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Matteo Bandello

Eine neue Art seine Frau zu züchtigen

(Novelle)

eBook: Eine neue Art seine Frau zu züchtigen (Novelle)

ISBN: 978-3-99042-839-9

Eine neue Art, seine Frau zu züchtigen, erfunden von einem Edelmann aus Venedig

Eine neue Art seine Frau zu züchtigen

Fast wäre ich, erlauchteste Dame, nicht dazu gekommen, Euch meine Reverenz zu machen; denn Ihr ließet mich gleich auf die Kanzel steigen, um eine Novelle zu erzählen, als ob ich ein beredter und graziöser Plauderer wäre. Ich weiß nicht, auf welchem Wege Ihr es schon in Erfahrung gebracht hattet, dass ich die Geschichte wisse, deren Erzählung Ihr von mir verlanget, wenn nicht etwa hier mein Begleiter und Beschützer, der Herr Scipione Attelano, dem ich sie dieser Tage gegen das Versprechen, dass er sie nicht weitererzähle, berichtet habe, dieses seines Versprechens sich nicht mehr erinnerte.

Ich beginne also damit, dass, soviel - und es war nicht viel - Antonio Mezzabarba, Doktor und Mann der schönen Künste, mir erzählte, sich's zur heiligen Fastenzeit ereignete, dass in der Kirche San Giugliano der Maestro Sisto aus Venedig die Predigten hielt. Er war ein in der heiligen Theologie und den göttlichen Schriften hochgelehrter Mann, der für gewöhnlich im Prädikantenstift, genannt San Giovanni e Paolo, wohnte und jedes Jahr in einer der Pfarrkirchen von Venedig predigte, einmal in dieser, einmal in jener. Eine auffallende Erscheinung, hoch gewachsen, mit schönem Antlitz, mit lächelndem und gewinnendem Blick, hatte er durch seine Predigten großen Erfolg und wurde in ganz Venedig allgemein der schöne Damenprediger geheißen.

Während er nun in Venedig in San Giugliano die Predigten hielt, predigte in derselben Fastenzeit in San Salvadore, einer Kirche, die von San Giugliano nicht weit entfernt ist, ein anderer, recht namhafter Prediger von den regulierten Chorherren; dessen Predigten hörte Madonna Cassandra, die Gattin des Herrn Pancrati Giustiniano, eine leidlich hübsche, rundliche und appetitliche, aber recht leichtfertige Dame.