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Inhalt

Impressum

Der Fraumünster-Kreuzgang in Zürich

Als Grundlage zum vorliegenden Roman: VENUSBERGE

Zusätzliche Hinweise

Nützliche Hinweise und eine Art Einleitung

Einleitung zum Buch VENUSBERGE aus ABRAXAS

1 Versprochene Treue

2 Und wie geht es weiter? Allein …

3 Venusberg-Predigten

4 Venusberg-Predigt 1

5 Versprochene Hilfe

6 Nein – nein – nein

7 Venusberg-Predigt 2

8 Die Schuld wirft helle Schatten

9 Venusberg-Predigt 3

10 Venusberg-Predigt 4

11 Venusberg-Predigt 5

12 Der Venushügel ruft

13 Venusberg-Predigt 6

14 Ein liebender „Löwe“

15 Sandras Schmetterlinge

16 Der „Löwe“ bekennt sich

17 Religion ist nicht alles

18 Venusberg-Predigt 7

19 Alles wird gut

20 Eine eingeschworene Gemeinschaft

21 Venusberg-Predigt 8

22 Angst in der Welt

23 Simon offenbart sich

24 Sandras eigenwillige Gedanken

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2016 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99048-671-9

ISBN e-book: 978-3-99048-672-6

Lektorat: Dr. Annette Debold

Umschlagfoto: Siegmund Künzel: Der Fraumünster-Kreuzgang in Zürich

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag

Innenabbildungen: Siegmund Künzel (4)

www.novumverlag.com

Der Fraumünster-Kreuzgang in Zürich

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Die Wandmalereien in dem Durchgang zwischen Fraumünster und dem Stadthaus in Zürich wurden nach dem Ersten Weltkrieg durch Ausschreibung im Jahre 1921 von zwei Preisträgern gewonnen: Otto Baumberger und Paul Bodmer. Beide sollten jedoch zuerst für die herzustellenden Wandbilder Kartons in Naturgröße anfertigen, wurde entschieden.

Diese Arbeiten beider Maler sind Ende 1923 vollendet. Der Stadtrat beschließt nun sich mit „Gustav Gull, dem Erbauer des Stadthauses und leitenden Architekten beim Umbau der Fraumünsterkirche“, zu beraten sowie „die Kartons persönlich zu beurteilen und zur geplanten Bemalung des Durchgangs Stellung zu nehmen.“

Gull weist mit harscher Kritik darauf hin, dass kein Gesamtkonzept bestehe und es „grundsätzlich falsch sei, einzig einer Preisverleihung wegen planlos mit der Ausmalung zu beginnen.“

Schließlich entscheidet man, „die Ausführungen sollen einem Maler anvertraut werden, nämlich Bodmer, dessen Entwürfe von größerer Vertiefung in Aufgabe und technische Ausführung zeugten. Unverkennbar seien auch Bodmers künstlerische Vorzüge.“

Die Ausmalung des gotischen Kreuzgangs geschah in den Jahren 1924–1932.

„Bodmer nennt seinen Wettbewerbsentwurf ‚Kräfte‘, eine phantastische Vision, die Elemente der Gründungslegende des Fraumünsters aufgreift.“

Der Kreuzgang zeigt insgesamt achtzehn Wandbilder, aufgeteilt in sechs Abschnitte:

Das Coverbild des vorliegenden Buches VENUSBERGE, Gottesfrauen, Verführung und Macht zeigt die drei Stadtheiligen, welche ihrem Glauben abschwören sollen. Sie tun es nicht, und „mit Zuversicht erwarten die Märtyrer ihre Hinrichtung“. Hier „… geleiten drei Engel Felix, Regula und Exuperantius zur Begräbnisstätte vor die Stadt hinaus (XI). Die mit leuchtenden Gewändern geschmückten Gestalten tragen ihre abgeschlagenen Häupter. Friedenstauben haben sich auf die ausgestreckten Hände der Engel gesenkt und schirmen der Blutzeugen Wunden vor schamlosen Blicken. Dem wundersamen Geschehen wohnen Frauen und Kinder bei, einige sind verängstigt, andere sind in tiefer Trauer befangen.“

(aus: DER FRAUMÜNSTERKREUZGANG IN ZÜRICH, Fresko von Paul Bodmer, um 1930; Copyright by Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984: ISBN 3-85782-353-4)

Starke Frauen sind manchen „Engelsgestalten“ ebenbürtig.

Als Grundlage zum vorliegenden Roman: VENUSBERGE

„Die Schwarze Madonna von Alt-öttinG spricht:

Ihr habt meinen heiligen Baum, die Linde, gefällt und meinen uralten Heilbrunnen mit einem Pförtner namens Bruder Konrad männlich besetzt, aber so gewaltsam ihr es auch versucht habt, ihr konntet mich nicht auslöschen und nicht verdrängen, weil es nicht in eurer Macht lag.

Bis heute werde ich in meinem schwarzen oktagonalen Tempel von den Menschen verehrt, und keine phallischen Kirchtürme konnten die Wahrheit je verdecken, weil ich die Schwarze Alte bin, die Uralte Kosmische Mutter.

Als Gott die MUTTER werde ich seit Menschengedenken verehrt. Die Zeit des Untergrunds ist nun vorbei.

Jetzt gebe ich mich wieder zu erkennen in meiner ganzen Vollmacht.

Stellt das G in Altötting wieder an seinen originären Platz und ihr werdet erkennen, wer ich wirklich bin. Nicht die Magd des HERRN, die seinen Sohn geboren hat, sondern die Alt-Göttin, die uralte Tod-im-Leben-Göttin, diejenige, aus der alles Leben geboren wird, und diejenige, zu der alles Leben zurückkehrt.

Ich bin die, die den Kreislauf des Lebens bewacht.

Ich bin die Schwarze Mutter Erde selbst und die uralte Kosmische Mutter, die die Sonne gebiert und sich in den Phasen von Frau Mond widerspiegelt.

Ich bin die uralte Himmelskönigin, die euch nachts in ihrem Sternenkleid erscheint.

Ich bin die Hörnermutter mit ihrem Mondtier und die alte Ahnin der Landschaft, die die Drachenschlangenkraft der Flüsse und Bäche lenkt.

Ich zeige mich in meinen heiligen Mutterbergen, doch auch die Tiefen der Seen und Meere sind mein.

Ich bin die sprudelnde Quelle, die eure Bet-Brunnen tränkt.

Ich wohne in meinen Höhlen und Schlupfsteinen, die meine heilige Vulva sind, und das Leben wird in meinen Bauchmutterhöhlen geschöpft und im Kreisen und Kugeln zur Reife gebracht.

Ich zeige mich in meinen Mutterfarben rot, weiß und schwarz und wache als Bethe oder Sara in meinen Felsen und heiligen Steinen über das Land.

Ich erscheine in meiner dreifachen Form, wie Frau Mond, doch auch die vier, die Phase der Schwarzen Frau Mond gehört zu mir.

Die vier Himmelsrichtungen habe ich euch zur Orientierung geschenkt, ebenso wie die vier heiligen Elemente und die vier Jahreszeiten.

In der drei plus vier (7 – als ganzheitliche Zahl; Anmerkung des Autors S. K.) gebe ich mich zu erkennen und in der drei mal drei (9) ebenso. Die heiligste Zahl ist mir die dreizehn (13), ist sie doch in meinem uralten Kalender zu erkennen. Die Sprache der Mutter mit ihren heiligen Muttersilben habe ich euch geschenkt und die Symbole der Schrift offenbart.

Auch der Mann wird von mir geboren, selbst wenn er als Macho oder Maskulinist versucht mit aller Kraft seine müttergeborene Herkunft zu verschleiern.

Viele von euch haben mich gerufen, und so bin ich denn in meine alten Heiligtümer zurückgekehrt, denn als Wandlerin der Zeit, war ich nie weg.

Erkennt mich in der Maria, der Sara, der Anna, den heiligen drei Jungfrauen, den Bethen, den Matronen, den Heiligen.

Erkennt mich in den Synagogen, den Tempeln, den Kirchen, den Moscheen. Überall habe ich meine Zeichen und Symbole für euch stehen lassen, auf dass ihr in der Zeit, wo die Schleier hinweg gezogen werden, die Wahrheit versteht.

Ich bin es, die Alte Göttin der Urzeit, Mutter Natur selbst.

Diese in der Natur verankerte weibliche Göttin ist nicht keusch, sondern sie ist eine lustvolle Göttlichkeit.

Um es auf den Punkt zu bringen:

GOTT die MUTTER – ist Sex.

Die Natur hat den Menschen die Sexualität geschenkt als ekstatisch-orgasmische Möglichkeit, die Schönheit des Lebens zu genießen und zu feiern.

Gott die MUTTER als Kosmische Mutter steht auch für die überquellende Fülle des Lebens. Lustvolle Sexualität ist ein Teil dieser überfließenden orgasmischen Lebensfülle. Sexualität war deshalb heilig, weil mit der Sexualität das Leben selbst verehrt wurde.

In der Landschaft haben wir dieses Bild der orgasmischen Göttlichkeit noch bis heute erhalten. So heißt zum Beispiel eine sich im Schambachtal bei Riedenburg im Altmühltal befindende Quelle auch heute noch Puderloch. Sie liegt am Fuße von drei kleineren Grottenhöhlen, deren Erhebung vom Patriarchat in Teufelsberg umbenannt wurde, obwohl es einst der heilige Frauenberg war, denn bis heute liegt dort oben das kleine Dorf Frauenberghausen.

Natürlich ist es auch kein Zufall, dass der Nachbarort vom Puderloch Hexenagger heißt.

Die Natur von Gott der MUTTER ist lustvoll, und das Patriarchat hat diese Lust verteufelt, dämonisiert und pervertiert.“

(Aus der Streitschrift wider den patriarchalen Monotheismus „GOTT die MUTTER“ von Kirsten Armbruster.

ISBN 978-3-7322-3118-8; 2. Auflage 2013)

Zusätzliche Hinweise

Um die obigen Aussagen bezüglich der „Alt-Göttin, d[er] uralte[n] Tod-im-Leben-Göttin, d[er]jenige[n], aus der alles Leben geboren wird, und d[er]jenige[n], zu der alles Leben zurückkehrt“, noch weiter zu unterstreichen, wird in dem sehr lesenswerten und aufschlussreichen Buch von Corrado Augias: DIE GEHEIMNISSE DES VATIKANS, von Papst Johannes Paul I. (der 33-Tage-Papst) wie folgt geschrieben:

„Seltsam, ja geradezu unerhört waren seine Reden. Er sagte, Gott sei Vater, aber mehr auch Mutter: Dabei bezog er sich auf das Alte Testament, verletzte aber eine konsolidierte Tradition. Und tatsächlich hat Papst Ratzinger, für den ‚Gott nur Vater‘ ist, sie unverzüglich wieder restauriert.“ (Seite 126) …

„Er“ (der 33-Tage-Papst) „hatte auch noch andere Ideen. Zum Beispiel war er der Ansicht, dass die so marginale Rolle der Frau, auch in der Kirche selbst, überdacht werden müsse. Er war der Ansicht, dass man Verhütungsmittel nicht sic et simpliciter (schlicht und einfach) verbieten dürfe, ohne die spezifischen Umstände mitzudenken, die ihren Gebrauch manchmal ratsam erscheinen lassen, ihn gelegentlich sogar zwingend notwendig machen.

Er war (auch) der Ansicht, dass Banken, und hier insbesondere die Vatikanbank, ein ethisches Ziel haben sollten …“ (Seite 127 und 128)

Das waren natürlich „Stiche ins Wespennest“ – und somit musste man dafür sorgen, dass solche Ideen „aus der Welt geschafft“ wurden.

Nun kann man sich aber trotzdem fragen, wenn man das vom „33-Tage-Papst“ liest, ob es – nach dem Neuen Testament – wohl in der damaligen Zeit nicht auch schon weibliche Priester, also Priesterinnen, gegeben hat.

Der die damals an Jesus glaubenden Juden verfolgende Saulus, der später zum, an eben diesen Jesus glaubenden, Paulus geworden war, hat sich besonders mit dem „Problem“ der damaligen Frauen und ihren Diensten in der von ihm mitbegründeten „Kirche“ auseinandergesetzt und sie damals sogar als eine Art „Priesterinnen“ besonders angesprochen, obwohl er selbst mit den Frauen wenig gemein hatte.

Im 1. Korintherbrief schreibt er über die betenden und weissagenden Frauen und sendet seine besonderen Grüße an „die Priscilla“, an Maria und „die Tryphäna und die Tryphosa, welche in dem Herrn gearbeitet haben.“ Er sendet auch Grüße an „die Persis, meine Liebe, welche in dem Herrn viel gearbeitet hat.“ So zu lesen im Römerbrief, Kapitel 16, Verse 3,6 und 12.

Und in seinem Brief an die Galater sagt er im 3. Kapitel ab Vers 26 Folgendes:

„Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christum Jesum.

Denn wie viel euer auf Christum getauft sind, die haben Christum angezogen.

Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal (gleich) einer (wie der andere) in Christo Jesu.

Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.“

Man sieht, die Frauen, insbesondere die starken Frauen, haben ebenfalls – wenn man ehrlich ist – schon immer eine dominierende Rolle gespielt.

Und doch scheint es so: Immer wenn der Mann nicht mehr weiterwusste oder -weiß, wird die „unfähige“ Frau (die ja in der Bibel nur „Gehilfin“ genannt wird) herangezogen. Gleichwohl, der vormals starke Einfluss der Frauen auf das Kirchenleben fiel seit dem 2. Jahrhundert einer zunehmenden Patriarchalisierung und einer Hierarchisierung der Ämter in der Kirche zum Opfer. Und somit wurde frauliche Macht offiziell entwertet.

Und immer noch wird die Frau besonders im jüdisch-christlichen Bereich mit der Schlange in Verbindung gebracht. Und im Zuge der Wandlung vom ursprünglichen matriarchalen Weltverständnis des israelitischen Volkes zur patriarchalischen Religion des Jahwe-Glaubens wurde sie zum Symbol für den Sündenfall. Nun waren die Männer endlich so weit, und sie hatten ein subtiles Machtinstrument über die Frau in den Händen. Dieses führte schließlich in seiner Körper- und Frauenfeindlichkeit des Mannes zu den Hexenverbrennungen im Mittelalter. Scheußlich …

Symbolisch wurde so die Frau von ihrer „göttlichen Quelle der Weisheit“ zu einer gestürzten Göttin gemacht, und der Mann übernahm die „Herrschaft“. Lilith, das erste frauliche Wesen und später Eva, die „Mutter aller Lebenden“, wurde so im christlichen Verständnis zu der Frau, der man das Unglück über die Menschen zuschob. Dies ist ein eklatanter Widerspruch in sich, aber der „schwächliche“ Mann hatte schließlich sein „Sündenschaf“ gefunden.

Nützliche Hinweise und eine Art Einleitung

… für starke Frauen und Männer; Managerinnen, Manager und allgemeine „Führer“:

Gerade für männliche Führer geben die Lebensgeschichten dieser acht starken Frauen praktische Hinweise. Sicher! Daher sollten auch Sie, Mann, dieses Buch lesen; ganz gewiss aber die starke Frau, denn um ihre „Taten“ geht es!

In der Bibel heißt es meist, dass die Männer (die sogenannten Patriarchen) immer das „Sagen“ hatten und die „Menschheits-Geschichte“ vorwärtstrieben durch Eroberungskriege, durch Verheiratung mit Frauen aus anderen Ländereien, durch Zeugen von Kindern als direkte Nachfolger, durch ökonomischen Machtzugewinn, durch Bauen von Denkmälern und besonderen Gebäuden zur Ehre Gottes und so weiter.

Aber die beherzten und angriffigen Frauen (das sogenannte Matriarchat), welche sehr oft im Hintergrund ihre einflussreichen „Fäden zogen“, hatten ebenfalls ihren Anteil an den „Geschichten“ in der Bibel. Das zeigen besonders die hier beschriebenen acht Frauen:

Eva, Judit, Abigajil, Rut, Ester, Tamar, Batseba und Rahab.

Es sind starke Frauen des Alten Testaments, die sich nicht im Hintergrund zu „verstecken“ brauchen, was immer sie auch taten.

Und wie es in der jüdischen Erbfolge so festgelegt ist, ist der Nachfolger auf dem Thron eines Königs zumeist der Erstgeborene der „Hauptfrau“. Doch das ist nicht immer so. Auch Frauen aus Seitenlinien, die sich in die Erbfolge sehr oft ganz bewusst hineindrängen, legen damit das weitere politische Vorgehen fest und schrecken (oft) auch vor miesen Tricks nicht zurück, damit die „Erbfolge“ von ihnen ausgeht und nach ihrer Idee stimmt. So geschehen z. B. bei Batseba – David/Salomo.

Die starken Frauen sind also sehr oft diejenigen, welche ihre Männer „lustvoll-listig“ beeinflussen, sie damit geistig lenken und zu Entscheidungen führen, welche dann aber auch oft – bei Anerkennung und Umsetzung – durch die Männer sogar die Weltgeschichte maßgeblich beeinflussen und die Menschheit weiterbringen. So z. B. bei Ester, Rut, Tamar und der Hure Rahab.

Wer aber streicht später den „Triumph“ ein? Am allerwenigsten doch die starke Frau, die den „Anstoß“ dazu gab!

Aber – und das muss einfach gesagt werden – die verliebten „sexbesessenen“ Männer liefern sich „ihren starken Frauen“ auch meist völlig aus:

Das sind nur einige der „listig-starken“ Frauen der Bibel, denen der „Sexprotz“ Mann erliegt. Er scheint eher auf sein Geschlecht und weniger auf seinen Geist bezogen zu sein (könnte man meinen). Das Resultat sieht man (oft) in der Politik: Egoismus, Sex, Hass, Eroberungen, Gier, Geld, Sturheit, Macht, Krieg, Vernichtung … – und wenn es sein muss, Vergewaltigung.

ABRAXAS, Gottesliebe, sex and crime – lässt grüßen.

Aber: Die starken Frauen sind (sehr oft) nicht viel besser!

VENUSBERGE, Gottesfrauen, Verführung und Macht – lassen grüßen.

Haben starke Frauen einen „göttlichen“ Charakter?

Zusätzliche Hinweise aus dem Talmud:

Bezüglich der starken Frauen in der Bibel muss hier noch folgende symbolhafte Legende aus dem Talmud erwähnt werden, die aber in der christlichen Bibel nur „angeschnitten“ beziehungsweise „verchristlicht“ wurde. Es geht um die Erschaffung der von GOTT polar aufeinander bezogenen Menschen (1. Mose 1,27). Und es geht damit um die „erste erschaffene“ Frau: Lilith.

Sie war dem Mann ebenbürtig gemacht und wollte somit bewusst bei allen, ebenfalls auch bei sexuellen Dingen „mitmachen“, sich „einsetzen“, „Freude genießen“, ihre „Stärke zeigen“ – aber der „unsichere“ Mann hatte Angst, sie könnte ihm seine „Stärke“ nehmen und plötzlich wäre er nur noch ein „weicher“ Typ. Daher rührt auch die dominante sogenannte „Missionarsstellung“. GOTT sei Dank ändert sich diese „Ein-Stellung“ mittlerweile mehr und mehr, und die Frauen können ebenfalls nach ihrem freien „Willen“ genießen.

Diese negativen männlichen Gedankengänge haben sich aber in manchen Erdteilen trotzdem fortgesetzt, wie berichtet wird, indem man dort den jungen Frauen die Klitoris (noch immer, wie man hört) beschneidet, dieser geschmeidige Punkt der weiblichen Freude. Welch eine Brutalität, welch eine Grausamkeit und was für eine Herabwürdigung und Beschneidung der weiblichen Seele.

Allgemein könnte man meinen, dass wirklich nur der Mann der Starke, der Harte, ja Sture ist und die Frau die Weiche, Nachgiebige, Freudlose. Aber das ist nicht so: Nein, im Vorläuferbuch ABRAXAS wird gefragt, ob der Mensch als ein „Dämonischer Gott“ beziehungsweise als ein „Göttlicher Dämon“ dargestellt werden kann. Und das gilt natürlich für beide Menschen, sowohl für den Mann als auch für die „Männin“. GOTT hat sie ja – nach der Bibel – beide, zu gleicher Zeit, geschaffen. Also werden wir in den folgenden Lebensgeschichten erfahren, dass auch die Frau „stark“ sein und sogar den Mann unbarmherzig überflügeln kann – wenn sie will.

„Der HERR macht alles zu seinem Zweck,

auch den GOTTLOSEN für den bösen Tag.“

Sprüche 16,4

Eine ausgeführte schreckliche Tat

kann dem/der TäterIn das Bewusstsein ändern!

Er/Sie kann sich dadurch entscheiden sich zu ändern –

oder eben nicht. –

Wer hat das nun veranlasst – GOTT (in Seiner Gnade)

oder er/sie selbst

durch die ausgeführte Tat und/oder die verbüßte Strafe?

HONNI SOI QUI MAL Y PENSE

(Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt)

Devise des englischen Hosenbandordens

„ICH BIN DIE GÖTTIN, DIE ALLMÄCHTIGE!

GEHE DEINEN WEG VOR MEINEM ANTLITZ!

SEI GANZ-HEITLICH GESINNT!!!“

(umgeschrieben von Genesis 17,1)

Einleitung zum Buch VENUSBERGE aus ABRAXAS

Zweites Nachwort

12 Im Übrigen lass dich warnen, mein Sohn: Es werden viel zu viele Bücher geschrieben, und das viele Grübeln kann dich bis zur Erschöpfung ermüden.

13 Fassen wir alles zusammen, so kommen wir zu dem Ergebnis: Nimm Gott ernst, und befolge seine Gebote! Das ist alles, worauf es für den Menschen ankommt.

14 Über alles, was wir tun, wird Gott Gericht halten, über die guten und die schlechten Taten, auch wenn sie jetzt noch verborgen sind.

Alle drei (Dr. Wenger, Barbara und Sandra) lesen den Text unter Kohelet/Prediger Salomo: ALLES IST VERGEBLICH, GOTT UNBEGREIFLICH (1,1–3,15)* in der aufgeschlagenen alten, abgegriffenen Bibel. In diesem Buch sind die Einsichten des Lehrers aufgeschrieben. Er war ein Sohn Davids und König in Jerusalem.

Sie lesen voller Inbrunst – es kommt ihnen vor, als ob sie einer Andacht gelauscht hätten – und nehmen das Gelesene auf und in sich hinein. –

Als sie das Ende über Gottes Gericht und über „die guten und die schlechten Taten“ gelesen haben, schauen sie auf. Barbara erhascht von Dr. Wenger einen freundlichen Seitenblick, und dieser fährt durch sie hindurch. Sie lächelt zurück. –

Sie haben nicht bemerkt, dass die Musik aufgehört und der Organist seine Unterlagen gepackt und die Kapelle verlassen hat.

Sichtlich gerührt gehen sie wieder auf ihre Plätze zurück. Auch Barbara ist es jetzt aufgefallen, dass Sandra hochschwanger ist.

Sie ziehen sich wieder an, mummeln sich in ihre warmen Kleider und verlassen die Kapelle. In der Zwischenzeit ist es draußen dunkel geworden; es ist jetzt noch kälter. Über ihnen sind glitzernde Sterne erschienen. Sandra schaut hinauf, wischt sich wieder ein paar Tränen aus den Augen und sagt halblaut: „Danke für die schöne Zeit hier auf Erden.“ Und dann gehaucht und unverständlich für die anderen: „Wir sehen uns …“ –

Barbara stapft durch den hohen Schnee zu ihrem Auto, mit dem sie gekommen ist.

„Fahren Sie vorsichtig“, ruft ihr Dr. Wenger nach.

„Ja, Sie auch“, erwidert sie. Und dann: „Danke – und alles Gute …“ –

Sandra war mit einem Taxi gekommen. Nun bietet sich Dr. Wenger an, sie nach Hause zu fahren, und sie willigt dankbar ein. Er rückt ihr den Sitz zurecht, damit sie mehr Platz für ihren Bauch hat.

Unterwegs fragt er sie beiläufig nach dem voraussichtlichen Datum der Geburt.

„Ich werde Sie betreuen“, sagt er, als er sie vor ihrem Haus aussteigen lässt.

„Danke“, sagt sie mit nassen Augen.

Als sie langsam die wenigen Stufen zum Hauseingang hinaufgeht und Dr. Wenger ihr nachschaut, denkt er: Es kommt wirklich nicht darauf an, wie alt jemand ist, wenn er stirbt, sondern wie er bisher sein Leben geführt und was er aus seinem Leben gemacht hat! Das eben Gelesene über Gottes Gericht kommt ihm in den Sinn.

In letzter Konsequenz sind wir doch alle – ABRAXAS …

Wir leben nun einmal in einer polaren Welt. Schlechtes und Gutes kommt auf uns zu, oder wir gehen ihm entgegen. Offen für beides müssen wir uns damit auseinandersetzen; und immer wieder muss sich jeder Einzelne ent-scheiden, welchen Weg er schließlich einschlagen und gehen will.

Hilft dazu nur menschliche Toleranz, oder brauchen wir wirklich „göttliche Hilfe“?

Wer die Wahrheit sucht, sucht immer allein! –

Schluss des Buches ABRAXAS, Gottesliebe, Sex and Crime

* Die Bibeltexte sind der Lutherbibel, Taschenausgabe mit Apokryphen, 1985, in der revidierten Fassung von 1984 entnommen (ISBN 3-438-01202-2).

Anfang des vorliegenden weiterführenden Buches

VENUSBERGE, Gottesfrauen, Verführung und Macht.

1 Versprochene Treue

Als Sandra die Haustür hinter sich geschlossen hat, ohne sich nochmals umzudrehen, startet Dr. Wenger wieder den Wagen, legt den ersten Gang ein, und das Gefährt schiebt sich langsam wieder auf die schneebedeckte Hauptstraße. Er hatte gehofft, dass sich Sandra nochmals umdrehen und ihm nachwinken würde. Aber er hatte sich geirrt.

Er schaut auf die Straße, gibt zwar vorsichtig Gas, aber die Winterräder drehen trotz allem zuerst durch, rutschen ein wenig auf dem Eis, bekommen dann jedoch Griff und bewegen das Auto langsam vorwärts durch den Schnee.

Starker Schneefall hat wieder eingesetzt. Noch nie hat es so viel Schnee gegeben in diesem Winter. Dr. Wenger schaut konzentriert auf die verschneite Straße. Die Scheibenwischer schieben die dicken Flocken zur Seite und geben ihm die Sicht frei.

Als er das sieht, schüttelt er nachdenklich den Kopf und denkt: Da kommen so viele Schneeflocken vom Himmel herab, und jede einzelne ist ein Individuum, jede ist anders gestaltet. Alles singuläre Wesen … – wie wir.

Dr. Wenger denkt an Sandra und Barbara.

Er fährt vorsichtig und sehr konzentriert, aber seine Gedanken sind auch bei Johannes, dessen Grab sie soeben verlassen haben. Ganz besonders kommt ihm die schwangere Sandra in den Sinn; Johannes war so glücklich gewesen, dass sie beide nun ein Kind erwarteten. Aber es sollte für Johannes nicht mehr sein.

Schade, denkt Dr. Wenger, er war ein so guter Mensch gewesen. Gewesen – vorbei. Nun war Sandra allein auf der Welt; nun musste sie versuchen sich mit dem werdenden Kind in ihr in dieser Welt zurechtzufinden.

Sie würde es schaffen, dessen war sich Dr. Wenger sicher, und er hatte ihr versprochen, ihr beizustehen.

„Schließlich ist sie meine Schwägerin“, sagt er laut vor sich hin, und ein unerwartet gutes Gefühl steigt in ihm auf.

Automatisch schaltet er in den höheren Gang. Die viel befahrene Hauptstraße ist vom Schnee geräumt worden, nur noch der feine Neuschnee liegt jetzt wie ein Leinentuch auf dem dunklen und leicht vereisten Asphalt.

Dr. Wenger lächelt. Er schaltet die Wärme verströmende Klimaanlage im Auto etwas höher.

Hatte mir Barbara wirklich zugelächelt?, fragt er sich plötzlich.

Oder war es nur ein Versehen, seinerseits – oder von ihr?

Vielleicht nur ein guter Wille, ihrerseits?

Oder vielleicht sogar nur eine gut gemeinte Geste?

Oder war es wirklich mehr?

Er konnte nur rätseln. Aber wie auch immer: Er war innerlich frei geworden, so frei von allem, was ihn so lange, sein ganzes bisheriges Leben, bedrückt hatte. Ja, über viele Jahre hatte er – nicht immer, aber oft – an sein schreckliches Tun gedacht. Jetzt jedoch war er froh und sogar glücklich diese zentnerschwere Last endlich abgeladen zu haben. Nun konnte er wieder befreit durchatmen. Ein herrliches Gefühl.

Er spürte, wie es nicht nur äußerlich im Innenraum des Autos, sondern auch bei ihm innerlich wärmer wurde. Sein beschwerter Geist erhob sich und blühte sichtbar auf. Er lächelte, dankbar zufrieden.

Und plötzlich fühlt er sich auch körperlich wieder um Jahre jünger. Geist und Körper rücken näher zusammen und werden wieder harmonisch, und die Seele vollführt luftige „Sprünge“.

Bewusst setzt er sich aufrecht, streckt seinen Rücken und hebt selbstbewusst seinen Kopf. Sogar seine Augen blicken unbeschwerter und klarer auf die wenigen noch vor ihm tanzenden Schneeflocken auf der Windschutzscheibe.

Wie doch ein negativer Seeleneffekt solch einen großen Einfluss auf ein Leben haben kann, denkt er. Aber er wusste es ja; als Arzt hatte er auch schon vielen Patienten Ratschläge gegeben, die alle in diese Richtung wiesen. Doch Ratschläge geben ist das eine, sich selbst Ratschläge geben und diese dann konsequent auch selbst umzusetzen ist immer etwas anderes.

Körper und Seele arbeiten eben eng zusammen, bestätigt er sein medizinisches Wissen und lächelt wieder.

Fast euphorisch durchquert er die Stadt und gelangt schließlich nach Hause.

Er fährt den Wagen in die Garage und begibt sich zur Wohnung. Beschwingter als sonst läuft er die wenigen Treppen hinauf und betritt den warmen Flur.

„Hallo“, ruft er lebhaft, fast übermütig, in die Stube.

Seine Frau sitzt im Wohnzimmer. Sie ist mit einer Näharbeit beschäftigt, von der sie kurz aufschaut und ihn begrüßt, als er zu ihr hineingeht.

„Schön warm ist es hier“, sagt er und reibt sich die etwas klammen Hände.

„Es schneit noch immer“, erwidert sie. „Wie lange es wohl noch schneien wird? In diesem Winter will es gar nicht aufhören.“

„Nun, es wird schon einmal nachlassen“, sagt er laut und setzt sich in seinen Sessel.

Dabei durchgeistert ein Gedicht von Eduard Mörike seinen Kopf, das er einst in der Schule gelernt hatte und das ihm Jahrzehnte nicht mehr in den Sinn gekommen ist: „Frühling lässt sein blaues Band, wieder flattern durch die Lüfte … –

Es muss doch Frühling werden.“ Sein Herz klopft leicht.

Seine Frau schaut zu ihm hinüber. Er sieht es, und plötzlich fühlt er sich wie ein kleiner Junge, den man gerade bei einer unerfreulichen Sache ertappt hat. –

Doch er grinst in sich hinein.

Auf dem kleinen Tischchen neben ihm liegen noch alte Zeitungen. Die obenauf ist schon etwa acht Wochen alt.

„Entschuldigung, dass ich sie nicht fortgeräumt habe. Ich wollte sie heute alle entsorgen“, bemerkt seine Frau, als sie sieht, dass er die älteste Zeitung wieder aufschlägt.

„Nur nicht …“, entfährt es Dr. Wenger, fast gebieterisch.

Sie schaut erschreckt auf – und ihn an.

Was soll denn das nun, denkt sie leicht erregt und bemerkt, dass er wieder die Todesanzeigen ansieht. Warum denn das? Sie hatte es schon vor langer Zeit bemerkt, dass er die Zeitung immer wieder vornahm, die Todesanzeigen las und immer wieder und wieder die Augen schloss und sinnierte.

Er hat sich total verändert, stellte sie jetzt mit Bestimmtheit fest. Irgendwie war er gerade in den letzten Wochen anders geworden. Aber das wusste sie schon lange. Auch sie hatte sich verändert, schon lange. Sie hatte sich verselbstständigt und machte, was ihr passte.

Zwischen ihnen hatte sich eine gewisse kalte Sterilität breitgemacht.

Sie hatte sich vorgenommen sich nicht mehr bewusst um ihn zu kümmern, und dass es ihr egal sei, was er mache, aber – sie hätte doch gern gewusst, welche Anzeigen er immer wieder studierte und warum. Sie dachte, vielleicht ist es ein alter Freund aus seinem Bekanntenkreis. Gefragt hatte sie nie. Es ging sie nichts an – er konnte tun, was er wollte, und sie tat es auch. Von Liebe wurde schon lange nicht mehr gesprochen, und körperlich war die einstmals heiße Phase so nach und nach zu warm und über lauwarm zu fast kalt gewechselt. Dieser Ofen war langsam ausgegangen. –

Aber es war ihr schon am Heiligen Abend aufgefallen, er war damals – wie sie meinte – eher niedergeschlagen nach Hause gekommen. Wie ein grauer Schleier hatte sich damals eine einsame Trübsal um ihn gelegt. Er war sehr ruhig gewesen damals, was er sonst gar nie war, hatte nur das Notwendigste geredet und auch mit den Enkelkindern wenig unternommen. Ja, sich kaum um sie gekümmert.

Er arbeitet eben viel zu viel, dachte sie. Wie oft in den letzten Jahren war er erst sehr spät nach Hause gekommen, hatte schnell etwas gegessen und sich dann in sein Studierzimmer zurückgezogen. Sie wusste ja, warum: Zwillingsforschung.

Der Heilige Abend aber war in den vergangenen Jahren immer ein eher heiteres Familienfest gewesen. Alle waren stets gespannt auf die kommenden Geschenke, das gute Essen. Weihnachtslieder wurden gespielt, und die ganze Familie war immer freudig bei der Sache. Sie selbst hatte sich jedes Mal ans Klavier gesetzt und einige bekannte Weihnachtslieder gespielt, und falls man die Strophen kannte, wurde auch freudig mitgesungen.

In diesem Jahr schien es jedoch, als wenn sich etwas Dunkles in die sonst helle Feststimmung geschoben hätte, was es verhinderte, eine rechte feierliche Atmosphäre in der Familie aufkommen zu lassen. Etwas störte. Nur wusste keiner, was es war; schon gar nicht die Enkelkinder, die immer wieder zu Opi – wie sie ihn nannten – gingen, ihn um ihre Aufmerksamkeit baten, doch immer wieder von ihm weggeschickt wurden.

Sie dachte damals: Er ist eigentlich gar nicht bei uns; er lebt wie in einer anderen Welt. Ob es wohl etwas mit seinem „Zwillingsprojekt“ zu tun hat, mit dem er sich schon viele Jahre befasst?, fragte sie sich. Sie konnte sich seine fast abweisende Reaktion damals nicht erklären.

Scheu schaut sie jetzt zu ihm hinüber und bemerkt – er sieht gar nicht mehr traurig drein; im Gegenteil, eine freudige Abgeklärtheit spiegelte sich auf seinem Gesicht. Er schien sehr zufrieden mit sich. Wieder hat sich eine Änderung in seinem Verhalten ergeben, denkt sie erfreut.

Doch er konnte – nach der Beerdigung, auf der er allein gewesen war, ohne seiner Frau etwas gesagt zu haben – jetzt seine Frau überhaupt nicht mehr umarmen, was er ab und zu noch flüchtig getan hatte. Aber sie war klug genug, ihn nicht zu zwingen zu Sachen, die er nicht mehr mit ihr tun konnte. Eigentlich war das ja schon lange vorbei, das wusste auch sie.

Er ist jetzt zu mir wie eine sterile Krankenpflegerhilfe, hatte sie einmal ihrer besten Freundin gebeichtet, die hereinkommt, ihre Hände desinfiziert, ihre Handgriffe erledigt und wieder geht. So kam ihr seine Beziehung manchmal vor, sogar noch mehr distanziert, da er keine Handgriffe am Körper vornahm.

Sie hatten beide ihre Träume und Visionen von einst schon lange aufgegeben, begraben. Jeder ging seinen Weg.

Viele Jahre waren sie nun schon miteinander verheiratet. Sie hatten sich damals bei einer Opernaufführung kennengelernt. Sie wusste nicht mehr, war es DIE WALKÜRE oder GÖTTERDÄMMERUNG gewesen? Auf alle Fälle WAGNER.

In der Pause waren sie sich praktisch in die Arme gelaufen. Sie von rechts kommend, er von links – putsch, und schon hatte es gefunkt. Er hatte sich höflich entschuldigt und sie dann zu einem Getränk eingeladen – was war es noch mal gewesen? Auch das hatte sie in den langen Ehejahren anscheinend vergessen. War es ein Singapur Slang gewesen? Ach, Slang hin oder her, sie hatte damals nur ihn gesehen – damals.

Doch, doch, sagte sie, es war Singapur Slang gewesen; an ihn konnte sie sich jetzt wieder gut erinnern; sie schmeckte ihn eigentlich noch heute auf ihrer Zunge. Aber man vergisst so vieles, gewöhnt sich so schnell an alles, überhaupt wenn das Zusammenleben sehr gut funktioniert.

Sie hatten sich damals verabredet, sich später öfter getroffen – alles ging damals sehr schnell –, und bald darauf hatten sie geheiratet, obwohl sie noch einen Freund gehabt hatte, mit dem sie schon einige Zeit zusammen war.

Ihr erstes Kind wurde sehr kurz darauf geboren. Es waren nur ein paar Monate dazwischen. Jetzt dachte sie wieder daran und fragte sich: Ob das Kind wirklich von IHM oder von ihm war? Sie wusste es nicht. Damals war es ihr auch egal gewesen. Sie liebten sich, und er hatte sich sehr auf sein Kind gefreut.

Er war damals als Assistenzarzt in einem Krankenhaus angestellt gewesen. Dank seiner Initiative und seines Arbeitseinsatzes wurde er schnell Oberarzt. In der Zwischenzeit wurde ihr zweites Kind geboren.

Umgezogen sind sie ein paar Mal. Sie ist immer zu Hause geblieben, obwohl sie ihrem Beruf nachgehen wollte. Aber er wollte es so. Er sagte immer: Kinder müssen ein Zuhause, einen elterlichen Ansprechpartner haben, sie müssen sich wohlfühlen in ihrer häuslichen Umgebung; kleine Kinder brauchen die familiäre Wärme. Es muss schlimm sein für ein Kind – gerade in den ersten Jahren –, in einem Heim aufwachsen zu müssen, so dachte, sagte und entschied er. Er wollte es einfach nicht – und wusste, warum!

Am Anfang ihrer Ehe erfreute er sich immer an ihrer Großzügigkeit, ja sogar ihrer Großmut, er wagte es kaum zu denken, geschweige denn es auszusprechen. Aber er blieb dabei; ja, es war doch Großmut, die sie ihm entgegenbrachte, und – es war ihre nicht geheuchelte Leidenschaft. Doch sie ging ihm manchmal einfach – wie er damals in seinen jungen Assistenzjahren dachte – zu fordernd vor und verlangte freie Hingabe in aller Offenheit. Sie war einfach ehrlich in ihrem Begehren.

Aber diese Ehrlichkeit konnte er ihr nur schwer erwidern. Immer wieder erinnerte er sich an seine Jugendsünde. Das war zwar schon lange her – aber es lag immer noch in seiner Seele eingebettet, und so fragte er sich oft – bei ihrem Zusammensein –, ob er ihr nicht besser alles beichten solle. Doch dabei blieb es dann auch. Denn er sagte sich, dass das allein nur ihn etwas anginge und er allein damit fertigwerden musste. Eine andere Person durfte damit nicht belastet werden.

Er war ein guter Vater und Ehemann – in den ersten Jahren wenigstens. Dann jedoch interessierte er sich immer mehr für „seine Zwillingsforschung“ und vergaß oft seine Frau und Familie. Spät kam er manchmal nach Hause, und früh ging er immer öfter wieder in die Klinik. Und so geriet ihr Eheleben zu einer Art Aneinandervorbeileben.

Doch trotz allem: Sie hielt zu ihm – und er zu seiner Familie.

Sie hatten sich schließlich damals nicht nur vor dem Standesbeamten, sondern auch vor dem Traualtar in der Kirche ihr Jawort gegeben – und sich gegenseitig Treue versprochen, obwohl das für ihn nur eine reine Routine und ein Nachgeben war, seiner angetrauten Frau zuliebe.

Er war nicht eigentlich religiös. Doch ab und zu musste er auch niedergeschlagenen Familien, denen er aus medizinischer Sicht einen negativen Bescheid geben musste, mit „Religiösem“ wieder auf die Beine helfen, und so hatte er sich einige Male mit der Bibel befasst und sogar mit großem Interesse darin gelesen. Vieles war auch hängen geblieben in seinem Kopf, doch es war eher unausgegorener Saft und kein Wein.

Anfangs bäumte sich seine frevelhafte Tat noch in seinem Inneren auf und strebte suchend nach Reue und Vergeben. Aber nach und nach vergaß selbst dieses innere Aufbäumen sich aufzubäumen und verkroch sich schließlich unter verdeckende wild wachsende Seelenbüsche.

Nach und nach überwucherten psychische Dornensträucher das Geschehene, und er vergaß es immer für eine gewisse Zeit, bis durch engen Kontakt mit eingebundenen Personen die Sträucher wieder auseinandergerissen wurden und sich die zerteilten Dornenzweige erneut wie eine offene Wunde darstellten.

Doch jetzt war plötzlich alles anders; die „offene Wunde“ hatte sich mit zarten, wohlriechenden Rosen überzogen. –

Dr. Wenger legt die Zeitung zur Seite, seinen Kopf auf die erhöhte Rückenlehne, schließt die Augen und schläft ein – mit sich und der Umwelt zufrieden, wie noch nie in seinem bisherigen Leben.

Seine Frau bemerkte es zwar, aber den wahren Grund sollte sie nie erfahren. Es ging nur ihn und diese andere Person etwas an.