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Nachwort
Namensverzeichnis

Nachwort

Ich werde dieses Buch nun zum Abschluss bringen, denn ich habe hier alle ausschlaggebenden Erlebnisse geschildert, die meinen Charakter so nachhaltig geprägt haben – angefangen bei meiner Kindheit und meiner Zeit beim SAS über meine Liebe zu Shara bis hin zur Besteigung des Mount Everest.

In diesem Zusammenhang muss ich auch die glücklichen Umstände erwähnen, durch die ich seit meiner Everest-Besteigung immer wieder die Chance bekam, an zahlreichen Abenteuern und Expeditionen teilzunehmen.

Zum Beispiel habe ich eine Expedition geleitet, auf der wir entlang einer Route durch den Nordatlantik das Nordpolarmeer in einem kleinen offenen Festrumpf-Schlauchboot, einem sogenannten RIB, durchquert haben – wir waren eines der ersten Teams, die dieses Abenteuer gewagt haben. Sinn und Zweck dieser Aktion war es, die von Prince Charles ins Leben gerufene Stiftung „The Prince’s Trust“ zu unterstützen, die die Finanzmittel bereitstellt, um sozial benachteiligten jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Träume zu verwirklichen.

Diese Mission wurde uns fast zum Verhängnis, als wir etwa 800 Kilometer vor der Küste in einen arktischen Sturm der Stärke 9 gerieten – mit extrem hohen Wellen, peitschendem Wind und Hagel. Unsere gesamte Bordelektronik und auch die Ortungssysteme fielen aus, sodass die Marine Shara benachrichtigen musste, dass sie uns nicht länger auf ihrem Radarschirm hatten und dass wir möglicherweise im Auge dieses tobenden Sturms verschwunden waren.

Gerade noch rechtzeitig – der Seenotrettungsdienst stand quasi schon in den Startlöchern – sind wir dann vor der Küste Islands aufgetaucht: Die Angst stand uns ins Gesicht geschrieben, wir waren leicht unterkühlt, aber am Leben. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Außerdem sind wir mit Volldampf geheizt, schließlich hatten wir die Hosen buchstäblich gestrichen voll. Denn da wir auf dieser Expedition insgesamt eine Strecke von etwa 5.000 Kilometern zurücklegen mussten, haben wir – total durchgefroren, durchnässt und voller Angst – alles daran gesetzt, diese lange Reise möglichst schnell zu Ende zu bringen.

Dann wurde diese verrückte Idee für eine TV-Dokumentation geboren, für die ich mich nach Nordafrika begeben musste, um unter realistischen Bedingungen die berühmt-berüchtigte Grundausbildung in der französischen Fremdenlegion nachzustellen. In der westlichen Sahara eine extrem sandige und kräftezehrende Angelegenheit, denn in den Sommermonaten ist es hier höllisch heiß.

Nachdem wir die absolut härtesten und brutalsten militärischen Trainingsmethoden über uns ergehen lassen mussten, die man sich nur vorstellen kann, waren am Ende von ursprünglich zwölf Rekruten nur noch vier übrig. Wir mussten von morgens bis abends nonstop marschieren, robben und kämpfen; wir mussten bergeweise Steine umschichten, wurden lebendig im Wüstensand eingegraben und mussten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche laufen und nochmals laufen. Wir bekamen einen Eintopf aus gekochter Kamelhaut und altes Brot zu essen – und das Tag für Tag, Woche für Woche. Wir schleppten unsere müden Knochen durch die Wüste, bis wir unter dem Gewicht unseres Rucksacks, der bis oben hin mit Sand gefüllt war, irgendwann zusammengebrochen sind.

Ich hatte das große Glück, mit fantastischen Teams Expeditionen zu unglaublichen Orten auf dieser Welt zu unternehmen: So durfte ich auf den Spuren von Buschpilot und Goldsucher Jimmy Angel als Erster mit einem motorisierten Gleitschirm das Hochplateau mitten im Regenwald von Venezuela – jene „Vergessene Welt“ des Sir Arthur Conan Doyle – überfliegen, von wo aus sich die Angel Falls, die höchsten Wasserfälle der Welt, in die Tiefe stürzen. Oder ich durfte die Antarktis, diese weiße Wüste aus Schnee und Eis, erkunden und erstmals auf Eisberge klettern. (Bei dieser Expedition habe ich mir bei einem Sturz zwar die Schulter gebrochen, aber man kann ja schließlich nicht jede Herausforderung meistern!)

Danach haben wir wieder eine Himalaja-Expedition gestartet, bei dem mein Kumpel Gilo und ich mit einem motorisierten Gleitschirm über den Mount Everest geflogen sind. Auch mit diesem Abenteuer haben wir Spenden gesammelt, dieses Mal für die „Global Angels Foundation“ – eine außergewöhnliche Kinderhilfsorganisation, die sich für die bedürftigsten Kinder in aller Welt stark macht. Doch dieser Flug war eine weitere Mission, die fast tödlich geendet hätte.

Denn sämtliche Flug- und Wetterexperten prognostizierten uns, dass dieses Vorhaben ziemlich sicher in einer Katastrophe enden würde – angefangen bei steif gefrorenen Fallschirmen bis hin zu unkontrollierbaren Winden mit Orkanstärke; angefangen bei unmöglichen Startbedingungen bis hin zu extremen Bruchlandungen. Dabei hatten sie sich zuvor noch nicht einmal mit der Frage beschäftigt, ob es denn möglich ist, einen kleinen motorisierten Gleitschirm zu entwickeln, dessen Motor stark genug wäre, um überhaupt in diese Höhe vorzudringen.

Selbst für den Fall, dass man so einen Motor bauen könnte, wäre er mit Sicherheit viel zu schwer, als dass wir uns dieses Fluggerät auf den Rücken schnallen könnten. Aber wir haben es dennoch geschafft: Gilo hat den absolut leistungsstärksten aufgeladenen Einspritzmotor für einen Ein-Mann-gesteuerten Gleitschirm aller Zeiten entwickelt und gebaut – und mit Gottes Hilfe haben wir es dann irgendwie geschafft, mit diesem Monstrum auf unserem Rücken in die Lüfte zu steigen.

Dank optimaler Wetterbedingungen und einer gehörigen Portion Tollkühnheit (inklusive etwas Muffensausen) haben wir die Skeptiker eines Besseren belehrt – selbst am Ende, als wir mühelos am Fuß des Everest-Massivs treffsicher auf beiden Füßen gelandet sind. Das war präzise Maßarbeit. Mission erfolgreich durchgeführt.

Wenig später leitete ich die erste Expedition, die in einem RIB-Schlauchboot die Route der legendären arktischen Nordwestpassage abfuhr – es war eine Mission, auf der ich zweifellos nicht nur mit einigen der lebensfeindlichsten Landschaften Bekanntschaft gemacht habe, sondern ab der Beaufortsee auch mit einigen echten Monsterwellen. Falls man jedoch in dieser extrem rauen und schwer zugänglichen Gegend in unangenehme Situationen gerät, stehen die Chancen, gerettet zu werden, ziemlich schlecht.

Durch Zufall haben wir sogar auf einer der vielen Tausend winzigen unerforschten und ringsum von Eisschollen umgebenen Inseln, einige wahrscheinlich von Europäern notdürftig angelegte Grabstätten gefunden, einen menschlichen Schädel sowie jede Menge Knochen. Die Knochenfunde stammen vermutlich von den Mitgliedern einer Mitte des 19. Jahrhunderts verschollenen Expedition von Kapitän John Franklin, die, gefangen im Eis, durch Erfrieren und Verhungern den schlimmsten und qualvollsten Tod gestorben sind, den man sich nur vorstellen kann – und das alles auf der Suche nach der Nordwestpassage.

Doch auf diese abenteuerlichen Expeditionen folgten noch viele weitere.

Hierzu zählt zum Beispiel eine nicht unerhebliche Anzahl von extrem lebensgefährlichen Abenteuern, die ich mit viel Glück überlebt habe. Wenn ich jedoch heute an so manche dieser Aktionen zurückdenke, kriege ich echt eine Gänsehaut. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir in unserem Leben niemals wirklich auslernen, denn Erfahrung ist und bleibt eben stets der beste Lehrmeister.

Daneben habe ich auch eine Reihe total verrückter Dinge gemacht: Zum Beispiel habe ich zusammen mit einem Team auf Jetskiern die gesamte Küste von Großbritannien abgefahren, um mit dieser Aktion Spendengelder für die britische Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) zu sammeln. Dafür haben wir uns dann Tag für Tag, Stunde für Stunde, unermüdlich wie eine kleine Ameisenarmee durch das stürmische Meer entlang der schottischen Küste gekämpft und sind durch die hohen Wellen der rauen Irischen See geprescht. (Durch diese Aktion ist an meinem Unterarm ein seltsam hervortretendes Muskelgebilde entstanden, das wie eine große Beule aussieht und seither meinen Arm ziert!)

Ein anderes Mal habe ich die höchste Freiluft-Dinner-Party aller Zeiten veranstaltet, bei der ich in schwindelerregender Höhe unter einem Heißluftballon hing – eine Aktion, deren Erlös dem internationalen Jugend- und Erlebnisprogramm „The Duke of Edinburgh’s Award“ zugutekam.

Auch diese Mission wurde ein klein wenig haarig, als ich mich in 7.600 Metern Höhe bei minus 40 Grad Celsius vom Korb des Ballons zu diesem winzigen Metalltisch abseilen musste, der an einer Plattform etwa 15 Meter unter dem Ballonkorb befestigt war.

Da dies ein Weltrekord werden sollte, hatte ich mich dafür extra in die Gala-Uniform der Marine geworfen – ganz so, wie es vom Guinness-Buch der Rekorde verlangt wurde. Außerdem musste ich ein Menü mit drei Gängen – es gab unter anderem Entenbrust à L’Orange mit Kartöffelchen – verspeisen und der Queen zuprosten, wobei ich die ganze Zeit über zusätzlichen Sauerstoff aus kleinen Sauerstoffflaschen atmen musste. Als wir jedoch im Morgengrauen mit dem Ballon in die Stratosphäre aufgestiegen sind, war es noch ziemlich dunkel und wir hätten dabei um ein Haar den Tisch umgekippt. Dort oben ist natürlich alles gefroren, aber zum Schluss haben wir die Mission dann doch noch erfolgreich zu Ende gebracht. Denn nachdem ich meinen Teller brav leer gegessen hatte, bin ich mit dem Fallschirm abgesprungen und im freien Fall Richtung Erde gesaust.

Oder jene Aktion, als ich mit Charlie Mackesy nackt in einer Badewanne die Themse hinuntergerudert bin, um Spendengelder für einen Freund zu sammeln, der eine neue Beinprothese brauchte. Die Liste derartiger Hilfsaktionen hat noch lange kein Ende, und ich bin stolz darauf, dass sie immer weiter wächst. Doch all diese Geschichten werde ich bei anderer Gelegenheit zu einem anderen Zeitpunkt ausführlicher erläutern.

Immerhin bewegen sie sich in einer außergewöhnlichen Bandbreite – von tollkühn bis lächerlich und von gefährlich bis peinlich. Denn in diesem Buch wollte ich einfach nur beschreiben, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin: Ich wollte die früheren und weitaus größeren Expeditionen beschreiben, die mich so stark geprägt haben und auch jene kleinen Augenblicke in meiner Kindheit, die mich in die richtige Richtung gelenkt haben.

In den vergangenen Jahren habe ich allerdings so meine Schwierigkeiten gehabt, mit der Anerkennung und dem ganzen Presserummel klarzukommen. Es war immer ein prekärer Balanceakt, mir einerseits der Risiken meiner Arbeit bewusst zu sein und andererseits meiner wunderbaren jungen Familie gerecht zu werden.

Bis jetzt habe ich die richtige Balance noch nicht gefunden.

Ich habe sehr viele Fehlentscheidungen getroffen, die zu Unfällen und Verletzungen geführt haben. Viel zu viele, als dass ich sie alle aufzählen könnte.

Doch trotz allem bin ich mir sehr wohl der Tatsache bewusst, dass jemand stets schützend seine Hand über mich gehalten hat.

Nur, damit wir uns richtig verstehen: Das Glück hat eine immens große Rolle gespielt bei allem, was passiert ist, und es vergeht kein Tag, an dem ich mir dieses große Glück nicht bewusst vor Augen führe.

Denn wenn man sich erst einmal vor Augen führt, wie viel Glück und wie viele Schutzengel man hatte, setzt quasi als Nebeneffekt ein Lernprozess ein, bei dem man – entgegen den gängigen Wertvorstellungen unserer modernen Wohlstandsgesellschaft – ganz bewusst versucht, bescheiden zu bleiben, großzügig zu geben und all jenen unter die Arme zu greifen, die dringend ein bisschen Unterstützung brauchen, um ihr Leben zu meistern.

Diese simplen Leitsätze haben unsere Lebensweise stark geprägt und deshalb sind Shara und ich stets bestrebt, sie als Richtschnur für unser Handeln zu betrachten.

Allerdings muss ich mir auch eingestehen, dass wir das oft nicht so ganz schaffen.

Unser Leben ist nach wie vor ein großes Abenteuer und in vielerlei Hinsicht sogar ein weitaus größeres als je zuvor.

Denn ich bin noch immer öfter von zu Hause weg, als mir lieb ist. (Wenn auch deutlich weniger, als die Leute wohl meistens annehmen.) Außerdem habe ich gelernt, dass ich in der Zeit, in der ich zu Hause bin, auch wirklich zu Hause bin – das heißt, dass ich in dieser Zeit nicht unterwegs bin, um mich mit irgendwelchen Presseleuten zu treffen oder an irgendwelchen Veranstaltungen teilzunehmen. Denn beides ist schrecklich öde!

Entsprechend musste ich natürlich lernen, in meinem Leben ganz klare Prioritäten zu setzen, die da wären: Auf Sicherheit zu achten, schnell nach Hause zu kommen und nicht den Spaß an der Sache zu verlieren – alles andere ist Pipifax.

Ich gehe nach wie vor deutlich mehr Risiken in meinem Leben ein, als es ratsam ist – außerdem sollte man sich nicht allzu oft auf seinen Schutzengel verlassen. Denn wenn man schon so oft Glück hatte und mit heiler Haut davongekommen ist, sollte man einfach nur dankbar sein und das Unglück nicht unnötig herausfordern.

Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass ich tagtäglich Gefahren ausgesetzt bin, wenn ich mich auf Expeditionen begebe oder meine Survival-Filme drehe.

Da brauche ich mir doch nur die letzten paar Monate anzuschauen: Ich wurde zwischen gewaltigen Stromschnellen brutal herumgewirbelt, im Regenwald von einer angriffslustigen Schlange gebissen, in den Bergen um Haaresbreite von einem herabstürzenden Felsbrocken erschlagen; ich bin in den australischen Sümpfen nur mit knapper Not einem hungrigen Krokodil entkommen und ich musste in gut 1.500 Metern Höhe über der Arktis meinen Hauptfallschirm abschneiden und mit dem Reserveschirm landen.

Wann sind diese verrückten, halsbrecherischen Abenteuer eigentlich zu meinem Lebensinhalt geworden?

Es kommt mir irgendwie so vor, als ob dieser ganze Irrsinn eher unbeabsichtigt Teil meines Lebens geworden ist. Aber verstehen Sie mich bloß nicht falsch – ich liebe dieses Leben.

Doch jetzt besteht die große Herausforderung darin, an diesem Leben festzuhalten.

Jeder Tag ist für mich das wunderbarste Geschenk Gottes, ein großes Geschenk, das ich niemals als selbstverständlich betrachtet habe.

Ach ja, und wie sieht es mit all den Narben, den gebrochenen Knochen, den schmerzenden Gelenken und dem wehen Rücken aus?

Für mich sind sie nichts anderes als kleine Gedächtnisstützen, die mich stets daran erinnern, wie kostbar dieses Leben doch ist – und dass ich möglicherweise, nur möglicherweise, doch sehr viel zerbrechlicher bin, als ich mir letztlich eingestehen will.

1

Mein Urgroßvater Walter Smiles hatte eine ganz klare Vorstellung von seinem Lebenstraum. Denn während er an der nordirischen Küste, die er so sehr liebte, die frische salzige Meeresluft einatmete, ließ er seinen Blick zu den weit draußen liegenden Copeland Islands von County Down schweifen. Er gelobte, dass er eines Tages nach Portavo Point – an diese ursprüngliche und windumtoste Bucht – zurückkehren würde, um genau hier zu leben.

Er träumte davon, sein Glück zu machen, seine große Liebe zu heiraten und ein Haus für sich und seine Braut zu bauen – hier, in dieser kleinen Bucht, von der aus man die zerklüftete irische Küstenlinie überblicken kann. Es war ein Traum, der nicht nur sein Leben, sondern letztlich auch sein Lebensende prägen sollte.

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Walter stammte aus einer starken, hoch motivierten und zielstrebigen Familie. Sie war zwar nicht einflussreich und gehörte auch nicht zur High Society, dafür zeichneten sich ihre Mitglieder aber als vernünftige und tatkräftige Menschen mit großem Familiensinn aus. Walters Großvater war Samuel Smiles, der Autor des 1859 erschienenen bahnbrechenden „Motivations“-Ratgebers mit dem Titel Self-Help. Das Werk galt als Meilenstein und wurde sofort zu einem Bestseller, dessen Erstausgabe sogar noch höhere Verkaufszahlen erzielte als On the Origin of Species1 von Charles Darwin.

Samuels Buch Self-Help betonte insbesondere auch den Leitsatz, dass harte Arbeit und Durchhaltevermögen eine Schlüsselrolle bei der persönlichen Weiterentwicklung spielen. In der viktorianischen Gesellschaft traf sein Buch Self-Help haargenau ins Schwarze, denn zur damaligen Zeit lag einem Engländer die Welt regelrecht zu Füßen, sofern er über den nötigen Elan und Unternehmungsgeist verfügte, um sich tatkräftig für die Verwirklichung seiner Ziele einzusetzen. Das Buch wurde zum ultimativen Leitfaden, der dem gewöhnlichen Mann auf der Straße das Rüstzeug an die Hand gab, nach den Sternen zu greifen. Die Kernaussage des Buches machte deutlich, dass der Adelsstand kein Geburtsrecht ist, sondern dass er durch unser Handeln definiert wird. Es enthüllte die einfachen, bislang jedoch unausgesprochenen Grundsätze für ein sinnvolles und erfülltes Leben und definierte einen Gentleman einzig auf der Grundlage seines Charakters und nicht etwa seiner Abstammung.

Reichtum und gesellschaftliche Stellung gehen nicht zwingend Hand in Hand mit echten ritterlich-edelmütigen Charaktereigenschaften. Denn ein armer Mann, welcher reich ist an Mut und Tatkraft, ist in jeglicher Hinsicht einem reichen Mann, welcher arm ist an Mut und Tatkraft, weit überlegen.

Um es mit den Worten des heiligen Paulus zu sagen, der Erstgenannte „hat nichts und besitzt doch alles“, während der Letztgenannte zwar alles besitzt und dennoch nichts hat.

Nur diejenigen, welche arm sind an Mut und Tatkraft, sind wahrhaftig arm. Derjenige, der alles Hab und Gut verloren hat, aber dennoch seinen Mut, seinen Frohsinn, seine Hoffnung, seine Tugend und seine Selbstachtung nicht sinken lässt, ist noch immer ein reicher Mann.

Im viktorianischen Zeitalter, das heißt in einem aristokratischen England mit extrem ausgeprägtem Klassenbewusstsein, waren dies revolutionäre Worte. Um seinen Leitsatz unmissverständlich deutlich zu machen (und um zweifellos ein paar hochwohlgeborenen aristokratischen Egos auf den Schlips zu treten) betonte Samuel noch einmal mit Nachdruck, dass der Titel Gentleman verdient werden müsse: „Es gibt keinen Freifahrtschein für wahre Größe.“

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Samuel Smiles schließt sein Buch mit der nachfolgenden sehr bewegenden Geschichte eines Generals mit Gentleman-Qualitäten:

Ein Gentleman zeichnet sich durch seine Aufopferungsbereitschaft aus, indem er das Wohl der anderen bei den kleinen alltäglichen Angelegenheiten des Lebens vor sein eigenes stellt. […] In diesem Zusammenhang wollen wir auf die Anekdote des edelmütigen Sir Ralph Abercromby verweisen, von dem berichtet wird, dass man ihm, als er in der Schlacht von Abukir tödlich verwundet wurde, eine Wolldecke, die einem Soldaten gehörte, unter den Kopf geschoben hatte, um seine Schmerzen erträglicher zu machen, wodurch seine Qualen in der Tat erheblich gelindert wurden.

Er fragte, was man ihm da unter den Kopf geschoben hatte.

„Das ist bloß die Wolldecke von einem Soldaten“, lautete die Antwort.

„Wem gehört diese Decke?“, fragte er, indem er seinen Oberkörper halbwegs aufrichtete.

„Einem der Männer.“
„Ich wünsche zu erfahren, wie dieser Mann heißt, dem die Decke gehört.“
„Sie gehört Duncan Roy vom 42. Regiment, Sir Ralph.“
„Dann sorgen Sie dafür, dass Duncan Roy noch heute Nacht seine
Decke zurückerhält.“

Der General hätte noch nicht einmal für eine einzige Nacht einen einfachen Soldaten seiner Decke beraubt, selbst wenn er dadurch seine Todesqualen hätte lindern können.

Es ist genauso, wie Samuel geschrieben hat: „Wahrer Mut und echte Großherzigkeit gehen Hand in Hand.“

Und genau in dieser Familie, die nach eben diesem altüberlieferten Wertesystem lebte, ist mein Urgroßvater Walter aufgewachsen und hat seinen ganz persönlichen Lebenstraum gefunden.

2

Im Ersten Weltkrieg stürzte sich Urgroßvater Walter ins Kampfgeschehen, und zwar wo und wann auch immer sich ihm die Möglichkeit dazu bot. Er galt als einer jener „seltenen Offiziere, die ganz und gar im Kampfgeschehen aufgehen“.

Er hatte den Pilotenschein gemacht, doch als er merkte, dass sein Einsatz im Luftkampf aufgrund des Mangels an Flugzeugen eher unwahrscheinlich war, ließ er sich als Sub-Lieutenant [Unterleutnant zur See] zur Royal Naval Armoured Car Division – einer Panzerwagen-Schwadron der britischen Marine – versetzen, die von Winston Churchill ins Leben gerufen worden war und eine Art Vorläuferorganisation der späteren Spezialeinheiten darstellte.

Anders als die britischen Offiziere an der Westfront, die monatelang in ihren Schützengräben festsaßen, pendelte er zwischen zahlreichen wichtigen Kriegsschauplätzen hin und her – und dabei war er ganz in seinem Element. Selbst Walters CO – sein befehlshabender Offizier – hielt in einem offiziellen Bericht fest: „Besonders hervorzuheben ist Lieutenant Smiles uneingeschränkte Bereitschaft zur Übernahme gefährlicher Einsätze unter schwierigsten Bedingungen.“

Dann wurde er zur Kaiserlich Russischen Armee des Zaren abgestellt, um die Türken an der Kaukasusfront zu bekämpfen. Und während dieses Einsatzes wurde Walter sehr schnell befördert – 1915 zum Lieutenant [Kapitänleutnant], 1917 zum Lieutenant Commander [Korvettenkapitän] und 1918 zum Commander [Fregattenkapitän]. In diesen Jahren wurde Walter mit zahlreichen Orden für seine Verdienste ausgezeichnet: Für seine Tapferkeit im Kampfgeschehen erhielt er 1916 einen DSO – Distinguished Service Order – und 1917 erneut einen DSO, der mit einem Bar – einer besonderen Spange auf dem Medaillenband – gekennzeichnet war, 1919 eine „Mention in Despatches“ – eine namentliche Erwähnung im Kriegsbericht, die als besondere militärische Auszeichnung für Tapferkeit und vorbildliche Pflichterfüllung gilt sowie eine Reihe weiterer russischer und rumänischer militärischer Auszeichnungen.

In der lobenden Erwähnung anlässlich der Verleihung seiner ersten DSO-Auszeichnung hieß es: „Er wurde am 28. November 1916 in der Dobrudscha verwundet. Sobald er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, meldete er sich freiwillig, um eine Fliegerstaffel anzuführen, die bei einem Sondereinsatz die Stadt Braila erkunden sollte; dabei ist es in erster Linie seiner Tapferkeit zu verdanken, dass dieser Einsatz so erfolgreich durchgeführt werden konnte.“

Ein anderes Mal, als er sich mit einem Panzerfahrzeug im Kampfeinsatz befand, musste er zweimal aussteigen, um es unter heftigem Artilleriefeuer wieder in Gang zu bringen. Nachdem er von einer Kugel getroffen wurde, ließ er sich in einen Graben rollen und hielt verbissen den ganzen Tag seinen Angreifern stand. Ungeachtet der Tatsache, dass Walter verletzt war, stieß er binnen 24 Stunden wieder zu seiner Einheit und konnte es gar nicht abwarten, seinen Dienst erneut aufzunehmen. Sobald er wieder auf den Beinen war, führte er seine Fahrzeuge auch schon wieder ins Kampfgeschehen. Walter bewies nicht nur ein unerschütterliches Pflichtbewusstsein, sondern auch einen unbändigen Wagemut.

In einem Auszug aus dem Russian Journal von 1917 hieß es, dass Walter „ein außerordentlich mutiger Offizier und ein großartiger Kamerad“ war. Und der Kommandant der russischen Armee schrieb an Walters befehlshabenden Offizier: „Die außergewöhnliche Tapferkeit und grenzenlose Unerschrockenheit von Lieutenant Commander Smiles haben einen ruhmvollen Beitrag zur britischen Militärgeschichte geleistet und geben mir die Gelegenheit, ihn für die Auszeichnung mit dem höchsten militärischen Verdienstorden, nämlich dem russischen Orden des Heiligen Georg 4. Klasse, vorzuschlagen.“ Zur damaligen Zeit galt dieser Orden als höchste militärische Auszeichnung in Russland, die einem Offizier für außergewöhnliche Tapferkeit vor dem Feind verliehen werden konnte.

Um ehrlich zu sein, ich bin mit der Vorstellung aufgewachsen, dass ein Urgroßvater, der den Namen Walter trug, wohl eher ein langweiliger oder ernster Mensch gewesen sein muss. Aber nachdem ich ein wenig in der Vergangenheit gegraben hatte, habe ich schließlich entdeckt, dass er in Wirklichkeit ein ausgelassener, charismatischer und über die Maßen mutiger Mann war. Außerdem finde ich es klasse, dass Walter auf den Familienportraits, die ich gesehen habe, genauso aussieht wie mein ältester Sohn Jesse. Das zaubert immer ein Lächeln auf meine Lippen. Walter war schon ein großartiger Mann, an dem man sich ein Beispiel nehmen kann. Seine Verdienstorden und Medaillen hängen zwar noch heute bei uns zu Hause an der Wand, aber eigentlich habe ich nie so richtig begriffen, was für ein außergewöhnlich tapferer und heldenmütiger Mann mein Urgroßvater doch war.

Nach dem Krieg ging Walter nach Indien zurück, wo er schon vor Kriegsbeginn gearbeitet hatte. Dort war er als Arbeitgeber bekannt, der sich „gern unter seine indischen Arbeiter auf seinen Teeplantagen mischte und großes Engagement für die Probleme der ‚niederen‘ Kasten zeigte.“ Im Jahr 1930 wurde ihm die Ritterwürde verliehen – Sir Walter Smiles.

Auf einem Segelschiff, das ihn von Indien nach England zurückbrachte, lernte Walter dann seine zukünftige Ehefrau Margaret kennen. Margaret war eine sehr eigenständige Frau im mittleren Alter. Sie begeisterte sich sehr für Bridge und Polo, sah gut aus, hatte ein resolutes Auftreten und konnte Dummköpfe partout nicht ausstehen. Als sie es sich an Deck des Frachtschiffs mit ihrem Gin Tonic und einem Kartenspiel gemütlich machte, hätte sie nie im Leben damit gerechnet, dass sie sich verlieben würde. Denn auf dieser Schiffsreise lernte sie Walter kennen, aber so ist das nun mal mit der Liebe: Sie kommt meist völlig unerwartet und kann das ganze Leben verändern.

Schon kurze Zeit nach seiner Ankunft in England heiratete Walter seine Margaret, und obwohl sie schon im „fortgeschrittenen“ Alter war, wurde sie ziemlich schnell schwanger – sehr zu ihrem Entsetzen. Für eine Lady in den Vierzigern war es damals – zumindest nach ihrer Auffassung – einfach nicht „schicklich“, noch ein Kind auf die Welt zu bringen und deshalb unternahm sie alles erdenklich Mögliche, um ihre Schwangerschaft zu gefährden.

Meine Großmutter Patsie (sie war zu jenem Zeitpunkt das ungeborene Kind, das Margaret unter ihrem Herzen trug) hat mir einmal erzählt, was ihre Mutter zu diesem Zweck alles unternommen hat: „Sie ist sofort hinausgestürmt und hat die drei schlimmsten Dinge getan, die man in der Schwangerschaft überhaupt tun kann. Sie schwang sich auf ihr Pferd und jagte im gestreckten Galopp durch die Gegend, trank eine halbe Flasche Gin und genehmigte sich zum Schluss dann stundenlang noch ein richtig heißes Vollbad.“

Ihr Vorhaben scheiterte (Gott sei Dank) und im April 1921 erblickte Walters und Margarets einziges Kind Patricia (oder Patsie) – meine Großmutter – das Licht der Welt.

Als Walter Indien verließ und nach Nordirland zurückkehrte, erfüllte er sich schließlich seinen Lebenstraum. Er errichtete für Margaret ein Haus, und zwar an exakt demselben Ort in County Down, an dem er vor so vielen Jahren gestanden und aufs Meer hinausgeschaut hatte.

Mit seinem diplomatischen Geschick und messerscharfen Verstand ging er dann in die Politik und gewann am Ende den Parlamentssitz für Nordirland im Wahlbezirk North Down in Ulster, wo er dem Volk treu diente.

Am 30. Januar 1953 jedoch, einem Samstag, sollte sich all das ändern. Walter hatte gehofft, dass er vom Parlamentssitz in London nach Ulster zurückfliegen könnte. Doch in jener Nacht braute sich ein Sturm zusammen, der ein so fürchterliches Unwetter mit sich brachte, wie es Großbritannien in über zehn Jahren nicht mehr erlebt hatte. Da sein Flug wie zu erwarten gecancelt wurde, reservierte er stattdessen einen Sitzplatz im Nachtzug nach Stranraer in Schottland.

Am nächsten Tag dann – der Sturm nahm derweil immer bedrohlichere Ausmaße an – bestieg Walter die Princess Victoria, die Autofähre nach Larne in Nordirland. Den Passagieren wurde versichert, dass das Schiff seetüchtig sei. Zeit war immerhin Geld und so verließ die Fähre den Hafen wie geplant.

Was jedoch in jener Nacht geschah, hat die Städte Larne und Stranraer bis zum heutigen Tag stark geprägt. Vermeidbare Unfälle traumatisieren die Menschen, denn sie ereignen sich immer dann, wenn der Mensch aus purer Dummheit die Naturgewalten zum Duell herausfordert – und verliert.

Nicht vergessen: Warnungen soll man beherzigen.

3

Bei den Leuten hieß das Haus von Walter und Margaret an der Küste von Donaghadee einfach nur „Portavo Point“.

Von diesem mit viel Liebe gebauten Haus aus hatte man einen atemberaubenden Ausblick über die gesamte Küstenlinie und an einem klaren Tag konnte man nicht nur die in der Ferne schimmernden kleinen Inseln sehen, sondern sogar weit aufs Meer hinausschauen.

Das Haus war ein magischer Ort und ist es noch immer.

Allerdings war dies in jener Nacht nicht so.

Walter stand auf dem Deck der Autofähre und beobachtete, wie sich die schottische Küstenlinie immer weiter entfernte, während die stählerne Fähre – sie hatte ein durchgehendes und zum Heck hin offenes Fahrzeugdeck – hinausglitt auf See und mitten hineinfuhr in die sich immer höher auftürmenden Wellenberge dieses schweren Sturms. Die Wetterlage verschlimmerte sich immer weiter, die Überfahrt wurde immer stürmischer und die Wellen immer höher. Bis sich die Princess Victoria auf einmal – zu diesem Zeitpunkt war sie nur noch wenige Meilen von ihrem Zielhafen in Nordirland entfernt – inmitten des schwersten Orkans befand, der jemals über der Irischen See getobt hatte.

Anfangs konnte die Fähre den hohen Wellen zwar noch trotzen, aber achtern auf dem offenen Fahrzeugdeck gab es aufgrund eines Konstruktionsfehlers ein Leck in den Hecktoren, was katastrophale Folgen haben sollte.

Denn nach und nach drang über die nicht vollständig geschlossenen Falltore am Heck der Fähre immer mehr Wasser auf das Fahrzeugdeck. Und als dann noch schwere Brecher über das Deck schlugen, konnten die eindringenden Wassermassen nicht mehr über die Speigatten abfließen, wodurch sie sich ungehindert im gesamten Laderaum verteilen konnten, sodass das Schiff unter dem zunehmenden Gewicht dieser Wassermassen letztlich immer weniger Fahrt machen konnte, weil es immer mehr an Stabilität verlor, sich zur Seite neigte und folglich manövrierunfähig wurde.

Auch die Kielräume füllten sich schließlich mit Wasser. Undichte Hecktore und eindringendes Wasser, das nicht vollständig wieder abfließen kann, sind eine tödliche Kombination – bei jedem Sturm.

Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis die See das Schiff verschlingen würde.

Schon bald drehte der Sturm die Princess Victoria längsseits in die Wellen, wodurch das Schiff unter dem Gewicht der hereinbrechenden Wassermassen ins Schlingern geriet und Schlagseite bekam. Der Kapitän gab den Befehl, die Rettungsboote auszusetzen.

Ein Überlebender des Unglücks sagte damals vor dem Ulster High Court – dem Obersten Gericht – aus, dass er gehört hätte, wie Walter der Mannschaft genaue Instruktionen erteilt hatte: „Los, los, macht weiter, versorgt zuerst die Frauen und Kinder mit Rettungswesten.“

In sturmgepeitschter, tosender See sorgten der Kapitän und seine Besatzung dann dafür, dass die von panischer Angst getriebenen Passagiere die Rettungsboote bestiegen.

Zu diesem Zeitpunkt konnten sie allerdings nicht ahnen, dass sie die Rettungsboote mit den Frauen und Kindern in den sicheren Tod schicken würden.

Denn als die Rettungsboote heruntergelassen wurden, saßen die Passagiere zwischen dem Stahlrumpf der Fähre und der weiß schäumenden Gischt der hereinbrechenden Wellenberge sozusagen in der „Todesfalle“.

In dieser Situation waren sie den starken Sturmböen und dem peitschenden Regen erbarmungslos ausgeliefert – es gab kein Entrinnen.

Durch die Gewalt der seitlich aufschlagenden Wellen gerieten die Rettungsboote in eine unkontrollierte Rotationsbewegung um ihre Längsachse, wobei die von vorn auftreffenden Wellen die Boote zusätzlich noch um ihre Querachse drehten – das heißt, sie schaukelten und schlingerten hilflos vor sich hin und schafften es nicht, sich vom Rumpf der Fähre zu entfernen. Angesichts der heftigen Orkanböen und des hohen Seegangs war die Mannschaft nicht in der Lage, die Evakuierung des Schiffes voranzutreiben und musste ohnmächtig mit ansehen, wie schließlich fast alle Rettungsboote – eins nach dem anderen – kenterten.

Doch jetzt im Januar würde die Überlebenszeit der Passagiere in dem eiskalten Wasser der Irischen See nur wenige Minuten betragen.

In immer kürzeren Abständen schlugen die Wellen nun mit voller Wucht gegen das Schiff und es zeichnete sich ab, dass die Fähre diesem Sturm nicht standhalten konnte. Der Kampf des Schiffes gegen die Naturgewalten war aussichtslos – der Kapitän wusste es und Walter wusste es auch.

Die Sir Samuel Kelly, das Seenotrettungsboot aus Donaghadee, lief an diesem Samstag etwa gegen 13:40 Uhr aus und schaffte es bei schwerer See, die havarierte Fähre zu erreichen.

Die Besatzung musste sich durch heftige Böen und schwere Brecher kämpfen, aber es gelang ihr, von den 165 Passagieren zumindest 33 lebend zu bergen.

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Als ehemaliger Pilot im Ersten Weltkrieg reiste Walter stets lieber mit dem Flugzeug als mit dem Schiff. Jedes Mal, wenn er mit der „Dakota“ von London zurück nach Nordirland flog, bat er darum, dass er auf dem Vordersitz sitzen darf, damit er – so witzelte er immer – im Fall eines Absturzes als Erster tot ist.

Es war schon Ironie des Schicksals, dass er nicht durch einen Flugzeugabsturz ums Leben kam, sondern durch eine Schiffsreise.

Er hatte alles Erdenkliche getan, um den Passagieren zu helfen; alle Möglichkeiten waren ausgeschöpft. Es war kein Rettungsboot mehr übrig. Walter zog sich still in seine Kabine zurück und wartete – er wartete darauf, dass die tosende See dem Schiff endlich den Todesstoß gab.

Er musste nicht lange warten, aber diese Zeit muss ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. Das Glas im Bullauge von Walters Kabine muss in tausend Stücke zerborsten sein, als es dem unaufhörlichen Druck der Wassermassen nachgab.

Mein Urgroßvater Walter, der Kapitän der Princess Victoria sowie 129 weitere Personen – Besatzungsmitglieder und Passagiere – sie alle sind von der brüllenden See verschlungen und in die Tiefe gerissen worden.

Tot.

Dabei waren sie nur wenige Meilen von der nordirischen Küste entfernt; Portavo Point – Walters und Margarets Zuhause – war schon fast in Sichtweite.

Margaret und ihre Familie standen am Fenster im Gesellschaftszimmer und schauten hinaus auf die Bucht – sie konnten beobachten, wie die Leuchtsignale der Küstenwache, mit denen die Besatzungsmitglieder des Seenotrettungsboots in Donaghadee zu ihren Einsatzorten geleitet wurden, den Himmel hell erleuchteten –, aber sie konnten nichts weiter tun, als voll banger Sorge zu warten und zu beten.

Ihre Gebete wurden jedoch nicht erhört.

4

Das Seenotrettungsboot von Donaghadee fuhr am nächsten Morgen – einem Sonntag – früh um sieben Uhr noch einmal hinaus auf See; der Sturm war vorüber und das Meer war gespenstisch ruhig und spiegelglatt. Im Umkreis der Unglücksstelle fand die Rettungsmannschaft zwar zahlreiche kleinere Wrackteile, konnte aber letztlich nur die Leichen von elf Männern, einer Frau und einem Kind bergen.

Die Retter fanden keinen einzigen Überlebenden; die übrigen Todesopfer hatte die See verschlungen und gab sie nicht mehr her.

Noch am selben Tag musste sich Margaret unter Schock der traurigen Pflicht stellen, die Leichen zu identifizieren, die an der Kaimauer im Hafen von Donaghadee aufgebahrt waren.

Der Leichnam ihres geliebten Mannes wurde nie gefunden.

Margaret hat sich von diesem Schock nie erholt und ein Jahr später starb sie an gebrochenem Herzen.

Anlässlich eines Gedenkgottesdienstes, zu dem mehr als tausend Menschen in die Dorfkirche nach Bangor strömten, sagte der Bischoff von Down in seiner Ansprache, dass Walter Smiles gestorben war, wie er gelebt hatte: „Als guter, tapferer, selbstloser Mann, der nach dem Gebot lebte: ‚und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient‘.“

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Fast auf den Tag genau hundert Jahre zuvor hatte Samuel Smiles die letzten Seiten seines Buches Self-Help geschrieben. Es schloss mit einer bewegenden Geschichte über Heldenmut, an dem sich der viktorianische Engländer ein Beispiel nehmen sollte. Was das Schicksal meines Urgroßvaters Walter angeht, so traf diese Geschichte in höchstem Maße auf sein Leben zu.

Das Dampfschiff fuhr mit 472 Männern und 166 Frauen und Kindern an Bord an der afrikanischen Küste entlang.

Bei den Männern handelte es sich größtenteils um Rekruten, die sich erst seit kurzer Zeit im Militärdienst befanden.

Um zwei Uhr morgens, während alle unter Deck schliefen, rammte das Schiff mit voller Wucht einen Felsen, der von der Wasseroberfläche aus nicht zu sehen war. Er durchbohrte den Rumpf und es war augenblicklich jedermann klar, dass das Schiff untergehen würde.

Mit einem Trommelwirbel wurden die Soldaten auf dem Oberdeck zu den Waffen gerufen und die Männer marschierten auf, als wären sie auf dem Exerzierplatz.

Sie bekamen den Befehl „Rettet die Frauen und Kinder.“; dann wurden die hilflosen Geschöpfe, die meisten von ihnen notdürftig bekleidet, an Deck gebracht und wortlos in die Boote gesetzt.

Nachdem alle Boote sich vom Schiffsrumpf entfernt hatten, rief der Kapitän leichtfertig: „All diejenigen, die schwimmen können, springen über Bord und schwimmen zu den Booten hinüber.“

Doch Hauptmann Wright vom 91. Regiment der Highlanders widersprach: „Nein! Wenn Ihr das macht, werden die Boote mit den Frauen voll Wasser laufen und untergehen, weil sie überladen sind.“ Also verharrten die tapferen Männer regungslos. Kein Einziger zitterte vor Angst; kein Einziger drückte sich vor seiner Pflicht.

„Bis zu jenem Augenblick, als das Schiff unterging, gab es bei den Männern weder ein Raunen noch einen Aufschrei“, sagte Hauptmann Wright, der das Unglück überlebt hatte.

Das Schiff ging unter und mit ihm die heldenmütige Truppe, die eine Salve der Freude abfeuerte, während die Wellen sie nach und nach verschlang.

Ruhm und Ehre gebührt den Großmütigen und Tapferen! Männer, die so beherzt und vorbildlich handeln, sterben nie, denn in unserer Erinnerung sind sie einfach unsterblich.

Zweifellos musste Walter als junger Mann diese Zeilen im Buch seines Großvaters gelesen und verinnerlicht haben.

In höchstem Maße ergreifend.

In der Tat: Männer, die so beherzt und vorbildlich handeln, sterben nie, denn in unserer Erinnerung sind sie einfach unsterblich.

5

Als die Princess Victoria sank, war Margarets Tochter Patsie – meine Großmutter – eine junge, attraktive Frau. Die Medien stürzten sich regelrecht auf dieses tragische Unglück, indem sie in ihren Reportagen den großherzigen Heldenmut und die unendliche Opferbereitschaft von Walter in den Mittelpunkt stellten.

Irgendwie schienen diese Schlagzeilen Patsies tiefen Schmerz zu lindern. Zumindest kurzfristig.

Patsies Trauer hatte im Handumdrehen einen Medienrummel ausgelöst und ehe sie sich versah, hatte sie eine Nachwahl gewonnen, um den Parlamentssitz ihres Vaters in Nordirland zu übernehmen.

Die strahlend schöne Tochter übernimmt das politische Amt ihres heldenhaften Vaters. Diese Geschichte war filmreif.

Doch das Leben ist nun mal kein Film und die magische Faszination, die vom Parlamentsgebäude, dem monumentalen Palace of Westminster, ausgeht, sollte sich für Nordirlands jüngste Parlamentsabgeordnete aller Zeiten noch als eine sehr schwere Bürde erweisen.

Patsie hatte Neville Ford – meinen Großvater – geheiratet: Ein sanftmütiger Riese von einem Mann, der noch sechs Geschwister hatte.

Nevilles Vater Lionel war „Dean of York“ – Dekan der Kathedrale von York Minster, der größten mittelalterlichen Kirche Englands – und Rektor der Harrow School, einer der bekanntesten Public Schools2 für Jungen. Sein Bruder Richard – er war ein großes sportliches Ausnahmetalent und besuchte das Eton College – war ganz plötzlich und unerwartet einen Tag vor seinem 17. Geburtstag verstorben. Christopher, ein anderer Bruder von Neville, fiel auf tragische Weise während des Zweiten Weltkriegs in Anzio.

Doch Neville überlebte und er war sehr erfolgreich.

Er besuchte das Oriel College in Oxford, wo er zum attraktivsten Studenten gekürt wurde. Aber Neville sah nicht nur sehr gut aus, sondern er war auch ein fantastischer Sportler. Er spielte Cricket in der Profiliga der Grafschaft und die Presse feierte ihn als großartigen „Sechserschläger“, da er aufgrund seiner Größe von 1,90 Meter und seiner kräftigen Statur Spieldurchgänge mit den höchsten Punktzahlen erzielte.

Dann heiratete er Patsie, die Liebe seines Lebens, denn ihr allein gehörte sein ganzes Herz.

Mit seiner frischgebackenen Ehefrau bezog er in der Grafschaft Cheshire ein Häuschen auf dem Land und war der glücklichste Mann der Welt. Er nahm eine Stelle in der Papierfabrik Wiggins Teape an und gründete mit Patsie in dieser ländlichen Idylle eine kleine Familie.

Was Neville jedoch beunruhigte war, dass Patsie sich in aller Öffentlichkeit dazu bekannt hatte, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Er wusste, dass sich durch diese Entscheidung das Leben der ganzen Familie dramatisch verändern würde. Aber dennoch gab er seine Zustimmung.

Doch der Glamourfaktor von Westminster war nicht nur für eine junge Ehefrau sehr berauschend, sondern auch in den Korridoren des Parlamentsgebäudes war man(n) in gleicher Weise berauscht von Patsies Intelligenz und Schönheit.

Neville saß im gemeinsamen Zuhause in Cheshire und wartete geduldig. Doch vergebens.

Es dauerte nicht lange, bis Patsie eine Liebschaft mit einem Parlamentsabgeordneten anfing. Der Abgeordnete versprach ihr, dass er seine Frau verlassen würde, wenn sie sich von Neville trennte. Das war eine typische Floskel, nichts weiter als ein leeres Versprechen. Doch zu diesem Zeitpunkt war die junge Patsie schon tief in den gefährlichen Strudel der Macht geraten. Sie beschloss, Neville zu verlassen.

Es war eine Entscheidung, die sie bis zu ihrem Lebensende tief bereut hat.

Natürlich hat dieser Parlamentsabgeordnete seine Frau nie verlassen. Doch nun, da Patsie alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte, musste ihr Leben ja schließlich weitergehen.

Doch unsere Familie litt sehr unter der Trennung; für Nevilles und Patsies zwei junge Töchter (für Sally, meine Mutter, und ihre Schwester Mary-Rose) war es eine Katastrophe, die ihre Welt ins Wanken brachte.

Für Neville war es eine entsetzliche Tragödie.

Es dauerte nicht lange, da machte Nigel Fisher, ein anderer Politiker, Patsie den Hof und dieses Mal heiratete sie ihren Verehrer. Doch schon zu Beginn ihrer Ehe ging Patsies Ehemann Nigel fremd.

Sie blieb jedoch bei ihm und ertrug den Kummer in der vagen Überzeugung, dass dies wohl Gottes Strafe dafür war, dass sie Neville – den einzigen Mann, der sie stets aufrichtig geliebt hat – verlassen hatte.

Patsie zog Sally und Mary-Rose groß und hat in ihrem weiteren Leben sehr viel geleistet und erreicht, darunter unter anderem die Gründung einer der erfolgreichsten karitativen Einrichtungen in Nordirland – den Women Caring Trust, der auch heute noch (unter dem Namen Hope for Youth Northern Ireland, Anm. d. Übers.) mithilfe spendenfinanzierter Projekte, zum Beispiel mit Musik- und Kunstworkshops oder Berg- und Wandertouren, ein friedliches und kreatives Miteinander zwischen Katholiken und Protestanten in der konfliktgebeutelten nordirischen Gesellschaft unterstützt. (Wandern und Bergsteigen lag unserer Familie ja schon immer im Blut!)

Oma Patsie wurde von vielen geliebt und sie verfügte über jene Charakterstärken, die schon ihr Vater und ihr Großvater besaßen. Allerdings hat sie die Scheidung von Neville in jungen Jahren zeitlebens bereut und hat diesen Schmerz nie überwunden.

Als meine Schwester Lara zur Welt kam, hat sie ihr einen sehr bewegenden, gleichzeitig aber auch sehr schönen Brief über das Leben geschrieben, der mit folgenden Worten endete:

Genieße und schätze die Augenblicke purer Glückseligkeit wie einen wertvollen Edelstein – sie kommen völlig unerwartet und mit einem berauschenden Gefühl wahrer Wonne.

Aber es wird natürlich auch Augenblicke geben, in denen Dir alles düster und grau erscheint – vielleicht wird ein Mensch, den Du von ganzem Herzen liebst, Dich verletzen oder enttäuschen, sodass Dir vielleicht alles extrem kompliziert oder absolut sinnlos erscheint. Doch denke immer daran, dass alles vorübergeht und nichts so bleibt, wie es ist … und dass jeder Tag ein neuer Anfang ist und dass keine Situation, ganz gleich, wie schrecklich sie auch sein mag, völlig hoffnungslos ist.

Warmherzigkeit gehört zu den wichtigsten Dingen im Leben und kann so viel bedeuten. Sei bestrebt, niemals die Menschen zu verletzen, die Du liebst. Wir alle machen Fehler und manchmal sind es schreckliche Fehler, aber sei bestrebt, niemanden aus purem Egoismus heraus zu verletzen.

Sei stets bestrebt, Dein Denken in die Zukunft zu richten und nicht in die Vergangenheit, doch versuche bloß nicht, die Vergangenheit zu verdrängen, denn sie ist ein Teil von Dir, denn sie hat aus Dir den Menschen gemacht, der Du bist. Aber bemühe Dich, bitte, bitte bemühe Dich, ein wenig aus der Vergangenheit zu lernen.

Erst sehr spät in Patsies letzten Lebensjahren sind Neville und sie so gut wie „wiedervereint“ gewesen.

Neville wohnte damals nur ein paar Hundert Meter von dem Haus auf der Isle of Wight entfernt, in dem ich als Teenager aufgewachsen bin, und in dem Patsie regelmäßig während der Sommermonate bei uns zu Besuch war, als sie älter wurde.

Die beiden haben dann immer gemeinsame Spaziergänge unternommen und saßen zusammen auf einer Bank und schauten hinaus aufs Meer. Aber obwohl Patsie ihm mit Zärtlichkeit und Wärme begegnete, kämpfte Neville immer dagegen an, ihr noch einmal sein Herz zu öffnen.

Nachdem Patsie Neville verlassen hatte, quälten ihn 50 Jahre lang Kummer und Schmerz – so viel Leid kann man nicht einfach vergessen. Als junger Bursche konnte ich oft beobachten, wie sie ihre Finger sanft in seine große Hand gleiten ließ; das war ein schöner Anblick.

Von den beiden habe ich zwei wichtige Lektionen für mein Leben gelernt: Die Kirschen in Nachbars Garten schmecken nicht immer süßer und für wahre Liebe lohnt es sich zu kämpfen.

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Oma Patsie in ihrer geliebten Bucht Portavo Point in Nordirland.

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Paps (hintere Reihe, 4. von rechts) im Royal Marines Commando Training Centre in Lympstone.

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Familienfoto mit uns allen, zu Hause in London. Dreimal dürfen Sie raten, wer wohl das süße Baby ist …

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Oma und ich; da war ich sieben (übrigens war dies das einzige Mal in meinem Leben, dass ich eine Fliege getragen habe!).

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Paps und ich bei einem gemeinsamen Ausflug in den Bergen.

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Beim Urlaub in Frankreich. Unverkennbar: Ein Lausbub mit verschmitztem Lächeln, dem der Schalk schon aus den Augen blitzt.

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Zu Hause auf der Isle of Wight – da war ich zehn, neugierig und abenteuerlustig.

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Ich, Paps und meine Schwester Lara in unserem Garten auf der Isle of Wight.

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Mein erstes Schulfoto im Alter von sieben.

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Lara im Alter von 18 Jahren – wie immer bildhübsch.

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Mick (Crosthwaite) und ich treffen Vorbereitungen für einen Segelausflug um die Insel; wir sind beide elf.

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Im Alter von 16 wurde ich mit dem Abzeichen für den besten Karate-Schüler ausgezeichnet; das war kurz bevor ich nach Japan ins Trainingslager fuhr.

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Unser House Cricket Team in Eton; da war ich 17. Ich bin der Zweite von links in der ersten Reihe.

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Charlie (Mackesy) und ich mit 18; wir haben wieder mal herumgeblödelt.

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Unmittelbar nach bestandener SAS (R) Selection-Prüfung; bei unserem Fallschirmtraining.

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Ich, zusammen mit Soldaten meiner Kompanie des 21. SAS-Regiments in der Wüste in Nordafrika.

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Dem schlechten Wetter trotzen beim Bergsteigen – Berge sind eine meiner ganz großen Leidenschaf ten.

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Mick und ich im Everest-Basislager, kurz bevor die Expedition begann.

6

In meinen ersten Schuljahren habe ich meine gesamten Ferien an der nordirischen Küste in Portavo Point in Donaghadee verbracht, und zwar in exakt demselben Haus, in dem mein Urgroßvater Walter gelebt hatte und in dessen unmittelbarer Nähe er schließlich ums Leben kam.

Ich liebte diesen Ort.

Der kräftige Wind, der vom Meer herüberwehte, und der Geruch von Salzwasser drang in jeden Winkel des Hauses. Die Wasserhähne quietschten beim Aufdrehen und die Betten waren so alt und so hoch, dass ich immer am Bettgestell hochklettern musste, um überhaupt in mein Bett hineinzukommen.