Island ausgewählt
Reisen und mehr im Westen
Inhalt:
Der Westen Islands besticht nicht nur durch außergewöhnliche Natur. Auch seine Bewohner sind etwas ganz Besonderes. In diesem eBook werden Menschen vorgestellt, die mit Begeisterung für alte Tierrassen, traditionelles Handwerk oder die eigenen kulturellen Wurzeln einstehen. Auch gibt es Infos über besondere Plätze und Dinge, die einfach anders sind als anderswo. Beim Reisen im Westen lohnt es sich also, ein paar Ziele hinzu zu fügen.
In der Reihe Island ausgewählt erscheint zeitgleich der Band Großartige Natur und magische Orte – Reisen zu Lieblingsplätzen im Westen. Ein dritter Band ist in Arbeit.
ISBN: 9783944124988
Alle Bild- und Grafikrechte liegen bei den Autorinnen sowie Guðjón Snær Einarsson, Ljómalind, Kolbrún S. Kjarval, Hilmar Sigvaldason, Elísa Valdís Einarsdóttir. Covergestaltung: Olaf Tischer
Wie kommt es, dass derzeit kaum ein anderes Land die Menschen so in seinen Bann zieht wie Island? Island, das kalte und vor allem windige Land im hohen Norden? Natürlich ist es einerseits die grandiose Natur, die es in dieser Form wohl nirgendwo sonst gibt. Aber es sind auch die vielen Besonderheiten verschiedenster Art, die Island und all seine sympathischen Bewohner ausmachen – seien es die menschlichen, tierischen oder unsichtbaren. Alles und jeder scheint auf seine Art etwas Besonderes zu sein.
Für diesen Band haben wir einige außergewöhnliche Menschen im Westen des Landes besucht und sind begeistert von dem, was sie tun. Sie alle tragen dazu bei, dass Island seine Wurzeln nicht vergisst, dass Tierrassen nicht aussterben und Wissen nicht verloren geht. Auch erzählen wir ein bisschen von interessanten Orten und von Dingen, die einfach anders sind als anderswo. Bei der nächsten Reise heißt es also: genau hinschauen und wenn möglich einen Besuch abstatten.
Da dies kein klassischer Reiseführer ist, haben wir uns bei unserer ganz persönlichen Auswahl durch kein Raster einschränken lassen. Und weil jeder Reisende ohnehin Karten und andere Hilfsmittel dabei hat, sind unsere Ortsangaben eher beschreibender Natur.
Wir wünschen viel Spaß und eine gute Reise!
á – wie au
au – wie öi
ei – wie ey
ó – wie ou
u - wie ü
ú – wie u
i/y – flaches i, manchmal ee
í/ý – spitzes i
æ – ai
pt – ft
ð – wie das englische th (stimmhaft, nie am Wortanfang)
ll – wie tl
nn – wie tn (mit stimmlosem n)
þ – wie das englische th (stimmlos)
Die meisten Isländer sprechen sehr gutes Englisch. Daher hier nur Grundlegendes:
Guten Tag / guten Morgen | = góðan daginn |
Gute Nacht | = góða nótt |
Tschüß | = bless bless |
Hallo | = hæ hæ |
Danke | = takk fyrir |
Hilfe | = hjálp |
Fischlizenz | = Veiðileyfi |
Wie viel kostet das? | = Hvað kostar þetta? |
Ich muss tanken | = Ég þarf að taka eldsneyti |
(eldsneyti = Treibstoff allgemein, Benzin = bensín, Diesel = olía) |
Eigentlich ist es egal, ob man bei strahlendem Sonnenschein oder bei Sturm und Regen nach Breið, so heißt dieser Teil von Akranes, kommt. Es ist immer faszinierend, die beiden Leuchttürme zu besuchen. Eben nur auf unterschiedliche Art und Weise. Man kann entweder die ruhige, schimmernde See genießen und den unzähligen Vögeln zuschauen, die auf dem Wasser herum dümpeln, oder sich einen Eindruck von der unbändigen Kraft des Ozeans machen.
Dass die Leuchttürme heute eine Attraktion und wieder ein Teil des öffentlichen Lebens sind, ist Hilmar Sigvaldason zu verdanken. Mit ganz viel persönlichem Engagement hat er die Leuchttürme aus dem Dornröschenschlaf geholt. Heute ist die Stadt Akranes unterstützend mit im Boot.
Der kleinere, näher am Meer stehende Turm ist einer der ältesten Betonleuchttürme in Island und wurde 1918 erbaut. Seit 1947 ist er außer Betrieb. In all den Jahren hatte ihm die Erosion schwer zugesetzt, aber 2013 wurde der Liebling der Bevölkerung schließlich renoviert.
Auf den Felsen bei den Leuchttürmen gibt es ein Denkmal, das von dem hiesigen Künstler Bjarni Þór Bjarnason geschaffen wurde. Es ist elf jungen Menschen aus Akranes gewidmet, die am 14. September 1905 ihr Leben verloren, als ihr kleines Boot auf einem Riff ganz dicht vor der Küste strandete. Unter den Opfern waren fünf Geschwister und drei Brüder – eine Tragödie für die Einwohner der Stadt.
In der Nähe des Denkmals für die ertrunkenen Fischer befindet sich das Atelier von Bjarni Þór. Neben verschiedenen Skulpturen und Plastiken entstehen dort auch Gemälde, die durch einen ganz eigenen Stil auffallen. Besonders Bjarni Þórs Pferdebilder sind bekannt.
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Er ist der größere der beiden Leuchttürme und wurde zwischen 1943 und 1944 erbaut.
Während der Sommermonate ist er für Besucher geöffnet. Wer sich die Stufen nach oben traut, wird mit einem großartigen Blick über das Meer und die Berge, von der Halbinsel Snæfellsnes im Nordwesten bis nach Reykjanes im Süden belohnt.
Da die Akustik im Leuchtturm sehr gut ist, gibt es regelmäßig Musikveranstaltungen. Auch Ausstellungen von Fotografen und anderen Künstlern werden in seinem Innern organisiert.
Breið war lange Zeit ein wichtiges Fischverarbeitungsgebiet. Bei den Leuchttürmen findet man normalerweise großflächige, eigenartig aussehende Gerüste. Diese dienten früher der Skreið-, also der Trockenfisch- beziehungsweise Stockfischherstellung. Lange waren sie nicht mehr in Betrieb und daher in keinem guten Zustand. Eine Renovierung war fällig und wurde auch durchgeführt. Leider hat aber ein sehr heftiger Sturm die vollbrachte Arbeit gleich wieder zunichte gemacht und die Gestelle zerstört. Sie werden allerdings wieder aufgebaut.
Auch die Fläche nebenan, auf der einst gesalzener Fisch ausgebreitet wurde, wird wieder hergestellt. Die Steine, auf denen der Fisch lag, müssen wieder hervor geholt werden, indem man das Gras, das mittlerweile über sie gewuchert ist, entfernt.
also Stockfisch, war lange Zeit ein wichtiger Exportartikel. Hergestellt wurde er meist aus Kabeljau, der geteilt und an der frischen Luft ohne Salz getrocknet wurde. Dazu wurde der frische Fisch von Januar bis April mehrere Wochen an die Gestelle gehängt. Nach dem Trocknen wurde er verpackt und exportiert. Die wichtigsten Abnehmerländer waren Italien und Nigeria. Auch heute noch wird Fisch in Island getrocknet, allerdings geschieht dies meist mit Hilfe von Warmluftapparaturen in Betrieben und ist so unabhängig von der Witterung. In Akranes gibt es eine Fabrik, die sowohl Fisch als auch Fischteile, wie Köpfe und Gräten, für den Export nach Nigeria trocknet.
Aber nicht nur für das Auslandsgeschäft wird Fisch getrocknet. Auch als traditionelles Lebensmittel spielt er eine große Rolle, allerdings in Filetform. Der sogenannte Harðfiskur ist in jedem Supermarkt zu kaufen. Normalerweise wird er aus Schellfisch und Kabeljau gemacht, manchmal auch aus Wels, der dann fetter ist und auch anders schmeckt.
Gesalzener Kabeljau war und ist ebenfalls ein wichtiges isländisches Exportgut. Der Kabeljau wurde erst gesalzen und dann auf dem Boden getrocknet, ehe er schließlich verpackt und exportiert wurde. Heute wird er meist frisch tranchiert und mehrere Wochen in Salz eingelegt, aber nicht mehr getrocknet.
Breiða bedeutet so viel wie ausbreiten. Der Name dieses Bereiches von Akranes, Breið, kommt von dieser Art der Haltbarmachung – nämlich den Fisch im Freien zum Trocknen auszubreiten. In früheren Zeiten wurde er dazu morgens auf den Boden gelegt und abends wieder eingesammelt. Diese Prozedur dauerte mehrere Wochen, bis der Fisch schließlich soweit war, verpackt zu werden. Für den ganzen Haltbarmachungsprozess war es sehr wichtig, dass es trockene, windige und sonnige, aber nicht zu heiße Tage gab. Im Sommer kümmerten sich sowohl Erwachsene als auch Kinder um diese Arbeit. Hauptabnehmerländer waren Portugal, Italien und Spanien.
Im Hafen von Akranes hat der Tourismus keinen Einzug gehalten. Hier wird gearbeitet, nicht flaniert. Kein Restaurant, kein Café, keine Schauwerkstätten. Zum Glück für all jene, die es bevorzugen, das „richtige“ Leben mit arbeitsamer Geschäftigkeit auf sich wirken zu lassen.