Die Frucht der Jahre
Spiritualität im Älterwerden
In Kooperation mit der LAGES
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Lebensalter gestalten |
Die Frucht der Jahre
Spiritualität im Älterwerden
Herausgegeben von Ute Maurer
in Zusammenarbeit mit
Karin und Wolfgang Vorländer
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
© 2013, Verlag und Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft GmbH, Stuttgart Augustenstraße 124, 70197 Stuttgart, Telefon 07 11/60 10 00,
Fax 6 01 00 76, www.verlag-eva.de
Alle Rechte vorbehalten.
Titelfoto: Matthias Kopano Vorländer, Tübingen
Titelgestaltung: Uli Gleis, Tübingen
Layout, Satz, Herstellung: Cornelia Fritsch, Gerlingen
Reprografie: Tebitron GmbH, Gerlingen
ISBN 978-3-920207-98-8
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
INHALT
Einführung
I. Spiritualität als Lebenskunst
Herausforderungen benennen, annehmen, meistern
Die zweite Hälfte des Lebensbogens
Wolfgang Vorländer
Es taugt die Bitte
Dorothea Margenfeld
Sinn kann gefunden werden
Ulrich Oechsle
Zeit zum Altwerden
Burkhard Pechmann
„Weisheit des Herzens gewinnen“
Bettina Hertel
Was kommt nach dem Tod?
Richard Haug
II. Suche nach spirituellen Ritualen
Wegmarken suchen, entdecken, verinnerlichen
Glaube, der sich wandelt
Wolfgang Vorländer
Beten heißt: sich Gott hinhalten
Karin Vorländer
Hauptsache gesund?
Karin Vorländer
„Ich war schon immer eine Gärtnerin“
Karin Vorländer
Das Nest ist leer
Karin Vorländer
„Ich würde gerne im Oktober sterben“
Wolfgang Vorländer
III. Lebensgestaltung
Hilfe anregen, mitbestimmen, geschehen lassen
Fit, faltenfrei und schön bis?
Karin Vorländer
Neuer Schwung in alten Ehen
Karin Vorländer
Nicht allein und nicht ins Heim?
Karin Vorländer
Alles Gute dem Alltag
Karin Vorländer
„Ent-wicklung“ am Lebensende
Ulla Reyle
„Ich bleibe noch ein bisschen“
Wolfgang Vorländer
Quellen, Anmerkungen, Literatur
Die Autoren
Einführung
Als ich vor vielen Jahren der Familie meinen zukünftigen Mann vorstellte, streckte ihm meine damals 95-jährige Großmutter mit wachen, freundlich strahlenden Augen interessiert schmunzelnd die Hand entgegen und sagte: „Und ich bin die Omi!“ Was mich an der adrett gekleideten alten Frau mit dem schlohweißen Haar immer schon fasziniert hatte, war dieser „große Glanz von innen“, der nicht nur ihre schlaflosen Nächte und die altersbedingten Gebrechen überstrahlte, sondern sie mit einer Freundlichkeit umgab, die ansteckend wirkte. Dieser „große Glanz von innen“ ist einerseits zwar eine Gabe Gottes, andererseits ist er aber auch eine große Aufgabe. Die Arbeit an dieser Aufgabe ist das Anliegen dieses Buchs.
Zahllose Theorien und Ratgeber zum Thema Altern verwirren die Interessierten, die Betroffenen sind verunsichert. Offenbar hängt das Wie des Alterns von vielen Faktoren ab: von den Genen, vom Lebensstil, von der Psyche, von Umweltfaktoren, von der Ernährung, vom sozialen Umfeld. Der vorliegende Band stellt die geistige Auseinandersetzung mit dem Thema Älterwerden und Altsein in den Mittelpunkt. Die acht Autorinnen und Autoren beleuchten in 18 Beiträgen das Älterwerden vor dem christlich-evangelischen Hintergrund, sie nehmen aber in einer sehr differenzierten Art auch andere Sichtweisen in den Blick.
Die drei Abteilungen – Spiritualität als Lebenskunst, Suche nach spirituellen Ritualen, Lebensgestaltung – sollen sich nicht streng voneinander abgrenzen oder linear aneinanderreihen, sie sind eher als sich überschneidende Kreise zu betrachten. Die Autoren gewichten die Herausforderungen der zweiten Hälfte des Lebensbogens unterschied lich und regen zu verschiedenen Möglichkeiten an, diese anzunehmen und zu meistern. Mit ihrem profunden Wissen um das Thema, mit ihrem beruflichen und privaten Interesse an älter werdenden Menschen, aber vor allem mit ihrer anschaulichen Darstellung ermöglichen die Autorinnen und Autoren neue Sichtweisen. Sie benennen Fragestellungen, suchen und entdecken Wegmarken, regen zur spirituellen Gestaltung des Älterwerdens an.
Wer erfährt, dass es Möglichkeiten gibt, sich innere Räume zu schaffen, auch wenn die Grenzen enger werden, wer lernt, dass man gegen Altersresignation zu Gedichten und Geschichten Zuflucht nehmen kann, wer hört, dass ein Sinn gefunden werden kann, der wird diese Möglichkeiten vielleicht für sich entdecken und auch nutzen. Wer sich Gedanken macht zu Abschiednehmen und Abschiedsritualen, zum Sterben, der wird Anregungen finden zum Weiterdenken. Wer sich fragt, was kommt nach dem Tod?, wird Tröstliches lesen können. Es wird auch der Versuch unternommen, eine neue Sichtweise auf demenziell beeinträchtigte Menschen zu gewinnen und damit ein anderes Verständnis für sie. Wie Älterwerden mit Tiefgang möglich ist, wie Ehepartner auch im Alter einander neu entdecken können oder wie sich Wohnen im Alter gestalten lässt, all das sind hilfreiche Überlegungen für Interessierte. Mit Herzensweisheit wie in Psalm 90 kommt man auch bei aktuellen Problemen weiter. Erhellend wird mehrfach dargestellt, wie man auch mit Unfertigem, mit offenen Fragen, mit dem Fragment leben kann. Beeindruckend ist das Porträt der 84-jährigen Frau, die – nicht fromm, aber tief gläubig – Lebenskunst gelebt hat.
Wir werden zur Erkenntnis geführt, dass die Kunst, mit seelischer Tiefe zu altern, erlernbar ist, dass sie eingeübt werden muss und dass man gut daran tut, früh damit zu beginnen.
Dann könnten auch die „Früchte der Jahre“ eingefahren werden.
Ute Maurer
I
Spiritualität als Lebenskunst
Herausforderungen benennen, annehmen, meistern