Barny Schäfer

-

Operation Nadelspiel

 

 

 

Ein Backnang Krimi

 

von Patricia Rieger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leseratten Verlag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Barny Schäfer - Operation Nadelspiel

ISBN 978-3-945230-19-0

1. Auflage, Allmersbach im Tal 2016

 

 

 

Cover: Patricia Rieger und Marc Hamacher

Satz und Layout: Tanja und Marc Hamacher

Lektorat: Tanja und Marc Hamacher

 

 

 

 

 

© 2016, Leseratten Verlag, Allmersbach im Tal

 

www.leserattenverlag.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für meine Oma Dorchen,

die mit Katzen sprechen konnte.

 

 

 

 

Vorwort

 

Wie kommt jemand, der schon bei den ersten Klängen der Titelmelodie von Tatort panisch nach der Fernbedienung angelt, um einen anderen Kanal zu suchen, auf die Idee, selber einen Krimi zu schreiben? Ganz ehrlich, diese Frage habe ich mir in den letzten Monaten oft genug selber gestellt.

Ich bin nicht so der Krimi-Typ, zumindest, was die neueren Krimis angeht. Allerdings bin ich sehr empfänglich für den Charme älterer Krimis, in der die denkende Ermittlungsarbeit eines Sherlocks oder einer Miss Marple im Vordergrund steht. Die guten Krimis der heutigen Zeit sind mir dagegen viel zu aufregend, zu bedrohlich und manchmal auch zu verstörend. Und die Schlechten sind, na ja, eben schlecht …

Ich selber schreibe gerne nicht allzu ernste Fantasy und Science-Fiction – für den Hausgebrauch, also für meine Familie und Freunde. Einfach weil ich gerne schreibe und mir noch lieber Geschichten ausdenke.

Als mich dann vor zwei Jahren ein Freund auf die Ausschreibung des Leseratten Verlags für die Kurzgeschichtensammlung Backnang Stories 2014 aufmerksam machte, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Wär doch schön, wenn von dir auch mal was veröffentlicht würde.

Wildentschlossen brachte ich also die beiden ersten Kurzgeschichten meines Lebens zu Papier, bzw. in mein Notebook, und reichte sie beim Leseratten Verlag ein. Natürlich war eine davon eine Science-Fiction, die andere eine fantastische Geschichte. Und zu meiner Überraschung wurden beide angenommen, eine erhielt sogar den zweiten Platz.

Tja, und damit nahm das Schicksal seinen Lauf. Ich hatte Blut geleckt. Ich schrieb weitere Kurzgeschichten in unterschiedlichen Genres, von denen einige bei anderen Ausschreibungen angenommen wurden. Aber ich träumte auf jeden Fall davon, auch wieder bei den Backnang Stories 2015 dabei sein zu können. Bis Marc Hamacher, der Herausgeber der Backnang Stories, diesen Traum mit einer einzigen Bemerkung jäh zunichtemachte. Er erwähnte nämlich ganz nebenbei, dass seine nächste Ausschreibung eventuell unter dem Motto „Krimis“ stehen könnte …

Das war dann also das Aus für mich. Ich und Krimi, das ging gar nicht. Ich war frustriert und tat das, was ich häufiger tue, wenn ich frustriert bin. Ich schnappte mir unsere drei Hunde und rannte mit ihnen eine große Runde durch den Wald. Und während ich so mit finsterer Miene hinter den drei Jungs her trabte, wurde mir plötzlich klar, wie ich aus dieser Nummer herauskommen und doch noch an den Backnang Stories teilnehmen konnte: Ich würde einen Genre-Mix versuchen und meine Schwäche mit meiner Stärke kompensieren. Schließlich gab es keine Vorgabe, dass dieser Krimi nicht auch ein fantastisches Element haben durfte. Und schon war es geboren, mein etwas „spezielles“ Backnanger Ermittlerduo Eddie und Barny.

Die Geschichte schrieb sich dann fast von alleine, so, als hätte sie nur darauf gewartet, endlich mal von irgendjemandem aufgeschrieben zu werden. So etwas passiert mir manchmal bei ganz besonderen Protagonisten. Dann ist das so, als ob sie beim Schreiben direkt neben mir sitzen und mir ihre Geschichte diktieren.

Jedenfalls habe ich mich beim Schreiben ein wenig in die beiden verliebt und war ziemlich traurig, als ich mich nach den vorgegebenen zehn Seiten von ihnen verabschieden musste. Ich überlegte, wie schön es doch wäre, noch ein wenig mehr Zeit und Raum für die beiden zu haben …

Ich sandte die Geschichte ein – obwohl Marc sich das mit den Krimis inzwischen anders überlegt hatte und doch kein Genre vorgab – und sie wurde angenommen. Und nicht nur das, sie erhielt sogar den ersten Platz der Backnang Stories 2015. Ich war zunächst sprachlos, doch dann verlieh mir dieser völlig unerwartete Erfolg den nötigen Mut, direkt nach der Preisverleihung eine vorsichtige Anfrage bei Marc zu starten.

Das darauf folgende Gespräch hörte sich dann in etwa so an:

»Du, Marc, ich wollte da mal mit dir reden …«

»Hey, Patricia, das trifft sich gut, ich wollte auch … aber sag erst, was du wolltest!«

»Ach nö, ist nicht so wichtig, mach du mal erst …«

Wir drucksten also eine Weile herum, bis klar wurde, dass wir beide dieselbe Idee gehabt hatten und dasselbe wollten: Eddie und Barny sollten noch einmal die Chance erhalten, ihre Ermittlerqualitäten bei einem richtig großen Fall unter Beweis zu stellen.

Damit stand das Projekt Barny Schäfer auf sicheren Pfoten, und ich sollte in den folgenden acht Monaten lernen, wie viel Recherche doch hinter einem solchen Vorhaben steht. Meine Achtung vor den „richtig echten“ Krimi-Autoren ist dadurch immens gestiegen.

Diejenigen, die sich nun dafür interessieren, wer mir bei meiner Recherche geholfen hat, können das in der Danksagung am Ende des Romans nachlesen. Und für diejenigen, die dieses Vorwort bis hierhin gelesen haben und sich noch immer nicht sicher sind, ob dieser spezielle Krimi etwas für sie ist, hier mein Tipp: Wenn Sie, lieber Leser, ein waschechter Krimi-Fan sind und einen der knallharten Krimis im skandinavischen Stil erwarten, aus dem das Blut nur so aus den Seiten fließt, sollten Sie diesen Roman lieber wieder zurücklegen. Ich möchte Sie nicht enttäuschen. Wenn Sie aber ein wenig Spaß haben wollen und bereit sind, sich auf zwei etwas ungewöhnliche Ermittler mit ziemlich ausgefallenen Ermittlungsmethoden einzulassen, dann nur zu, ich lade Sie ganz herzlich in die besondere Welt von Barny Schäfer ein!

 

 

 

1

 

Haselnussgroße Hagelkörner prasselten gegen die Fensterfront des Wohnzimmers und bildeten einen eisigen, weißen Teppich auf den grauen Wasch- betonplatten der Terrasse. Barny Schäfer vergrub sich noch tiefer in seine Ecke der überdimensionalen Couch, die fast das gesamte Zimmer einnahm, und gähnte herzhaft.

Wie jeden Morgen hatte Eddie ihn auch heute zu nachtschlafender Zeit rüde aus seinen Träumen gerissen.

»Los geht’s, Partner! Zeit für unsere Morgenstreife.«

Ein ungläubiger Blick zur Uhr hatte Barny gezeigt, dass es gerade mal fünf Uhr vorbei war. Und ein zweiter Blick aus dem Fenster hatte seine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Dort draußen erwartete sie nichts als ein finsterer, nasser Aprilmorgen mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Bei diesem Wetter jagte man nicht einmal einen Hund vor die Tür, aber darauf nahm Eddie keine Rücksicht.

Seit er vor einem guten Jahr aus Altersgründen aus dem Polizeidienst ausgeschieden war, litt Eddie unter Stimmungsschwankungen und morgendlicher Schlaf- losigkeit. Und das einzige Mittel dagegen waren eben diese zermürbenden Streifzüge durch das nächtliche Backnang.

Völlig ungerührt von den heftigen Graupelschauern hatte Eddie dann die übliche Stunde lang seine Runde gedreht und Barnys unwilliges Grummeln einfach ignoriert. Gut, Barny hätte Eddie alleine losmarschieren lassen können, aber dann hätte er auch keine ruhige Minute gehabt. Wer wusste schon, in welche Schwierigkeiten sein Partner geriet, wenn er nicht ein Auge auf ihn hatte? In den langen Jahren ihrer Zusammenarbeit war es Barny in Fleisch und Blut übergegangen, eng mit Eddie zusammenzuarbeiten und auf ihn aufzupassen. In ihren aktiven Zeiten hatten sie unter den Kollegen immer als das beste und effektivste Schnüffler-Team gegolten.

Eddie hatte es möglich gemacht, dass Barny seinem Partner in den Ruhestand folgen konnte, obwohl er problemlos noch ein paar Jährchen hätte anhängen können. Doch ohne Eddie wäre es nicht mehr dasselbe gewesen. Dafür musste er nun eben auch diese lästige Angewohnheit seines Partners in Kauf nehmen. Aber immerhin wurde er für seine Nachsicht mit einem gewaltigen Frühstück und anschließendem, ungestörtem Rumgammeln auf der Couch belohnt.

Eddie studierte in dieser Zeit immer ausgiebig die Tageszeitung und im Anschluss daran auch noch die brandheißen Polizeiberichte, die er nach wie vor regelmäßig – und unter der Hand – von einigen wohlmeinenden, aktiven Kollegen zugeschickt bekam.

Einmal Polizist, immer Polizist, grinste Barny in sich hinein, als er beobachtete, wie Eddie, der am anderen Couchende über seinen Laptop gebeugt saß, wild in einer zerfledderten Kladde herumkritzelte. Wie üblich trug sein Partner eines seiner heiß geliebten karierten Flanellhemden über dem ziemlich verwaschenen, ehemals schlammfarbigen Shirt und der olivgrünen Cargohose, in deren ausgebeulten Taschen sich so wichtige Dinge wie Taschenmesser, Kabelbinder, Feuerzeug und Multifunktionswerkzeug befanden.

Während Eddie sich Notizen zu einem der Tagesberichte machte, strich er sich gedankenverloren über das sauber rasierte Kinn mit der schmalen Narbe, die er dem Übereifer eines früheren Partners zu verdanken hatte. Die hellgrauen Augen hatte er leicht zusammengekniffen, was den hoch konzentrierten Ausdruck in dem zerfurchten Gesicht noch verstärkte. Doch Barny ließ sich davon nicht täuschen. Er wusste, dass sein Partner nur wieder mal zu bequem oder zu eitel gewesen war, nach der verhassten Lesebrille zu suchen, die er seit einem guten Jahr benötigte. Die Tatsache, dass seine Sehkraft mit dem Alter nachließ, schien Eddie ebenso schwer akzeptieren zu können wie die, dass er nun Rentner war. Barny vermutete, dass dies mit ein Grund war, warum er sich so eifrig dem Studium der aktuellen Polizeiberichte widmete. Ganz sicher würde Eddie die Erkenntnisse, zu denen er gekommen war, morgen Abend bis ins kleinste Detail mit seinem Schnüffler- stammtisch besprechen. Jeden Sonntagabend traf Eddie sich mit den noch aktiven Kollegen auf ein Bier in der Pilsbar um die Ecke.

Der Kerl wird es nie schaffen, abzuschalten und unbeschwert seinen wohlverdienten Ruhestand zu genießen.

Nicht einmal der dreiwöchige Urlaub, der gerade hinter ihnen lag, hatte etwas daran geändert. Barny hatte zunächst noch gehofft, dass etwas Abstand von der Staffel Eddie dabei helfen könnte, die Tatsache zu akzeptieren, dass er nun eben nicht mehr im aktiven Dienst stand. Sie hatten einen ehemaligen Kollegen von der Kripo besucht, der nach seiner Pensionierung wieder in seine Heimatstadt in Schleswig-Holstein gezogen war. Zwei Wochen hatte Barny den beiden unverbesserlichen Ex-Polizisten dabei zugehört, wie sie alte Fälle miteinander aufwärmten. In der dritten Woche hatten Eddie und Barny sich dann Hamburg ansehen wollen. Zumindest war so der ursprüngliche Plan gewesen. Tatsächlich war Eddie aber schon am ersten Tag auf das Polizeimuseum Hamburg gestoßen. Er hatte Tage im Dachgeschoss des Museums damit verbracht, die Kriminalfälle des Frauenmörders Honka und des St.-Pauli-Killers Pinznar bis in alle Einzelheit zu studieren. Danach hatte er ausgiebig an den interaktiven Stationen des Museums die Methoden und Techniken ausprobiert, derer sich die Kriminaltechnik bediente, sowie in den 3000 Büchern der Fachbibliothek und in sämtlichen Kriminalakten, die im Ermittlerraum auslagen, gestöbert.

Barny juckte jetzt noch die Nase, wenn er an den ganzen Staub und Mief dachte, die er in diesem Museum eingeatmet hatte. Denn selbstverständlich hatte Eddie es wieder einmal durchgesetzt, dass auch Barny in den zweifelhaften Genuss der Museumsbesuche kam.

»Nun denn!« Der laute Knall, mit dem Eddie den Laptop zusammenklappte, ließ Barny zusammenfahren. Resigniert verdrehte er die Augen, als sein Partner energisch aufsprang und in sein Schlafzimmer eilte. Barny musste nicht erst aufschauen, um zu wissen, dass es genau 10 Uhr war. Eddie funktionierte selber wie ein Präzisionsuhrwerk. Jeden Morgen beendete er pünktlich um zehn seine Lektüre und startete sein tägliches Fitnessprogramm. Dreimal wöchentlich besuchte er dafür das nahegelegene Fitnessstudio, den Rest der Woche trainierte er in dem kleinen Hobbyraum im Kellergeschoss. Danach wurde geduscht und ein leichtes Mittagessen zubereitet. Von 13 bis 14 Uhr gönnte Eddie sich dann ein Mittagsschläfchen, bevor er seinen streng geregelten täglichen Einkaufs- und Hauswirtschaftsplan abarbeitete.

Barny gähnte noch einmal ausgiebig und streckte sich gemütlich auf der Couch aus. Er selber hielt nicht viel von eng gestrickten Zeitplänen. Vor allem bei einem solchen Sauwetter hatte er nicht das geringste Problem damit, auch mal einen ganzen Tag auf der Couch herumzugammeln. Außerdem steckte ihm noch die Fahrt vom Vortag in den Knochen. Sie hatten sich auf ihrem Heimweg von Hamburg durch den Freitag- nachmittagsstau gekämpft und waren erst kurz vor Mitternacht in Backnang angekommen. Barny war an sich schon kein begeisterter Autofahrer und auf diesen langen Strecken merkte er zusätzlich, dass auch er nicht mehr der Jüngste war.

Erst am Nachmittag hörte es auf zu schauern und der Himmel klarte auf, sodass Barny sich zu einem kurzen Rundgang durch den Garten aufraffen konnte. Eddie machte gerade seine tägliche Visite bei ihrer alten Vermieterin, die im Obergeschoss des Hauses wohnte. Frau Herzig war Mitte achtzig, stocktaub und litt unter der ständigen Angst, ausgeraubt zu werden. Sie wurde nicht müde, ihnen ständig zu beteuern, wie froh sie darüber war, zwei Ex-Polizisten im Haus zu haben, die sich um ihre Sicherheit kümmerten – und nebenbei noch Haus und Garten in Schuss hielten.

Als Eddie zurückkam, hatte er wieder einen ihrer berüchtigten Marmorkuchen bei sich, die ihrem Namen alle Ehre machten – obwohl Barny manchmal daran zweifelte, dass echter Marmor tatsächlich so hart sein konnte, wie es Frau Herzigs Kuchen waren. Für die Dinger benötigte man einen Waffenschein. Sie waren nicht einmal eingeweicht in literweise heißem Kaffee genießbar. Eine ahnungslose Ente, der Eddie einmal ein Stück Kuchen ins Wasser geworfen hatte, wäre beinahe einem elenden Erstickungstod erlegen. Seither entsorgten sie die gut gemeinten Gaben immer möglichst unauffällig zuunterst im Hausmüll.

»Dann mach dich mal bereit, Kumpel«, grinste Eddie gut gelaunt, während er den Kuchen wie eine Mumie in mehrere Lagen Haushaltspapier einwickelte, um ihn für Frau Herzigs erstaunlich scharfe Augen, mit denen sie den wöchentlichen Hausmüll inspizierte, unkenntlich zu machen. »Du weißt, heute ist Samstag.«

Auch das noch, stöhnte Barny und schloss genervt die Augen. Samstags waren sie immer zum Abendessen bei Eddies älterer Schwester Klara eingeladen. Gegen das Essen hätte Barny ja nichts einzuwenden gehabt, aber die 74-jährige Klara Kachl lebte leider nicht allein.

Nachdem die resolute Dame auch noch ihren zweiten Ehemann unter die Erde gebracht hatte, hatte sie sich entschlossen, ihre verbleibenden Jahre nur noch in tierischer Gesellschaft zu verbringen und sich ausschließlich ihren Lieblingsbeschäftigungen zu widmen. Dazu gehörten Stricken und vor allem die Lektüre von Kriminalromanen. Klaras erstem Hobby hatte Barny es zu verdanken, dass er mittlerweile über eine lächerliche Sammlung selbst gestrickter Jacken, Decken und Ohrenwärmer verfügte, die im hintersten Winkel einer Kommode vor sich hin moderten, was ihn nicht besonders juckte. Klaras Leidenschaft für Krimis war dagegen schon etwas anstrengender, da sie sich selber als eine Wiederverkörperung Miss Marples sah. Eddie und er verbrachten die Samstagabende damit, sich die absurdesten Theorien über Verbrechen anzuhören, die laut Klara ständig in ihrem unmittelbaren Umfeld verübt wurden, ohne dass die Polizei – von der sie im Übrigen überhaupt nichts hielt – dagegen einschritt. Am nervenaufreibendsten waren für ihn jedoch Klaras Mitbewohner.

Craddock Moppel, der seinen Namen bezeichnenderweise dem unfähigen Inspektor aus den bekannten Miss Marple-Filmen verdankte, war eine Schande für seine Rasse. Der Mops war unglaublich fett, unglaublich träge – und unglaublich dämlich. Allerdings war er auch unglaublich gutmütig und er verehrte Barny so offensichtlich, dass es diesem schier unmöglich war, ihn grob zurückzuweisen. Und eine etwas mildere Abfuhr drang erst gar nicht in das winzige Hirn des dummen Hundes vor.

Dolly Samtblau, Klaras elegante, blue-smoked Birma-Perser-Mix-Katze war da ein ganz anderes Kaliber. Sie verdankte ihren Namen Miss Marples bester Freundin Dolly Bantry. Die Katze war im Gegensatz zu dem Mops alles andere als dämlich, dafür aber unerträglich borniert. Sie hielt überhaupt nichts von Barny und ließ keine Gelegenheit aus, ihm ihre Verachtung zu zeigen.

Grundsätzlich war es Barny vollkommen egal, was andere von ihm hielten, aber dennoch konnte er sich einen angenehmeren Zeitvertreib für einen Samstagabend vorstellen, als in einer nach fettem Hund, Lavendel und Katze stinkender Stube zu hocken und ununterbrochen von einem eisigen, bernsteinfarbenen Blick fixiert zu werden. Da schmeckte nicht einmal das saftige Rindersteak, das Klara immer für ihn bereithielt.

Aus diesem Grund verließ Barny die gemütliche Couch nur unwillig. Mürrisch folgte er Eddie nach draußen, wo zur Abwechslung schwere Schneeflocken vom Himmel klatschten und ihn auf dem kurzen Weg von der Fritz-Häuser-Straße in die Danziger Straße komplett durchweichten. Eddies Elternhaus, das Klara bewohnte, seit sie sich bis zu deren Tod um die pflegebedürftigen Eltern gekümmert hatte, roch heute zur Abwechslung mal nach verbranntem Fleisch und nassem Hund.

Craddocks ohrenbetäubendes Freudengebell, das er immer anstimmte, sobald die Klingel erklang, brachte Barnys Trommelfell ebenso zum Vibrieren wie seine Nerven. Dann wurde die Haustür aufgerissen und Klaras ausladende Gestalt füllte den Türrahmen. Sie trug einen braunen Wollrock und eine weiße Bluse, über die sie eine blaurote Strickweste gezogen hatte. Zwei große Fettflecken prangten auf ihrer beeindruckenden Vorderfront.

»Da seid ihr ja«, übertönte sie das schrille Kläffen des Mopses. »Schnell rein mit euch bei dem Sauwetter, bevor ihr euch noch erkältet! Also ehrlich Eddie, heute hättest du ja wirklich mal das Auto nehmen können.« Vorwurfsvoll schüttelte sie den Kopf, ohne dass dabei auch nur ein einziges ihrer kleinen, rotblond gefärbten Löckchen verrutschte. Nur der durchdringende Geruch ihres großzügig verwendeten Haarsprays verstärkte sich und kitzelte Barny in der Nase.

Energisch schob Klara ihren Bruder ins Haus, während Craddock es endlich schaffte, sich an ihr vorbei zu schieben und Barny euphorisch zu begrüßen.

»Krieg dich wieder ein, Moppel!«, knurrte Barny entnervt, als der Mops – heute passend zu Klara ebenfalls in ein selbst gestricktes, blaurotes Jäckchen ge- kleidet – asthmatisch schnaufend um ihn herumsprang und vergeblich versuchte, Barnys Lefzen zu lecken.

»Genau, Moppel, krieg dich wieder ein«, schnurrte eine samtweiche Stimme spöttisch. »Checkst du es immer noch nicht, dass die große Bullentöle dich genauso wenig mag wie ich? Von euch ist doch einer so beschränkt wie der andere.«

Dolly Samtblau saß elegant auf dem Treppenabsatz und betrachtete angelegentlich die glänzenden, nadelspitzen Krallen ihrer linken Pfote. Barny schlenderte gelassen in ihre Richtung. Als er auf ihrer Höhe angekommen war, schüttelte er sich ausgiebig den Schneematsch aus dem Fell.

Mit einem Wutschrei sprang Dolly – zugegebenermaßen immer noch sehr elegant – zur Seite.

»Primitiver Bauernköter!«, fauchte sie erbost. »Keine Manieren. Aber etwas anderes kann man von einem prolligen Ex-Schnüffler wohl auch nicht erwarten.« Und damit verzog sie sich in Klaras gute Stube auf die Ofenbank des alten Kachelofens.

Barny grinste in sich hinein. So wie es aussah, stand es diesmal eins zu null für ihn. Und das bereits nach wenigen Minuten. Vielleicht gestaltete sich der heutige Abend ja doch noch erfreulicher als erwartet. Das blutige Steak, das Klara ihm vorsetzte, schmeckte ihm jedenfalls ungewöhnlich gut, diesmal vielleicht gerade deshalb, weil Dolly ihn mit finsterer Miene beim Essen betrachtete. Seine gute Laune hielt an, bis Craddock sich nach dem Essen dicht an seine Seite kuschelte und ihm behaglich ins Ohr schnarchte.

Eddie kämpfte inzwischen mit seinem viel zu kross gebratenen Steak, verkochten Spätzle und einem Salat, der definitiv zu lange im Öl gelegen hatte, während er sich Klaras neuesten Pseudo-Kriminalfall anhörte. Erst als in ihrem Monolog ein bekannter Name fiel, horchte Barny auf. Sein Blick fiel auf Dolly, die ihn nun nicht mehr wütend und verächtlich, sondern vielmehr nachdenklich ansah.

»Wenn sie wirklich so verwirrt gewesen wäre, dass sie ziellos aus dem Seniorenstift marschiert«, erläuterte Klara gerade, »hätte Rosa ganz sicher nicht Molly mitgenommen. Aber Molly ist am selben Tag spurlos verschwunden wie Rosa. Das ist doch verdächtig, findest du nicht auch?«

»Wer zum Teufel ist jetzt schon wieder Molly?«, nuschelte Eddie mit vollem Mund, während er vergeblich versuchte, das zähe Rindfleisch zu zerkauen.

»Ach, komm schon, Eddie, seit wann bist du so begriffsstutzig?«, empörte sich Klara und fuchtelte mit einer Gabel voll Spätzle in der Luft herum. Die Spätzle flogen in hohem Bogen durch die Luft und landeten auf dem Boden. Sofort beendete Craddock seine Schnarch- tirade. Er bewegte seine Masse verblüffend schnell zum Tisch und saugte die Teigwaren förmlich ein.

»Du musst dich doch noch an Molly erinnern, Rosas Katze!« Klara schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und häufte sich neue Spätzle auf die Gabel. Craddock wackelte mit dem Ringelschwanz und sabberte erwartungsvoll. »Sie kam aus demselben Wurf wie meine Dolly. Rosa hat sie mir damals von der Katzenhilfe mitgebracht, für die sie immer gespendet hat. Die beiden Kätzchen waren die einzigen Überlebenden des Wurfs. Rosa hing sehr an ihrer Molly. Sie hat viel Geld dafür gezahlt, dass sie das Tier vor zwei Jahren dann in den Seniorenstift mitnehmen durfte.«

»Dann ist es doch wahrscheinlich, dass die alte Dame ihre Katze auch mitgenommen hat, als sie aus dem Stift entlaufen ist«, grummelte Eddie und pulte sich mit einem Zahnstocher das Fleisch aus den Zähnen.

»Du verstehst das nicht«, schimpfte Klara ungeduldig. »Molly war eine reine Stubenkatze. Sie hatte eine Heidenangst davor, das Haus zu verlassen. Rosa hätte sie nie mitgenommen, um mit ihr irgendwo in der Gegend herumzulaufen. So verwirrt war sie wirklich noch nicht. Überhaupt war sie lange nicht so dement, wie die es aus dem Pflegeheim jetzt darstellen. Sie wurde halt langsam vergesslich, was mit Mitte achtzig ja auch kein Wunder ist. Aber ansonsten war sie blitzgescheit. So schnell konnte man ihr nichts vormachen. Ich bin sicher, dass sie nicht einfach so aus dem Stift verschwunden und dann ziellos in der Gegend herumgeirrt ist. Da steckt ein übles Verbrechen dahinter! Rosa hat zu ihrer Zeit sehr gut geheiratet. Ihr Mann war ein stinkreicher Bankmanager, mit dem sie durch die ganze Welt gereist ist. Kinder hatten die beiden keine. Rosas einziger Bruder war unverheiratet und ist schon mit vierzig bei einem Unfall im Ausland ums Leben gekommen.« Klara seufzte wehmütig und Eddie horchte auf.

»Der Bruder, war das nicht dieser junge Bengel, der eine Zeit lang hinter dir her war? Wie hieß er noch gleich, Kurt oder Karl …«

»Konrad«, verbesserte sie Eddie. »Ein schneidiger junger Mann, aber auch ein Taugenichts. Er war ein knappes Jahr älter als ich und sehr charmant. Aber ich wusste schon als junges Mädchen, dass solche Typen nur Ärger machen. Ich habe dann lieber meinen guten Walter genommen.« Kurz gab sich Klara schönen Erinnerungen hin, doch dann kam sie wieder auf ihren neuesten Fall zu sprechen. »Ich bin sicher, dass da irgendeine üble Sache am Laufen ist, Eddie. Rosa Scheib ist nicht freiwillig vor drei Wochen verschwunden. Bis heute hat man keine Spur von ihr entdeckt und die Polizei glaubt, dass sie nicht mehr lebt. Das Wetter in den letzten Wochen war so schlecht, dass man annimmt, sie liegt irgendwo erfroren im Wald und man wird sie irgendwann mal finden. Anscheinend verschwinden ständig ältere, verwirrte Leute aus Pflegeheimen, die keinem Verbrechen zum Opfer gefallen sind.«

»Ich bin sicher, dass die Polizei den Fall sehr gründlich untersucht«, brummte Eddie. »In Vermisstenfällen gibt es sehr genaue Vorgaben, was alles zu geschehen hat. Die meisten Fälle klären sich innerhalb eines Monats.«

»Was nützt mir das?«, schnaubte Klara und schob sich die letzte Gabel Spätzle in den Mund.

Craddock winselte verzweifelt.

»Die arme Rosa ist seit drei Wochen verschwunden«, ereiferte sich Klara weiter mit vollem Mund. »Vielleicht wurde sie schon ermordet! Bestimmt will sich der Mörder ihr Erbe unter den Nagel reißen.«

Eddie, der den aussichtslosen Kampf mit dem Steak inzwischen aufgegeben hatte, schob seinen Teller genervt zur Seite. Offensichtlich hatte ihm das Gespräch nun auch noch die Lust auf die Spätzle genommen.

»Das ist doch totaler Bockmist, Klara! Wenn deine Rosa ein Testament gemacht hat, kommt der Erbe erst an das Geld, wenn sie offiziell für tot erklärt wurde. Und das dauert bei einer über Achtzigjährigen mindestens fünf Jahre. Und wenn es kein Testament gibt, hat der mutmaßliche Mörder erst recht nichts von ihrem Tod.«

»Pah!« Klara rümpfte verächtlich die Nase. »Das ist ja mal wieder typisch für euch kurzsichtige Polizisten! Also ehrlich, Eddie, von dir hätte ich mehr erwartet! Geld, das man in fünf Jahren bekommt, ist immer noch besser als gar keins!«

»Himmel, Klara!«

Gespannt verfolgte Barny die Auseinandersetzung. Wenn Eddie diesen Ton anschlug, war er bald am Ende seiner Geduld angekommen. Vielleicht würde Eddie diesen unerfreulichen Abend dann etwas früher beenden als üblich und Barny konnte sich endlich wieder auf seine Couch zurückziehen. Er konnte sich im Moment nichts Besseres vorstellen, als gemütlich eine Runde zu schlafen ohne das asthmatische Schnaufen Craddocks direkt an seinem Ohr zu haben und die bohrenden Blicke dieser unangenehmen Person Dolly im Genick zu spüren.

»Was hätte denn der rechtmäßige Erbe davon, Rosa zur Seite zu schaffen?«, wandte Eddie ungeduldig ein und warf die zerknüllte Papierserviette auf das zerstückelte Steak. »Die Frau ist Mitte achtzig. Wahrscheinlich wäre sie sowieso in den nächsten fünf Jahren gestorben. Und wer zum Teufel ist überhaupt ihr Erbe?«

Mit wichtiger Miene beugte sich Klara zu ihrem Bruder hinüber.

»Das ist es ja gerade! Keiner weiß es. Rosa hatte keine Verwandten mehr, an die ihr Erbe automatisch fallen könnte. Also hat sie ständig neue Pläne gemacht, wen sie als Erben einsetzen wollte. Mal war es die Katzenhilfe Schnurrtiger, der sie alles hinterlassen wollte, dann wieder die Seniorenresidenz Sonnenblick. Ich habe keine Ahnung, ob es inzwischen irgendwo ein offizielles Testament gibt, und wenn ja, wer es haben könnte.«

»Das macht die Sache nicht unbedingt einfacher«, gab Eddie unwillig zu. Klara schien es nun doch noch geschafft zu haben, sein Interesse zu wecken. Barny gab ein frustriertes Stöhnen von sich. Die Aussicht auf einen gemütlichen Restabend zuhause rückte wieder in die Ferne.

»Genau!« Klara nickte triumphierend und stellte die Teller zusammen. »Noch einen Absacker?«

Barny unterdrückte ein empörtes Aufjaulen, als Eddie nickte. Ein Absacker zog immer gleich mehrere Nachteile mit sich. Zum einen hatte Eddie sich offensichtlich entschieden, noch länger bei Klara zu bleiben, was an sich schon eine Katastrophe war, zum anderen schien ihn dieser Vermisstenfall doch stärker zu interessieren, als er zugeben wollte. Und das wiederum bedeutete, dass Eddie – und damit auch Barny – die kommenden Tage damit beschäftigt waren, der verschollenen Rosa Scheib nachzuspüren. Ganz abgesehen davon, dass Eddie auch noch die unangenehme Angewohnheit hatte, den Genuss von Alkohol dadurch auszugleichen, dass er sein morgendliches Fitnessprogramm noch weiter ausdehnte. Barny sah sich schon mit Eddie am frühen Sonntagmorgen im Graupelschauer am Murrufer entlangjoggen.

Seine Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten, als Eddie, der es sich mit einem Verdauungsschnaps auf Klaras Sofa gemütlich machte, seine altbewährte Verhörmasche aufzog.

»Dann erzähl mir doch mal genau, wie Rosa vor drei Wochen aus dem Seniorenheim verschwinden konnte!«

Klara, die ihre beachtliche Körperfülle in ihren Lehnsessel gezwängt hatte und nun eifrig mit einem Nadelspiel an einem undefinierbaren Strickteil in schwarz-rot-gelb arbeitete, holte tief Luft und Barny schloss resigniert die Augen.

»Also«, begann Klara und ihre Stricknadeln klapperten eifrig. »Ich besuche Rosa jeden Mittwochnachmittag zur Strickrunde in der Seniorenresidenz. Rosa und elf weitere Seniorinnen treffen sich dann in einem der Gemeinschaftsräume. Sie freuen sich immer, wenn auch mal eine Jüngere mit ihnen strickt und ihnen bei den schwierigeren Mustern zur Hand geht. Aber als ich vor zweieinhalb Wochen dort war, musste ich erfahren, dass Rosa seit dem Osterwochenende verschwunden war. Und ihre Molly auch.«

»Hat irgendjemand sie fortgehen sehen?«, hakte Eddie nach. »Vor allem mit der Katze hätte es doch auffallen müssen.«

Klara nickte eifrig. »Sie erzählten mir, dass sie Rosa zuletzt mit ihrem Strickkorb im Arm auf dem Hauptgang gesehen hätten. Alle dachten, dass sie nur in den Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss gehen und beim Stricken etwas fernsehen wollte. Aber sie ist nie dort angekommen. Deshalb wird vermutet, dass sie dann doch zum Ausgang gegangen und aus dem Stift gelaufen ist. Man war dort wohl so mit den Vorbereitungen für den Verwandtenbesuchstag am Ostersonntag beschäftigt, dass Rosas Fehlen zunächst gar nicht aufgefallen ist.«

»Und die Katze?«, bohrte Eddie hartnäckig weiter.

»Also dieser Strickkorb ist richtig groß«, erwiderte Klara zögernd. »Da hätte Molly sicher gut hineingepasst. Und davon geht die Polizei wohl aus, dass Rosa ihre Katze eingepackt hat und verschwunden ist. Aber das ist völlig absurd!«

Die Stricknadeln hörten sich nun so an, als ob zwei Florette in atemberaubender Geschwindigkeit aufeinandertrafen. Klara schnaubte verächtlich.

»Natürlich wollen die sich alles schön reden, damit sie den Fall mit gutem Gewissen zu den Akten legen können. Und es ist immer am einfachsten zu denken, dass die alten Leute nicht mehr zurechnungsfähig sind. Dabei ist es gerade anders herum! Miss Marple jedenfalls wusste Bescheid …«

Die jungen Leute denken, die Alten sind Narren, aber die Alten wissen, die Jungen sind Narren, stöhnte Barny innerlich. Er kannte diesen Spruch in- und auswendig. Es war Klaras absolutes Lieblingszitat.

»… die jungen Leute denken, die Alten sind Narren, aber die Alten wissen, die Jungen sind Narren«, erklang es auch prompt aus Richtung Lehnstuhl, und die Stricknadeln klapperten dazu im Takt. »Also, was meinst du, Eddie? Wirst du dich mal bei deinen Kollegen umhören und ihnen etwas zur Hand gehen? Vertrau dem Gespür deiner älteren Schwester: Hier ist etwas faul! Und dieser Fall braucht besondere Ermittler, solche wie dich und Barny, der gute Kerl.«

Beunruhigt öffnete Barny ein Auge und bekam gerade noch mit, wie Eddie zögernd nickte. Das war‘s dann. Damit stand fest, dass es in den nächsten Wochen wieder kein geruhsames Rentnerleben geben würde.

»Und deshalb stricke ich für den braven Jungen auch dieses Jäckchen«, flötete sie und hielt entzückt ihr Strickzeug in die Höhe.

Klaras Bemerkung ließ Barny vor Schreck das Blut in den Adern gefrieren. Fassungslos setzte er sich auf.

»Schau mal, ganz in den deutschen Farben«, fuhr Klara fort. »Schließlich ist er ja auch ein reinrassiger Deutscher Schäferhund. Dann muss der Arme bei dem Sauwetter nicht mehr so frieren. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Craddock freut sich immer so, wenn er ein neues Jäckchen bekommt. Vielleicht stricke ich ihm auch noch so eines.«

»Hast du das gehört, Barny?« Craddock, dem vor Entzücken ein langer Sabberfaden aus dem Maul hing, starrte mit verklärten Glupschaugen zu Barny hoch. »Dann sind wir im Partnerlook! Das ist dann so, als ob du dieser berühmte Schillerlocken Holms bist, von dem Mama Klara uns manchmal vorliest, und ich dein Partner Wattsohn. Und gemeinsam finden wir dann die nette Tante Rosa, die mir immer ein Katzenleckerli gibt, wenn wir sie besuchen. Sie sagt, ich bin der einzige Hund, den sie mag, weil ich eigentlich eher wie eine Katze aussehe. Ist das nicht lieb von ihr?«

»Das ist eine unverschämte Beleidigung für jede Katze«, zischte Dolly angewidert und sprang anmutig von der Ofenbank. Sie setzte sich direkt vor Barnys Nase, der noch immer damit beschäftigt war, Klaras letzte Bemerkung zu verdauen. Visionen von schwarz-rot-gelb gekleideten Möpsen, die lautstark hinter ihm her schnauften, erschienen vor seinem inneren Auge.

»Aber wie sieht es mit dir aus, Schnüffler?«, raunzte Dolly herausfordernd. »Wirst du an diesem Fall mitarbeiten?«

Barny setzte seinen gefürchteten Alpha-Blick ein, der aufdringliche oder unverschämte Hunde immer sehr schnell in ihre Schranken verwies. Bei Dolly schien er allerdings nicht zu wirken. Diese unangenehme Person legte nur leicht ihren Kopf schief und fixierte ihn amüsiert.

»Was interessiert dich das?«, grummelte Barny dumpf.

»Natürlich wird er das!«, japste Craddock euphorisch dazwischen. Er schien absolut nichts von der Spannung mitzubekommen, die sich jeden Augenblick im Raum zu entladen drohte. Er hopste ungeschickt zu Dolly, stupste sie fröhlich an und tat dann dasselbe bei Barny. »Und wir werden ihm dabei helfen! Das ist sogar noch besser. Dann sind wir wie die drei Muskeltiere, die im Geheimnisauftrag ihre Königin retten. Und unsere Königin heißt eben Rosa.« Er hielt einen Moment verzückt inne und schwelgte in der Vorstellung zukünftiger Heldentaten. Dann lief ein Beben durch seinen drallen Körper und er quiekte begeistert auf. »Genau das ist es!«

Barny betrachtete den Mops, der aussah, als würde er jeden Augenblick vor Begeisterung zerspringen, mit leiser Besorgnis. Craddock schien nichts davon zu bemerken.

»Versteht ihr?«, erklärte der Mops strahlend. »Das ist dann so, als ob wir beim Geheimnisdienst arbeiten. Wir planen gemeinsam eine geheime Operation, nämlich Tante Rosas Rettung. Und dazu brauchen wir so ein Wort, ihr wisst schon, so ein supercooles Kotwort, das nur wir kennen.« Seine Stirn verzog sich in nachdenkliche Falten, während Barny und Dolly für einen Augenblick vergaßen, dass sie grundsätzlich nie einer Meinung waren, und sich fassungslos ansahen. »Was könnte das wohl für ein Wort sein?«, überlegte Craddock laut weiter.

»Wie wäre es wohl mit dem Codewort Volltrottel?«, schnurrte Dolly trügerisch sanft.

Craddock dachte kurz darüber nach und schüttelte dann den Kopf.

»Das ist nicht cool genug und hat auch überhaupt keinen Bezug zu uns oder Tante Rosa.« Erneut verfiel er in angestrengtes Grübeln. Für einen Moment war im Raum nichts zu hören als das Klappern von Klaras Stricknadeln. Barny beobachtete, wie die Kulleraugen des Mopses zu funkeln begannen, als sein Blick von der schnellen Bewegung des Nadelspiels eingefangen wurde.

»Ich hab’s«, flüsterte der Mops andächtig. »Das passt genau zu Tante Rosa.« Wichtig wandte er sich an Barny. »Unser Geheimnisauftrag heißt von heute an Operation Nadelspiel! Wir sind jetzt Geheimnisagenten und gemeinsam werden wir die arme Tante Rosa finden.«

Barny, der unwillkürlich die Luft angehalten hatte, stöhnte nun laut auf und verdrehte die Augen. Noch nie zuvor hatte er sich so inbrünstig nach seiner Couch gesehnt. Ein amüsiertes Schnurren erklang und etwas Weiches strich sanft um ihn herum.

»Cool down, großer Geheimnisagent«, summte Dolly spöttisch. »Abgesehen von diesem idiotischen Geheimdienstgetue liegt dieser grenzdebile Moppel ausnahmsweise mal gar nicht so ganz falsch. Immerhin ist nicht nur Rosa, sondern auch meine Schwester verschwunden. Ich bin also selber daran interessiert zu erfahren, was hinter der ganzen Sache steckt.«

Betroffen zuckte Barny zusammen. Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass Dolly eine Familienangehörige verloren hatte. Mitfühlend sah er auf sie hinunter. Dolly schien genau zu spüren, was in ihm vorging und lachte belustigt auf.

»Lass mal gut sein, Großer! Ich bin eine Katze, kein gefühlsduseliger Hund. Meine Schwester war eine feige, arrogante und sehr dumme Person. Wir hatten so gut wie keine Gemeinsamkeiten. Als Kitten haben wir uns gehasst und waren froh, dass wir in verschiedene Haushalte vermittelt wurden. Wir hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr zueinander. Trotzdem möchte ich wissen, was mit ihr passiert ist. Also werde ich dir tatsächlich ein wenig zur Pfote gehen bei deinen Ermittlungen. Taugt dein Mensch etwas?«

Barny, der es schon bedauerte, für einen Moment so etwas wie Mitgefühl für Dolly entwickelt zu haben, knurrte verärgert.

»Eddie ist einer der Besten! Aber davon versteht so eine wie du ja nicht das Geringste. Ebenso wenig wie von sauberer Ermittlungsarbeit. Deine Hilfe kannst du dir also wer weiß wohin stecken, Pussy.«

Erleichtert bemerkte er, dass Eddie sein Verhör beendet hatte und nun endlich bereit war, heimzukehren. Entschlossen erhob er sich und versuchte, Craddocks fassungslosen Blick zu ignorieren. Der Mops schien die Welt im Moment noch weniger zu verstehen als sonst. Eifrig wackelte er hinter Barny her.

»Sie meint das nicht so«, winselte er. »Natürlich hat sie ihre Schwester gemocht. Ich meine, seine Geschwister muss man doch einfach mögen, nicht? Ich habe vier. Drei Schwestern und einen Bruder. Sie sind alle toll. Wir sehen uns einmal im Jahr und sind dann immer total glücklich. Wenn einer von ihnen verschwände, wäre ich ganz traurig. Und Dolly ist sicher auch traurig, will das aber nicht zeigen, weil wir dann auch traurig wären. Sie meint es nur gut.«

»Träum weiter, Craddock, du bist ein guter Kerl«, brummte Barny und schüttelte den Kopf. Gegen so viel Naivität war er machtlos. Die schwarzen Glupschaugen füllten sich vor Rührung mit Tränen.

»Findest du wirklich? Vielen Dank, Barny. Du bist aber auch ein guter Kerl! Und du kannst dich auf mich verlassen. Dein Partner lässt dich nicht im Stich. Gemeinsam werden wir Operation Nadelspiel erfolgreich durchführen.«

Das hat mir gerade noch gefehlt, fluchte Barny innerlich und stürmte zur Haustür. Heftige Sturmböen mit fetten Regentropfen peitschten ihm entgegen, doch er bemerkte es kaum, während er so schnell wie möglich mit Eddie an seiner Seite nach Hause eilte.

 

 

2

 

Barny verbrachte eine alles andere als erholsame Nacht. Er träumte von endlosen Labyrinthen, in denen er einem schwarz-rot-gelben Faden folgte, während aus der Ferne wütendes Degenklirren und die erbärmlichen Schreie eines fetten Mopses ertönten. Darum war er fast schon dankbar, als Eddie ihn wie befürchtet in voller Laufmontur kurz vor fünf weckte und eine gute Stunde mit ihm durch Backnang und die angrenzenden Teilorte rannte.

Es hatte über Nacht aufgeklart und die plötzlich sehr milden Temperaturen kündigten den längst überfälligen Frühling an. Interessiert hielt Barny seine Nase in die Luft. Bei einer so lauen Witterung waren die Gerüche viel intensiver als bei dem Sauwetter der vergangenen Wochen. Alles in allem war es heute also gar nicht ganz verkehrt, schon so früh unterwegs zu sein. Ein weiterer Bonus war die Tatsache, dass Eddie seine Runde diesmal so legte, dass sie direkt am Haus des kleinen Piet Fox vorbeikamen.

Piet war ein junger, drahtiger Foxterrier, der Barny zutiefst bewunderte. Seine Familie, das Ehepaar Kugler, war etwas überfordert mit dem temperamentvollen Burschen und ließ ihm zu viele Freiheiten. In seinem Haushalt hatte eindeutig Piet die Hosen an, was dem hitzköpfigen kleinen Kerl nicht unbedingt guttat. Umso wichtiger war es für ihn, mit jemandem Kontakt zu haben, der über genügend natürliche Autorität verfügte, um ihn im Zaum zu halten. Jemand, der rechtzeitig einschritt, um zu verhindern, dass der Kleine auf die schiefe Bahn geriet. Jemand wie Barny eben.

Barny hatte Piet vor einem guten Jahr kennengelernt, als der Kleine sich in einer üblen Rauferei mit drei doppelt so großen Kerlen befunden hatte. Sie gehörten zu den StreetDevils, der berüchtigtsten Straßenköter- Gang Backnangs. Wie die meisten Terrier war auch Piet ein Adrenalinjunkie und hatte wohl wieder einmal eine zu kesse Lippe riskiert. Er wäre von der Bande übel zugerichtet worden, wenn Barny nicht eingegriffen hätte. Und da ihm klar war, dass ein Junge wie Piet dringend eine richtige Aufgabe benötigte, um auf dem Boden zu bleiben, hatte er ihn damals unter seine Fittiche genommen und bildete ihn seither als Informant und Botenjunge für seine Kontakte aus.

Als Eddie an diesem Morgen Piets Haus passierte, ließ Barny seinen Partner etwas vorausrennen und gab einmal kurz und scharf Laut.

Piet war wie immer auf Zack. Der Kleine lief auch in der Nacht auf Hochtouren und benötigte zum Leidwesen seiner Familie nicht viel Schlaf. Barny grinste schadenfroh, als Piet im Haus sein schrillstes Ich-muss-dringend-mal-raus-Jaulen anstimmte. Im Ober- geschoss ging ein Licht an. Ein Rumpeln ertönte und ein derber Fluch des Hausherrn erklang.

»Verdammter Köter!«

»Aber Heinz!« Frau Kugler, Piets Frauchen, hörte sich furchtbar schockiert an. »Der arme Schatz muss bestimmt ganz dringend in den Garten und sein Bächlein machen. Bestimmt habe ich ihm gestern zu viel Fleischbrühe in sein Fresschen gemischt.«

Barny schnaubte verächtlich auf. Kein Wunder, dass Piet sich manchmal so idiotisch benahm, wenn sie ihn wie einen Idioten behandelten. Wenn Eddie auch nur ein einziges Mal so bescheuert mit ihm gesprochen hätte, hätte Barny ihm in die Schuhe gepinkelt.

Die Terrassentür öffnete sich einen Spalt weit und ein kleiner, weiß-brauner Schatten flitzte heraus. Mit leuchtenden Augen kam Piet kurz vor Barny schlitternd zum Stehen.

»Hier bin ich, Chef«, kläffte er begeistert. »Was geht?«

Barny warf Piet einen strengen Blick zu. Der Junge musste lernen, dass er einen so flapsigen Umgangston bei der Arbeit nicht tolerierte. Und vor allem durfte er unter gar keinen Umständen mitbekommen, dass Barny eine Schwäche für den rotzigen kleinen Kerl mit dem losen Mundwerk hatte.

»Ich brauche Freddy Dreibein«, brummte er unwirsch. »Heute Abend zur üblichen Zeit. In der Wacholderhöhe vor der Seniorenresidenz.«

Die mandelförmigen Augen blitzten auf und ein Beben lief durch den drahtigen Körper.

»Ein neuer Fall, Chef?« Piets Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. »Kann ich diesmal bei den Ermittlungen helfen? Bitte! Ich weiß, dass ich inzwischen so weit bin!« Der letzte Satz endete in einem schrillen Aufjaulen und aus dem Haus ertönte der beunruhigte Ruf von Frau Kugler, die sich inzwischen wohl auch aus dem Bett gequält hatte.

»Ist alles in Ordnung, Piet-Schätzchen? Komm wieder herein zu Mama. Ich habe ein feines Leckerchen für dich!«

Barny stöhnte entnervt.

»Wann du so weit bist, entscheide ich, Bursche. Und solange du wegen jeder Kleinigkeit einen solchen Aufruhr verursachst, kann davon nicht die Rede sein. Also schaff mir nur den Alten herbei!«

»Sofort, Chef, ich sause gleich los«, japste Piet bereits im Sprung.

»Bist du wahnsinnig?«, donnerte Barny. »Was habe ich dir über Unauffälligkeit beigebracht? Man verschwindet nie im Beisein der Menschen aus dem Garten! Man passt eine gute Gelegenheit ab, wenn sie unaufmerksam sind. Sie dürfen unter gar keinen Umständen mitbekommen, wann und auf welchen Wegen du dich abgesetzt hast, sonst ist es bald vorbei mit der Freizügigkeit. Also beweg deinen Hintern wieder ins Haus zurück und warte auf eine günstige Gelegenheit, um den Auftrag auszuführen! Enttäusche mich nicht, ich verlasse mich auf dich!«

»Alles klar, Chef«, winselte Piet mit hängenden Ohren und schlich zur Terrassentür, hinter der Frau Kugler noch immer seinen Namen flötete und diverse Leckereien in Aussicht stellte.

Kopfschüttelnd jagte Barny hinter Eddie her, der bereits einen ziemlichen Vorsprung hatte.

Der Kleine hatte noch viel zu lernen, vor allem musste er sein Temperament in den Griff bekommen. Aber ansonsten zeigte er sehr vielversprechende Ansätze. Barny war sich sicher, dass Piet alle Hebel in Bewegung setzte, um das Treffen mit dem alten Freddy zu ermöglichen.

Freddy Dreibein war nicht nur der älteste und gewiefteste Straßenhund der Stadt, er war auch einer von Barnys wichtigsten Kontaktleuten. Offiziell galt der Nordwesten Backnangs als sein Revier, aber inoffiziell trieb sich der alte Haudegen im gesamten Stadtgebiet herum. Wenn jemand wusste, was in Backnang und Umgebung abging, dann er.

Recht zufrieden damit, was er so früh am Morgen schon in die Wege geleitet hatte, beendete Barny mit Eddie die Morgenrunde. Bis zum Abend gab es für ihn erstmals nichts mehr zu tun. Alles Weitere würde sich durch das Gespräch mit Freddy ergeben. Und da nun auch wieder ein milder Landregen einsetzte, freute sich Barny darauf, die Zeit bis zu ihrem Nachmittagsgang wieder auf der Couch zu verbringen.

Eddie hatte da etwas weniger Glück. Gerade als er sich zu seinem wohlverdienten Mittagsschlaf zurückziehen wollte, ertönte über ihnen das harte Klopfen von Frau Herzigs Gehstock, ihr Zeichen, dass sie dringend Hilfe benötigte. Zwei Stunden später kehrte Eddie ausgesprochen schlecht gelaunt zurück. Barnys fragenden Blick quittierte er mit einem unwilligen Grummeln.

»Ja, lieg du nur gemütlich auf der Couch herum, während ich zum dritten Mal in diesem Monat den Siphon der Alten aufschrauben musste! Wie schafft sie es nur, dass ihr ständig das Gebiss in den Abfluss fällt? Und dann noch dieses Stück Sandkuchen, das sie mir aus Dankbarkeit aufgenötigt hat!«

Barny gab ein mitfühlendes Grunzen von sich. Frau Herzigs Sandkuchen waren noch schrecklicher als ihre Marmorkuchen. Er hatte einmal davon probiert und glaubte jetzt noch, das Knirschen von Sand zwischen den Zähnen zu spüren.

Kopfschüttelnd ging Eddie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen, worüber Barny sehr froh war. Der unbeschreibliche Kloakengestank vermischt mit dem Geruch nach Kölnisch Wasser und Kernseife, der Eddie umgab, beleidigte seine empfindliche Nase.

Als sie schließlich zu ihrer Nachmittagsrunde aufbrachen, wunderte Barny sich nicht, dass ihr Weg sie direkt in die Wacholderhöhe vor die Pforten der Seniorenresidenz Sonnenblick führte. Das Seniorenheim für gehobene Ansprüche, wie auf dem Schild über der Einfahrt zu lesen war, war erst vor drei Jahren hier gebaut worden und Barny wusste nicht viel darüber. Prüfend sah er sich die Umgebung genauer an und auch Eddie setzte seine hoch konzentrierte Ermittlermiene auf. Sein Blick fiel auf das schneeweiße Pförtnerhaus, in dem ein pickeliger und ziemlich gelangweilter junger Mann in dunkler Uniform irgendwelche Ballerspiele auf einem Computer spielte. Das Pförtnerhaus war in eine hohe, ebenfalls schneeweiße Mauer integriert, die das gesamte Gelände der Seniorenresidenz einfasste.

»Ziemliche Festung hier«, brummte Eddie nachdenklich. »Und das, obwohl sonntags Besuchszeit ist. Ohne persönliche Visitenkarte kommt man hier wohl nicht herein. Wie konnte die alte Dame da nur unbemerkt verschwinden?«

Eine fette S-Klasse kam so eng neben ihnen zum Stehen, dass sie beinahe Barnys Rute streifte. Er gab ein dumpfes Grollen von sich und beobachtete aus zusammengekniffenen Augen das piekfeine Pärchen, das lässig in der Limousine saß. Die beiden waren nicht mehr die Jüngsten, obwohl die Dame sich ihr jugendliches Aussehen sicher viel Geld kosten ließ. Ohne Barny und Eddie auch nur eines Blickes zu würdigen, steuerten sie die Sprechanlage des Pförtnerhauses an und betätigten die Klingel. Ein tiefer, bronzener Glockenton erklang und der Pförtner beeilte sich seinen Bildschirm auszuschalten und mit einer altmodischen Verbeugung persönlich die Pforte für die beiden Besucher zu öffnen.

Eddie schnaubte verächtlich.

»Ich denke, dass wir der Heimleitung dieses noblen Anwesens in den nächsten Tagen mal einen kleinen Besuch abstatten sollten, was meinst du, alter Junge? Bis dahin habe ich auch schon mehr über den aktuellen Stand der Ermittlungen erfahren.« Zufrieden rieb er sich die Hände. »So wie es aussieht, habe ich heute einen interessanten Abend vor mir.«

Entsprechend gut gelaunt bereitete Eddie sich dann auch auf seinen Besuch der Pilsbar vor. Als er ging, nickte er Barny, der den Gestank von Bars verabscheute und seinen Partner ausnahmsweise mal nicht begleitete, kurz zu. »Dann halt du mal die Stellung hier, Kumpel.«