Haupttitel

Große Briefe der Freundschaft

Unsere Seelen sind ja auf dem Du-Fuß
Tausend Aller-Allerbestes Du!

Herausgegeben von Katharina Maier
marixverlag
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.
 
Alle Rechte vorbehalten
 
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012
Alle Briefe wurden behutsam an die neue Rechtschreibung angepasst.
Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH
Bildnachweis: mauritius images GmbH, Mittenwald/die Kleinert
Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop
eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz
Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2
 
ISBN: 978-3-8438-0196-6
 
www.marixverlag.de

Inhalt

Über den Autor

Zum Buch

Vorwort

Luther und Melanchthon während des Augsburger Reichstags 1530

Luther an Melanchthon

Melanchthon an Luther

Luther an Melanchthon

Jonathan Swift und Charles Ford

Swift an Ford

Ford an Swift

Swift an Ford

Ford an Swift

Swift an Ford

Ford an Swift

Friedrich der Große, der »Philosoph von Sanssouci«, an Voltaire

Das »Pflegkind« Maria Theresia an Gräfin Rosalie von Edling

Die Familie Klopstock und »Vater Gleim«

Klopstock an Gleim

Klopstock an Gleim und Ramler

Meta Moller an Gleim

Klopstock an Gleim

Meta Klopstock an Gleim

Gleim an Klopstock

Klopstock an Gleim

Gleim an Klopstock

Gleim an Karl Christian Klopstock

Klopstock an Gleim

Gleim an Klopstock

Gleim an Klopstock und dessen zweite Frau Johanna Elisabeth, genannt Windheme

Klopstock und Windheme an Gleim

Gleim an Windheme

Gleim an Klopstock

Windheme an Gleim

Lichtenberg an seine Freunde

An den Studienkollegen Jöns Matthias Ljungberg

An den »Gevatter«, Buchhändler und Verleger Johann Christian Dieterich

An Dieterich und dessen Frau Christiane

An Frau Dieterich

An Frau Dieterich (Christelchen)

An Frau Dieterich und Töchter

An Georg Heinrich Hollenberg

An G. H. Amelung

An Christoph Wilhelm Hufeland

Catharina Elisabeth Goethe an Herzogin Anna Amalia

Frau Aja, die Bettine und Goethe

Bettine an Frau Aja

Bettine an Frau Aja

Frau Aja an Bettine

Bettine an Frau Aja

Frau Aja an Bettine

Goethe an Bettine

Bettine an Frau Aja

Goethe an Bettine kurz nach dem Tod von Frau Aja

Bettine an Goethe über den Tod von Frau Aja

Goethe und Schiller

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Goethe an Schiller

Schiller an Goethe

Byron über Shelley

An John Murray (1778–1843), bedeutender schottischer Verleger

An R. B. Hopper

An Thomas Moore (1779–1852), irischer Dichter

An John Murray

An Thomas Moore

An Mary Shelley

Eduard Mörike und Theodor Storm

Mörike an Storm

Storm an Mörike

»Herr Meisterin« George Sand und der »alte Troubadour« Gustave Flaubert

George Sand an Flaubert

Flaubert an George Sand

George Sand an Flaubert

Flaubert an George Sand

George Sand an Flaubert

Flaubert an George Sand

George Sand an Flaubert

Flaubert an George Sand

George Sand an Flaubert

Flaubert an George Sand

George Sand an Flaubert

Franz Liszt an seinen Schüler und zeitweiligen Schwiegersohn Hans von Bülow

Liszt an Wagner

Richard und Cosima Wagner an Friedrich Nietzsche

Cosima Wagner an Nietzsche

Richard Wagner an Nietzsche

Cosima Wagner an Nietzsche

Richard Wagner an Nietzsche

Cosima Wagner an Nietzsche

Richard Wagner und Ludwig II. von Bayern

Ludwig an Wagner

Wagner an Ludwig

Ludwig an Wagner

Wagner an Ludwig

Adolph Kolping an den Landschaftsmaler Ferdinand Müller

Gottfried Keller an Theodor Storm, Paul Heyse und andere Freunde

An Johann Salomon Hegi

An Theodor Storm

An Eduard Münch

An Paul Heyse

An Theodor Storm

An Maria Knopf

Johann Strauss an den Musikalienverleger Carl Haslinger

Die »uralte« Marie von Ebener-Eschenbach an Enrica von Handel-Mazzetti

Wilhelm Busch an Maria Anderson

Manet an Mallarmé

Paul Cézanne an Émile Bernard

Zola an Flaubert

August Strindberg und Paul Gauguin

Strindberg an Gauguin

Gauguin an Strindberg

Van Gogh an Gauguin

Rosa Luxemburg aus dem Gefängnis an Sophie Liebknecht

Rilke an »seinen Meister« Rodin

Paula Modersohn-Becker an Clara Westhoff (und an Rilke)

Verzeichnis der Briefeschreiber

Literaturverzeichnis

Fußnoten

Kontakt zum Verlag

Vorwort

»Ein Freund ist gleichsam ein anderes Ich«, schrieb der römische Schriftsteller und Rhetoriker Cicero im ersten Jahrhundert vor Christus. Ähnliches verkündete der große Philosoph Aristoteles schon über dreihundert Jahre früher: »Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern.«

Wie die Liebe ist auch die Freundschaft etwas Zeitloses. Sie geht sogar mit Ersterer Hand in Hand. Im Deutschen mögen wir unseren Freunden weit weniger bereitwillig sagen, dass wir sie lieben, wie z.B. im Englischen oder im Griechischen, aber das Gefühl besteht nichtsdestotrotz. Es gibt sogar genug Denker, Dichter und ›ganz normale‹ Menschen, die der Freundesliebe eine viel größere Dauerhaftigkeit zuschreiben als der romantischen – und sei es so humoristisch wie Wilhelm Busch:

»Es blüht die Wurst nur kurze Zeit
Die Freundschaft blüht in Ewigkeit.«

Sein ebenso scharfzüngiger Kollege Heinrich Heine stimmt ihm ernster zu: »Hat man die Liebe durchgeliebt, fängt man die Freundschaft an.«

Natürlich bleiben nicht alle Freundschaften bestehen. Auch so einige der ›großen‹, berühmten Freundschaften, von denen Zeugnisse in diesem Buch abgedruckt sind, endeten im Streit oder doch zumindest in der Entfremdung. Andere wiederum dauerten Jahrzehnte, wenn nicht gar ein ganzes Leben. Doch ob sie nun lange Zeit oder nur kurz währten, die Freundschaften zwischen so bedeutenden Geistern wie Friedrich dem Großen und Voltaire, Goethe und Schiller, George Sand und Gustave Flaubert und van Gogh und Gauguin waren immer intensiv und fruchtbar. Im freundschaftlichen Austausch, so scheint es, erreichte ihre schriftstellerische, philosophische, künstlerische und politisch-kämpferische Produktivität neue Höhen. Gemeinsam waren sie ›mehr‹, als sie alleine waren. Die Großen Briefe der Freundschaft lassen uns einen kurzen Blick in das ›Innenleben‹ dieser faszinierenden Beziehungen werfen.

Zugleich waren diese ›großen Freundschaften‹ auch Alltagsfreundschaften. Man erzählte einander von Krankheiten und Geldsorgen, Herzensangelegenheiten und anderen Ärgernissen, von Erfolg und Misserfolg, von Glück und Unglück. Und so bieten die Großen Briefe der Freundschaft auch Einblick in das Alltagsleben einiger der berühmten Männer und Frauen der Geschichte. Schließlich war in Zeiten vor E-Mail und Telefon der Brief die einzige Möglichkeit, mit weit entfernt lebenden Freunden in Kontakt und über deren Leben ›auf dem Laufenden‹ zu bleiben.

Diese Briefkultur, die uns abhandengekommen ist, geht nicht selten mit einer tiefen Emotionalität einher, einer Innigkeit, wie sie uns nicht ganz vertraut ist. Daran ändert nichts, dass viele der Freunde, die auf den Seiten dieses Buches zu Wort kommen, stets das in unseren Ohren so formal klingende ›Sie‹ gebrauchen. Gerade in der Zeit des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (und auch später noch) spricht dies selten von fehlender Herzlichkeit, sondern ist eher ein Zeichen fortwährenden Respekts. In der Tat lehren uns diese Großen Briefe der Freundschaft aus vergangenen Jahrhunderten so einiges über Offenheit und Freundesliebe.

Jeder Brief in diesem Buch ist so eigen und individuell wie sein Schreiber, sein Empfänger und die Beziehung, die die beiden verbindet. Deswegen wurde der charakteristische Ausdruck eines jeden Briefeschreibers nach Möglichkeit bewahrt, wobei allerdings kleine Korrekturen zur besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit der Briefe vorgenommen wurden. Außerdem wurden alle Briefe behutsam in die neue Rechtschreibung übertragen.

Zuletzt möchte ich noch einen tiefen Dank an Eva Maier aussprechen, meiner ganz persönlichen ›Frau Aja‹. Sie weiß, wofür.

Katharina Maier, Januar 2011

image
Cover
Über den Autor

Über den Autor

M.A. phil. Katharina Maier, geboren 1980, hat Vergleichende Literaturwissenschaften studiert und arbeitet inzwischen als freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie ist Herausgeberin weiterer erfolgreicher Titel aus dem marixverlag.

Zum Buch

Zum Buch

„Lebe wohl und bleibe mir unwandelbar gewogen, wie ich auch Dich über Stock und Stein im Herzen zu tragen hoffe.“

Gottfried Keller an seinen Studienfreund,

den Maler Salomon Hegi

Gute Freunde sind das vielleicht Wichtigste auf der Welt – und das war schon immer so. Die Höhen und Tiefen solcher großen Freundschaften haben in vergangenen Jahrhunderten Eingang in zahlreiche Briefe gefunden, die mal von tiefsten Gefühlen, mal von kleinen, rührenden oder auch witzigen Alltäglichkeiten berichten. Diese Freundschaftsbriefe geben uns Einblick in eine Welt, in der all die wunderbaren Seiten des Freunde-Seins inniger und dauerhafter Ausdruck fanden, als das in unserer flüchtigen, elektronischen Zeit oft üblich ist.

Goethe und Schiller, Friedrich der Große und Voltaire, Rilke und Rodin, Ludwig II. von Bayern und Wagner – immer wieder haben tiefe Freundschaften zwischen Künstlern, Politikern, Philosophen und anderen großen Männern unsere Geschichte und Kultur entscheidend mitgeprägt.

Meist stiller, aber nicht weniger bedeutend, waren die Freundschaften großer Frauen wie Bettina von Arnim, Catharina Elisabeth Goethe, Cosima Wagner und Rosa Luxemburg zueinander oder zu berühmten Männern, die sich von ihnen inspirieren ließen.

Kontakt zum Verlag

marixverlag GmbH
Römerweg 10
D - 65187 Wiesbaden
 
Tel: +49 (0) 611 98698 0
Fax: +49 (0) 611 98698 36
 
e-Mail: info@marixverlag.de
Internet: www.marixverlag.de

Kontaktseite: www.marixverlag.de/Kontakt.html
 
marixverlag

Jonathan Swift und Charles Ford

Jonathan Swift (1667–1745) ist der Nachwelt vor allem als Autor von Gullivers Reisen in Erinnerung geblieben, eines der meist gelesenen Bücher der Welt. Die Erzählungen von Gullivers Expeditionen zu den Liliputanern und zu den Riesen von Borbdingnag sind heutzutage vor allem in gekürzter Fassung und als Jugendbücher bekannt. Eigentlich aber handelt es sich bei Gullivers Reisen um einen der größten satirischen Texte der Literaturgeschichte.

Swift war ein einzigartiger Satiriker, auch wenn er sich selbst in einem der unten stehenden Briefe genau dieses Talent abspricht. Einen Namen machte sich der gebürtige Ire im London des frühen 18. Jahrhunderts als politischer Journalist; am Anfang seiner Karriere stand er auf der Seite der liberalen Whigs, ab 1710 jedoch unterstützte er die konservativen Tories. Dies war auch der Grund dafür, dass Swift nach dem Tod von Königin Anne und dem Fall der Tories 1714 nicht vom heimatlichen Dublin nach London zurückkehren konnte, das er seiner Geburtsstadt eigentlich bei Weitem vorzog. Swift gilt bei den Iren zwar heute noch als Nationalheld, weil er tatkräftig gegen die Unterdrückung seiner Landsleute durch die Engländer kämpfte; im Grunde jedoch verabscheute Swift Irland von ganzem Herzen (zumindest tat er so).

Überhaupt galt der Autor wie der Mensch Swift als ausgesprochener Misanthrop und Griesgram. Dem gegenüber stehen die tiefen Freundschaften, die ihn mit vielen der geistigen Größen seiner Zeit verbanden; an den klassizistischen Dichter und Verssatiriker Alexander Pope schrieb Swift einmal, dass er nur das »Tier Mensch« im Allgemeinen verachte, individuelle Exemplare der Spezies aber durchaus liebe.

Zu diesen geliebten Menschen gehörte Charles Ford (1682–1741), ein Grundbesitzer, der seine Zelte dauerhaft in London aufgeschlagen hatte. Ford war ein politischer Mitstreiter Swifts und fungierte oft als Mittelsmann zwischen dem exilierten Satiriker und den Druckern und Buchhändlern der Hauptstadt. Swift bewunderte Ford als einen wahren Gentleman, der sich durch Unabhängigkeit, Selbstbewusstsein, Bescheidenheit, Umgänglichkeit, Nonchalance und Geschäftstüchtigkeit auszeichnete – alles Qualitäten, die der Schriftsteller an sich selbst vermisste.

Im Laufe der Jahre wurde der ohnehin exzentrische Swift immer eigenbrötlerischer. Er litt sein Leben lang am Ménière-Syndrom, das sich bei ihm als Schwindel, akute Orientierungslosigkeit und temporäre Taubheit manifestierte. 1739 wurde der große Satiriker deswegen für geisteskrank erklärt.1

Swift an Ford

London, 8. März 1709

Ich habe mich kürzlich an einigen meiner Korrespondenten schuldig gemacht, und Du bist unter ihnen; ich kann diesen Umstand nur damit erklären, dass ich so wenig zu tun habe, und das nimmt all meine Zeit in Anspruch, da nämlich nichts so viel von derselben verschlingt wie Müßiggang.

Es soll mir mehr als fernliegen, den Versuch zu wagen, Dich davon zu überzeugen, dass Du nicht glücklich bist; ich kann mir nur nicht erklären, warum Du behauptest, Dein Glück hätte im Februar letzten Jahres seinen Anfang genommen: Dieser Zeitraum zeichnet sich weder dadurch aus, dass Du nach London gekommen bist, noch dadurch, dass Du London verlassen hast.

Ich bin der unumstößlichen Überzeugung, dass Du Dich inzwischen davon hast überzeugen können, dass ich weder bereits Ruhm und Ehre erlangt habe noch die Absicht habe, es in naher Zukunft zu tun: In meiner Partei ist man nämlich der Ansicht, dass mir die Kunst der Sorgfalt abgeht, wie sie jeder diskreten Person wohl ansteht.

Irgendwann diesen Sommer werde ich Dich sehr wahrscheinlich auf dem Weg zu meiner Residenz mit meiner Anwesenheit erfreuen; und Du wirst feststellen müssen, dass, als ich Dir das Versprechen machte, Dich in meine Familie einzuführen, dies allein aus politischem Kalkül heraus geschah; nämlich, um mein Anrecht zu stärken, in die Deine aufgenommen zu werden.

Ob ich hier angenehmen Zeitvertreib finde oder nicht, würde ich Dir um alles in der Welt nicht offenbaren, es sei denn, ich wäre sicher, dass ich nie wieder mit einer Rückkehr nach Irland gesegnet würde. Ich muss lernen, mich diesem Land und seinen Menschen gegenüber gefälliger zu verhalten, aber ich werde Dir ein Geheimnis anvertrauen (obwohl es kein bedeutendes ist): Ich bezweifle, dass ich, sollte ich je dorthin zurückkehren, meine Zeit sehr viel anders verbringen würde als dazumal. Diesen Umstand möchte ich nicht anders erklären als mit einer kleinen Geschichte von einem Gentleman aus meiner Bekanntschaft, der einst in Frankreich Weintrauben kostete und daraufhin keine englische Rebe auch nur eines Blickes würdigte, nachdem er in die Heimat zurückgekehrt war. Wenn Du nun feststellen musst, welch ein griesgrämiger Geselle ich bin, dann bitte ich Dich, die eine oder andere Entschuldigung für mich zu ersinnen. Doch die Schuld soll nicht bei Irland liegen; zumindest werde ich alles tun, um mich das glauben zu machen; denn ich bin inzwischen so schwer zu befriedigen, dass mir jedes unerwartete Gesicht, das mir über den Weg läuft, sauer aufstößt, und die kleinste Unannehmlichkeit oder Unhöflichkeit verursacht mir Atembeschwerden und Magenschmerzen.

Du erzählst mir von so manchem Zeitvertreib; lass mich Dich fragen, ob unter all diesen Vergnügungen auch jener Genuss bedacht ist, den nichts anderes vermitteln kann, als allein unter Büchern zu sitzen, solange das Herz begehrt. Ich war der Meinung, Du wärst über alle Maßen zufrieden, aber diesen Glauben hat mir das Übermaß Deiner moralischen Überlegungen zerstört. Du wirst feststellen, dass sie mich ganz melancholisch gemacht haben. Es ist meine Erfahrung, dass nur wenige Männer sich mit derartigen Gedanken beschweren, es sei denn, sie befinden sich nicht so, wie sie gerne wollten.

[…] Bitte empfehle mich und meine demütigsten Dienste Mrs. Ford und Deiner Schwester, und auch Mr. Elwood, wenn er Dir über den Weg läuft; dieser Mann genießt meine Achtung, und, um meine Londoner Phrase zu gebrauchen: Ich ertrage unsere Bekanntschaft.

Larcore, 9. Juli 1713

Ich bin Dir außerordentlichen Dank schuldig, dass Du mir so oft schreibst, aber ich muss Dich anflehen, davon abzulassen, wenn es Dir zu viele Umstände bereitet. Ich bin mir sicher, dass ich Deine sechs Briefe erhalten habe, denn drei habe ich hier erhalten, und ich glaube, dass ich genauso viele in Dublin zurückgelassen habe. Ich blieb länger dort, als die Geschäfte mich gezwungen hätten. Mit der Ausnahme eines einzigen Tages empfing ich dort nie Besuche, denn ich war sehr unpässlich, und ich habe meinerseits keinen einzigen Besuch geleistet, sondern mich nach Larcore gestohlen, um hier auszureiten und bitteres Gebräu zu schlürfen. Mir geht es ein wenig besser, Dank sei Gott, doch kann ich noch immer keinen klaren Kopf fassen.

[…]

Wenn man mich diesen Winter rufen lässt, dann werde ich kommen und mich an Euren Aktivitäten in dem Maße beteiligen, in dem es mir meine Gesundheit gestattet. Andernfalls bleibe ich, wo ich bin, und werde dieses Land durch Gewohnheit ertragen lernen. Selbst die tausend Pfund, die mir mehrfach versprochen worden sind, um meine Schulden zu begleichen, werden mich nicht dazu bringen, einzulenken, außer wenn ich den Befehl erhalten sollte, zu kommen. […]

Ich wage es nicht, mehr zu schreiben, mehr bringt mein Kopf nicht zustande. Seine Ergüsse sind dieser Tag nicht viel wert. Er muss also für die Unzulänglichkeiten seines Besitzers geradestehen, so wie es Diener eben manchmal für ihre Herren zu tun gezwungen sind.

Ford an Swift

Paris, 23. Oktober [1716]

Wenn ich kommen würde, um Dich wiederzusehen, würdest Du mir doppelt so viel Geld geben, wie Du mir vor sechs Wochen anbotest, nur, um mich nicht gesehen zu haben. Genauso könnte es sein, dass Du es Dir einiges kosten lassen würdest, wenn Du nichts von mir hören müsstest, aber der beiliegende Brief erreichte mich diesen Morgen, und ich konnte es nicht über mich bringen, ihn wegzuschicken, ohne einige Worte an Dich hinzuzufügen. Ich versichere Dir, dass sie Dich nicht wieder in die Arme der Melancholie treiben werden. Ich möchte Dich nur fragen, wie es Dir geht und wie Du Deine Tage verbringst. Gehen Deine großen Pläne für Larcore vorwärts, oder verhindert der horrende Regen Deine Erwerbungen genauso wie meine Reise? Diese Fragen zu beantworten, kostet Dich nichts weiter als einen Penny und wenige Minuten. Im Gegenzug werde ich Dir alles, was Du willst, über mich und meine Reiseabenteuer erzählen. Ich werde weiterreisen, sobald fünf oder sechs Sonnentage die Straßen getrocknet haben und das beste Land der Welt erträglich machen. Wenn ich vom Reisen rede, werde ich hier ausgelacht, umso mehr, wenn ich erwähne, dass ich auf besseres Wetter warte. Doch für mich ist das Reisen selbst der vergnüglichste Teil überhaupt; und während mein Reisegefährte sich die ganze Zeit schon nach Rom wünschte, wünsche ich Rom tausend Meilen weiter weg, damit ich noch weiter durch Frankreich und Italien zu reisen hätte. Wenn Du mir die Freude machst, zu schreiben, dann adressiere den Brief an Mr. Cantillon Banker in Paris.

Swift an Ford

15. Dezember 1720

Wir befanden uns einige Tage lang in größter Sorge um Dich, aber zu guter Letzt versicherte man uns, dass Du sicher in London angekommen seist. Ich war für ein paar Tage außer Gefecht gesetzt. Es war meine alte Taubheit, die mich daran hinderte, in die Dawson Street zu gehen [und Deine Mutter zu besuchen]. Ich sende Dir mit diesem Brief das Zeug, das ich Dir versprochen hatte, so korrekt, wie ich nur kann. Es hat mich Mühe genug gekostet, ob es nun gut ist oder nicht. […]

Du wirst mich doch wissen lassen, ob Du alles erhalten hast.

Dublin, 15. April 1721

Du und ich, wir korrespondieren nicht zu gleichen Bedingungen, denn Deine Briefe sind nützlich und unterhaltsam und kosten mich nicht selten keinen Penny; während Du jedes Mal für den Erhalt der meinen bezahlen musst, die außerdem ein derartiges Geschreibsel darstellen, dass sie sicher ganz unbrauchbar und stumpfsinnig sind. Ich aß vor ein paar Tagen bei Deinen Leuten zu Abend, die bei guter Gesundheit waren und mir versicherten, dass es um Dich ebenso steht, und ich bin mir sicher, dass Du Dich über all die gegenwärtige Aufregung köstlich amüsierst. […]

Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Dame, deren Schuldschein ich Dir anvertraute, wegen anderer Schulden im Gefängnis war, und Mr. Charlton schrieb mir in ihrer Sache; ich bin sicher, dass sie eine ausgekochte Schurkin ist; aber ich bitte Dich, mir den Schuldschein in den Händen einer vertrauenswürdigen Person zurückzusenden, und ich werde ihn gegen den Hauptübeltäter verwenden, der sich meines Wissens hier in der Stadt herumtreibt.

[…] Ich muss feststellen, dass man heutzutage noch weniger Freunden vertrauen kann, als unsere Großmütter es uns immer hinter die Ohren schreiben wollten. […] Ist das nicht ein feiner Stoff für einen Brief? Aber leider habe ich sonst nichts zu erzählen. – Ich schreibe zurzeit an einer »Geschichte meiner Reisen«, die ein sehr voluminöses Buch abgeben wird und von Ländern erzählt, die bis dato völlig unbekannt waren.

Ich spreche Dir mein Bedauern wegen des Ablebens von Lady Newtown aus. Man sagt mir, dass sie ihren Leichnam hierher überführen wollen. Bitte empfehle mich Mr. Lewis und Pope und Gay. Es gibt genug Leute, die das Ausbleiben der beiden abschließenden Bände von Mr. Popes »Homer« sehr beklagen.

Dublin, 5. April 1733

Ich habe Deinen vorletzten Brief an einen so geheimen Ort verlegt, dass ich außerstande bin, ihn wiederzufinden. Deinen letzten habe ich nun vor mir liegen. Mein alter Schwindel hat mich während des ganzen vergangenen Monats in solche Verwirrung gestürzt, dass ich mich in die Hände Deallys begeben habe und täglich Medizin schlucke. Der Schwindel war nicht heftig, und es geht mir ein wenig besser, aber Du darfst nicht erwarten, dass ich einen klaren Kopf habe, denn ich irre stets im Dunklen umher. […] Doch vor zehn Tagen befiel mich noch ein weiteres grausames Missgeschick. Denn ich habe mir mein verstauchtes Bein entweder noch einmal gestaucht oder aber mir ein Rheuma zugezogen. Ich kann also nur unter Schmerzen laufen, und dennoch spaziere ich drei oder vier Meilen am Tag; ich bin entschlossen, dies zu tun, solange ich nur irgend kann, nicht um gegen den Tod, sondern um gegen den Schmerz anzukämpfen. Ich werde nicht noch weiter auf all meine Beschwerden eingehen und lediglich anfügen, dass ich bestimmt mein halbes Gedächtnis und all meinen Erfindungsgeist verloren haben muss. […]

Ob ich Dich bald besuchen komme, kann ich nicht sagen. Meine Angelegenheiten hier sind heillos verworren, dazu kommt, dass meine neue Behinderung und die Wiederkehr meines alten Leidens mich so niederdrücken, dass an solch eine Reise nicht zu denken ist. Meine Absicht war, wenn ich denn meine Angelegenheiten bereinigen und einigermaßen gesunden könnte, im August aufzubrechen und den Winter abwechselnd bei Lord Bolingbroke und Mr. Pope zu verbringen. Alle seine jüngsten Werke werden hier ununterbrochen gedruckt, auch die anderer Dichter. Ich stimme mit Dir darin überein, dass Lady Mary [Wortley Montague] die fragliche Satire nicht verfasst habe, obwohl ich keine zehn Zeilen davon gelesen habe. Den Teufel im Leib dazu hat sie allerdings.

Du schreibst nichts über Deine Gesundheit. Wenn es Dir inzwischen nicht besser geht, dann habe ich Grund, mich zu beklagen, weil Du Dich nämlich nicht bei mir beklagst.

Ich beneide Mr. Pope, weil er so angefeindet wird. Ich bin der Ansicht, dass alle Männer von Witz und scharfem Verstand denselbigen in der Kunst der Satire einsetzen sollten, und wenn es die Schlingel auch nur ärgert, anstatt sie zu bessern. Wenn mein satirisches Talent der Griesgrämigkeit meines Gemüts entsprechen würde, würde ich nichts anderes mehr als Satiren schreiben.

Ford an Swift

London, 14. April 1733

Von Deinem schlechten Gesundheitszustand zu hören, macht mir große Sorgen. Ich habe mir schon oft gewünscht, Du würdest Dich bei Deinen Spaziergängen zurückhalten; denn obwohl es immer heißt, dass Reiten gut gegen einen schwindligen Kopf wäre, habe ich doch noch nie gehört, dass Spaziergänge als Heilmittel für eine Verstauchung verschrieben worden wären; und die heftigen Anstrengungen, denen Du Dich unterziehst, führen sicherlich leicht zu Schweißausbrüchen, die wiederum schnell eine Erkältung nach sich ziehen können und ohne Zweifel sogar auch die Auslöser Deiner vielen anderen Beschwerden sind. Ich bin voll und ganz davon überzeugt, dass sich Dein Zustand hier sehr schnell bessern würde. Ich war ausnehmend erfreut, als ich Mylord Mayor sagen hörte, welch ungeheure Freude es ihm bereiten würde, Dich dieses Jahr hier zu sehen […]. Ich wünschte von ganzem Herzen, dass alle Deine Klagen genauso wenig in der Realität begründete wären wie Deine Sorge, Du hättest die Hälfte Deiner Erinnerungen und all Deinen Erfindungsgeist verloren. Ich maße es mir an, zu behaupten, dass Du immer noch über ein besseres Gedächtnis verfügst, als die meisten anderen Menschen je besessen haben, und von Erfindungsgeist besitzt Du ohnehin mehr als jeder andere Mensch auf Erden. […]

Ich mache mir große Hoffnungen, dass dieses schöne, milde Wetter Dir guttun wird, und sehne mich danach, zu hören, dass Du mitten in den Reisevorbereitungen steckst und bald nach London aufbrichst. Ich bin ganz und gar Dein dankbarer etc.

London, 3. Juni 1736

Werter Herr,

auch wenn Sie es unterlassen haben, die letzten zweieinhalb Jahre mit mir zu korrespondieren, so kann ich doch noch nicht von Ihnen lassen; ich glaube, das ist nun der sechste Brief, den ich Ihnen sende, ohne ein Wort von Ihnen von Ihrer eigenen Hand gelesen zu haben. Mylord Oxford erzählte mir letzten Winter, dass er von Ihnen gehört hätte und dass Sie sich damals wohl befunden hätten. Mr. Cæsar berichtete mir erst vor Kurzem Ähnliches. Solche Nachrichten sind mir immer höchst willkommen; doch es würde meiner Freude unendlich viel hinzufügen, wenn ich es von Ihnen persönlich hören würde; und Sie wissen auch, dass ich wegen meiner ehrlichen Zuneigung zu Ihnen ein gewisses Recht habe, eine solche Nachricht von Ihnen zu verlangen.

Schon fünf Monate bin ich jetzt in einen unerquicklichen Prozess mit einem Iren verwickelt. Diese Gesellen treiben sich in Schwärmen im Saint James’s Park herum; man kann dort bei schönem Wetter kaum mehr in Ruhe flanieren, weder auf der Straße noch im Park. Der fragliche Schurke versperrte mir den Eingang zu einer Taverne […] und wollte mich nicht vorbeilassen, bis ich ihm eine Kopfnuss versetzte. An jenem Abend tat er so, als würde er die Sache mit Humor nehmen; doch am nächsten Morgen stand ein irischer Anwalt vor meiner Tür und legte mir mit größtem Respekt nahe, dem Burschen Genugtuung zu geben; er spann eine fürchterliche Geschichte von einem Wundarzt und einem blutigen Hemd und behauptete, zu seinem eigenen Schaden mir, dem er ja noch nie zuvor begegnet war, besagten Ratschlag zu erteilen, um zu verhindern, dass ich öffentlich bloßgestellt würde. Weder dieser wohlmeinende Herr noch die Warnungen unseres Freundes Mr. L. und noch einiger anderer konnten mich jedoch zum Einlenken bewegen. […]

Ich werde jeden Tag gefragt, ob denn keine Hoffnung bestünde, Sie jemals wieder hier begrüßen zu dürfen, und ich bedauere es immer sehr, niemandem Auskunft über Ihre Absichten erteilen zu können. Ich bezweifle, dass meine Briefe Ihre Geduld über alle Maßen strapazieren, und schließe deshalb mit der Versicherung, dass niemand Ihnen mehr alles Glück dieser Erde wünscht als ich, der ich voll und ganz der Ihre bin, etc.

Swift an Ford

22. Juni 1736

Deine Version der Briefaffaire lasse ich auf keinen Fall gelten, weil ich mir mehr als sicher bin, dass Du mir nie mehr als einen letzten Brief geschickt hast, mit Ausnahme des Papiers natürlich, dass ich vor ungefähr einer Woche erhalten habe. Es ist schon so, dass ich die vergangenen zwanzig Monate keinen einzigen Tag der Gesundheit genießen durfte; mein Schwindel dauerte in einem fort, wenn auch nicht immer sehr heftig, so jedoch stark genug, meinen Geist niederzudrücken, und zwar umso mehr, da ich die schlimmen Zeiten und die Menschen und all die Unterdrückung, mit denen die Geschichte beide Königreiche plagt, von Herzen überhabe. Ich bin den Leuten hier wie dort der verhassteste Mensch auf Erden: zumindest dort, bei Dir zu Hause, bei allen, die Macht innehalten und die mir, Gott sei mein Zeuge, viel zu viel zutrauen, denn ich kann ihnen schon lange nicht mehr schaden oder dienlich sein. Was nun Dich betrifft, habe ich nie auch nur ein Körnchen jener wahren Liebe und Wertschätzung verloren, die ich Dir entgegenbringe. Ich habe mir jedoch gedacht, dass wir wahrscheinlich nie wirklich dazu bestimmt waren, einander in dieser Welt zu begegnen, denn meine Gesundheit erlaubt mir keinesfalls, nach England zu reisen, und Du wirst nie in der rechten Geistesstimmung sein, um nach Irland zu kommen. Ich wage es nicht, mich längere Zeit oder in der Tat eine längere Strecke von dieser Stadt hier zu entfernen, ganz zu schweigen davon, nach London zu gehen, denn ich fürchte jeden Moment jenen leidigen Schwindelanfall und jene merkwürdige Taubheit, die manchmal bis zu sechs Wochen lang andauern kann. Und meine Finanzen sind solcherart, dass ich mir gar nicht leisten kann, komfortabel in London zu leben. Außerdem verfüge ich nicht einmal über drei Freunde, mit denen ich gerne konversieren oder dinieren würde. Hier besitze ich ein großes Haus, das meinem einfachen Geschmack durchaus entgegenkommt, und kann ein Krümelchen zum Abendessen verspeisen, ohne mich zu verschulden; nichtsdestoweniger war ich gezwungen, mir 200 Pfund zu leihen, um die kleine Familie aus dreieinhalb Bediensteten halten zu können, weil ich mich nämlich mit einem eklatanten Mangel an vernünftigem Honorar konfrontiert sehe.

Als Sr. … letzthin von England zurückkehrte, erzählte er mir, Du hättest arg geschwollene Beine; dass er Dich deswegen ernstlich verwarnte und Dir riet, aufs Land zu fahren und Dich behandeln zu lassen, dass Du aber seinen Rat ablehntest und sagtest, dass Du andere kenntest mit denselben Beschwerden, die nach zwanzig Jahren immer noch am Leben wären, und mehr könntest Du Dir gar nicht wünschen. Aber Du hast natürlich nicht gedacht, dass die Hälfte dieser zwanzig Jahre ein Bild des Elends waren. Als ich viel jünger war, als Du jetzt bist, nicht älter als 32, schwoll mein linkes Bein an, weil mir nämlich der Wein verhasst war und ich immer nur Wasser trank. Weil ich in London lebte, war ich gezwungen, an diesem Bein einen geschnürten Strumpf zu tragen; aber ich heilte mich selbst, weil ich ohne Unterlass zu Fuß ging; und obwohl das Bein mir oft Ärger machte, führte diese Übung letzten Endes dazu, dass ich die Schwellung ganz los wurde. Sie ist seitdem auch nicht wiedergekommen, und ich kann immer noch sechs oder sieben Meilen am Tag zu Fuß bewältigen. Aber ich war und bin besonnener als Du. Ich lege wenig Wert auf ein langes Leben; aber da es nun eben andauert, bin ich bestrebt, es mir durch stetes Maßhalten erträglich zu machen. Ich freue mich sehr über Deinen Sieg über den irischen Schurken. […]

Ich habe Mrs. Ford schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und weiß auch nicht, wo ich sie finden könnte; und die Ludlows haben mich ganz und gar verlassen. Aber das zu Dir zu sagen, ist – wie Alexander sagte, als einer seiner Statthalter ihm während seines Siegeszugs gegen Darius über die Kleinkriege in Griechenland schrieb – wie Dir von einem Krieg zwischen Pygmäen und Kranichen zu erzählen. Der D. of Argyle war immer ein wahrer Schotte, und doch täuschte er mich für eine Zeit; und ich hatte ihm doch einst so viel Liebe entgegengebracht. Wo ist unser Freund Lewis? Ich habe ihn immer geliebt und stehe nach wie vor hoch in seiner Schuld. Ich würde ihm jederzeit ohne Zögern meine Dienste anbieten – und er verheiratet sich wie ein … – und ich hielt ihn doch für einen der weisesten Männer, die ich jemals kennenlernen durfte. Ich hoffe, dass wenigstens Mylord Masham eine ehrliche Haut geblieben ist; sollte das so sein, so hoffe ich, dass er meine ergebensten Grüße akzeptiert. Taugt sein Sohn irgendwas? Ich hatte bei ihm immer meine Zweifel. Gott segne Dich, ich bin für immer und von Herzen der Deine.

Ford an Swift

London, 8. Juli 1736

Du kannst Dir nicht ausmalen, wie sehr es mich bewegte, einen Brief von Deiner Hand zu sehen, nach zweieinhalb Jahren des Schweigens. Die Freude, die es mir bereitet, dass ich noch nicht ganz vergessen bin, wurde schnell getrübt von Deinem Bericht über Deinen schlechten Gesundheitszustand. Ich fürchte, dass Du zu viel nur für Dich alleine lebst; und ein solcher Rückzug hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf all jene, die eigentlich für vergnügte Gesellschaft gemacht sind. Ich war die letzten dreißig Jahre mit so vielen fröhlichen Gefährten gesegnet, weil ich mich einfach neuen anschließe, wenn die alten heiraten und sich aus dem Staub machen. […] Welche Abneigung die Männer an der Macht auch immer gegen Dich hegen mögen – alle anderen würden sich um Deine Gesellschaft bemühen und sich dabei von Dir die Bedingungen diktieren lassen. Und was die Hochgestellten angeht, ich bin mir sicher, dass Du Dich, so wie die Dinge zurzeit stehen, schämen würdest, stündest Du auf gutem Fuße mit ihnen. Wenn sie Dich hassen, dann nur, weil sie Dich fürchten, weil sie um Deine Fähigkeiten besser Bescheid wissen, als Du das zu tun scheinst: Selbst in Deiner melancholischen Stimmung schreibst Du mit viel zu viel Feuer, als dass Dein Geist wirklich niedergedrückt sein könnte. Dein Schwindel und die Taubheit bereiten mir die allergrößten Sorgen, obwohl ich der Überzeugung bin, dass sie Dich hier seltener befallen würden und besser behandelt werden könnten. Auch müsstest Du für niemanden ein Abendessen springen lassen, weil Du jeden Tag zwei oder drei Einladungen erhalten würdest. Ich werde zu diesem Thema nichts weiter sagen, denn ich weiß, dass Du nicht zu überzeugen bist.

[…] Ich habe keinen Grund, an Lord Masham zu zweifeln. Seinen Sohn kenne ich nicht, nicht einmal vom Sehen. Unser Freund Lewis wird unentwegt von seiner kranken Frau in Anspruch genommen, die seit einigen Jahren im Sterben liegt, aber nicht stirbt. Wenn er mich nicht besucht, was er höchstens zweimal im Jahr für eine Viertelstunde tut, sehe ich nichts von ihm. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen Gesundheit und Glück und bin für immer und wahrhaft Dein etc.

Luther und Melanchthon während des Augsburger Reichstags 1530

Philipp Melanchthon (1497–1560) war in vieler Hinsicht die rechte Hand des großen Reformators Martin Luther (1483–1546). Die Freundschaft zwischen den beiden war so innig, dass Melanchthon einmal gesagt haben soll, dass er lieber tot wäre, als von Luther getrennt zu sein.

Der hochgelehrte Philosoph Melanchthon lernte den Reformator kennen, als er die Position eines Professors für griechische Sprache an Luthers Heimatuniversität in Wittenberg antrat. Er unterstützte den theologischen Rebellen oft mit gelehrtem Rat und entschlossener Tat in seinen zahlreichen Auseinandersetzungen mit Bischöfen, Kardinälen und anderen »Sophisten und Mönchen«.

Besonders bedeutend war Melanchthons Auftreten beim Augsburger Reichstag 1530; zu dieser Gelegenheit wollten die protestantischen Theologen und Landesfürsten die Sache der Reformation vor Kaiser Karl V. und gegen ihre katholischen Gegner verteidigen. Luther selbst konnte Kursachsen, wo er unter dem Schutz des dortigen Kurfürsten stand, nicht verlassen, ohne sein Leben zu verwirken. Deswegen fungierte Melanchthon beim Augsburger Reichstag als Stellvertreter seines Freundes.

Ganz reibungslos funktionierte die ganze Sache allerdings nicht, wie der Briefwechsel aus jener Zeit zeigt: Luther sorgt sich um die Freunde, die sich im fernen Augsburg in echter Gefahr befinden; noch mehr allerdings sorgt er sich um Melanchthons große Besorgtheit, der nichts so fürchtet wie das Scheitern der protestantischen Sache.

Nichtsdestotrotz trat Melanchthon in Augsburg mit großer Beredtheit und Entschlossenheit auf. Aus seiner Feder stammt die »Confessio Augustana«, das Augsburger Bekenntnis, das die Vertreter der Reformation Kaiser Karl V. überreichten und das heute noch die Grundlage der evangelischen Kirchen bildet. Nach Luthers Tod wurde Melanchthon zu einem seiner bedeutendsten Nachfolger.

Luther an Melanchthon

12. Mai 1530

Gnade und Friede im Herrn!

Lieber Philipp, am 8. Mai habe ich eine Antwort auf Euren Brief aus Nürnberg begonnen; aber es kam etwas dazwischen, sodass ich’s bisher aufgeschoben habe. Inzwischen haben wir Euer Bündel Briefe aus Augsburg erhalten. Ich habe meine Streitschrift gegen die Geistlichen [von Augsburg] längst beendigt und nach Wittenberg geschickt. […] Als ich dies erledigt hatte, habe ich die Propheten zur Hand genommen und mit großem Eifer angefasst, ich überschlug, bis Pfingsten könne ich alle Propheten übersetzt haben. Dann Äsop und anderes.

Ich hätte es auch sicherlich geschafft, so ging die Arbeit vorwärts. Aber der alte äußere Mensch erlitt einen Zusammenbruch, sodass er das Ungestüm des inneren, neuen Menschen weder aushalten noch ihm folgen konnte. Sausen, ja Donner erfüllte das Haupt, und wenn ich nicht sogleich aufgehört hätte, wäre ich in eine Ohnmacht gefallen, der ich auch kaum in diesen beiden Tagen entgangen bin. Nun ist es schon der dritte Tag, dass ich nicht einmal einen Buchstaben ansehen wollte noch auch konnte. Es will nicht mehr tun, sehe ich wohl, die Jahre treten herzu. […] Allmählich aber geht der Aufruhr im Kopfe zurück, da er mit Medikamenten und anderen Mitteln beruhigt ist. Das ist also der Grund, warum ich so spät geantwortet habe.

An dem Tage, als Dein Brief von Nürnberg ankam, machte Satan seine Aufwartung bei mir. Ich war allein […], und so sehr übermannte er mich, dass er mich aus der Kammer trieb und ich die Gesellschaft der Menschen aufsuchen musste.

[…]

Jene faulen Esel [beim Reichstag] denken über die Sache der Kirche nach und sind davon angetan. Magister Joachim schickte mir Karyken oder Datteln und Weintrauben und schreibt mir zweimal griechisch. Wenn ich wieder gesund bin, will ich ihm türkisch schreiben, damit er auch liest, was er nicht versteht. Warum schreibt er mir denn griechisch? Ich will hier aufhören, ein ander Mal mehr, damit ich nicht von Neuem die Kopfschmerzen, die sich gelegt haben, reize, zumal sie schon sehr reizbar sind. Aber ich bete, betet Ihr auch!

[…] Der Herr sei mit Euch! Grüße Euren ganzen Kreis! Aber höre, was ich besonders wünsche: Sieh zu, dass Du nicht an Deinem Kopfe Schaden leidest wie ich! Darum befehle ich Dir und dem ganzen Freundeskreise: Unter Bedrohung des Bannes sollen sie Dir Verhaltensmaßregeln für Dein Körperchen geben, damit Du nicht Dein eigener Mörder wirst und nachher tust, als ob es aus Gehorsam gegen Gott geschehen sei. Man dient Gott auch durch Ruhe, ja vielleicht durch nichts mehr als Ruhe. Deshalb hat er vor allem den Sabbat so streng gehalten wissen wollen. Also verachte das nicht! Gottes Wort ist es, was ich schreibe.

Dein Martin Luther

Melanchthon an Luther

nach der Übergabe des Augsburger Bekenntnisses am 25. Juni, nach drei Wochen des Schweigens vonseiten der beim Reichstag versammelten Protestanten (deswegen Luthers Unmut)

Wir sind hier in den elendsten Sorgen und beständig in Tränen. Dazu bin ich heute noch besonders niedergeschlagen, da ich [las], dass Du so sehr zürnst, ja, unsere Briefe nicht einmal lesen willst. Ich will, mein Vater, meinen Schmerz nicht noch durch Worte vergrößern, aber ich bitte Dich, zu bedenken, an welchem Orte und in wie großer Gefahr wir sind, wie wir außer Deinem Troste nichts Tröstliches haben können. Täglich strömen die Sophisten und Mönche zusammen, um den Hass des Kaisers gegen uns zu entzünden. Die Bischöfe hassen uns ohnedies furchtbar. Sind vorher Freunde da gewesen, jetzt sind sie fort. Wir kämpfen hier allein und verlassen mit unermesslichen Gefahren. Ich bitte Dich, auf uns, die wir gewiss in den wichtigsten Dingen Deiner Autorität folgen, und auf die öffentliche Sache Rücksicht zu nehmen, und Dich nicht zu weigern, unsere Briefe zu lesen und zu beantworten, damit Du unsere Verhandlungen leitest und uns tröstest. […]

Luther an Melanchthon

Gnade und Friede in Christo, ich sage; in Christo, nicht in der Welt, Amen. Ich hasse gar sehr Deine elenden Sorgen, von denen Du, wie Du schreibst, verzehrt wirst. Dass sie Dein Herz so beherrschen, liegt nicht an der Größe der Not, sondern an der Größe unseres Unglaubens. […] Warum zermarterst Du Dich beständig, ohne einmal aufzuatmen? Ist die Sache falsch, so wollen wir widerrufen. Ist sie aber wahr, warum machen wir Ihn mit Seinen so großen Verheißungen zum Lügner, da Er uns gebietet, getrost und ruhigen Sinnes zu sein? Wirf, so sagt Er, Deine Sorge auf den Herrn! Der Herr ist nahe allen, die bekümmerten Herzens sind und Ihn anrufen. Oder ist das in den Wind geredet und vor die Hunde geworfen?

Auch ich werde häufig gequält, aber nicht beständig. Deine Philosophie quält Dich, nicht Deine Theologie, wie auch Dein Joachim von gleicher Sorge verzehrt zu werden scheint. Als ob Ihr mit Euren nutzlosen Sorgen etwas ausrichten könnt! Was kann denn der Teufel mehr tun, denn dass er uns erwürge! Was denn? Ich beschwöre Dich, der Du sonst immer so kampfeslustig bist, bekämpfe Dich auch selbst, Deinen schlimmsten Feind […]. Ich bete gewisslich für Dich mit allem Fleiß, aber das ist mein Kummer, dass Du Dir mit Deinen Sorgen hartnäckig das Blut aussaugen lässt und meine Gebete so zuschanden machst. Ich meinerseits bin wegen unserer Sache – ist es Beschränktheit oder Willen des Geistes, Christus weiß es! – nicht sehr besorgt, vielmehr habe ich größere Hoffnungen, als ich gedacht hatte.

[…]

Aus unserer Wüste, 27. Juni 1530.

Dein Martin Luther

Gnade und Friede in Christo!

Ich weiß wirklich nicht, lieber Philipp, was ich noch an Dich schreiben soll; so sehr schreckt mich der Gedanke an Deine elenden und eitlen Sorgen zurück, und ich weiß, dass ich tauben Ohren predige. Das kommt davon, wenn Du allein Dir, nicht aber mir und den andern glaubst, Dir sehr zum Schaden. Ich gestehe Dir: Ich bin in viel größerer Drangsal gewesen, als Du es je sein wirst; ich möchte es keinem Menschen wünschen, auch meinen ärgsten Feinden nicht, mögen sie auch noch so frevelhaft und ruchlos sein, dass es ihnen wie mir ergehe. Und doch habe ich in solchen Übeln oft Linderung erfahren durch den Zuspruch eines Bruders, […] bald von Dir, bald von Jonas oder einem andern. Warum hörst Du nun auch nicht auf uns? […]