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MEDIENMENSCHEN

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1. Jens Bergmann • Bernhard Pörksen (Hrsg.):

Medienmenschen. Wie man Wirklichkeit inszeniert

Gespräche mit Joschka Fischer, Verona Pooth,

Peter Sloterdijk, Hans-Olaf Henkel, Roger Willemsen u. v. a.

Münster: Solibro-Verlag 1. Aufl. 2007

ISBN 978-3-932927-32-4

E-Book: eISBN 978-3-932927-81-2 (epub)

2. Jan Philipp Burgard • Moritz-Marco Schröder:

Wege in den Traumberuf Journalismus

Deutschlands Top-Journalisten verraten ihre Erfolgsgeheimnisse. Mit praktischem Studienführer

Münster: Solibro Verlag 1. Aufl. 2012

ISBN 978-3-932927-15-7

E-Book: eISBN 978-3-932927-82-9 (epub)

SOLIBRO-Verlag Münster

Jens Bergmann

Bernhard Pörksen

(Hrsg.)

Medien
  menschen

Wie man Wirklichkeit inszeniert

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Informationen über unser Programm erhalten Sie unter:

www.solibro.de

Impressum

Textchef: Jens Bergmann

Konzeption und Lektorat: Jens Bergmann, Bernhard Pörksen

Korrektorat: Sebastian Hofer, Silvia Müller, Barbara Orthbandt

Umschlaggestaltung: Peter Wiesmeier

Umschlagfotos:

Titel: ddp/Michael Kappeler

Porträts der Interviewpartner: siehe Bildnachweis S. 344

Porträts der Autoren: Dennis Williamson

Fotoredaktion: Linny Bieber, Jana Kühle

Layout & Satz: Kristina Schölzke

Verlag:

SOLIBRO®-Verlag, Münster / Westfalen

www.solibro.de

Alle Rechte vorbehalten.

© SOLIBRO®-VERLAG MÜNSTER 2013 [2007]

eISBN 978-3-932927-81-2 (epub)

Inhalt

VORWORT

EINLEITUNG - DIE INSZENIERUNGSGESELLSCHAFT

ELSE BUSCHHEUER Schriftstellerin - ICH WAR PLÖTZLICH ICH

MATHIEU CARRIÈRE Schauspieler - DER PAKT MIT DEM TEUFEL

JOSCHKA FISCHER Ex-Außenminister - DIE KRAFT DES PREDIGERS

MICHEL FRIEDMAN Moderator - DER ZAUBERLEHRLING

LUCA GADJUS Model - DIE BODENSTÄNDIGE

WOLFGANG GRUPP Unternehmer - DER TADELLOSE

GREGOR GYSI Politiker - DER ÜBERSETZUNGSKÜNSTLER

REGINA HALMICH Box-Weltmeisterin - DIE BALANCE-HALTERIN

ANDRÉ HELLER Künstler - VON DER MENSCHWERDUNG

HANS-OLAF HENKEL Publizist - DER WAHRSAGER

WOLFGANG HUBER EKD-Ratsvorsitzender - IM TAKT DER TALKSHOW

ODA JAUNE Künstlerin - DAS SCHÖNE BILD

PAUL KIRCHHOF Steuerexperte - CRASHKURS IN PRAKTISCHER DEMOKRATIE

KLAUS KOCKS PR-Berater - DER KÄUFLICHE INTELLEKTUELLE

JÜRGEN LEINEMANN Spiegel-Autor - DER INSIDER

TIM MÄLZER Fernseh-Koch - SHAKIN’ STEVENS AM HERD

ANDREA NAHLES Politikerin - DIE HARTHERZLICHE

GÜNTER NETZER Fußball-Legende - MAUERBAU UND LEGENDENBILDUNG

VERONA POOTH Geschäftsfrau - SPIEL MIT DER OBERFLÄCHE

ANOUSCHKA RENZI Schauspielerin - IN DER MEDIENFALLE

CLAUDIA ROTH Politikerin - AUF DER BÜHNE

PAUL SAHNER Gesellschaftsreporter - DER EINFÜHLSAME

FRANK SCHIRRMACHER Publizist - DIE KUNST DES AUFWECKENS

PETER SLOTERDIJK Philosoph - AM MEDIENHIMMEL

MICHAEL SOMMER DGB-Vorsitzender - DER ARBEITER-PRÄSIDENT

MARTIN SONNEBORN Satiriker - DER SKRUPELLOSE MORALIST

FRANZISKA VAN ALMSICK Sport-Idol - IM STRUDEL

URSULA VON DER LEYEN Bundesfamilienministerin - UNTER DREI

ALEXANDER VON SCHÖNBURG Publizist - DER AUS DEM NÄHKÄSTCHEN PLAUDERT

ROGER WILLEMSEN Publizist - DEM SCHEITERN ENTGEGENGESENDET

Anhang

Autorenverzeichnis

Bildnachweis

Anzeigen

VORWORT

Joschka Fischer, Günter Netzer und Verona Pooth haben etwas Wesentliches gemeinsam. Obwohl wir sie nicht kennen, scheinen sie uns vertraut: aus Zeitungen, Talkshows, Nachrichtensendungen. Wir beobachten sie, ziehen unsere Schlüsse, meist ohne uns bewusst zu machen, dass wir es mit fiktiven Persönlichkeiten, mit Medienmenschen zu tun haben. Mal bewundern, mal bedauern, mal verachten wir sie. Und manchmal haben wir den Eindruck, dass sie uns täuschen, dass sie uns etwas vorspielen. Gelegentlich hören wir auch von echten und vermeintlichen Übergriffen auf Prominente und von ihren Versuchen, sich vor Fotografen oder zudringlichen Journalisten zu schützen; aber auch dies erfahren wir selbstverständlich nur aus den Medien, die unser Weltbild prägen.

Auch dieses Buch orientiert sich notwendigerweise an den Gesetzen der Mediengesellschaft und versucht doch, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen – aus der Sicht ihrer Protagonisten. Was machen Prominente, so eine Schlüsselfrage, mit den Medien? Was machen die Medien mit den Prominenten? Wer inszeniert eigentlich wen? Wie wird Authentizität konstruiert? Wer ist Täter, wer Opfer? Wie wahrhaftig ist die mediale Selbstdarstellung?

Der Zauber und die ungebrochene Wirkung der modernen Medien beruhen darauf, dass sich das Publikum solche Fragen in der Regel nicht stellt – und dass sie von denen, die sie beantworten könnten, in der Regel nicht beantwortet werden. Denn es liegt in der Natur der Inszenierungsgesellschaft, dass sich ihre Protagonisten nur ungern in die Karten schauen lassen. Umso mehr freuen wir uns über herausragende Gesprächspartner aus allen Sphären – von der Politik bis zur Religion, von der Wirtschaft bis zur Kunst, von der Wissenschaft bis zum Showbusiness –, die in diesem Buch daran mitwirken, das große Geschäft mit den Images ein wenig zu entzaubern. Sie sprechen über sich und ihre öffentliche Wirkung. Über ihren Weg ins Rampenlicht. Über den Kampf um Aufmerksamkeit oder um Privatsphäre. Und über ihre zum Teil einschneidenden Erlebnisse mit Medienmachern. Befragt wurden sie von 26 Studierenden des Instituts für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg. Die jungen Journalisten haben ihre Gesprächspartner im In- und Ausland besucht, um aus erster Hand zu erfahren, wie man Wirklichkeit inszeniert und was mit dem eigenen Ich passiert, wenn man bekannt, berühmt und vielleicht auch berüchtigt wird. Dies war kein einfaches Vorhaben, und mancher Versuch scheiterte. Ein Gesprächspartner rief nach der zweiten Frage seinen Anwalt an, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Andere sagten lange verabredete Termine ab, als die Autoren bereits im Zug saßen oder auf dem Weg zum Flughafen waren. Eines der gelungensten Interviews mit einem bekennenden Provokateur wurde nach der Niederschrift mit der Begründung zurückgezogen, die Kontroverse sei heute nicht mehr zeitgemäß und überhaupt gefalle ihm der Fragestil nicht.

Trotz – und wegen – aller Hürden war dieses Vorhaben für alle, die daran mitgearbeitet haben, überaus lehrreich. Die jungen Journalisten hatten Gelegenheit, ihre Thesen über die Inszenierungsgesellschaft in der unmittelbaren Begegnung mit Prominenten zu überprüfen – und sich von ihnen den Spiegel vorhalten zu lassen. Viele der Gesprächspartner haben erstaunlich offen über sich und ihre Rollen gesprochen; einige haben den Disput mit den Interviewern ganz offensichtlich genossen. Guter Journalismus, so wurde uns in den Monaten des Recherchierens und Schreibens deutlich, reflektiert sich und seine Entstehungsbedingungen. Er macht die Strategien und Taktiken der Inszenierung durchschaubar und verweigert sich dem Vermarktungskarussell, das die Medien zunehmend dominiert. Allerdings ist die Position des journalistischen Beobachters, auch dies ist eine Erkenntnis dieses Buches, nicht neutral und unschuldig. Ein Journalist registriert nicht nur, er inszeniert selbst – und trägt für diesen Akt der Gestaltung die Verantwortung. Medienmacher, Prominente und Publikum sind Teil der Inszenierungsgesellschaft; es gibt keinen archimedischen Punkt, von dem aus sie sich analysieren ließe.

Dieses Buch war von Anfang an ein Experiment mit offenem Ausgang. Es hat von allen Beteiligten großes Engagement und große Hartnäckigkeit verlangt und die Bereitschaft, miteinander über Wochen und Monate um Qualität zu ringen. Die Studierenden lernten nicht nur alle Phasen einer Buchproduktion kennen, sondern auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, zu denen in der Regel nur erfahrene Journalisten Zugang bekommen. Den beiden Herausgebern ging es nicht nur darum, journalistisches Handwerk, Frage- und Schreibtechniken und aktuelles Medienwissen zu vermitteln, sondern zu zeigen, dass Journalismus immer noch ein Beruf der unendlichen Möglichkeiten und der vielversprechenden Wagnisse ist: Man kann – mit der nötigen Mischung aus umsichtiger Vorbereitung und Chuzpe – immer noch publizistische Träume verwirklichen. Das ist der utopische Kern dieses Buches.

Es wäre ohne die Hilfe einer Reihe von Förderern, denen wir herzlich danken, nicht möglich gewesen. Finanziell unterstützt wurden wir von der Universität und der Medienstiftung Hamburg, die rasch und unbürokratisch erhebliche Gelder bereitstellten. Der Verleger Wolfgang Neumann hat uns vom ersten Tag an ermutigt und mit Rat und Tat beigestanden. Die Redaktion von Spiegel online öffnete uns ihr Archiv und ermöglichte so umfangreiche Recherchen. Martina Sulner von der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung half uns geduldig und mit viel Fingerspitzengefühl beim behutsamen Redigieren der Texte. Besonders danken möchten wir allen Gesprächspartnern, die sich für ein Interview Zeit genommen haben. Und last but not least den 26 jungen Autorinnen und Autoren dieses Buches, die bewiesen haben, dass sie können, was sie wollen: als Journalisten arbeiten.

Jens Bergmann, Bernhard Pörksen,
Hamburg, im Januar 2007

EINLEITUNG

Es ist eine merkwürdige, eine berührende Szene. Als das Inferno der Schlagzeilen über Oda Jaune, die Frau des Malers Jörg Immendorff, hereinbricht, reagiert sie auf ungewöhnliche Weise. Ihr Mann ist in einem Düsseldorfer Hotelzimmer mit etlichen Prostituierten und Kokain erwischt worden. Die Bildzeitung titelt: »Schlimmste Sexorgie des Jahres! (…) Als die Polizei die Hotelsuite stürmte, lag Immendorff mit den Mädchen nackt im Bett.« Das Blatt fragt: »Guckte seine schöne Frau bei den Orgien zu?« Und behauptet: »Nach all den Drogen, Liebesmädchen und Entschuldigungen« sei die junge Künstlerin ausgezogen: »Schöne Ehefrau flieht vor Sex-Professor«. In dieser Situation hätte Oda Jaune einen Anwalt anrufen können, um Gegendarstellungen zu erwirken. Oder aber das Land verlassen. Oder sich in ihr Atelier zurückziehen, um dort zu versuchen, die Presse zu ignorieren.

All dies tat sie nicht. Stattdessen setzte sie sich den Berichten über die Affäre bewusst aus. »Mir war sehr wichtig, von Anfang an alles zu lesen, was darüber in der Presse geschrieben wurde«, erzählt sie in diesem Buch. »Mein Mann hatte mich gebeten, es nicht zu tun. Er hat versucht, mich davor zu schützen. Ich wollte es trotzdem. Ich wollte es bewusst erleben. Damals haben mir Freunde die Zeitungen besorgt, weil ich ein paar Tage lang das Haus nicht verlassen habe. Ich habe die Zeitungen auf einem Tisch ausgebreitet und Seite für Seite gelesen. Und habe sie dann dort liegen lassen. Nach einer Weile haben sie mich nicht mehr interessiert.« Wenn sie heute an diese Geschichte zurückdenke, überwiege das Gefühl der Vergänglichkeit. Es ist die Künstlerin, die da spricht. Bilder, sagt Oda Jaune, haben etwas Ewiges, Zeitungen sind vergänglich. Die Presse bringt die Neuigkeit durch die permanente Berichterstattung zum Verschwinden; das Unbekannte wird bekannt – und damit uninteressant für die Medien und das Publikum. Auf diesen Effekt setzt Oda Jaune und lässt die Zeitungen in ihrem Atelier liegen. »Dann sehe ich, wie sie langsam ausbleichen und vergilben. Sie werden wertlos. Erst dann werfe ich sie weg.« Es ist eine Antwort auf die Übergriffe von Boulevardjournalisten, die Berührbarkeit und Unabhängigkeit signalisiert. Die Malerin versucht – trotz aller Verletztheit –, die fiktive Oda Jaune, die ihr aus der Presse entgegentritt, nicht an sich heranzulassen. Medienbilder, so ihre Erfahrung, sind zwar einflussreich, aber sie verblassen mit der Zeit.

Oda Jaune hat eine ganz eigene Lösung für ein Kernproblem von Prominenten gefunden: den Widerspruch zwischen Image und Ich, zwischen Medienrealität und dem eigenen Erleben. Wer prominent wird, gibt auf dem Weg zum Ruhm einen Teil seiner Persönlichkeit ab; sie wird zu einer fiktiven Figur im medialen Spiel und tritt ihm in dieser Gestalt wieder entgegen. Zu Beginn der jeweiligen Medienkarriere hat der Prominente noch Einfluss auf das, was über ihn und die Seinen veröffentlicht wird. Er hat als Sportler einen Rekord aufgestellt, als Politiker ein wichtiges Amt erobert, wurde als Durchschnittsbürger in ein spektakuläres (Medien-)Ereignis verstrickt, geriet ins Umfeld von Prominenten oder wurde schlicht in eine berühmte Familie hineingeboren. Nach dieser Initiation in die Kaste der Stars und Sternchen schwindet der Einfluss des Medienmenschen auf sein Image. Er verliert Autonomie, Kontrolle über sein öffentliches Bild. Sie zurückzugewinnen ist schwierig, vielleicht sogar unmöglich. Das Sport-Idol Franziska van Almsick, das bereits als Jugendliche den Medien ausgeliefert wurde, versucht dies mittlerweile vor Gericht. »Ich klage«, so sagt sie in diesem Buch, »weil ich Privatsphäre will. Und vor mir sitzen Anwälte großer Verlage und sagen: ›Privatleben? Das haben Sie doch schon lange nicht mehr, Frau van Almsick.‹ Nach deren Meinung bin ich Besitz der Journalisten der Bundesrepublik Deutschland, weil ich mich vor Jahren auf das Spiel mit den Medien eingelassen habe.«

Das Problem vieler Prominenter ist, dass die Entscheidung, sich zu öffnen, irreversibel zu sein scheint. Wer einmal Privates preisgibt, liefert sich ganz grundsätzlich der Mediengesellschaft aus. Und die kennt kein Recht auf Intimität, sondern deckt kühl ihren wachsenden Bedarf an Darstellern, um immer mehr bunte Seiten und Sendeflächen zu füllen. Georg Franck hat den Mechanismus mit seinem Werk Ökonomie der Aufmerksamkeit auf den Begriff gebracht. Prominent zu werden ist nicht zuletzt ein gutes Geschäft, denn Prominente sind, so Franck, »Einkommensmillionäre in Sachen Aufmerksamkeit«. Sie verbreiten anonym gestreute Information und empfangen dafür persönlich gewidmete Zuwendung. Wie Kapital trägt Prominenz sogar für sich alleine Zinsen. Wer einmal prominent geworden ist, bezieht schon dafür ein Einkommen in Aufmerksamkeit.

Um in diese Position zu kommen beziehungsweise sie zu verteidigen, sind Menschen bereit, Erstaunliches zu tun. Ehemalige Heideköniginnen veröffentlichen Ultraschallfotos ihrer ungeborenen Kinder und informieren das Publikum über die Einzelheiten der Zeugung. Schriftsteller ritzen sich vor laufenden Fernsehkameras die Stirn auf. Musikerinnen zeigen einem Millionenpublikum scheinbar versehentlich die blanke Brust. Top-Manager führen ihr Heim und ihre Haustiere vor. Politiker malen sich erträumte Wahlergebnisse auf die Schuhsolen, lassen sich mit der Geliebten im Pool fotografieren oder nehmen öffentlich Tanznachhilfeunterricht. Bei all diesen Inszenierungen geht es immer auch ums Geschäft. Man lanciert private Details, berichtet von Drogen, Krankheiten, Schönheitsoperationen, Missbrauchserfahrungen – um dem neuen Buch oder der neuen CD die Aura des Authentischen zu verleihen. Man lässt sich für den Besuch von Partys entlohnen, bei denen man ein paar nette Worte in Richtung der Sponsoren spricht. Man wirbt für Bier, Enzyklopädien und Potenzmittel – um sich zu wundern, wenn der Wochenend-Einkauf zum öffentlichen Schau- beziehungsweise Spießrutenlaufen wird.

Spätestens dann würden Prominente das Licht der Öffentlichkeit am liebsten wieder ausschalten und sich von der Kunstfigur in den Menschen zurückverwandeln, der über sein privates Ich ganz und gar verfügt. So klagt Claudia Roth, Parteivorsitzende der Grünen, durchaus selbstkritisch, dass sie praktisch nicht beziehungsfähig sei, weil man keinem Mann die Dauerbeobachtung durch die Medien, der sie ausgesetzt ist, zumuten könne. Als Opfer und ›die Naive‹ möchte sie sich allerdings nicht darstellen: »Jeder entscheidet selbst, wie viel seines Privatlebens öffentlich wird. (…) Ich habe die Tür weit geöffnet, da muss ich mich nicht wundern, wenn die Medien in meinem Privatleben herumstöbern.« Man fürchtet die Übergriffe der Medien, aber noch mehr fürchtet man den Verlust der Prominenz. Sie garantiert nicht nur Aufmerksamkeit und einen gewissen Wohlstand, sondern öffnet als eine Art Hyperqualifikation auch viele Türen, wie Ulrich F. Schneider in seinem Buch Der Januskopf der Prominenz erläutert. Der Tennisstar wird zum Moderator, die Ex-Gattin eines Berühmten kann sich im Schmuckdesign versuchen oder in einem Film mitmachen. Alle profitieren sie von ihrer Bekanntheit, die universelle Kompetenz suggeriert. Vermutlich können sich viele Prominente schon aus solchen Nützlichkeitserwägungen ein Leben ohne die Medien nicht mehr recht vorstellen. »Ich müsste dieses Leben erst lernen«, bekennt die Schauspielerin Anouschka Renzi. »Ich bin es immer gewohnt gewesen, Aufmerksamkeit zu bekommen. (…) Ich habe Angst vor einem Leben ohne Aufmerksamkeit.« Bei Frau Renzi sind die Medien Gefahr und Rettung zugleich; man muss Aufmerksamkeit erzeugen, deren Folgen man aber nicht mehr kontrollieren kann. Sie selbst spricht von einer Medienfalle.

Die Reflexion der eigenen herausgehobenen Rolle im Spiegelkabinett moderner Medien ist das Thema dieses Buches. Die Interviewten geben Auskunft über sich und ihre Images, über die Usancen der Inszenierungsgesellschaft, über das Geschäft mit der Pominenz und seinen Preis. Das Ergebnis der Gespräche sind subjektive Medientheorien, die auf Erfahrungswissen beruhen. Einig sind sich alle Befragten darin, dass Medien als Wirklichkeitsmaschinen funktionieren, dass sie die Wahrnehmung der Welt prägen, ja eine eigene Welt mit ihren Gesetzen und Gebräuchen, ihren Figuren und Mythen schaffen. Es ist eine Welt der Sensationen und der Vereinfachungen, eine Welt der immergleichen Dramen, der starken Wertungen und schnellen Etikettierungen. Medien können, so sagt die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, zu ihrem Image befragt, »nur selten ein differenziertes Bild zeichnen, also greifen sie sich den Teil der zu beschreibenden Person heraus, der scheinbar am typischsten ist. Auf diese Weise entstehen Klischees, die dem Leser zugleich das Verständnis einer Geschichte erleichtern (…) Ich habe gelernt, solche Images zu akzeptieren, aber nicht zu verinnerlichen.« Ähnlich sieht es Michel Friedman. Natürlich lasse ihn sein mediales Bild nicht völlig kalt – aber es handele sich doch um ein Konstrukt, mit dem er versuche, spielerisch umzugehen. Die Entstehung beschreibt Friedman, der selbst als Journalist arbeitet, kühl als weitgehend selbstreferenziellen Prozess: »Journalisten übernehmen – nicht nur in meinem Fall – sehr vieles kritiklos, statt selbst zu recherchieren und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Wer ein Porträt schreibt, geht ins Archiv und liest das, was die Kollegen geschrieben haben, und orientiert sich daran. Aus dieser Akkumulation von oberflächlichen Bewertungen entstehen dann Artefakte, Kunstfiguren, die mit der Realität wenig zu tun haben.«

Gemeinsam ist allen, die für dieses Buch interviewt wurden, auch, dass sie Medien als mächtig, teilweise sogar allmächtig erleben, der Boulevardpresse wird gelegentlich eine quasi-göttliche Macht zugesprochen. Sie kann ungeheuer nützen und schaden, sie kann Stars erzeugen und vernichten, sie kann Luder erschaffen und zerstören. Einige der Interviewten berichten, wie sie sich unter Druck gesetzt, ja erpresst fühlen. Boulevardjournalisten drohen, Belastendes zu veröffentlichen, und versprechen ihrem Opfer – im Falle der Kooperation – Mitspracherecht. Deutlich wird signalisiert, dass Schweigen keine Alternative in der Mediengesellschaft ist. Die Berichterstattung über Prominente erscheint als amoralischer Pakt, über den die Beteiligten nur ungern sprechen, weil sie aufeinander angewiesen sind. Man verachtet und braucht sich.

Aber auch die weniger offensichtlichen Zwangsmechanismen der Inszenierungsgesellschaft verfehlen nicht ihre Wirkung. Wer willentlich oder unwillentlich gegen ihre Gesetze verstößt, wird bestraft. Als zum Beispiel Rainder Steenblock – damaliger schleswig-holsteinischer Umweltminister – zu spät reagierte, als der vor Amrum havarierte Holzfrachter Pallas zu brennen begann, kostete ihn das wenig später das Amt. Er hätte öffentlichkeitswirksam zum Ort des Geschehens eilen und – obwohl er dort nichts hätte bewirken können – Aktivismus demonstrieren müssen. Der Ex-Außenminister Joschka Fischer spricht vom magischen Moment der Politik, vom ›Regentanz‹, den der Politiker aufführen müsse. »Und wehe, Sie tun es nicht, dann gelten Sie als Versager. Das Schlimmste wäre, wenn eine Regierung in einer Krisensituation sagte: ›Wir können im Moment leider nichts machen, liebes Volk.‹ Man erwartet, dass die Regierung handelt, auch wenn sie es eigentlich nicht kann. Und in dieser Lücke zwischen der Erwartungshaltung des Volks und den Handlungsmöglichkeiten der Politik entsteht dann so etwas wie positive Magie. Wer sie nicht beherrscht, wer es nicht schafft, vor der Welle öffentlicher Aufmerksamkeit zu schwimmen, sondern in die Welle hineingerät, wird verschlungen.«

Die Politik gehört zu den am stärksten medialisierten Sphären, weil Politiker existenziell auf die öffentliche Wahrnehmung und den Echoraum der kollektiven Meinungen angewiesen sind. Demokratie ist heute immer auch Mediendemokratie, ein Abtasten von Stimmungen und Ad-hoc-Trends, die wiederum von den Medien als maßgeblich dargestellt werden. Aber auch andere Felder wie der Sport, die Wissenschaft, die Wirtschaft und die Religion werden zunehmend von den Medien kolonisiert – oder unterwerfen sich in vorauseilendem Gehorsam ihren Gesetzen. Reale Ereignisse und Personen werden an die Bedürfnisse von Presse, Funk und Fernsehen angepasst – oder überhaupt erst für sie ins Werk gesetzt: die Extremform der Inszenierung. Wie weit diese Entwicklung fortgeschritten ist, zeigt ein Blick in die jüngere Vergangenheit. Günter Netzer erinnert sich an seine Zeit bei Borussia Mönchengladbach Anfang der 70er-Jahre. Damals habe es dort einen einzigen Sportjournalisten gegeben, der einmal in der Woche zum Training gekommen sei, um brav beim Trainer nachzufragen, ob es etwas Neues gebe. Heute werden die Spieler auf Schritt und Tritt von Reportern verfolgt, der Fußball ist ohne Show nicht mehr vorstellbar, sie droht ihn zu ersetzen, wie Netzer kritisiert – der als Teilhaber einer Agentur für die Vermarktung von Sportrechten selbst an ihr verdient.

Man spielt ein Spiel, dessen Regeln man zwar kennt, doch dessen Verlauf man nicht im Detail vorhersagen und kontrollieren kann – dies ist eine Erfahrung von Prominenten. Der Resonanzraum der Öffentlichkeit erscheint ihnen häufig als unkalkulierbar, gelegentlich auch als unheimlich. Insbesondere das Fernsehen wird als gnadenloses Entlarvungsmedium eingeschätzt. Die SPD-Politikerin Andrea Nahles sagt: »Im Fernsehen werden Gestik und Mimik von den Kameras genau registriert, und auf dem Bildschirm sieht man immer, ob es mir gut geht oder schlecht. Die Leute merken es und sprechen mich darauf an: ›Du warst aber nicht gut drauf heute, Andrea!‹ « Sie gehe ausgepumpt aus so einer Sendung hinaus. Die Medienmenschen ahnen, dass das Publikum sie mit dem Blick eines unerbittlichen Regisseurs betrachtet und ein übermenschliches Ausmaß an Stressresistenz und Selbstkontrolle von ihnen verlangt.

Etliche der Befragten glauben aber zumindest an die partielle Berechenbarkeit der Medien, die sie für ihre Zwecke einzusetzen suchen. Traditionell tun dies Politiker und Interessenvertreter jeder Couleur. Man testet Ideen beim Publikum oder versucht, den politischen Gegner oder Konkurrenten in den eigenen Reihen mit Hilfe der Presse zu diskreditieren. Einer, der diese Mechanismen gut kennt, ist der Publizist und ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel. Er schildert, wie er via Boulevard Einfluss auf Angela Merkel genommen habe. Der Kanzlerin schrieb er einen Brief, in dem er sie aufforderte, den Präsidenten Wladimir Putin wegen der Menschenrechtslage in Russland deutlich zu kritisieren; seinen Forderungen verlieh er mit einem Kommentar in der Bildzeitung Nachdruck. »Das heißt«, sagt Henkel, »sie hatte mit dem Kommentar auch eine Drohung auf dem Tisch: Ich hatte das Thema öffentlich gemacht. In diesem Fall habe ich Bild und diesen Brief zusammenspielen lassen und auf diese Weise etwas bewirkt.«

Auch der Schauspieler Mathieu Carrière behauptet, die Boulevardpresse gezielt für seine Zwecke nutzen zu können. Er kämpft seit Jahren für mehr Rechte der Väter und ließ sich in einem extremen Fall von Selbstinszenierung ans Kreuz schlagen – nicht ohne die Redaktionen rechtzeitig vorher darüber zu informieren. Über den programmierten Protest vor allem von Kirchenleuten war er dann sehr glücklich. Die Aktion sei wegen der guten Planung ein voller Erfolg gewesen, noch nie habe sein Engagement in dieser Sache eine solche Resonanz hervorgerufen. »Unser Konzept war einfach: Symbol, Aktion, Argumente, Veränderung. Wir brauchten ein starkes Symbol, in diesem Fall: Jesus am Kreuz. Mit der Aktion zitierten wir das Symbol und erzeugten Aufmerksamkeit. Je heftiger, je ambivalenter die Reaktion, desto besser. Wichtig ist Aufmerksamkeit, denn sie schafft das öffentliche Interesse für die Argumente, und nur dadurch ist etwas zu verändern.«

Manche Medienprominente haben kein Anliegen – außer dem der möglichst effektiven Selbstinszenierung. Sie haben auch – das unterscheidet sie von der Leistungsprominenz – nichts vorzuweisen außer ihrem Intimleben, das sie schamlos ausbreiten. Für sie ist Aufmerksamkeit nur um den Preis einer Selbstverletzung und Demütigung zu haben. Sie erzählen Boulevardjournalisten Dinge, die man seinen besten Freunden nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauen sollte. Sie entblößen sich in jeder nur erdenklichen Weise und liefern den Boulevardmedien unaufgefordert das Kernprogramm: Sex, Gewalt und Skandale aller Art. Die so geförderte Inflation der Augenblicks-Berühmtheiten führt zu einem Paradox: einer Glorifizierung und gleichzeitigen Entwertung von Prominenz. Dem Publikum werden immer mehr Menschen vorgeführt, die nichts können und doch als Superstars verkauft werden. So entsteht der nicht unbegründete Eindruck, dass prinzipiell jeder prominent werden kann – sei es im Big-Brother-Container oder durch eine Affäre mit Dieter Bohlen. »Waren Prominente bislang«, so schreibt Ulrich F. Schneider in einem Essay, »Gegenbilder aus einer entgegengesetzten Lebenswelt, so hat sich diese asymmetrische Beobachterperspektive deutlich reduziert. Prominente werden heute weiterhin bewundert, sie erscheinen aber plötzlich als die erfolgreicheren Konkurrenten in einem Spiel, bei dem heute prinzipiell alle mitspielen: Es geht um die Inszenierung der eigenen Person und das Buhlen um öffentliche Aufmerksamkeit. Während Prominente somit früher primär der Kompensation der eigenen unerfüllten Wünsche dienten, so sind sie heute stärker Vorbilder im eigentlichen Sinne geworden. Sie führen vor, wie man sich in unserer Mediengesellschaft geschickt selbst vermarkten und auch davon leben kann.«

Teile des Publikums verstehen sich heute offenbar als Prominenz im Wartestand und haben sich entschieden, sich den medialen Verwertungsregeln unbedingt und in jeder Lebensäußerung zu beugen. Sie träumen davon, Medienmenschen zu werden. Der Star hat für sie die Aura des Unerreichbaren eingebüßt, sie wollen den Göttern von einst ebenbürtig werden. Und haben das erste Gebot der Aufmerksamkeitsökonomie verstanden: Was in den Medien nicht stattfindet, findet nicht statt; was medial nicht wahrgenommen wird, existiert nicht. Also muss man irgendwie in die Medien gelangen, um Beachtung in Bares zu verwandeln.

Dieser Mechanismus lässt sich in Form eines Beziehungsdreiecks darstellen: Die Medien erzeugen Prominenz, der Prominente stellt sich medienförmig dar – und das Publikum denkt sich seinen Teil. Diese Beziehungen, das ist das Neue in der Inszenierungsgesellschaft, sind nicht mehr statisch, sondern im Fluss. So steigen Journalisten zu Stars auf, lassen sich auf eigens kreierten Events feiern oder für die Klatschkolumnen ablichten. Auch gelingt es – zumindest für kurze Zeit – immer wieder Talenten, aus dem Publikum ins Rampenlicht zu gelangen. Dort angekommen, bekommen sie womöglich die Chance, eines Tages wiederum die Seite zu wechseln, etwa als Moderator ins Medienfach. Blätter wie Bild oder der Stern bieten den Seitenwechsel gleich Millionen Lesern an, die für sie als Foto-Reporter mit ihren Handys auf die Jagd gehen können. Unzählige Möchtegern-Autoren und Filmemacher tummeln sich selbstorganisiert im Internet. So werden immer mehr Menschen Teil des Medienbetriebs und stellen sich bewusst oder unbewusst Fragen, die früher den Profis vorbehalten waren: ›Was ist für mein Publikum interessant? Handelt es sich um den Stoff für eine Tragödie oder für eine Komödie? Wie lässt er sich effektvoll in Szene setzen?‹

Gefragt sind: Überraschungen, Brüche, Extreme. Inhaltliche Debatten verwandelt man in persönliche Auseinandersetzungen und reine Machtkämpfe – und erzeugt so den Eindruck, dass ein Streit um die Sache in einer Demokratie eigentlich etwas Skandalöses sei. Fortwährend werden neue Schurken und Verschwörer gesichtet, pausenlos schafft man Gelegenheiten zur Empörung – oder stilisiert Einzelne zu Idolen, um sie dann eines Tages umso unerbittlicher zu Fall zu bringen.

Wie Medienfiguren konstruiert werden, offenbart ein professioneller Image-Produzent, der PR-Berater und ehemalige Volkswagen-Vorstand Klaus Kocks: »Man muss unterscheidbare Merkmale herausbilden und überbetonen. Man muss eine relativ komplexe Persönlichkeit in ein Rollenkonzept überführen. Dieses Rollenkonzept muss einfach, klar und erinnerbar sein. Und es muss tradierten, in unserer Kultur verwurzelten Rollenkonzepten entsprechen. (…) Gerhard Schröder hat die Bundestagswahl 2002 auch dank eines sehr medienwirksamen Auftritts bei der Oderflut in Ostdeutschland gewonnen. Schröder hat in Gummistiefeln und grünem Bundeswehrparka den Christopherus und den Moses gegeben. Und das haben wir deshalb so schnell verstanden, weil wir diese Rollen kennen.«

Das Gewerbe von Kocks und anderen Spin Doctors ist in den vergangenen Jahren schriller, aufgeregter geworden. In immer kürzer werdenden Abständen stilisiert man Einzelne zu Rettern oder schreibt sie kaputt, immer atemloser erscheinen die Versuche, Helden zu finden und wieder zu demontieren. Dies lässt sich besonders gut im politischen Berlin beobachten, wo Tausende professionelle und semi-professionelle Journalisten Tag für Tag auf Themensuche sind – und oft genug berichten, obwohl es eigentlich nichts zu berichten gibt. Der Konkurrenzdruck steigt, und die Sitten werden rauer. Der Philosoph Peter Sloterdijk spricht von einer Erregungsgemeinschaft. Dabei handele es sich um »keine bewusste, symbolisch verfasste, diskutierende Gemeinschaft, sondern um eine Menge von Leidenden, Erregten, Infizierten. (…) Tag für Tag versuchen Journalisten, neue Erreger in die Arena einzuschleusen, und sie beobachten, ob der Skandal, den sie auslösen wollen, zu blühen beginnt.« Das mediale Dauerfeuer reizt den Voyeurismus des breiten Publikums und stumpft es gleichzeitig ab. Mal ist es erregt, mal gerührt, mal gleichgültig – und mal überschreitet es die Grenze zwischen Medienwelt und unmittelbar erfahrbarer Realität und bricht in der unheimlichen Gestalt des Stalkers in die Privatsphäre des jeweiligen Idols ein. Der Voyeurismus erster Ordnung – man ergötzt sich ohne jede Scham am Erfolg oder Misserfolg anderer, ist schadenfroh, wenn man Berühmtheiten scheitern sieht oder trauert mit ihnen, als gehörten sie zur Familie – wird von einem Voyeurismus zweiter Ordnung flankiert, den auch seriöse Medien bedienen. Es ist ein Voyeurismus unter dem Deckmantel der Aufklärung, der den möglichen Vorwurf bereits reflektiert und scheinbar entkräftet. Man reproduziert – unter Berufung auf seine Informationspflicht – guten Gewissens Abseitiges und Widerliches. So wird mittlerweile auch in namhaften Magazinen das Leid von Vergewaltigungsopfern en détail und über Seiten ausgebreitet; das Feuilleton öffnet sich, mit postmoderner Ironie verbrämt, Klatsch und Tratsch, öffentlich-rechtliche Sender verbreiten in ihren Nachrichtensendungen Nullnachrichten. »Um Inhalte geht es«, so sagt Roger Willemsen über das Fernsehen, »höchstens noch bei Themen wie Faschismus, Antisemitismus und Kinderpornografie. Alle anderen Inhalte haben das Fernsehen weitgehend verlassen. Das geht so weit, dass irgendwann in der Tagesschau gemeldet wurde, Daniel Küblböck sei gegen einen Gurkenlaster gefahren. Von diesem Sündenfall wird sich die Sendung nur schwer erholen.«

Wer ist schuld an der Dominanz des Seichten? Immer die anderen. Zumindest können alle Parteien in der Inszenierungsgesellschaft der jeweils anderen Seite die Verantwortung zuschieben. Die Prominenten? Eitle Selbstdarsteller. Die Medien? Skrupellose Geschäftemacher. Das Publikum? Sensationslüstern und grausam.

Es wäre wohlfeil, die Prominenten, die Medien und das Publikum zu verdammen und damit die Verhältnisse im Beziehungsdreieck zu vereindeutigen. Die Autoren dieses Buches haben dieser Versuchung widerstanden. Ihr Ziel war es auch nicht, in einer undurchschaubar wirkenden Welt der medialen Bilder nach letzten Wahrheiten zu suchen. Hat Daniel Küblböck vielleicht sogar absichtlich den Laster gerammt, um mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen? Ist der öffentlich ausgetragene Zickenkrieg zweier Schauspielerinnen nicht in Wirklichkeit nur PR? Mögen sich Angela Merkel und George W. Bush tatsächlich so sehr, wie sie im Fernsehen vorführen? Wer solche Fragen stellte, müsste sich bald eingestehen: Man weiß es nicht und man kann es in den meisten Fällen nicht herausfinden. Die Möglichkeiten persönlich-privater Realitätsüberprüfung sind begrenzt. Als ein nie ganz unbeteiligter, nie vollkommen unschuldiger Beobachter kann man nur mutmaßen – und dabei zu der Erkenntnis kommen: Es gibt keine inszenierungsfreie Zone. Hinter jeder entlarvten Inszenierung steckt womöglich eine weitere. Das heißt auch, dass Authentizität – die von den meisten der Gesprächspartner in Anspruch genommen wird – nicht das Gegenteil von Inszenierung ist, sondern eine Spielart. Dieses Buch enthält also keine endgültigen Wahrheiten. Es geht in ihm nicht primär um die Frage, was der Fall ist, sondern wie Inszenierung funktionieren kann. Medienkompetenz heißt heute, diese Mechanismen zu durchschauen – ohne Anspruch auf letzte Gewissheit. Was bleibt, sind gut begründete Vermutungen. Nicht mehr. Und nicht weniger.

Jens Bergmann, Bernhard Pörksen,
Hamburg, im Januar 2007

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ELSE BUSCHHEUER

Schriftstellerin

ICH WAR PLÖTZLICH ICH

Else Buschheuer ist bekannt für ihre radikalen Imagewechsel. Im Gespräch mit Annika Giese und Linny Bieber spricht die Autorin und Moderatorin über ihre multiplen Persönlichkeiten und mediale Rollenspiele.

Frau Buschheuer, in einem Porträt über Sie heißt es: »In ziemlich vielen Medien hat Else Buschheuer ziemlich viele Facetten gezeigt, deren gemeinsamer Nenner darin besteht, dass sie nicht zusammenpassen, aber irgendwie der Akkumulation von Prominenz dienen.« Geht es Ihnen tatsächlich darum?

Ich glaube nicht. Es war im Grunde ganz einfach: Ich wollte ein Buch verkaufen. Ich hab’ mich erst bemüht, bekannt zu werden, als ich vor sechs Jahren meinen ersten Roman Ruf! Mich! An! zu vermarkten hatte. Vorher bin ich zwar öffentlich aufgetreten, aber nicht auffällig geworden.

Bekannt geworden sind Sie doch schon als Wetterfee bei Prosieben.

Eben nicht. Ich habe da drei Jahre vor mich hin gewettert – keiner hat mich gesehen. Jeder Sender hat so eine Wetterschnecke, die vor der Bluebox herumhampelt. Ich habe mich kaum von denen unterschieden, höchstens sprachlich, aber es hört eh keiner hin. Auffällig geworden bin ich erst als Wetterfee, die einen Skandal-Roman geschrieben hat: Die Kombination ließ sich gut verkaufen.

Besonders Ihre letzte Ansage als Wetterfee ist noch vielen in Erinnerung. Ursprünglich wollten Sie vor einem Millionenpublikum bei Harald Schmidt kündigen. Dann haben Sie sich dafür entschieden, eine mit einem nackten Körper bedruckte Grillschürze zu tragen. Sie brauchten unbedingt einen spektakulären Abgang.

Na und? War doch nur Spaß. Im Sender hieß es immer, man solle sich sexy anziehen. Ich war immer dagegen – keine Ausschnitte, keine Röcke. Bei meinem letzten Wetter habe ich dann gesagt: »Jetzt mache ich mich mal nackig wegen der Quote.« Derzeit überlege ich gerade, ob ich demnächst bei Riverboat mit Miniröcken und Perücken auftrete. Sozusagen als Karikatur meiner Selbst, mich augenzwinkernd dem Quotendruck beugend.

Als Wetterfee ließ man Sie nie live vor die Kamera. Der Spiegel schrieb, Sie sähen »auch mit einem Azorenhoch im Rücken irgendwie gefährlich aus«.

Ich gelte als unberechenbar – was im Übrigen stimmt. Ich bin mir oft im Unklaren über die eigenen Motive. Ich neige zu unüberlegten Dingen, sage aus heiterem Himmel etwas wirklich Unpassendes. Als Wetterfee war ich eine grandiose Fehlbesetzung.

Wie kamen Sie zu dieser Rolle?

Ich habe eine Augenkrankheit, und ein Arzt hat mir einmal gesagt, ich könne nie im Scheinwerferlicht stehen. Da habe ich gedacht: ›Das wollen wir erst mal sehen!‹ So bin ich Moderatorin geworden. Eigentlich rutscht man über eine Moderation in den Journalismus und macht dann ernsthafte Sachen. Bei mir war es umgekehrt, ich war vorher schon acht Jahre Journalistin gewesen, habe für verschiedene Zeitungen, Magazine und Fernsehsendungen gearbeitet. Es hat mich gereizt, den Arzt zu widerlegen, und es hat mich gereizt, Geld zu verdienen, ohne meinen Kopf sehr anstrengen zu müssen. Ich wollte ja ein Buch schreiben.

Ihr Skandal-Roman Ruf! Mich! An! erschien 2000, und Sie bewarben ihn in den Medien exzessiv.

Ich hatte mir vorgenommen: Für dieses Buch mache ich alles, dafür gehe ich überall hin. Und es hat geklappt. Ich war sogar bei Naddel in Peep!, habe Dinge getan, die ich heute nicht mehr täte.

In der RTL-II-Sendung Peep! simulierten Sie multiple Orgasmen, im Stern erzählten Sie »Selbstbefriedigung ist für mich wie Yoga«, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte Sie die »schöne Pornografin«. Waren das wirklich Sie?

Natürlich nicht, aber es passte zur Heldin aus Ruf! Mich! An! Und so bin ich eben als Amazone aufgetreten mit High Heels, langen Fingernägeln und kurzen Haaren. Ich war ganz zufrieden mit diesem Image, das weit weg war von meiner eigentlichen Person. Ich habe später immer mal wieder experimentiert, habe in Interviews ehrlich geantwortet – aber das hat nicht funktioniert. Die Journalisten wussten damit nichts anzufangen, es ließ sich nicht verkaufen. Diese zugespitzten Pointen haben dagegen gepasst wie Arsch auf Eimer. Dass ich dafür einen Preis zahlen würde –zum Beispiel den, dass Männer mich meiden –, damit habe ich gerechnet. Das hat mich eher amüsiert. Zu mir hat mal einer gesagt, jeder normale Mann, der Ruf! Mich! An! gelesen hat, könne keinen Sex mit mir haben. So ist es auch.

Hatte Ihr Amazonen-Image auch eine Schutzfunktion?

Klar. So war das jedenfalls gedacht. Allerdings hatte ich mir zugetraut, die Medien kontrollieren zu können, weil ich weiß, wie sie arbeiten. Dummer Fehler! Es entwickelt sich ziemlich rasch eine Eigendynamik, die man nicht stoppen kann.

Sie selbst haben einmal gesagt: »Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, der kommt darin um. Das ist meine große Angst – weil ich es weiß und trotzdem mache.«

Man wird jemand, der man eigentlich gar nicht sein will, weil man bestimmte Sphären schützen will. Aber man muss damit rechnen, dass die Medien trotzdem versuchen, in diese Sphären einzudringen. Es gibt Journalisten, die nicht einsehen, dass es bei jemandem, der so freizügig wirkt wie ich, Tabus gibt. Das halten sie für unlogisch. Vermutlich ist es das auch.

Umgekehrt schätzten auch Sie die Medien falsch ein. Um Ruf! Mich! An! zum Gesprächsthema zu machen, schrieben Sie selbst unter dem Namen Karl-Heinz Flötow eine vernichtende Kritik über Ihr Buch. Flötow kritisierte, Ihre Darstellung von Ostdeutschen »grenzt an Volksverhetzung«. Obwohl Sie Flötows Kritik bei Ihren Lesungen genüsslich zitierten, blieb der erhoffte Effekt aus.

Ich hatte mich verschätzt. Ich hatte angenommen, dass dieser Punkt zum Skandal werden würde. Aber kein Ossi war richtig beleidigt, im Gegenteil, die fühlten sich gar nicht angesprochen. Aber sie kannten immer jemanden, der so ist wie Maik und Mändy. Über den haben sie dann mit mir zusammen gelacht.

Ihre folgenden Romane Masserberg, Venus und Der Koffer unterscheiden sich erheblich von Ihrem Debüt. Sie sind seriöser, der Ton ist ernster. Wollten Sie das Image der Medien-Domina abstreifen?

So wird das im Nachhinein gern gedeutet. In Wirklichkeit war es schlicht so, dass ich nach dem Erfolg meines ersten Buches gleich einen Vertrag für ein zweites bekommen habe. Inklusive Vorschuss, das ist ein großes Glück für einen Autor. Man ist völlig frei. So habe ich eine Geschichte über Alte, Kranke und Sterbende aus der DDR geschrieben, die ich schon lange mit mir herumgetragen hatte. Als Debüt wäre dieses Buch untergegangen. So wurde es immerhin wahrgenommen. Masserberg ist mein zweiterfolgreichster Roman.

Weil Sie vorher die Rolle der schönen Pornografin gespielt haben.

Auch, weil es ein gutes Buch ist. Und weil die Leute sich gefragt haben: ›Was schreibt die Buschheuer wohl jetzt wieder?‹

Ihr drittes und auch Ihr viertes Buch haben sich nicht gut verkauft. Auch, weil die Schriftstellerin Buschheuer weniger interessant scheint als die schöne Pornografin?

Möglich. Ich habe die Marke Buschheuer zerstört. Ich neige zur Selbstzerstörung. Ich langweile mich schnell. Ich will immer was Neues. Wenn ich Ruf! Mich! An! 2, 3, 4 geschrieben hätte, wäre ich vermutlich gut im Geschäft, und jeder wüsste, was drin ist, wenn Buschheuer draufsteht. Eine furchtbare Vorstellung.

Neben Ihren Romanen schreiben Sie exzessiv Internet-Tagebuch und veröffentlichen einige Ihrer Einträge auch in Buchform. In diesem virtuellen Tagebuch vermischen Sie Erlebtes und Erfundenes miteinander. Und der Leser fragt sich: ›Wer ist eigentlich Else Buschheuer?‹

Also, jetzt mal unter uns. Es geht den Leser verdammt noch mal nichts an, wer Else Buschheuer ist. Bei dem Tagebuch handelt es sich um eine Kunstform, was gelegentlich zu Enttäuschungen führt. Zum Beispiel, wenn meine Leser – die dachten, ich ginge stets allein durchs Leben – aus der Superillu erfahren, dass ich in Wahrheit mehrfach verheiratet war. Oder, dass ich eine erwachsene Tochter habe. Im Internet-Tagebuch finden diese Dinge nicht statt und Verliebungen nur in kodierter Form, nur von Menschen, die mich gut kennen, zu entschlüsseln.

Haben Sie Angst, die Kontrolle über Ihr mediales Bild zu verlieren wie in Ihrem New York Tagebuch, das Sie anlässlich der Anschläge auf das World Trade Center schrieben?

Mit dem 11. September ist mir das Spielerische entglitten, und ich war plötzlich nur noch ich. Stand nackt da. Schrecklich. Das New York Tagebuch ist ein pathologisches Protokoll; Psychologiestudenten können dort lesen, wie jemand in einen Nervenzusammenbruch rutscht, indem er sich selbst unablässig zu Tränen rührt. Ich kann bestimmte Passagen nicht lesen, ohne mich zu schämen.

War dies das einzige Mal, dass Sie die Kontrolle über Ihr mediales Bild verloren haben?

Zumindest das einzige Mal so, dass es jeder Depp gemerkt hat. Es ist immer gefährlich, wenn das mediale Bild zu nah an einem dran ist, weil ein Kontrollverlust dann wirklich auffällt.

Nach Ihrer Rückkehr aus New York schrieben Sie, Sie wären als Autorin ›entmystifiziert‹ worden. Hängt der Misserfolg Ihrer neueren Romane damit zusammen?

Ich denke schon. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Erfolg nicht planen kann. So war das Angebot, die Talkshow Riverboat im MDR zu moderieren, ein Geschenk des Himmels. Auch dort sehe ich mich als eine grandiose Fehlbesetzung. Aber egal, ich habe zugegriffen und gedacht: ›Wunderbar! Dann bin ich wieder da.‹

Nach allem, was Sie gesagt haben, verstehen wir Sie nicht. Einerseits bauen Sie Nähe zu Ihren Lesern auf, indem Sie ein so intimes Medium wie ein Tagebuch, wenn auch verschlüsselt, online stellen. Andererseits ist Ihnen Ihr New York Tagebuch peinlich, weil es Sie zeigt, wie Sie sind. Was wollen Sie, Nähe oder Distanz?

Wenn ich körperliche Nähe zu meinen Lesern suchte, hätte ich keine virtuelle Form gewählt. Es ist wie in Stanley Kubricks Film Eyes Wide Shut: Tom Cruise geht zu einer Bums-Party, bei der alle maskiert sind. Es kommt heraus, dass er sich da reingeschummelt hat, und er wird gezwungen, vor allen die Maske abzulegen. Er wird für den Rest seines Lebens nicht wissen, wer diese vielen Leute waren, die ihn gesehen haben. Nur er ist zu sehen, er ist zu erkennen.

Was hat das mit Ihnen zu tun?

Ich weiß nicht, ob am Nebentisch irgendein Leser sitzt, der schon lange engere Kreise zieht und mich jetzt langsam mal orten will. Es ist schon vorgekommen, dass mich Leute belauschen, wenn ich privat unterwegs bin. Gespenstisch. Die denken, die haben eine Beziehung mit mir.

Schreiben Sie deshalb so eifrig Internet-Tagebuch, weil es die ideale Mischung aus scheinbarer Nähe und Distanz bietet?

Ich weiß nicht, ob ›eifrig‹ mir in dem Zusammenhang gefällt. Ich will ja keine Fleißbienchen sammeln. Ich denke immer häufiger, ich sollte mit dem öffentlichen Tagebuchschreiben aufhören – aber es ist unmöglich. Das ist meine Form, mich auszudrücken. Sollte ich eine andere gültige finden, dann vielleicht.

Ist das nicht beunruhigend, so abhängig von einem Medium zu sein, ständig den Drang zu verspüren, sich mitteilen zu müssen?

Na, besser als Heroin zu drücken.

Auf jeden Fall gesünder. Trotz dieser Abhängigkeit wirken Sie wiederum, als hätten Sie einen Unabhängigkeitsdrang. Sie sitzen ständig auf gepackten Koffern, reisen mal hierhin, mal dorthin. Wie passt das zusammen?

Ja, wie passt das zusammen? Wie passen Widersprüche zusammen? Das weiß ich nicht. Gar nicht, glaube ich. Gar nicht, Punkt. Damit mache ich es Ihnen schwer. Sie wollen, dass ich die verschiedenen Elsen in Einklang bringe. Aber mit welchem Recht?

In Ihrem Blog haben Sie kürzlich etwas rätselhaft geschrieben, Sie säßen wie immer »zwischen allen Stühlen«. Was für ein Zwiespalt war das?

Zum Beispiel, dass ich dachte: ›Ich mache jetzt eine Talkshow, dann verkauft sich mein neues Buch besser.‹ Das war eine unsinnige Idee: Den Leuten, die die Talkshow Riverboat gucken, ist es ganz egal, ob ich Bücher schreibe und was da drinsteht. Es gibt jetzt in letzter Zeit auch immer wieder Freunde, die sagen: »Warum machst du auch so eine Scheiße, Else? Du verwässerst alles, wofür du stehst.«

Wofür stehen Sie denn?

Na, für Radikales! Stattdessen sitze ich da ganz lieb in irgendwelchen Jacketts, die nicht zu mir passen, und frage Gojko Mitic brav, wann er das letzte Mal den Winnetou gibt.

Wie geht es für Sie weiter?

Ich würde gerne ein Kinomagazin machen. Damit liege ich schon seit Jahren allen Fernsehsendern, für die ich gearbeitet habe, in den Ohren. Bisher erfolglos. Aber da wäre ich zum ersten Mal keine grandiose Fehlbesetzung. Ich denke, wenn die Sendung nah an mir bleibt und an dem, was mich beschäftigt, könnte sie unverwechselbar werden. Ein Markenzeichen für den Sender, der sich traut, mich machen zu lassen.

Vorhin sagten Sie, ein Image sollte möglichst weit von der eigenen Person entfernt sein, um seinen Träger zu schützen.

Man muss nicht völlig verschmelzen mit der öffentlichen Figur. Aber wenn man live im Fernsehen auftritt und über etwas redet, das einen wirklich beschäftigt, wofür man brennt, dann kann man schon wahrhaftig sein. Es gibt nur sehr wenig Wahrhaftiges. Es gibt nur sehr wenige Momente in Talkshows, in Sendungen beim Fernsehen, in denen man einer Person beim Nachdenken zuschauen kann.

Wir haben den Eindruck, dass Sie den Wunsch haben, zu sich selbst zu finden. Sind Sie noch immer auf der Suche?