KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 85

 

 

VON EHEFRAUEN

UND

EHRENMÄNNERN

 

 

BIOGRAFISCHE UND POLEMISCHE

SCHRIFTEN 1899-1910

VON

KARL MAY

 

 

 

Herausgegeben von Lothar und Bernhard Schmid

© 2004 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1585-7

 

 

 

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

Inhalt

 

Vorwort

„Eine wahre Bereicherung unserer Höchst=Literatur“

Frau Pollmer, eine psychologische Studie (1907)

„Ich lege die Sonde an die grossen Wunden der Gegenwart“ – Karl May antwortet auf die Angriffe der ‚Frankfurter Zeitung‘

Karl May und seine Gegner – Antwort an die ‚Frankfurter Zeitung‘ in der ‚Tremonia‘, Dortmund (1899)

I.

II.

III.

„Ich gehe meinen eigenen Weg, einen Weg, den noch niemand vor mir beschritten hat.“ – Karl Mays offene Briefe an den ‚Dresdner Anzeiger‘

An den ‚Dresdner Anzeiger‘ (1904)

„Meine Bücher enthielten nicht ein einziges laszives Wort“ – Sechs Flugblätter Karl Mays aus den Jahren 1905-1910

Offener Brief an den Haupt-Redakteur der ‚Kölnischen Volkszeitung‘, Herrn Dr. phil. Hermann Cardauns (1905)

Aus dem Lager der May-Gemeinde (1907)

Die ‚Rettung‘ des Herrn Cardauns (1907)

Ist Cardauns rehabilitiert? – Entgegnung zu No. 194 der ‚Germania‘ (1907)

An die deutsche Presse! (1907)

Herr Rudolf Lebius, sein Syphilisblatt und sein Indianer (1910)

„Gebt Euerm Volk und Euern Kindern Sonnenfrüchte!“ – Karl Mays Kampagne gegen die ‚Schund- und Giftliteratur‘

Die Schundliteratur und der Früchtehunger (1907/08)

Wer war Franz Langer?

Oberlehrer Franz Langer: Die Schund- und Giftliteratur und Karl May, ihr unerbittlicher Gegner (1909)

Aphorismen über Karl May (1909)

Zur Abwehr (1908)

Meine Beichte (2. Fassung)

Meine Beichte (1. Juli 1908)

„Fast jeder, der die Feder in die Hand nähme, würde ein literarischer Spitzbube sein!“ – Karl Mays Freistatt-Artikel gegen Pater Ansgar Pöllmann

Auch ‚Über den Wassern‘ (1910)

1.

2.

3.

4.

5.

6.

„Es sei Aufgabe eines jeden bedeutenden Menschen, der sich nicht mehr als Schaf betrachtet, Leithammel irgendeiner Herde zu werden, gleichviel welcher.“ – Mays Polemiken gegen Rudolf Lebius

Lebius, der ‚Ehrenmann‘ (1908)

Zeugenaussage für Klara May (1908)


 

Auf dem Titelbild sind jeweils von links nach rechts abgebildet,

 

in der oberen Reihe:

 

Ansgar Pöllmann (1871-1933), Georg Ruseler (1866-1920; Heimatdichter, Verfasser der Anti-May-Schrift Karl May, eine Gefahr für unsere Jugend, 1901), Paul Schumann (1855-1927), Heinrich Wolgast (1860-1920; Pädagoge, übte in seinem Werk Das Elend unserer Jugendliteratur, 1896, deutliche Kritik an Karl May und war einer der Hauptauslöser der Schundliteratur-Diskussion);

 

in der mittleren Reihe:

 

Fedor Mamroth (1851-1907), Hermann Cardauns (1847-1925), Ida Pauline Münchmeyer (1840-1928);

 

in der unteren Reihe:

 

Ferdinand Avenarius (1856-1923; Pädagoge und Schriftsteller, Herausgeber des Kunstwarts, einer der Wortführer in der Schundliteratur-Debatte, scharfer Gegner Karl Mays), Emma May, geb. Pollmer (1856-1917), Rudolf Lebius (1868-1946).

 

„Eine wahre Bereicherung unserer Höchst=Literatur“

 

Warum eigentlich interessieren wir Leser uns für das Privatleben eines Autors? Gar für die intimen Details seines Liebes- und Ehelebens, von denen Karl Mays Text „Frau Pollmer, eine psychologische Studie“ aus dem Jahr 1907 vielleicht mehr liefert als manch einem lieb und recht ist: Das Ich seiner Romane, das uns von Beginn an verführt und gelehrt hat, es mit dem Autor gleichzusetzen, wird in dieser Studie ganz klein geschrieben. Es präsentiert sich als passiv und leidend, es ringt um seine Existenz im Überlebenskampf mit dieser dominanten, kämpferischen, suggestiven und erotisch unersättlichen Dämonin „Frau Pollmer“, die zwischen 1880 und 1902 Emma May hieß. Groß ist dieses Ich nur in der Genauigkeit seiner Beobachtungen, im Deuten von Spuren, im Notieren seiner Ängste. Groß ist es auch in seiner literarischen Leistung, die sämtlichen Positionen zwischen Überlegenheit des wissenschaftlichen Beobachters – des theoretisierenden Psychologen – einerseits und aggressivem Kontrollverlust andererseits zur Sprache verhilft. Kaum ein Mann hat jemals in einem autobiografischen Text, der keine Fiktion sein will, demütigende Erfahrungen so präzise protokolliert. Und selten wird man einen Text lesen, der zwar über Intimstes Auskunft gibt, aber dennoch ganz und gar nichts Voyeuristisches an sich hat. Humor, einer von Mays sympathischsten Zügen und bewährtes Stilmittel des Romanautors, ist ein Signal für ersparten Gefühlsaufwand; man findet ihn in seiner Studie daher kaum. Nur bei der Beschreibung von Emmas Freundinnen, die zugleich Mays Feindinnen waren, der „Vertreterin der Kraft- und Faust-Weiberei“, dem „Karnikel“, der „Phryne, liebestolle Personen dritten Geschlechtes“ und „alte geifernde Weiber“ inklusive, bricht ein, wenn auch sarkastisch gefärbter, Humor durch.

So haben wir May, selbst in seinen verzweifeltsten Verteidigungsschriften gegen die zahlreichen Gegner, die seine letzten zehn Lebensjahre verdüsterten, noch nicht erlebt. Gerade die augenfälligen Unterschiede zwischen der „Studie“ und Mays gesamtem Werk sind Grund genug für unser Leserinteresse: Denn wie war es möglich, dass May diesen erschütternden Lebens-Text, in den nach und nach die Realität eines aktuellen, von seiner Gegnerin und Emmas Freundin Pauline Münchmeyer gegen ihn angestrengten Ermittlungsverfahrens wegen angeblichen Meineids hineindringt, seine beabsichtigte Chronologie zerstörend, zur selben Zeit schreiben konnte wie den hochgestimmten Menschheitsroman „Ardistan und Dschinnistan“, der unter dem Titel „Der ’Mir von Dschinnistan“ ab November 1907 im „Deutschen Hausschatz“ erschien? Arbeitete May so hochkonzentriert, weil er tatsächlich, wie er in der Studie schrieb, über die „Willenskraft“ verfügte, „meine glückliche, selige Arbeitswelt und die armselig häßliche, traurige Welt der Pollmerschen Dämonen vollständig auseinander zu halten“?

Misslang ihm dieser Kraftakt nicht vielleicht öfter, als er selbst wahrnehmen konnte? Wer die „Studie“ gelesen hat, wird Kara Ben Nemsis Kommentar angesichts der Verzückung von Halef, der sich auf den ersten Blick in die fünfzehnjährige Hanneh, die dunkeläugige Schöne, verliebt, jedenfalls mit ganz anderem Verständnis lesen: „Die Augen meines Halef leuchteten auch (...); seine Sprache trieb poetische Blüten; vielleicht stand er am Rande desselben Abgrundes, welcher die Hadschi-Hoffnungen seines Vaters und Großvaters, weiland Abul Abbas und Dawud al Gossarah, verschlungen hatte: der Abgrund der Liebe und der Ehe.“[4] Der merkwürdige Humor, mit dem Kara Ben Nemsi kurze Zeit später Halefs Frage, ob er wisse, was die Liebe sei, abwehrt: „Ja. Die Liebe ist eine Koloquinthe. Wer sie ißt, bekommt Bauchgrimmen.“[5] – auch er findet seine Erklärung.

Halef und Hanneh werden trotz dieser skeptischen Bemerkungen der Ich-Figur zu dem glücklichsten ‚realen‘ Paar, das May je ersonnen hat; aber er lässt keinen Zweifel daran, dass die sinnliche, mütterliche, kluge und tatkräftige Hanneh ihren Halef im Griff hat und ihm nur die Illusion gönnt, Familie und Stamm zu regieren. Die orientalischen Ehemänner im Übrigen sind komische Figuren, Pantoffelhelden allesamt, ob nun Mersinah, die Myrte, Tschileka, die Erdbeere, oder im Spätwerk Pekala, die Köstliche, oder Taldscha, das Schneeglöckchen, katzenpfotig das Zepter schwingt. Selbst die kurdische Madana, die Petersilie, emanzipiert sich rasch und befreit den deutschen Helden, die entgegenstehende Weisung ihres brutalen Mannes ignorierend. Von der respektvollen Verehrung der abendländischen Frau entzückt, wie sie ihr von Kara und Sir David Lindsay vermittelt wird, hält sie die dortigen Frauen für vom Glück begünstigte Wesen, was Kara Ben Nemsi mit ironischem Unterton wie folgt kommentiert: „Wäre Germanistan nicht so viele Tagreisen entfernt gewesen, so hätte meine Petersilie vielleicht versucht, aus eigener Anschauung kennenzulernen, ‚wie glücklich unsere Frauen sind‘!“[6]

Kämpferische Frauen, die sich als Mann verkleiden, findet man ab 1896 in Mays Westen (Kolma Puschi in „Old Surehand III“[7]) wie auch im Orient (die unter dem Pseudonym Adsy alias Adir Beg auftretende Anführerin der Hamawand-Kurden in „Im Reiche des Silbernen Löwen II“[8]) – das Foto von Emma May in Männerkleidung, das in der „Studie“ erörtert wird und ihr als Beweismittel A beigelegt war, deutet auf biografische Hintergründe für derlei Erfindungen hin, und das ebenfalls 1896 entstandene Foto von Emma im Old Shatterhand-Kostüm[9] fügt dieser Deutung noch einen beklemmenden, wenn nicht gar Furcht erregenden, Beleg hinzu.

Anders als in seinen Reiseerzählungen spielen die erotischen Beziehungen zwischen Mann und Frau in Mays frühen Romanen eine wichtige Rolle; und mag auch der Frauentypus der gefährlichen, die Geschlechtergrenzen überschreitenden Frau ein gängiges Motiv, wenn nicht gar der Mythos des ausgehenden 19. Jahrhunderts schlechthin sein, so weist er doch in dieselbe Richtung. Die zwischen sadistisch-mörderischem Pirat und verführerischem Vollweib changierende Kunstfigur der ‚Miß Admiral‘ weckt männliche Ängste, die May geteilt haben dürfte: „Wer von uns hätte nicht von diesem Frauenzimmer gehört, die ein Teufel in Menschengestalt gewesen ist!“[10] Erstmalig betrat die vielseitige Dame in Mays ‚Criminalroman‘ „Auf der See gefangen“ (heute Band 80 der „Gesammelten Werke“) in der Zeitschrift „Frohe Stunden“ von Bruno Radelli in den Jahren 1878/1879 die literarische Bühne, als May für Radelli als Redakteur tätig war und mit Emma Pollmer in Dresden eine Ehe auf Probe führte; auch diese Zeit wird in der „Studie“ behandelt, wobei May die Summe seiner hierdurch gewonnenen Erkenntnisse folgendermaßen zieht: „die Burschen und Männer waren ihr nur noch ‚Dummköpfe‘, ‚Säue‘ und ‚Schweine‘, die man mit Sinnenlust füttert, um sie dann abzuschlachten.“ Und: „Sie musste Qualen sehen, um sich glücklich zu fühlen.“

Sein Roman „Die Juweleninsel“ erschien zwischen August 1880 (Eheschließung von Karl und Emma) und März/April 1882 in der Zeitschrift „Für alle Welt!“ und ist wiederum ein Beispiel für eine sehr frühe Dämonisierung der Frau, die die Geschlechtergrenzen überschreitet: Die hinreißend gefährliche Kunstreiterin Miß Ella, von zwei Männern heftig umworben, deren Name sich lediglich durch eine winzige Buchstabenverschiebung der Mittelkonsonanten von Emmas Namen unterscheidet – die Wandlungsfähigkeit dieses Teufelsweibes sprengt fast das Vorstellungsvermögen. Zirkusreiterin, heimliche Kurtisane des tollen Prinzen, sündige Nonne, im vorletzten, dem 7. Kapitel, dann Indianer abschlachtender Bowie-Pater, der in dieser Episode verwundeten Indianern sein Messer ins Herz stößt und dabei die Nr. 221 der laut memorierten Strichliste abhakt, später Mönch – nur die ältliche, aber noch immer attraktive Dame, die zu guter Letzt dem Westmann Bill Holmers ihr Ja-Wort gibt, nimmt man einer Ella nicht so ganz ab.: „Er hat die Seele des bösen Geistes, den Mut eines Mannes und den Leib eines Weibes“, fasst der Apatschenhäuptling Rimatta seinen Abscheu vor dem Pater zusammen, den er als Einziger „belauscht hat, als er im Fluss badete“,[11] und daher das Geheimnis seines wahren Geschlechts lüften kann.

Die Figur der Kunstreiterin – führt sie nicht unmittelbar zu der Formulierung in der „Studie“: „da wollte sie [Emma] geliebt sein und wieder lieben, gleichviel ob männlich oder weiblich, denn sie fand sich in beiden Satteln zurecht“? Trägt nicht sogar Winnetous liebliche Schwester Nscho-tschi, deren zarte Liebe zu Old Shatterhand unerfüllt bleibt, amazonenhafte Züge? Wird sie doch für gefühllos gehalten, weil sie die qualvolle Ermordung eines Menschen so gar nicht berührt. „Die Frauen der Bleichgesichter“, verteidigt sich Nscho-tschi, „sind nicht so zart, wie du denkst. Sie können die Schmerzen sehr gut ertragen, aber die Schmerzen, welche andere, Menschen oder Tiere, erdulden...“[12]

Die Wechselwirkung zwischen Leben und Werk ist es, die das Interesse des Lesers für ein Dokument wie Mays „Studie“ erregt. Insbesondere bei einem Autor, der wie kein zweiter ‚Ich‘ gesagt hat, es mit autobiografischem Material anreicherte, um jenes fiktive ‚Ich‘ nach einem beispiellosen Erfolgszug in sein reales Leben eintreten zu lassen. Ein Autor, der vielleicht eine verborgene Wahrheit aussprach, eine erst auf den zweiten Blick erkennbare, als er immer wieder beteuerte, er habe alles das, was in seinen Romanen geschehe, selbst erlebt. „Man sieht, daß ich ein echt deutsches, also einheimisches, psychologisches Rätsel in ein fremdes orientalisches Gewand kleide, um es interessanter machen und anschaulicher lösen zu können“[13], heißt es in seiner Autobiografie.

Mays „psychologische Studie“ über seine erste Ehefrau Emma, fünf Jahre nach der Scheidung verfasst, handelt von diesem einheimischen psychologischen Rätsel. Sie wirft die Frage nach der Wahrheit seiner Darstellung auf, die ein Blick zurück im Zorn ist. Sätze wie: „habe ich gekennzeichnet, welch ein erbitterter, nie endender, sondern an jedem Morgen neu erwachender Kampf zwischen ihr und mir sich bis zum Scheidungstage durch meine ganze Ehe zog. Es war eine nervenmordende, entsetzliche, teuflische Zeit!“, sind als wertende Betrachtung einer Ehe ‚wahr‘ im Augenblick der bewältigenden Niederschrift. Der überwiegende Teil der „Studie“ wurde – mit hoher Wahrscheinlichkeit – erst nach der am 9.11.1907 bei May durchgeführten Hausdurchsuchung verfasst; ein Vorgang, der ihn bis hin zu einem Nervenzusammenbruch erschütterte, denn niemals hatte er geglaubt, dass die Strafanzeige seiner Prozessgegnerin Pauline Münchmeyer, gegen die er wegen seiner Rechte an den 1882 bis 1887 geschriebenen Kolportageromanen bereits seit 1902 zivilrechtlich vorging, von der Justiz ernst genommen würde.

May war, insbesondere nach Wiederveröffentlichung seiner alten Romane durch den Verlagskäufer Adalbert Fischer, der die Werke unter dem nun berühmt gewordenem Namen herausgab, wegen angeblicher Unsittlichkeit derselben empfindlich angegriffen worden. Publizistisch verteidigte er sich mit der Behauptung, dass Münchmeyer anstößige Stellen in seinen sittenreinen Text hineinmanipuliert habe. Juristisch war dies nicht zu belegen, weil May seine Manuskripte nicht mehr besaß. Also war er gezwungen, den Beweis zu führen, dass Pauline Münchmeyer nicht mehr über seine Rechte verfügte, als sie sie verkaufte (wodurch Fischer, falls dieser Prozess mit einem Sieg geendet hätte, am Nachdruck gehindert worden wäre). Dass May nicht klagen würde, war für das Duo Münchmeyer/Fischer Geschäftsgrundlage des Verlagsverkaufs: Sie verließen sich auf das Druckmittel, vage Kenntnisse über Mays Vorstrafen zu haben. May allerdings ließ sich nicht erpressen, er klagte und sollte das Prozessende nicht mehr erleben. In drei Instanzen hatte er schließlich gegen Pauline Münchmeyer gewonnen und am 11.02.1907 den vom Reichsgericht für zulässig erklärten und mangels schriftlicher Beweise erforderlichen Parteieid abgegeben, wonach seine Rechte nur bis zu einer bestimmten Auflagenhöhe an die Firma Münchmeyer abgetreten worden seien. Nach diesem Eid trat das Zivilverfahren in ein neues, quälend langwieriges Stadium ein: Er verklagte die Witwe Pauline Münchmeyer, einstmals Emmas beste und engste Freundin, auf Auskunft und Rechnungslegung über die tatsächlich verkauften Exemplare. Pauline Münchmeyer wiederum nahm diese für sie existenzbedrohende Niederlage nicht kampflos hin, sondern zeigte May und die für ihn aussagenden Zeugen, darunter auch Emma Pollmer, wegen Meineids an.

Emma war plötzlich wieder machtvoll präsent in Mays Leben, ohne dass er sich zuvor der Bearbeitung der existenziellen Konflikte gestellt hatte, die ihm durch diese Ehe aufgezwungen worden waren. Eine literarische Bewältigung war ihm lediglich hinsichtlich des Trennungs- und Scheidungsgeschehens gelungen, das für alle Beteiligte traumatisch genug war: In den vielschichtigen Bänden von „Im Reiche des Silbernen Löwen“ III und IV, die in den Jahren 1902/1903 entstanden, kann man die Geschichte nachlesen...[14]

Nun aber, im Jahr 1907, stellten sich die eigentlichen Lebensfragen neu und in der Bedrängnis der Lebenssituation sogar noch verschärft: War Emma etwa nicht das wichtigste Glied in einer Kausalkette, die sich ihm rückblickend als der rote Faden seines Lebens schlechthin darstellte und seine immer passiven, immer nur reagierenden Lebensentscheidungen erklärte? War die Eheschließung nicht nur auf Emmas flehentliche Bitte von Mai 1880 hin erfolgt, sie trotz der negativen Erfahrungen der Ehe auf Probe und der danach erfolgten Trennung im Jahr 1879 zu heiraten, während der hypnotische Blick ihres sterbenden Großvaters, ihres einzigen Verwandten, auf May gerichtet war? Hatte die umschwärmte Emma, die sich ein materiell sorgloses Leben bei erheblichen Ansprüchen an Kleidung, Vergnügungen und Dienstpersonal erträumte, etwa nicht auf ihn eingewirkt, für Münchmeyer ab 1882 Kolportageromane zu verfassen? Und obwohl May sich bereits Anfang 1877 als Redakteur für verschiedene Münchmeyer-Zeitschriften geradezu fluchtartig aus dem Dunstkreis der Münchmeyers entfernt hatte (wofür es gute Gründe gab): Er ließ sich überreden in der Aussicht, die lebenslustige Emma durch einen Umzug fort aus der zu engen Provinz in die Residenzstadt Dresden und durch ein gesichertes Einkommen zufrieden zu stellen. War es nicht Emmas allzu frivoler Flirt mit Heinrich Münchmeyer, vor allen Dingen aber ihre allzu intime Freundschaft mit Pauline Münchmeyer, die zur Entfremdung zwischen den ohnehin auf verschiedenen Planeten wohnhaften Ehepartnern beitrugen? War es nicht ‚wahr‘, dass Emma beschwichtigend, ja bezwingend, auf ihn einwirkte, ihre alte Freundin Pauline nach dem Tod von Heinrich Münchmeyer im Jahr 1892 nicht mit Abrechnungsforderungen zu behelligen? Emma war zu großen Szenen in der Lage, die May, wenn möglich, vermied und denen er sich, wie glaubhaft in der „Studie“ beschrieben, nicht selten durch Flucht in Gaststätten entzog. Und so ließ er alles dahintreiben, ohnehin auf sein aktuelles literarisches Schaffen und seine glanzvollen Auftritte in der Öffentlichkeit konzentriert, die auch seine Frau genoss. Mit der Folge eben, dass Pauline sich im Jahr 1899 sicher genug fühlte, ihren Verlag mitsamt den angeblichen Rechten an Mays seinerzeit unter Pseudonym bzw. anonym verfassten Kolportageromanen zu verkaufen. ‚Wahr‘ ist auch, dass Emma Papiere verbrannte, als May auf Orientreise war: Ob diese Papiere als Beweismittel in dem Zivilverfahren gegen Pauline Münchmeyer eine verfahrensbeschleunigende Wirkung hätten entfalten können, ist eine reine Wertungsfrage und juristisch eher zu verneinen. Denn ein Brief, in dem Münchmeyer konkret seinerzeitig mündlich abgeschlossene Verträge schriftlich bestätigt hätte, existierte nicht. Auch in der „Studie“ wird lediglich – dies aber mit aller dem hochemotionalen Gegenstand entsprechenden Vehemenz – behauptet, dass die vernichteten Schreiben prozessentscheidende Wirkung gehabt hätten. Aus den gleichzeitig offenbarten, überaus zurückhaltenden Fakten über den Inhalt der Schriftstücke lässt sich diese Wertung allerdings nicht nachvollziehen.

So ordnet sich, bei erkennbarem Bemühen, sich an belegbare Tatsachen zu halten, für May das Bild ganz neu und ganz streng. Eine nicht angreifbare subjektive Wahrheit entsteht in dieser „Studie“, die, soweit überhaupt der Überprüfung zugänglich, auf unbestreitbaren Fakten beruht.[15]

Dass es sich um eine der Lebenssituation geschuldete verengende, rückblickend wertende Sicht handelt, macht die Darstellung nicht ‚unwahr‘. Ereignisse gravieren sich nicht unveränderlich ins Gedächtnis ein, woraus sie jederzeit mit den alten Gefühlsbeteiligungen abrufbar wären. Das Sich-Erinnern ist ein aktiver Prozess, der entsprechend der aktuellen Lebensumstände den gespeicherten Situationen ein neues Deutungsmuster unterlegt und zu diesem Muster nicht passende Ereignisse löscht. Das Wiederaufrufen von Glücks-Erlebnissen mit einem Partner, der letztlich als existenziell zerstörend erlebt wurde und die Trennung von ihm als befreiend, ist keinem Menschen möglich. Die Gewissheit, nur eine Illusion gelebt zu haben, in einem wahnhaften Irrtum befangen gewesen zu sein, als man mit dem Anderen glücklich war, verhindert eine ‚gerechte‘ Darstellung einer Ehe, in der es auch Momente der emotionalen Nähe, der physischen Befriedigung und des gemeinsamen Lachens gegeben haben muss. (Dies trotz der falschen, auf rein sinnlichen Motiven beruhenden, Partnerwahl, die, wie bei Goethe oder James Joyce, Einsamkeit im Geistig-Seelischen erzeugt hat, ein Bereich, der à la longue immer zur wichtigsten Gemeinsamkeit in einer langjährigen Beziehung wird.) May macht da keine Ausnahme von der Regel: Die Auswahl seiner Eindrücke ist subjektiv und von der Erfahrung des Endes und den Erleidnissen der Lebenssituation, in der er seine „Studie“ schrieb, geprägt.

Einen Tag, bevor er sie abschloss, sah er Emma wieder, in einem Konzert, das am 13.12.1907 stattfand, wie Roland Schmid, der Herausgeber der Erstveröffentlichung der „Studie“ im Jahr 1982, ermittelte[16]. Welche eigenen Ängste, welche Sorgen auch um seine zweite Frau Klara, die von Emma immer und ewig Beherrschte, dieses überraschende Ereignis auslöste, lässt sich dem Text unschwer entnehmen: „Die alte Angst vor Schwefelsäure, Salzsäure, Gift usw. taucht natürlich sofort von Neuem auf! (...) Also der alte Klatsch beginnt von Neuem! Da sind wir denn doch gezwungen, nachzuschauen!“

Und May schaute tatsächlich nach. Die in Weimar wohnende Emma hatte in Dresden seit dem 10.12.1907 als Beschuldigte in dem auch gegen sie gerichteten Verfahren ausgesagt. In der Sache, um die es eigentlich ging, nicht gegen May gerichtet, aber natürlich ihren eigenen Ehe- und Scheidungsgroll verarbeitend, der sich hauptsächlich gegen ihre intime Freundin Klara richtete, die sich von ihr ab- und May zugewandt hatte. Diesen giftigen Klatsch befürchtend, in Kenntnis der Charakterstruktur seiner früheren Frau ihre Aussagen hellsichtig vorausahnend, übergab May, der den Text für seinen Biografen, nicht aber für die Öffentlichkeit geschrieben hatte, die „Studie“ noch im Dezember 1907 unter dem Siegel der Verschwiegenheit und ausdrücklich außerhalb der Akten dem Untersuchungsrichter Dr. Curt Theodor Larrass. Das Bild, das seine zwischen leidenschaftlicher Liebe und glühendem Hass schwankende geschiedene Frau, deren seelische Erkrankung, die ab 1914 zur stationären Unterbringung in der Psychiatrie führte, bereits ihre Schatten vorauswarf, von Klara und ihm gezeichnet haben musste oder geben würde, sollte durch sein eigenes neutralisiert werden. Als er im April 1908 bei Rückgabe seiner Schrift durch geschickte ‚Vernehmung‘ von Richter und Staatsanwalt herausfand, dass Larrass die „Studie“ an Staatsanwalt Seyfert, Schulfreund des Münchmeyer-Anwalts Gerlach, weitergegeben haben musste, obwohl Larrass dies ihm gegenüber abstritt, stellte er einen wohlbegründeten Befangenheitsantrag gegen seinen Untersuchungsrichter. Dieser blieb, jedenfalls gegenüber den Kollegen beim Landgericht Dresden, bei der Wahrheit und gab zu, entgegen seinem Versprechen Mays Text an den Staatsanwalt weitergeleitet zu haben. Wegen seiner Lüge gegenüber May wurde Larrass gerügt. Für befangen hielten ihn die Kollegen, die Mays selbstentblößendes und erschütterndes Dokument nicht kannten, dennoch nicht.

Hätten sie es gekannt, wäre ihre Entscheidung wohl anders ausgefallen. Ein größerer Vertrauensbruch als die Weitergabe dieser Schrift und ein kläglicherer Verteidigungsversuch als deren Verleugnung ist nicht denkbar. Mays Bekenntnisse, mit denen er mehr über sich aussagt als über seine erste Frau, bewegen selbst den heutigen Leser. Auch wenn die religiös grundierten psychologischen Erklärungsversuche Mays mit ihrer Engel-und-Teufel-Metaphorik und die emanzipatorischen Befreiungsversuche Emmas, die im rechtlosen Status der Frau des 19. Jahrhunderts lebte, zeitbedingt sind: Das Drama einer unter allen Lebensbedingungen möglichen und auch stattfindenden Ehehölle mit all den tiefen Verletzungen, die einander nur in einer Liebesgemeinschaft zugefügt werden können, ist zeitlos. Nur in der Literatur und in Strafprozessen werden die Erschütterungen, die solche Nähebeziehungen auslösen können, öffentlich und sichtbar.

Die „Studie“, die den Menschen May und die Entstehungsbedingungen seiner Bücher in ein ungewohntes und grelles Licht rückt, ist nur deshalb überliefert worden, weil seine zweite Frau Klara von ihrer Wahrheit überzeugt war. Sie muss darüber hinaus davon überzeugt gewesen sein, dass sie Mays Andenken nicht schaden könne. Trotz Klara Mays überaus aktiver Mitwirkung bei der Legendenbildung um ihren Mann, trotz ihrer Vernichtung von Strafakten Mays, deren objektive Bewertung durch eine vorurteilsfreie Nachwelt sie sich angesichts der miterlebten tödlichen May-Hetze einfach nicht vorstellen konnte: Die Studie blieb unangetastet, obwohl sie selbst darin als ein hypnotisiertes und lebenslang von Emma beherrschtes Opfer dargestellt wird. Klara nahm sogar die Wertung hin, dass May sie nach dem ersten Kennenlernen zunächst als „Gänschen, nicht ganz so groß wie meine eigene Gans, doch geistig unbedeutend“ eingeschätzt hatte. Akzeptierte die Kränkung, dass er zu den Gründen seiner Eheschließung mit ihr lediglich die Konvention ins Feld führte, die ihre Pflegeleistung, welche sein physischer Zusammenbruch nach der Trennung von Emma erforderte und die sie anbetend, liebend, leistete, nur unter den Bedingungen einer Ehe gestatte.

Klara selbst, die noch am 06.08.1942 eine liebevolle Notiz über die im Jahr 1917 verstorbene Emma fertigte[17] – nie kam sie los von ihr –, hat unter dem 26.10.1903 in ihrem Tagebuch vermerkt, dass Emma ihr gestanden habe, „sie habe immer gewußt, daß Karl und ich wie Geschwister, nicht aber wie Eheleute leben“.[18] Eine weitere Bestätigung dafür, wie demütigend May seine sexuelle Hörigkeit gegenüber Emma zuletzt empfunden haben muss. Nie wieder in solche Abhängigkeiten zu geraten, die ihn zu vernichten drohten, scheint er sich vorgenommen zu haben, was wiederum von Klara in einer mit ‚Emma Pollmer‘ überschriebenen Notiz aus ihren letzten Lebensjahren gestützt wird: „Mir hat sie immer leid getan, sie konnte sich nicht mehr ändern und ihr Mann hatte nichts mehr für sie übrig, konnte er nicht haben. So wuchs der Zwiespalt, den ich im ganzen Umfang nach dem Tod meines ersten Mannes kennenlernte. Hier erst sah ich ein, daß es keine Brücke zwischen diesen zwei Menschen gab und daß Karl May dem Ende entgegenging, erfolgte nicht Trennung.“[19]

Kann es somit als gesichert gelten, dass die „Studie“ eine Lebenswirklichkeit beschreibt, so stellt sich doch auch die Frage nach ihrem Kunstwert; denn es handelt sich fraglos um Literatur, um eine von einem sprachmächtigen Autor geformte Wirklichkeit. Hans Wollschläger hat sie im Jahr 1965 als „ein Stück von beträchtlicher literarischer Qualität: manche Passagen erreichen Strindberg’sches Format.[20] charakterisiert. Klara hätte dieser Wertung sofort zugestimmt, notierte sie doch im Jahr 1916 nach einer Aufführung von Strindbergs „Der Vater“ in ihr Tagebuch, „daß sie darin all die Leiden Karl Mays, die er mit Emma durchkämpfte, wiedergesehen habe. Manche Szenen seien fast lächerlich ähnlich gewesen.“[21] Einen anderen Autor hat die „Studie“ so sehr beeindruckt, dass er sich zu einem Roman mit derselben Thematik – Flucht vor dem Sexualterror der Frauen in die Längeren Gedankenspiele der Literatur – hat inspirieren lassen: Arno Schmidt. In seinem 1960 erschienenen Roman „Kaff auch Mare Crisium“ hat er Karl May listigen Dank hierfür abgestattet. Sein Held Karl (wie sollte er auch anders heißen?) Richter findet in einer Ausgabe des „Deutschen Hausschatzes“ eine Abschrift der „Studie“, die so genannte „‹COPIE NR. 2 / für Herrn Andreas Näwy / Dresden / Johannstädter Ufer 2, III›“ – Schmidt hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, den vollständigen Namen und die zutreffende Adresse von Richter Larrass’ Protokollführer zu ermitteln, um die literarische Fiktion einer durch Larrass veranlassten privaten Abschrift der „Studie“ authentisch wirken zu lassen. Lag es etwa nicht nahe, dass der Richter, der die „Studie“ nachweisbar heimlich weitergab, sich auch noch genauso heimlich eine Abschrift fertigen ließ, bevor er sie an May zurückgab? Leitmotivisch taucht die „Studie“ – und andere May-Reminiszenzen – in diesem Roman immer wieder auf. Karl Richters Diktum lässt sich nichts hinzufügen: „Die müßte man mal abdruckn, ehrlich & ungekürtzt, Wort= & Zeichngetreu; das wäre 1 echtes ‹document humain›; ein unvergleichliches Genre=Bildchen aus dem Ende des vorijen Jahrhunderts, diese ‹COPIE NR. 2› hier. Eine wahre Bereicherung unserer Höchst=Literatur; 1 Psüchologikumm von unabschätzbarem Wert; ich weiß, was ich sage: Mit solch=einer Veröffentlichunk, würde May mit 1 Schlage in die Reihe der ernstzunehmenden Selbst=Biografen einrücken.“[22]

 

Gabriele Wolff

 

 

 

„Ich lege die Sonde an die grossen Wunden der Gegenwart“ – Karl May antwortet auf die Angriffe der ‚Frankfurter Zeitung‘

 

Während Karl May auf seiner ersten und einzigen Orientreise gerade Ägypten besuchte, bereitete sich in der Heimat der große Pressesturm vor, der seine letzten Lebensjahrzehnte überschatten sollte. Den Anfang machte ein als liberal bekanntes großes deutsches Blatt, die „Frankfurter Zeitung“ (ausgerechnet dort wird Ernst Bloch dann etwa dreißig Jahre später energisch für Karl May eintreten). Feuilletonredakteur der „Frankfurter Zeitung“ war seit 1889 der gebürtige Breslauer Fedor Mamroth (1851-1907). Mamroth hatte in seiner Heimatstadt Philosophie und ‚schöne Künste‘ studiert und über den mittelalterlichen englischen Dichter Geoffrey Chaucer und seine „Canterbury Tales“ sowie seine Beziehung zu Boccaccios „Decamerone“ promoviert. Er war also wohl weder prüde noch heikel, denn Chaucers Texte lassen an erotischer Deutlichkeit und Drastik der Sprache noch weniger zu deuten übrig als die Boccaccios. Vor allem widmete sich Mamroth in seinem Frankfurter Feuilleton der Bühne; seine Schauspielrezensionen wurden gerühmt, seine Vorliebe für Shakespeare war bekannt. Er schrieb nebenher auch selbst Bühnenstücke, deren Ruhm aber ihren Autor keinesfalls überdauerte. Heute kann man ohne Umschweife sagen, dass der Name Fedor Mamroth praktisch nur noch im Zusammenhang mit Karl May weiterlebt – welche Ironie des Schicksals! Mamroth gehörte dabei kaum zu Mays erbittertsten Feinden; seine publizistische Tätigkeit in Sachen May beschränkte sich auf eine Artikelserie, die zwischen dem 3. Juni und dem 7. Juli 1899 im „Morgenblatt“ der „Frankfurter Zeitung“ publiziert wurde. May erfuhr von der Kampagne der „Frankfurter“ erst im Juli 1899; von Palästina aus bestätigte er am 7. August 1899 den Eingang der Glossen, die stets mit ‚m‘, dem üblichen Kürzel Mamroths, gezeichnet waren. Schon vorher, am 11. Juni 1899, hatte sich Richard Plöhn mit einem Einschreibebrief von Radebeul aus an das Feuilleton der „Frankfurter Zeitung“ gewandt.

Plöhn trat als Freund „des wieder in Ägypten weilenden Autors auf“, machte seine Sache aber derart ungeschickt, dass Mamroth diesen Protest „so grob“ fand, „wie man ihn billigerweise irgend verlangen kann, und wenn unsere Leser ihn nur halb so amüsant finden wie wir, wird Herr Richard Plöhn seinen Brief nicht vergebens geschrieben haben.“ So berichtet der Frankfurter Feuilletonredakteur in der Ausgabe vom 17. Juni 1899 seinen Lesern, nicht ohne Plöhns Brief in voller Länge zum Abdruck zu bringen.

Nachdem es dem Freund nicht gelungen war, Mamroth verstummen zu lassen, entwarf May eine eigene Verteidigungsschrift, die er von Jerusalem aus an Plöhn schickte und die dann in drei Folgen am 27., 28. und 29. Dezember 1899 in der Dortmunder Zeitschrift „Tremonia“ unter dem Namen Richard Plöhn abgedruckt wurde. Diese erste größere Abwehrschrift Mays gegen seine literarischen Gegner weist alle Züge der Aufregung und übertriebener Argumentation auf. May stilisiert sich selbst (freilich unter dem Decknamen des Freundes) zum „frömmsten, gläubigsten Christen“ und vergleicht seine Leiden durch die Angriffe Mamroths mit dem Kreuz Christi. Im dritten Teil seiner „Tremonia“-Replik spricht er vom „Schandpfahl“, an den er sich geschlagen sieht; auch vom „Marterpfahl“ ist die Rede, eine Metapher, die in Mays Verteidigungs- und Streitschriften oft wiederkehrt. Hier findet sich auch der Versuch, seine Werke als ‚Predigten‘ der Menschen- und Nächstenliebe zu deuten; später wird May darauf bestehen, von Anfang an ‚symbolisch‘ und belehrend geschrieben zu haben. Zweifellos hat er es in seinem Bemühen übertrieben, den Kritiker Mamroth, der ihm „Unwahrheit“ und „unmoralisches“ Schreiben vorwarf, zu widerlegen. Wenn er von sich selber schreibt, „ich lege die Sonde an die großen Wunden der Gegenwart; das schmerzt“, so wird man allerdings anerkennen müssen, dass auch Mamroth in seiner überspitzten Polemik oft den Finger genau auf Mays Wunden legte.

Dabei begann die Auseinandersetzung am 3. Juni 1899 eher harmlos mit dem Hinweis auf eine Mitteilung des „Bayerischen Courier“, wonach die Schriften Mays aus den Mittelschulen in Bayern verbannt worden seien. In diesem ersten Artikel erkannte Fedor Mamroth durchaus an, dass „Karl May ein Mann von Begabung“ sei, nahm aber Anstoß an seinem „bigottem Christentum“, was nicht verwundern kann, denn Mamroth war, wenn auch vielleicht kein Atheist, doch ein Freigeist, der mit den christlichen Tönen der Mayschen Schriften nichts anfangen konnte. Weiter warf er May vor, die Länder, über die er schrieb, nicht wirklich betreten zu haben; und besonders kritisiert er die scheinbar autobiografische Skizze „Freuden und Leiden eines Vielgelesenen“[48], über die er zu berichten wusste: „Wir lasen und lachten dann, dass man es drei Gassen weit hörte.“ Allerdings hatte Mamroth keinerlei Sinn für die verborgene Selbstironie, ja Ausgelassenheit dieses interessanten Textes, der für ihn nur das Dokument einer lügnerisch-überspannten Fantasie war. Mamroth warf May vor, einen „Kultus der Unwahrheit“ zu betreiben und damit der deutschen Jugend ein schlechtes Beispiel zu geben. Damit übertrieb er zwar, dennoch ist die Old-Shatterhand-Legende, die May besonders in den 1890er-Jahren eifrig propagierte und mit zahllosen bizarren Auftritten vor Publikum untermalte, von psychopathologischen Zügen nicht ganz frei. Mamroth hatte, bei allem Hochmut, der aus seinen Schriften spricht, zweifelsohne einige von den Gefährdungen erkannt, die Mays Schriftstellertum bedrohten.

Auf der anderen Seite enthalten seine Texte auch vielerlei ungeprüften Unfug. So hatte Mamroth ‚herausgefunden‘, dass May einer Mitteilung der „Pfälzischen Presse“ zufolge im Hotel ‚Bürgerbräu‘ in Tölz als Gast abgestiegen sei („Frankfurter Zeitung“ vom 1. Juli 1899, „Abendblatt“). Da war er einer offensichtlichen Mystifikation, einer Fälschung aufgesessen, was May in seiner zweiten „Tremonia“-Antwort weidlich zu seinen Gunsten ausschlachtete. Auch Mamroths Behauptung, der Colorado sei nicht schiffbar und May behaupte in seinen Schriften leider das Gegenteil, ist falsch, zumal der Journalist lediglich einen ungenannten Leser aus Koblenz als Gewährsmann anführen konnte. May replizierte darauf durchaus korrekt in seiner Tremonia-Antwort, Nr. 2. Dennoch wird deutlich, dass er zwar gegen seinen Gegner Mamroth gute Argumente hatte, aber in seiner Unerfahrenheit mit Presseangriffen diesen Kalibers weit über das Ziel hinausschoss und seinem Gegner neue Angriffsflächen bot.

Obwohl Mamroth nach dieser Artikelserie nie wieder gegen May schrieb und bereits 1907 verstarb, als längst neue Gegner wie Rudolf Lebius dem Schriftsteller noch mehr zusetzten, blieb er doch in Mays Erinnerung als einer seiner grimmigsten Feinde. Aus dem kleinen ‚m‘ des Frankfurter Feuilletons wurde in Band 28 der „Gesammelten Reiseerzählungen“ („Im Reiche des Silbernen Löwen III“) der Fürst der Finsternis, Ahriman Mirza, der ewige Widersacher des Lichtgottes Ormuzd, gleichzeitig auch alle Züge des Luzifer tragend, des gefallenen Engels. Allerdings hatte sich Mays Fantasie hier bereits weit von ihrem Anreger gelöst, denn Ahriman Mirza wird als ein Mann von großer Schönheit beschrieben, der waffenstarrend auftritt. Porträts des realen Fedor Mamroth zeigen dagegen einen mittelgroßen Intellektuellen, dem nichts Furchteinflößendes innewohnt. Eines allerdings hat Mays Fürst Ahriman mit Mamroth gemeinsam: den geistigen Hochmut, die Überheblichkeit, die aus seinen Glossen gegen May deutlich spricht und gegen die jener in der „Tremonia“ tapfer und wenigstens mit einigem Erfolg anschrieb.

 

 

 

„Ich gehe meinen eigenen Weg, einen Weg, den noch niemand vor mir beschritten hat.“ – Karl Mays offene Briefe an den ‚Dresdner Anzeiger‘

 

Im September 1904 erschien Karl Mays Buch „Und Friede auf Erden!“ bei seinem Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld in Buchform, nachdem ein Großteil des Romans bereits 1901 in dem von Joseph Kürschner herausgegebenen Sammelwerk „China“ publiziert worden war. Kürschner wollte ein patriotisches Werk zur Verherrlichung des europäischen Kolonialismus in China. Immerhin hatten deutsche Soldaten in den chinesischen Boxeraufstand im Jahre 1900 eingegriffen. May dagegen lieferte eine nachdenkliche und vielschichtige Erzählung über den Völkerfrieden, was dem Herausgeber gar nicht passte. Er wurde genötigt, den Roman rasch abzuschließen, und erst für die Freiburger Buchausgabe konnte er seine Friedensvision vollenden.

Die Pressebesprechungen des Jahres 1904 waren höchst unterschiedlich: durchaus positiv, wenn auch mit kritischen Untertönen, im „Neuen Wiener Tagblatt“ vom 9. Oktober; eher verständnislos in der „Augsburger Postzeitung“ vom 18. November, wo besonders an Mays überkonfessioneller Christlichkeit und seiner Toleranz gegenüber allen Weltreligionen Kritik geübt wurde. Völlig abwegig aber war die Besprechung im „Dresdner Anzeiger“ Nr. 302 vom 30. Oktober. Die Redaktion hatte die Jugendschriftstellerin Fräulein Marie Elise Silling, Verfasserin so bedeutsamer Werke wie „Lotte“ oder „Sie lebt“, gebeten, das Maysche Buch zu rezensieren, weil sie „die bei uns eingehenden Jugendschriften auf ihren Lebenswert hin prüft und bespricht“, wie die Redaktion (Prof. Dr. Paul Schumann) später bekannt gab. In der Tat fand Frl. Silling an Mays Friedensbotschaft keinen Gefallen, sie bemängelte den Realitätsgehalt der Landschaftsschilderungen Mays, die „ungebräuchliche Verwendung malaiischer Worte und englischer Personalpronomen“ (ohne dass sie eigene Kenntnisse dieser Sprachen nachweisen konnte) und berief sich auf einen Freund, der die in „Und Friede auf Erden!“ geschilderten Länder angeblich genau kannte. Alles war sehr durchsichtig: Dem Redakteur für Kunst und Wissenschaft am „Dresdner Anzeiger“, eben jenem Prof. Dr. Schumann, einem nationalkonservativen Protestanten, passte Mays gegen den militaristischen Zeitgeist gerichtete Apotheose des Friedens, die ganze Tendenz des Romans nicht, und so kam ihm Sillings an der Sache vorbeigehende Rezension ganz recht.

Karl May reagierte auf die Silling-Besprechung mit einem offenen Brief vom 5. November 1904, der gleich lautend im Anzeigenteil des „Dresdner Journals“ sowie in anderen Zeitungen gedruckt wurde. Der „Dresdner Anzeiger“ konterte seinerseits mit dem Angriff eines Gymnasiallehrers, der May am 9. November wieder einmal vorwarf, die Jugend, insbesondere die Quartaner, zu verderben. Daraufhin legte May am 12. des Monats einen weiteren, zwar polemischen, aber sachlich und sprachlich geschickt ausgearbeiteten offenen Brief nach. Nun trat wiederum Redakteur Paul Schumann auf den Plan, allerdings nicht sachbezogen, sondern mit einem Großangriff, der genüsslich alles ausbreitete, was die gegnerische Presse unter der Ägide Dr. Hermann Cardauns’, des Chefredakteurs der „Kölnischen Volkszeitung“, über May ‚herausgefunden‘ hatte oder zu wissen glaubte: dass May den Doktortitel zu Unrecht führte, sich in seiner für „Kürschners Literaturkalender“ selbst verfassten Vita als katholisch bezeichnet hatte, seine angeblichen universalen Sprachkenntnisse, die Weltreisen. Das alles wurde von Schumann in zwei großen Artikeln des „Dresdner Anzeigers“ am 13. und 27. November in ausgesprochen hasserfüllter Weise (wodurch sich seine Attacken von denen Mamroths und auch denen Cardauns deutlich unterscheiden) dargestellt. Auf den ersten Schumann-Beitrag, der sich vor allem gegen die Broschüre wandte, die Max Dittrich, ein früherer Kolportageschriftsteller und späterer Autor von militärhistorischen Werken, zur Verteidigung Mays verfasst hatte[51], antwortete Letzterer mit einem dritten offenen Brief vom 18. November in den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ Nr. 317. Nach der zweiten Schumann-Polemik schwieg May, vielleicht um die Auseinandersetzung nicht weiter anzuheizen.

Mays Briefe in Sachen Silling / Schumann zeigen, dass der Autor inzwischen gelernt hatte, mit Presseanwürfen übelster Art gelassener umzugehen, als das noch bei Mamroth der Fall war. Schumanns Ausfälle gegen May hatten durchaus kulturpolitischen Hintergrund; nachdem die liberale „Frankfurter Zeitung“ und die der Zentrumspartei nahe stehende „Kölnische Volkszeitung“ für die katholische Presse die Jagd auf May eröffnet hatten, wollte der nationalgesinnte Protestant Schumann nicht nachstehen, zumal die Silling-Rezension von „Und Friede auf Erden!“ ganz offenkundig sachlich und vom Argumentationsniveau her daneben lag. May hatte denn auch leichtes Spiel, die Behauptungen Sillings in seinem ersten offenen Brief zu widerlegen, zumal er ja wirklich im Oktober 1899 in Point de Galle gewesen war und seine Landschaftsbeschreibungen, was Ägypten und Ceylon anging, auf eigenem Erleben beruhten. In seinem Brief an Schumann ging der angegriffene Schriftsteller nun freilich zu weit, wenn er diesem unterstellte, zusammen mit Cardauns und dem Verlag Münchmeyer-Fischer einen Bund gegen ihn eingegangen zu sein. Freilich waren es die Neuausgaben der Münchmeyer-Romane durch Adalbert Fischer – seit 1900 neuer Besitzer der Münchmeyerschen Verlagsbuchhandlung –, die May in schwere Verlegenheit brachten und Cardauns erst veranlassten, an der moralischen Integrität des Autors öffentlich zu zweifeln, weil er in seinen Augen in den 1880er-Jahren „zweigleisig“ geschrieben hatte, „einwandfrei sittlich“ in den Reiseerzählungen für den katholischen „Deutschen Hausschatz“, „unsittlich“ in den Kolportageromanen. Die überspitzten Angriffe Cardauns veranlassten May, nunmehr in jedem Gegner einen Verbündeten der ‚Schundfabrik‘ Münchmeyer zu erblicken; daher der gereizte, teilweise übertriebene Ton des dritten offenen Briefs. Mays Antworten an den „Dresdner Anzeiger“ belegen aber auch, dass er sich zunehmend vereinsamt und verlassen fühlte: „Ich gehe meinen eigenen Weg, einen Weg, den noch niemand vor mir beschritten hat. Er ist einsam, und ich mute keinem Menschen zu, mir zu folgen“.

Im Verlauf der weiteren Auseinandersetzungen mit der Presse und literarischen wie persönlichen Gegnern sollte dieses Gefühl der Verlassenheit noch zunehmen.

 

 

 

„Gebt Euerm Volk und Euern Kindern Sonnenfrüchte!“ – Karl Mays Kampagne gegen die ‚Schund- und Giftliteratur‘

 

Als Karl May gezwungen war, sich gegen seine literarischen Feinde und besonders gegen eine immer größer werdende Anzahl gegnerischer Pressestimmen zur Wehr zu setzen, wählte er zur Durchsetzung seiner Ideen immer öfter das Mittel der ‚Selbstrezension‘, indem er in dritter Person über seine eigenen Absichten sprach und solche Texte entweder von Freunden unter deren Namen lancieren ließ oder sie an Journalisten weitergab, die daraus Material für ihre Artikel gewinnen konnten, um May zu verteidigen. Die nachstehenden vier Texte gehören im Wesentlichen in diese Kategorie. „Die Schundliteratur und der Früchtehunger“ ist vermutlich 1907 oder Anfang des Jahres 1908 entstanden; der Text blieb Manuskript, sodass sich letztlich nicht sagen lässt, ob er überhaupt für eine Veröffentlichung vorgesehen oder, wenn ja, in welchem Rahmen diese geplant war. May musste im Rahmen der Pressekampagnen gegen sich bemerkt haben, dass immer wieder der Vorwurf erhoben wurde, seine Schriften gefährdeten die sittliche Entwicklung der Jugend, seine Bücher gehörten zum Umkreis der ‚Schundliteratur‘. Besonders Ferdinand Avenarius, aber auch die Polemiken des „Dresdner Anzeigers“ zielten in diese Richtung.

In „Die Schundliteratur und der Früchtehunger“ wendet sich May nun ausdrücklich gegen die Heftromane, die in Deutschland nach 1906 verstärkt Einzug hielten und wegen ihres billigen Preises ‚Groschenromane‘ (angelehnt an den amerikanischen Ausdruck ‚dime novels‘) genannt wurden.

Besonders beliebt war „Nick Carter, Amerikas größter Detektiv“, eine Heftromanserie, die in Dresden seit 1906 mit ungeheurem Erfolg gedruckt wurde. Erfinder der Nick-Carter-Figur, einer Kombination aus der intellektuellen Kapazität eines Sherlock Holmes, den kämpferischen Talenten eines Profiboxers und der Verkleidungskunst eines großen Schauspielers, war der Amerikaner John Russel Coryell, der lange Zeit in China gelebt hatte. Seine Nick-Carter-Storys wurden unter Benutzung der amerikanischen Originalheftumschläge in Deutschland massenhaft nachgedruckt. Eine weitere populäre Serie war „Buffalo Bill, der Held des Wilden Westens“, bei der sich die Autoren sehr frei an die Abenteuer des realen Westmannes, Büffel- und Indianertöters William F. Cody, genannt Buffalo Bill, anlehnten. Buffalo Bills Erlebnisse sind streng genommen nichts anderes als die in die Prärie verlegten Kriminalfälle eines Nick Carter, mit derselben stereotypen Abfolge von Verbrechensaufklärung, Rettung Unschuldiger und abenteuerlicher Momente. Seit 1907 verzeichnete in Deutschland auch die Reihe „Sherlock Holmes. Aus den Geheimakten des Weltdetektives“ große Erfolge, die sich – natürlich ohne Genehmigung – der von Arthur Conan Doyle erfundenen Figur des geigenspielenden Meisters der Kombination bediente, allerdings in trivialer Verwässerung. Statt des wissbegierigen Assistenten Dr. John Hamish Watson wurde Sherlock Holmes in den Groschenheften ein jugendlicher Helfer an die Seite gestellt, dessen Aufgabe sich meist auf freundliches Applaudieren zu den Leistungen des Detektivgenies beschränkte.

Gegen die drei genannten Heftserien richtete sich nun der Zorn Mays in besonderem Ausmaß; sie erschienen ihm als typisch für die verderbliche Schundliteratur, die die Jugend „in den Schmutz zieht“, während er seine eigenen Werke als wahre „Sonnenfrüchte“ bezeichnete, die den „Kindesseelen“ ein „reines, edles“ Glück vermitteln können. Dies sind die Grundgedanken der kleinen Schrift „Die Schundliteratur und der Früchtehunger“. Allerdings wirken Mays Metaphern hier angestrengt und nicht wirklich überzeugend.

Anders ist das bereits in „Die Schund- und Giftliteratur und Karl May, ihr unerbittlicher Gegner“. Diese Abhandlung wurde unter dem Namen des Oberlehrers Franz Langer im Juni/Juli 1909 im „Mährischen Volksboten“ in Brünn erstveröffentlicht und von dem Volksschullehrer Franz Weigl in die zweite Auflage seiner Schrift „Karl Mays pädagogische Bedeutung“ (München 1909) übernommen. Stil und Inhalt dieser kleinen Polemik erinnern sehr stark an „Die Schundliteratur und der Früchtehunger“. Daher war die Karl-May-Forschung auch bisher davon überzeugt, dass May selber die „Schund- und Giftliteratur“ verfasst habe und sich bei der Wahl des Namens Franz Langer lediglich eines Pseudonyms bediente.

Auch hier richtet sich Mays Kritik vor allem gegen Groschenhefte à la Nick Carter und Sherlock Holmes, die er für den moralischen Niedergang der Jugend verantwortlich macht, allerdings in weitaus schärferer Diktion. Er behauptet, man habe ihn beschuldigt, „selbst ein Schund- und Giftschriftsteller zu sein“. Die Gleichsetzung von ‚Schund‘ und ‚Gift‘ findet ihre Parallelen im Werk Mays; so wird in der symbolischen Dorfgeschichte „Das Geldmännle“[65]