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Jochen Gürtler
Johannes Meyer

30 Minuten

Design Thinking

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

© 2013 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Hinweis:

ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-486-5

In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

• Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

 

Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

• Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

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Inhalt

Vorwort

1. Merkmale von Innovation

Drei Perspektiven auf Innovation

Zielsetzung von Design Thinking

2. Grundelemente des Design Thinking

Die passenden Menschen

Die nötigen (Frei-)Räume

Die richtige Herangehensweise

3. Der Design-Thinking-Prozess im Detail

Vor dem Projektstart

Das Problem verstehen

Empathie aufbauen

Die Synthese

Die Ideenfindung

Ideen testen

Lösungen implementieren

Projektbeispiele

4. Design Thinking einsetzen

Bewusst mit Räumen umgehen

Bewusst mit dem Team umgehen

Bewusst mit dem Design-Thinking-Prozess umgehen

Fast Reader

Die Autoren

Weiterführende Literatur

Vorwort

Wo kommen eigentlich die wirklich guten Ideen her? Die, die das Leben von Menschen bereichern und erleichtern? Ideen, die die Welt auf den Kopf stellen? Ideen, die Menschen zu Millionären gemacht haben?

Viele dieser Ideen umgeben uns tagtäglich und gehören für uns wie selbstverständlich zum Alltag. Und doch sind sie von Menschen gemacht – das heißt, jemand hat entschieden, dass die aus ihnen entstandenen Produkte, Services oder Erlebnisse genau so funktionieren und sich so anfühlen, wie sie es tun. Sie sind das Ergebnis von Designprozessen.

Design wird oft als „Dinge schön(er) machen“ missverstanden, dabei geht es um weit mehr als das. Denn Design bedeutet, kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden.

Kreative Problemlösungen sind dabei meist kein Zufallsprodukt und nur selten das Ergebnis von „Heureka“-Momenten einzelner Genies. Der klassische Erfinder, den man sich als einsamen Kauz in seinem Labor vorstellt, ist bei näherer Betrachtung doch meist Mitglied einer ganzen Gruppe, deren Mitglieder sich gegenseitig inspirieren. Denken wir an Thomas A. Edison, der mit über 1000 Patenten als verdienter Erfinder in die Geschichte eingegangen ist. Edisons Produktivität war aber kein Zufall, sondern das Ergebnis einer strukturierten Herangehensweise, Probleme gemeinsam mit einer bunten Truppe aus Ingenieuren, Handwerkern und Wissenschaftlern zu lösen.

Innovation ist also sehr wohl planbar und kann bewusst gefördert werden. Wir behaupten: Jeder kann Erfinder sein!

Design Thinking ist eine Arbeitsmethode, die verschiedene Werkzeuge verbindet, um Innovation und Ideenfindung zu unterstützen. Egal ob Sie in einem Unternehmen arbeiten, selbstständig sind oder einfach im Privaten Dinge „neu erfinden“ möchten: Design Thinking kann helfen, Problemstellungen strukturiert und mit Spaß zu bearbeiten und zu Lösungsideen zu gelangen, die Sie und wir jetzt noch gar nicht kennen – echte Innovationen eben.

Viel Spaß beim Lesen und viele Ideen wünschen Ihnen

Jochen Gürtler und Johannes Meyer

1. Merkmale von Innovation

Bevor wir auf Design Thinking und die damit verbundenen Möglichkeiten zu sprechen kommen, möchten wir uns zu Beginn dieses Buches mit der Frage beschäftigen, was Innovation überhaupt ist bzw. welche unterschiedlichen Perspektiven es darauf gibt.

Wir wollen im Speziellen auf drei Aspekte eingehen, die kennzeichnend sind für echte Innovation: erstens die Frage, ob und wie mit einer Innovation die eigentlichen Bedürfnisse von Menschen erfüllt werden, zweitens die (technische) Machbarkeit einer Idee sowie die Marktakzeptanz bzw. -durchdringung.

1.1 Drei Perspektiven auf Innovation

Als Steve Jobs 2007 das erste iPhone vorstellte, stand die (Technologie-)Welt Kopf. Das neuartige Telefon, fast nur aus Display bestehend, stieß die Tür zu einer neuen Ära der Kommunikation auf. Apple hatte ein Produkt auf den Markt gebracht, das niemand vorhergesehen hatte, das jedoch zum absoluten Wegweiser seiner Klasse wurde. Mit diesem Gerät brach Apple selbstbewusst mit alteingesessenen Mustern und erzielte (auch) durch ein tiefes Verständnis für das Verhalten von Nutzern einen Riesenerfolg.

Seit Jahren ist Apple führend in den Listen der „innovativsten Unternehmen“ vertreten. Gemeinsam mit anderen Konzernen wie IDEO oder 3M sind es über lange Zeiträume immer wieder dieselben Namen, die mit Innovationen Furore machen. Wie funktioniert das? Und was bedeutet es eigentlich, „innovativ“ zu sein?

Innovation bedeutet wörtlich zunächst einmal, dass Dinge „erneuert“ werden. Dabei beschränkt sich diese Erneuerung nicht auf besonders kreative Ideen oder pfiffige Erfindungen, sondern schließt den wirtschaftlichen Erfolg eines daraus entwickelten Produktes oder der daraus resultierenden Dienstleistung mit ein. Damit aus einer Idee eine Innovation werden kann, muss sie eine Balance aus den folgenden drei eigentlich konkurrierenden Aspekten ermöglichen.

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Wünschbarkeit

Aus Sicht des Design Thinking ist dies der wichtigste der drei Faktoren. Eine Innovation kann nur entstehen, wenn sie existierende Bedürfnisse potenzieller Nutzer anspricht. Dabei ist das Wünschen hier nicht wörtlich zu nehmen. Sehr häufig können Bedürfnisse nicht artikuliert werden oder Nutzer können sich mögliche Lösungen gar nicht vorstellen (weil sie beispielsweise mit vorhandenen Notlösungen leben und sich damit abgefunden haben).

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Eine Innovation ist deshalb mit einem guten Geburtstagsgeschenk vergleichbar: Etwas, das sich der Beschenkte nicht selbst gewünscht hat, das aber dennoch wie die viel zitierte Faust aufs Auge passt, weil sich der Schenker von seinem tiefen Verständnis für die Lebenswelt des zu Beschenkenden hat inspirieren lassen – seiner Empathie für den Beschenkten.

Kunden und Nutzer können uns die Arbeit an Innovationen also nicht abnehmen, sie können uns jedoch maßgeblich dazu inspirieren.

Machbarkeit

Eine Idee kann nur zu einer erfolgreichen Innovation werden, wenn sie mit den uns gegebenen Möglichkeiten realisierbar ist, wenn sie mit den Materialien und den physikalischen Gegebenheiten unseres Planeten zum Leben erweckt werden kann.

Wir alle kennen die Vision fliegender Autos aus Science-Fiction-Filmen, und dreidimensionaler Straßenverkehr ist in vielerlei Hinsicht eine gute Idee. Leider macht uns bis dato die Realisierbarkeit einen Strich durch die Rechnung. Wir bleiben daher (zumindest vorerst) zweidimensional im Stau stehen.

Wirtschaftlichkeit

Selbst wenn nun das fliegende Auto technologisch greifbar würde, wäre der Preis dieser Idee die nächste Hürde. Nur wenn die Flugeigenschaften zu einem dem Nutzen angemessenen Preis angeboten werden können, wird aus der Idee eine Innovation werden (selbst wenn der primäre Nutzen luxuriöser Spaß sein sollte).

 

Eine Innovation liegt im Schnittpunkt zwischen Wünschbarkeit, Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Ideen müssen auf alle drei Aspekte hin bewertet werden, und nur wenn alle drei Aspekte berücksichtigt werden, kann eine Idee zur echten Innovation werden.

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1.2 Zielsetzung von Design
Thinking

Das Thema Innovation wurde in den letzten Jahren so heiß diskutiert wie noch nie. In vielen Branchen und Bereichen sind durch Kostenoptimierung nur noch marginale Vorteile zu erzielen, gleichzeitig können sich Angebote, die Kunden begeistern, rasend schnell verbreiten und Innovatoren exponentiell wachsende Erfolge bescheren. Eintrittsbarrieren, zum Beispiel in digitale Märkte, sind niedrig, und so können aus Garagenfirmen innerhalb weniger Jahre milliardenschwere Konzerne werden.

Verschiedenste Unternehmen, Gründer, aber auch Behörden realisieren immer deutlicher: Es ist eine professionelle Herangehensweise nötig, um Produkte und Services anzubieten, die neu und einzigartig sind und gleichzeitig einigermaßen verlässlich Abnehmer finden. Gerade postindustrielle Standorte wie Deutschland können sich nur noch durch ein dauerhaftes Die-Nase-vorn-Haben nachhaltig Vorteile sichern.

Design Thinking als Innovations-Katalysator

Es gibt viele Strategien und Werkzeuge, die helfen können, Innovationen zu finden. Design Thinking versteht sich als Sammlung von Techniken verschiedener Disziplinen, die in Kombination die Erfolgswahrscheinlichkeit und Verlässlichkeit von nutzerzentrierten Ideen erhöhen können.

Wurzeln von Design Thinking

Universität Stanfordmethodisches GerüstIDEO