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Nr. 2654

 

Zeichen der Zeit

 

Tormanac da Hozarius im Zwiespalt – und auf der Spur einer Verschwörung

 

Hubert Haensel

 

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Wir schreiben das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) – das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Auf eine bislang ungeklärte Art und Weise verschwand das Solsystem mit seinen Planeten sowie allen Bewohnern aus dem bekannten Universum.

Die Heimat der Menschheit wurde in ein eigenes kleines Universum transferiert, wo die Terraner auf seltsame Nachbarn treffen. Die Lage spitzt sich zu, als die Planeten von fremden Raumfahrern besetzt und die Sonne Sol »verhüllt« wird. Seither kämpft die solare Menschheit um ihr Überleben.

Von all diesen Entwicklungen weiß Perry Rhodan nichts. Auch ihn hat es in einen fremden Kosmos verschlagen: Mit dem gewaltigen Raumschiff BASIS gelangt er in die Doppelgalaxis Chanda. Dort wird ein bislang unbekanntes Programm in Gang gesetzt, das die BASIS zerlegt und in zwei autarke flugfähige Kugeln umbaut.

In der Milchstraße tun sich derweil politisch bedeutsame Dinge: Tormanac da Hozarius, Vertrauter des Arkonidenherrschers, stößt auf eine Verschwörung und gerät in Gefangenschaft. Dabei erinnert er sich auch an seine Jugend und an die ZEICHEN DER ZEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Tormanac da Hozarius – Ein junger Adliger versucht seinen eigenen Weg zu finden.

Ghlesduul – Der Naat akzeptiert seine neue Rolle.

Aktakul – Der Chefwissenschaftler des Kristallimperiums verhilft Tormanac zu einer ungewöhnlichen Unterstützung.

Gaumarol Bostich I. – Der Imperator des Kristallimperiums besucht den Planeten Urengoll.

Prolog

 

»Er kann sehr lange leben ... falls ihn nicht jene töten werden, gegen die er rebelliert – Tormanacs Weg durch unseren Raum und unsere Zeit ist schwer zu kalkulieren. Vielleicht meint das Schicksal es wirklich gut mit ihm. Aber selbst dann kann es sich jederzeit gegen ihn wenden.«

Die alte Frau sprach leise, in einem Tonfall zwischen Unsicherheit und Beschwörung. Angespannt lauschte sie dem Raunen des Windes, der mit ihrem Silberhaar spielte.

Sie fröstelte. Sternenklare Nächte wie diese schätzte Manta trotzdem mehr als alles andere, bargen sie doch eine verlockende Sehnsucht. Manchmal schien der Horizont mit der Ewigkeit zu verschmelzen.

»Drei Jahre sind seit dem Freitod seines Lehrers vergangen«, sagte Regori, die jüngste der drei Frauen, die sich oft an diesem Ort einfanden. »Drei Jahre ... Dabei habe ich den Eindruck, als wäre Tormanac erst gestern in den Khasurn zurückgekehrt.«

»Du bist zu weich«, tadelte die schweigsame Sirona.

Regori erhob sich von der Rundbank, die Roboter auf der Hügelkuppe aufgebaut hatten. Von dort bot sich der imposanteste Blick über die eleganten Trichterbauten des Hozarius-Khasurn.

Vor einer halben Tonta war die Sonne Arkon hinter den Berggipfeln versunken, und noch immer spielte ein violetter Hauch über den Himmel.

»Der Wind wird stärker, wir sollten das Prallfeld aktivieren«, sagte Sirona. »Ich spüre die Kälte des Herbstes heraufziehen ...«

»Auf Gos'Ranton herrscht ewig Sommer«, widersprach Manta.

»Sie redet nicht von der Kristallwelt«, wandte Regori ein. »Ich glaube, unsere Gefährtin bezieht sich auf den Herbst ihres Lebens. Sie fürchtet, Tormanacs Werdegang nicht mehr zu erleben.«

Mit einer hastigen Handbewegung streifte Manta sich einige Strähnen in den Nacken zurück.

»Du denkst an den Tod?«, wollte sie von Sirona wissen.

Die Angesprochene schwieg. Ihr Blick wich aus und glitt zu Regori, die nur wenige Jahre jünger war als sie selbst und sich von der plötzlichen Unruhe überwältigen ließ. Regoris Schritte knirschten über den feinen Kies, der den Weg bedeckte.

Nein, Regori hatte nicht vor, schon zum Khasurn zurückzugehen. Ruckartig hielt sie wieder inne.

»Tormanac da Hozarius wird das Richtige unternehmen, davon bin ich überzeugt«, sagte sie ohne jeden Hauch von Nachdenklichkeit oder gar Zögern. »Ich vergleiche ihn mit Hozarius XIX. Da scheinen identische Gene im Spiel zu sein.«

»Tormanac ist anders«, widersprach Manta. »Vor allem arbeitet er daran, seine Defizite in den Griff zu bekommen.«

»Er ist besessen«, wandte Sirona ein. »Seit er uns den Kristallstern des Neunzehnten Hozarius zurückgab, weil er sich als erwachsen ansieht, beobachte ich diese Entwicklung an ihm.«

Manta reagierte mit einer knappen Geste, die ihren Zweifel deutlich machte. »Natürlich könnten wir es so formulieren, dass Tormanac besessen ist von seinem Ehrgeiz und von dem, was Shallowain ihn in den Jahren ihrer Abwesenheit von Arkon gelehrt hat.

Warum sonst sollte er sich in die Geschichtsarchive vergraben? Er sucht alles Wissen über die arkonidischen Imperatoren und über die Historie unserer Adelshäuser zusammen. Dieses Interesse wirkt in der Tat beinahe beängstigend, es kann erst kurz vor seiner Heimkehr geweckt worden sein.«

»Tormanac bleibt nicht einseitig in seinen Bemühungen.«

Diesmal war es Regori, die sich zur Antwort verpflichtet fühlte. »Er achtet sehr auf seinen Körper, trainiert regelmäßig und hält sich in gutem Allgemeinzustand. Der Kampfsportschule, die er regelmäßig besucht, eilt ein exklusiver Ruf voraus. Tormanac perfektioniert seine Dagor-Fähigkeiten; bald wird er es zum Dagor-Großmeister bringen.«

»Dennoch ist er zu wenig aktiv«, bemängelte Sirona.

Tadelnd schüttelte Manta den Kopf. »Tormanac ist durchaus erfolgreich. Er vertritt den Khasurn oft genug in sensiblen Verhandlungen, sobald das Handelsgeschäft der Familie betroffen ist. Dabei gibt er sich wendig und offen nach allen Seiten und ...«

»Natürlich weiß ich das«, bestätigte Sirona. »Jede von uns kennt sein Geschick ...«

»Und? Weiter!«, drängte Regori nach kurzem Schweigen. »Du wolltest Tormanacs Potenzial für Konfliktbewältigungen loben?«

»Das allein wäre zu wenig«, sagte Manta. »Seine wissenschaftlichen Grundlagen sind gut aufgestellt. Trotzdem fehlen ihm einige Voraussetzungen, Entwicklungsmöglichkeiten ebenso zuverlässig zu erkennen wie die Probleme, die Innovationen oft mit sich bringen.«

»Wir brauchen flankierende Maßnahmen, die Tormanacs Unabhängigkeit fördern werden?«

»Nicht allein das«, betonte Manta. »Tormanac da Hozarius muss lernen, den Wert und die wahre Bedeutung aller Geschehnisse rechtzeitig und richtig zu erkennen. Nur dann wird er auf Zufall und Glück nicht angewiesen sein, sondern kann auf sich selbst vertrauen.«

1.

 

Tormanac da Hozarius hielt in seiner Arbeit inne.

Tief atmete er ein und schloss die Augen. Er hielt die Luft an, doch sein hastiger Puls wurde nicht ruhiger, ebenso wenig verschwand das Gefühl, dass in seinem Kopf alles durcheinanderwirbelte.

Wie viel Zeit bleibt mir?

Er widerstand der Versuchung, auf die Anzeige seines Kombiarmbands zu blicken. Das hätte ihm bestimmt nicht gut getan, sondern seine Zeitnot erst richtig deutlich werden lassen.

Heftig atmete er aus, mehrere hastige Atemzüge folgten. Weitergeholfen hatte ihm die kurze Konzentration nicht, eher im Gegenteil. Wenn er jetzt aufstand und zu der peripheren holografischen Interaktion ging, würde sich erneut alles um ihn herum drehen.

Nur ein paar Augenblicke Ruhe ...

Tormanac lehnte sich zurück. Er verschränkte die Hände im Nacken und zog die Arme nach vorn.

Seine Überlegungen sprangen zurück zu den Anfängen der Antimaterieforschung. Ausgerechnet damit hatte er sich zu wenig befasst.

Er fragte sich, was er eigentlich erwartet hatte.

Ein Abriss der multiversalen Theorie unter besonderer Berücksichtigung chaotarchischer und kosmokratischer Umtriebe ...?

Schwarze Löcher als Totengräber oder Wege zu neuen Unendlichkeiten?

Dunkle Materie und ihre Auswirkung auf Leben und Intelligenz in diesem Kosmos ...?

Das wären naheliegende Themen gewesen, zumal Aktakul da Urengoll diese und ähnliche Forschungsgebiete in den letzten Wochen mehrfach angesprochen hatte.

Stattdessen das breite Feld der Antimaterie. Tormanac vermisste jeden aktuellen Bezug und wusste doch, dass er gerade deshalb darauf hätte vorbereitet sein sollen.

Wenn er scheiterte, musste er das sich selbst zuschreiben.

Ein funktionsfähiger Extrasinn hätte mich gewarnt. Dem Logiksektor wäre es ein Leichtes gewesen, das Thema einzugrenzen.

Sein verdrängtes Problem war wieder da. Er hatte alles darangesetzt, die fehlgeschlagene ARK SUMMIA auf Iprasa zu vergessen, und war in den letzten Jahren wirklich davon überzeugt gewesen, es geschafft zu haben.

Eine gnädige Lüge, denn nun brachen die Wunden wieder auf.

Trotzdem musste er die wissenschaftliche Prüfung zum Abschluss bringen. Das war er schon Ka'Marentis Aktakul schuldig. Dass der Chefwissenschaftler des Kristallimperiums überhaupt auf ihn aufmerksam geworden war und ihn seitdem förderte, war eine große Ehre.

Ich habe einfach Angst ...

Verrückt, das überhaupt zu denken. Wo blieben seine Erfahrung und sein Selbstvertrauen? War beides nichts mehr wert?

... Angst davor, wegen eines unbedachten Fehlers alles bislang Erreichte wieder zu verlieren. Ein logisch denkender Gehirnsektor hätte gut eingreifen ...

Tormanac war versucht, sein Gesicht in den Händen zu vergraben. Stattdessen stemmte er sich auf den Armlehnen des Sessels ab und verkrallte die Finger in dem metallisch knisternden Bezug.

Schwankend kam er auf die Beine.

Ich habe gelernt, niemals aufzugeben, wisperte es in seinen Gedanken. Neunhundertneunundneunzig Augenblicke mögen nicht das vollbringen, was der tausendste vermag.

Vor Jahren hatte Tormanac diesen Ausspruch von seinem Ausbilder Cregon gehört. Erst später war ihm bewusst geworden, dass der Satz von Shallowain stammte. Shallowain der Hund, einer der berühmtesten Kralasenen überhaupt, der Bluthund des Imperators.

Seit fünfeinhalb Standardjahren war Shallowain nun tot. Er hatte seinem Leben selbst ein Ende gesetzt, und genau das würde Tormanac wohl nie verwinden. Shallowain, der eiskalte Profi, von dem jede Biografie sagte, er sei emotionslos über Leichen gegangen, war sein Mentor gewesen, vielleicht sogar sein Freund, obwohl sie das beide wohl nie so empfunden hatten. Und Shallowain hatte tief in Tormanacs Innerem ein zweites Ich bewahrt, das im Gegensatz zu aller äußeren Härte dieses Mannes mehr als nur einen Ansatz von Gefühlen hatte erkennen lassen.

Tormanac schreckte auf, als eine Stimme neben ihm erklang. Es handelte sich um eines der Akustikfelder, die nach dem Zufallsprinzip Fragen stellten.

»In frühen Experimenten erzeugten viele raumfahrende Völker Spuren schwerer Anti-Elemente, indem sie in Teilchenbeschleunigern Atomkerne aufeinanderschossen. Nimm als Beispiel die Atome von Gold ...«

»In dieser Konstellation entstand Antihelium-4, wenn auch nur als spärlicher Nachweis.« Tormanac antwortete hastig. »Derartige Versuche wurden und werden jedoch nur von Völkern organisiert, die in den Anfängen interplanetarer Raumfahrt stehen. Diese Verfahren sind aufwendig und schneiden in der Relation von Aufwand und Nutzen denkbar schlecht ab. Erst die Entdeckung aller Möglichkeiten des Einsatzes von Antigravitation, vor allem die Einführung in die Grundkenntnisse der Hyperphysik, bietet deutlich bessere Nachweise im antimateriellen Bereich. Ich beziehe mich auf die ersten arkonidischen ...«

»Das genügt«, bestätigte die Stimme. »Du beantwortest bereits weitergehende Fragen, die nicht gestellt wurden.«

Tormanac leckte sich über die Lippen.

Seine holografische Umgebung veränderte sich fortwährend. Abzuschätzen, wohin ihn die nächsten Schritte führen würden, fiel ihm schwer.

Vor ihm gähnte plötzlich das Nichts. Eine andere Umschreibung hatte er nicht für den Eindruck eines lichtlosen, aber keineswegs schwarzen Raumes. Sein Verstand riet ihm, einfach einen Schritt weiterzugehen, um die vermeintliche Leere schnell zu überwinden, doch ein Prallfeld hielt ihn zurück.

Im Nichts erschien das Abbild eines einfachen Atoms, dazu Fragmente von Messwerten.

»Antiwasserstoff«, sagte Tormanac spontan. »Der Kern besteht aus einem Antiproton. Dieses wird von einem Antielektron umkreist, einem positiv geladenen Elektron oder auch Positron.«

Allmählich wurde er ruhiger; er spürte, dass die Anspannung von ihm abfiel. In seinen Augenwinkeln standen letzte Tränen als Zeichen seiner Erregung.

Rund sieben Arkonjahre lagen die Prüfungen der ARK SUMMIA hinter ihm. Er hatte sie mit Bravour bestanden. Warum sollte es diesmal anders sein? Dass die Aktivierung seines Logiksektors damals fehlgeschlagen war, hatte mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten nichts zu tun. Davon durfte er sich keinesfalls beeinflussen lassen.

Tormanac beantwortete alle ihm gestellten Fragen. Er reagierte spontan und dachte nicht einen Moment lang darüber nach, sondern sagte, was ihm jeweils in den Sinn kam. Warum sollten auf Iprasa nicht wenigstens ein paar Millionen seiner ansonsten brachliegenden Gehirnzellen aktiviert worden sein?

Er fand sich in einer medizinischen Holoprojektion wieder.

Erst stutzte er, dann wurde ihm bewusst, dass es um vergessene Anwendungen ging. Medoroboter und Nanomaschinen bestimmten das Bild der angewandten Medizin. Manche Forschungen waren zweifellos in eine Sackgasse geraten und danach ignoriert worden, weil es unnötig war, sich darüber weiterführende Gedanken zu machen.

Eine Zeit lang hatte Terra – genauer gesagt, das Solare Imperium als Vorgänger der Liga Freier Terraner – Forschung mit Blick auf biologische Anwendungen von Antimaterie betrieben. Antiprotonen waren in der terranischen Onkologie eingesetzt worden, zweifellos auch, um das Monopol der Galaktischen Mediziner zu brechen. Während diese längst mit Injektionen von Nanorobotern sogar freie Radikale aus dem lebenden Organismus herausfilterten, hatten terranische Ärzte die Spielwiese der Antimaterie entdeckt. Eine Totgeburt zwar, aber trotzdem ein interessanter Denkansatz.

»... gegen die Wirtschaftlichkeit serienproduzierter Antigene und Nanobots kam das Solare Imperium nicht an. Wie manche technische Entwicklung aus jener Zeit geriet die medizinische Anwendung der Antimaterie ebenfalls nahezu in Vergessenheit.«

Tormanac da Hozarius lachte leise. Er redete schnell, und es bereitete ihm mittlerweile Vergnügen zu beweisen, dass Ka'Marentis Aktakul den Richtigen unter seine Fittiche genommen hatte.

»Die biologische Zerstörungskraft von Antiprotonen erwies sich als beachtlich. Selbst eine einzelne Tumorzelle im Kern zu treffen und zu sprengen zeigte sich als machbar, wenngleich mit entsprechend großem Aufwand. Letztlich scheiterte genau an diesem Aufwand das Projekt.«

Und die Accalauries, jene Wesen aus einem antimateriellen Universum, die vor rund eineinhalb Jahrtausenden in der Milchstraße erschienen waren? Tormanac wartete vergeblich darauf, dass sich eine Fragestellung mit ihnen befasste.

Seit gut zweieinhalb Jahren weilte er auf Urengoll, dem zwanzigsten Planeten des Arkon-Systems. Urengoll war Aktakuls persönliches Lehen – eine für die Forschung ausgebaute kleine Welt. Sie durchmaß nur wenig mehr als fünfeinhalbtausend Kilometer, die Schwerkraft lag bei 0,30 Gravos. Mit den ausgedehnten subplanetaren Forschungs- und Entwicklungsstätten barg Urengoll ein Refugium für Wissenschaftler aller Fachrichtungen.

Bevölkerung und wissenschaftliche Teams rekrutierten sich aus Angehörigen ziemlich aller bekannten Völker. Tormanac hatte schnell erkannt, dass der Ka'Marentis keine Vorurteile pflegte. Für ihn zählte allein, dass ihm loyale und fachlich versierte Mitarbeiter zur Seite standen. Natürlich ersetzte diese Anschauung nicht die vorherige ausgiebige Überprüfung all jener, die nach Urengoll kamen.

Tormanac war gekommen, um sich in vielen Bereichen weiterzubilden, und nicht, um sich zu spezialisieren. Er strebte einen breiten Überblick über die arkonidischen Forschungen zwischen tiefer Vergangenheit und Gegenwart an. Seine Nachforschungen nach Shallowains Tod hatten es ihm geraten erscheinen lassen, flexibel zu sein.

Warum der Ka'Marentis auf ihn aufmerksam geworden war, hatte Tormanac bislang nicht erfahren. Einige seiner Studien mussten den Ausschlag gegeben haben, doch welche und warum, wusste Tormanac nicht. Eigentlich sah er die Antwort darauf als zweitrangig an. Wichtig war ihm einzig und allein, dass Aktakul da Urengoll ihn förderte.

 

*

 

Verwirrt blinzelte Tormanac da Hozarius. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass das Spezialthema Antimaterie abgeschlossen war und ihm soeben eine Frage zur Veränderung der Hyperimpedanz gestellt worden war.

Nicht länger als eine halbe Tonta, hätte er geschätzt, lief die Prüfung inzwischen. Tatsächlich musste schon deutlich mehr Zeit vergangen sein.

Er hatte den Eindruck, mehr schlecht als recht mit der Hyperphysik klarzukommen. Bei allen Sternengöttern, er war kein Wissenschaftler, der diese Themen im Schlaf beherrschte.

Er entstammte »nur« dem mittleren Adel, die Ausbildung in der berühmten Paragetha-Akademie war ihm deshalb verwehrt geblieben. Andererseits hatte er die Galaktonautische Akademie von Iprasa exzellent absolviert ...

... aber das änderte nichts an seinem schlimmsten Rückschlag: Bei der dritten Stufe der ARK SUMMIA war er faktisch gescheitert. Ausgerechnet bei der höchsten traditionellen Auszeichnung, die man sich durch Leistung erwerben konnte und die für die allerwichtigsten Positionen des Imperiums praktisch eine conditio sine qua non darstellte. Alles war gut gewesen, es hatte sich richtig angefühlt, es war objektiv die zwangsläufige Karrieresprosse gewesen ... und dann war die Aktivierung des Extrasinns gescheitert.

Und nun kamen die Fragen Schlag auf Schlag, als hätte er trotz allem einen Logiksektor zur Verfügung, der ihm half, das alles auseinanderzuhalten und richtig einzuordnen. Viele Antworten brachte Tormanac nur stockend hervor, er hatte das Gefühl, Ewigkeiten in seinem Gedächtnis wühlen zu müssen.

Seine Furcht war wieder da, er könne alles bislang Erreichte schlagartig verlieren. Vergeblich kämpfte er dagegen an, doch ihm blieb nicht die Zeit, sich zu besinnen.

Dass die Akustikfelder plötzlich schwiegen, fiel ihm erst nach einigen Augenblicken auf.

Seine Umgebung wechselte. Er sah ein hochmodernes steriles Labor. Dutzende Männer und Frauen in hauchdünnen Schutzanzügen, die an Messungen in Strahlenfeldern arbeiteten. Ein Meer holografischer Anzeigen veränderte sich fortlaufend.