Bengalisches Feuer

Clive Talbot

Das Leben im kleinen Speisesaal der „SARFAQ ITTUK“ scheint stillzustehen, als sie zum Abendessen durch die Tür schreitet und mit unvergleichlich geschmeidigen Bewegungen an den Tischreihen vorbeigleitet. Hier, im Hafen von Narsarsuaq, am ersten Abend unserer kleinen Kreuzfahrt durch Südgrönland, trägt sie mit großer Geste einen farbenfrohen indischen San i aus kostbarster Seide. Sie trägt dieses exotische blutrot, glitzerndgold und lianengrün schimmernde Kleidungsstück mit hoheitsvoller Selbstverständlichkeit. Die Farben scheinen sich in ihrem überirdisch schönen Gesicht und der blauschwarzen Haarfülle, die aus dem leicht übergeworfenen Schleier quellen, widerzuspiegeln. Ein leichtes, ein wenig arrogantes Lächeln schwebt in den Winkeln ihrer vollen Lippen, die so rotgeküsst aussehen, als habe sich gerade ein unersättlicher Liebes-Nabob an ihnen ausgetobt. Die ganze Frau strahlt eine brennende erotische Verlockung aus — auf alle Männer im Speisesaal, auch auf mich. Während die anwesenden Frauen, grün vor Neid, sich zutuscheln, es sei ja unmöglich, mitten in Grönland in einem San i aufzutauchen, können die Männer den Blick nicht von der Frau im Sari nehmen. Eine mittelalterliche Frau am Nebentisch, angetan mit einem warmen, reizlosen

Skioverall, tröstet sich, indem sie gereizt zischt: „Also, jung ist sie ja nun ganz und gar nicht mehr!“ Die giftige Aussage stimmt durchaus, aber die schöne Frau im San i wirkt gerade so erotisch durch die feinen Linien in ihrem Gesicht, die verraten, dass sie ein wildes, erfülltes Sexleben gehabt hat und immer noch hat. Sie mag um die fünfzig sein, aber sie strahlt mehr SexAppeal aus als jedes junge Mädchen. Die Schöne im San verströmt die Magie Tausender durchliebter Nächte — und Tage.

Warum habe ich sie auf unserer bisherigen Tour durch Grönland nicht gesehen? Immerhin haben wir in den vergangenen Tagen die karstige Berglandschaft hoch über dem AmitsuarsukFjord und das einsame Tal des Kangia-Flusses besichtigt. Wir waren drüben in Quassiarsuk und haben den Hof von Erik dem Roten gesehen, der Grönland den Namen verpasst hat. Wir sind mit einem Boot, das den putzigen Namen „Puttuk“ trug, in den Qoorooq Eisfjord gefahren, haben uns ergötzt an der Märchenwelt der seltsamen Eisbergfiguren, die in unwirklichen Blau und Türkistönen schimmerten. Ja, wir haben sogar eine Nacht in einem Tipi-Zeltcamp der Inuit verbracht und gelernt, dass „Eskimo“ für die Grönländer ein Schimpfwort ist.

All diese Aktivitäten waren nicht gerade langweilig — aber wo war währenddessen die Frau im San? Ich hätte sie auch im finstersten Overall, in der beuligsten Skihose, im dicksten Rollkragenpullover — ja, sogar in einem unattraktiven Kapuzenanorak erkannt.

Dieses Gesicht leuchtet geschminkt und ungeschminkt aus jedem Haufen gewöhnlicher Durchschnittsmenschen. Vielleicht, so sinne ich, während ich mich wie jeder anwesender Mann mit den Blicken an ihrem Gesicht festsauge, ist sie erst in Nasarsuaq für die kleine Kreuzfahrt zugestiegen.

Die Aussicht, mehrere Tage mit ihr sozusagen unter einem Dach zu wohnen, berauscht mich. Meine Phantasie spielt mir sofort Situationen vor, in denen ich ihr näher kommen könnte. Aber bei der männlichen Konkurrenz?! Vielleicht steht sie nur auf junge Kerle? Problemlos könnte sie sich zwanzigjährige Lakaien ins Bett ziehen und sich von ihnen aufs Härteste befriedigen lassen.

Ich bin keine zwanzig mehr. Wahrscheinlich liegt mein Geburtsjahr nicht so weit von dem ihren entfernt. Vielleicht würde ihr ja gerade so ein ältlicher britischer Englischlehrer aus dem norwegischen Kirkenes wie ich mit so manchen Abgründen zusagen. Man weiß es nie.

Wie kriege ich raus, was für einen Kerl sie möchte? Wie kann ich ihr näher kommen? Mein Vorteil ist, dass ich allein auf diese Reise in die Kälte gegangen bin. Die Mehrzahl meiner männlichen Konkurrenz ist in Damenbegleitung. Ich schätze, die Ehefrauen an Bord werden ihre Männer mit Argusaugen bewachen. Ich stelle mir vor, wie die Frauen nachts mit Eisengittern die Kabinentüren verschließen um ihre Männer an einer Safari zur Kabine der schönen Inderin zu hindern.

Die exotische Schöne sitzt ganz allein an einem Tisch, während wir gewöhnlichen allein reisenden Tourist-Sitzplätze an zur Hälfte belegten Tischen zugeteilt bekommen haben. Sie muss über gute Beziehungen zu einem höheren Mitglied der Crew verfügen. Die Frau im farbenfrohen San i speist mit eleganten Hand und Lippenbewegungen, während jede ihrer Gesten von ungefähr hundert Augen beobachtet wird. Doch sie hat eine so starke Souveränität, dass sie die observierenden Blicke nicht bemerkt oder sie ignorieren kann, als bemerke sie sie nicht.

Mein Blick wird gebannt von ihrer perfekten Gesichtslandschaft, deren Konturen trotz ihrer Jahre um Kinn und Hals sehr straff scheinen. Meine Phantasie gaukelt mir vor, wie mein Mund über diese glühenden Kohleaugen mit den aufgebogenen schwarzen Wimpern, über die zart gepuderten Wangen, über die vibrierenden Lippen gleitet. Ich versuche mir vorzustellen, wie sich dieses Gesicht unter meinen saftigen Küssen in voller Leidenschaft verändern wird. Der auffallende San i verhüllt den größten Teil ihrer majestätischen Gestalt, doch am kunstvoll verschlungenen, dezenten Ausschnitt ist der nackte Ansatz goldfarbener Busenhaut zu erkennen. Dieser Anblick haut mich um.

Meine Vorstellungskraft geht mit mir durch. Es fährt mir derart in die Lenden, dass ich fühle, wie es in meiner Hose eng wird. Ich schiebe den Teller mit undefinierbar Gebratenem weg und versuche mit einem lockeren Griff zum Weinglas meine Tischnachbam von einem eventuellen Blick auf die Beulung in meiner Hose abzuhalten. Ich mache eine launige Bemerkung über die in diesem Landstrich zu dieser Jahreszeit ungewöhnliche Wärme von fünf Grad plus. Meine Rechnung geht auf. Die mir gleichgültigen Leute steigen dankbar auf ein Gespräch über das Wetter im Allgemeinen und Besonderen und natürlich die nun unmittelbar bevorstehende Klimaveränderung ein. Bald, so mutmaßen sie bekümmert, werde es überhaupt keine Eisberge mehr geben. Nur gut, dass man die Gelegenheit wahrgenommen hätte, sie sich vor ihrer baldigen Zerschmelzung noch einmal anzusehen.

Während die Leute in einem mir ziemlich unverständlichen walisischen Idiom auf mich einreden, sehe ich aus den Augenwinkeln, dass die schöne Fremde ihr Mahl beendet hat, sich graziös mit der Serviette die unvergleichlichen Lippen abtupft und sich erhebt. Der San i entfaltet seine volle Farbkraft, als der edel glänzende Stoff um ihren Körper fließt.

Es hält mich nicht auf meinem Sitz. Flüchtig verabschiede ich mich von den Walisern und stürze zur Tür, hoffend, dass mein Sakko lang genug ist um meine schwellende Erektion zu verbergen. Auf dem Gang der „SARFAQ ITTUK“ sehe ich mich schwer atmend um. Sie ist nicht zu sehen. Es ist, als sei sie eine Erscheinung, die sich nun in Luft aufgelöst hätte.

Ich stolpere weiter in meine karg eingerichtete Kabine. Die „SARFAQ ITTUK“ ist nicht gerade ein luxuriöses, aber doch ein gepflegtes Schiff. Es gibt

durchaus geräumigere, fast komfortable Kabinen, aber ein Englischlehrer aus Nordnorwegen muss sparen, wo er kann, besonders wenn er sich gerade für ein Luxusweib begeistert!

Ich werfe mich aufs Bett, fühle mich noch immer wie verzaubert. Ihr Anblick ist mir so nah, als stände sie vor mir mit ihren erregend geschwungenen Lippen, mit dem hoheitsvollen Blick ihrer dunklen Kirschenaugen.

Ich kann nicht anders. Sie hat mich so unglaublich erregt. Dennoch schäme ich mich ein bisschen, als ich meinen Gürtel löse und den Reißverschluss hinunterzippen lasse. Wäre sie mit dem einverstanden, was ich jetzt tue in meiner von ihr entfachten Not? Ich sehe ihn an, der hart und fest schwellend in meine Hand hineinwächst — könnte er ihr gefallen?

Meine Güte, vielleicht schätzt sie nur Frauen? Darauf bin ich noch gar nicht gekommen.

Schon spielt mir meine ausufernde Phantasie ein Bild vor — sie in dunkellila Seidenbettwäsche, nackt, ein blondes Mädchen im Arm, sich von dem Mädchen befriedigen lassend, überall ...

Es schießt in brennend heißer Lava aus meinen Lenden, nässt meine Hand, die keine Arbeit hatte.

Ich keuche schwer, fühle mich jedoch nur kurz befriedigt. Die sexuelle Hitze in meinem Körper überwältigt mich derart, dass ich schnell meine Hose schließe, aufspringe und hinaus auf den Gang laufe — Luft, kalte Polarluft muss es jetzt sein. Ich muss mich abkühlen, muss unbedingt wieder normal werden, muss diese fremdartige, schöne Frau aus meinem Hirn, aus meinem Gefühl streichen.

Ich haste an Deck. Die beißende Kälte in dunkler Nacht überfällt mich wie ein wildes Tier. In meinem Liebeswahn habe ich natürlich nicht daran gedacht, mir etwas Wärmendes über das Hemd zu ziehen. Doch die klare, ehrliche Kälte tut mir wohl. Bald fühle ich mich angenehm erfrischt. Statt wieder hineinzugehen und mir einen Pulli zu holen, stelle ich mich unter ein Positionslicht an die Reling und schaue in das glucksende Hafenwasser. Dann kommt es mir in den krausen Sinn, auf das Aussichtsdeck im Heck zu marschieren, als hätte ich dort im Dunklen eine bessere Sicht.

Es ist fast völlig dunkel. Doch ein flackernd gelber Schein von den Positionslichtern zeigt mir, dass ich nicht allein hier bin. Eine leichte Gestalt erhebt sich von einem Ruhestuhl.

„Oh“, sagt sie mit gutturaler Stimme, „Sie frieren!“

Es fährt mir durch den Körper wie ein reißender Blitz.

Über dem San trägt sie einen dunklen wärmenden Umhang, der eine derartige Stofffülle aufweist, dass sie ihn ohne Umstände zur Hälfte über mich wirft. Er verhüllt uns, die wir berauschend dicht nebeneinander stehen, wie ein schützendes Zelt.

Ich bin so verwirrt über diese ersehnte, doch so unverhoffte Begegnung, dass ich mich schüchtern wie ein Schuljunge vor dieser schönen, unerreichbar scheinenden Frau fühle. Ich weiß nichts zu sagen. Meine eigenen Wünsche und auch das, was ich gerade im Gedenken an sie in meiner Kabine mit mir getan habe, verschließt mir vor kindlicher Scham den Mund.

Wir sind gleich groß und im diffusen Licht sehe ich, wie ihre Kirschaugen dicht vor mir aufglühen, als sie mich ansieht. Ihr starkes Parfum, das sämtliche Wohlgerüche Indiens in sich versammelt hat, betäubt mich vollends. Ich fühle ihren warmen, vollen Frauenkörper, der sich unerwartet eng an mich drückt. Nur einen dummen Augenblick lang glaube ich, dass sie so dicht zu mir kriecht um Wärme zu speichern. Im Nebel ihres schwülen Parfums, im Dunstkreis ihres raschelnden Seiden-Saris, im Fühlen ihrer starken Brüste, im Spüren des Drucks ihrer Hüfte begreife ich schnell, dass dies die Stunde aller Stunden ist.

Ihre aristokratisch schmalen Hände mit den langen, spitzen, blutrot bemalten Fingernägeln fühle ich wie prüfend auf meinen Pobacken. Sie gleiten fiebrig hin und her und verströmen eine Hitze, die es unmöglich macht zu glauben, wir ständen tatsächlich an Deck eines Schiffes in einem kalten grönländischen Hafen. Es ist ein Traum, ein so unwiderstehliches Hexenwerk, dass ich nicht auf die Idee komme zu fragen, warum sie von den vielen geilen Böcken an Bord ausgerechnet mich erwählt hat.

Ich ziehe sie eng an mich. Das Spüren ihres göttlichen Busens wirkt auf mich wie das Trinken eines Zaubertranks. Ihr Gesicht, das gierend zu mir gewandt ist, verströmt eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Ganz sanft schmeichle ich mit meinen Lippen über den kühnen Bogen ihrer schwarzen Augenbrauen, küsse die zart flatternden Lider. Die langen Wimpern kitzeln verführend über meinen Mund.

Ich habe gelernt, dass man Frauen sanft anwärmen muss, doch diese hier gehört zu einer ganz anderen Sorte Frau. Meine Sanftheit scheint ihr langweilig zu sein. Ihre überraschend kräftigen Hände fahren von meinem Po hoch zu meinem Kopf und drücken ihn gegen ihr Gesicht. Trotz der Dunkelheit findet die exotische Schönheit mit nachtwandlerischer Sicherheit meinen Mund und küsst sich in ihn mit einer solchen Übersinnlichkeit hinein, dass ich überwältigt an die Reling taumele. Ihre kraftvolle Zunge tobt durch meinen Mund, als fände ein metaphysisches Erdbeben statt.

Die rauschhaften Aktivitäten ihres betörenden Mundes knallen mir wie eine Explosion durch den ganzen Körper. Es ist, als habe sie mir ein scharfes fernöstliches Aphrodisiakum in den Mund geträufelt. Ich erwache wie nach einer langen Agonie. Ich bin keinen Tag älter als zwanzig und reiße die fremdartige Frau in meine Arme, als wolle ich sie verschlingen.

Unsere entzückten Körper reiben sich in eine tobende Ekstase. Ich berühre ihren Busen, der mir voll gespannt mit aggressiver Kraft in die Hand wächst. Die Brust ist auf geheimnisvolle Weise plötzlich von den Schleiern des San i befreit. Die samtiggoldene lebenswarme Fülle, deren bronzefarbene Spitzen sich in der Kälte der grönländischen Nacht zu einer imposanten Größe verhärten, überwältigt mich. Ich bücke mich etwas, ohne die schöne Frau aus der Umklammerung zu verlieren, und stülpe meine Lippen über die süßeste Verheißung, die mir je beschieden war. Ich höre, wie mir ein beseligtes Stöhnen entfleucht, als ich ihre Brust, so jung, so frisch, in mich einsauge. Auch von ihr kommt ein heißer, kurzer Laut — wie der eines aufgeschreckten Käuzchens. Ihr Körper in meinen Armen vollführt eine wilde Bewegung. Ich sehe hoch, ohne den feuchten Kontakt zur Brust zu verlieren, und sehe, wie sich ihr Kopf nach hinten wirft. Ihr wollüstiger Mund ist wie zu einem Schrei geöffnet. Ihr Körper windet sich unter meinen Liebkosungen.

Plötzlich entgleitet sie mir und mit einem wilden Rascheln des Saris sinkt sie auf die Knie und öffnet mit bebenden blutroten Fingerspitzen den Reißverschluss meiner Hose. In nervöser Hast greift sie sich ihn. Einen Lidschlag lang scheint sie ihn mit ihren Kirschenaugen prüfend zu mustern. Er zeigt ihr eine Erektion, wie ich sie bisher nie im Leben zustande gebracht habe. Sie testet mit den Fingern die Festigkeit meines zum Bersten gefüllten Gliedes. Ihre blutroten, exakt manikürten Nägel schimmern im Schein der Positionslampen an meinen Schwellkörpern.

Ihr Kopf mit dem verwuschelten Haar beugt sich über meinen Phallus — und dann spüre ich ihre Lippen tastend an meiner Glans. Der Geschmack scheint ihr zuzusagen, denn nun saugt sie mein Glied tief, tief in

den Schlund, eine wunderbare Ewigkeit lang. Ich halte meine Wollust kaum noch aus und beginne mit stürmischen Stößen. Sie lässt es sich einen Augenblick lang gefallen, dann springt sie plötzlich hoch, meinen Phallus wie achtlos stehen lassend.

Sie lehnt sich an die Reling. Der Umhang, mit dem sie uns vorhin bedeckt hat, ist während unserer Ekstase irgendwohin verschwunden. Ich sehe ihn in der Dunkelheit nicht. Ich sehe nur sie, wie sie provozierend mit im Dämmerschein obszön leuchtenden, aus dem San i schwingenden Brüsten dort steht und mich mit lasziv schillerndem Blick betrachtet.

Ich stürze zu ihr, ziehe sie gleichzeitig in die Arme und den San, der bis zu ihren Knöcheln reicht, hoch bis zu ihrer schmalen Taille. Eine Hand führe ich durch die wallende Stoffmenge zu ihren warmen Schenkeln. Sie trägt bei dieser Kälte keinen Slip. Meine Hand fühlt einen nackten, glatt gekämmten, weichen Pelz. Ich fühle tiefer und führe meine Hand in sämige Feuchtigkeit, die mir über die Finger quillt. Ihre Klitoris brauche ich nicht zu suchen. Hart und prall wie ein Miniaturpenis drängt sie sich unter meinen Finger.

Kaum spürt die schöne Exotin meine Finger an so exponierter Stelle, bäumt sie sich in einem ekstatischen Orgasmus derart auf, dass sie fast über die Reling gekippt wäre — hätte ich sie nicht gehalten.

In die letzten Wellen ihres Höhepunktes schiebe ich ihr mit einem unnachgiebigem Ruck mein Glied in ihre dunkel lockende Höhle — was nicht so einfach ist bei dem immer wieder nachrutschenden San. Sie klammert sich an mir fest und verschränkt ihre vollendet geformten Beine über meinen Hüften. Sie kommt so voller Energie meinen Stößen entgegen, dass ich sie kaum halten kann. Ich verliere mich in ihrer verschlingenden feuchten Enge. Niemals, niemals wieder will ich in einer anderen Frau sein. Nur sie, sie, sie — wer immer sie auch sein mag.

Ihr Gesicht liegt jetzt im Schatten. Ich höre nur ihre abgerissenen Schreie im aufkommenden Sturm. Es sind Worte in einer Sprache, die ich nie gehört habe. Diese rätselhaften Worte, wie erstickt ausgestoßen von ihrer dunklen gutturalen Stimme, turnen mich noch mehr an. Ich verliere mich wie nie in meinem Leben ...

Es ist, als trieben wir es seit Jahrhunderten auf diesem Schiff, in diesem kalten Land, an dieser abgewetzten Reling. Ich bin froh, dass ich schon vorhin in meinem Zimmer masturbierte. Jetzt kann ich dadurch bis in die Unendlichkeit durchhalten.

Sie scheint mit der Dauer des Aktes immer frischer zu werden, seltsamerweise auch an intimster Stelle. Es ist, als ob sie sich unentwegt erneuerte.

Mir will scheinen, als ob irgendwo an dem weiten, unergründlichen Himmel über uns schon der Morgen graut, als sie plötzlich einige englische Worte flüstert: „Now — oh Jesus, do it! Do it! Now — come come

now !“

Und befehlsgemäß komme ich in ihrem unermüdlichen, warmen Gefäß. Es ist eine solch irrwitzige Eruption für uns beide, dass wir wimmernd, stöhnend und schreiend, einander umarmend auf die Planken des grönländischen Schiffes sinken.

„Oh Jesus“, flüstert sie und scheint nun doch ein wenig erschöpft zu sein.

Uns immer wieder küssend, versuche ich ihren Namen, Näheres über ihr Leben und den Grund für ihre Anwesenheit an diesem entlegenen Zipfel der Welt zu erfahren. Doch im Schein der gelben Lampe, der sich jetzt auf ihrem Gesicht fängt, lächelt sie geheimnisvoll und bringt mich wider Willen dazu, von meinem langweiligen Lehreralltag in Kirkenes zu berichten.

Schnell höre ich damit auf, es passt nicht in dieser Situation. Wieder versuche ich etwas von ihr zu erfahren. Sie beichtet mir, sie habe vorhin in der Sprache Bengali gesprochen. Das überwältigt mich, weil Rabindranath Tagore in dieser Sprache gedichtet hat — ein Idol meiner Jugend.

Während ich mich von dieser Eröffnung zu erholen suche, macht sie sich zärtlich von mir frei und steht auf. Ich tue es ihr nach. Sie ordnet ihren San und ich suche ihr den schwarzen Umhang, der Anstalten macht sich vom Wind ins Hafenwasser wehen zu lassen.

Kein Zweifel, es wird tatsächlich hell, mit einem graurosa Streifen am Horizont.

Sinnend sieht sie mich an. „Aishwarya ...“, lässt sie mit vom Seewind rauher Stimme hören.

Aishwarya? Was soll das sein?

Sie zeigt nachsichtig lächelnd auf sich und mit einer rasanten Bewegung läuft sie wortlos davon — in Richtung der Kabinen. Ich folge ihr, doch wieder bin ich nicht schnell genug. Sie ist verschwunden.

Ich gehe ein bisschen verstimmt, weil sie mir nicht mehr von sich erzählt hat, in meine Kabine. Der Spiegel zeigt mir, dass ich eine Rasur dringend nötig habe.

Es klopft. Einen Herzschlag lang hoffe ich, sie sei es. Doch es ist nur der Steward, der neue Handtücher bringen will.

Mich reitet der Teufel. Ich frage ihn mit betont männlichvertraulichem Unterton nach der schönen Dame im Sah. Sie scheint diesen Grönländer genauso verzaubert zu haben wie mich, denn außer sich vor Begeisterung beginnt der junge Inuit zu plaudern. Die Crew erzähle sich, sie sei eine Maharani aus der Gegend um Hyderabad. Durch irgendwelche politischen Geschichten sei ihr Mann zu Tode und sie um ihren Reichtum gebracht worden. Man vermute, dass sie etwas mit einem höheren Tier, dem Kapitän oder einem von der Reederei hätte, weswegen sie in dieser unwirtlichen Gegend herumschippere. Ihren Nachnamen weiß auch der Steward nicht.

Er ergeht sich in enthusiastischen Lobeshymnen über die Schönheit von Aishwarya. Ich warte das Ende nicht ab und verschwinde zum Frühstück.

Sie sitzt — taufrisch und sprühend vor Schönheit — wie gestern Abend allein am Tisch und isst gewohnt anmutig.

Mich, am Tisch mit den Walisern, beachtet sie nicht. Kein Gruß, kein Blick. Die Nacht ist nicht geschehen.

Während wir speisen, werden die Maschinen angeworfen. Die „SARFAQ ITTUK“ dampft nach Quaqortoq.

Später entspannt es mich ein bisschen, in der Sonne zwischen den in fröhlichen Farben leuchtenden Häusern des sich an einem karg bewachsenen Hang emporziehenden Fischerstädtchens herumzubummeln. Aishwarya ist seit der Beendigung ihres Frühstücks verschwunden.

Ein Regenschauer kommt von Westen herangeflutet. Ich ducke mich unter den knappen Dachvorsprung eines blauweißrot bemalten Hauses.

Da huscht — in einem schwarzen Umhang — eine Frauengestalt an mir vorbei durch die nasse Wand der Regenschwaden. Aishwarya! Ich will rufen, doch etwas verschließt mir den Mund.

Ich sehe ihr nach, wie sie über sich schnell bildende Pfützen springt. Das Wasser spritzt hoch zu einer Art Tunika, die sie unter dem sich im Wind blähenden Umhang trägt. Die Neugier packt mich. Ich tappe in gebührendem Abstand hinter ihr her.

In eiligem Zickzack rennt sie zwischen den bunten Häuschen. Sie scheint ein festes Ziel zu haben. Zunächst glaube ich, sie wolle zu den in Stein gehauenen Kunstwerken nordischer Bildhauer, die ich vorhin — allein — besichtigt habe. Doch dann schlägt sie eine andere Richtung ein und ihre Schritte werden langsamer und schwerer. Schließlich scheint sie sich einen Ruck zu geben, klopft an die Tür eines heruntergekommenen senfgelben Hauses mit blauem Dach. Ich sehe nicht, wer sie einlässt, doch sie verschwindet in dem Haus.

Ich vermute einen einflussreichen Liebhaber und bleibe wie angenagelt unter dem schmalen Dachvorsprung eines benachbarten Hauses in Deckung und warte.

Eine Stunde ist vergangen. Der Regen ist vergangen. Eine junge Frau, ähnlich exotischen Typs wie Aishwarya, verabschiedet sie an der Tür.

Aishwarya sieht so wenig fröhlich aus, dass ich mich erst nach einer kleinen Wegstrecke durchs Städtchen zu erkennen gebe. Jetzt sieht sie leider regelrecht ungehalten aus, weil sie sofort begreift, dass ich sie observiert habe. Ich halte es für besser, mit einem kurzen Gruß meiner Wege, das heißt zurück zum Schiff zu gehen. Ich blicke mich nicht nach Aishwarya um.

In den nächsten Tagen geht die kleine Kreuzfahrt in den Gewässern um Südgrönland weiter. Aishwarya scheint wie vom Erdboden verschluckt. Sie zeigt sich bei keinem Essen, ist bei keinem Landgang dabei und nie an Deck zu sehen. Bald glaube ich, dass die Frau im San eine Halluzination war.

Nachts geht die Fahrt nach Nuuk, der bunten Hauptstadt der größten Insel der Erde. Ich kann nicht schlafen. Es ist eine stürmische Nacht, in der man in der halbwegs sicheren Kabine bleiben sollte. Doch ich klettere aus der geborgenen Koje. Die unstillbare, ganz und gar unvernünftige Sehnsucht nach der Frau im San i treibt mich an Deck um meinen Erinnerungen nachzuhängen.

Der Sturm reißt mich fast übers Geländer.

Da sehe ich sie. Im San, der unter dem schwarzen Überwurf bunt hervorlugt, entspannt, wie wartend, im Liegestuhl.

Ich renne zu ihr, auch wenn mich der Sturm in die falsche Richtung jagen will.

„Aishwarya!“, schreie ich.

Sie breitet die Arme aus, ich werfe mich hinein und sie zieht den Überwurf über uns.

„Es war meine Tochter!“, sagt sie so leise auf Englisch, dass ich sie im tobenden Wind kaum höre. „Das dumme Ding hat völlig den Verstand verloren. In Kopenhagen hat sie einen fanatischen Robbenfänger lieben gelernt und ist zu ihm in seine Hütte nach Quaqortoq gezogen. Immer wieder mache ich diese Tour um sie zurück nach Hyderabad zu holen. Eine indische Maharani und ein Inuit! Wer kann sich so etwas vorstellen?! Doch sie ist unbelehrbar und auch noch schwanger.“ Sie seufzt. „Du weißt ja, wir dummen Frauen fahren immer auf den ab, der‘s am besten bringt. Komm — zeig‘s mir, du Englischlehrer!“ Plötzlich hat sie ein Antlitz wie eine verworfene Haremsdame.

Mit einer vulgären Bewegung beider Hände holt sie ihre traumhaften Brüste aus dem Sari und bietet sie mir dar ... Schon fühle ich ihre Hand an meiner Hose. Mein Penis ist jetzt riesengroß und ich stürze mich über die goldensten Brüste der Welt und der Sturm fegt gleichzeitig über meinen prallen, von ihr entkleideten Phallus

Ich ziehe die Schals des San mit einer schon gelernten Handbewegung auseinander. Aishwaryas Paradies empfängt mich in hitziger Gier ... Ich wühle mich mit tief hinein in die Flut der indischen Lust ...