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Nr. 125

– Im Auftrag der Menschheit Band 114 –

 

Der Negativ-Kontakt

 

Ein Mächtiger wird geboren – und ein USO-Spezialist funkt SOS

 

von Peter Terrid

 

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Auf den Stützpunkten der USO, den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Anfang Dezember des Jahres 2842 – eines Jahres, dessen erste Hälfte äußerst turbulent verlief, wie die vorangegangenen Ereignisse eindeutig bewiesen.

Jetzt herrscht in der Galaxis relative Ruhe. Der Aufbau des Solaren Imperiums geht kontinuierlich voran. Von den üblichen Geplänkeln und Reibereien an den Grenzen des Imperiums abgesehen, gibt es nach der erfolgreichen Ausschaltung des Plasma-Mutanten gegenwärtig keine Schwierigkeiten für die Menschen und die mit ihnen verbündeten Sternenvölker.

Man hat also allen Grund, mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. So glaubt man wenigstens, denn man weiß zu diesem Zeitpunkt noch nichts von einem Ereignis, das sich, obwohl es sich fern von der Erde und in ferner Vergangenheit abspielte, in zunehmendem Maße auch auf die Menschheit selbst auszuwirken beginnt.

Alles begann in dem Augenblick, da ein fremdes Sternenvolk die Grenze der Dimensionen überschritt, sich aus den Fesseln der Körperlichkeit löste und zu einem Volk von Zeitnomaden wurde.

Die programmierten Urgene blieben jedoch als Erbe der Zeitnomaden in diesem unserem Universum zurück. Seit undenklichen Zeiten im All treibend, erreichen einige den Bereich des Solaren Imperiums. Und eines von ihnen findet Kontakt zu einem Menschen – einen NEGATIV-KONTAKT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Docro Ktamvayn – Kommandant des Forschungsschiffes SMARGENT.

Amos Dalcon – 1. Offizier der SMARGENT.

Bilfnei Gloddus – Ein Mächtiger wird geboren.

Reltat Neserp – Spezialist der USO.

Kurito Mikuma – Neserps Freund und Kampfgefährte.

1.

 

In den Augen der Springer, Antis, Akonen, kurz der Mehrheit der Völker der Galaxis, waren die Terraner geistig nicht ganz in Ordnung. Was diese Völker störte, waren nicht die Hartnäckigkeit, Zähigkeit und der eigentümliche Gerechtigkeitsfimmel der Bürger des Solaren Imperiums – unbegreiflich war die Neugierde der Terraner, selbst da, wo sich diese Neugierde niemals bezahlt machen konnte. Gewiss trieben auch andere Rassen Forschung, aber sie suchten vornehmlich nach Planeten, auf denen man leben, sich ansiedeln oder doch zumindest mit den Eingeborenen einträgliche Geschäfte machen konnte. Niemals wäre es einem Springer eingefallen, ein auf den ersten Blick unrentables Sonnensystem zu erforschen – es sei denn, die betreffende Sonne ließ sich als Peilstern verwenden oder stellte eine Bedrohung der Handelsrouten dar.

Die Terraner indes stürzten sich mit wahrer Wollust auf jedes System, das ihre Orter anpeilen konnten. Sie vermaßen Planetenbahnen, stellten Kataloge von Welten zusammen und schleppten riesige Datenberge nach Hause, die zu nichts nutze waren. Feinde hatten die Terraner wahrlich genug, und Freunde in der Milchstraße zu finden, war ein mühseliges Geschäft. Siedlungsraum wurde in solchen Mengen auch nicht gebraucht, und die bekannten Rohstoffvorräte waren groß genug, um damit halbe Ewigkeiten auskommen zu können. Trotz dieser vernünftigen Argumente, wimmelte es in der Galaxis von Schiffen, die an der Außenwand das Symbol des Solaren Imperiums oder der USO trugen und die nichts anderes taten, als die Galaxis zu durchkreuzen und Daten zu sammeln. Die Zahl der Wissenschaftler, die an Bord dieser Schiffe lebten und unermüdlich arbeiteten, hatte längst die Millionengrenze überschritten.

Eines dieser Schiffe, die mit nimmermüdem Eifer den Dschungel der Sterne durchstreifte, war die SMARGENT. Sechshundert Meter lang war die Konstruktion und maß an der dicksten Stelle zweihundert Meter. Die SMARGENT war einfach, aber wirkungsvoll gebaut – drei kugelförmige Segmente, je zweihundert Meter durchmessend, beherbergten die Antriebsaggregate, Menschen und Forschungslabor.

Die vorderste der Kugeln war der Schiffsführung vorbehalten, die beiden anderen Teile waren mit Forschungsapparaturen vollgestopft. Aufgabe der SMARGENT: Erforschung und Katalogisierung der Eastside der Galaxis. Für diesen Auftrag waren zweihundertsechzig Männer und Frauen an Bord gekommen, die meisten mit einer zweifachen Spezialausbildung – ein Forschungsgebiet und eine Aufgabe, die zum normalen Borddienst an Raumschiffen gehörte.

Im Notfall konnten sich die Männer und Frauen der SMARGENT auch ihrer Haut wehren – was bei diesem Auftrag besonders vonnöten war. Noch immer tobten in der Eastside blutige Kämpfe zwischen den einzelnen Völkern der Blues. Seit die Terraner die Hegemonie der Gataser gebrochen hatten, lagen die Völker der Eastside ständig im Bruderkrieg. Die Terraner hielten sich aus diesen Konflikten heraus – im Gegensatz zu den Akonen und anderen Völkern, die auf dem Feuer des Krieges ihr persönliches Gewinnsüppchen zu kochen gedachten. Dennoch war es nicht ungefährlich, sich in dieser Gegend der Galaxis herumzutreiben.

Dies war mit ein Grund dafür, dass Docro Ktamvayn mit der Leitung des Schiffes beauftragt worden war. Seit seinem zwanzigsten Lebensjahr hatte der nun einundfünfzigjährige Mann Raumfahrt betrieben, und seine Leistungen als Astronom und Stellarphysiker standen seinem Ruf als Skipper in nichts nach. Er stand in dem zweifelhaften Ruf, wie ein Magnet Schwierigkeiten anzuziehen – sie aber auch durch Pfiffigkeit und Erfahrung lösen zu können.

Wer den hageren, hochgewachsenen Terraner sah, dachte beim ersten Blick unwillkürlich an Männer, die in staubigen Büros Akten bearbeiteten und dabei allmählich austrockneten. Ktamvayn hatte ein beträchtliches Untergewicht aufzuweisen, das ihn wie ein Gerippe aussehen ließ. Dass unter der lindgrünen Uniform des Solaren Imperiums geübte Muskeln versteckt waren, merkten die Betroffenen meist zu spät.

Allerdings war auch Docro Ktamvayn nicht auf alle Überraschungen vorbereitet, wie er bald merken sollte.

 

*

 

»Ein interessantes Objekt!«, murmelte Ktamvayn, während er das Bild auf dem großen Panoramaschirm betrachtete.

Seine Bemerkung galt einer Sonne in etwas weniger als zehn Astronomischen Einheiten Entfernung; auf den ersten Blick konnte ein geübter Astronom feststellen, dass dieses Gestirn keine lange Lebenszeit mehr hatte. Früher musste der gewaltige Ball aus Wasserstoff und Helium einmal hellgelb geleuchtet haben – ähnlich wie die irdische Sonne. Jetzt war ein großer Teil des Kernbrennstoffs aufgezehrt; rot glutete der Atomofen, und in absehbarer Zeit würde er gänzlich erlöschen. Fraglich war nur, ob dieser Tod friedlich sein würde.

»Ich wette einhundert Solar!«, schlug Ktamvayn vor. »Diese Sonne wird in kurzer Zeit zur Nova!«

»Ich halte, Käpten!«, meinte der Erste Offizier. Amos Dalcon war ebenfalls Astronom und kein schlechter.

»Topp!«, sagte Ktamvayn grinsend. »Ich hoffe, Ihr Konto ist noch nicht bei Null angekommen!«

Dalcon machte ein säuerliches Gesicht, als er sagte:

»Dank Ihres Puritanismus gibt es hier ja kaum Gelegenheit, Geld auszugeben!«

Ktamvayn hielt nicht viel von Alkohol an Bord von Raumschiffen. Dies hatte sich allerdings erst herausgestellt, als die SMARGENT schon Hunderte von Lichtjahren vom nächsten terranischen Raumhafen entfernt war. Ktamvayn war Nichtraucher, Nichttrinker, spielte keine Karten und war unverheiratet. Seine Flüche allerdings waren in der Explorerflotte weithin bekannt.

»Wir haben eine Peilung, Sir!«, mischte sich der diensttuende Leutnant der Ortungszentrale ein. »Etwa eine Lichtstunde entfernt ist ein Schiff aufgetaucht – die Messungen lassen auf einen Blues-Raumer schließen!«

»Auch das noch!«, stöhnte Dalcon auf. »Haben wir nicht schon genug Ärger?«

Nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen kreiste die SMARGENT um den sterbenden Stern; seit einigen Tagen stotterten die Triebwerke, und die Bordingenieure hatten genug damit zu tun, die Schäden zu beheben. Ernsthafte Beschädigungen lagen nicht vor, aber Ktamvayn hatte es vorgezogen, solange zu warten, bis das Schiff wieder in jedem Detail funktionstüchtig war.

Das Auftauchen des Blues-Raumer bildete eine neue Gefahrenquelle; die SMARGENT war nur mäßig bewaffnet, und noch lagen keine Daten über die Größe des Blues-Schiffes vor. Docro zog das biegsame Mikrophon näher an den Mund und sagte halblaut:

»Kommandant an L.I. Wie sieht es bei euch aus – wann sind die Maschinen wieder einsatzbereit?«

»Zum Davonlaufen reicht es, Käpten!«, kam die Antwort. »Aber nicht zu einer längeren Hetzjagd, dann fliegt uns der Kram um die Ohren!«

»Dann müssen wir anders vorgehen!«, bestimmte Ktamvayn ruhig.

Die Triebwerke des Schiffes gaben einen kurzen Feuerstoß ab, der gegen die Fahrtrichtung zielte; das Schiff wurde langsamer und dadurch näher an die sterbende Sonne herangezogen. Das kurze Triebwerkszünden musste nach Docros Überlegungen kaum anpeilbar gewesen sein; zu nahe waren die größeren Protuberanzen, als dass das kümmerliche Energiebündel aus den Düsen hätte bemerkt werden können. Allerdings vergrößerte sich so die Gefahr, in den Novaausbruch hineingezerrt zu werden. So stark die Schirme auch waren – gegen solche Naturgewalten waren technische Ausrüstungen machtlos.

»Was sagen die Orter?«, wollte der Kommandant wissen.

»Es handelt sich um einen Schweren Kreuzer der Gataser!«, meldete die Ortungszentrale. »Noch scheint man uns nicht bemerkt zu haben. Übrigens scheint der Blues defekt zu sein – das Schiff taumelt durch den Raum, als wäre der Kommandant betrunken!«

»Wenn er es ist«, kommentierte Docro gleichmütig, »um so besser für uns!«

Während er gespannt auf weitere Nachrichten der Orter wartete, behielt er den Bildschirm im Auge, der die rote Sonne zeigte. Docro meinte, eine leichte Verschiebung der Farbwerte sehen zu können, aber er war seiner Sache nicht ganz sicher.

»Der Blues kommt näher!«, lautete die nächste Meldung, dann erfolgte ein Alarmruf aus einem der Forschungsdecks.

»Sehen Sie sich vor, Kommandant!«, meldete sich ein Astrophysiker. »Die Sonne wird zusehends heißer, und wir haben auch schon leichte Pulsationen anmessen können. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich die Sonne zusammenzieht und dann zur Nova wird!«

Ktamvayn schwang mit seinem Sessel herum und musterte die Anzeigen der Instrumente. Die Temperatur an der Außenhülle kletterte langsam in Bereiche, in denen es ratsam war, die Schutzschirme zu aktivieren. Dieser Vorgang aber würde die Blues mit Sicherheit alarmieren.

»Die Lage wird langsam kritisch, Sir!«, meldete sich wieder ein Wissenschaftler. »Wäre es nicht ratsam, die Schirme zu aktivieren?«

Ein Blick auf den Panoramaschirm genügte, um Ktamvayn zu zeigen, dass die Sorgen der Besatzung berechtigt waren. Die Sonne begann sich zu verfärben und wurde immer heller. Die Massetaster wiesen zudem aus, dass das Gestirn zu schrumpfen begann.

Rein astrophysikalisch war dieser Vorgang nichts Außergewöhnliches. Der Kernbrennstoff im Innern der Sonne war erschöpft, und so wurde zwangsläufig der Druck der Sonnenmasse auf das Innere stärker. Dieser wachsende Druck aber heizte die atomare Reaktion neu auf – bis in einen Bereich, in dem schlagartig so große Energiemengen freigesetzt wurden, dass die Sonne auseinandergerissen wurde. Der Crab-Nebel im Sternbild Stier, Messier 1, legte ein zwar stummes, dennoch beredtes Zeugnis von der Wirkung solcher Sternenkatastrophen ab. Die Explosionswolke dieser Nova wuchs noch immer täglich um einhundert Millionen Kilometer. Docro Ktamvayn verspürte keine Lust, sich samt der SMARGENT in eine solche Wolke verwandeln zu lassen, auf der anderen Seite war die Gefahr, von den schweren Geschützen des Blues-Kreuzers zerstrahlt zu werden.

Ein gewaltiger Schlag ging durch die SMARGENT; automatisch fuhren die Schirmgeneratoren hoch und schützten das Schiff. Dennoch kamen etliche Gravos durch, die die Männer in der Zentrale durcheinanderwirbelten. Eine gigantische, lanzenförmige Protuberanz löste sich von der gelb leuchtenden Sonne und schoss in den freien Raum. Das Schiff war nur von einem schwachen Ausläufer dieser Gewalten gestreift worden – für Docro reichte diese letzte Warnung.

»Maschinen auf Volllast!«, schrie er in das Mikrophon. »Wir müssen hier verschwinden!«

Ein leichtes Zittern durchlief die SMARGENT, als die Triebwerke das Schiff beschleunigten und von der explodierenden Sonne fortstießen. Rasch nahm die SMARGENT Fahrt auf und ließ die Sonne hinter sich.

»Die Blues!«, schrie ein Mann in der Ortungszentrale. »Die armen Teufel rasen genau in die Protuberanz hinein!«

»Wir schleppen sie ab!«, entschied Ktamvayn nach kurzem Nachdenken. »Wir können sie nicht einfach umkommen lassen!«

Deutlich zeichnete sich inzwischen der Blues-Raumer auf dem Panoramaschirm ab; das Schiff taumelte wirr durch den Raum. Die Triebwerke arbeiteten nur stoßweise, und dem Blues-Kommandanten gelang es offenbar nicht, sein Schiff unter Kontrolle zu bekommen.

»Traktorstrahlen!«, befahl Docro knapp.

Das Team der SMARGENT war hervorragend aufeinander eingespielt; die Männer, die die Projektoren der Traktorstrahlen zu bedienen hatten, standen schon seit Minuten vor laufenden Generatoren – sie kannten ihren Kommandanten und wussten, dass er versuchen würde, den Blues zu helfen. Energetische Finger griffen nach dem torkelnden Raumer und rissen ihn mit. Zwar überschlug sich das Schiff noch immer, aber die Richtung des Trudelns änderte sich abrupt – die Bahn führte gradlinig aus dem gefährdeten Sonnensystem heraus. Wie eine feurige Zunge leckte die Protuberanz an den Schutzschirmen der beiden Schiffe; der Anprall der Energie löste eine Serie von Blitzen aus, die von den Schirmen ins Nichts zuckten.

»Es wird knapp werden, Sir!«, sagte Amos Dalcon ruhig, während er die Daten kontrollierte, die laufend von den Maschinen in die Zentrale geschickt wurden. Noch waren die Ausschläge der Instrumente vom Rotbereich weit entfernt, aber das konnte sich jederzeit schnell ändern.

Unter dem Zugriff der Traktorstrahlen stabilisierte sich allmählich der Kurs des Blues-Kreuzers; die Positronik berechnete den Rhythmus des Torkelns vor und steuerte die Traktorstrahlen so, dass sie die Unregelmäßigkeiten allmählich ausglichen.

Das Knistern, das vom Aufprall der Strahlung der Sonne auf die Schirme der SMARGENT herrührte, verstärkte sich von Minute zu Minute. Gleichzeitig schrumpfte der Feuerball immer schneller und verstärkte seine Helligkeit. Trotz der zunehmenden Entfernung und Geschwindigkeit der SMARGENT waren die Automaten gezwungen, die ersten Filtersätze vor die Optiken zu legen, um den Lichteinfall in Grenzen zu halten.

»Verdammt!«, knurrte Ktamvayn. »Die Anziehung der Sonne wird immer stärker!«

Unter sich hörte er das Grollen der Projektoren, die versuchten, die ungleichmäßigen Veränderungen zu kompensieren, die der sterbende Stern im Gravitationsbereich des Sonnensystems verursachte. Docro fand, die Lage wurde langsam ungemütlich, aber er hütete sich, seinem Unmut allzu deutlich Luft zu machen. In einem anderen Fall hatte seine Kanonade von Flüchen die Besatzung der Zentrale derart fasziniert, dass sie um ein Haar die Gefahr vergessen hatte, in der das Schiff seinerzeit geschwebt hatte.

»Was ist mit den Blues?«, erkundigte sich Dalcon. »Schläft der Funker drüben?«

»Keineswegs, Sir!«, lautete die Antwort aus dem Funkraum. »Das Schiff sendet pausenlos Hilferufe aus – übrigens keine automatischen. Der Kapitän drüben sieht liebenswürdigerweise darüber hinweg, dass ihm ausgerechnet ein Schiff des Solaren Imperiums zu Hilfe gekommen ist!«

Ktamvayn gab ein anerkennendes Brummen von sich; der Blues-Kommandant wusste genau, dass die Terraner eigentlich nichts in der Eastside der Galaxis zu suchen hatten. Aus Dank für die Hilfe verzichtete er offenbar darauf, dem terranischen Schiff Schwierigkeiten zu machen.

»Funken Sie den Blues an!«, befahl Ktamvayn. »Ich möchte wissen, was er aus eigener Kraft für seine Rettung tun kann. Und vergessen Sie nicht ...!«

»... den Translator vorzuschalten!«, ergänzte der Leutnant im Funkraum grinsend. »Ich weiß, Sir!«

Für diese kurze Entfernung reichte der normale Funk, der zudem den Vorteil bot, dass außer den beiden Schiffen niemand die Verbindung belauschen konnte. Nach kurzer Zeit stabilisierte sich auf einem der zahlreichen Bildschirme von Ktamvayn ein Bild. Von dem Blue waren lediglich ein Teil der blaubepelzten Schultern, der lange, dünne Hals und der charakteristische Tellerkopf zu sehen.

»Bei allen sieben Fingern der Gottheit des Spektrums!«, sagte der Blue; hinter der normal klingenden Stimme, die der Translator lieferte, war deutlich die eigentliche Sprache des Blues zu hören, ein schrilles Zwitschern und Pfeifen. »Ihre Hilfe kam genau im richtigen Augenblick!«

»Was ist eigentlich bei Ihnen los?«, fragte Ktamvayn zurück. »Sind Ihre Leute betrunken?«

»Eine Seuche!«, erklärte der Blue. »Fast die Hälfte der Besatzung ist ausgefallen!«

Trotz seiner langen Dienstzeit wunderte sich Ktamvayn immer wieder über die Perfektion des Translators, der bei den letzten Sätzen des Blues einen deprimierten Tonfall anschlug – Docro fragte sich beim Anblick des Tellerkopfs, ob das Gerät lediglich erriet, wie die Worte gemeint waren, oder ob der Translator aus dem Bild des Blues Stimmungen ablesen konnte.

»Wie lange werden Sie unsere Hilfe noch brauchen?«, wollte Ktamvayn wissen. Das Bild auf dem Schirm verfärbte sich und begann auseinanderzufließen, als eine neue Protuberanz die beiden Schiffe streifte.

»Ungefähr eine Stunde Ihrer Zeitrechnung!«, antwortete der Blue. »Dann werden wir selbst in der Lage sein, der Nova zu entfliehen. Können Sie uns während dieser Zeit weiter mit den Traktorstrahlen schleppen?«

»Ich will es versuchen!«, versprach Ktamvayn, dann unterbrach er die Verbindung.

»In einer Stunde sind wir eine glühende Gaswolke!«, prophezeite Dalcon düster; in solchen Lagen war der Erste Offizier meistens anderer Ansicht als sein Kapitän. »Das wird den Blues auch nicht helfen!«

»Mag sein!«, gab Ktamvayn gleichmütig zurück. »Frage an Maschine – wie sieht es aus?«

»Erträglich, Sir!«, lautete die Antwort. »Wenn Sie wollen, können wir jederzeit aus dem Einsteigraum austreten.«

Hinter den beiden davonjagenden Raumschiffen blähte sich die todgeweihte Sonne immer rascher auf; das Licht war inzwischen grellweiß geworden, und immer größere Protuberanzen stachen in den Raum. Glücklicherweise hatte das System nur zwei Planeten, die beide zu nahe an der Sonne standen, um Leben tragen zu können. Nur die beiden Schiffe trugen Leben, das von der Nova bedroht war –