Cora und Georg Banek, www.artepictura.de
Lektorat: Gerhard Rossbach
Copy-Editing: Susanne Rudi, Heidelberg
Layout & Satz: Cora Banek, Mainz
Herstellung: Friederike Diefenbacher-Keita
Umschlaggestaltung: Anna Diechtierow, Heidelberg
Druck & Bindung: M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
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Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN
Buch 978-3-86490-077-8
PDF 978-3-86491-375-4
ePub 978-3-86491-376-1
1. Auflage 2013
Copyright © 2013 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17, 69123 Heidelberg
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Anregungen für neue Bilder
edition espresso
Cora Banek
Georg Banek
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Motiv Blume
1 Erst die Blume, dann die Idee!
2 Oder erst die Idee und dann die Blume?
3 Blumen in ihrer natürlichen Umgebung
4 Blumen zu Hause oder im Studio
5 Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
6 Nur perfekte Blüten sind Motive!?
7 Verblühte und vertrocknete Blüten
8 Viele Blumen
9 Mehrere Blumen
10 Eine Blume
11 Details einer Blume
12 Details einer Blüte
Bildstile
13 Sachlichkeit
14 Natürlichkeit
15 Künstlichkeit
16 Inszenierung
17 Abstraktion
Ausrüstung
18 Makroobjektiv
19 Nahlinsen und Achromate
20 Zwischenringe
21 Balgengerät
22 Telekonverter
23 Umkehrringe
24 Abblendtaste
25 Stativ
26 Aufheller
27 Kleine Helfershelfer
28 Hintergründe, Vasen und Accessoires
29 Blick für Farben
30 Blick für Formen
31 Zeit und Geduld
Lichtgestaltung
32 Mitlicht
33 Gegenlicht
34 Seitenlicht
35 Oberlicht
36 Unterlicht
37 Natürliches Licht
38 Künstliches Licht
39 Weißabgleich
Farbgestaltung
40 Farbwirkung
41 Farben kombinieren
42 Monochrome Bilder
43 Schwarzweißaufnahmen
Themenwelten
44 Frühling (Ostern)
45 Sommer
46 Herbst (Halloween)
47 Winter (Weihnachten)
48 Landhaus
49 Vintage/shabby
50 Bäuerlich/rustikal
51 Orient/Persien
52 Asien/China
53 Asien/Japan
54 Karibik/exotisch
55 Hochzeit/klassisch
56 Kindlich/verspielt
57 Lebensmittel
58 Erotik
Effekte
59 Wasser
60 Gasschwaden
61 Glasscheiben
62 Bewegung
63 Fazit
Danksagung/Autoren
Index
Liebe Leserin und lieber Leser!
seitdem ich beziehungsweise wir Bücher über verschiedene fotografische Themen schreiben, möchte ich auch eines über die Blumenfotografie schreiben. Es wächst und gedeiht sozusagen schon seit Jahren in meinem Kopf und obwohl alle bisherigen Bücher aus dem Hause Banek Gemeinschaftsproduktionen von uns waren, ist dieses Buch irgendwie von Anfang an „mein Baby“. Es war für mich ein ganz besonderes Vergnügen, es zu schreiben und mit Bildern zu illustrieren, auch wenn mein Mann Georg natürlich einen großen Anteil daran hatte, dass dieses Buch genauso geworden ist – sein kritisches Lesen, seine Verbesserungsvorschläge, seine Bilder und sein rationaler Blick auf die Bildauswahl führte zu einem klarer strukturierten und durchdachteren Ergebnis, das hoffentlich auch Sie überzeugen wird!
Wir freuen uns daher beide ganz besonders, dass dieses Erzähl- und Inspirationsbuch rund um die Blumenfotografie Ihr Interesse geweckt hat!
Blumen zu fotografieren, gehört für mich zu den entspannensten und meditativsten Beschäftigungen. Andere machen Yoga – ich versinke regelrecht in der fotografischen Auseinandersetzung mit einer Blüte. Doch genauso wie bei so manchem die Yogaübungen dem Alltag zum Opfer fallen, passierte dasselbe auch ganz unbemerkt mit meiner Blumenfotografie. Immer seltener griff ich angesichts einer fotogenen Blüte zur Kamera.
So musste ich feststellen, dass ich zu Beginn dieses Buchprojekts zwar auf eine ganze Reihe ausdrucksstarker Blumenbilder in meinem Archiv zurückgreifen konnte, diese Aufnahmen mich aber langweilten: manche waren zu alt, andere nicht mehr gut genug und die besten bereits in irgendeiner Weise veröffentlicht worden. Also beschloss ich kurzerhand, in der verbleibenden Zeit bis zur Fertigstellung des Buches möglichst oft möglichst unterschiedliche Blumenbilder für Sie zu erstellen. Ich besuchte dafür Parkanlagen, Gärten und den einen oder anderen engagierten Floristen, um genügend Motive für meine Bildideen zu finden, und veranstaltete zeitintensive Blumenshootings.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei Nicole Heissner und ihrem fantastischen Dekotalent bedanken! Sie hat mich an einem Tag trotz schwüler 30 Grad hingebungsvoll dabei unterstützt, diverse Blumenarrangements aufzubauen. Und ein spezieller Dank geht an meine Mutter für ihre engagierte Suche nach passenden Accessoires! Und Familie und Nachbarn waren so großartig, mir die Türen zu ihren wunderschön angelegten Gärten zu öffnen. Vielen Dank auch dafür!
Und der Aufwand hat sich gelohnt: Wenn Sie weiterblättern, sehen Sie überwiegend Blumenbilder, die speziell für dieses Buch entstanden sind. Sie werden lediglich ergänzt durch unseren persönlichen „Olymp“, also die all-time-favourits unter unseren Aufnahmen, die auch in diesem Buch nicht fehlen durften.
Die Blumen- und Blütenfotografie ist so vielseitig wie die meisten anderen fotografischen Genres auch: Es gibt unzählige Ansätze, dieses Motiv Blume in spannende und interessante Bilder umzusetzen und jeder einzelne davon ist gleichermaßen richtig und gut.
Auf den folgenden Seiten möchte ich Ihnen meinen eher künstlerisch orientierten Ansatz näher bringen, der die Blume als wahre Schönheit inszeniert – ja, regelrecht porträtiert. Es geht also nicht um eine sachliche Abbildung, sondern um die Motive, die Sie finden können, wenn Sie mit der Blüte „zusammenarbeiten“. Wenn Sie sich auf die indivduelle Schönheit genau der Blüte einlassen, die Sie vor der Linse haben und sich nie mit dem erstbesten Bild zufrieden geben, sondern sich jedes einzelne Bild mit viel Ruhe und Zeit sowie der notwendigen Vorbereitung erarbeiten.
Für ein Blumenbild, das aus der Masse der unzähligen Abbildungen einer Blume heraussticht, braucht es nämlich gar nicht sonderlich viel. Sie werden sehen, die folgenden Tipps geben Ihnen eine ganze Menge Anregung und die gezeigten Aufnahmen Inspiration, das nächste Blumenshooting bewusster und gezielter anzugehen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!
Cora Banek
P.S.: Um die Lesefreundlichkeit zu erhöhen, habe ich darauf verzichtet, bei Begriffen wie „Fotograf” beide Geschlechterformen zu nennen, aber natürlich sind sowohl Frauen als auch Männer gemeint! Alle Brennweitenangaben sind kleinbildäquivalent zu verstehen.
Sollten Sie Fragen, Anregungen, Kritik haben oder sollte Ihnen eines der gezeigten Bilder so gut gefallen, dass Sie es zu Hause aufhängen möchten, dann setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung: kontakt@artepictura.de
Bevor Sie Ihr nächstes Blumenbild fotografieren, sollten Sie sich ein paar Gedanken machen, um ganz gezielt und bewusst zu einem Ergebnis zu gelangen, das auch tatsächlich Ihrer Bildidee entspricht. Das soll die spontane und unkomplizierte Blumenfotografie am Wegesrand nicht herabsetzen, auch diese macht Spaß und führt zu Ergebnissen. Doch auch wenn sich Ihnen bei einem Spaziergang im Blumenkübel an der Ecke spontan die Gelegenheit für ein Motiv bietet, ist es durchaus lohnenswert, sich kurz zu konzentrieren und sich zu fragen: Was möchte ich wie fotografieren und wie soll das Ergebnis aussehen?
Grundsätzlich gilt dabei selbstverständlich, dass jede der unzählig vielen Blumenarten ein Motiv ist und Sie beinahe überall farbenprächtige Blumen und Blüten finden können – wildwachsend oder gezüchtet, als Pflanze oder Schnittblume, im Wald, auf Wiesen, im Garten, am Straßenrand, in Balkonkästen und Rabatten, im Fachgeschäft oder auf Ausstellungen wie den berühmten (Landes- oder Bundes-)Gartenschauen. Die Blumenfotografie ist also genauso facettenreich wie viele andere fotografische Genres auch und bietet Ihnen eine unerschöpfliche Vielfalt an möglichen Bildideen.
Es ist dabei kaum möglich, sich nicht von den Aufnahmen anderer Fotografen inspirieren zu lassen. Solange es bei der Anregung bleibt und Sie keine fremden Fotos kopieren, nutzen Sie dies ruhig ganz gezielt. Beschäftigen Sie sich mit möglichst vielen Blumenbildern, um Ihre Fantasie anzuregen und eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie unterschiedlich gleiche Blumen im Bild umgesetzt werden können.
Gerade viel fotografierte Arten wie Rosen, Tulpen, Sonnenblumen oder Lilien scheinen „leerfotografiert” zu sein – und doch fällt manchen Fotografen etwas Neues ein. Lassen Sie sich Zeit für die Entwicklung einer Bildidee und wechseln Sie dabei immer wieder zwischen den beiden grundsätzlichen Ansätzen „erst die Blume” und „erst die Idee“!
Je nachdem, wie häufig Sie schon Blumen und Blüten fotografiert haben, werden Sie auf unterschiedlichen Wegen zu Ihrem Motiv kommen. Nicht selten entdecken Sie unterwegs bei einem Ausflug, im Garten oder in der Blumenvase auf dem Esstisch eine schöne Blüte und möchten diese in einem Bild festhalten. Vielleicht gehen Sie auch gezielt in ein Blumengeschäft und schauen sich im saisonalen Angebot nach der attraktivsten Pflanze um, die Sie dann für ein Shooting mit nach Hause nehmen.
In beiden Fällen haben Sie zunächst das Motiv, die Blume oder Blüte, und entwickeln erst im zweiten Schritt eine Bildidee, die ihm gerecht wird. Dies kann während des Fotografierens geschehen oder in einem separaten Arbeitsschritt, indem Sie sich in Ruhe hinsetzen und eine Bildidee, einen Aufbau entwerfen. Handskizzen können Sie dabei unterstützen, alle Aspekte zu bedenken und die richtigen Vorbereitungen für das spätere Bildergebnis zu treffen.
Ein ganz anderer Ansatz besteht darin, eine Bildidee zu entwickeln und dann gezielt eine passende Blüte dafür zu besorgen. Was passend ist oder sein könnte, hängt von den verschiedenen Eigenschaften einer Blume ab wie Art, Größe, Farbe, Form und nicht zu vergessen: Image. Denn Blumen sind durchaus in der Lage, bestimmte Assoziationen beim Betrachter auszulösen und können so ganz unterschiedliche Wirkungen im Bild vermitteln.
Möchten Sie so vorgehen, behalten Sie sich trotz Ihres Plans etwas Raum für Improvisation beziehungsweise planen Sie Varianten ein, die sich erst bei der konkreten Umsetzung im Bild ergeben können.
Ranunkel, Grashalme, Eichenholzboden, links Kunstlicht, rechts Aufheller
Eine Blume genau dort zu fotografieren, wo sie wächst, ist in vielerlei Hinsicht sehr einfach, da Sie als Fotograf auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren können, anstatt alle Komponenten gezielt steuern zu müssen, wie es bei der inszenierenden Blumenfotografie der Fall wäre. Das heißt ganz konkret, die Blume wächst eben, wo sie wächst, die Umgebung ist, wie sie ist, auf Wetter und Lichtverhältnisse haben Sie keinen Einfluss. Mit Ihrem Bild reagieren Sie nur auf die Gegebenheiten und versuchen, das Bestmögliche aus den Aufnahmebedingungen zu machen.
Doch genau hierin liegt die Schwierigkeit: Dem Betrachter des späteren Bildes sind die Gegebenheiten vor Ort unbekannt und gleichgültig, allein das Ergebnis zählt. Es gilt also, die Aufnahme trotz der Unwägbarkeiten gezielt zu gestalten. Dies beginnt zuallererst mit der passenden Kameraposition, durch die Ihr Hauptmotiv (Das Beet? Die Blume? Die Blüte? Die Staubgefäße?) dominant und möglichst formatfüllend ins Bild gebracht wird und einen (farblich) passenden Hintergrund erhält, ohne dass störende und unwichtige Elemente ablenken. Blenden Sie solche durch Bildausschnitt und Perspektive aus beziehungsweise reduzieren Sie diese durch eine deutliche Unschärfe, sollte ein entsprechender Schnitt nicht möglich sein. Gegebenenfalls lassen sich herumliegende Blätter, Zweige oder Ähnliches auch entfernen. Verzichten Sie jedoch darauf, die Pflanzen zu beschädigen, das ist Ehrensache!
Achten Sie bei der Wahl der Kameraposition auch auf das Licht, vermeiden Sie zu hohe Kontraste und starke Schatten. Nutzen Sie bei schwierigen Lichtsituationen entweder einen Aufheller oder Diffusor, um Schatten zu reduzieren, oder einen Lichtschlucker, um die hellen Bereiche der Blume abzudunkeln oder sie vollständig abzuschatten. Das reduziert den Motivkontrast und ermöglicht Ihnen eine saubere Belichtung ohne zu helle oder zu dunkle Bereiche im Bild.
Handelt es sich bei der Blumenfotografie draußen vor Ort um ein Untersujet der (reaktiven) Naturfotografie, so ist die inszenierende Blumenaufnahme eher im Bereich der (aktiven) Stilllife-, Tabletop- oder Objektfotografie anzusiedeln. Das heißt, Sie laden in diesem Fall die Blume zu einem (Studio-)Shooting ein und wählen alle Faktoren des Bildes bewusst aus. Dadurch können Sie angefangen bei der Blume selbst über Hintergrund, Licht, Perspektive, Ausschnitt bis hin zu Nebenelementen und Accessoires alles beeinflussen – müssen dies aber auch tun. Je mehr Möglichkeiten Sie haben, desto mehr Schwierigkeiten können auch entstehen, weshalb es für die ersten Schritte in die inszenierende Blumenfotografie empfehlenswert ist, sich vorerst zu beschränken: Wählen Sie eine einzelne Blume in einer Vase und eine Lichtquelle vor neutralem Hintergrund, um ein Gefühl für die Möglichkeiten zu bekommen. Erweitern Sie dann mit der Zeit das Set um zusätzliche Komponenten oder weitere Lichtquellen.