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Über den Autor

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Für meinen guten Freund und
wertvollen Mitarbeiter Mark Tidwell,
der für mich ein echter Glaubensheld ist.

Er erfüllt die Bitten der Menschen, die ihm gehorchen;

er hört ihr Schreien und rettet sie.

Psalm 145,19 (Gute Nachricht)

Inhalt

Kapitel 1: Das Hosentaschengebet

Kapitel 2: Vater … Papa …

Kapitel 3: Du bist gut

Kapitel 4: Ich brauche Hilfe

Kapitel 5: Heile mich

Kapitel 6: Vergib mir

Kapitel 7: Sie brauchen Hilfe

Kapitel 8: Danke

Kapitel 9: Im Namen Jesu. Amen

Gesprächsanregungen

Persönliche Gebetsstärken

Wem ich dankbar bin …

Anmerkungen

Kapitel 1

Das Hosentaschengebet

Guten Tag, darf ich mich kurz vorstellen?

Ich heiße Max und ich bin ein Gebets-Loser auf dem Weg der Besserung. Ich nicke ein, wenn ich bete. Meine Gedanken springen hin und her. Ablenkungen überfallen mich wie ein Schwarm Mücken in einer Sommernacht. Falls das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom auch das Gebetsleben beeinflusst, bin ich definitiv betroffen. Wenn ich bete, fallen mir tausend Dinge ein, die ich noch erledigen muss.

Und ich vergesse das eine, das ich gerade machen will: beten.

Manche Leute sind richtige Gebetshelden. Sie atmen den Himmel ein und Gott aus. Sie sind das Sondereinsatzkommando der Fürbitte. Sie würden lieber beten, als zu schlafen. Wie kann es da sein, dass ich einschlafe, während ich bete? Sie gehören zum VGG – zum Verein der Gebetsgiganten. Ich hingegen bin ausgewiesenes Mitglied der AGL – der Anonymen Gebets-Loser.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Es ist ja nicht so, dass wir überhaupt nicht beten würden. Wir beten schon.

Wir beten, wenn wir unser Kopfkissen nass geweint haben.

Wir beten liturgische Gebete im Gottesdienst.

Wir beten, wenn ein Schwarm Gänse über uns dahinzieht.

Wir beten, indem wir traditionelle Andachtsbücher zitieren.

Diese Woche werden mehr Menschen beten, als Sport treiben, arbeiten oder Sex haben – zumindest, wenn man unseren amerikanischen Statistiken glauben darf. Meinungsumfragen deuten darauf hin, dass jeder fünfte Ungläubige täglich betet. Sozusagen „für alle Fälle“.

Wir beten, dass wir nicht zur Flasche greifen, dass wir uns konzentrieren können, dass wir finanziell über die Runden kommen. Wir beten, wenn der Arzt uns sagt, dass der Knoten bösartig ist. Wenn das Geld schneller zu Ende ist als der Monat. Wenn das ungeborene Baby sich eine Zeit lang nicht bewegt hat. Wir beten schon … dann und wann.

Aber würden wir nicht alle gern …

… öfter …

… besser …

… mit mehr Tiefgang …

… kraftvoller …

… mit mehr Feuer, Glauben und Begeisterung beten?

Aber wir müssen für unsere Kinder kochen, unsere Rechnungen bezahlen, unsere Abgabetermine einhalten. Unser Terminkalender verschlingt unsere guten Absichten wie die Schlange das Kaninchen. Wir wollen schon beten, aber wann?

Wir wollen schon beten, aber warum? Wir können es ruhig zugeben: Beten ist irgendwie seltsam. Eigenartig. Wir sprechen ins Leere hinein. Schicken Worte in den Himmel. Wir kriegen noch nicht mal unseren Internetprovider in die Leitung und da soll Gott uns hören? Unser Hausarzt hat schon zu viel zu tun und Gott soll Zeit für uns haben? Wir haben da so unsere Zweifel.

Und dann haben wir auch so unsere speziellen Erfahrungen gemacht: unerfüllte Erwartungen, unbeantwortete Bitten. Ja, es fällt uns schwer, auf die Knie zu fallen, denn wenn wir ehrlich sind, sind sie schon ziemlich vernarbt. Für manche von uns ist Gott der ultimative Herzensbrecher. Warum sollten wir die Münzen unserer Sehnsüchte weiterhin in einen schweigenden Brunnen werfen? Er hat mich schon mal hängen lassen, noch mal passiert mir das nicht!

Ja, Gebet ist schon so eine Sache für sich.

Und wir sind nicht die Ersten, die damit Probleme haben.

Die Teilnehmerliste für den Gebetsgrundkurs enthält ein paar bekannte Namen: die Apostel Johannes, Jakobus, Andreas und Petrus. Als einer der Jünger Jesu bat: „Rabbi, lehre uns doch auch, wie wir beten sollen“ (Lukas 11,1; WD), hatte keiner der anderen etwas dagegen einzuwenden. Niemand winkte ab und sagte: „Hey, ich weiß schon alles, was es über das Gebet zu wissen gibt.“ Die ersten Nachfolger Jesu brauchten eine Anleitung fürs Gebet. Ein Workshop zum Thema „Beten“ war tatsächlich das einzige Seminar, um das sie jemals baten. Sie hätten um Instruktionen zu zahlreichen Themen bitten können: Vermehrung von Brot, Halten von Vorträgen, Stillen von Stürmen. Jesus hat Tote auferweckt. Doch ein „Wie leere ich den Friedhof“-Seminar? Das verlangten seine Jünger nie. Aber darum baten sie ihn: „Herr, lehre uns beten.“

Könnte ihr Interesse etwas mit den unglaublichen, faszinierenden Verheißungen zu tun haben, die Jesus an das Gebet knüpfte? „Wenn ihr Gott um etwas bittet, sagt ihm mit einfachen Worten, was ihr nötig braucht. Er weiß, wie er euren Bitten und Fragen am besten begegnet“ (Matthäus 7,7; WD). „Ihr werdet alles bekommen, wenn ihr im festen Glauben darum bittet“ (Matthäus 21,22; Hfa). Für nichts anderes, was wir tun könnten, hat Jesus uns einen ähnlichen Erfolg versprochen. „Plant und ihr werdet bekommen!“ oder: „Ihr werdet alles bekommen, wofür ihr arbeitet“ – diese Worte stehen nicht in der Bibel. Aber diese schon: „Wenn ihr dagegen eng mit mir verbunden bleibt und meine Worte in eurem Herzen lebendig sind, dann könnt ihr von mir erbitten, was ihr wollt, und ich werde eure Bitte erfüllen“ (Johannes 15,7; WD).

Jesus hat uns atemberaubende Verheißungen geschenkt, wenn wir beten.

Und er war ein überzeugendes Beispiel: Jesus betete vor dem Essen. Er betete für Kinder. Er betete für die Kranken. Er betete, um zu danken. Er betete unter Tränen. Er, der die Planeten gemacht und die Sterne geformt hatte, betete. Er, der Herrscher über die Engel, der Befehlshaber der himmlischen Heerscharen, betete. Er, das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit und der unverfälschte Ausdruck seines Wesens, betete. Er betete in der Wüste, auf dem Friedhof, im Garten. „Tief in der Nacht, lange bevor es dämmerte, stand Jesus auf und ging an einen einsamen Ort, um dort zu beten“ (Markus 1,35; WD).

Das folgende Gespräch war bei seinen Freunden bestimmt an der Tagesordnung:

„Hat irgendjemand Jesus gesehen?“

„Ach, weißt du, er macht wieder das Übliche.“

„Er betet schon wieder?“

„Genau. Er ist seit Sonnenaufgang weg.“

Jesus zog sich sogar manchmal eine ganze Nacht lang zurück, um zu beten. Ich denke da an eine bestimmte Gelegenheit: Er hatte gerade einen der anstrengendsten Tage seines Dienstes hinter sich. Der Tag begann mit der Nachricht vom Tod Johannes’ des Täufers. Jesus wollte sich mit seinen Jüngern zurückziehen, aber sie wurden von einer Menschenmenge regelrecht verfolgt. Obwohl sein Herz schwer war vor Kummer, verbrachte er den Tag damit, zu lehren und Kranke zu heilen. Als er feststellte, dass all die Leute, die sich um ihn drängten, keine Nahrung bei sich hatten, vermehrte er ein paar Laibe Brot und gab ihnen allen zu essen. In einem Zeitraum von wenigen Stunden kämpfte er gegen Kummer und Stress an, erfüllte Forderungen und stillte Bedürfnisse. Er hatte sich eine gute Nachtruhe verdient. Aber als es endlich Abend wurde, schickte er die Menge nach Hause, befahl seinen Jüngern, in ihr Boot zu steigen, und „stieg […] auf einen Berg, um zu beten“ (Markus 6,46; WD).

Offenbar war das die richtige Entscheidung: Über dem See Genezareth „kam [Wind] auf, der den Jüngern schwer zu schaffen machte. Auch die Wellen schlugen immer heftiger gegen das Boot. Es war gegen vier Uhr morgens, als sie Jesus direkt auf sich zukommen sahen – auf dem Wasser!“ (Matthäus 14,24–25; WD). Als Jesus den Berg hinaufstieg, war er erschöpft und ausgelaugt. Als er herunterkam, war er erholt und energiegeladen. Unten am Ufer blieb er keine Sekunde stehen. Man hätte meinen können, das Wasser wäre eine grüne Wiese und der Sturm ein sanfter Frühlingswind.

Glauben Sie, dass die Jünger den Zusammenhang zwischen Gebet und Vollmacht erkannten? „Herr, lehre uns, so zu beten. Lehre uns, so zu beten, dass wir dadurch neue Kraft bekommen. Dass wir dadurch unsere Angst besiegen. Dass wir dadurch Stürme stillen. Dass wir die Kraft eines Königssohnes besitzen, wenn wir vom Gebetsberg herabkommen.“

Wie ist es mit Ihnen? Die Jünger waren mit tosenden Wellen und einem kühlen Grab konfrontiert. Sie haben vielleicht mit verärgerten Kunden, turbulenten Kindern und den tosenden Wellen von Stress und Kummer zu kämpfen.

Wir bitten immer noch: „Herr, lehre uns doch, wie wir beten sollen.“

Als die Jünger Jesus darum baten, sie beten zu lehren, gab er ihnen ein Gebet. Er hielt ihnen keinen Vortrag über das Thema. Gab ihnen keine Gebetsvorschriften an die Hand. Er gab ihnen ein kurzes Gebet, das sie zitieren, wiederholen und übertragen konnten (Lukas 11,1–4).

Könnten Sie es nicht auch benutzen? Mir scheint, die Gebete der Bibel lassen sich auf ein einziges herunterbrechen. Das Ergebnis ist ein einfaches, leicht zu merkendes „Hosentaschengebet“:

Vater,

du bist gut.

Ich brauche Hilfe. Heile mich und vergib mir.

Sie brauchen Hilfe.

Danke.

Im Namen Jesu. Amen.

Streuen Sie dieses Gebet in Ihren Tag ein. Sagen Sie morgens beim Aufstehen: Vater, du bist gut. Wenn Sie zur Arbeit fahren oder durch die Gänge in der Uni gehen: Ich brauche Hilfe. Wenn Sie in der Schlange an der Supermarktkasse stehen: Sie brauchen Hilfe. Tragen Sie dieses Gebet mit sich herum, während Sie durch den Tag gehen.

Für die meisten bedeutet beten nicht, sich einen Monat lang zurückzuziehen oder auch nur eine Stunde lang zu meditieren. Beten bedeutet, mit Gott zu reden, während wir zur Arbeit fahren oder auf einen Termin warten oder bevor wir mit einem Kunden reden. Gebet kann die innere Stimme sein, die unser äußeres Handeln bestimmt.

So viel ist sicher: Gott will Ihnen beibringen, wie Sie beten können.

Glauben Sie keine Minute lang, dass er Sie mit verschränkten Armen und missbilligendem Stirnrunzeln aus der Ferne anstarrt und darauf wartet, dass Sie Ihr Gebetsleben auf die Reihe kriegen. Ganz im Gegenteil.

„Merkst du es denn nicht: Ich stehe vor deiner Tür und klopfe an; wenn du meine Stimme hörst und mir die Tür öffnest, dann werde ich bei dir eintreten und mit dir zusammen essen und du mit mir“ (Offenbarung 3,20; WD).

Jesus wartet an der Haustür. Er steht auf der Türschwelle. Er klopft und ruft. Er wartet darauf, dass Sie ihm öffnen. Und Sie öffnen ihm, indem Sie beten. Zu beten bedeutet, Ihre Glaubenshand auf die Klinke Ihrer Herzenstür zu legen. Die Tür zu öffnen und Jesus willkommen zu heißen: „Komm rein, mein König. Komm rein.“ – „In der Küche sieht es zwar chaotisch aus, aber komm trotzdem rein.“ – „Ich hab nicht geputzt, aber komm rein.“ – „Ich bin zwar kein guter Gesellschafter, aber komm dennoch rein.“

Wir reden. Er hört zu. Er redet. Wir hören zu. Das ist Gebet in seiner Reinform. Das sind die Momente, in denen Gott die Menschen verändert, die zu ihm gehören.

Er verändert mich! Ja, ich bin ein Gebets-Loser, aber einer, der sich bessert. Ich bin noch nicht da, wo ich sein möchte, aber auch nicht mehr da, wo ich mal war. Meine Gebetszeit ist heute meine Zeit zum Auftanken. Das Hosentaschengebet ist mir ein guter Freund geworden. Seine Sätze haben sich in meinem Kopf festgesetzt wie ein Ohrwurm.

Vater,

du bist gut.

Ich brauche Hilfe. Heile mich und vergib mir.

Sie brauchen Hilfe.

Danke.

Im Namen Jesu. Amen.

Wenn wir Gott in unsere Welt einladen, kommt er herein. Er hat eine Menge Geschenke dabei: Freude, Geduld, Widerstandskraft. Sorgen kommen, aber sie bleiben nicht. Ängste tauchen auf, aber sie verschwinden wieder. Reue klatscht gegen die Windschutzscheibe, aber dann betätigen wir einfach den Scheibenwischer des Gebets. Der Teufel versucht immer noch, mich mit Schuldgefühlen niederzuknüppeln, aber ich drehe mich um und gebe sie Jesus. Ich gehe auf die siebzig zu und bin trotzdem ein Energiebündel. Ich bin so glücklich, gesund und voller Hoffnung wie nie zuvor. Natürlich habe ich manchmal Schwierigkeiten. Aber ich habe Gott.

Gebet ist nicht das Privileg der Frommen und keine Kunstform, die nur ein paar Auserwählte beherrschen. Gebet ist einfach ein vertrautes Gespräch zwischen einem Vater und seinem Kind. Glauben Sie mir, er will mit Ihnen reden. Gerade jetzt, wo Sie das lesen, klopft er an Ihre Tür. Machen Sie auf. Heißen Sie ihn willkommen. Lassen Sie das Gespräch beginnen.