Fußnoten

Die Interpunktion in Lucia Berlins Prosa folgt nicht immer den Regeln und ist manchmal uneinheitlich. Der Grund dafür ist wieder das Tempo. Sie mochte kein Komma, das eine Pause setzt, die man beim Sprechen nicht hört oder eine unerwünschte Verlangsamung des Textes erzeugt. In anderen Fällen bewirkt das Weglassen eines Kommas erst die hektische Geschwindigkeit, die dem Text diesen kraftvollen Schwung verleiht. Anm. der Übersetzerin: Die amerikanische Originalausgabe dieses Bandes folgt in den meisten Fällen der von Lucia Berlin verwendeten Originalinterpunktion im Englischen. Das Gleiche gilt für einige grammatikalische Besonderheiten, die sich aus der Verwendung von Slang und die für Berlin so charakteristische Verknappung ergeben. Soweit es ging, ist dies in die deutsche Übersetzung eingeflossen.

Die Wiederentdeckung einer einzigartigen Erzählerin – Lucia Berlin (19362004)

 

Auszug aus einem Porträt, erschienen in der New York Times am 16. August 2015

 

»Will man über das Leben schreiben, muss man es zunächst leben«, wird Ernest Hemingway oft zitiert, und hätte er sie gekannt, er wäre begeistert gewesen von Lucia Berlin, die ihr eigenes Leben in Literatur verwandelt hat und der ein Übermaß an Rohmaterial dafür zur Verfügung stand.

 

Lucia Berlin wurde 1936 in Alaska geboren, wo ihr Vater als Bergbauingenieur arbeitete. Später hat sie fast überall im Westen der USA gelebt, außerdem in New York, in Chile und Mexiko. Als Kind überstand sie Missbrauch, als Erwachsene war sie jahrzehntelang alkoholabhängig, eine Krankheit, die sie, wie sie selbst einmal sagte, »in Gefängnisse, Krankenhäuser und psychiatrische Anstalten schickte«. Sie war mit Dichtern und Musikern befreundet (und mit zwei Jazz-Musikern verheiratet). Mit Anfang dreißig war sie bereits dreimal geschieden und hatte vier Söhne. Ihr Geld verdiente sie als Putzfrau, Aushilfslehrerin und Krankenpflegerin. Dieses unruhige Leben voller Verletzungen hat sie auf Papier gebannt, in eindringliche Erzählungen verwandelt und sich damit zu Lebzeiten eine überschaubare Leserschaft erobert. Jetzt, posthum, ist sie auf bestem Wege, weltweit berühmt zu werden.

 

Lucia Berlins Erzählerinnen und die meisten ihrer Erfahrungen sind erkennbar autobiografisch geprägt. Sie spielen in El Paso, Albuquerque und an vielen anderen Stationen ihres Lebens; sie sind voll von Kindern, die ein Metallkorsett tragen (sie selbst litt seit ihrem zehnten Lebensjahr an einer Skoliose), von drastischen Berichten über Entzugsstationen, von Streitereien in Waschsalons und diversen Impressionen aus Krankenhäusern.

 

Die Wiederentdeckung des Werks von Lucia Berlin, etwas mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem Tod, gleicht weniger einem archäologischen Fund als einem strahlenden Licht, das, etwas verspätet, nun unsere Gegenwart erhellt. Eine unkonventionelle, ernsthafte und zugleich humorvolle Stimme spricht aus diesen Erzählungen, die schlicht und ergreifend einzigartig sind – vergleichbar vielleicht mit der Komik einer Lorrie Moore oder der eigenwilligen Ironie eines George Saunders.

 

Lucia Berlins Laufbahn als Schriftstellerin begann verheißungsvoll. Im Alter von 24 Jahren veröffentlichte sie ihre erste Erzählung in The Noble Savage, einer u.a. von Saul Bellow gegründeten Literaturzeitschrift. Doch dann schrieb sie fast zwei Jahrzehnte lang gar nichts, zog ihre vier Söhne alleine groß und kämpfte mit der Flasche. Als sie in den späten 1970er-Jahren wieder anfing zu schreiben (ein Jahrzehnt bevor sie trocken wurde), fand sie schließlich einen Weg, dieses Leben am Rande des Abgrunds literarisch zum Funkeln zu bringen.

 

John Williams

Das Schreiben als Fallschirm

Ein Vorwort von Antje Rávic Strubel

Wer war diese Frau mit dem fantastischen Namen, der wirkt, als wäre er erfunden? Auf welchen Sprachraum, welche Herkunft deutet er hin? So wenig, wie der Name seine Trägerin festlegt, so offen, mehrdeutig und bezugsreich ist das Werk von Lucia Berlin.

Wer bisher nach Lucia Berlin suchte, fand nur wenige biografische Details. Über ihren Tod im Jahr 2004 hinaus galt sie als das am besten gehütete literarische Geheimnis der USA. Der verdiente Durchbruch kam erst im Jahr 2015, als Stephen Emerson, ein guter Freund von Berlin, im renommierten New Yorker Verlag Farrar, Straus & Giroux einen neu zusammengestellten Band herausbrachte, der dreiundvierzig von insgesamt sechsundsiebzig Erzählungen enthält. Diese Sammlung, auf der auch die vorliegende deutsche Ausgabe beruht, zeigt, dass Berlins Literatur keineswegs gealtert, sondern atemberaubend gegenwärtig ist; es sind zeitlose Geschichten, deren Klang lange nachhallt.

Ihrer späten Entdeckung zum Trotz gehört Lucia Berlin zu den Großen der amerikanischen Literatur. Ihre genuine Schreibweise hat die Strahlkraft einer Carson McCullers, eines William Faulkner, einer Joan Didion. Mit Didion verbindet Lucia Berlin nicht nur die Generation – sie wurde 1936 in Alaska geboren –, sondern auch der untrügliche Blick, die pointierte Zuspitzung, die literarische Präzision. Mit Carson McCullers verbindet sie das Interesse an ungewöhnlichen, vielschichtigen, gebrochenen Charakteren und eine berauschende erzählerische Leichtigkeit, mit Faulkner das literarische Wagnis und die Lust, an Grenzen zu gehen.

Lucia Berlin ist eine jener Autorinnen, für die Leben und Schreiben eine fortlaufende, sich wechselseitig entzündende Bewegung ist. Als Tochter eines Bergbauingenieurs wuchs sie in den Minenstädten der Rocky Mountains auf, in Montana, Idaho, Arizona. Als ihr Vater während des Zweiten Weltkriegs bei der Marine diente, zog die Mutter mit ihr und der jüngeren Schwester zu Verwandten ins texanische El Paso. Nach dem Krieg siedelte die Familie nach Chile über, wo der Vater für eine große Bergbaufirma arbeitete. Von dort ging Berlin zum Studium nach New Mexico. Später lebte sie in Nordkalifornien, Oakland, schließlich in Boulder, Colorado, bevor sie an ihrem 68. Geburtstag in Los Angeles starb. Dieses Unterwegssein ist auch ihren Geschichten eingeschrieben. Sie spielen in den rauen Landschaften des amerikanischen Westens und Südwestens und in Südamerika; in Albuquerque, El Paso, in Mexiko und Chile.

Erste Erzählungen erschienen ab den 1960er-Jahren in Zeitschriften. Da hatte sie allerdings schon einen Roman geschrieben, der ihr in Mexiko gestohlen wurde, und einen weiteren verbrannt, was sie später bereute. 1977 erschien ihr erstes Buch in einem kleinen Verlag. Sechs weitere Bände folgten, die letzten drei bei Black Sparrow Press. Dieser Verlag, in den 1960er-Jahren gegründet, brachte unter anderem Werke von Charles Bukowski oder Paul Bowles heraus. Auch Beat-Autoren wie Jack Kerouac publizierten dort, der Black-Mountain-Dichter Robert Creeley und der Autor und Künstler Fielding Dawson. Lucia Berlin war eine aufmerksame Leserin – mit Robert Creeley verband sie eine lebenslange Freundschaft, später gehörte der Dichter und Verleger Kennward Elmslie zu ihrem Freundeskreis, die beiden führten einen intensiven, wöchentlichen Briefwechsel.

Mit ihrer unbehauenen Sprache, ihren ungeschönten Schilderungen und komplexen Figurenporträts, durchwoben von abgründigem Witz, hat Lucia Berlin allerdings ein unverkennbar eigenes, einzigartiges literarisches Universum geschaffen.

Diese Autorin schaut dorthin, wo es wehtut. Den Schmerz fängt sie in einem dunklen Lachen auf. Und das geschieht unabhängig von dem kulturellen Hintergrund, dem Milieu oder der Generation ihrer Charaktere. Berlin ist nicht, wie bei Schriftstellern häufig der Fall, Expertin für ein Milieu oder eine bestimmte gesellschaftliche Klasse. Dank ihrer Reisen, ihrer Herkunft, ihrer vielfältigen Jobs hat sie verschiedenste gesellschaftliche Schichten und Sozialisationen erlebt. Sie kennt sich mit prekären Verhältnissen ebenso aus wie mit wohlhabenden, und sie weiß aus eigener Erfahrung, wie unvermittelt der Wechsel von einem ins andere geschehen kann. Als Jugendliche war sie Teil der chilenischen High Society, als alleinerziehende, alkoholkranke Mutter von vier Kindern schrammte sie später öfter am Abgrund entlang. So kann sie von sozialer Brüchigkeit in kolonial geprägten amerikanischen Haushalten ebenso anschaulich erzählen wie von Sozialprojekten, Drogenentzugsanstalten und Obdachlosenheimen.

Ihr untrüglicher Blick zielt auf das Besondere im sozialen Stereotyp. Sie bricht mit Erwartungen und stellt Vorurteile auf den Kopf, indem sie unterschiedlichste Menschen in aller Schroffheit aufeinandertreffen lässt, häufig an öffentlichen Orten. Im Waschsalon, im Bus, im Krankenhaus begegnen sich Figuren, deren soziale und kulturelle Horizonte sich gewöhnlich wenig berühren, hier aber wie selbstverständlich zusammenkommen. Das Selbstverständliche dagegen erscheint auf einmal fremd.

Mexikanische Mütter im Teenageralter, Drogendealer und Krankenschwestern, die sich um todkranke oder schwerstbehinderte Kinder kümmern, amerikanische Ureinwohner und wohlhabende junge Frauen, die zur Abtreibung ins mexikanische Grenzgebiet fahren, bevölkern Berlins Welten. Verwahrloste und gemobbte Mädchen, Putzfrauen auf ihrer täglichen Busfahrt durch die Stadt, kommunistische Lehrerinnen mit blindem, zweifelhaftem Idealismus, alkoholkranke Lehrerinnen. US-Amerikaner in Südamerika ebenso wie Südamerikaner in den Staaten. Geografische Grenzen spiegeln oft die Grenzerfahrungen der Figuren wider; Verwahrlosung, Missbrauch, Krankheit, Sucht, Sterben. Wie hier die Durchlässigkeit von Grenzen sichtbar wird, ist nur ein Zeichen der außergewöhnlichen Sprachmächtigkeit dieser Erzählerin.

Die Figuren wirken zunächst skizzenhaft, wie flüchtig hingeworfen. Aber sie kehren in späteren Geschichten wieder, manchmal unter anderen Namen oder in neuen Zusammenhängen, manchmal scheint die frühere Version in der späteren auf wie ein Schatten. Und es ist dieses Wiederaufgreifen einer Figur, was die einzelnen Erzählungen untergründig verknüpft und in ein großes Erzählmosaik stellt. Im Grunde hat Lucia Berlin ihr gesamtes Leben an einem einzigen Werk geschrieben, an einem ununterbrochenen Text; ein urwüchsiges Schreiben, das in seiner stilistischen Vielfalt, der Multiperspektivität, in seinem Stimmenreichtum und seiner thematischen Breite hinausgeht über die in sich geschlossene Form einer Short Story, die zumeist auf ein Thema, einen Konflikt, ein Milieu begrenzt ist. Lucia Berlins Art zu schreiben ähnelt in ihrer Offenheit dem Verfahren der Beat-Autoren. La Ida, die Fahrt, so heißt das Boot der Fischer in der Geschichte Toda Luna, Todo Año, und das sind wir, die Leser, in all diesen Geschichten: auf der Fahrt. Unterwegs. Möglich, dass wir mehrmals dieselbe Küste ansteuern – aber immer bei anderem Wind, aus einer anderen Richtung, und immer hat sich die Küste in der Zwischenzeit verändert. Dieses Schreiben ist ankerlos, voller Brüche und Sprünge, ein Gefüge mit Raum für eigene Erfahrungen, Erinnerungen, Assoziationen, das die Beteiligung der Leser am Text stärker fordert als die geschlossene Erzählform. Indem Lucia Berlin die Texte offen hält für eine intensive Auseinandersetzung – zuweilen spricht sie uns, die Leser, direkt an –, stellt sie sich selbst als Suchende dar in einem Dialog, in dem jede Antwort auf neue Fragen abzielt.

Berlin erzählt mit der berühmten desillusionierenden Härte, mit der der Überlebenskampf, das Ringen mit Natur und Schicksal in der Short Story verhandelt werden. Zugleich aber legt Berlin den emotionalen Kern ihrer Figuren offen. Interessanterweise hat sie darin eine brutalere Wirkung als Autoren wie etwa Raymond Carver, den sie kannte und dessen Literatur sie sich eine Zeit lang verbunden fühlte. »Ja«, schrieb sie in einem Brief an den amerikanischen Dichter August Kleinzahler, »ich mag Raymond Carvers Geschichten – bevor er ausnüchterte & den Schluss seiner Texte versüßte – (& bevor dieses Miststück seine Geschichten zu short cuts aufmotzte – schrecklich, so was zu tun). Ich habe schon geschrieben wie er, bevor ich überhaupt etwas von ihm gelesen hatte. Er mochte auch meine Texte – wir hatten gute Gespräche. Erkannten einander sofort. Unser beider ›Stil‹ beruhte auf unserem (auf gewisse Weise ähnlichen) Hintergrund. Keine Gefühle zeigen. Nicht weinen. Lass niemanden an dich ran.«

Berlins Stil ist ungezügelt und kontrolliert zugleich in der präzisen Art, in der Szenen entworfen, Situationen aufs Wesentliche konzentriert werden. Ihre spontane, situative Erzählweise vermittelt den Eindruck, man wäre mitten im Geschehen. Die Wirklichkeit des Textes rückt so nah, als materialisiere sich das Gelesene, hinterließe einen Abdruck in der Luft. Den Moment zu erfassen, war Berlin wichtig, ihn als das wahrzunehmen, was er ist, unabhängig davon, ob er gut oder schlecht ist und worauf er hinausläuft. »Man muss die Dinge so nehmen, wie man sie in diesem konkreten Moment sieht.« Ehrlich sein, wahr sein, nah dran sein. Daraus resultiert zuweilen ein so ungekünstelter erzählerischer Ton, dass man sich noch in einem skizzenhaften Entwurf wähnt, während sich doch schon die ganze Vielfalt eines Lebens auffächert, festsetzt und im Kopf bleibt. Wie ein Song, eine gute Liedzeile.

»Miles Davis: ›Those dark Arkansas roads. That’s the sound I’m after‹«, schrieb sie in einem anderen Brief an Kleinzahler. »Turner und Caravaggio sind die Maler, die mich erfreuen, aber die Porträts von Bacon und Alice Neals sprechen zu mir als Schriftstellerin. Ich lese ihre Porträts wie Romane oder Gedichte. Vor allem aber Rothko. Schneesturm in New York, keine Autos! Also laufen, ich zieh die Kinder auf Schlitten hinter mir her, um mir eine Rothko-Retrospektive im MOMA anzusehen. Wenige Leute, blendende Oberlichter, und seine Farben pulsieren von den Wänden, rein, unverfälscht, wie, na ja, ›Arkansas roads‹.«

Ihre Erzählungen sind von Traurigkeit und Trauer durchströmt, von einer tiefen inneren Verletztheit. Ihr Ventil ist das Lachen. Das Absurde in der Verzweiflung sehen, im Schrecklichen den Witz, darin ist Lucia Berlin einzigartig. Das bedeutet nicht, die Härte wegzulachen, zuzukleistern mit albernem Gelächter. Sondern es bedeutet, das eine im anderen zum Ausdruck kommen zu lassen, den Menschen aus der Erstarrung des Schreckens zu lösen, damit er den Schrecken wahrnehmen kann. So sind Berlins Themen zwar hart, aber ihr Blick ist es nicht. Ihr Blick zielt auf die Gebrochenheit des Menschen und darauf, sie in einem wesentlichen Gefühl zu erfassen. Dieses Gefühl in aller Schlichtheit und Klarheit aufleuchten zu lassen, es so nackt und echt wie möglich zur Anschauung zu bringen, das ist Berlins Schreibantrieb. Von diesem Gefühl auch zu erzählen, wenn es nicht der gesellschaftlich anerkannten Moral entspricht oder an Tabus rührt. Ihr großes Vorbild sieht sie in Tschechow: »Er lässt die Dinge offen. Er löst sie nicht auf: Jemand stirbt oder eine Liebe geht zu Ende, und nichts wird zusammengeschnürt, man bleibt einfach damit zurück, mit dieser Trauer oder Sorge oder um welches Gefühl es sich auch immer handelt.« Auch Grace Paleys Kurzgeschichten oder Charles Baudelaires Prosagedichte sind für sie Vorbilder einer solchen Poetik des klaren Gefühlsmomentes.

Es ist leicht, Parallelen zu ziehen zwischen den Ich-Erzählerinnen und der Autorin. Ein zerrüttetes Elternhaus. Ein Großvater, der Tochter und Enkelin missbraucht. Gleichzeitig der glamouröse Alltag einer reichen, gesellschaftlich einflussreichen Familie; Berlins Vater war in den 1950er-Jahren in Chile mit dem Handel von Erz zu Geld gekommen. Sie arbeitete als Krankenschwester, als Putzfrau, Spanischlehrerin und als Telefonistin in einer Abtreibungsklinik. Sie war Ehefrau eines Junkies und Ehefrau eines Jazzmusikers, sie war Mutter von vier Söhnen, teilweise alleinerziehend, und schließlich Professorin für kreatives Schreiben an der Boulder University in Colorado. Sie litt lebenslang an der Krankheit Skoliose, die sie als Kind zwang, ein Metallkorsett zu tragen, und im Alter an ein Sauerstoffgerät fesselte. Es gab Lebensphasen, in denen sie glaubte, die Tage nur mit Alkohol ertragen zu können. Schließlich glückte ihr der Entzug. Sie begleitete ihre Schwester in den Tod, die Anfang der 1990er-Jahre in Mexiko an Krebs starb. Und schließlich: der ewige Schatten der Mutter.

Aber das Autobiografische schimmert bestenfalls als Bodensatz in den Erzählungen auf. Die Autorin schwebt in großer Höhe darüber, und das Schreiben ist der Fallschirm, der sie in der Luft hält. Der Fallschirm ermöglicht ihr den Blick von oben, in dem sich die darunterliegende Welt – die Details ihres Lebens – neu ordnet und zu einer literarischen Landschaft wird, in der sich Größe und Form der Dinge verändern und in ein ungewohntes Verhältnis zueinander rücken, je nachdem, wie es die Logik der Geschichte verlangt. Einschneidende Ereignisse werden mal näher am Boden, mal entfernt überflogen, abhängig von der gewünschten Perspektive. Man könnte auch sagen: Es sind jede Menge Nicht-Ichs, mit denen sich die Autorin in ihren Texten veräußert, ganz im Sinne Baudelaires, den Paul Auster einmal so übersetzte: »Wo immer ich nicht bin, bin ich ich selbst.«

Berlin, die kokett bekannte, über ihr Schreiben nie groß nachzudenken, benutzte ihr eigenes Leben erst dann als Material für ihre Fiktion, wenn sie genügend Abstand dazu hatte. Allein das Schreiben, sagte sie in einem Interview, sei schon eine Möglichkeit der Distanznahme. Eine Distanz, die durch Galgenhumor gesichert wird. »Okay«, schrieb sie in einem Brief an Kleinzahler, »da bin ich also in diesen entsetzlichen Schulen, und mein Papa ist im Krieg, meine Mutter, mein Großvater und Onkel sind betrunken, meine Mutter und mein Großvater missbrauchen mich, sexuell und physisch (aber nicht gleichzeitig, schließlich waren sie ja nicht krank im Kopf oder so was).«

Schreiben bedeutet für Lucia Berlin auch, einen Ort zu finden, an dem sie bleiben kann. Aus dem Gefühl heraus, nicht geerdet zu sein, immer getrieben, früh verjagt aus der Sicherheit eines Elternhauses, findet sie Geborgenheit in einem Satz. »Wenn du einen Satz schreibst, dann ist er da, und er ändert sich nicht, und er bewegt sich nicht, und so wird er zu einem Ort für mich. Die Geschichten sind festgehalten in der Zeit, das ist ein wichtiger Teil des Schreibens, eine Wirklichkeit oder einen Ort zu finden.«

Sie hat es immer vorgezogen, in Krankenhäusern zu arbeiten, in Notaufnahmen oder in Gefängnissen, in Grenzbereichen, wo die Grenze zwischen gesund und krank, psychischer Stabilität und Labilität, Ordnung und Chaos besonders stark zutage tritt, zugleich aber an Bedeutung verliert, weil sie alltäglich wird, so normal wie die Übergänge von einem ins andere. Das scheint eines der inneren Organisationsprinzipien des literarischen Schaffens von Berlin zu spiegeln: Der Abgrund ist in den Texten jederzeit präsent, und der nächste Satz ist eine Brücke, die Berlin darüber spannt. Ihre Sätze machen den Abgrund nicht kleiner, lassen ihn nicht verschwinden, aber sie sind ein sprachlicher Ort, an dem sich trotz allem – ziemlich gut – aufhalten lässt.

Es sind ihr besonderer, unsentimentaler Blick auf die condition humaine, eine unvoreingenommene Herangehensweise, Empfindsamkeit für die Figuren und erzählerische Kühnheit, die Lucia Berlin so herausragend machen. Die Lebensklugheit dieser Autorin enthebt ihre Figuren schließlich der persönlichen Misere und lässt in ihnen wesentliche Züge der menschlichen Existenz aufleuchten.

August 2015

Sterne und Heilige

Warten Sie. Lassen Sie mich erklären …

Mein ganzes Leben lang bin ich immer wieder in solche Situationen geraten wie an jenem Morgen mit dem Psychiater. Er wohnte in der Hütte hinter meinem Haus, während sein neues Haus hergerichtet wurde. Er wirkte sympathisch, war attraktiv, und natürlich wollte ich einen guten Eindruck machen. Ich hätte ihm Brownies rübergebracht, wollte ihn aber nicht auf den Gedanken bringen, ich wäre aufdringlich. Eines Morgens, als gerade die Sonne aufging, trank ich wie immer meinen Kaffee und sah aus dem Fenster in den Garten, der zu dieser Zeit wunderschön war, die Wicken, der Rittersporn und die Cosmea. Ich fühlte mich, nein, ich war glücklich … wieso zögere ich, Ihnen das zu sagen? Ich will nicht, dass Sie mich für sentimental halten, ich möchte einen guten Eindruck machen. Jedenfalls war ich voller Freude, warf eine Handvoll Vogelsamen auf die Veranda und saß da und lächelte in mich hinein, als Dutzende Trauertauben und Finken angeflogen kamen, um die Samen aufzupicken. Dann, zack, sprangen zwei fette große Katzen auf die Veranda und stürzten sich auf die Vögel, Federn flogen genau in dem Moment, als der Psychiater aus der Tür trat. Er sah mich an, fassungslos, und sagte: »Wie entsetzlich!«, floh. Nach diesem Morgen mied er mich gänzlich, ich bildete mir das nicht ein. Es gab keine Möglichkeit, ihm zu erklären, dass alles so schnell gegangen war, dass ich nicht über die Katzen gelächelt hatte, die über die Vögel herfielen. Sondern mein Glück über die Wicken und die Finken hatte noch keine Zeit gehabt, zu verblassen.

So weit ich mich zurückerinnern kann, habe ich immer einen sehr schlechten ersten Eindruck gemacht. Beispielsweise damals in Montana, als ich nur versuchte, Kent Shreve die Socken auszuziehen, damit wir barfuß gehen konnten, und dann waren sie an seinen langen Unterhosen festgemacht.

Aber wovon ich eigentlich erzählen möchte, ist von der St. Joseph’s-Schule. Psychiater (bitte missverstehen Sie mich nicht, ich bin nicht auf Psychiater fixiert oder so was) – Psychiater scheinen sich meines Erachtens viel zu sehr auf die Urszene zu konzentrieren, auf den präödipalen Verlust, und dabei lassen sie das Trauma der ersten Schuljahre außer Acht und die anderen Kinder, die grausam sind, schlicht rücksichtslos.

Ich will gar nicht weiter darauf eingehen, was in Vilas passierte, meiner ersten Schule in El Paso. Alles in allem ein großes Missverständnis. Nach den ersten zwei Monaten der dritten Klasse stand ich jedenfalls da, auf dem Spielplatz von St. Joseph’s. Meiner neuen Schule. In schierer Panik. Ich hatte geglaubt, die Schuluniform würde helfen. Aber ich trug dieses schwere Metallkorsett auf dem Rücken wegen dem, was die Ärzte eine Krümmung nannten, die aber, ehrlich gesagt, ein Buckel war. Und so hatte ich die weiße Bluse und den karierten Rock in einer viel zu großen Größe nehmen müssen, damit sie darüberpassten, und natürlich dachte meine Mutter nicht daran, den Rock wenigstens neu zu säumen.

Ein weiteres großes Missverständnis. Monate später hatte Schwester Mercedes Fluraufsicht. Sie war vom Typ her die junge Nette, die bestimmt eine tragische Liebesgeschichte hinter sich hatte. Wahrscheinlich war er im Krieg umgekommen, ein Kanonier. Als wir in Zweierreihen an ihr vorbeiliefen, berührte sie meinen Buckel und flüsterte: »Liebes Kind, du hast ein Kreuz zu tragen.« Wie hätte sie auch wissen sollen, dass ich zu dieser Zeit eine religiöse Fanatikerin geworden war, dass ihre unschuldigen Worte mich nur noch mehr von meiner schicksalhaften Verbindung zu unserem Heiland überzeugten?

(Ach ja, und Mütter! Neulich im Bus stieg eine Mutter mit ihrem kleinen Jungen ein. Sie kam offensichtlich von der Arbeit, hatte ihren Jungen vom Kindergarten abgeholt, war müde, freute sich aber, ihn zu sehen. Sie fragte ihn nach seinem Tag, und er erzählte ihr alles, was er gemacht hatte. »Du bist was ganz Besonderes!«, sagte sie und umarmte ihn. »Was Besonderes heißt, dass ich anders bin«, sagte der Junge. Er hatte dicke Tränen in den Augen, saß da und fürchtete sich zu Tode, während seine Mutter weiter vor sich hin lächelte, so wie ich mit den Vögeln.)

An diesem Tag auf dem Spielplatz wusste ich, dass ich nie im Leben hineinkommen würde. Nicht nur hineinpassen, sondern hineinkommen. In der einen Ecke des Spielplatzes wirbelten zwei Mädchen ein schweres Seil herum, und eines nach dem anderen sprangen schöne, rotwangige Mädchen aus der Reihe, um unter dem Seil hindurchzulaufen, zu hüpfen, zu hüpfen und gerade rechtzeitig wieder herauszulaufen und sich zurück in die Reihe zu stellen. Klatsch, klatsch, niemand verpasste einen Schlag.

In der Mitte des Spielplatzes gab es eine Schaukel mit einem runden Sitz, die sich schwindelerregend fröhlich drehte und nie stehen blieb, und lachende Kinder sprangen auf und ab, ohne zu … nicht nur ohne zu fallen, sondern ohne das Tempo zu wechseln. Überall um mich herum auf diesem Spielplatz herrschte Symmetrie, Synchronität. Zweier Nonnen, die Rosenkränze im Einklang klappernd, ihre Gesichter wie eines, nickten den Kindern zu. Jacks. Die Kugel prallte mit einem sauberen Plauz auf den Beton, ein Dutzend Metallsternchen flog in die Luft und wurden alle auf einmal mit der Drehung eines winzigen Handgelenks gefangen. Klapp, klapp, klapp, andere Mädchen spielten verwickelte, komplizierte Handabschlagespiele. Ene, mene, muh. Klapp, klapp. Ich streunte herum, nicht nur unfähig, reinzukommen, sondern, wie es schien, auch unsichtbar, was ein zweifelhafter Segen war. Ich floh um die Ecke des Gebäudes, wo ich Lärm und Gelächter aus der Schulküche hören konnte. Hier war ich vom Spielplatz aus nicht zu sehen; die freundlichen Geräusche aus der Küche beruhigten mich. Aber auch dort kam ich nicht hinein. Dann aber gab es Gekreische und Gebrüll, und eine Nonne sagte, oh, ich kann nicht, ich kann einfach nicht, und da wusste ich, dass es in Ordnung war, hineinzugehen, denn das, was sie meinte, waren die toten Mäuse, die sie nicht aus den Fallen nehmen konnte. »Ich mach das«, sagte ich. Und die Nonnen waren so erfreut, weshalb sie nichts dazu sagten, dass ich in der Küche war, außer einer, die einer anderen »Protestantin« zuflüsterte.

Und so fing es an. Sie gaben mir ein Plätzchen mit Butter, warm und lecker. Natürlich hatte ich schon gefrühstückt, aber es war so gut, dass ich es hinunterschlang, und sie gaben mir noch eines. Als Gegenleistung für das Leeren und Neubestücken von zwei oder drei Fallen bekam ich nicht nur jeden Tag Plätzchen, sondern eine Sankt-Christophorus-Münze, die ich später gegen mein Mittagessen eintauschte. Das ersparte mir die Peinlichkeit, mich vor dem Unterricht in die Schlange stellen zu müssen, um Zehncentstücke gegen die Münzen einzutauschen, die wir für das Mittagessen benötigten.

Wegen meines Rückens durfte ich während der Sportstunden und in den Pausen im Klassenzimmer bleiben. Nur am Morgen war es hart, wenn der Schulbus eintraf, bevor aufgeschlossen wurde. Ich zwang mich, Freundschaften zu schließen, mit den Mädchen aus meiner Klasse zu sprechen, aber es war hoffnungslos. Sie waren alle katholisch und kannten sich schon aus dem Kindergarten. Fairerweise muss man sagen, dass sie nett waren, normale Kinder. Ich hatte Klassen übersprungen, war also viel jünger, und hatte vor dem Krieg in abgelegenen Bergarbeiterlagern gelebt. Ich wusste nicht, wie man Dinge sagte wie: »Fandest du die Stunde über Belgisch-Kongo gut?« oder »Was sind deine Hobbys?«. Ich steuerte auf sie zu und stieß hervor: »Mein Onkel hat ein Glasauge.« Oder: »Ich habe einen toten Kodiakbären gefunden, mit lauter Maden im Gesicht.« Sie beachteten mich nicht oder kicherten und sagten: »Du lügst, deine Nase wird ja immer länger!«

Für eine Weile hatte ich also einen Ort, an den ich gehen konnte, bevor der Unterricht begann. Ich fühlte mich nützlich und wurde geschätzt. Aber dann hörte ich, wie die Mädchen »ein Fall für die Nächstenliebe« flüsterten, in einem Atemzug mit »Protestantin«, und dann fingen sie an, mich »Rattenfängerin« zu nennen und »Minnie Maus«. Ich tat so, als wäre mir das egal, außerdem mochte ich die Küche, das leise Lachen und das Gemurmel der Nonnenköchinnen, die in der Küche wie Nachthemden aussehende Habite aus Leinen trugen.

Natürlich hatte ich damals beschlossen, Nonne zu werden, weil Nonnen nie nervös oder ängstlich wirkten, vor allem aber wegen der schwarzen Habite und der weißen Hauben, ein Kopfschmuck wie riesige, gestärkte weiße Schwertlilien. Ich wette, die katholische Kirche verlor eine Menge Nonnenanwärterinnen, als man begann, die Nonnen zu kleiden wie gewöhnliche Politessen.

Dann besuchte meine Mutter die Schule, um zu sehen, wie ich zurechtkam. Man berichtete ihr, meine Klassenarbeiten seien ausgezeichnet und mein Benehmen tadellos. Schwester Cecilia erzählte ihr, wie sehr man mich in der Küche schätzte und wie sehr sie darauf achteten, dass ich ein gutes Frühstück bekam. Meine Mutter, der Snob, in ihrem rattenhaften alten Mantel mit dem rattenhaften Fuchskragen, aus dem die Knopfaugen rausgefallen waren. Sie war gekränkt, angeekelt von den Mäusen und richtig wütend über die Sankt-Christophorus-Münze, weil ich weiterhin jeden Morgen mein Zehncentstück bekommen und es nach der Schule für Süßigkeiten ausgegeben hatte. Hinterhältige kleine Diebin. Klatsch, klatsch. Eine Kränkung! Damit war dann also Schluss, und es war alles in allem ein großes Missverständnis. Die Nonnen hatten offenbar geglaubt, ich triebe mich in der Küche herum, weil ich eine arme, hungrige verlorene Seele war, sie hatten mich aus Barmherzigkeit mit den Mausefallen beauftragt und nicht, weil sie mich dafür wirklich brauchten. Allerdings weiß ich immer noch nicht, wie dieser falsche Eindruck hätte verhindert werden können. Vielleicht hätte ich die Plätzchen nicht annehmen sollen?

So kam es, dass ich vor dem Unterricht in der Kirche herumlungerte und endgültig beschloss, Nonne zu werden oder Heilige. Das erste Mysterium war, dass die Flammen der Kerzen, die unter jedem Standbild von Jesus, Maria und Joseph aufgereiht waren, flackerten und zitterten, als gäbe es Windböen im Inneren der gewaltigen Kirche, obwohl sie geschlossen war und keine der schweren Türen offen stand. Ich glaubte, Gottes Geist in den Standbildern sei so stark, dass die Kerzenflammen davon zuckten und zischten, bebend von all dem Leid. Jede kleine Lichtexplosion erhellte das verkrustete Blut an Jesus’ knöchernen weißen Füßen und ließ es nass aussehen.

Anfangs hielt ich mich ganz hinten auf, schwummerig, trunken vom Geruch nach Weihrauch. Ich kniete nieder, betete. Wegen meines Rückens war das Knien sehr schmerzhaft, das Korsett grub sich in meine Wirbelsäule. Ich war sicher, dass mich das heilig machte und Buße für meine Sünden war, aber es tat so weh, dass ich schließlich damit aufhörte und einfach in der dunklen Kirche saß, bis die Schulklingel zum Unterrichtsbeginn läutete. Normalerweise war außer mir nie jemand in der Kirche, nur donnerstags schloss sich Pater Anselmo im Beichtstuhl ein. Ein paar alte Frauen gingen dorthin, Mädchen aus der Oberstufe, manchmal ein Grundschüler. Sie blieben vor dem Altar stehen, um niederzuknien und sich zu bekreuzigen, erneut niederzuknien und sich zu bekreuzigen, bevor sie die andere Seite des Beichtstuhls betraten. Verwirrend war, dass ihr Gebet, bevor sie die Kirche wieder verließen, jeweils unterschiedlich lang dauerte. Ich hätte alles auf der Welt darum gegeben, zu erfahren, was im Beichtstuhl vor sich ging. Ich weiß nicht, wie lange ich brauchte, ehe ich mich selbst mit klopfendem Herzen dort wiederfand. Die Einrichtung war erlesener, als ich es mir hätte vorstellen können. Rauchig von Myrrhe, ein Samtkissen zum Knien, eine Heilige Jungfrau, die mit unendlicher Güte und Barmherzigkeit auf mich niedersah. Hinter dem geschnitzten Gitter saß Pater Anselmo, der normalerweise ein zerstreuter kleiner Mann war. Aber er war nur eine Silhouette, so wie der Mann mit dem Zylinder an Mamies Zimmerwand. Er hätte jeder sein können … Der Schauspieler Tyrone Power, mein Vater, Gott. Seine Stimme klang überhaupt nicht wie die von Pater Anselmo, sondern war tief und mit leisem Vibrato. Er forderte mich zu einem Gebet auf, das ich nicht kannte, also sprach er mir die Zeilen vor, und ich wiederholte sie. Drum ist mir dies der größte Schmerz, dass ich erzürnt dich, höchstes Gut. Dann fragte er mich nach meinen Sünden. Ich log nicht. Ich hatte wirklich und wahrhaftig keine Sünden zu beichten. Nicht eine einzige. Ich schämte mich, mir würde doch bestimmt etwas einfallen. Horch tief in dich hinein, mein Kind … Nichts. Verzweifelt und schrecklich darum bemüht, ihm zu gefallen, dachte ich mir etwas aus. Ich hatte meine Schwester mit der Haarbürste auf den Kopf gehauen. Warst du neidisch auf deine Schwester? O ja, Pater. Neid ist eine Sünde, mein Kind, bete darum, dass sie dir vergeben wird. Drei Ave-Marias. Als ich betete, kniend, wurde mir klar, dass es eine kurze Buße war, beim nächsten Mal konnte ich das besser machen. Aber es gab kein nächstes Mal. An diesem Tag behielt Schwester Cecilia mich nach der Stunde da. Dass sie so freundlich war, machte es noch schlimmer. Sie verstand, dass ich die Sakramente und Mysterien der Kirche erfahren wollte. Mysterien, ja! Aber ich war Protestantin, und ich war weder getauft noch gefirmt. Ich durfte ihre Schule besuchen, und das freute sie, weil ich eine gute und gehorsame Schülerin war, aber an ihrer Kirche durfte ich nicht teilhaben. Ich sollte mit den anderen Kindern auf dem Spielplatz bleiben.

Mir kam ein schrecklicher Gedanke, und ich nahm meine vier Heiligenkarten aus der Tasche. Jedes Mal, wenn wir die höchste Punktzahl im Lesen oder Rechnen erzielten, bekamen wir einen Stern. An Freitagen bekam die Schülerin mit den meisten Sternen eine Heiligenkarte, ähnlich einer Baseballkarte, außer dass auf dem Heiligenschein Glitter war. Darf ich meine Heiligen behalten?, fragte ich todtraurig.

»Natürlich darfst du das, und ich hoffe, du wirst dir noch mehr verdienen.« Sie lächelte mich an und tat mir noch einen Gefallen. »Du kannst auch weiterhin um Geleit beten, mein Liebes. Lass uns ein Ave-Maria zusammen sprechen.« Ich schloss die Augen und betete inbrünstig zu unserer Mutter Gottes, die immer das Gesicht von Schwester Cecilia haben wird.

Sobald eine Sirene auf der Straße erklang, nah oder fern, hieß Schwester Cecilia uns, aufzuhören mit dem, was wir taten, den Kopf auf die Schulbank zu legen und ein Ave-Maria zu sprechen. Ich mache das heute noch. Dieses Ave-Maria sprechen, meine ich. Na ja, ich lege auch meinen Kopf noch auf Holztische und höre ihnen zu, denn sie machen Geräusche wie Äste im Wind, als wären sie noch Bäume. Damals gab es eine Menge Dinge, die mich beunruhigten: Was, beispielsweise, hatte den Kerzen Leben eingehaucht oder woher kamen die Geräusche in der Schulbank? Wenn alles in Gottes Welt eine Seele hatte, sogar die Schulbänke, da sie sich äußern, musste es auch einen Himmel geben. Ich kam nicht in den Himmel, weil ich eine Protestantin war. Ich würde in den Limbus kommen. Ich wäre lieber in die Hölle als in den Limbus gekommen, was für ein hässliches Wort, wie Bimbo oder Klimbim, ein Ort ohne jede Würde.

Ich sagte meiner Mutter, dass ich Katholikin werden wollte. Sie und mein Großvater bekamen einen Anfall. Er wollte mich zurück auf die Vilas-Schule schicken, aber sie war dagegen wegen der vielen Mexikaner und der jugendlichen Straftäter. Ich sagte, dass es auch an St. Joseph’s viele Mexikaner gäbe, aber sie meinte, die kämen aus guten Familien. Waren wir eine gute Familie? Ich hatte keine Ahnung. Noch heute schaue ich in Fenster, hinter denen Familien wie aus dem Bilderbuch beisammensitzen, und frage mich, was sie da machen, wie sie miteinander reden.

Eines Nachmittags kamen Schwester Cecilia und eine andere Nonne zu uns nach Hause. Ich weiß nicht, warum, und sie bekamen auch keine Möglichkeit, das zu erklären. Es herrschte ein großes Durcheinander. Meine Mutter weinte, und Mamie, meine Großmutter, weinte, Großvater war betrunken und beleidigte sie, nannte sie Krähen. Am nächsten Tag hatte ich Angst, dass Schwester Cecilia böse auf mich sein könnte und nicht »Auf Wiedersehen, Liebes« sagen würde, wenn sie mich in der Pause allein im Raum ließ. Aber bevor sie ging, gab sie mir ein Buch mit dem Titel Ein glückliches Jahr für Betsy und sagte, sie glaube, es würde mir gefallen. Es war das erste richtige Buch, das ich jemals las, das erste Buch, in das ich mich verliebte.

Sie lobte meine Arbeit im Unterricht, und jedes Mal, wenn ich einen Stern bekam, machte sie eine Bemerkung darüber vor den anderen Schülern, und auch, wenn ich am Freitag eine Heiligenkarte erhielt. Ich tat alles, um ihr zu gefallen, schrieb sorgsam A.M.D.G. an den oberen Rand auf jedes Blatt Papier, beeilte mich, die Tafel abzuwischen. Meine Gebete waren die lautesten, meine Hand die erste, die sich hob, wenn sie eine Frage stellte. Sie gab mir weiterhin Bücher, die ich lesen sollte, und einmal gab sie mir ein Lesezeichen aus Papier, auf dem stand: »Betet für uns Sündige jetzt und zur Stunde unseres Todes.« In der Cafeteria zeigte ich es Melissa Barnes. Ich hatte dummerweise angenommen, dass die Mädchen jetzt, da Schwester Cecilia mich mochte, auch anfangen würden, mich zu mögen. Aber statt sich weiter über mich lustig zu machen, fingen sie an, mich zu hassen. Wenn ich im Unterricht aufstand, um eine Frage zu beantworten, flüsterten sie: Schoßhündchen, Schoßhündchen, Schoßhündchen. Schwester Cecilia wählte mich aus, um die Zehncentstücke einzusammeln und die Münzen für das Mittagessen auszuteilen, und wenn ein Mädchen die Münze nahm, flüsterte es: Schoßhündchen.

Eines Tages wurde meine Mutter aus heiterem Himmel wütend auf mich, weil mein Vater mir mehr Briefe schrieb als ihr. Der Grund war, dass ich ihm häufiger schrieb. Nein, du bist sein Schoßhündchen. Eines Tages kam ich spät nach Hause. Ich hatte den Bus vom Marktplatz verpasst. Sie stand oben an der Treppe und hielt einen blauen Luftpostumschlag von meinem Vater in der Hand. Mit der anderen zündete sie ein Streichholz an ihrem Daumennagel an und verbrannte den Brief, während ich die Treppe hochstürmte. Davor hatte ich immer Angst gehabt. Als ich klein gewesen war, hatte ich das Streichholz nicht gesehen und gedacht, sie würde sich ihre Zigaretten mit dem brennenden Daumen anzünden.

Ich hörte auf zu sprechen. Ich sagte nicht: So, jetzt höre ich auf zu sprechen. Ich hörte einfach langsam damit auf, und wenn die Sirenen im Vorbeifahren ertönten, legte ich meinen Kopf auf den Tisch und flüsterte das Gebet in mich hinein. Wenn Schwester Cecilia mich aufrief, schüttelte ich den Kopf und setzte mich wieder hin. Ich bekam keine Heiligen und keine Sterne mehr. Es war zu spät. Jetzt riefen sie mich Dummchen. Schwester Cecilia blieb im Klassenzimmer, als die anderen zur Sportstunde gegangen waren. »Was ist denn los, Liebes? Kann ich dir helfen? Bitte sprich mit mir.« Ich presste meine Zähne zusammen und weigerte mich, sie anzusehen. Sie ging, und ich saß dort im heißen Halbdunkel des Klassenraums. Später kam sie mit einer Ausgabe von Black Beauty zurück, die sie vor mich hinlegte. »Das ist ein wunderbares Buch, aber es ist sehr traurig. Sag mir, macht dich irgendetwas traurig?«

Ich rannte weg vor ihr und dem Buch in die Garderobe. Weil es in Texas so heiß war, waren dort natürlich keine Mäntel, sondern staubige Lehrbücher. Osterschmuck. Weihnachtsschmuck. Schwester Cecilia folgte mir in den winzigen Raum. Sie drehte mich herum und zwang mich auf die Knie. »Lass uns beten«, sagte sie.

Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir. Gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus … In ihren Augen standen Tränen. Ich konnte die Zärtlichkeit darin nicht ertragen. Ich entwand mich ihrem Griff, wobei ich sie aus Versehen umstieß. Ihr Kopfschmuck blieb an einem Kleiderhaken hängen und wurde heruntergerissen. Ihr Haar war nicht kurz geschoren, wie die Mädchen erzählt hatten. Sie schrie auf und rannte aus dem Raum.

Noch am selben Tag wurde ich nach Hause geschickt, entlassen von St. Joseph’s, weil ich eine Nonne gehauen hatte. Ich weiß nicht, wie sie hatte annehmen können, ich hätte sie gehauen. Das war ganz und gar nicht der Fall gewesen.

Dr. H. A. Moynihan

Ich hasste St. Joseph’s. Ich hatte Angst vor den Nonnen. Und an einem heißen texanischen Tag haute ich Schwester Cecilia und wurde der Schule verwiesen. Zur Strafe musste ich in den Sommerferien jeden Tag in der Zahnarztpraxis meines Grandpas arbeiten. Aber ich wusste, dass es nur darum ging, mich nicht mit den Nachbarskindern spielen zu lassen. Mexikaner und Syrer. Kein Neger, aber das sei nur eine Frage der Zeit, sagte meine Mutter.

Ich bin sicher, dass man mir auch Mamies Sterben ersparen wollte, ihr Stöhnen, das Beten ihrer Freunde, den Gestank, die Fliegen. Nachts döste sie dank des Morphiums ein, und meine Mutter und mein Grandpa tranken jeder für sich allein in ihren Zimmern. Auf der Veranda, wo ich schlief, konnte ich mal hier, mal dort den Bourbon gluckern hören.

Grandpa redete den ganzen Sommer über kaum mit mir. Ich sterilisierte seine Instrumente und legte sie bereit, band Handtücher um den Hals der Patienten, hielt die Tasse mit der antiseptischen Mundspülung und sagte ihnen, wann sie ausspucken sollten. Kamen keine Patienten, ging er in seine Werkstatt, um Zähne herzustellen, oder in sein Büro, um an seinem Einklebebuch zu arbeiten. Ich durfte keines der Zimmer betreten. Er klebte Ernie Pyle, Korrespondent im Zweiten Weltkrieg, und Franklin D. Roosevelt in sein Buch; für die Kriege in Japan und Deutschland hatte er verschiedene Einklebebücher. Er hatte ein Einklebebuch für Kriminalfälle und eines zu Texas und eines für ungewöhnliche Unfälle: Ein Mann dreht durch und wirft eine Wassermelone aus dem Fenster im zweiten Stock. Sie fällt seiner Frau auf den Kopf und tötet sie, prallt ab, trifft das Baby im Kinderwagen, tötet es ebenfalls, und all das, ohne zu zerplatzen.

Alle hassten Grandpa, außer Mamie und vielleicht mir. Jede Nacht war er betrunken und wurde gemein. Er war grausam, stur und stolz. Bei einem Streit hatte er meinem Onkel John das Auge ausgeschossen, und meine Mutter hatte er das ganze Leben lang beschämt und gedemütigt. Sie redete nicht mit ihm, ging nicht einmal in seine Nähe, weil er so dreckig war, Essen verschüttete, spuckte und überall seine nassen Zigaretten liegen ließ. Er war übersät mit weißen Gipsflecken, die von den Zahnabdrücken stammten, wie ein Maler oder eine Statue.

Er war der beste Zahnarzt in West-Texas, vielleicht in ganz Texas. Das sagten viele, und ich glaubte es. Seine Patienten waren nicht nur alte Säufer oder Mamies Freunde, das behauptete bloß meine Mutter. Sogar aus Dallas oder Houston kamen elegante Herren, weil er so wunderbare falsche Zähne machte. Seine falschen Zähne verrutschten nie, sie machten keine Pfeifgeräusche und sahen vollkommen echt aus. Er hatte eine geheime Formel entwickelt für die richtige Farbe, manchmal stellte er sie sogar mit abgebrochenen Ecken oder gelblicher Verfärbung her, mit Füllungen und Kronen.

In seine Werkstatt ließ er niemanden, außer die Feuerwehrleute, dieses eine Mal. Sie war seit vierzig Jahren nicht mehr sauber gemacht worden. Ich ging hinein, als er auf der Toilette war. Die Fenster waren schwarz verkrustet von Schmutz, Gips und Wachs. Das einzige Licht kam von zwei flackernden blauen Bunsenbrennern. Riesige Gipssäcke waren an der Wand aufgestapelt, der Gips hatte sich über den Fußboden verstreut, der mit Stücken von zerbrochenen Zahnabdrücken übersät war, und da waren Gläser mit lauter einzelnen Zähnen. Dicke pinkfarbene und weiße Wachsklumpen hingen an den Wänden, voller Spinnweben. Die Regale waren vollgestopft mit rostigem Werkzeug und reihenweise künstlichen Gebissen, grinsend oder verkehrt herum, sie fletschten die Zähne wie Theatermasken. Bei der Arbeit sang er, und oft setzten seine halb gerauchten Zigaretten die Wachsklumpen oder das Einwickelpapier von Schokoriegeln in Brand. Er löschte die Feuer mit Kaffee, der auf dem gipsweichen Boden dunkelbraune Flecken hinterließ.

Von der Werkstatt kam man in ein kleines Büro mit einem Rollenschreibtisch, an dem er seine Einklebebücher bearbeitete und Schecks ausfüllte. Nachdem er unterschrieben hatte, schüttelte er den Stift immer aus, sodass es schwarz auf die Unterschrift spritzte und manchmal den Betrag auslöschte, und die Bank musste anrufen, um gegenzuprüfen.

Zwischen dem Behandlungsraum und dem Wartezimmer gab es keine Tür. Während der Arbeit drehte er sich zu den Leuten im Wartezimmer um und unterhielt sich mit ihnen, wobei er mit dem Bohrer fuchtelte. Die Patienten, denen ein Zahn gezogen worden war, erholten sich auf einem Sofa; die übrigen saßen auf Fensterbrettern oder Heizkörpern. Manchmal saß auch jemand im Telefonkabuff, einem großen Holzverschlag mit einem Münztelefon, einem Ventilator und einem Schild: »Mir ist noch nie ein Mann begegnet, den ich nicht mochte.«

Es gab keine Zeitschriften. Wenn jemand eine mitbrachte und dort ließ, warf Grandpa sie weg. Er mache das nur aus Trotz, sagte meine Mutter. Er sagte, es mache ihn verrückt, wenn die Leute dasäßen und blätterten.

Die Patienten, die nicht saßen, liefen durch den Raum und spielten an den Gegenständen herum, die auf den beiden Panzerschränken standen. Buddhas, Schädel mit falschen Zähnen, die mit einem Draht auf- und zugeklappt werden konnten, Schlangen, die bissen, wenn man sie am Schwanz zog, Glasglocken, die man umdrehte, und es schneite. An der Decke hing ein Schild: »Warum zum Teufel guckst du hier hoch?« Die Panzerschränke enthielten Gold und Silber für Füllungen, Geldbündel und Jack-Daniel’s-Flaschen.

An allen Fenstern, die auf die Hauptstraße von El Paso hinausgingen, stand in riesigen goldenen Buchstaben: »Dr. H. A. Moynihan. Ich arbeite nicht für Neger.« Die Buchstaben wurden von den Spiegeln reflektiert, die an den übrigen drei Wänden angebracht waren. Der Spruch stand auch auf der Tür zum Flur. Ich saß nie mit dem Blick zur Tür, weil ich Angst hatte, dass ein Farbiger kommen und wegen des Spruches hereinschauen könnte. Allerdings sah ich nie einen im Caples-Gebäude, abgesehen von Jim, dem Fahrstuhlführer.

Wenn Leute anriefen, die einen Termin haben wollten, ließ Grandpa mich ausrichten, er nehme keine Patienten mehr, und im Laufe des Sommers gab es immer weniger zu tun. Kurz bevor Mamie starb, kamen schließlich überhaupt keine Patienten mehr. Grandpa schloss sich in seiner Werkstatt oder im Büro ein. Ich ging manchmal aufs Dach. Von dort aus konnte man Juarez sehen und die ganze Innenstadt von El Paso. Ich suchte mir jemanden in der Menge aus und folgte ihm mit den Augen, bis er verschwand. Aber meistens saß ich drinnen auf der Heizung und sah hinunter auf die Yandell Avenue. Ich verbrachte Stunden damit, die Buchstabenfolgen der Freundschaftsbriefe in den Captain-Marvel-Comics zu entschlüsseln, obwohl das richtig langweilig war. Der Code war einfach: A stand für Z, B für Y, und so weiter.

Die Nächte waren lang und heiß. Mamies Freunde blieben sogar, wenn sie schlief, lasen aus der Bibel, manchmal sangen sie. Grandpa ging aus, zu den Elks oder nach Juarez. Der Taxifahrer von 8-5-Taxis half ihm die Stufen hoch. Meine Mutter ging aus, um Bridge zu spielen, wie sie sagte, aber auch sie kam betrunken nach Hause. Die mexikanischen Kinder blieben bis spät in die Nacht draußen. Ich sah den Mädchen von der Veranda aus zu. Sie spielten Jacks, hockten auf dem Beton unter der Straßenlaterne. Ich sehnte mich danach, mitzuspielen. Das Geräusch der Metallsternchen kam mir magisch vor, der Wurf der Sternchen wie Besen auf einer Trommel oder wie Regen, den ein Windstoß schimmernd an die Fensterscheibe wirft.

Eines Morgens, als es noch dunkel war, weckte Grandpa mich. Es war Sonntag. Ich zog mich an, während er das Taxi bestellte. Wenn er ein Taxi bestellte, fragte er den Telefonisten nach 8-5, und sobald sie abhoben, sagte er: »Wie wär’s mit einer kleinen Beförderung?« Er antwortete nicht, als der Taxifahrer fragte, warum wir am Sonntag in die Praxis fuhren. Im Foyer war es dunkel und gruselig. Kakerlaken trappelten über die Kacheln, und Zeitschriften grinsten uns hinter den Stäben der Absperrgitter hervor an. Er bediente den Fahrstuhl, ließ ihn wie verrückt hinauf- und wieder hinunter- und wieder hinaufrumpeln, bis wir endlich über der fünften Etage anhielten und hinabsprangen. Es war sehr still, nachdem wir angehalten hatten. Nur Kirchenglocken und die Straßenbahn von Juarez waren zu hören.

Erst hatte ich zu viel Angst, um ihm in die Werkstatt zu folgen, aber er zog mich hinein. Es war dunkel, wie in einem Kino. Er zündete die zischenden Bunsenbrenner an. Noch immer konnte ich nichts sehen, verstand nicht, was er von mir wollte. Er holte ein Set falscher Zähne von einem Regal und hielt sie nah an die Flamme auf dem Marmorblock. Ich schüttelte den Kopf.

»Guck sie dir genau an.« Grandpa machte seinen Mund weit auf, und ich sah hin und her zwischen seinen eigenen und den falschen Zähnen.

»Das sind deine!«, sagte ich.