empfehlen ließen. Das einzige Wirtshaus am Ort hatte nicht Raum genug für die Menge der Gäste, und so übten nach alter schöner Sitte die ansässigen Familien weitherzige Gastfreundschaft an Bekannten und Unbekannten. Die Anstalt übernahm dafür die Verpflegung: Gastgeber und Gäste vereinigten sich mit den neuen Zöglingen zu fröhlichen Mahlzeiten im Kloster.“

Eine mächtige, weitläufige Gebäudegruppe tat sich auf, die Neulinge zu empfangen, das ehemalige Zisterzienserkloster mit Kirche, Klausur und großen Wirtschaftsgebäuden, östlich der Stadt gelegen. 1146 gegründet, 1558 in eine evangelische Klosterschule umgewandelt, war und ist Maulbronn die schönste und besterhaltene alte Klosteranlage Deutschlands. Die Abteikirche aus dem 12. Jahrhundert, als dreischiffige Pfeilerbasilika angelegt, später überwölbt, im 15. Jahrhundert mit einem reichen Chorgestühl versehen, vereinigt romanischen Ernst mit leichteren gotischen und späteren Elementen zu einem starken Gesamtbild. Berühmte Einzelheiten sind das Paradies, das zweischiffige Herrenrefektorium, die hochgotische Brunnenkapelle, der weite Kreuzgang.

Den Insassen mag freilich diese großartige Anlage mehr mit den Schattenseiten ihres Altertums als mit seinen Reizen und Werten entgegengetreten sein. Die Klosterzucht wurde zwar nicht gar zu starr gehandhabt. Die Zöglinge erhielten leicht die Erlaubnis, die Stadt oder die Umgebung aufzusuchen. Sie durften in den angeseheneren Familien des Ortes verkehren, auch in den Pfarrhäusern der umliegenden Dörfer. Auf die Woche waren 19 Lehrstunden verteilt; dazwischen waren reichlich viele Stunden für eigne Arbeit angesetzt. Hört man aber, daß diese Arbeitsstunden nur von dem jeweiligen Professor des Wochendienstes in einem Durchwandern der Säle überwacht wurden, so entsteht nicht gerade das Bild einer einschnürenden Kontrolle. Gleichwohl mußte im Schulbetrieb noch manches an straffer Regelung bestehen bleiben, und von dem Nachteil jedes Internatlebens, daß dem einzelnen kaum ein Alleinsein gegönnt war, konnte Maulbronn nicht frei sein. Einen Anlaß zu vielen Klagen bot die Verpflegung. Ein Brief Hölderlins an die Mutter (vom Sommer 1787) wirft, nicht ohne Humor, auf diese Schwierigkeiten ein Licht. Das Essen sei wieder einmal so schlecht gewesen, daß er „beinahe vor Ärger die Schüssel an die Wand geworfen hätte“. Sein Wunsch an die immer erfüllungsbereite Mutter ist: Kaffee und Zucker! „Denn das sind doch ordentliche Nahrungssorgen, wenn man so nach einem Schluck Caffee, oder nur einem guten Bissen Suppe hungert, und nirgends, nirgends nicht auf treiben kan.“ Dann schreibt er von Mitschülern, die noch Schulden haben und sich daher gar nichts mehr nebenbei leisten können: „Es ist zum lachen, wenn die Leute aus lauter Unmuth nicht ins Bett gehen, und die halbe Nacht auf dem Dorment (Schlafsaal) auf und absingen:

 

Auf, auf, ihr Brüder und seid stark

Der Gläubiger ist da

Die Schulden nehmen täglich zu

Wir haben weder Rast noch Ruh

Drum fort nach Afrika -

 

(das wär das Cap) und so gehts fast all Nacht, da lachen sie am Ende einander selbst aus, und dann ins Bett. Aber freilich ist diß eine traurige Lustigkeit!“ Der nächtliche Trutzgesang der armen Schlucker ist eine Parodie auf Schubarts Kaplied, auf dem Hohenasperg gedichtet beim Ausmarsch des i. Bataillons des Kapregiments, das aus lauter Württembergern bestand; der Herzog Karl Eugen hatte sie, nach der damaligen schimpflichen Übung etlicher deutscher Fürsten, die ihre Spuren auch in Schillers Dichtung (Kabale und Liebe) wirft, an die Engländer verschachert.

Doch wurde dem sechzehnjährigen Hölderlin das äußere Leid in etwas vergütet durch die Liebe. Der Verwalter des Maulbronner Klosters, Kammerrat Nast, hatte eine Tochter, Luise. Sie war zwei Jahre älter als Hölderlin, doch ward dieser sogleich, „beim ersten Blick“, von dem anmutigen, warmherzigen Mädchen angezogen und fand Gegenliebe. Ein gemeinsamer Verwandter, Sohn eines Klosterfamulus,1) vermittelte die Bekanntschaft und ermöglichte sogar ein Stelldichein in seines Vaters Garten. Er schied zwar bald darauf aus dem Kloster; aber der Zufall wollte, daß ein Neffe des Kammerrats Nast, Immanuel Nast, Gehilfe auf der Ratsschreiberei zu Leonberg, zum Oheim auf Besuch kam. Die Freundschaft, die zwischen ihm und Hölderlin entstand, wurde fortan zur geheimen Brücke zwischen den Liebenden; kein Zweifel, daß Hölderlin diese Freundschaft mit dem jungen Stadtschreiber vornehmlich auch um der niedlichen Base willen gepflegt hat. Aller Überschwang jugendlicher Herzen strömt sich in dem teilweise erhaltenen Briefwechsel zwischen Hölderlin und Luise (der „Stella“ seiner gleichzeitigen Gedichte) aus; doch kam es zu diesem Briefwechsel erst später, denn Hölderlin hielt vorerst seine Liebe geheim, selbst vor dem unwissend hinein verflochtenen Immanuel Nast; er gestand sie ihm erst ein Jahr darauf, nachdem er schon viele Briefe mit ihm getauscht hatte.

Was sagen diese und andre Briefe über Hölderlins damalige Verfassung aus? Wir werden bei genauer Befragung manche Aufschlüsse von Gewicht in ihnen finden. Zwar steht das jugendliche Leben unter eignen, jahreszeitlichen Gesetzen, die man bei der Würdigung mancher Einzelheiten nicht vergessen darf. Aber der Überblick über das Gesamtleben lenkt dafür auf andres hin, das als Frühform bleibender Züge Beachtung verdient.

Häufig sind in Maulbronn (1786 - 1788) die Klagen über innere und äußere Vereinsamung. Die gelegentliche Menschenscheu der Denkendorfer Zeit tritt auf. Sie wählt manchmal starke Ausdrücke, bei deren Bewertung mit einiger Vorsicht verfahren werden muß. Denn offensichtlich hat es um Hölderlin damals auch viel gute Gefährtenschaft gegeben, in der es sich für ihn fröhlich und kindlich leben ließ. Drängen sich trotzdem immer wieder die Klagen über Vereinsamung und Verwundungen hervor, so liegt dies an der besonderen Bedeutung, die er selbst geringfügigen Störungen seines Lebensgefühls beimißt. An Immanuel Nast schreibt er im Januar 1787: „Ich will Dir sagen, ich habe einen Ansaz von meinen Knabenjahren - und der ist mir noch der liebste - das war so eine wächserne Weichheit ... aber eben dieser Theil meines Herzens wurde am ärgsten mishandelt so lang ich im Kloster bin - selbst der gute lustige Bilfinger kan mich ob einer wenig schwärmerischen Rede geradehin einen Narren schelten - und daher hab ich nebenher einen traurigen Ansaz von Roheit - daß ich oft in Wuth gerathe - ohne zu wissen, warum ... wann kaum ein Schein von Beleidigung da ist.“ Hier spricht sich jene Störbarkeit aus, von der schon die Rede war und die sich immer so bekundet, daß sein Leben von sich aus dazu neigt, warm und unmittelbar aus sich hervorzugehen und sich überschwenglich mitzuteilen, daß es dabei auf den völlig verschiedenen Lebensrhythmus der Kameraden stößt und urplötzlich dadurch abgeschnitten wird, wie ein Wärmestrom, der an eine Mauer von Kälte prallt, ohne daß die ändern auch nur eine Ahnung von diesem Begebnis haben. Ihm gibt das, was seitens der ändern höchstens augenblickliche Achtlosigkeit oder simples Nichtmitkönnen ist, die Empfindung: „Hier mag mich keine Seele - izt fang ich an, bei den Kindern Freundschaft zu suchen.“ Er bezieht das Nichtverstehen der ändern gern auch tiefer, auf Unterschiede des Naturells: „Bilfinger ist wohl mein Freund - aber es geht ihm zu glüklich, als daß er sich nach mir umsehen möchte ... er ist immer lustig - ich hänge immer den Kopf.“ Die Forderung eines tieferen als des gewöhnlichen Mitschwingens verbirgt sich hier, Ausfluß einer unvergleichlich höheren Lebensberufung, aber zugleich auch einer tieferen Bedürftigkeit, die das Maß dessen, was Menschen üblicherweise einander sind und voneinander fordern, weit übersteigt. Wir werden diese Forderung in Hölderlins Leben oft wiederkehren sehen, immer höher gefaßt, in Werbungen um ein geheimes Bündnis der Edlen, um das lebenstiftende „Wort“ im Brief und Gespräch, um die „Liebe“, die erst der Realisierungsfall des „menschlichen (d. h. menschengemäßen) Lebens“ ist.

Ein Brief an Nast vom Februar 1787 spricht die Empfindung des so begründeten Abstands von den Gefährten mit Radikalität aus: „Und diß sei die Zeit, sagen sie, wo wirs am besten haben! Du lieber Gott! bin ichs dann allein? jeder andere glüklicher als ich? Und was hab’ ich dann gethan?“ Gewiß flieht auch diese Stimmung vorüber, gewiß ist auch sie in manchem ändern Leben denkbar, über dem ein weniger strenges Geschick stünde; aber gerade von Hölderlins Geschick aus gewinnt sie eine mehr als jahreszeitliche Bedeutung.