Jan Weddehage

UX-Missverständnisse

Was sich User wirklich wünschen

ISBN: 978-3-86802-735-8

© 2016 entwickler.press

Ein Imprint der Software & Support Media GmbH

1 Webdesign ist Schmuck

TL;DR: Design ist kein schmückendes Beiwerk, sondern – richtig eingesetzt – ein wichtiger Baustein, um die User Experience einer Webseite zu steigern!

Nach wie vor ist die Popularität von Webseiten ungebrochen. Jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, besitzt eine eigene. In der Regel wird hierfür viel Geld in die Hand genommen, damit die eigene Internetpräsenz professionellen Ansprüchen genügt und visuell überzeugen kann. Manch einer geht sogar soweit, sich ein eigenes Inhouse-Team allein für die Pflege des Webauftritts anzustellen.

Betrieben wird der ganze Aufwand, da gemeinhin angenommen wird, dass der Erstkontakt von Usern mit einem Unternehmen per Seitenaufruf erfolgt. Ein kompetenter Internetauftritt scheint daher eine gute Investition zu sein, um mehr User auf sich aufmerksam zu machen und möglicherweise langfristig als Kunden zu gewinnen.

UX-Missverständnis #1: Das Wichtigste ist die Homepage

Allerdings hat sich das Userverhalten in den letzten Jahren enorm verändert [1]. Die Zukunft des Surfens gehört nicht länger den Desktopanwendungen, sondern mobilen Geräten [2]. Der Trend geht mittlerweile soweit, dass sich die User kaum noch für Webseiten interessieren. Grund hierfür: Auf mobilen Endgeräten ist es umständlich, Seiten per Browser aufzurufen.

Das mobile Surfen wird daher mehr und mehr durch den Einsatz von Apps verdrängt. Ihr Vorteil liegt darin, dass sie die gerätespezifischen Funktionen und Eingabemöglichkeiten von mobilen Endgeräten besser ausnutzen als Mobile-friendly-Webseiten. Das veränderte Surfverhalten schlägt sich auch auf das Suchverhalten der User nieder. Ergebnisse von Suchanfragen sind nicht mehr länger an starre User Interfaces von Webseiten gebunden, sondern können via APIs [3] geräteübergreifend geteilt und ausgetauscht werden.

UX-Missverständnis #2: Das Design soll eine Homepage gut aussehen lassen

Es wäre allerdings verkehrt anzunehmen, dass Webseiten deshalb von jetzt auf gleich überhaupt keine Rolle mehr spielen würden. Die Entwicklungen haben sich jedoch nachdrücklich auf das Selbstverständnis des Webdesigns ausgewirkt [4]. Die Annahme, dass Design bloßes Zierwerk sei, war schon vor der „mobilen Revolution“ so falsch wie weitverbreitet. Durch die massenhafte Verbreitung mobiler Endgeräte hat sich dieses Credo nun vollständig gewandelt.

Im Design geht es in erster Linie darum, wie etwas funktioniert, und nicht, wie etwas aussieht. Im Gegensatz zur Kunst ist ein gutes Design nicht allein visuell ansprechend, sondern auch funktional praktikabel, um auf effiziente Weise Probleme zu lösen. Gute Webdesigns zeichnen sich dadurch aus, zu verstehen, wie der Benutzer seine Umwelt sieht, sie sich denkt und sich ihr gegenüber verhält. Bei der Gestaltung stehen daher nicht ästhetische Fragen im Vordergrund, sondern Methoden wie Nutzerforschung, Prototypenentwicklung sowie das Testen auf Benutzerfreundlichkeit.

UX-Missverständnis #3: Das Design einer Homepage muss originell sein