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Remote Viewing

Forschungen, Erkenntnisse, Anwendungen in Theorie und Praxis

Manfred Jelinski

Remote Viewing

Forschungen, Erkenntnisse, Anwendungen
in Theorie und Praxis

Dank an die vielen Viewer für die Erfahrungen,
die ich mit ihnen machen durfte.

1. Auflage 2015

© Ahead and Amazing Verlag, Ostenfeld 2011-2015

Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Titelseite:
Illustration: Benny Pamp
Gestaltung: Indigo Kid

Layout: Indigo Kid
Alle Bildrechte beim Autor, wenn nicht anders angegeben

ISBN (Print): 978-3-933305-25-1
ISBN (E-Book): 978-3-933305-37-4

Ahead and Amazing Verlag, Jelinski GbR, Magnussenstr. 8, 25872 Ostenfeld
www.aheadandamazing.de, www.rv-akademie.com

RV macht erstmal gar nichts aber jeder kann es,
das macht alles so kompliziert.

Für Peter Brandt, der uns viel zu früh verließ.

Deutsche Bücher und Videos über Remote Viewing bei AAA:

Geheimnisse des Remote Viewing, Frank Köstler, AAA, 2002, 224 S.

Verdeckte Ziele, Frank Köstler, AAA, 2003, 220 S.

Der verborgene Plan, Frank Köstler, AAA, 2006, 350 S.

Alltägliche Wunder, Frank Köstler, AAA, 2010, 350 S.

Tanz der Dimensionen, Manfred Jelinski, Kopp-Verlag, 2000, 400 S.

AAA, Überarbeitung 2008, 420 S.

Remote Viewing – das Lehrbuch Teil 1, AAA, 2001/2012, 220 S.

Remote Viewing – das Lehrbuch Teil 2, AAA, 2003/2008/2013, 210 S.

Remote Viewing – das Lehrbuch Teil 3, AAA, 2004/2013, 230 S.

Remote Viewing – das Lehrbuch Teil 4, AAA, 2007/2013, 290 S.

Schritte in die Zukunft, Manfred Jelinski, AAA, 2002/2013, 220 S.

Die Bar am Ende des Universums, 1. Anflug 2003, AAA, 220 S.

Die Bar am Ende des Universums, 2. Anflug 2007, AAA, 270 S.

Die Bar am Ende des Universums, 3. Anflug 2011, AAA, 270 S.

Die Bar am Ende des Universums, 4. Anflug 2015, AAA, 260 S.

Sportwetten mit Remote Viewing, AAA, 2009, 170 S.

Das Ende aller Geheimnisse, Video, AAA, 1997, ca. 80 min.

Erkenntnisse aus dem Unsichtbaren, Video, AAA, 1998, ca.150 min.

Die Grauen in Louisas Landschaft, Manfred Jelinski, RV-Roman, AAA 2011, 240 S.

Erhältlich über den Buchhandel und den RV-Shop www.remoteviewing.de

Remote Viewing

Forschungen, Erkenntnisse, Anwendungen in Theorie und Praxis

Inhalt

Vorwort

Was genau ist Remote Viewing (Und was ist es nicht?

Die Wahrheit über Remote Viewing

Was machen Remote Viewer mit der Methode?

Darf Remote Viewing Spaß machen?

Realos, Fundis und Muggels, die Weltsicht der Remote Viewer

Der Umgang mit der Macht

Störstreifen auf dem Fernseher

Ein Dutzend Fragen an Remote Viewer

Träumen und Remote Viewing

Viewen mit Skype in der Diskussion

Mythen des Remote Viewing

Keine Geheimnisse? – das Auftraggeberproblem

Lieblingstargets in der Praxis

Was ist ein erfahrener Trainer?

Nachgefragt: PSI – gibt es wissenschaftliche Hintergründe?

Ist ein Monitor sexy?

Talent Adieu!

Den Propheten gehen die Katastrophen aus

Wie entstand eigentlich ARV?

Aus Fehlern lernt man am Besten: Entstehung des Protokolls

Remote Viewing im Internet

Die hemmende Erwartungshaltung

Werbung zwecklos! – Vermittlung und Verbreitung von RV

Ideogramme – Entstehung und neueste Erkenntnisse

Lernkurve und Decline-Effekt

Was ist eigentlich Telepathie?

Wie soll man sich als Anfänger informieren?

Darf man Personen viewen?

Aus der Remote Viewing-Forschung – der Umschaltplan

Zukunft und Wahrscheinlichkeit

Zwischenfälle in der Session durch Bilokation

Wie gut ist Doppelblind?

Reich werden und viewen, wenn kein Arzt mehr Rat weiß

Männertargets

Engeltargets – tiefe Enttäuschung für Esoteriker

Was macht RV aus uns?

Anhang: Liste der Erstveröffentlichungen der Beiträge

Vorwort

Über die Jahre hinweg habe ich immer wieder Artikel für Webseiten, Online- und Printmagazine geschrieben. Anlass dafür war, dass bestimmte Teile des RV-Ablaufes ins Blickfeld gerieten, weil eine Session oder die Erfahrung bzw. die Schlussfolgerung einer Person eine Frage aufwarf. Soweit es mir möglich war, habe ich versucht, diese aus meiner Erfahrung und meinen Forschungen heraus zu beantworten. Das ist natürlich oft „State-of-the-Art“, aber das bedeutet auch, dass es solange gilt, bis jemand fundierte andere Erfahrungen gemacht und dazu Rückschlüsse gezogen hat.

Inzwischen stellte ich fest, dass es eigentlich schade ist, diese Artikel so verstreut herumfliegen zu lassen und die Sammlung zwischen Buchdeckeln auch den Reiz hat, solche Artikel nahe beieinander zu haben, sie miteinander verknüpfen zu können und daraus wieder neue Schlüsse ermöglicht zu bekommen. (Außerdem muss man sie nicht immer wieder neu schreiben, weil sie im weiten Netz im Laufe der Zeit schlechter auffindbar sind, sondern kann auf diese verfügbare Publikation verweisen.) Natürlich ist es sozusagen eine “Zweitverwertung“, aber ich denke, wegen der geschilderten Gründe eine legitime.

Wer ein Verfechter des Free-Download ist und findet, dass Menschen, die an Erkenntnissen arbeiten, diese Arbeit in jedem Fall immer umsonst der „Allgemeinheit“ zur Verfügung stellen müssen, muss dieses Buch nicht kaufen, kann sich eben genau alle diese Artikel im Netz zusammensuchen.

Das kostet dann eigene Zeit (die ja in dieser Philosophie auch nichts kostet) und die Anhänge, zusätzliche Bebilderungen und Weiterführungen sind dann ebenfalls nicht zugänglich. Aber, nun, es ist „for free“, wem das wichtig ist.

Darüber hinaus steht es jedem frei, selbst Forschungen anzustellen, diese zu publizieren und sich über Interessenten zu freuen. Ich mache mir diese Werke dann auf dem billigsten Weg zugänglich, den ich kenne: ich kaufe einfach das Buch, wenn es das gibt. Denn meine Zeit ist mir kostbar, ich werde sie nicht durch endlose Netz-Recherche, das Ausdrucken und Sortieren und Ablegen vertändeln, sondern im Bedarfsfall einen Griff ins Regal tun.1

Und deshalb dieses Buch.

Und nur so ganz nebenbei: Die allermeisten Artikel sind weiter bearbeitet, komplettiert und mit Bildmaterial versehen.

Ich wünsche allen Lesern ein erfülltes „Vorandenken“.

Manfred Jelinski, Juni 2013

Zweites Vorwort

Da kann man mal wieder sehen, wie der Alltag dazwischenfunkt. 2013 sollte dieses Buch erscheinen, nun ist es 2015. Aber das kennen wir schon: Wenn man ein wichtiges Vorhaben hat, wird es garantiert schwer, es umzusetzen. Was uns zu einer generellen Aussage bringt. Alles Neue hat es schwer, sich durchzukämpfen. Das kann man an der Verbreitung von Remote Viewing in Deutschland einfach ablesen. Die entschlossene Trägheit des Ereignisstroms ist sehr schwer umzulenken. Aber die letzten zwei Jahre waren deshalb nicht unnütz. Es gab eine Menge Seminare, Zeitschriftenartikel und sogar einen vierten Anflug an „Die Bar am Ende des Universums“, denn es gab doch wieder genügend Remote Viewer, die sich bereit fanden, aus ihrem Nähkästchen zu plaudern. Und nicht zuletzt: Einige Artikel wurden in dieser Zeit neu geschrieben oder aufgearbeitet. Und das ist doch auch wieder ein Vorteil. In diesem Sinne wünsche ich viele Aha-Erlebnisse, wie ich sie auch hatte.

Manfred Jelinski, August 2015

Was genau ist Remote Viewing? (Und was ist es nicht?)

„Remote Viewing ist“, so Günter Haffelder 1997 in seinem Gehirnforschungsinstitut, „eine faszinierende Methode… so genau wussten wir es bisher noch nicht. Und wenn das möglich ist …“

Fragt man andere Personen, die vielleicht gerade erst mit dem Thema in Berührung gekommen sind, so hört man unter Umständen:

„Remote Viewing ist, wenn man sagen kann, was für ein Bild in einem geschlossenen Umschlag steckt! Ist ganz einfach, kann jeder!“

Tatsächlich ist Remote Viewing nun in weiten Kreisen der Bevölkerung angekommen. Es hat auch lange genug gedauert von dem Zeitpunkt an, als die Methode 1995 öffentlich wurde bis jetzt, wo jeder, der in der medialen Szene etwas auf sich hält, selbstverständlich auch Remote Viewing anbietet. Und es jeder Internetbenutzer durch Ansehen von ein paar Videos lernen kann.

Wenn man allerdings nachfragt, wie man Remote Viewing praktiziert, gehen die Meinungen weit auseinander.

„Man setzt sich hin und schreibt einfach alles auf, was einem durch den Kopf geht!“, ist der eine Pol der möglichen Ansichten. Andere behaupten, man müsse sich in einem abgedunkelten Zimmer bequem hinlegen und den Geist ungebändigt reisen lassen. Wieder andere behaupten, man müsste seinen Schlafsack dazu mitbringen.

Kann es sein, dass alles das Remote Viewing ist? Dann wäre es ja wie früher schon, nur, dass es damals „Hellsehen“, „automatisches Schreiben“ oder „Geistreisen“ bzw. “Schamanische Reisen“ hieß.

Was ist dann das Besondere an dieser Methode und warum machen sich manche dieser „Remote Viewer“ so wichtig und wollen das Gelbe vom Ei für sich reserviert haben?

Die Antwort ist ganz einfach: Weil mittlerweile kaum noch Remote Viewing drin ist, wo Remote Viewing draufsteht. Das ist ein gesellschaftlich üblicher Prozess. Wenn etwas erfolgreich ist, übernimmt man es gern für die eigene Vita, auch wenn es sehr zurechtgebogen werden muss. Und wenn ich versuche, hier etwas geradezurücken, wird man mich in weiten Kreisen bestimmt einen „verbissenen Verfechter der reinen Lehre“ nennen. Und man wird selbst bei Berühmtheiten wie dem amerikanischen „Remote Viewer Nr. 001“, Joseph McMoneagle fündig, der auch in seinem einzigen Interview in Deutschland 1998 erzählte, dass es verschiedene Methoden unter dieser Bezeichnung gäbe. Er habe sie alle zusammen mit anderen Medien und einigen Wissenschaftler in verschiedenen Forschungsstätten untersucht.2

Joe McMoneagle mit Frau Nancy beim Einkaufsbummel in Hamburg 1998

Um hier zu einer adäquaten Beurteilung zu gelangen, muss man allerdings zur Kenntnis nehmen, dass McMoneagle von Vorgängen in den 1970er und Anfang der 1980er Jahren sprach, als man generell noch abenteuerliche Vorstellungen hatte, welcher besondere Umstand im Gehirn eigentlich für diese merkwürdigen Fähigkeiten von manchen Menschen verantwortlich ist.

Es ist tatsächlich so, dass „altgediente Remote Viewer“, die sich schon lange aktiv mit diesem Prozess befassen, im Laufe der vielen Jahre tatsächlich mit einem Minimum von dem arbeiten können, was wir heute „das Protokoll“ nennen und was bei wirklich jedem Menschen die gleichen Effekte zeigt. Und dass sie wenig Verständnis dafür zeigen, welchen Aufwand manche der heutigen Trainer betreiben, um den Interessierten diese Fähigkeiten zu vermitteln.

Deshalb ist es an der Zeit, einmal genau zu definieren, was Remote Viewing ist.

Das Problem, das wir dabei haben, möchte ich mit einem Vergleich darstellen. Nehmen wir für alles, was bisher genannt wurde, den zusammenfassenden Begriff „mediale Aktivität“, und ersetzen diesen Begriff durch „Obst“.

„Wenn du einkaufen fährst, bring doch etwas Obst für mich mit!“, ruft die Frau dem Mann hinterher, der gerade zu einer Besorgungstour aufbricht. Gehorsam kauft er Äpfel, Birnen und Bananen und entert fröhlich die heimatliche Wohnung. Die Frau schaut unwirsch auf das Mitgebrachte.

„Ich hätte aber gern Pflaumen, Apfelsinen und Tomaten gehabt!“, erläutert sie missgestimmt.

„Dann sag das doch bitte!“

„Aber du weißt doch, was ich mit Obst meine!“

„Nein, weiß ich nicht. Letztens hast du noch Bananen mitgebracht und den Kindern Äpfel hingehalten, weil Obst eben so gesund ist! Und überhaupt sind Tomaten gar kein Obst!“

Und – wunderbar – der schönste Streit ist da, der Tag ist gelaufen.

Der Umgang mit medialen Aktivitäten hat lange Tradition. Vielleicht ist das die Ursache, dass neuere Erkenntnisse, die im Gesamtrahmen wirklich zum Verständnis dieses bisher so nebulösen Themas beitragen, bei Bekanntwerden in falsche Schubladen gelegt werden. Hinzu kommt, dass der Begriff „Remote Viewing“ schon ungefähr ein Jahr nach Beginn der Forschungen3 feststand, als man noch nach den Faktoren suchte, die „übersinnliche“ Fähigkeiten zur Entfaltung bringen.

Inzwischen kann man (und sollte man auch, damit einfach nur der Verständigungswirrwar endlich abnimmt) eine eindeutige Definition des Begriffes „Remote Viewing“ vornehmen:

Remote Viewing ist ein Prozess der Informationsgewinnung jenseits der Sinnesorgane Augen, Ohren, Nase, Mund und Haut, allgemein als „die fünf Sinne“ bekannt, also der Einsatz eines sechsten Sinnes demgemäß. Durch einen Ablaufplan, der bei jedem Menschen die gleichen Vorgänge im Gehirn erzeugt, ist es möglich, genauso exakt wie bei den „fünf Sinnen“ solche Eindrücke zu bekommen, egal wo sich das zu untersuchende Gebiet oder Objekt befindet. Das kann räumlich und zeitlich sehr weit weg sein, in einem anderen Jahrhundert, auf einem fremden Stern, alles das spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist die Wiederholbarkeit, was ja das wissenschaftliche Ansinnen war.

Damit ist Remote Viewing durch den Gebrauch eines solchen genauen Ablaufplans, auch „Protokoll“ genannt, definiert, in dem (sehr wichtig!) Mechanismen enthalten sein müssen, die die Assoziationsbereitschaft und Phantasie eliminieren können. Und damit haben wir schon den Knackpunkt der ganzen Geschichte genannt.

Remote Viewing ist die einzige Technik, in deren Durchführung 1. überhaupt darauf aufmerksam gemacht wird, dass Assoziationen des Gedächtnisses immer eine Rolle spielen, weil sie für das physische Überleben im Alltag so wichtig sind, und die zeigt, 2. dass es Möglichkeiten gibt, diese für einen bestimmten Zeitraum „auf Kommando“ außer Kraft zu setzen.

Diese Probleme haben einige weltweit verbreitete Lehren schon vor Tausenden von Jahren erkannt, die Methoden zur Behebung des Problems blieben jedoch sehr einfach und schwer zu handhaben. Die chinesische traditionelle Meditation „betrachtet ohne Emotionen den unberührten Spiegel eines Sees und wartet ab, was sich dort zeigt.“ 4

Dazu muss man seinen Geist sehr stark disziplinieren, was oft viele Jahre nachhaltigen Bemühens bedeutet. Das Remote Viewing-Protokoll erledigt das mit ein paar Anwendungen sozusagen „nebenbei“. Die noch in der Anfangszeit der Forschungen praktizierten „Cool-Down-Phasen“ werden praktisch überflüssig. Ein einigermaßen geübter Remote Viewer kann sich zu jeder Zeit (fast) überall hin setzen und darauf vertrauen, dass seine Ergebnisse einen hohen Grad an praktischer Relevanz aufweisen.

Jede Methode, in der Funktionen nicht enthalten sind, die Assoziationen, Phantasie und Emotionen ausfiltern, muss man anders benennen. Sie wäre nicht „Remote Viewing“.

Durch eine andere Bezeichnung würden Sinn und Existenzberechtigung anderer Methoden überhaupt nicht berührt. Es gibt eine Menge Anwendungen, die ebenfalls PSI-wirksame Mechanismen enthalten und somit auch einiges an „Übersinnlichem“ bewirken.

Das Spannende daran ist aber, dass wir mit der Kenntnis, welcher Punkt im Protokoll welche Auswirkungen im Gehirn hat, auch andere Methoden erklären können.

Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass das Beginnertraining für Remote Viewing eigentlich die generelle Grundlage für alle PSI-Methoden bildet. Diese Methoden könnte man vielleicht auch noch mal umbenennen. In „PSI-Basis“ vielleicht.

Die Wahrheit über Remote Viewing

Dieser Artikel ist dem Andenken an Ingo Swann gewidmet, einem der bedeutendsten Remote Viewing-Forscher.

Wunsch und Wahrheit liegen oft weit auseinander. Manchmal gibt es sogar ein Happy End, mit dem niemand gerechnet hatte. Als zu Beginn der 1970er Jahre an verschiedenen Stellen in den USA die Forschungen zu dem begannen, was wir heute Remote Viewing nennen, wollte man einfach nur der Angst begegnen, die Russen hätten auf einem bestimmten Gebiet unbemerkt die Vorherrschaft gewonnen. Im kalten Krieg eine ganz unangenehme Entwicklung, besonders wenn es ein Gebiet betraf, um das man sich kaum gekümmert hatte. Ingo Swann sei Dank, dass er das einmal so explizit herausgearbeitet hat!

Also steckte man plötzlich einige Millionen Dollar in die Erforschung dessen, was gemeinhin unter dem Begriff „Hellsehen“ bekannt ist. Was herauskam, konnte schlichtweg keiner erwarten und beschäftigt uns in der Forschung noch heute.

Wie wir wissen, wurden Methoden entwickelt (Methoden, sagt McMoneagle, nicht Protokolle!) um es tatsächlich zu ermöglichen, dass Menschen kontrolliert Dinge wahrnehmen, die sich dem Einzugsbereich ihrer normalen fünf Sinne entziehen. Wie erfolgreich sie dabei waren, wurde erst in den kommenden Jahrzehnten klar.

Denn Remote Viewing als trainierbare Methode bewirkt weitaus mehr als nur „Hellsehen“. Und am radikalsten arbeitet hier die Methode, die allgemein als CRV, inspiriert von Ingo Swann, bekannt ist.

Um diese Vorgänge zu erkennen, mussten die Anwender aber erst das Erstaunen überwinden, dass „so etwas“ überhaupt funktioniert. Der Wunsch, PSI zu enträtseln, führte zu völlig neuen Ufern beim Gehirntraining.

Wir in Deutschland waren ebenso erstaunt über unsere Erfahrungen und gingen mit unseren Beobachtungen in ein Gehirnlabor, machten spezielle Messungen, sammelten Daten, analysierten Abläufe und gingen deduktiv wieder zurück in die Praxis.

Als ich 1997 den ersten EEG-Messungen von Remote Viewern im Stuttgarter Institut für Kommunikation und Gehirnforschung beiwohnte, waren alle Beteiligten höchst erstaunt, welch Muster Remote Viewer auf den Messprotokollen produzierten.

Günter Haffelder, der Begründer und Leiter des Instituts, wandte die damals revolutionäre Methode der Fast-Fourier-Darstellung eines EEGs an, in dem man topographisch sieht, was das Gehirn in einem bestimmten Zeitraum tut.

Betrachten wir den Ausdruck eines solchen Ablaufs:

Die Darstellung ist in zwei Hälften gegliedert, die jeweils die Aktivität einer Gehirnhälfte repräsentieren. Sie sind mit „rechts“ und „links“ bezeichnet. Die x-Achse zeigt die jeweilige Taktfrequenz des Gehirns an, hauptsächlich in den alltagswichtigen Bereichen zwischen Delta- und Gamma-Bereich.

Die y-Achse repräsentiert die vergehende Zeit des Versuchsablaufes. Die projizierte z-Achse zeigt die Ausprägung des Messwertes.

Diese Messmethode ist sofort auch für Laien interpretierbar.

Was sofort auffällt, ist die erheblich stärkere Aktivität der rechten Gehirnhälfte in einer Session, die sich über die Zeitachse hin noch verstärkt. In einer normalen Situation müssten die Aktivitäten der linken Hemisphäre größer sein bis hin zu einer gewissen Ausgeglichenheit der beiden Seiten. Das ist hier deutlich nicht der Fall.

Wenn wir die Messungen von Aktivitäten des Gehirns bei anderen Tätigkeiten zum Vergleich heranziehen, wird die These unterstützt, dass sich die linkshemisphärischen Bereiche eher mit rationalen Dingen beschäftigen: Wahrnehmungsorganisation, Entscheidungen, Situationsbewertungen, Ordnungsverhalten.

Die rechte Hälfte beschäftigt sich mit intuitiven Inhalten: künstlerisches Gestalten, übergeordnete Koordination, spontane Eingebungen.

Die linke Hälfte arbeitet seriell, d. h. hintereinander, während die rechte Hälfte an dieses Hintereinander nicht so sehr gebunden ist und eher parallel arbeitet.

Für unseren Alltag wäre es sehr ungesund, wenn beide Gehirnbereiche die gleiche Autorität hätten. Deshalb gibt es ein Kontrollprogramm, das den Kontrollinstanzen der linken Hemisphäre die Entscheidung überlässt und den Einfluss der rechten Hemisphäre stark begrenzt.

Aus den Messungen können wir schließen, dass Remote Viewing diese Sperre mindestens teilweise aufhebt, indem die linkshemisphärische, sperrende Aktivität reduziert wird.

Die Folge ist, dass Informationen der rechten Hälfte Zugang zum Aufmerksamkeitsbereich finden und benannt bzw. niedergeschrieben werden können.

Diese Art Zugang zu Informationen nennen wir landläufig „Hellsehen“, und die Schlussfolgerung ist, dass die Programme der rechten Hemisphäre den Anschluss an das sogenannte „Kollektive Unbewusste“ mindestens kontrollieren, vielleicht aber auch herstellen. Hier müsste man noch die Interaktion mit der Hypophyse untersuchen, die von manchen als „Sende/Empfangsorgan“ angesehen wird.

Aber zurück zu der Sperre zwischen linker und rechter Hemisphäre. Im Alltag ist das sehr sinnvoll. Wer auf eine rote Ampel zufährt, braucht Hellsehen in diesem Moment am Allerwenigsten. Beachtung von Verkehrsregeln ist hier nützlicher.

Deshalb wenden wir Remote Viewing auch in geschützten Situationen an.

Beide Gehirnhälften stehen über Taktfrequenzen miteinander im Austausch, das Corpus Callosum ist die organische Verbindung.

Das Beispiel eines PCs ist hilfreich: Es gibt zwar nur eine Gehirnhälfte, die Leistung ist aber von der Taktfrequenz abhängig.

FrequenzbandFrequenzZuordnung
Gamma>30 HzGeistige Höchstleistung, Problemlösung, Angst, neuronale Reorganisation
Beta>13 bis 30 HzHellwach, geistige Aktivität, Konzentration, Aufmerksamkeit
Alpha8 bis 13 HzEntspannung, Zustand kurz vor und nach dem Schlaf
Theta4 bis <8 HzLeichter Schlaf, REM-Phase, Träume
Delta0,1 bis <4 HzTraumloser Schlaf

Das sehr spezielle EEG-Bild einer Remote-Viewing Session kommt nach der Erfahrung von zahlreichen Messungen, die Günter Haffelder über viele Jahre hinweg auch an natürlichen Medien durchführte, in der gezeigten Ausprägung nur bei Verwendung des CRV-Protokolls in der gezeigten Ausprägung zustande.

Andere „mediale“ Methoden sind auch wirkungsvoll, Ingo Swanns Ablaufplan bringt jedoch die deutlichsten Ergebnisse. Und das bei jedem Menschen. Er ist wie eine „Brechstange“: in den 15 Jahren, seit ich RV anderen Menschen vermittele, hat es immer funktioniert, selbst bei Skeptikern.

Was macht dieser Ablaufplan mit dem Gehirn?

Die grundlegende Technik ist das Hin- und Herschalten zwischen den Gehirnhälften. Am Anfang, in Stufe 1, ist es am deutlichsten zu erkennen. Die Beschäftigung mit dem Ideogramm ist so ausgelegt, dass abwechselnd linke und rechte Programme gefragt sind.

Protokollablauf Stufe 1

Analysieren wir den A-Aspekt.

Zuerst kommt die Beschreibung der Bewegung der Kurve. Auch wenn hier vom alten amerikanischen Manual die Gefühlskomponente in den Vordergrund geschoben wird, die Beschreibung der Kurve ist letztlich nichts anderes, als eine Beschreibung dessen, was man mit den Augen sieht. Das folgende „Hineinfühlen“ in die Kurve ist die Aufforderung, die Kurve rechtshemisphärisch zu beschreiben.

Der A-Aspekt ist also ein Psychoschalter. Durch weiteres Umlegen dieses Schalters stellt sich mit der Zeit ein Zustand ein, der den beliebigen Zugriff auf beide Hemisphären erlaubt. Linkshemisphärisch wird die Fragestellung aufgenommen, rechtshemisphärisch wird sie beantwortet, dann wieder von dem (seriellen) Schreibprogramm festgehalten.

Damit wird nicht nur durch die ständige serielle Tätigkeit die Kapazität der linken Hemisphäre wie bei einem Windows-PC bis an die Grenze des Möglichen belastet, sondern auch die Kommunikation zwischen den Hemisphären kontrolliert durchgeführt. Mit einiger Übung, was eine Grundanforderung für Remote Viewer ist, lässt sich dieser Zustand immer leichter erreichen. Ein weiterer interessanter Aspekt liegt in der Aktivität des Gehirns in verschiedenen Frequenzbereichen. Sehen Sie sich dazu noch einmal die Tabelle der einzelnen Bereiche mit ihren Bedeutungen an.

Wenn wir die EEG-Topographie einer RV-Session betrachten, fällt auf, dass besonders im oberen Alpha/unteren Beta-Bereich und im Delta/unteren Theta-Bereich eine starke Aktivität stattfindet, während im Alpha-Bereich die Aktivität stark zurückgeht. Bei 10 Hz ungefähr liegt die generelle Verbindungsfrequenz zwischen den Gehirnhälften, etwas unterhalb des aktiven Wachbereichs tauschen sich die Gehirnhälften aus.

Wie man sieht, sind in diesem Bereich die höchsten Ausschläge in der rechten Hemisphäre. Hier liegt in der Session offensichtlich die Dominanz der informellen Tätigkeit. Die linke Hälfte ist hier passiv. Die rationale Schwelle existiert praktisch nicht mehr.

Der Bereich um 3 Hertz ist ebenfalls stark aktiv, hier allerdings sowohl links als auch rechts. Hier findet, weit unterhalb der Bewusstseinsschwelle, die Kommunikation während einer Remote Viewing-Session statt. Den Bereich von 3-4 Hz kann man sozusagen die Trägerfrequenz des PSI nennen.

Wie wir auf dem Bild mit den vielen verschiedenen Ausdrucken sehen können, sind alle diese Aufzeichnungen sehr ähnlich. Individuelle Unterschiede sind gering. In gewisser Hinsicht ein Beweis dafür, dass das Gehirn, das sich auf diese Prozedur eingelassen hat, nicht mehr zurück kann. Es muss den Vorgaben folgen und die Informationskanäle bereitstellen.

Ausdrucke einer Reihenuntersuchung von Remote Viewern. Leider war der Tisch zu klein.

Zum Glück findet es auch allein wieder in den „Normalzustand“ zurück, wenn nämlich eine gewisse Ermüdung eintritt, denn Remote Viewing ist wie eine Mathematikaufgabe lösen: nach einer Stunde hat man erstmal genug.

Wie ich aber feststellen durfte, bewirkt der kontrollierte Ablaufplan noch viel mehr:

Durch das ständige Ansprechen des freien links-rechtshemisphärischen Austauschs wird die gesamte Denktätigkeit angeregt und verbessert.

Die Akzeptanz für intuitive Wahrnehmung wird hergestellt und bringt Vorteile. Man ist schneller im Erkennen von Zusammenhängen. Man kann sich auf Informationen, die einem „zufliegen“, verlassen. Alle meine Bücher schreibe ich so: Ich setze mich hin, formuliere ein Thema und los geht’s, wie in einer Session. Das konnte ich früher nicht. Solche Beobachtungen werden uns auch von anderen zugetragen. Das ist nicht erstaunlich, wenn man die Wirkungsweise der Methode von Ingo Swann begreift.

Die Wahrheit ist, Remote Viewing ist nicht nur „Hellsehen“. Mit dieser wissenschaftlichen Methode halten wir das Verständnis für grundlegende Prozesse im Gehirn in den Händen. Mit den zahlreichen anderen Erkenntnissen aus der Analyse dieser Methode (die den Rahmen dieses Artikels bei Weitem sprengen), kann man viele andere Anwendungen erklären und verbessern, wie z.B. Familienaufstellung, Schamanische Praktiken und künstlerisches Schaffen. Auch auf die Lerntheorie haben diese Erkenntnisse einen großen Einfluss.

Manfred Jelinski und Günter Haffelder (rechts) in Stuttgart 1997

Was machen Remote Viewer mit der Methode?

Wenn Interessenten zu einer Ausbildung kommen, haben sie meist sehr konkrete Vorstellungen von Fragen, die sie beantwortet haben möchten und wofür sie Remote Viewing verwenden möchten. Die Palette ist da sehr breit. Von persönlicher, auch gesundheitlicher Optimierung bis zu Firmenanalysen, von Mysterien bis Kriminalfällen, von der Aufklärung von UFO-Phänomenen bis zur Zukunftsforschung war eigentlich schon alles dabei.

In der Ausbildung lernen die Interessenten, dass alles das möglich ist, aber Arbeit erfordert und für jedes Thema eine spezielle Vorgehensweise nötig ist.

Wem das nicht zuviel ist, der macht meist eine ähnliche Entwicklung durch: erst einmal alles „nachschauen“.

Das ist auch die Phase, in der die Remote Viewer ihre Freunde und Bekannten messianisch „ins Boot holen“ wollen und feststellen, dass die meisten vor Remote Viewing Angst haben, besonders, wenn man ihnen erzählt, wie genau man damit umgehen kann.

Die Entwicklung mündet meist darin, dass man die Methode entweder allein im jeweiligen Beruf (vom Heilpraktiker bis zum Firmenretter) als zusätzliches Instrument der Informationsbeschaffung anwendet, oder sich Gruppen anschließt, die bestimmte Zielrichtungen haben. Es gibt Spaßgruppen genauso wie Forschungszirkel. Geviewt wird nach Verabredung.

Einige haben sehr persönliche Projekte, für die sie immer auf der Suche nach Viewern sind, anderen genügt es, von Zeit zu Zeit nachzuschauen, wie sie ihr Geld anlegen. Auch das Finden von Auswegen aus problematischen Lebenssituationen steht oft auf der Tagesordnung. Und für einige ist auch „der Sinn des Lebens“ wichtig. Das sind aber erstaunlicherweise wenige.

Das, was früher bei den Remote Viewern der Armee an der Tagesordnung war, nämlich Rüstungsspionage und vermisste Personen, ist völlig in den Hintergrund getreten. Spionage – wozu? Und vermisste Personen sind meist schon tot, wenn man sich ihnen widmet. Das möchte man sich ungern antun, zumal auch die Leute, die hier helfen könnten (Polizei, Suchorganisationen) selten bereit sind, „Hellsehergebnisse“ zu akzeptieren.

Berufliche Möglichkeiten

Vielfach wird über die Möglichkeit gesprochen, als Remote Viewer zu arbeiten, letztlich zum Viewen angestellt zu werden. Das sieht in der Theorie und in gewissen Angeboten sehr einfach aus: Zwei Stunden Arbeit am Tag und dann Freizeit. In der Praxis stellt sich das völlig anders dar.

In den vielen Jahren, seit ich an dem Thema arbeite, habe ich keinen einzigen Menschen kennengelernt, auf den das Berufsbild „Angestellter Remote Viewer“ zutrifft. Und das hat seine Gründe.

Ein gravierender Grund ist, dass die Arbeitsbedingungen „wie beim Militär“ in der freien Wirtschaft nicht funktionieren. Niemand möchte auf Dauer (und das heißt es ja, wenn man RV als Beruf anpeilt) jeden Tag mit erschütternden existenziellen Problemen oder Börsenkursen konfrontiert werden. Das ist es nämlich, was von der Außenwelt an Remote Viewer zumeist herangetragen wird. Menschliches Mitfühlen am Fließband ohne Zuwendung einer Referenzperson lässt den Viewer bald als Wrack zurück und wenn Sie auch nur einen Monat lang nur Börsenkurse bearbeitet haben, wissen Sie, wovon Sie in Zukunft am wenigsten belästigt werden wollen. Beruf bedeutet aber jahrelange Ausübung.

Ein anderes Problem kommt hinzu: Jeder einigermaßen intelligente Auftraggeber wird sich bald denken, dass ein guter Viewer auch über ihn alles wissen kann. Es nutzt nichts, Aufgaben nur verschlüsselt zu vergeben und später nicht aufzulösen. Schon weil ihnen viele Ergebnisse komisch vorkommen, werden Viewer „Backtrackings“ machen, also den Auftrag zurückverfolgen und sich den Initiator „anschauen“. Welcher Firmenvorstand möchte das?

Und nicht zuletzt: Das menschliche System ist nicht dazu ausgerichtet, jeden Tag für einen längeren Zeitraum hellsichtig zu arbeiten. Die Kollegen der rein medialen Seite werden dem zustimmen. Man muss auch andere Dinge tun, sozusagen „Ausgleichsgymnastik“ betreiben. Wenn man mit einer „Online-Fähigkeit“ geboren wurde, hatte man ein Leben lang Zeit, sich damit einzurichten, oder man landete in der geschlossenen Anstalt. Nach Ansicht RV-kundiger Pfleger, mit denen ich sprach, könnten viele Insassen als geheilt entlassen werden, wenn sie die Sperre gegen die Eindrücke aus der rechten Gehirnhälfte wieder hochfahren könnten.

„Gelernte“ Remote Viewer sind hier hochgradig gefährdet. Es ist wie mit allem im Leben: Ein Kilo Schokolade am Tag verträgt auch niemand.

Allerdings kann ich aus langjähriger Erfahrung auch ein Arbeitskonzept anbieten, in dem Remote Viewing als Lebensaufgabe funktioniert. Hier handelt es sich aber um ein gruppendynamisches System, in dem gegenseitiger Beistand und wechselnde Aufgaben eine große Rolle spielen. Dafür fehlt allerdings bei Auftraggebern (noch) die Akzeptanz. Die momentane Einstellung ist da doch so, dass man Einzelkämpfer haben möchte, die man besser kontrollieren kann. Dass genau das zu der heute zweithäufigsten Krankheitsursache BURN OUT führt, muss sich offensichtlich noch weiter schmerzhaft herumsprechen. Diesen Effekt können wir erst einmal bei vielen anderen Berufen beobachten, das ist ein prinzipielles menschliches Problem. Professionalität bedeutet in diesem Sinn nicht nur viel Erfahrung und Abgeklärtheit bei bestimmten Themen, sondern sich auch nicht mit Betriebsamkeit zuzuschütten oder in einem starren und vielleicht sogar engen Konzept einzuschnüren. Und am Besten jemanden dabei zu haben, der das begriffen hat. Zur Sicherheit.

Darf RV Spaß machen?

Diese Frage hat schon bald, nachdem Remote Viewing nach Deutschland kam, viele beschäftigt. In Amerika ist es offensichtlich kein Problem, dort ist alles Spaß und muss verkauft werden. Das haben wir eigentlich für Deutschland inzwischen auch importiert, weil doch die Psychologie in vielen Experimenten herausgefunden hat, dass mit Spaß auch unspaßige Dinge zu ertragen sind. Besonders die Satiriker leben davon, aber inzwischen hat es auch jeder Wirtschaftszweig erkannt. In der Schule sollen spaßige Schulbücher die Leistung verbessern. Allerdings schlägt das Pendel auch öfter mal in eine andere Richtung; man ist zusehends genervt, wenn immer alles nur noch Spaß ist oder dafür verkauft wird. Das ist nicht mehr lustig.

Aber ist das wiederum ein Grund, ein Thema tiefsinnig verknöchert mit herangezogenen –Ismen dogmatisch vor der Freude daran zu bewahren? Das ging schon mit den Religionen schief, was nur noch von eingefleischten Fundamentalisten bestritten wird.

Wenn ab und zu in Foren oder auf Facebook die Diskussion aufflackert, ob RV nur der eigenen Transzendierung, der reinen Wissenschaft oder den persönlichen Belangen dienen darf, darf man schon mal mit dem Kopf schütteln. Ist Remote Viewing ein Werkzeug oder eine Religion? Da freut man sich doch immer wieder über Feedback-Mails zu einem Ausbildungsblock, die so lauten, wie diese hier von Dirk E. aus Neumünster: „Hallo Manfred, wir sind fleißig am üben und RV macht uns einen riesigen Spaß - mir persönlich tut das richtig gut.“

Selbstverständlich ist Remote Viewing für den Alltag bestimmt, natürlich auch dazu, Spaß zu haben. Das kann ja auch bei wichtigen Themen sein, die man damit bearbeitet. Fragen der Lebensführung zum Beispiel, der Verbesserung der persönlichen Situation. Remote Viewing war nie gedacht als meditativer Flugsimulator oder als neue Glaubenskeule, es sollte immer ein Werkzeug sein, um reale Probleme einer Lösung zuzuführen. Eine Methode, Erkenntnisse dem bisherigen Wissen hinzuaddieren, besonders dann, wenn man mit herkömmlichen Methoden nicht weiterkommt. Eigentlich ist das doch sehr positiv, oder?

Ursprünglich wurde es als Informationswerkzeug entwickelt, um Dinge herauszufinden, an die man „normal“ nicht herankam. Die Informationen sollten also unbedingt für den Alltag sein, auch wenn es damals vielleicht ein politischer und militärischer war. Kann man diesen bodenständigen Anspruch nicht einfach beibehalten?

Das Hauptproblem ist doch, dass man Stimmungen, Einstellungen und Vorstellungen nicht für alle Menschen generalisieren kann. Jeder hat seine Sozialisation und persönliche Vorlieben. Was in dem Geflecht der menschlichen Psyche passiert, ist schwer überprüfbar, das haben viele Generationen von Psychologen und Psychiatern leidvoll feststellen müssen. Und es berührt oft Bereiche, die man einfach nicht überall ausbreiten möchte. Wenn man es doch tun möchte, unbenommen, aber muss man dies ALLEN Anwendern empfehlen? Vielleicht sogar den alleinigen Sinn von Remote Viewing in der eigenen Bauchbespiegelung sehen?

Das ist schon fast Glaubensterrorismus.

Es steht außer Frage, dass die Ergebnisse eines jeden Remote Viewers durch persönliche Erfahrungen gefärbt sind. Man kommt nicht umhin, für die Übersetzung der Eindrücke aus der Matrix die persönlich gespeicherten Informationen zu benutzen. Das tut jeder Dolmetscher und auch bei dieser Berufsgruppe können sich Fehlinterpretationen einschleichen, obwohl es doch festgelegte Wörterbücher gibt.

Remote Viewing ist eine so junge Wissenschaft, dass wir meines Erachtens nicht erwarten können, dass alle Probleme gelöst sind. Ich selbst bin schon glücklich, wenn sie formuliert werden und man erste Lösungsansätze sieht. Bei vielen Targets kann man die geviewten Ergebnisse mit der Realität überprüfen. Forschungsgegenstand ist dann, für bestimmte Menschen charakteristische Abweichungen zu erkennen und zuzuordnen.

In meiner Erinnerung gehörten dazu neben sehr ernsten und dadurch beeindruckenden Targets auch immer die komischen Ergebnisse von Sessions. Man konnte sie in gemütlicher Runde erzählen und die anschließenden fröhlichen Erörterungen haben mir persönlich viel gebracht. Andere Gesprächsteilnehmer wurden animiert, ihre Erkenntnisse ebenfalls zum Besten zu geben und weil das alles in guter Stimmung passierte, kann ich mich auch besonders gut erinnern. Das ist völlig im Einklang mit den Erkenntnissen der Lernforschung. Nie wieder lernt der Organismus so viel wie im Kindesalter und wenn man sieht, wie die Natur diesen Lernprozess ausrichtet, nämlich spielerisch froh, hat man eine der wichtigsten Essenzen des Lebens erkannt. Unangenehme Erinnerungen werden dagegen gern unterdrückt. Mit dem Rohrstock auswendig gelernte Inhalte führen erheblich seltener zur kreativen Anwendung. Es genügt, wenn man die heiße Herdplatte erinnern kann, man muss die Hand nicht so lange drauf halten, bis sie verschmort ist.

Schon deshalb möchte ich an dieser Stelle eine Lanze für den Spaß im Remote Viewing brechen.

Wir sind hier auch nicht mehr beim Militär, wo Viewen zwangsverordnet wurde. Und selbst zu dieser Zeit haben die beteiligten Menschen versucht, ihre Arbeit mit Humor auszugestalten.

Man wird diese Erkenntnisse passionierten Eigenbrötlern kaum nahebringen können. Was man aber kann, ist dagegen zu halten und zu berichten, welche positiven Erfahrungen man in einer Arbeit mit Remote Viewing haben kann. Besonders wenn sie in Gruppen durchgeführt werden.