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Impressum

avBUCH im Cadmos Verlag

Copyright © 2015 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Umschlag, Layout & Satz: www.ravenstein2.de

Satz & Bildreproduktion: www.ravenstein2.de

Lektorat der Originalausgabe: Christine Weidenweber, www.verbene.eu

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6380-8

Inhalt

Wenn ich groß bin, werde ich Kräuterhexe!

Glück gehabt!

Jänner

Wenn ich ein heiliger Drei-König wär,, würde ich dem Jesuskind Hagebutten, Dost, Kletzn und Safran mitbringen

Die Hagebutte

Hagebutten-„Königsmarmelade“

Der Dost

„Dreikönigs“-Räuchermischung

Die Birne

Müslimischung „Gräfin von Paris“

Der Safran

„Dreikönigs“-Safranreis

Februar

Im Fasching darf ich Hexlein Winnie Wurzel sein!

Der Dinkel

Dinkel-„Schmauswaberl“

Die Walnuss

Walnuss-Peeling „Wunderschön“

Der Senf

„Seelenstreichler“-Tinktur

Der Schnittlauch

Schnittlauch-Kaviar-Dip

März

Ich liebe junge Wilde!

Der Bärlauch

Bärlauchöl

Wildes Bärlauchblüten-Pesto

Die Vogelmiere

„Wildfang“-Smoothie

Die Gundelrebe

Wildes Gundelreben-Kräutersalz

Die Knoblauchsrauke

„Wilde Kräuterlinge“

April

Mein Osterhase versteckt Einmachgläser statt Ostereier!

Die Weide

Grippe-Badesäckchen

Die Himmelschlüssel

„Heiliger-Petrus-Likör“

Der Spitzwegerich

Spitzwegerich-Tonikum

Der Kohlrabi

„Seeräubersalat“

Mai

Im Mai feiere ich mit meinen Pflanzen jeden Tag Hoch-Zeit!

Die Rose

„Hoch-Zeits-Versprechen“

„Hab dich lieb“--Rosenblüten-Gelee

Die Birke

„Freche Freya“-Körperöl

Der Rosmarin

Rosmarin-Grillmarinade

Der Spargel

Spargel-Wrap

Juni

Im Sonnwendfeuer verbrenne ich duftende Kräuterkränze, alte Cateringlisten und schlechte Erinnerungen!

Das Johanniskraut

Johanniskraut-Rotöl und -Tinktur

„Johannicreme“

Die Erdbeere

„Take five“-Erdbeercocktail

Das Mädesüß

Celtic-Mädesüß-Essig

Die Linde

„Karolinde“-Suppe

Juli

Den Sommer feiere ich so oft und so viel ich kann!

Die Marille

„Kamasutrasoße“

Die Sonnenblume

„Anpetuwi“-Sonnenblumenblüten-Butter.

Die Erdmandel

Erdmandeldessert „Mandolina“

Die Pfefferminze

Kleines „Wanderwunder“ – Pfefferminz-Peeling und Öl

August

Die Gewitterhexe beschenkt mich mit Verschnaufpausen und Geistesblitzen!

Die Hauswurz

Hauswurz-Gesichtsmaske

Die Tomate

Gefüllte „Paradiesäpfel“

Der Beifuß

„Schweinsbraten-Schmier“

Die Brombeere

Brombeer-Steaksoße „ Aus dem Paradies“

September

Manches ist einfach eine reine Frauensache!

Die Ringelblume

Ringelblumen-Kräuterseife

Roter Wiesenklee

„Cerridween“-Brustöl

Der Mönchspfeffer

„Woman-Tea“

Die Schafgarbe

„Hildegard“-Kissen

Oktober

Ich packe gerne alles an der Wurzel an!

Der Beinwell

Sportlotion

Der Kren

„Grundbirn“-Kren

Der Baldrian

Baldrian-Wein

Die Pastinake

„Samhain“-Antipasti

November

Wenn die Nebelschwaden ziehen, verziehe ich mich hinter meine Tiegel und Töpfe!

Die Edelkastanie

„Magen-und-Gastritis-Streichler“

Die Herbsttrompete

Herbsttrompeten-Soße

Die Rote Rübe

„Ruamzuzler“-Strudel

Der Thymian

Thymian-“Hustenzwerg“

Dezember

Im Dezember helfe ich dem Christkind beim Geschenkemachen!

Die Mispel

Süße „Nikolaus-Sackerl“

Der Ingwer

Ingwerhonig „de oro“

Das Heiligenkraut

Duftpotpourri „Weihnachtsfee“

Die Quitte

Quitten-„Engerl“

Mit einer Pflanze durch das ganze Jahr

Alle guten Dinge sind 13!

Das Gänseblümchen

„Gänsemagd“-Salat

Gänseblümchen-Balsam

Gänseblümchen-Kapern „Dinata“

„Husten-weg“-Teemischung

Der Holunder

Holunderblüten-Likör „Frau Holle“

Heilsalbe „Hollerbusch“

Ein Haus für Nützlinge

Wildsoße „Holler-Hot“

Die Brennnessel

„Frühlingsgeister“-Teemischung

„Frühlingsgeister“-Spinat

„Würz-Nessi“

Die Schwarzkiefer

„Wipferl-Wicht-Hustensirup“

Franzbranntwein

„Schnupfennase“-Inhalationsmischung

Kiefernharz-Balsam „Mutter Wieser“

Danke

„Wenn ich groß bin, werde ich Kräuterhexe!“

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Angefangen hat alles bereits im Kindergarten. Damals verrührte ich Lehm mit Blättern und Blüten zu Salben. Entsprechend meiner Leidenschaft „Medizin herzustellen“, antwortete ich auf die Frage: „Uschi, was willst du denn einmal werden, wenn du erwachsen bist?“ mit einem klaren Statement: „Eine Kräuterhexe.“ Mit acht Jahren schrieb und illustrierte ich meine erste Kräuterhexen-Geschichte und mit elf Jahren bekam ich mein erstes Kräuterbuch.

Die magische Anziehungskraft von Kräutern in Verbindung mit altem Wissen um Wirkungsweisen und ihren Stellenwert in Mythologie, Kultur und Geschichte ließ mich seither nie mehr los.

Auf meinen täglichen Streifzügen durch die „wilden Gegenden“ meines Heimatortes verbrachte ich viele Stunden damit, mit Pflanzen und Tieren zu sprechen und sie zu beobachten und kam nie ohne einen Wildblumenstrauß nach Hause.

Aus diesem Grund grabe ich auch leidenschaftlich gerne um. Damit meine ich nicht, dass ich den Mikrokosmos in Unordnung bringe, indem ich die oberen Bodenschichten wende, sondern vielmehr schaufle ich fast vergessenes Wissen wieder ans Tageslicht. Ich durchsuche Bibliotheken nach Rezepten aus vergangenen Jahrhunderten, „ackere“ die Aufzeichnungen meiner Großmütter durch und stelle, wann immer ich die Möglichkeit dazu geboten bekomme, Keller und Dachböden auf den Kopf.

Ich absolvierte mein Studium der Heil- und Sonderpädagogik an der Universität Wien und übte meinen erlernten Beruf einige Jahre mit Freude aus, bevor ich damit begann, Kinder-, Kultur- und Umweltprogramme zu konzipieren. Mein zweites, von Pflanzen fasziniertes Ich habe ich aber bei all meinem Tun immer mit eingebunden. Seit ich vor einigen Jahren als Gastmoderatorin für die ORF-Sendung „Natur im Garten“ entdeckt wurde, trage ich sozusagen auch offiziell und stolz den „Berufstitel Kräuterhexe“. Mein Wunsch ging in Erfüllung!

Es macht großen Spaß und stellt mich immer wieder vor Herausforderungen, die Sendungsinhalte zusammenzustellen, Pflanzen in ein neues Licht – manches Mal auch ins rechte Licht – zu rücken und mit spannenden Neuigkeiten zu überraschen. Die Zuschauer waren, so scheint es, von meinen „Ausgrabungen“, den Ideen, Rezepten und Tipps begeistert, sonst wäre es nicht zu diesem Buch gekommen.

Ich freue mich, wenn es dieses, mein erstes Buch, ebenfalls schafft, Sie zu begeistern und Sie vor allem anzustecken mit der Lust und Leidenschaft am Genuss eigener Produkte aus der heimischen, nahrhaften Landschaft.

Ich wünsche Ihnen dazu das allergrößte Vergnügen!

Glück gehabt!

Ich hatte das Glück, den Krautgarten der einen Großmutter als farbenprächtiges Paradies kennenzulernen und im Garten der anderen Großmutter in Blütenmeeren versinken zu dürfen. Ich habe das Glück, den Jahreskreislauf mit den Sammelausflügen meiner Kindheit in Verbindung zu bringen. Vom Schneerosen-Pflücken über Kirschen-Ernten bis zum Kastanien- und Hagebutten-Sammeln lernte ich die Natur von meinen Eltern im Rahmen von duftenden und geschmackvollen kleinen Abenteuern kennen.

Ich habe das Glück, Freunde zu haben und immer wieder Menschen zu begegnen, die mein Vergnügen, meine Leidenschaft und auch Dankbarkeit für den Reichtum an Pflanzen und ihr eigenes Wissen darüber mit mir teilen.

Und ich schätze mich glücklich, mein kleines Stück Wissen weitergeben und einen Beitrag zu mehr Lebensqualität durch regionalen, saisonalen Genuss leisten zu dürfen.

Meine Rezepte gehören nicht zur Kategorie Haute Cuisine. Ich habe weder einen modernen Herd noch einen Geschirrspüler und immer viel zu wenig Zeit und Geduld. Aber diese Mankos regen meine Fantasie an, und nach einigen experimentellen Jahren bin ich stolz auf die Ergebnisse meiner „Uschi Cusine“.

Ich liebe meine kulinarischen und gegen „Wehwehchen“ wirksamen Erfindungen. Sie entlocken meinen Gästen Begeisterungsrufe, kranken Familienmitgliedern dankbare Lobesworte und mich selber trösten sie nicht selten mit ihrem Geschmack nach Sommer über graue, kalte Zeiten hinweg.

Eine komplette Versorgung mit saisonalen, heimischen Lebensmitteln und eigenen Produkten, die nichts zu globalen Emissionen beitragen und weder chemische Dünge- und Spritzmittel noch Antibiotika enthalten – das ist mein Ziel.

Ich vertraue dabei auf die Erfahrungen meiner Vorfahren, die im Gleichklang und mit Unterstützung der Natur anbauten, ernteten, aßen … lebten.

Was sagt das Bauchgefühl?

Beim Arbeiten mit Pflanzen darf man ruhig auf sein Bauchgefühl hören. Nicht jede Pflanze tut allen gleich gut. Nicht alle Informationen sind für jeden gleich nützlich.

Dieses Buch ist weder ein Pflanzenbestimmungsbuch noch ein Kochbuch. Es ist ein Lesebuch mit Pflanzenabenteuern, die ihre Umsetzung in den Küchen und Werkstätten der Leser finden. Es stellt eine Auswahl an Lieblingspflanzen und meinen Zugang zu ihnen dar. Daher sind die Pflanzenporträts sehr persönlich und die Rezepte möglichst unkompliziert und praxisnah formuliert.

Sammeln mit Hirn und Herz

Alles, was Sie sammeln, müssen Sie hundertprozentig kennen. Sammeln Sie mit Hirn und Herz, denn außerhalb der Gartenmauern gibt es Pflanzen mit giftigen Doppelgängern. Kurse in freier Natur, unter fachkundiger Leitung, können das Kennenlernen und Verarbeiten von Pflanzen wesentlich erleichtern.

Obwohl der sicherste Sammelort wohl der eigene Garten ist, kommt die heimische Natur meiner Abenteuerlust entgegen. Dort sollte man die Sammelorte allerdings gut kennen. Schaden Abgase oder Pestizide die umliegende Flur?

Respekt und Wertschätzung der Natur gegenüber sind für mich beim Sammeln oberstes Gebot. Diesbezüglich ist es für mich wichtig zu wissen, ob es geschützte Pflanzen gibt und wie viel Wildsammlung das Gebiet verträgt, damit für andere genügend Pflanzen übrig bleiben und diese sich auch noch fortpflanzen können. Und selbstverständlich soll die Menge des Sammelgutes nur den eigenen Verbrauch decken.

Die richtigen Wetterverhältnisse tragen meiner Erfahrung nach enorm viel zur qualitativ hochwertigen Verarbeitung des Sammelgutes bei. Ich sammle – mit wenigen Ausnahmen – nur an trockenen, warmen Vormittagen, nachdem der Tau abgetrocknet ist. Im besten Fall sind mindestens zwei Tage vor der Ernte regenfrei. Tage mit hoher Gewitterwahrscheinlichkeit und der damit verbundenen hohen Luftfeuchtigkeit eignen sich ebenfalls nicht, denn die Feuchtigkeit verwässert im wahrsten Sinne des Wortes Geschmack und Heilkraft und regt noch dazu zu Schimmelbildung an.

Genau aus diesem Grund wasche ich nur bodennah wachsende Pflanzen, und auch nur dann, wenn ich sie sofort frisch zubereite. Sammelgut, das für die Konservierung gedacht ist, bringe ich nicht mit Wasser in Berührung. Da Wildsammler meiner Meinung nach nicht zu den Risikogruppen einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm gehören, lass ich mir die Freude und den Appetit nicht durch Panikmache verderben.

Statt Pflanzen zu waschen, verlese ich sie sorgfältig, entferne dabei Insekten, welke oder beschädigte Teile und reinige Wurzeln trocken mit einer Gemüsebürste.

Also dann: Viel Glück! Es kann losgehen!

Jänner

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„Wenn ich ein heiliger Drei-König wär …“ würde ich dem Jesuskind Hagebutten, Dost, Kletzn und Safran mitbringen

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Ich klebe am Ofen und erfinde Wörter gegen Eis und Schnee. Draußen herrscht Gevatter Winter und drinnen stapeln sich wie zum Trotz, aber vor allem zum Trost Kräuterbücher und Gartenmagazine.

„Im Jänner geht´s schon hinaus zu“, pflegte meine Oma zu sagen. Ein immer noch tröstlicher Satz, der, wenn er mir in den Sinn kommt, mir ein wenig Mut und Tatendrang einflößt. „Es stimmt“, überzeuge ich mich selber, „ich kann schon spüren, dass die Tage länger werden. Es kann nicht mehr so lange dauern …“ Es klingelt an der Haustür. Die Heiligen Drei Könige statten mir einen Besuch ab. Als ich die Tür vom Vorraum zur Küche öffne, setze ich damit dem Geruch von Weihrauch den Duft nach frischer Hagebuttenmarmelade entgegen und die kleinen Könige schauen mich erwartungsvoll an. Selbstverständlich dürfen sie sich mit Marmeladestriezel und Tee stärken, bevor sie weiterziehen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie es war, als ich vor langer Zeit, den Stern in meiner Obhut, mit gefrorenen Zehen und Fingern von Haus zu Haus zog. Heißes und Süßes hat damals immer gutgetan. Und tut es heute noch.

Die Hagebutte

Das ist einer der vielen Gründe, warum ich an eisigen Jännertagen mit Hingabe Marmelade einkoche. Ich verwende dazu entweder Früchte, die ich vor dem Winter geerntet und tiefgefroren habe, oder Hagebutten, die bei einem Winterspaziergang in meinen Korb gehüpft sind. Letztere sind kostbar, weil sie im Jänner nur mehr in kleinen Mengen zu finden und mit hungrigen Tieren fair zu teilen sind. „Wenn du zu Neujahr drei rohe ‚Hätscherl’ isst – so nennt man im Burgenland die Hagebutte –, brauchst du das ganze Jahr keinen Doktor.“ Auch eine Weisheit meiner Oma, die ich aber nur augenzwinkernd weitergeben möchte. Im Gegensatz dazu verrate ich Kindern das Rezept meines Großvaters für Juckpulver aus Hagebuttenkernen heute noch ganz gerne. Das Entfernen der Hagebuttenkerne für die Zubereitung meiner „Königsmarmelade“ übernimmt Gott sei Dank jemand für mich. Das dauert immer einige Fußballmatches lang, aber der Aufwand lohnt sich allemal.

Die rot leuchtenden Fruchtschalen sind eine Augenweide, auch wenn sie auf unseren heimischen, an Wald- und Wegesrändern verbreiteten Heckenrosen sitzen. Sie tragen von Oktober bis Jänner kreativ zur Landschaftsgestaltung bei und bieten obendrein vielen Tieren Unterkunft und Nahrung.

Auch von den Menschen wird die Hagebutte als Nahrung und ganz besonders als Heilmittel seit vielen Jahrhunderten geschätzt. Mit Brei aus den Früchten heilte man Bauchschmerzen, Durchfall und Grippe, und auch in meiner Kindheit ging keine fiebrige Erkältungskrankheit ohne ein paar Tassen Hagebuttentee vorbei.

Die Frucht ist für mich gleichermaßen ein kleiner Doktor und eine große Vitaminbombe. Sowohl Schale als auch Kerne besitzen viele Heilkräfte: So verwende ich die Schalen außer zur Zubereitung von Tee auch für einen Aufguss zur Linderung von Rheuma.

Und unter meinen Kosmetikprodukten findet sich immer ein Fläschchen mit Hautöl, hergestellt aus den Kernen der Früchte. Es unterstützt die Zellerneuerung meiner Haut und macht sie schön und straff.

In der kalten Jahreszeit braucht mein Immunsystem besondere Zuwendung und Unterstützung. Der extrem hohe Vitamin-C-Gehalt, das Provitamin A und die Mineralsalze der Hagebutte sorgen bestens dafür und machen sich sogar noch in einem Mus, Likör oder Sirup, in einer pikanten Soße oder heißen Bowle bemerkbar.

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Hagebutten-„Königsmarmelade“

ZUTATEN

1 kg Hagebuttenschalen

½ kg 1:2 Gelierzucker

⅛ l Orangensaft

2 EL geriebene Orangenschale

½ Zimtstange

3 Gewürznelken

⅛ l Sanddornsirup

Mark einer ausgekratzten Vanille

Blattgold

ZUBEREITUNG

1 Im Jänner steht die Zubereitung von Hagebuttenmarmelade ganz oben auf meiner Hitliste. Definitiv nach einigen Frösten geerntet – denn erst dann werden die Früchte richtig süß – und von ihren Kernen befreit, gebe ich die verlesenen Hagebuttenschalen gemeinsam mit dem Gelierzucker und dem Saft einer Bio-Orange samt geriebener Schale in einen Topf. In einem Leinensäckchen hänge ich eine halbe Zimtstange und Gewürznelken dazu. Ein Schuss Sanddornsirup und eine Vanilleschote passen auch hervorragend dazu.

2 Dann werden die Fruchtschalen und anderen Zutaten langsam erwärmt. Während ich umrühre und sich der Zucker auflöst, steigen mit dem Duft Bilder von blühenden Heckenrosen und Oma-Lachen auf. Bevor ich die Marmelade vom Herd und das Gewürzsäckchen herausnehme, muss sie vier Minuten sprudelnd gekocht haben. Hin und wieder ertappe ich mich dabei, dass ich während des Rührens das Kinderlied vom „Männlein aus dem Wald mit dem purpurroten Umhang“ summe.

3 Dann wird die Hagebuttenmarmelade durch ein Sieb passiert und in sterile Gläser gefüllt. Mit einem Hauch essbarem Blattgold obendrauf wird sie zur königlichen Marmelade und meine handgemalten Etiketten setzen den Einmachgläsern das Krönchen auf.

Mein Tipp images

Die Früchte vom Ansatz eines Hagebuttenlikörs sind viel zu schade, um sie zu entsorgen, und werden von mir immer zu einer Marmelade „mit Geist“ weiterverarbeitet.

Der Dost

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Am Abend der letzten Raunacht ziehen geheimnisvolle Schwaden durch mein Haus. Ganz im Sinne eines Brauchtums aus einer Zeit, in der das Jahr 13 Mondmonate mit nur 354 Tagen umfasste, gehe ich am 6. Jänner noch einmal mit meiner Räucherschale von Raum zu Raum.

Die fehlenden elf Tage oder zwölf Nächte werden von mir auf bestimmte Weise besonders bedacht. In solchen Nächten nimmt man, so wie ich, die Mythologie ernst, denn dann „tun sich Welten auf“. Eines der zu diesem Ereignis passenden Rituale pflege ich nach wie vor: das Räuchern mit getrockneten Kräutern und Harzen. Der meditative Vorgang reinigt Räume, Tiere und Menschen. Der Rauch vergrault Viren und Bakterien und nimmt negative Energien auf. Wenn ich anschließend Fenster und Türen für wenige Minuten öffne, zieht Störendes hinaus in die Winternacht, und das neue Jahr mit all seinen Abenteuern und Herausforderungen zieht so richtig ganz bei mir ein.

Einer der Hauptbestandteile der „Dreikönigs-Räuchermischung“ ist der Dost. Die bei uns heimische, mehrjährige Wildpflanze ist für mich in erster Linie eine Heil-und Färberpflanze und nur ein klein wenig Gewürzkraut. Wenn ich daran denke, dass sie früher zum Schutz vor allem Bösen verbrannt, aufgehängt oder sogar in Brautschuhe gelegt wurde, hat sie wahrscheinlich auch die Bezeichnung „Zauberpflanze“ verdient.

Der wilde Dost ist in der freien Natur auf eher trockenen Wiesen und Wegesrändern zu finden. Seine rispenähnlichen Blütenstände sind rosa bis lilafarbig und Kinder lieben es, mit seinen Blüten Wolle und andere Dinge herrlich rot zu färben.

„Dreikönigs“-Räuchermischung

ZUTATEN

1 EL getrocknete Blüten und Blätter vom Dost

1 EL getrockneter Thymian

1 EL getrocknetes Kraut und Blüten vom Lavendel

1 EL getrocknete Rosenblüten und -knospen

1 TL Fichten-, Tannen- oder Kiefernharz

1 Stück Räucherkohle

1 feuerfestes Gefäß

ZUBEREITUNG

1 Für die Räuchermischung vermenge ich zwei Teile getrockneten Dost mit je einem Teil getrockneten Thymian, getrockneten Lavendel- und Rosenblüten und ein paar im Mörser zerstoßenen, kleinen Fichtenoder Tannenharzstückchen.

2 Ich nehme mir Zeit und gehe in mich, wenn ich die Kohle anzünde und beobachte, wie sie in der Räucherschale langsam zu glühen beginnt. Ich streue eine kleine Menge der getrockneten Kräuter darauf und gehe, mit der Schale in der Hand, durch das ganze Haus, den Garten, streife auch meine Haustiere und öffne sogar den Kühlschrank. Ich habe mich vorbereitet auf die Wünsche, Bitten und Dankesworte, die sich mit dem Kräuterrauch in den Räumen ausbreiten und letztlich durch das Fenster hinaus und in den Himmel aufsteigen.

Duftende Rauchzeichen

Das Räuchern in den Raunächten ist für mich etwas ganz Besonderes, aber nicht an sie gebunden. Das Reinigungsritual wird von mir bei vielen Gelegenheiten angewendet. In Zeiten, in denen sich die Schnupfenzwerge überall breitmachen, räuchere ich Viren und Bakterien aus. Hin und wieder befördere ich mit dem Kräuterrauch die üble Atmosphäre nach einer Auseinandersetzung aus dem Haus, und manchmal wollen auch Lebensabschnitte mit einem Räucherritual verabschiedet und neue damit begrüßt werden. Ich brauche jedes Jahr eine große Menge Räuchermischung, denn ich habe immer Vieles zu wünschen, zu bitten und zu danken.

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Die Birne

Der kleine Sohn meiner Freundin stellte einmal eine Schale Müsli neben das Jesuskind in die Krippe, damit es „groß und glücklich wird“, wie er meinte. Meine „Gräfin von Paris“-Müslimischung macht mich auch glücklich, und das ist für jemand, der an dunklen Tagen mit Mangel an Serotonin und mit dem Winterblues zu kämpfen hat, fast überlebenswichtig. Wichtigste Zutat und bester Glückshormonproduzent ist dabei die Birne. Die süße Asiatin ist bei uns schon lange heimisch und ein treuer Kulturbegleiter. Für mich zählen die Williams Christ, bekannt durch den Edelbrand, die Alexander Lukas mit ihrer schönen braunen Schale, die Gute Luise, die sich hervorragend zum Kochen eignet, und die Butterbirne, die mich fasziniert, weil sie beim Kochen schneeweiß bleibt, zu den bekanntesten und beliebtesten der rund 5 000 verschiedenen Sorten.

Birnen werden auch besonders von säureempfindlichen Menschen geschätzt, denn sie sind leicht verdaulich. Ich esse sie immer mit Schale, denn darunter sitzen die meisten Mineralstoffe. Birnen wirken durch ihren hohen Gehalt an Eisen Blutarmut entgegen und sie gelten als Geheimtipp zur Senkung des Cholesterinwertes. Ich mache mir den hohen Kaliumgehalt zunutze, denn dadurch wird mein Körper angenehm entschlackt und entwässert.

Kennen Sie die alte Volksweisheit, man soll Birnen nicht mit Äpfeln vermischen? Ein von mir gerne zitierter Satz, wenn ich nicht die Meinung anderer teile. Tatsächlich kommt dieser Ausspruch daher, dass Birnen sehr schnell Fremdgerüche annehmen und daher besser allein liegen oder lagern.

Ich bevorzuge die späteren Herbstsorten. Meiner Meinung nach haben sie das intensivere Aroma und eignen sich, wenn sie noch nicht ganz reif sind, bestens für die Zubereitung von Kompott oder Gelee. Zum Dörren nehme ich aber nur reife und unbeschädigte Birnen.

Ich liebe das Dörren von Früchten im Allgemeinen. Der warme, süße Duft, der beim Dörrvorgang durch das Haus schwebt, und das leise Schnurren des Dörrapparats legt sich wie ein Trostpflaster auf meine sommerhungrige Seele.

Müsli-Mischung „Gräfin von Paris“

ZUTATEN

2 Becher klein geschnittene Kletzn