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Ich bedanke mich bei

meiner Familie für ihre

Unterstützung.

Weiter wünsche ich meinen Lesern

viel Spaß mit meinem

zweiten Band aus der Reihe

Dana.

 

Der Autor

 

 

 

 

Thomas L. Hunter

 

 

 

 

 

D a n a

 

und die Suche nach dem

vergessenen Kontinent


Drache_ohne_transparent

© 2016 Thomas L. Hunter

http://thomas-l-hunter.de

 

Nachweise:

https://www.facebook.com/azraelscoverwelten/

http://de.123rf.com/illustration-of-old-papyrus-with-map-and-feather.

http://www.drachen-fabelwesen.de/malvorlagen-fabeltiere/l

 

 

Umschlaggestaltung: Azrael ap Cwanderay

 

 

Korrektorat: Friederun Baudach-Jäger

Britta Rose

Renate Lammel

 

 

 

 

 

 

Verlag: Hunter Verlag

Distributed in Germany by feiyr.com

 

 

ISBN-13: 978-3958493315


 

 

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel   1 – Ehrungen sind nicht alles 8

Kapitel   2 – Ein Drachengeheimnis 11

Kapitel   3 – Kein Fest ohne Überraschung 16

Kapitel   4 – Das Vermächtnis des Dämons 22

Kapitel   5 – Sind wir bald da? 32

Kapitel   6 – Die Festung des Setesch 47

Kapitel   7 – Alte Geheimnisse - neues Wissen 65

Kapitel   8 – Reisevorbereitungen 92

Kapitel   9 – Gold, Edelsteine ... unsichtbar 107

Kapitel 10 – Raus in die Welt 126

Kapitel 11 – Im Drachenberg 144

Kapitel 12 – Minen, Drachen ... neue Freunde 158

Kapitel 13 – Irgendwo hinter Cusco 173

Kapitel 14 – Im Königreich des Kondors 186

Kapitel 15 – Der passende Kristall 199

Kapitel 16 – Der Kristallschädel 219

Kapitel 17 – Der Weg nach Mittelatlantika 239

Kapitel 18 – Im Reich der Dämonen 252

Kapitel 19 – Der vergessene Kontinent 263

Kapitel 20 – Zuhause ist es doch am schönsten 277

 

Namenslegende 287

Weitere Bücher des Autors 291

 

 

 

 

 

 

 

»Und du glaubst, es wird funktionieren?«

Der jugendliche Magier neben ihm sah ihn zweifelnd an.

»Aber sicher!«

Der Angesprochene sah sich im weitläufigen Kellergewölbe um, bis sein Blick an dem schwarzen Monolithen, der das Zentrum des Raumes dominierte, haften blieb.

»Wir sind genug Magier, um das zu bewerkstelligen. Unsere Energie dürfte dafür ausreichen! Hole jetzt die anderen, wir können beginnen!«

Der junge Magier machte sich, wie befohlen, auf den Weg, um den Wunsch seines Meisters zu erfüllen..

»Was soll schon passieren …!«, murmelte der alte Zauberer …


 

"...In a single day and night of misfortune,

the island of Ατλαντίδα

disappeared into the depths of the sea."

 

Plato, Critias

Kapitel 1

Ehrungen sind nicht alles


Irgendwo, tief im Siebengebirge, gibt es einen Ort, der von Menschen seit langem vergessen wurde: das verschollene Gebirge. Erst vor kurzem, aus dem Nebel der Zeit, aufgestiegen.

Ihm vorgelagert, erstreckt sich ein märchenhaftes, dicht bewaldetes weitläufiges Tal. In seinem Zentrum, kaum einzusehen, ruht versteckt eine traumhafte kleine Lichtung, durch die leise ein bescheidener schmaler Bach plätschert.

Wäre zufällig ein Wandersmann des Weges dahergekommen und hätte diese Waldwiese betreten, er hätte ein seltsam anmutendes Bild wahrgenommen. Dort saß ein junges, weißblondes, bildhübsches Mädchen, entspannt an einem Baum gelehnt, mitten auf der Lichtung. Was noch nicht verwunderlich wäre. Aber um sie herum saßen die Tiere des Waldes und für nicht Eingeweihte unsichtbar, auch einige Feen und Elfen. Der Wanderfreund hätte denken können, das junge Mädchen würde Hof halten.

Dana, so hieß das fast dreizehnjährige, sportliche Mädchen, saß oft auf dieser Waldlichtung und hörte sich die neuesten Geschichten aus der Welt des Waldes an. Im Gegenzug wollten die Tiere immer wieder von ihren Abenteuern hören. Sie und ihre Freunde waren es nämlich, die es geschafft hatten die Probleme des Zwergenvolkes, mit dem Gebirge, zu lösen. Und wie sie es geschafft hatten, die Abenteuer dazu, das musste sie immer wieder erzählen.

Doch es war kein Wanderer, der leise die Lichtung betrat. Ein jugendlicher, gutaussehender Zwerg, der eigentlich mehr von einem Menschen statt von seiner Art hatte, näherte sich vorsichtig dem Mädchen. Nun, Gomek, so hieß er, war kein Außenstehender. Er wusste, dass die junge Dame, immer wenn sie Zeit hatte, sich auf dieser Lichtung aufhielt. Er war auch, wie Dana, in der Lage, alle Wesen zu sehen. Bei ihrem gemeinsamen letzten Abenteuer, in der Welt der Feen und Elfen, hatten sie die Gabe des Erkennens der kleinen geflügelten Wesen erhalten.

Der junge Zwerg bewegte sich langsam und besonnen auf die Gruppe zu. Schließlich wollte er niemanden von der Versammlung verschrecken. Als er die kleine Zusammenkunft fast erreicht hatte, räusperte er sich leise, um auf sich aufmerksam zu machen.

»Setz dich Gomek ...«, sprach Dana den Überraschten an.

»Woher weißt du, dass ...« Gomek war verblüfft.

Dana zeigte wortlos auf Shari. »Sie hat dich schon seit einiger Zeit im Auge und es mir mitgeteilt.«

Shari war Danas kleine Fee. Sie und das winzige Wesen bildeten eine Einheit und konnten sich, nur mit der Kraft ihrer Gedanken, verständigen.

»Nun setz dich schon und leiste mir Gesellschaft.«

Langsam, um die Zuhörerschaft nicht zu verschrecken, setzte er sich zu ihr.

»Was machst du eigentlich hier? Wir sollten uns auf die Feierlichkeiten vorbereiten, um ...«

Dana unterbrach ihn. »Ich wollte das nie ... eine Heldin sein. Ich habe das alles gemacht, weil ich es konnte und weil ich die Einzige war, die die Macht dazu hatte. Ich versuchte, es dem König und dem Premier auszureden ... aber nein, sie sagten, dass die Zwergengemeinschaft neue Helden braucht, vor allem so junge wie wir. Was für ein dummes Zeug!«

Gomek schmunzelte. »Und nun sitzt du an diesem Ort und hoffst, dass einer deiner tierischen Freunde dir bei der Lösung hilft?«

Dana sah ihn verdutzt an und musste lachen.

»Natürlich nicht. Lass uns gehen. Ich muss noch zu Rufus, er ist auch geladen. Seit Erogat jedem, der es möchte, einen Kommunikationskristall gegeben hat, ist das Nachrichtennetz des Königs etwas vergrößert worden. Nun kann er ja noch viele mehr einladen und ich darf sie dann holen ... was hab ich doch für ein Glück.«

Der Rest des Satzes klang nun eher traurig.

Langsam bummelten sie zurück und erreichten bald darauf die Zwergenhöhle. Am großen Platz, wo längst die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten begonnen hatten, trennte sie sich von ihm. Dana wollte noch Rufus abholen, da er nach wie vor kein Medaillon besaß, ... bislang nicht.

Kapitel 2

Ein Drachengeheimnis


Dana schlenderte an der, zurzeit eingehüllten, Heldenstatue vorbei. Ihr war gar nicht wohl bei der Sache ... eine Heldin zu sein. Es bereitete ihr mehr Unbehagen, als sie zugeben wollte. Sie verstand es einfach nicht. Sie warf noch einen nachdenklichen Blick auf den Festplatz, aktivierte danach den Monolithen und reiste in Rudis paradiesisches Reich. Dort angekommen hatte sie eigentlich erwartet, dass Rufus sie erwarten würde. Aber nein, sie war alleine.

»Wo könnte er nur stecken?«, fragte sie sich.

»Bestimmt hat er mal wieder seine Nase tief in irgendwelchen Büchern vergraben.«

Sie ging zur Bibliothek und dort fand sie ihn tatsächlich. Er war ganz in die Lektüre eines Werkes vertieft. Leise klopfte sie an das Holz der Tür, sie wollte ihn selbstverständlich nicht erschrecken. Sie kannte das nur zu gut von sich selbst. Rufus aber, er befand sich gedanklich ganz woanders, reagierte nicht. Mucksmäuschenstill betrat sie den Raum und räusperte sich. Nichts passierte.

»Oh Mann ...«, dachte sie, »er ist ja wohl komplett weggedriftet.«

Shari wurde es zu bunt. Sie flog los und setzte sich mitten auf das Buch und verdeckte den Text. Erschreckt fuhr Rufus hoch und sah sich verwirrt um. Schließlich erblickte er Dana und lächelte verlegen.

»Ah, du bist bereits da, das ist gut. Ich habe noch einiges zu tun, aber Rudi erwartet dich im Hof!«, brummte er leise und widmete sich wieder seinem Buch.

Verdutzt verließ sie mit Shari die Bibliothek und machte sich auf, um Rudi ihre Aufwartung zu machen. Kaum war sie draußen, da vernahm sie auch schon seine klangvolle, tiefe Stimme in ihrem Kopf.

»Guten Tag, Dana wie geht es dir?«

Sie drehte sich um und suchte ihn, den Besitzer der Stimme. Sie erschrak etwas, hinter ihr stand ein hochgewachsener alter Mann mit langem weißem Haar. Spontan dachte sie an Erogat, er hätte glatt ein Bruder von ihm sein können - nur, dass dieser noch lebte. Sie betrachtete den Fremden aufmerksam. Sein Gesicht war wettergegerbt und seine stahlblauen Augen zwinkerten Dana freundlich zu.

Er trug eine dunkelrote Robe mit einem ausladenden, schwarzen Kragen, die ihm bis zu den Füßen langte. Auch ihr Volk trug dieses Kleidungsstück. Ein gewaltiger Vollbart verdeckte fast sein ganzes Gesicht und reichte hinunter bis zu seinem breiten Gürtel, der wiederum das Gewand fest zusammenhielt. Dieser Gürtel wurde von einer prächtigen goldenen Schnalle zusammengehalten, die einen Drachenkopf darstellte. Die Augen waren wohl aus Rubinen gefertigt, denn sie leuchteten in einem magischen Rot. Da überkam sie eine Ahnung, wer da vor ihr stand.

»Bist du ..., nein, das kann nicht sein, wie kannst du ...«

Dana brach irritiert mitten im Satz ab. Rudi lachte, denn um ihn handelte es sich tatsächlich. Vielleicht hätte sie auch früher darauf kommen können, da Shari ihn sofort erkannt und sich auf seine Schulter gesetzt hatte. Rudi nahm sie hoch und schwenkte sie einmal im Kreis.

»Wow, bist du aber schwer geworden.«

Er lachte immer noch.

»Komm, lass uns ins Haus gehen und ich erzähle dir, was hier passiert ist. Ein Drachengeheimnis.«

Er schlenderte, mit Shari auf der Schulter, zurück ins Gebäude. Langsam folgte sie Rudi. Es war ihr nicht ganz geheuer. Zwar kannte sie die Verwandlung, im letzten Jahr war sie selbst ein paar Mal verwandelt worden, aber bei ihm? Was will ein Drache mit einer zusätzlichen Gestalt? Rudi schien ihre Gedanken zu erraten.

»Zerbrich dir nicht den Kopf, gleich erfährst du ja alles.«

Sie erreichten den Wohnraum. Rudi holte ein paar Gläser und eine Karaffe mit Saft.

»Shari, wärest du so gut und holst Rufus dazu? Dann muss ich nicht alles zweimal erzählen.«

Sie schwirrte davon und kam kurz darauf mit ihm zurück. Nachdem sich nun jeder gesetzt hatte, begann Rudi mit seiner Geschichte.

»Das, was ihr jetzt hier seht, ist keine Magie. Das ist mein anderes Ich. Es ist immer präsent und abrufbar ...«

Er sah Dana an.

»Es ist keine Formwandlung, wie sie Shari beherrscht.«

Dana unterbrach ihn aufgeregt. »Ist es so ähnlich wie bei dem Dämonenlord?«

Rudi überlegte. »Nicht ganz, er besetzt einen Körper und wir bilden einen nach.«

Er räusperte sich und erzählte dann weiter:

»Seit Urzeiten wandeln wir auf dieser Erde und es gab immer das Problem, dass alle uns fürchten. Selbst die Tiere. Bei den ersten Rassen wie den Zwergen, Elben und den meisten Wesen war es nicht anders. Dort galten wir sogar als Unheilsbringer. Später, als der Mensch auf der Bildfläche erschien, wurde es noch schlimmer ... Frag Rufus, er hat einiges darüber gelesen. Jedenfalls besannen wir uns auf unsere Fähigkeit der Verwandlung. Viele meiner Art wählten die Form von Tieren, großen Tieren wie Bären oder Wölfen. Das half, um unerkannt in den Wäldern zu überleben. Das Ganze hatte aber einen Nachteil, einmal eine Gestalt ausgewählt, ist sie nicht mehr zu verändern. Ich hatte das Glück, sehr früh auf dein Volk zu treffen. Sie begeisterten mich so sehr, dass ich ihre Form wählte. Voilà, deswegen diese große Ähnlichkeit mit deinem Volk.«

Rudi betrachtete grinsend die ratlosen Gesichter. Das mussten seine Zuhörer erst einmal verarbeiten. Keiner vermochte auch nur ein Wort zu sagen.

Dana fand zuerst die Sprache wieder. »Das heißt, du hättest uns jederzeit in dieser Form begrüßen können? Aber ... warum hast du das nicht?« , wunderte sich Dana.

Rudi überhörte den vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme und fuhr fort:

»Erstens ist es ein Geheimnis und zweitens ist mein Drachenauftritt doch viel imposanter als dieser hier. Findet ihr nicht auch?« Er deutete mit einer lässigen Geste an sich hinunter.

»Mag sein ...«, meldete sich nun Rufus beleidigt zu Wort. »Ich lebe nun schon eine ganze Weile mit dir zusammen, und nie hast du das auch nur im Ansatz erwähnt, geschweige, mir dein zweites Ich vorgestellt. Was hat sich denn jetzt geändert?«

Rudi deutete auf die junge Magierin.

»Die Zeit und die Tatsache, dass unsere Dana ausgezeichnet wird. Ich kann da ja wohl schlecht als Drache erscheinen. Natürlich wäre ich auch zu groß ... in meiner anderen Form, um durch den Monolithen zu passen. Ist doch einleuchtend, oder nicht? Und außerdem, in dieser menschlichen Gestalt fühle ich mich so ... unvollkommen.«

Er strahlte seine Freunde spitzbübisch an, als wäre ihm ein prächtiger Streich gelungen. Was ja auch irgendwie stimmte.

»Nun denn ... brechen wir auf. Mann, was werden meine Leute für Augen machen! Schade, dass Erogat nicht auch kommen kann, das wäre die Schau. Ein echter Drache ... in Menschengestalt.«

Dana gluckste bei dieser Vorstellung und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Rufus war immer noch etwas verärgert. Doch bei dieser Vorstellung erhellte sich auch sein Gesicht. Es brachte ja auch nichts, wenn er Rudi böse wäre, es war letztendlich seine Entscheidung und das musste er akzeptieren.

Sie aktivierten den Monolithen und reisten gemeinsam zum königlichen Fest.

Kapitel 3

Kein Fest ohne Überraschung


Als sie den Monolithen verließen, nahm Dana ihre beiden Freunde mit zu ihren Eltern, in die kleine Wohnhöhle. Olo und Tala hätten es ihr nicht verziehen, wenn sie nicht zuerst zu ihnen gekommen wäre, vor allem, da sie nur mit einem Gast rechneten. Um so erstaunter waren sie, als ihre Stieftochter mit zwei Besuchern erschien. Zugleich wurden sie noch aufgeregter, als sie ohnehin schon waren, als Dana endlich Rudi vorstellte. Das gab es noch nie, einen echten Drachen ..., allerdings in Menschengestalt.

Als sich schließlich die erste Aufregung gelegt und sich alle begrüßt hatten, durfte Dana ihr magisches Können zeigen. Sie erschuf, in entsprechenden Abmaßen, Sitzplätze für den Besuch. Natürlich aus Luft geformt, das mochte sie am liebsten. Nachdem endlich jedermann Platz genommen hatte, servierte Tala die Getränke. Danach entstand eine peinliche Stille. Alle hatten Fragen, nur keiner wollte den Anfang machen. Olo platzte fast vor Neugier und musste unbedingt als Erster seine Frage stellen:

»Herr Drache ..., besitzen sie eigentlich einen Drachenhort ... nebst Schatz?«

Rudi lachte dröhnend und klopfte sich vor Vergnügen auf die Oberschenkel. Er hatte mit vielem gerechnet, Fragen aus Wissenschaft, Magie und vielleicht auch Technik, denn er wusste, dass Olo im Wissenschaftsministerium arbeitete. Aber diese Frage nach einem Drachenhort und einem Schatz? Das erstaunte ihn doch sehr.

Nachdem sein Heiterkeitsausbruch vorbei war, begann er: »Als Erstes, nenn mich doch Rudi. Wir brauchen wirklich nicht diese Förmlichkeiten.«

Danach sah er Olo direkt an und wollte von ihm wissen: »Warum gerade diese Frage?«

Olo sah verlegen zu Boden.

»Früher hatten wir viel Kontakt mit der Außenwelt, vor allem mit der Ritterschaft. Sie erzählten von ihren Ruhmestaten, von Legenden und andere Geschichten. Zum Beispiel von Kämpfen gegen Drachen, natürlich auch von deren Drachenhorten und ihren Schätzen.«

Rudi kräuselte nachdenklich seine Stirn.

»Na gut, Rufus hat mir auch von solchen zweifelhaften Ruhmestaten berichtet, wobei ich nicht glaube, dass ein Ritter sich mit einem Drachen messen kann.«

Er legte eine kurze Pause ein und wählte seine nächsten Worte mit Bedacht.

»Es ist ein Ammenmärchen, dass wir Drachen einen Schatz besitzen. Wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat? Das wird mit Sicherheit für immer ein Rätsel bleiben.

Zugegebenermaßen gibt es wohl auch unter uns einige, die dem Glanz von Gold, Silber und Edelsteinen verfallen sind. Es gibt verschiedene Beispiele in der Natur, dass Lebewesen das Sammeln solcher Gegenstände betreiben. Es ist nicht weit verbreitet. Soweit ich weiß, gibt es nur eine Lebensform, die diese Sammelleidenschaft auf die Spitze treibt: der Mensch. Es gibt sogar welche, die dafür Leben nehmen würden. Zum Glück ist das nicht so weit verbreitet ... Mein einziger Goldbesitz ist hier.«

Er deutete auf seine prächtige Gürtelschnalle.

»Mehr besitze ich nicht. Was sollte ich auch damit anfangen.«

Er lächelte seine Zuhörer an.

»Ich glaube, wir sollten jetzt aufbrechen!« Dabei blickte er Dana an. »Deine Festlichkeit fängt bald an.«

Rudi hatte recht. Alle weiteren Fragen wurden verschoben, und man brach umgehend auf, um den König und die anderen Gäste nicht warten zu lassen.

Der große Platz war schon mehr als gut besucht. Jeder Sitzplatz um die Statue, die man nach wie vor verhüllte, war schon belegt, so dass die letzten Besucher bereits stehen mussten. Es gab nur noch auf der Königstribüne Plätze für Dana und ihre Gäste. Natürlich auch für ihre Eltern. Das gehört sich ja wohl auch bei dem Ereignis.

Sie nahmen Platz und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Gomek und seine Eltern saßen längst auf ihren Plätzen. Er blickte Dana erstaunt und fragend an, da sie überraschenderweise zwei Gäste mitgebracht hatte. Das mit Rudi hatte er verpasst. Sie setzte ihn kurz ins Bild und versprach ihm, nach der Feier alles genau zu erzählen. Shari, der dieser Trubel widerstrebte, hatte es sich auf Rudis Kragen bequem gemacht. Er ließ sie gewähren, denn er mochte die kleine Fee sehr gerne. Schließlich begann es.

In der Mitte der Tribüne hatte man ein Rednerpult aufgebaut. Nun ging ein Minister nach dem anderen zu dem Pult und ließen ihre Lobeshymnen auf unsere Helden niederprasseln. Danach kamen noch einige Redner aus den verschiedensten Regierungsbereichen, ... bis endlich der König von seinem, extra für ihn gezimmerten, Thron aufstand und nach vorne ans Rednerpult trat. Es war eine lange, sehr lange Rede. Dana schaute Gomek an. Er saß da, als habe er einen Weidenstock verschluckt. Sie beugte sich zu ihm rüber.

»Keine Angst, bald ist es vorbei und wir können uns wieder ...«

Sie unterbrach den Satz und wurde von der Rede des Königs abgelenkt.

»... da ihr ja alle wisst, dass ich mit meiner geliebten Frau keine Kinder hatte, habe ich mich entschlossen, Gomek als meinen Sohn und Kronprinzen in meine Familie aufzunehmen.«

Nach diesen Worten drehte er sich zu Gomek um und winkte ihn zu sich. Schlagartig war eine lähmende Stille eingekehrt. Langsam stand Gomek auf und schlich, wie unter einer schweren Last, nach vorne zum König. Er war davon absolut überrascht worden. Rudi merkte, dass diese Entscheidung nicht den richtigen Anklang fand. Er sprang auf, so schnell, dass Shari fast von seiner Schulter gefallen wäre, und begann heftig Beifall zu klatschen. Nach und nach stimmten immer mehr in seine Beifallsbezeugung ein, bis die Begeisterung alle auf dem Platz erfasste.

Nachdem Gomek den König erreicht hatte, legte der seine Hand auf Gomeks Unterarm. Der Monarch hätte sie ja lieber auf seine Schulter gelegt, aber leider reichte der König Gomek mal gerade bis zur Schulter.

»Begrüßt mit mir meinen Sohn und Kronprinzen: Gomek.«

Als sich der Jubel gelegt hatte, bat der König Dana nach vorne. »Würdest du bitte die Heldenstatue enthüllen?«

»Aber selbstverständlich, eure Majestät. Wo darf ich dran ziehen?« Dana sah sich nach einer Schnur um, oder etwas ähnlichem, um das Tuch zu entfernen.

»Ich dachte mehr ... an Magie!«, flüsterte der Monarch ihr ins Ohr.

»Auch gut.« Sie vollführte mit einer Hand eine ausladende Geste, und das Tuch verschwand.

Zum Vorschein kam eine wunderschöne, aus Marmor gefertigte Skulptur. Es zeigte Dana, Gomek und Shari im Kampf gegen den Schattendämon. Tosender Beifall brauste auf, nachdem nun jedermann die Statue in ihrer vollen Pracht bewundern konnte.

Dana, die es auch zum ersten Mal sah, war ebenfalls begeistert. Wie gesagt, nicht von dieser Ehrung, sondern wie gut sie getroffen waren. Jeder von ihnen war genau zu erkennen. Selbst die Bedrohung durch die schwarze Wolke, dem Dämon, war absolut gelungen. Nachdem sich der Trubel gelegt hatte, eröffnete der König das Festbankett.

Die Tribünen verschwanden, es wurden Tische und Stühle geholt und dann aufgetafelt, was die Speisekammer hergab. Im Laufe des Festes kam Dana nicht dazu, mit Gomek zu sprechen. Er war wohl genauso überrascht wie alle anderen. Sie hatte ihn beobachtet, wie er mit seinen leiblichen Eltern gesprochen hatte, anscheinend ohne Streit, wie sich jetzt die Jugend um ihn riss und die erwachsenen Zwerge unbedingt mit ihm ins Gespräch kommen wollten. Spät am Abend schaffte sie es endlich, ihn alleine zu erwischen.

»Na, großer Königssohn, wie hast du das verkraftet, und weißt du nun, warum deine Eltern das gemacht haben?«

Er schwieg einen Augenblick.

»Kannst du dich erinnern? Während der Ansprache des Königs sagtest du was echt Vernünftiges zu mir!«, flüsterte Gomek.

»Ich? Was war es denn?« Dana sah ihn neugierig an.

»Von wegen ... bald ist alles vorbei und so. Das dachte sich meine Familie auch. Berühmtheit ist vergänglich, aber Kronprinz ..., das währt ewig, na ja, das hält länger. Ich bin eben anders als andere Zwerge. Sollte der Ruhm vergehen, bin ich wieder der Außenseiter. Verstehst du das? Deswegen haben meine Eltern zugestimmt. Sie wollen das, was alle Väter und Mütter sich für ihre Kinder wünschen, eine Zukunft.«

»Natürlich verstehe ich das.« Sie nickte zustimmend.

Leider wurde hier das Gespräch unterbrochen. Gomek wurde zu seiner königlichen Hoheit gerufen.

»Bis später!«, raunte er ihr zu und rannte los.

Er ließ eine sehr nachdenkliche Dana zurück. Ob er, jetzt wo er Thronanwärter geworden ist, mit ihr eigentlich noch losziehen würde? Ja, dürfte er überhaupt ...? Das waren Fragen, die über kurz oder lang gelöst werden mussten. Jetzt stürzte sie sich erstmal ins Vergnügen und feierte bis in den frühen Morgen. Der Rest würde sich vielleicht von selbst ergeben.

Kapitel 4

Das Vermächtnis des Dämons


Am nächsten Tag machten sich Dana und Shari auf den Weg zum großen Platz. Sie hatte sich mit ihren Freunden gegen Mittag an der Heldenstatue verabredet, um zusammen Erogat zu besuchen. Auf dem Platz angekommen, sah man nichts mehr von den gestrigen Feierlichkeiten. Alles war blitzsauber, als wenn es hier nie ein Fest gegeben hätte. Rudi und Rufus warteten schon und unterhielten sich. Nachdem sie die beiden erreicht hatte, fragte sie erstaunt:

»Was ist denn mit euch passiert? Ihr seht ja richtig übernächtigt aus. Habt ihr kein bisschen geschlafen?«

»Auch dir einen guten Tag ...«, antwortete Rudi müde. »Begrüßt man so seine Freunde?«

Dana lief vor Verlegenheit rot an.

»Natürlich nicht, Entschuldigung ... Also, guten Tag. Und jetzt bitte, was ist vorgefallen?«

»Die Schlafgelegenheiten, die uns zugewiesen wurden, waren für uns einfach zu klein. Deswegen haben wir durchgefeiert und uns dann gegen Morgen die Gegend angesehen.«

Rufus, der das Wort ergriffen hatte, machte eine bedeutende Pause, bevor er schmunzelnd weitererzählte.

»Rudi hat sich zurückverwandelt, ich bin aufgestiegen, und danach sind wir ein paar Runden über eure Felder geflogen. Oh Mann, war das ein Ritt! Die Gesichter der Spätheimkehrer hättest du mal sehen sollen ...«

»Warum habt ihr die Betten nicht angepasst? Habt ihr das Zaubern verlernt?«

Dana machte dabei eine Handbewegung, als würde sie etwas auseinanderziehen. Verlegen sahen sich die beiden an und fingen an zu lachen.

»Daran haben wir überhaupt nicht gedacht.«

Rudi schüttelte sich vor Lachen und wollte partout nicht mehr aufhören. Zum Glück entdeckte er in diesem Moment Gomek, der gerade die Regierungspyramide verließ. Bei seinem Anblick wurde Rudi wieder ernst.

»Unser frischgebackener Prinz kommt dort. Er scheint auch eine schwere Nacht hinter sich zu haben.«

Dana drehte sich nach ihm um und lief ihm entgegen.

»Hallo Gomek! Was hat dir denn den Tag verhagelt?«

»Meine neue Stellung. Kaum bin ich Kronprinz, will mir jeder was beibringen. Die Kleidung, die anscheinend dazugehört, ist einfach gruselig. Blau, Rot und mit Gelb abgesetzt. Ein ganzer Anzug. Der König wollte, dass ich ab jetzt so herumlaufe. Ohne mich. Bei Festlichkeiten, ja ... keine Frage, aber nicht, wenn ich mit dir losziehe.«

Er holte tief Luft. »Ich habe mich bereit erklärt, diesen Anhänger und das Prinzenschwert zu tragen, was mich als Thronerben auszeichnet.«

Erst jetzt erkannte sie den Knauf des Schwertes, den er krampfhaft mit seiner Hand umschloss. Zwischenzeitlich hatten sie die anderen beiden erreicht. Rudi staunte nicht schlecht, als er die Waffe erblickte.

»Darf ich mal?«, fragte er höflich und streckte die Hand danach aus.

Gomek reichte es ihm wortlos.

»Wie leicht es ist ...«, Rudi wog es in der Hand. »... aus Mithril gemacht ... und magisch verstärkt.«

Seine Hand glitt sanft über die Klinge.

»Siehst du?«

Er zeigte Gomek eine fein eingearbeitete Rune.

»Eine Eisrune ... Ein wahrlich königliches Schwert. Du musst sehr stolz sein.«

Mit diesen andächtigen Worten reichte er Gomek die Waffe zurück, um anschließend fröhlich fortzufahren: »In Ordnung. Lasst uns aufbrechen, Erogat erwartet uns bereits.«

 

Dana musste zweimal durch den Monolithen gehen, um ihre Freunde rüberzubringen.

Nachdem jeder den alten Geist begrüßt hatte, begann Dana sofort auf Erogat einzureden. Sie wollte ihn so schnell wie möglich auf den neuesten Stand bringen.

»Stop, stop ...!« Er unterbrach sie mit einem Lachen. »Ich weiß schon Bescheid. Über meine Bildwand konnte ich alles beobachten. Und dein König, nebenbei ein ganz plietsches Kerlchen, hatte natürlich noch seinen Kristall dabei. So ermöglichte er mir, zusätzlich, alles aus königlicher Sicht zu verfolgen.«

»Wieso eigentlich, ... ein ganz plietsches Kerlchen?«

Dana sah ihn entgeistert an.

»Na ja, er hat den Kommunikationskristall einfassen lassen und ihn so die gesamte Zeit um den Hals getragen, ... nur mir zuliebe, da ich ja aus bekannten Gründen dem Fest nicht beiwohnen konnte. Möchtet ihr die Bilder, die ich gesammelt habe, mal sehen?«

Selbstverständlich wollten sie. Nur Rudi war nicht ganz wohl bei der Sache. Er dachte an seinen Drachenflug und dem Erschrecken der Spätheimkehrer. Nachträglich betrachtet war es keine so gute Idee von ihm gewesen.

Es wurde ein vergnüglicher Nachmittag. Gegen Abend brachte sie Rufus und Rudi nach Hause.

»Ich hoffe, dass wir bald einige aus meinem Volk finden, um endlich neue Medaillons herzustellen!«, lachte sie vergnügt.

»Ewig diese Hin- und Her-Reiserei ... Das ist auf Dauer sehr zeitintensiv. Wie stellt man eigentlich so einen Anhänger her? Ich weiß nur, dass man es nicht alleine kann.«

Sie schaute Rufus fragend an. Der hob bedauernd die Schultern.

»Frag Erogat. Er hat, glaube ich, früher schon welche hergestellt. Vielleicht sogar deines.«

»Werd ich machen, bis bald.«

Danach drehte sie sich um und verschwand durch den Monolithen. Kaum bei Erogat angekommen, stellte sie ihm sofort dieselbe Frage.

»Interessantes Thema, also, pass auf. Du malst ein Pentagramm auf den Boden. Im Anschluss müssen sich fünf Magier auf jeweils eine der Spitzen stellen. Derjenige, für den das Medaillon erschaffen werden soll, stellt sich nun in die Mitte. Die Zauberer konzentrieren sich auf das Wesen der Person, die jetzt im Zentrum steht. Danach erzeugen sie, nur mit ihrer Gedankenkraft, aus dunkler Materie ein neues Amulett. Dieses ist nun auf seinen Besitzer geprägt und nicht zu übertragen. Nun, alles verstanden?« Erogat sah sie abwartend an.

»Äh, ja ... fast. Warum ausgerechnet ein Pentagramm? Und wie entstehen die goldenen Einbettungen?« Ihre Neugier war geweckt.

»Na ja, man könnte ebenso einen Kreis zeichnen, aber der hat zu viele Ecken.«

»Also nichts Mystisches?« , wunderte sich Dana.

»Nein, und was die Intarsien, die Figuren betrifft - darauf haben wir keinen Einfluss. Die Natur desjenigen, für den das Medaillon bestimmt ist, entscheidet, was in ihm entsteht.«

»War es bei mir auch so? Ich war doch damals bestimmt noch ein Baby!«, mutmaßte Dana.

»Sicherlich, gerade bei Kleinkindern ist die Persönlichkeit besonders gut zu erkennen!«, bestätigte Erogat.

»Wir müssen also noch ein paar von uns finden, bis ich als Reiseleiter abgelöst werde!«, grinste sie scherzhaft. »Um für Rufus und Rudi ...«

»Nicht für Rudi! Wir können nur für uns selber Anhänger herstellen, von Ausnahmen weiß ich nichts!«, schränkte Erogat Danas Aufzählung ein.

»Das ist aber dumm. Na gut, aber für Rufus könnten wir doch schon eins erschaffen. Sind wir dafür nicht schon genug? Shari, Gomek, ich ...«, zählte Dana auf.

»Wieder falsch. Ich zähle schon mal nicht, denn ich bin, wie du anscheinend vergessen hast, bereits seit geraumer Zeit tot. Gomek ist keiner vom alten Volk und Shari gehört zu dir. Wir brauchen also noch vier weitere von unserem Volk. Das hat also noch etwas Zeit, Fräulein Reiseleiter!«, lachte Erogat.

»Kümmern wir uns darum, wo Maschgart ist. Leider habe ich ihn immer noch nicht gefunden. Um sich durch die Zeit zu bewegen, brauchen wir ihn aber.«

»Und was ist mit Setesch? Er war doch ein Dämon der Zeit? Können wir nicht dort ansetzen?«, schlug Dana vor.

»Gute Idee, nur wie finden wir sein Hauptquartier?«

Ratlos blickte Erogat sie an. Dana überlegte lange, bis sich tiefe Falten auf ihrer Stirn bildeten. Irgendwann entspannten sich ihre Gesichtszüge und ihre Augen begannen zu funkeln.

»Natürlich, Ses hat mir damals davon erzählt. In der Gefängnishöhle hat der Dämon wohl sowas wie ein Tagebuch geführt. Da muss ich hin.«

»Aber nicht mehr heute, morgen ist auch noch ein Tag!«, unterbrach Erogat ihren Tatendrang.

Gomek, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte, meldete sich nun zu Wort.

»Morgen ist schlecht, da ist Kronprinzenausbildung angesagt.«

»Macht nichts, du kommst ja eh nicht durch das Siegel. Shari und ich werden alleine gehen. Die Zwerge forschen dort nicht mehr. Wir können uns da frei bewegen!«, entgegnete sie und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Anschließend verabschiedeten sie sich von dem Geist und reisten nach Hause.

 

Tags darauf machten sich Dana und Shari auf den Weg, um die Gefängnishöhle zu untersuchen. Der Weg war kurz: Den Monolithen betätigen, anwählen und durchgehen.

»Und einen Augenblick später ist man bereits dort!«, freute sich Dana und sah sich neugierig um.

Die Höhle war düster und wirkte beklemmend auf die beiden. Hier gab es nichts mehr. Nachdem die Zwerge diesen gesamten Bereich erforscht, kartogrfiert und ihre letzten Untersuchungen abgeschlossen hatten, wurden die Reste zusammengetragen, verpackt und mitgenommen. Dana konnte sich damals lediglich ein paar Bücher herauspicken, die sie und Erogat benötigten.

Es herrschte eine gespenstische Stille. Dana und Shari untersuchten noch einmal alle Räume. Danach durchschritten sie das magische Portal, um in die eigentliche Gefängnishöhle zu gelangen. Dort angekommen war es nicht weniger unbehaglich und bedrückend wie in den Räumlichkeiten zuvor.

»Dann lass uns mal schauen, was uns der Dämon hinterlassen hat!«, wisperte Dana Shari leise zu.

Die kleine Fee war ganz verschüchtert. Sie wusste noch genau was damals, während ihres ersten Besuches, geschah. Die Drohungen hörte sie immer noch.

»Na, na ..., er ist doch jetzt weg. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Leuchte uns mal lieber, dass wir mehr sehen können.«

Streng genommen benötigte sie das Licht nicht. Ihr war aber bewusst, dass es Shari etwas ablenken würde. Schließlich konnte Dana ja selbst Licht erschaffen. Nun, mit zwei Lichtquellen, sah sie sich um. Hier brauchten sie nicht weiter zu suchen, es gab hier nichts mehr. Der Buchständer war leer und das magische Buch befand sich bei Erogat. Langsam ging sie auf das ehemalige Gefängnis zu, eine gewaltige Geode. Abertausende Kristalle intensivierten dass Licht, dass es fast blendete. Dana löschte ihre Lichtquelle, Sharis kümmerliches Glimmen langte allemal, um die Umgebung zu erkennen.

»Wo fangen wir an? Irgendwo hier sollen seine Aufzeichnungen ja sein!«, sie streichelte den winzigen Kopf ihrer kleinen Freundin.

»Bestimmt in der hintersten Ecke, wie immer.«

Dana wunderte sich über die Größe der Geode. Es dauerte eine geraume Zeit, bis sie das Ende des Hohlraums erreichten. Es war schwierig voranzukommen, da die Kristalle auch aus dem Boden wuchsen.

»Kein Wunder, dass der Dämon nur in seiner Nebelform hier herumgeisterte!«, sagte sie zu Shari.

»Würde ich auch bei diesem Untergrund!« Shari musste wider Willen lachen.

»Na bitte, geht doch!«, scherzte Dana.

Jetzt lachten beide. Frohgelaunt begannen sie mit der Suche nach den Notizen. Als Shari, sie leuchtete nun heller, an einem Kristall vorbeiflog, erschien ein Ausschnitt einer Karte.

»Stop! Bleib da, wo du jetzt bist!« Dana wedelte mit der Hand in Sharis Richtung und betrachtete dabei fasziniert die Karte.

»Cleveres Kerlchen!«, schmunzelte sie. »Sein Nachlass befindet sich also in den Kristallen. Wie er das wohl hinbekommen hat?«

Dana fummelte ihren Nachrichtenkristall aus der Tasche und setzte sich mit Erogat in Verbindung. Sie platzierte den Quarz so, dass der Geist die Karte betrachten konnte.

»Gibt es noch mehr von solchen beschriebenen Kristallen?«, wollte er wissen.

»Von hieraus, kann man das nicht so genau erkennen.«

Dana untersuchte weitere von ihnen in ihrer näheren Umgebung.

»Ich würde sagen ... ja. Er hatte anscheinend ein außerordentliches Mitteilungsbedürfnis!«, grinste sie.

»Nur, diese sehen anders aus als der Kartenkristall.«

»Dana, du kannst sie nicht einfach abbrechen, es könnten Hinweise zurückbleiben!«, unterbrach Erogat Danas Aktivitäten, als er mitbekam, dass sie an dem Kristall rumzuwerkeln begann.

»Und was ist mit Schrumpfzauber?« Sie unterbrach sofort ihre Arbeit.

»Um Himmelswillen, nur das nicht. Es wäre denkbar, dass du so Teile der Informationen beschädigst. Du musst sie ganz unten am Boden abtrennen. Lass dir etwas einfallen. Von hier aus habe ich keine Möglichkeit dir zu helfen. Bis bald.«

Und schon war die Verbindung unterbrochen.

»Na klasse, lässt mich mit dem Problem alleine. Na warte, bis ich zurück bin, dann werde ich dir aber mal ein paar Takte erzählen. Ausbilder hin oder her ... Shari, komm doch mal bitte näher.«

Ihr war da gerade eine Idee gekommen.

»Deine kleinen Hände reichen bestimmt bis zum Ansatz der Kristalle. Versuch doch mal den Grund, aus dem der Kristall gewachsen ist, zu verflüssigen, ... aber ganz vorsichtig.«

Shari sah auf ihre kleinen Hände. Danach probierte sie einige Stellen aus, ob sie irgendwo bis an den Grund gelangen würde. Immer wieder steckte sie ihre kleinen Hände prüfend in die Zwischenräume. Da die Kristalle jedoch dicht an dicht standen, war es nicht einfach. Doch irgendwann schaffte sie es und der erste Kristall löste sich vom Boden, ohne kaputt zu gehen.

»Klasse, Shari, weiter so.«

Dana spornte ihre kleine Freundin an. Nun, wo die erste Lücke vorhanden war, ging alles viel einfacher und schneller. Nach kurzer Zeit war die Öffnung groß genug, so dass Dana die kleine Fee ablösen konnte. Es dauerte fast den gesamten Tag, bis sie einige hundert Kristalle gesammelt hatten.

»Der hatte aber wirklich viel mitzuteilen!«, lachte Dana.

»Wie bekommen wir das alles nur zu Erogat? Da müssen wir bestimmt noch einen ganzen Tag anhängen, bis das alles bei ihm ist. Na gut, was soll‘s. Von alleine wird‘s nichts werden.«

Sie stapelten die Kristalle vorsichtig neben dem Buchsockel. Dana nahm verschiedene der Kristalle in die Hand und wog sie ab. »Ich schätze mal, das sind gut und gerne fünf Kilo.«

Anschließend betrachtete sie den Berg vor ihr.

»Auweia, da muss ich mindestens zehnmal reisen. Du bist wohl etwas zu klein, um dabei zu helfen.« Dabei sah sie Shari prüfend an.

»Egal! Lass uns beginnen.«

Sie erschuf sich einen Rucksack und füllte diesen behutsam mit einigen Kristallen. Danach brachen die beiden mit ihrer schweren Last auf, um dem wartenden Erogat seine neue Lektüre zu bringen. Sie mussten tatsächlich mehr als zehnmal hin und her reisen, bis sie auch den letzten Kristall zu dem Geist geschafft hatten.

Mit jeder neuen Fuhre wurde er immer aufgeregter. Nachdem sie alle geborgen hatten, setzten sich die beiden Transporteure und schliefen sofort auf dem Stuhl ein.

»Tsss, ... die heutige Jugend, nicht mehr belastbar!«

Erogat holte eine Decke und legte sie über die Schlafenden. Danach begann er, die Kristalle zu sichten.

Kapitel 5

Sind wir bald da?


Dana schrak hoch, ein lautes Gezeter hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Verblüfft sah sie sich um. Wo war sie denn bloß? Endlich fielen ihr die Geschehnisse des gestrigen Tages wieder ein. Sie stand auf und suchte Erogat. Der befand sich an seinem Arbeitstisch und schimpfte leise vor sich hin.

»Hab ich was verpasst?«

Dana trat an den Tisch und sah ihn erwartungsvoll an.

»Entschuldige, dass ich dich geweckt habe. Aber ich bin hier auf ein Problem gestoßen, das ich nicht lösen kann.«

»Du kannst ein Problem nicht lösen? Du lässt nach, alter Mann ...«, lachte Dana spitzbübisch.

»Erst lässt du mich mit dem Einsammeln der Kristalle alleine, und nun? ... Was ist es denn jetzt?« Neugierig betrachtete sie das Durcheinander, das der Geist in der Zwischenzeit auf dem Tisch angerichtet hatte.

»Natürlich immer noch die Kristalle ...«, knurrte Erogat.

»Außerdem, mit der Karte als Thematik, bin ich nicht in der Lage, die Inhalte, die sich in den anderen Kristallen befinden, auszulesen.«

»Und nun? Sind sie für uns wertlos? Und wenn nicht, was müssen wir tun, um doch noch an die Informationen zu gelangen?«

Ihre Stimme klang bedrückt.

»Gute Frage, er wird doch sicherlich daran gedacht haben die Kristalle auszulesen, mit einem Gerät oder etwas Ähnlichem.«

Dana überlegte kurz.

»Ses hat mir erzählt, dass der Dämon eine Festung irgendwo hier im Gebirge hat. Es ist nicht auszuschließen, dass man dort etwas findet, was uns weiter helfen könnte.«

»Gute Idee, nur wo ist die Festung?«, brummte der Geist nachdenklich.

»Vielleicht finden wir was auf dem Kristall mit der Karte? Es ist doch merkwürdig, dass wir nur den einen entziffern können. Es scheint so, als sollte man der Karte folgen. Projizieren wir sie doch mal auf deine Wand. Bin gespannt, was dabei raus kommt!«, schlug Dana aufgeregt vor.

Sie bauten den Kartenkristall vor Erogats Bildwand auf. Shari, die mittlerweile auch aufgewacht war, wurde gleich „zum Licht spenden“ verdonnert. Die kleine Fee musste sich hinter den Kristall setzen, so dass ihr Licht durch ihn hindurch auf die Wand geworfen wurde. Die Karte kam den beiden mehr als bekannt vor.

»Hat sie nicht Ähnlichkeiten mit den Kartenfragmenten, die wir im Verlauf unserer Reisen, gesammelt haben?«

Dana ging um den Tisch, um die die Karte näher zu betrachten.

»Kannst du das Kartensammelsurium über diese Projektion legen? Mal sehen, wie das damit aussieht.«

Erogat vollführte eine Handbewegung, und sofort erschien die andere Karte, die Dana in der Unterwelt, Shari nannte die Tunnel voller Schaudern so, erstellt hatte.

»Sie passt nicht, da fehlen uns noch ein paar Stücke!«, brummte der Geist

Dana deutete auf die leeren Flächen. »Ein paar?! Oh, eher viele! Da müssen wir wohl oder übel Gomek holen, er hatte ja schon damals eine Idee!«, schlug sie vor.

»Lass uns morgen weiter machen, dann kannst du auch gleich Gomek mitbringen. Er will dich mit ziemlicher Sicherheit auch begleiten. Ein Zwerg in diesem Labyrinth ist dir bestimmt eine große Hilfe ... Ach, und vergiss Rufus und Rudi nicht. Die könnten vielleicht auch etwas dazu beitragen.«