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Über das Buch

"Doch es gibt Augenblicke, in denen man sich nicht entscheiden kann zwischen richtig und falsch, Junge."

Ein düsteres Sklavenschiff läuft im Hafen von
Alexandria ein. Unter den Gefangenen ist der junge
Ulrich von Wolfenstein, der als Kreuzfahrer ins Heilige Land
ziehen wollte und es nun unfrei betritt. Schon bald gerät der
Heißsporn zwischen die Fronten verfeindeter Tempelritter und
Sarazenen. Als man ihn gegen seinen Willen in eine Intrige
hineinziehen will, begreift er: Das Schicksal Jerusalems liegt
alleine in seiner Hand.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Nicht alle Personen der Handlung sind frei erfunden.
König Guido von Lusignan, Sultan Saladin
oder Hasan as-Sabbah, genannt der Alte vom Berge,
etwa sind historische Persönlichkeiten, doch habe ich
mir zugunsten eines spannenden Verlaufs der Handlung
einige geschichtliche Freiheiten erlaubt.

1

Mit dem ersten Licht des neuen Tages war ein schmaler sandbrauner Streifen vor dem hochgezogenen Bug des Schiffes aufgetaucht. Obwohl seither mehr als zwei Stunden vergangen sein mussten, war er bisher kaum näher gekommen, denn das mächtige Segelschiffbewegte sich nicht darauf zu, sondern lief mit prall geblähten Segeln die Küste entlang. Es hielt dabei im Großen und Ganzen immer denselben Abstand von der braun-grün gefleckten Landmasse – einen Abstand, der klein genug war, die Besatzung nach Sicht manövrieren zu lassen. Trotzdem hätte Ulrich vielleicht den Sprung über Bord gewagt, und viele andere der gut hundert Gefangenen ebenfalls, die mit ihm in dem stinkenden Laderaum des Schiffes eingesperrt waren, hätten sie nur die Gelegenheit dazu gehabt.

Aber es gab diese Gelegenheit nicht. Zwischen den Gefangenen und dem sandbraunen Land im Süden lag nicht nur eine gute Meile salzigen Wassers, sondern da waren auch die fingerdicken Eisenstäbe des Gitters, das die beiden winzigen Sichtluken verschloss, und die rostige Kette, die beide Fußfesseln miteinander verband.

Wenn Ulrich sich sehr viel Mühe gab, konnte er damit aufstehen und sogar gehen, wenn auch nur mit kleinen und mühsamen Schritten, die seinem zerschundenen und erschöpften Körper die letzte Kraft kosteten – eine Flucht war also ganz ausgeschlossen.

Ulrich von Wolfenstein hob langsam die Schale an die Lippen, nahm ein paar Schlucke von dem warmen, schlecht schmeckenden Wasser, das er sich darin aufgespart hatte, und betrachtete das trübe Spiegelbild seines Gesichtes darin. Er war beinahe froh darüber, dass das Licht hier drinnen so schlecht war. So konnte er nicht viel mehr als einen zerfließenden Schatten erkennen. Die wenigen Male, da er sein eigenes Spiegelbild in den letzten Tagen gesehen hatte, war er zutiefst erschrocken darüber, wie rasch er sich in den kaum zwei Wochen verändert hatte.

Aus dem hochgewachsenen, kräftigen Vierzehnjährigen, der sich in Pisa eingeschifft hatte, war ein hohlwangiges Gespenst geworden, ein Junge mit schmutzverkrustetem Haar, dessen ehemals strohblonde Farbe nur noch zu ahnen war. Seine Lippen waren aufgequollen und rissig, unter seine Augen hatten Hunger, Schmerz und Fieber dunkle Ringe gegraben.

Im Grunde brauchte er sein eigenes Spiegelbild gar nicht, um zu wissen, wie er aussah. Keiner der anderen Gefangenen bot einen besseren Anblick als er. Es waren die Ausdauerndsten und Zähesten von all den Männern, die vor dreizehn Tagen an Bord dieses Schiffes gegangen waren.

Ulrich ballte die Fäuste, als er an den strahlenden Sommernachmittag dachte, der sein Leben auf so entsetzliche Weise verändert hatte. Mit seinen vierzehn Jahren war er einer der Jüngsten gewesen, gerade an der Schwelle vom Knaben zum Mann, als er sich den Kreuzfahrern anschloss. Alles hatte Ulrich durchgehalten – den schier endlosen Weg von seiner Heimat im Rheintal nach Italien; die Wochen und Monate voll Hunger und Durst; die eisige Kälte der Alpen, die sie mitten im Winter und unter Schneestürmen hatten überwinden müssen; die Straßenräuber, die dem in kleine Häufchen zerfallenen Pilgerzug immer wieder aufgelauert hatten, um ihnen auch noch das wenige zu nehmen, das ihnen geblieben war, oft nicht mehr als die Kleider, die sie auf dem Leibe trugen. Viele von ihnen waren unterwegs den Strapazen, Krankheiten oder Räubern zum Opfer gefallen oder hatten einfach aufgegeben. Aber Ulrich hatte durchgehalten.

Der Glaube daran, dass es ihm gelingen würde, das Heilige Grab in Jerusalem zu erreichen, hatte ihm Kraft gegeben. Selbst als sie – noch immer Hunderte – in Genua angekommen waren und dort weder Schiffe noch irgendeine andere Hilfe, sondern einen Abgesandten des Papstes antrafen, der sie alle feierlich von ihrem Eid entband und wieder nach Hause schickte, hatte er nicht aufgegeben. Weder die Kirche noch die Könige Europas wollten etwas von dieser abenteuerlichen Schar wissen, die sie nicht gerufen hatten. Ulrich war bei dem kleinen Häufchen Unverzagter geblieben, die daran festhielten, nach Jerusalem zu ziehen und die Sarazenen aus dem Gelobten Land zu vertreiben. Wieder machten sie sich auf den Weg und quälten sich durch die sommerliche Hitze Italiens. In Pisa endlich fanden sie, was Genua und der Papst ihnen verweigert hatten: einen Mann, der über eine Flotte von drei Schiffen verfügte und sich nach langen Verhandlungen bereit erklärte, sie nach Akkon zu bringen, obgleich sie kaum genug Geld zusammenbringen konnten, ihre Verpflegung zu bezahlen, geschweige denn die Überfahrt.

Jetzt, im Nachhinein betrachtet, verstand Ulrich selbst nicht mehr so recht, dass sie nicht misstrauisch geworden waren. Eine Fahrt nach Palästina war selbst für drei so große und wehrhafte Schiffe, wie sie Paltieri besaß, ein äußerst riskantes Unternehmen. Das Mittelmeer wimmelte geradezu von Piraten, und der Friede, der zwischen den Herren von Outremer und den Sarazenen herrschte, war so wenig verlässlich wie der Schutz eines Leinenhemdes gegen einen feindlichen Pfeil. Nur acht von zehn Schiffen, die die Reise wagten, kehrten gewöhnlich zurück, und nur sechs von zehn Männern. Die Gefahr, dass Paltieri eines seiner kostbaren Schiffe oder gar seinen noch kostbareren Kopf verlor, war nicht gerade klein.

Sie hatten all dies gewusst, aber die Aussicht, nach allen überstandenen Anstrengungen und Gefahren nun doch noch an ihr Ziel zu gelangen, hatte sie wohl verblendet. Vielleicht war auch nur die Abenteuerlust zu groß gewesen.

Gleichwie – am Nachmittag des vierten Februar im Jahre des Herrn elfhundertsiebenundachtzig waren sie an Bord gegangen, verteilt auf drei gewaltige Frachtschiffe, die noch mit der Abendflut ausgelaufen waren. Als der Abend dämmerte, war die Küste Italiens bereits hinter ihnen verschwunden.

Das war das letzte Mal, dass Ulrich oder einer der vielen anderen mehr vom Himmel oder vom Meer sah als einen kaum handbreiten Ausschnitt, der vor den vergitterten Luken vorbeizog. Paltieri zeigte schon am ersten Abend sein wahres Gesicht. Kaum war das Festland außer Sicht, da zauberten seine Leute plötzlich Schwerter, Dolche und Peitschen hervor und trieben die Kreuzfahrer im Laderaum zusammen, wo sie einer nach dem anderen angekettet wurden.

Einige Männer und ein paar der größeren Knaben versuchten zwar, Widerstand zu leisten, unter ihnen auch Ulrich und der rothaarige Ken, der aus Britannien stammte und irgendwo auf halbem Wege zu ihnen gestoßen war, aber das war von vornherein vergeblich. Ulrich verlor gleich als einer der Ersten durch einen Faustschlag das Bewusstsein und fand sich später angekettet, mit einem ausgeschlagenen Zahn und geprellten Rippen, auf dem Boden wieder. Aber Ken und vielleicht ein Dutzend von denen, die sich zu heftig gewehrt hatten, lagen jetzt zwei Meilen vor der italienischen Küste auf dem Meeresboden und wurden von den Fischen gefressen.

Danach versuchte niemand mehr, sich zu wehren.

Es fiel Ulrich schwer, zu glauben, dass dies alles wirklich erst zwei Wochen her sein sollte. Die Zeit dazwischen war ihm so entsetzlich lang vorgekommen, und so viel war seither geschehen.

All ihre Träume waren zerbrochen, in einem einzigen, schrecklichen Augenblick.

Sie waren aufgebrochen, um das Heilige Grab zu sehen, um ein neues, vielleicht besseres Leben zu finden, um dem Hunger, der Armut und der Kälte in ihrer Heimat zu entfliehen – doch jetzt lagen sie in Ketten da, halb verhungert und auf dem Weg nach Alexandria, Tripolis oder irgendeiner anderen Stadt des Morgenlandes, um auf dem Sklavenmarkt wie Vieh verkauft zu werden! Sie hatten alle zu spät begriffen, wie Paltieri und seine Männer ihre Unkosten zu decken gedachten. Die große Ladung von Sklaven – auch wenn nur die Hälfte von ihnen lebend ankam – lohnte das Risiko eines Piratenüberfalles allemal.

Ein dumpfes Lärmen von der Ladeklappe her riss Ulrich aus seinen Gedanken und ließ ihn aufsehen. Metall klirrte, dann erschien ein schmaler, blendend heller Lichtstreifen über ihm, der zu einem sonnenerfüllten Rechteck wuchs, als die Luke vollends geöffnet wurde. Das Licht schmerzte in Ulrichs entzündeten Augen, sodass er die Hand schützend vor das Gesicht hob und den Kopf ein wenig zur Seite drehte. Polternd und krachend wurde eine Leiter in den Laderaum hinuntergelassen, dann kletterte ein Matrose zu ihnen herab, gleich darauf ein zweiter und ein dritter.

In dem nach Abfall und Krankheit riechenden Frachtraum entstand Unruhe. Einige Gefangene begannen zu weinen oder riefen heiser nach Brot oder Wasser. Dürre, schmutzstarrende Hände reckten sich den drei Männern entgegen, Ketten rasselten.

Auch Ulrich richtete sich auf, so weit es seine Ketten zuließen, und streckte gierig die Hände aus, als die Männer mit Körben und Wasserschläuchen ihre tägliche Runde durch den Laderaum begannen. Ein Schluck Wasser wurde in seine Schale gefüllt, dazu gab es einen Kanten harten Brotes und etwas rohen Fisch, das war alles. Ulrich raffte seine Mahlzeit hastig an sich, verkroch sich wieder in seine Ecke und verschlang den Fisch, ohne sich Zeit zum Kauen zu nehmen. Dann brach er ein Stück Brot ab, stopfte es zwischen die Zähne und nahm einen Schluck Wasser, den er so lange im Mund behielt, bis das Brot halbwegs aufgeweicht war und er es schlucken konnte. Dicht neben ihm begannen zwei Männer um ein Stück Brot zu kämpfen, andere flehten verzweifelt um mehr oder griffen nach den Beinen der Matrosen, handelten sich dadurch aber nur ein paar Fußtritte ein. Ulrich presste sich gegen die Bordwand und verbarg das kostbare Stück Brot und sein Wasser halb unter seinem gekrümmten Körper.

Sein Mund schmerzte, denn auch das Wasser vermochte das Brot nicht ganz aufzuweichen. Obwohl es ihm den Gaumen zerkratzte, verschlang er es so schnell, wie er nur konnte, denn was in seinem Magen war, konnte nicht mehr gestohlen werden. Ulrich wusste, dass sie sich alle wie Tiere benahmen, aber welche Wahl blieb ihnen schon? Wie die Tiere waren sie hier unten zusammengepfercht worden, in einem Raum, der selbst jetzt, nachdem mehr als die Hälfte von ihnen tot war, noch viel zu klein war. Sie wurden schlimmer als Tiere behandelt. Dabei war das Essen in den letzten zwei Tagen sogar besser geworden, denn einen Leckerbissen wie Fisch hatte es während der ersten zehn Tage ihrer Gefangenschaft nicht gegeben.

Aber das lag wohl kaum daran, dass Paltieri plötzlich sein Gewissen entdeckt hatte, sondern eher daran, dass er begriffen haben mochte, wie wenig Gewinn halbtote Skaven auf dem Markt einbrachten. Vielleicht hatte er auch einfach abgewartet, bis genug von ihnen gestorben waren, um die verbliebenen Lebensmittel unter den Überlebenden aufteilen zu können.

Nachdem Ulrich seine kärgliche Mahlzeit beendet hatte, war er fast ebenso hungrig wie zuvor. Die drei Matrosen hatten ihre Runde beendet. Doch das bedeutete bloß, dass ihre Körbe leer waren und nicht etwa, dass auch alle zu essen bekommen hätten. Viele waren an der Ruhr, an den Schlägen oder vor Angst gestorben. Nicht wenige der Toten jedoch, die man während der letzten zwei Wochen über Bord werfen musste, waren verhungert, weil sie nicht die Kraft – oder den Willen – gehabt hatten, um ihr Essen zu kämpfen. Das war auch der Grund, warum Ulrich kaum mehr als die Namen der beiden Männer kannte, die rechts und links von ihm angekettet waren. Wo der tägliche Bissen Brot über Leben und Tod entschied, war kein Platz mehr für Freundschaft.

Der Hunger hatte sie zu Feinden gemacht, und wahrscheinlich lag genau das in Paltieris Absicht.

Ulrich klaubte den letzten Krumen Brot vom Boden, spülte ihn mit einem Schluck Wasser hinunter und blinzelte zur Luke hinauf. Die drei Matrosen waren wieder an Deck gestiegen, aber anders als sonst wurde die Leiter nicht sofort wieder eingezogen. Nach einer Weile erschien abermals ein Schatten im hellen Rechteck der Ladeklappe, starrte einen Moment zu ihnen herab und begann mit umständlichen Bewegungen die Leiter hinunterzusteigen.

Erst als er den Boden erreicht hatte und sich wieder herumdrehte, erkannte Ulrich, dass es Paltieri selbst war. Der schwarzhaarige Italiener war in ein prachtvolles, grünseidenes Gewand gekleidet, an dessen Gürtel ein zierliches Schwert hing. Auf seinem Kopf saß eine Kappe aus schwarzem Samt, und seine Stiefel waren mit kleinen silbernen Münzen besetzt, die bei jeder Bewegung klimperten und klirrten. Ulrich hatte selten etwas gesehen, das ihn mehr anwiderte als Paltieris Anblick in diesem Moment.

Nun stand der Italiener einfach da, drehte sich langsam im Kreis und sah sich mit offenkundiger Abscheu um. Schließlich griff er unter sein Wams, zog ein spitzenbesetztes Tuch hervor und presste es gegen Mund und Nase, offensichtlich hielt er den Gestank hier unten nicht aus.

Ulrich setzte sich ein wenig auf und sah zu Paltieri hoch. Der Italiener war noch nie zu ihnen heruntergekommen, nicht einmal am ersten Tag, als sie eingesperrt und angekettet worden waren. Sie mussten sich dem Ziel ihrer Reise nähern.

»Hört mir zu!«, rief Paltieri schließlich in ihrer Sprache. Seine Stimme ging fast im unruhigen Raunen und Kettengerassel unter. Er musste trotzdem kein zweites Mal rufen, denn schon nach wenigen Augenblicken breitete sich eine fast atemlose Stille unter den hundert Gefangenen aus, nur dann und wann unterbrochen durch das metallische Klirren der Ketten oder das leise Stöhnen eines Kranken.

»Ihr werdet jetzt nach oben gebracht«, fuhr Paltieri fort, »einer nach dem anderen. Wir werden euch die Ketten abnehmen und euch waschen, und ich rate euch, keinen Unsinn zu machen. Wer sich wehrt oder zu fliehen versucht, den lasse ich über Bord werfen. Wenn ihr vernünftig seid, bekommt ihr anschließend noch einmal zu essen und saubere Kleider. Heute Abend erreichen wir Alexandria, und ich will nicht, dass ihr wie Hungerleider von Bord geht. Aber zuerst«, fügte er mit einem angewiderten Naserümpfen hinzu, »wird gebadet. Ihr stinkt ja schlimmer als die Schweine!« Und damit wandte er sich um und stieg so schnell die Leiter wieder empor, dass es wie eine Flucht aussah.

Ulrich blickte ihm nach, bis Paltieri am oberen Ende der Leiter verschwunden war und wieder das gleißende Sonnenlicht in der Öffnung erschien. Sein Herz begann vor Aufregung wie rasend zu hämmern. Während der letzten zwei Wochen hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als hier herauszukommen. Kein Tag war vergangen, an dem er nicht mindestens zehn verschiedene Fluchtpläne ersonnen und wieder verworfen hätte. Trotzdem fuhr er nun erschrocken zusammen, als ein halbes Dutzend Matrosen zu ihnen herunterkletterte und damit begann, die Ketten der Gefangenen zu lösen. Er hatte gedacht, dass es nichts auf der Welt gäbe, was er mehr hasste als dieses Schiff, aber das stimmte nicht. Er fühlte sich wie ein Tier, das sich zitternd vor Angst in einem Erdloch verkrochen hatte. Ganz gleich, wie schlimm es hier drinnen war – er hatte noch viel mehr Angst vor dem, was ihn draußen erwartete.

Es dauerte lange, bis auch er an die Reihe kam, und als es so weit war, war er viel zu schwach und mutlos, um sich zu wehren. Das kurze Stück Kette, das seine Fußfesseln mit dem eisernen Ring im Schiffsboden verband, wurde gelöst, dann griffen starke Hände unter seine Achseln und zogen ihn grob auf die Füße. Ein grober Stoß in den Rücken ließ ihn auf die Luke zutaumeln.

Als er auf das Deck hinaufkam, traf ihn schmerzend das helle Tageslicht. Nach vierzehn Tagen im Halbdunkel des Schiffsbauchs begannen seine Augen in der Sonne zu tränen. Die ungewohnte Bewegung ließ ihn schwindeln; er taumelte, wollte einen Schritt nach vorne machen und fiel schwer auf Hände und Knie, als ihn die kurze Kette zwischen seinen Fußgelenken stolpern ließ.

»Was treibst du da, Bursche?«, schrie eine aufgebrachte Stimme. »Stell dich gefälligst nicht so an! Wir haben nicht alle Zeit der Welt!« Ulrich sah aus blinzelnden Augen auf und blickte direkt in Paltieris Gesicht. Der Italiener starrte mit einer Mischung aus Wut und Ekel auf ihn herab und hatte den rechten Fuß gehoben, wie um ihn zu treten. Ulrich zog den Kopf zwischen die Schultern und biss die Zähne zusammen, auf den kommenden Schmerz gefasst.

Plötzlich geschah etwas Sonderbares: Ihre Blicke begegneten sich, und in Paltieris zornige Augen mischte sich zuerst Erstaunen und dann Schrecken. Der Italiener trat ihn nicht, sondern wich im Gegenteil einen halben Schritt vor ihm zurück und starrte auf ihn herab. Ulrich hatte selten zuvor einen Menschen gesehen, der so verstört und überrascht wirkte wie Paltieri in diesem Augenblick.

Schließlich richtete sich Paltieri mit einem unwilligen Schnauben auf, fuhr herum und machte eine Handbewegung zu jemandem, der hinter Ulrich stand. »Nehmt euch des Burschen an«, sagte er. »Schrubbt ihn gründlich ab, damit er wieder wie ein Mensch aussieht, und dann gebt ihm etwas anderes anzuziehen. Die Lumpen, die er da anhat, stinken ja wie die Pest.«

Wieder wurde Ulrich grob auf die Füße gezerrt, und wie zuvor bewegte er sich wohl nicht schnell genug, denn er bekam einen neuen Stoß zwischen die Schulterblätter, der ihn um ein Haar abermals auf das Deck geschleudert hätte. Eine harte Hand griff nach seinem Arm, zerrte ihn herum und stieß ihn auf eine hölzerne Bank.

Ulrich wimmerte vor Schmerz, als seine Fußfesseln gelöst wurden. Die eisernen Ringe hatten seine Haut blutig geschürft, und die Männer waren alles andere als vorsichtig. Stöhnend beugte er sich vor, um nach seinen schmerzenden Beinen zu greifen, wurde aber neuerlich in die Höhe gerissen und grob über das Deck gestoßen. Jemand riss ihm die Kleider vom Leib, dann wurde er gepackt, in die Höhe gehoben und in einen gewaltigen Trog mit heißem Wasser getaucht, bis er glaubte, jämmerlich ertrinken zu müssen. Gerade als der Schmerz in seinen Lungen unerträglich zu werden begann, wurde er losgelassen und kam prustend wieder über Wasser, aber nur, um gleich darauf wieder gepackt und festgehalten zu werden. Ulrich begann sich zu wehren und kleine hilflose Schreie auszustoßen, aber gegen die Kraft der beiden Matrosen, die ihn hielten, war er natürlich machtlos.

Was nun kam, erschien ihm schlimmer als alles, was ihm in den zwei Wochen zuvor widerfahren war, denn was das heiße Wasser nicht von seiner Haut spülte, das scheuerten Paltieris Männer mit einer harten Bürste und sandgrober Seife herunter. Als Ulrich schließlich aus dem Bottich gehoben und roh auf das Deck geworfen wurde, brannte seine Haut wie Feuer und war überall rot und wund. Er blutete aus einem Dutzend kleiner Wunden. In dem Bottich war salziges Meerwasser gewesen, sodass jede noch so kleine Verletzung auf seiner Haut schmerzte, als hätte man Säure hineingegossen.

Jemand warf ihm ein Hemd aus grobem braunem Leinen zu und fuhr ihn an, es überzustreifen. So gut er konnte, beeilte sich Ulrich, dem Befehl nachzukommen, denn er wusste, dass sie ihn wieder schlagen würden, wenn er nicht rasch genug gehorchte.

Zitternd richtete er sich auf, zog das Gewand über die Schultern und knotete den groben Hanfstrick fest, der als Gürtel diente. Das Kleid ähnelte einem Sack, in den nur drei Löcher für Kopf und Arme geschnitten worden waren, und der raue Stoff scheuerte schmerzhaft auf seiner Haut. Trotz allem aber war Ulrich zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder sauber und trug ein Hemd, das nicht von Blut und Schmutz hart geworden war. Erst jetzt, als er sich langsam aufrichtete und den kühlen Salzwasserwind des Meeres im Gesicht spürte, begriff er vollends, wie unerträglich der Gestank unten im Laderaum gewesen war.

Einer der Matrosen deutete zum Bug des Schiffes, wo bereits die anderen Gefangenen versammelt waren, die die gleiche Behandlung hinter sich hatten, und hieß Ulrich, zu ihnen zu gehen. Ein gutes Dutzend Matrosen hatte sich zwischen den Gefangenen und dem rückwärtigen Teil des Decks aufgestellt, alle mit Säbeln, Peitschen oder kurzen Knütteln bewaffnet, um jeden Gedanken an Widerstand sofort im Keim zu ersticken. Ihr Anblick war angesichts des elenden Haufens, der sich hinter ihnen auf den schwankenden Planken des Schiffes zusammendrängte, beinahe lächerlich. Es waren vielleicht fünfzig Gefangene, die Hälfte der Überlebenden, die aus dem Bauch des Schiffes gekommen waren, und obwohl alle jetzt gewaschen und in saubere Gewänder gekleidet waren, sahen sie immer noch erbärmlich aus.

Nur wenige hatten noch die Kraft, auf eigenen Füßen zu stehen, und wohin Ulrich auch blickte, sah er in ausgezehrte, verängstigte Gesichter, manche von Narben und Geschwüren entstellt und alle von Hunger gezeichnet.

Das also ist der Rest, dachte er matt. Sie waren aufgebrochen als eine bunte Schar von Kreuzfahrern, ungeordnet und beinahe ohne Waffen, arm wie Bettler, denen Mut, Abenteuerlust und Gottvertrauen eine vernünftige Ausrüstung und militärisches Wissen ersetzten. Und jetzt waren sie ein Haufen verängstigter Sklaven, die meisten mehr tot als lebendig, und vor ihnen lag ein Schicksal, das vielleicht noch schlimmer sein mochte als die zwei Wochen, die hinter ihnen lagen. Mit schleppenden Schritten ging Ulrich über das Deck, drängelte sich zwischen den anderen hindurch und fand schließlich einen Platz dicht an der Reling, an dem er sich niederlassen konnte. Seine Augen hatten sich jetzt an das grelle Sonnenlicht gewöhnt, sodass er die Küste deutlicher als zuvor erkennen konnte. Sehr weit im Osten hüpfte ein weißer Punkt auf dem Meer: ein anderes Schiff, das ihren Kurs kreuzte, aber nicht näher kam. Wozu auch – eine Rettung würde es kaum bringen. Selbst wenn es auf Hörweite käme und sie um Hilfe rufen würden, wen kümmerte das schon? Sie waren Hunderte Meilen von ihrer Heimat entfernt, mitten im Feindesland, und Ulrich wurde sich plötzlich schmerzhaft bewusst, dass eine Flucht so oder so sinnlos wäre, selbst wenn sie gelang. Es gab niemanden, an den sie sich wenden konnten.

Er seufzte, löste den Blick von dem winzigen weißen Segel am Horizont und blickte wieder nach Süden, zur Küste. Sie war immer noch nicht näher gekommen.

2

Es wurde Nacht, bis sie in den Hafen einliefen. Im Laufe des Nachmittags hatte sich die sandbraune Farbe der Küste mehr und mehr mit Grün gefüllt, und mit dem letzten Licht des Tages tauchten die Mauern Alexandrias vor ihnen auf, überragt von den spitzen Türmen der Minarette, die zum Teil mit Silber und Gold gedeckt sein mussten, denn sie blitzten im roten Licht der untergehenden Sonne wie riesige Karfunkel.

Ein ganzer Schwarm kleiner Boote mit sonderbar geformten, dreieckigen weißen Segeln kam ihnen entgegen und folgte ihnen auf dem Weg in den Hafen. Als sie noch eine halbe Stunde von der Stadt entfernt waren, näherte sich ihnen ein größeres, von einem Dutzend Rudern getriebenes Schiff, vor dem die anderen zur Seite schossen wie kleine Fische beim Anblick eines Haies.

Der Ruderer ging längsseits. Taue wurden von Bord des Sklavenschiffes auf das Deck des herangekommenen Bootes hinabgeworfen, dann folgte eine Strickleiter, und wenige Augenblicke später kletterte eine schlanke, sehr hochgewachsene Gestalt an Bord, die ganz in schwarzes Tuch gehüllt war.

Paltieri eilte dem Mann entgegen, machte eine umständliche Verbeugung und deutete mit der ausladenden Gestik eines Händlers, der seine Waren anpreist, auf die im Bug zusammengedrängten Gefangenen. Seine Lippen bewegten sich und formten unverständliche Worte. Der Fremde blickte stumm in ihre Richtung, dann nickte er, wies mit einer knappen Handbewegung auf das Achterkastell des Schiffes und wandte sich um. Paltieri beeilte sich, an ihm vorbeizuhasten und die Tür aufzureißen, wobei er sich abermals tief verbeugte. Entweder, dachte Ulrich, musste es sich um einen sehr wichtigen Geschäftspartner des Sklavenhändlers handeln – oder Paltieri hatte einfach Angst vor ihm. Auch Ulrich selbst verspürte ein Schaudern beim Anblick des dunkel gekleideten Fremden. Vielleicht lag es daran, dass es der erste Muselmane war, den er hier sah.

Natürlich hatte er viel über die Heiden gehört. In Köln war ein aus dem Heiligen Land zurückgekehrter Kreuzfahrer, der von seinen Abenteuern berichtete, nichts Ungewöhnliches. Einmal wurde sogar ein gefangener Sarazene öffentlich auf dem Domplatz ausgestellt. Doch nun erschreckte ihn der Anblick des schwarzgekleideten Muselmanen viel tiefer, als er erwartet hatte, denn – ganz gleich, wer oder was dieser Mann sein mochte – er gehörte zum Feind, den zu bekämpfen sie hergekommen waren. Und er stand frei und in Waffen, stolz und drohend vor ihnen, während sie in Ketten dalagen. Noch lange, nachdem sich die Tür hinter dem Fremden und Paltieri geschlossen hatte, saß Ulrich da und starrte zum Heck hinab. Er schrak erst aus seinem dumpfen Brüten auf, als ein spürbares Zittern durch das Schiff ging und er unsanft gegen die Reling geworfen wurde. Sie liefen in den Hafen ein. Vor ihnen erhob sich ein wahrer Wald von Masten, sodass sich Ulrich fragte, wie ihr Steuermann wohl in diesem Labyrinth von Schiffen und flinken Ruderbooten manövrieren, geschweige denn den Kai erreichen wollte, der dicht mit Schiffen gesäumt war.

Es war mittlerweile dunkel geworden. Die Dämmerung war hier im Süden sehr kurz. Der Hafen jedoch war beinahe taghell erleuchtet, und die Lichter der nahen Stadt spiegelten sich wie dutzendfach verstärkter Sternenschein auf dem Wasser. Auch auf zahlreichen Schiffen brannten Lampen, hier und da sah man ein offenes Feuer, sodass Ulrich seine Umgebung deutlich erkennen konnte. Der Anblick war so fantastisch, dass er für einen Augenblick sogar die entmutigende Lage vergaß, in der er sich befand.

Hunderte von Schiffen drängten sich in dem gewaltigen Hafen: riesige zwei- und dreimastige Segler, wie er sie aus den Häfen Genuas und Pisas kannte, gewaltige Schiffe mit sonderbar niedrigen Rümpfen, die offenbar nur von Rudern vorwärtsgetrieben wurden, türkische Fracht- und Kriegsschiffe und kleine schnelle Nilboote mit ihren steil hochgezogenen Heckaufbauten, Schiffe, wie sie Ulrich nie zuvor gesehen hatte – was im Übrigen nicht viel besagte, denn er hatte sich niemals sehr für Schifffahrt interessiert.

Ein unbeschreibliches Getöse scholl ihnen entgegen, noch ehe sie der Hafenmauer auch nur nahe kamen. Noch vor vier Wochen in Genua hatte Ulrich geglaubt, dass es keinen größeren und prachtvolleren Hafen geben konnte als den der italienischen Kauffahrerstadt. Aber im Vergleich zu Alexandria war der Hafen Genuas nicht viel mehr als ein Tümpel, auf dem ein paar Spielzeugboote schwammen.

Das Schiff wurde langsamer, manövrierte vorsichtig zwischen zwei anderen Booten hindurch und verlor noch mehr an Fahrt, bis es fast auf der Stelle zu stehen schien und die Hafenmauer nur noch einen halben Steinwurf entfernt war. Auf dem Kai erschienen jetzt Männer, die ihnen zuwinkten, wild gestikulierten oder Fackeln schwenkten. Einer versuchte ihnen ein Tau zuzuwerfen, nahm aber nicht genug Schwung, sodass das Seil ins Wasser klatschte und er es unter dem schadenfrohen Gelächter der anderen wieder hervorziehen musste. Unterdessen näherte sich das Schiff weiter der Kaimauer, nun nicht mehr schneller als ein Mann, der gemächlich dahinschlendert, prallte schließlich sanft gegen den rauen Stein und kam mit einem letzten Schaukeln zur Ruhe. Taue wurden hin und her geworfen und festgebunden, und am Kai drängten sich immer mehr Männer, die durcheinanderschrien, lachten oder einfach nur stumm zu ihnen hinaufstarrten.

Ulrich, der noch immer auf seinem Platz an der Reling saß, wurde es unbehaglich zumute, als er in all diese fremden, dunklen Gesichter blickte, deren Ausdruck jedoch keineswegs unfreundlich, sondern eher neugierig, sogar mitleidig war.

Fast war er erleichtert, als Paltieri und der Muselmane wieder an Deck kamen. Paltieri machte eine befehlende Geste, und zwei seiner Männer ließen ihre Peitschen knallen und zerrten die Gefangenen grob auf die Füße.

Ulrich stand hastig auf und reihte sich in die Schlange ein, in der sie Aufstellung nehmen mussten. Paltieris Männer lösten ein meterbreites Stück aus der Reling, legten eine Planke von der so entstandenen Lücke zum Kai hinunter, und unter drohend erhobenen Peitschen und Knüppeln wurden sie von Bord getrieben.

Auch unten am Hafen entstand Bewegung. Paltieris Begleiter war einer der Ersten gewesen, die von Bord gegangen waren, und als Ulrich über die wippende Planke hinunterschwankte, sah er, dass der Muselman nicht allein war. Ein Dutzend Männer in schwarzen und sandfarbenen Burnussen scheuchte die Gaffer zurück, um Platz für die ständig wachsende Gruppe von Gefangenen zu schaffen, während Paltieris Leute weiter die Wache übernahmen. Obwohl viele Gefangene kaum mehr die Kraft hatten, auf eigenen Füßen zu stehen, war das Schiff in überraschend kurzer Zeit entladen. Das lag allerdings auch daran, dass die Männer des Italieners ihre Gefangenen mit Peitschenhieben und Schlägen zu größter Eile anspornten.

Bald waren sie alle von Bord und wurden in der Mitte des Kais zu einem verängstigten Haufen zusammengedrängt, umstanden von Paltieris Matrosen und einer neugierigen Menge.

Der Italiener wechselte ein paar Worte mit dem Schwarzgekleideten, woraufhin dieser nickte und mit einer knappen Geste über die Schulter zurückdeutete. Einen Augenblick später knallten die Peitschen ihrer Bewacher erneut, und sie wurden weitergetrieben.

Als sie den Hafen verließen und sich der Stadt zuwandten, schaute sich Ulrich um. Doch alles, was er und die anderen von Alexandria, der Perle des Orients, an diesem Abend sahen, war eine kurze Straße, die sie entlanggetrieben wurden, ehe sich die Tore eines gewaltigen Lehmziegelbaues hinter ihnen schlossen.

Wenn sie gedacht hatten, ihr Martyrium hätte damit – zumindest vorläufig – ein Ende, so sahen sie sich getäuscht, denn Paltieris Leute drängten sie auf einem kleinen Hof zusammen, wo sie abermals in Ketten gelegt und anschließend in kleine Gruppen aufgeteilt wurden, die man jede für sich wegbrachte. Alles ging schnell und reibungslos, so als wäre es etwas, was diese Männer schon sehr oft getan hatten. Ulrich versuchte vergeblich, sich Einzelheiten ihrer Umgebung zu merken. Sie wurden eine Treppe hinuntergestoßen, dann ging es einen kurzen, finsteren Gang entlang, von dem zahlreiche Türen abzweigten, und schließlich in eine Kerkerzelle, die vielleicht groß genug für fünf Menschen gewesen wäre, nun aber doppelt so viele aufnehmen musste. Hoch oben unter der Decke gab es ein kleines Fenster, das jetzt aber von nichts als samtblauer Nacht erfüllt war. Auf dem Boden lag Stroh. Immerhin hatte Ulrich nach zwei Wochen auf den schwankenden Brettern des Schiffes wenigstens wieder festen Boden unter den Füßen, und die neuen Ketten, mit denen sie gebunden waren, taten kaum weh. Es war warm hier drinnen, aber längst nicht so stickig heiß wie im Bauch des Sklavenschiffes, und trotz der drückenden Enge gelang es ihm, ein wenig Stroh zu einem Lager zusammenzuraffen und sich halbwegs darauf auszustrecken.

In dieser Nacht schlief Ulrich so gut wie seit Wochen nicht mehr. Als er am nächsten Morgen aufwachte, stand die Sonne bereits wie ein kleines glühendes Auge im Fenster.

Da erscholl ein helles Schaben und Knirschen – das Geräusch des Riegels, das ihn wohl auch geweckt hatte –, die Tür schwang auf, und Paltieri kam herein, begleitet von zwei dunkel gekleideten Sarazenen mit verhüllten Gesichtern. Einer von ihnen trug einen großen Bastkorb mit Brot in den Armen, der andere einen Wasserkrug und einen Sack, aus dem er Äpfel, Apfelsinen und trockene Feigen zu verteilen begann.

Ulrichs Magen meldete sich knurrend zu Wort, als er all diese Köstlichkeiten sah. Er stand hastig auf und streckte die Hände aus. Doch als sich der Mann mit dem Brotkorb zu ihm umwenden wollte, vertrat ihm Paltieri den Weg und schüttelte den Kopf. »Den da nicht«, sagte er.

»Aber ich … ich habe Hunger, Herr!«, sagte Ulrich. »Bitte! Ich bin …«

»Wirst du wohl das Maul halten!«, fuhr ihn Paltieri an. »Du kommst mit mir. Zu essen gibt es später – wenn du vernünftig bist, heißt das.« Er deutete mit einer befehlenden Geste zur Tür. »Los!«

Ulrich blickte noch einmal auf den gefüllten Korb des Sarazenen, und allein der Anblick des frischen weißen Brotes ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Aber er wusste, dass er sich allerhöchstens eine saftige Maulschelle von Paltieri einhandeln würde, wenn er nicht gehorchte, und so trat er an dem Italiener vorbei und verließ die Zelle.

Draußen auf dem Gang erwarteten ihn zwei Männer in braunen Gewändern, mit blitzenden Krummsäbeln an den Seiten, und Händen, die schwer von goldenen Ringen waren. Der eine sah ihn mit Interesse an, obwohl Ulrich doch nur ein Skave war, während der Blick des anderen an ihm vorbei gegen die Wand gerichtet war. Beide Männer waren alt und von hohem Wuchs. Sie trugen mächtig gezwirbelte Schnauzbärte. Der Schwarzgekleidete, mit dem Paltieri am Abend zuvor gesprochen hatte, war nicht dabei, wie Ulrich mit einem Gefühl deutlicher Erleichterung feststellte. Allein der Gedanke, mit diesem Mann noch einmal zusammenzutreffen, erfüllte ihn mit Furcht.

»Dort entlang!« Paltieri trat hinter ihm aus der Zelle und deutete nach rechts, dem Ende des Ganges und der Treppe zu, die sie am Abend zuvor herabgekommen waren. Ulrich verstand nun gar nicht mehr, was man von ihm wollte. Voll Angst ahnte er, dass der Italiener etwas Außergewöhnliches mit ihm vorhatte. Auch erinnerte er sich mit jähem Schrecken des Blickes, mit dem Paltieri ihn am Nachmittag zuvor angestarrt hatte. Vielleicht brachten sie ihn fort, um ihn zu töten oder, noch schlimmer, zu quälen.

Aber vorerst wurde er nur über den Hof und in einen anderen Trakt des Hauses geführt. Ulrich versuchte etwas von dem Gebäude zu sehen, in das er gebracht wurde, aber alles ging viel zu schnell. Er konnte nicht mehr als einen flüchtigen Blick auf die hohen, festgemauerten Wände aus braunen Lehmziegeln und die vergitterten Fenster werfen, und er war auch viel zu aufgeregt und verängstigt, um auf irgendwelche Einzelheiten zu achten.

Dafür war er umso erstaunter, als sie das Gebäude betraten. Im Inneren glich es jenem Trakt, aus dem Ulrich eben kam – es war ein Gefängnis; schmale, fensterlose Gänge, von denen Dutzende niedriger Türen abzweigten, manche davon offen, sodass er einen Blick in die dahinterliegenden Zellen werfen konnte. Die meisten waren aber verschlossen, und eine gar zugemauert. Dann führte Paltieri ihn und seine beiden Begleiter eine schmale gewundene Treppe hinauf, und kaum waren sie durch die Tür an ihrem Ende getreten, hatte Ulrich das Gefühl, in eine vollkommen andere, verzauberte Welt zu kommen.

Niemals zuvor hatte er so viel Pracht und Überfluss auf einmal gesehen, nicht einmal im Dom zu Köln, der ihm mit seiner Größe und seinem Glanz bisher als die gewaltigste Herrlichkeit der Welt erschienen war. Die Tür, die von dieser Seite aus geschickt hinter einem samtenen Vorhang versteckt war, führte in einen großen, auf zwei unterschiedlich hohen Ebenen angelegten Raum, dessen südwärtige Wand fast zur Gänze von einem bunt bemalten Glasfenster eingenommen wurde, sodass das Licht in allen Farben des Regenbogens schimmerte. Der Boden bestand aus einem überaus fein ausgeführten Mosaik, das verwirrende Spiral- und Schlangenlinien darstellte, und an den Wänden hingen kostbare Teppiche. Seidene Vorhänge gaben dem ganzen Raum etwas sonderbar Schwebendes, Leichtes, und die wenigen Möbelstücke, die in dem höher gelegenen Teil des Saales standen, schienen zwar überaus kostbar, waren jedoch in einer grazilen, fast verspielt anmutenden Art ausgeführt, wie sie Ulrich noch niemals zuvor gesehen hatte. Ulrich sah all dies mit einem einzigen, raschen Blick, denn Paltieri ließ ihm keine Zeit, sich gründlich umzusehen, sondern packte ihn grob bei der Schulter und stieß ihn vor sich her. Erst jetzt sah er, dass sie nicht allein waren. Vor einem kleinen, mit Schriften und Pergamentrollen übersäten Tischchen neben der Tür stand ein hochgewachsener Mann, ganz in fließendes Schwarz gekleidet und mit einem mächtigen Krummsäbel an der Seite.

Ulrich zuckte zusammen, als der Fremde sich herumdrehte – es war der Mann, der am Abend zuvor an Bord des Schiffes gekommen war! Ulrich wollte sofort stehen bleiben, aber Paltieri verstärkte den Druck seiner Hand, sodass er schon aus Schmerz weiterstolperte. »Das ist er, Malik Pascha«, sagte Paltieri auf Italienisch, als sie sich dem Fremden genähert hatten und in zwei Schritten Entfernung stehen geblieben waren. »Der Knabe, von dem ich Euch erzählte.« Er sprach sehr langsam und mit übermäßiger Betonung, wohl, damit der Fremde auch jedes Wort verstand, doch war auch ein erregter Unterton in seiner Stimme zu vernehmen.

Ulrich konnte Paltieris Unruhe nur zu gut verstehen. Schon am Abend zuvor war ihm der Schwarzgekleidete unheimlich und düster erschienen, und an diesem Eindruck änderte sich jetzt, da sie sich auf Armeslänge gegenüberstanden, nichts. Ganz im Gegenteil – die Bedrückung, die er bisher bei seinem Anblick verspürt hatte, wurde zur Angst.

Maliks Haut war sehr dunkel, und sein Gesicht schmal und von edlem Schnitt. Auch seine Augen waren dunkel und standen zu eng zusammen, um nicht stechend zu wirken. Seine Nase musste mindestens zweimal gebrochen gewesen sein. Er trug einen schwarzen, kurz geschnittenen Vollbart, der ihn älter erscheinen ließ, als er in Wahrheit sein mochte, und er hatte schlanke, aber überaus kräftige Finger. Als einzigen Schmuck trug er am linken Mittelfinger einen schweren Siegelring, auf dem sich ein Drache wand.

Lange, sehr lange, wie es schien, stand Malik reglos, mit unbewegtem Gesicht da und sah ihn an, nur seine Augen waren in beständiger Bewegung. Ulrich hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, Maliks Blicke wie kleine geschäftige Tierchen über sein Gesicht huschen zu spüren, aber nicht nur über sein Gesicht, sondern auch über seine Hände, den Körper, seine Beine, und wieder seine Hände. Schließlich, nach einer Ewigkeit, in der Ulrich sich immer unbehaglicher zu fühlen begann, nickte Malik Pascha, wenn auch sehr zögernd, trat einen Schritt auf ihn zu und legte die Hand unter sein Kinn, um seinen Kopf anzuheben.

»Mach den Mund auf«, sagte er zu Ulrich, dessen Sprache er offenbar fehlerlos beherrschte. Ulrich gehorchte voll Angst, obwohl sein Griff warm und fast behutsam war. Reglos stand Ulrich da, während Malik seine Ober- und Unterlippe vorzog und seine Zähne begutachtete, als sei er ein Pferd, das er kaufen wollte.

Schließlich ließ der Fremde ihn los, wischte sich die Hand an seinem Burnus ab und trat wieder zurück.

»Ihr habt recht, Paltieri«, sagte er wieder in der Sprache des Italieners. »Er könnte gehen. Aber nicht in diesem Zustand.«

»Er ist gesund, Herr!«, versicherte Paltieri hastig. »Er ist ein kräftiger Bursche, einer der kräftigsten, die …«

»Er ist halb verhungert«, unterbrach ihn Malik. Er sprach ganz ruhig, aber seine Worte hatten einen so bestimmten Klang, dass Paltieri mitten im Satz abbrach und es nicht wagte, noch einmal zu widersprechen.

»Ihr solltet die Sklaven, die ihr verkauft, ein wenig besser behandeln«, fuhr Malik in beiläufigem Ton fort. »Niemand zahlt einen guten Preis für einen Sklaven, der bei der ersten schweren Arbeit zusammenbricht. Aber das nur am Rande. Was ihn angeht«, er deutete auf Ulrich, sah ihn aber nicht an, »so könntet Ihr recht haben. Wer ist er?«

Paltieri versetzte Ulrich einen Stoß. »Sprich, Kerl!«, fauchte er. »Wer bist du, und wo kommst du her. Gib Antwort!«

Malik zog verwundert die linke Augenbraue hoch, schwieg aber, und Ulrich raffte das letzte bisschen Mut zusammen, das er in sich fand, um zu antworten.

»Mein … mein Name ist Ulrich von Wolfenstein«, sagte er. »Ich bin …«

»Von Wolfenstein?«, unterbrach ihn Malik. »Etwa der Sohn eines Herzogs oder so etwas?« Er starrte Paltieri an. In seinen Augen blitzte es zornig. »Ich kann keinen gebrauchen, der vielleicht in einem halben Jahr von einem ganzen Heer gesucht wird, Paltieri.«

»Unsinn«, widersprach der Italiener. Er wurde immer unruhiger. »Der Bursche schneidet nur auf, Malik Pascha. Es war eine Horde von Bettlern, die wir an Bord genommen haben. Er hatte nicht einmal das Geld, für sein Essen zu bezahlen.«

»Das sieht man ihm an«, erwiderte Malik zweideutig. Dann wandte er sich wieder an Ulrich. »Nun – wie ist das mit deinem Namen? Bist du ein Adeliger oder nicht?« Er lächelte, als er sah, dass Ulrich mit der Antwort zögerte, legte ihm die Hand auf die Schulter und beugte sich leicht vor, sodass sich ihre Augen auf gleicher Höhe befanden. »Ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte er. »Aber es wird dir nichts nützen. Paltieri wird dich nicht freilassen, nur weil er denkt, dass vielleicht in einem Jahr dein Vater hier ist, um dich zu suchen. Die Frage ist nur, ob du mit mir kommst oder bei ihm bleibst. Also sei ehrlich mit deiner Antwort.«

Ulrich überhörte die Drohung, die in seinem letzten Satz schwang, keineswegs. Die Frage war wohl in Wahrheit die, ob er bei Malik Pascha leben oder bei Paltieri sterben würde. Und was hatte er zu verlieren? Schlimmer als bei Paltieri konnte es kaum mehr kommen. Alles erschien ihm wünschenswerter als eine vielleicht jahrelange Gefangenschaft in den Kerkern des Italieners.

»Ich … ich lüge nicht, Herr«, antwortete er stockend. »Aber niemand wird mich suchen. Mein Vater ist tot, und ich habe keine Geschwister.«

»Warum hast du dich diesen Bettlern angeschlossen, wenn du ein Adeliger bist?«, wollte Malik wissen.

»Wir sind keine Bettler!«, erwiderte Ulrich stolz. »Wir sind gekommen, um …«

»Ich weiß«, unterbrach ihn Malik mit einem raschen, ärgerlichen Stirnrunzeln. Er ließ Ulrichs Schulter los und richtete sich wieder auf.

»Gut, du bist als Kreuzfahrer gekommen, belassen wir es dabei. Aber warum bist du mitgegangen? Du sagst, du hast keine Geschwister. Als einziger Nachfahre eines Adeligen hättest du zu Hause ein gutes Leben gehabt.«

Ulrich antwortete nicht. Er hatte diese Frage in der einen oder anderen Form schon zahllose Male gehört. Es war die Wahrheit – er war der Sohn Wolfgangs von Wolfenstein, der Erbe seines Titels und all seines Gutes. Aber was den Titel anging, so hatte ihn sein Vater dem König wohl abgelistet, indem er ihn betrunken gemacht und ihm ein williges Bauernmädchen zugeführt hatte. Seine sogenannte Burg war schon eine Ruine gewesen, als Ulrich zur Welt gekommen war, schäbiger als so manches große Gehöft, das ihn später während seiner Wanderschaft aufgenommen hatte. Ulrich war vier Jahre alt, als seine Mutter im Kindbett starb, zusammen mit seiner Schwester, die sie eben geboren hatte. Nach dem Tode seines Vaters vor zwei Jahren hatte Ulrich den gesamten Besitz seiner Familie nach und nach aufgebraucht, doch es langte gerade nur so weit, um wenigstens jeden zweiten Tag satt zu werden. Nein – niemand würde ihn suchen, und in den Ruinen von Wolfenstein nisteten jetzt wahrscheinlich nur noch die Krähen und Ratten.

»Ich glaube, er spricht die Wahrheit«, sagte Malik, als Ulrich auch nach einer geraumen Weile noch nicht antwortete. Er seufzte. »Kannst du lesen, Ulrich?«

Ulrich schüttelte den Kopf.

»Aber du kannst es lernen«, fuhr Malik fort.

»Wenn … wenn es sein muss«, antwortete Ulrich.

Seine Antwort schien Malik Pascha zu amüsieren, denn er stimmte ein halblautes, sehr ehrlich klingendes Gelächter an, in das auch Paltieri nach einer Weile einfiel, wenn auch nur, um Ulrich gleich darauf mit einer unsanften Bewegung zu sich heranzuzerren.

»Ihr seht, ich habe nicht übertrieben«, sagte er. »Ihr kennt den Preis.«

Maliks Lachen erstarb, und er wurde ernst. In dem Blick, mit dem er den Italiener maß, lag eher Verachtung als Zorn.

»Ich sehe überhaupt nichts«, sagte er kalt. »Nichts außer einem halb verhungerten Knaben, der vor Angst zittert, wenn man ihn auch nur anblickt. Und selbst wenn, ich könnte es nicht entscheiden. Euer Preis ist hoch.«

»Er ist angemessen. Bedenkt, was Ihr bekommt.«

»Wenn wir es bekommen«, antwortete Malik plötzlich zornig. »Aber das Feilschen überlasse ich anderen. Und es ist ohnehin zu früh. Ich werde noch heute einen Boten aussenden. Wenn er zurück ist und die Antworten bringt, die ich erhoffe, sehen wir weiter.« Er deutete mit seinem beringten Mittelfinger auf Ulrich. »Was ihn angeht, so behandelt ihn gut in dieser Zeit. Seht zu, dass er genug zu essen bekommt. Wenn ihm vom Skorbut die Zähne ausfallen, so mindert das seinen Preis«, fügte er hinzu.

Paltieri senkte demütig das Haupt, obgleich seine Augen wütend aufblitzten. »Wie Ihr befehlt, Herr«, sagte er. Ohne ein weiteres Wort packte er Ulrich erneut bei den Schultern und führte ihn aus dem Zimmer.

Ulrich war verwirrt, und er hatte das ungute Gefühl, dass ihm die Wahrheit – sollte er sie je erfahren – noch viel weniger gefallen mochte als die geheimnisvollen Andeutungen, die er mit einiger Anstrengung verstanden hatte.

Wenige Augenblicke später stieß ihn Paltieri durch eine niedrige Tür, und Ulrich fand sich erneut in einer Kerkerzelle wieder, wenn sie auch etwas größer und viel bequemer ausgestattet war als die, in der er die vergangene Nacht zugebracht hatte. Sie hatte ein großes, vergittertes Fenster, der Boden bestand aus Steinplatten, nicht aus festgestampftem Lehm, und an der Wand neben der Tür stand sogar ein richtiges Bett, auf dem ein strohgefüllter Sack lag. Noch ehe Ulrich wirklich begriff, wie ihm geschah, wurde die Tür hinter ihm zugeworfen, dann ertönte das Scharren eines eisenbeschlagenen Riegels, und er war allein. Und das sollte er auch für die nächsten zehn Tage bleiben.

3

Ulrich verbrachte den größten Teil der nun folgenden Zeit mit zwei Dingen: Essen und Schlafen. Und beides in einem Übermaß, von dem er sich vorher nicht einmal hätte träumen lassen. Ein paarmal kamen Männer, um nach seinen Verletzungen zu sehen, ihm frische Kleider zu bringen oder das Stroh in dem Sack auszuwechseln, auf dem er schlief. Jeden Morgen, wenn er die Augen aufschlug, stand ein Krug mit frischem Wasser und ein wohlgefüllter Brotkorb neben seinem Bett. Auch Obst bekam er, darunter viele Früchte, von denen er noch nie zuvor gehört hatte, die aber allesamt köstlich schmeckten, und jeden zweiten Tag ein Stück Fleisch oder – je nachdem – auch Fisch. Aber Ulrich war viel zu erschöpft, um all diese Wohltaten als das anzusehen, was sie waren: ein Wunder, das ihm das Leben rettete.

Erst jetzt, als alles vorüber schien, begann er zu spüren, wie entsetzlich die Qualen waren, die er auf dem Sklavenschiff erlitten hatte. Nun kümmerte sich ein Arzt um seine Wunden. Er war ein sanfter Mann, und obgleich sie sich nicht mit Worten verständigen konnten, gab er Ulrich doch mit Gesten und Blicken zu verstehen, dass kein Grund zur Sorge bestand und nichts von dem, was er erlitten hatte, wirklich gefährlich war. Aber ob gefährlich oder nicht, die Wunden schmerzten, und er hatte fast all seine Kraft verbraucht. Es gab kaum ein Fleckchen auf Ulrichs Körper, das nicht aufgeschürft, verschorft und zerschunden oder auf andere Weise verletzt gewesen wäre. Als der Arzt das erste Mal damit zu Ende war, all die zahllosen Kratzer und Schnitte auf seiner Haut zu salben und zu verbinden, sah Ulrich in all den Bandagen wie eine Mumie aus und vermochte sich kaum mehr zu bewegen. Die Schmerzen schienen schlimmer denn je, aber die Medizin, die er bekam, half, und der reichliche Schlaf und das gute Essen taten ein Übriges, seine Wunden heilen zu lassen.