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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Kampf der Giganten (1)

1.

2.

3.

4.

5.

Kampf der Giganten (2)

6.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1986

 

Kampf der Giganten

 

Rendezvouspunkt Terminus – die Entscheidung am Ereignishorizont

 

von Rainer Castor

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Nach wie vor stehen sich im Frühjahr des Jahres 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung im Zentrum der Milchstraße zwei Mächte gegenüber. In Dengejaa Uveso, dem riesigen Schwarzen Loch, verbirgt sich die Superintelligenz ES, der uralte Freund der Menschheit, vor den Zugriffen der Kosmischen Fabrik MATERIA.

Von Bord der SOL aus versuchen Perry Rhodan und seine Begleiter, der Superintelligenz zu helfen, um damit größere Bedrohungen von den Völkern der Galaxis abzuwenden. Rhodan, der seit einiger Zeit als Sechster Bote von Thoregon aktiv ist, weiß, dass die mächtigen Wesen in MATERIA die Koalition Thoregon vernichten wollen – und damit auch jene Völker, die zu der Koalition gezählt werden.

Die genauen Motive der Thoregon-Feinde sind dem Terraner nach wie vor nicht bekannt. Er kennt nur die Aussagen, die für die Koalition und ihr Ziel sprechen, den Frieden in einigen Bereichen des Kosmos durchzusetzen. Um Erfolg zu haben, müssen Rhodan und seine Freunde erst einmal ES helfen.

Immerhin gelang es einem Kommando aus drei Galaktikern, an Bord von MATERIA grundlegende Informationen zu erhalten und den Gestalter Shabazza zu entführen. Mittlerweile ist dieser Feind der Menschheit tot.

Nunmehr steht im Zentrum der Milchstraße die endgültige Etappe im großen Kampf zwischen Thoregon und MATERIA bevor – die Völker der Galaxis setzen ihre ganzen Flotten ein. Es kommt zum KAMPF DER GIGANTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Steph La Nievand – Der Major für besondere Aufgaben erlebt die Schlacht gegen MATERIA mit.

Perry Rhodan – Der Sechste Bote von Thoregon schickt eine galaktische Flotte in die größte Schlacht der Galaxis.

Bostich – Der Imperator setzt mit seiner Flotte auf volles Risiko.

Gucky – Der Mausbiber glänzt angesichts der Ereignisse mit spöttischen Bemerkungen.

Cistolo Khan – Der LFT-Kommissar muss die Stärke des Kristallimperiums akzeptieren.

Kampf der Giganten (1)

 

Die goldene Hantel hat keine Chance.

Blitzschnell schießt etwas Krakenhaftes heran. Seine in grellweißen Spitzen endenden Ausleger wirbeln herum und fangen die Hantel, hüllen sie ein, zerren sie Richtung Zentrum. Im düsteren Rot, fast Schwarz, klafft hier eine Erscheinung, die an einen aufgerissenen Rachen erinnert.

Die Handel ruckt, doch sie gleicht einem zuckenden Insekt im Spinnennetz: Gelbliche und orangefarbene Fäden formen ein luftiges Gewebe, aus dem es kein Entkommen gibt. Unaufhaltsam wird die Hantel angezogen, deren mehrfache Paratronstaffel zu einem beulig eingeschnürten, vielfach deformierten Ballon wird und von schwarzen Aufrissen bedeckt ist.

Nur zögernd hellt das düstere Zentrum des Mauls auf, macht einem goldenen Schimmer mit fünfeckigem Umriss Platz. Der Eindruck des Krakenhaften bleibt, denn der Hantel recken sich seitlich aus dem Blickfeld entschwindende mächtige Strukturen entgegen, während sie in den gleißend erhellten Schacht eintaucht.

Fern wirkt noch die Hangaröffnung, doch die Distanz verkürzt sich mit jeder Zehntelsekunde. Wenige Kilometer, dann hat die Hantel den von perspektivisch verzerrten Türmen umringten »Innenhof-Boden« erreicht.

Der entscheidende Augenblick ist gekommen.

Prozesse in exakt programmiertem Ablauf verwandeln die Hantel innerhalb eines Sekundenbruchteils in ein feuerspeiendes Ungeheuer, ein Werkzeug der Vernichtung, dem nichts Menschengeschaffenes zu widerstehen vermag. Mehr noch: Kein Planet, vielleicht nicht einmal eine Sonne, könnte den abrupt freigesetzten Gewalten standhalten.

Es gibt keine grollende Ankündigung, keine sichtbare Vorwarnung.

Von einem Moment zum anderen existiert die goldene Hantel nicht mehr. An ihrer Stelle verdichtet ein Flackern zum ultrablauen Punkt, dem sofortige Expansion folgt und blendend auf die Turmbauten übergreift, deren scharfkantige Schatten augenblicklich verschwinden, weil das Licht über sie hinauswächst und alles andere völlig überlagert.

Verschwunden ist nun die burgähnliche Plattform. Von der schmerzhaften Helligkeit überdeckt wird auch die krakenhafte Struktur, deren Größe im Vergleich zur weiterhin wachsenden Erscheinung zu einem winzigen Staubkorn reduziert ist.

Ein Dutzend scharf ausgezackter Blitze entspringt dem Zentrum des Lichts und reißt als finstere Klüfte das Raum-Zeit-Kontinuum auf, spannt sich hinab zum Glühen der massiv wirkenden Akkretionsscheibe, wo Sekundär-Eruptionen emporschießen, ins bodenlose Schwarz des Ereignishorizonts und hinauf zu den quirlenden Partikelströmen.

Das Licht und die Blitze vereinen sich kaum eine Millionstel Sekunde nach ihrem Entstehen zu einer gewaltigen Strukturöffnung, die die Barrieren zum Hyperraum endgültig niederreißt. Beim Dengejaa Uveso ist ein zweiter abgrundtief schwarzer Moloch entstanden, dessen genaue Natur bestenfalls rechnerisch erfasst werden kann. Optische und sonstige Wahrnehmungen bleiben hierbei nur Nebeneffekte.

Der überdimensionierte Strukturriss ist nicht stabil, obwohl die Form der »Öffnung« kurzfristig zu einem bauchigen Ellipsoid heranwächst, das mehr als zwei Millionen Kilometer lang und in der Mitte knapp halb so dick ist. Die rötlichen Konturen wabern und wallen in nebelartigen Leuchterscheinungen, die ihrerseits von Blitzen und Rissen durchzogen sind.

Zweifellos wehrt sich die Struktur des Standarduniversums gegen diese Gewalt, gegen die Vergewaltigung seiner natürlichen Stabilität, und doch bleibt es ein vergebliches Sträuben – die freigesetzten Kräfte sind pure Vernichtung.

Eine Sekunde nach dem ersten Anzeichen des schwer begreifbaren Geschehens glimmt innerhalb der ellipsoiden Schwärze ein Schimmern auf, das mehrfach seine Farbe wechselt und langsam pulsiert. Die Expansion der freigesetzten Gewalten endet unvermittelt und kehrt sich in einen nicht weniger gewaltigen Sog um. Ungeheure Energien verwandeln sich in dünne, überaus lange, scheinbar ins Unendliche reichende Streifen und Linien, die durch die Öffnung des Strukturrisses schießen und in ihm verschwinden.

Dann enden alle Erscheinungen abrupt – und an ihrer Stelle fliegt, absolut unversehrt und völlig unbeeindruckt, wieder der goldglimmende, burgähnliche Körper, von dessen fünfeckiger, zehn Kilometer dicker Plattform sich die vielfach verschachtelten und bis zu sechzig Kilometer hohen Turmbauten erheben.

Die Kosmische Fabrik MATERIA hat den Angriff unbeschadet überstanden: Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass dieses Objekt nicht mit normalen Mitteln angegriffen werden kann – nun ist er endgültig erbracht.

An Bord von Zehntausenden Raumschiffen der Galaktiker gellt ein gemeinsamer Schrei des Entsetzens, des Unglaubens, der Erschütterung auf ...

 

*

 

Man unterschätzt die Kapazität eines Sternenreiches mit mehr als hunderttausend Industrieplaneten. Überall gibt es Raumschiffswerften, und überall wird gebaut. Gewiss, nach einem Schema, aber es wird gebaut! Wenn da vorn hunderttausend Raumschiffe stünden, würde ich mich keine Sekunde lang wundern.

Atlan zu Perry Rhodan an Bord der CALIFORNIA, 1. August 2043

1.

Sammelpunkt Gevari: Aufmarsch

25. März 1291 NGZ:

T minus 75 Stunden 23 Minuten

 

Leise Flüche und Verwünschungen klangen durch die Zentrale des SOL-Mittelteils. Einige Frauen und Männer waren aufgesprungen, andere saßen vorgebeugt in den Sesseln. Steph La Nievand fixierte seinen Blick auf die Hologramme und Bildschirme.

SENECA und Major Viena Zakatas Ortungsabteilung lieferten ständig neue Bilder und Auswertungsergebnisse. Kaum verständliches Murmeln kommentierte die Einspielungen; die Stimmen verloren sich meist im Dom der Hauptleitstelle. Einem Paukenschlag gleich waren die Raumer des Kristallimperiums materialisiert, und ihre Gesamtzahl rief als Reaktion weiterhin ein Wechselbad der Gefühle hervor, das zwischen sprachlosem Staunen und grimmiger Erbitterung pendelte.

»Ortungseingang ausgewertet! Es sind exakt 100.147 Raumer!«, meldete SENECA mit gleichmütiger Stimme. »Einschließlich der Einheiten der Thronflotte ARK'IMPERION mit dem Flaggschiff Imperator Bostichs des Ersten und der THEK-LAKTRAN. Die ZHYM'RANTON fliegt im Zentrum des Verbandes nahe der mobilen Residenz.«

Beschriftungen zeigten, dass der Raumer 1500 Meter Durchmesser besaß; halbkugelige Vertiefungen von 200 Metern Durchmesser zogen sich am Äquator entlang und befanden sich auch an den Polen. Ihr Durchmesser entsprach dem der insgesamt vierzehn Schweren Kreuzer, die in kaum 1500 Metern Distanz in einer Art Saturnring-Formation flogen.

Von seinem Vorrangpult aus, das in Verbindung mit der Ortungszentrale stand, ergänzte Zakata mit kratziger Stimme:

»Die ZHYM'RANTON ist ein Schiff der Träger- oder Tenderklasse! Der extrem starke Paratronschirm verhindert detailliertere Messergebnisse. Festzustellen ist nur, dass an Bord eine sehr hohe Packungsdichte von Hightech vorhanden sein muss. Acht 500-Meter-Schlachtkreuzer mit je vier abgekoppelten Kreuzern von 150 und zwei von 100 Metern Durchmesser bilden den Geleitschutz.«

»Die Andockbuchten verleihen den Kugeln ein ziemlich eingebeultes Aussehen«, murmelte jemand. »Auf den ersten Blick etwas sonderbar. Als hätte ein Riese mit Blechdosen Fußball gespielt.«

Steph La Nievand nickte unwillkürlich, ohne sich nach dem Sprecher umzublicken.

»Erstkontakt hergestellt«, sagte SENECA knapp. »Standardgrüße sind ausgetauscht.«

Längst hatten die letzten Nachzügler die Zentrale betreten, sämtliche Manöverstationen und Terminals waren mehrfach besetzt. Neben der Kommandotribüne war der weiße Haluter Blo Rakane stehengeblieben und hatte seine vier Arme verschränkt. Neben ihm, klein und schmächtig, stand Tautmo Aagenfelt und knabberte nervös auf der Unterlippe. Don Kerk'radian sprach leise mit Monkey und dem Zweiten Piloten der THOREGON VI, Juno Kerast.

»Seine Erhabenheit geht in die vollen«, flüsterte Steph La Nievand ironisch. Der Major für besondere Aufgaben saß äußerlich scheinbar träge und gelangweilt im Kontursessel und musterte aufmerksam die Holoprojektionen mit den in Detailausschnitten hervorgehobenen Bewegungen der Flotte.

Begleitet von einer künstlich emittierten Strukturerschütterung nach uraltem Transitionsmuster, hatte die insgesamt 72 Einheiten zählende Thronflotte ihr Metagrav-Manöver beendet, und mit ihr waren nacheinander Zehntausende weitere Kampfschiffe in das Standarduniversum zurückgekehrt! Eine unabsehbare Zahl von Leuchtpunkt-Hervorhebungen der Orter und Taster flirrte in der Panoramagalerie vor dem Hintergrund kaum unterscheidbarer Sonnenansammlungen des Milchstraßenzentrums.

Überall vollzogen die Raumer des Kristallimperiums ihre Bewegungen mit minimalen Antriebsimpulsen der Metagrav-Blöcke. Nur schwache Konturen im rötlichen Farbton markierten die Blasen von Paratron-Schirmstaffeln, deren Gesamtdurchmesser bei den arkonidischen Schlachtkreuzern annähernd fünf Kilometer erreichte. Vereinzelt huschten schwarzverästelte Risse und bizarre Funkenerscheinungen über die Sphären, sobald auftreffende Quantenschauer und Mikropartikel in den Hyperraum abgeleitet wurden.

Der Sammelpunkt Gevari war vom Dengejaa Uveso 1050 Lichtjahre entfernt und gehörte somit zum engeren Kernbereich der Galaxis. Vor dem allgemeinen Hintergrund des grellen Glühen und Leuchtens dicht gedrängt stehender Sonnen waren die sieben Hauptsterne der faustförmigen Formation, geprägt von einem dünnen Gasnebel mit langgestreckten Filamenten, nur deshalb zu erkennen, weil die Einzelsonnen lediglich einen halben Lichttag auseinander standen – und sich das Gros der galaktischen Flotte in nur sieben Lichtstunden Distanz versammelt hatte.

»Das Raumer-Kontingent der Liga ist fast lächerlich«, brummte Major Steph La Nievand und zupfte am Schnurrbart. »59 NOVA-Schiffe, die Pseudo-SOL und die sie begleitenden sieben Würfeltender. Und ganze 42 Einheiten umfasst noch die Zweite LFT-Experimentalflotte ... Flotte – hah! Bostich zeigt uns äußerst prägnant, was wirklich darunter zu verstehen ist!«

Jeder der kristallimperialen Schlachtkreuzer wurde von den »Beiboot«-Kreuzern in der Minimalflugdistanz von kaum achthundert Metern flankiert, so dass die Schutzfelder überlappten und eine gemeinsame, deformierte Blase ergaben. Tiefblaue, linienförmige Verfärbungen markierten die Schnittkreise, von denen sich die Ausbeulungen erhoben.

»Perfekte Synchronschaltungen der Überlagerungen«, kommentierte Kommandantin Fee Kellind den Vorgang halblaut und strich unbewusst eine blonde Strähne aus der Stirn. »Die Schutzfelder von Großbeibooten und Mutterschiffen sind exakt aufeinander abgestimmt. Und die Manöver ...«

Steph sah, dass Reginald Bull Perry Rhodan anstieß, der, mit den Händen auf das Geländer gestützt, neben dem rothaarigen Mann am Rand der Kommandotribüne stand. Wie alle anderen Verantwortlichen in der Zentrale des SOL-Mittelteils starrte er auf Bildflächen, Monitore und Holos.

»Jahrtausende Raumfahrer-Erfahrung! Wenn das Atlan sehen könnte!«, zischte Bully erbittert. »Der alte Arkonhäuptling hätte wohl ein lachendes und ein weinendes Auge! Teufel, die Burschen verstehen ihr Handwerk!«

Orterreliefs und Ausschnittsvergrößerungen lieferten gestochen scharfe Computersimulationen, die einen realistischen Eindruck dessen vermittelten, was zwei Lichtsekunden entfernt bei der Thronflotte passierte. Dutzende Hologloben leuchteten vor dem breiten Band der Panoramaprojektion, die die gesamte Wand vor dem Halbrund der Steueranlagen bedeckte.

»Letztlich ist das seine Schule!«, sagte Perry Rhodan rau. »Atlan hat Arkons Wiederaufstieg nach der Monos-Herrschaft eingeleitet. Vielleicht hätte er damals doch die ihm angetragene Imperatorenbürde auf sich nehmen sollen?«

»Verpasste Chance, Alter. Heute gilt er als persona non grata und darf sich nicht blicken lassen. Wenn sie eines können, diese Arkoniden, dann das Extreme bis zum Exzess treiben ... Und Bostich macht da keineswegs eine Ausnahme!«

Der ARK'IMPERION-Geleitschutz präsentiert kosmonautische Choreographie auf höchstem Niveau – und an Tausenden Mutterschiffen der Arkoniden geschieht in diesen Augenblicken Vergleichbares!, durchfuhr es Steph, der die Leistungsfähigkeit der Arkonraumer aus eigenem Erleben nur zu gut kannte. 88.147 Schiffe modernster arkonidischer Bauart. Der Rest ...

Der schwergewichtige Mann las die vervollständigten Statistiken ab: 12.000 Raumschiffe, deren Formen sie als Eigenkonstruktionen von Völkern auswiesen, die zum Kristallimperium gehörten oder von ihm abhängig waren. Walzen von Mehandor-Springern flogen neben Kugelraumern des alten Ringwulsttyps, wie er noch immer häufig von Aras, Zalitern, Ekhoniden, Prebonern und vielen anderen benutzt wurde.

Seit Stunden sind alle möglichen Raumschiffe der galaktischen Völker eingetroffen, dachte Steph fröstelnd. Zunächst in kleinen Gruppen, dann in größeren Kontingenten, als die Diskusschiffe der Blues hinzukamen.

Insgesamt 55.000 Diskusschiffe der verschiedenen Blues-Völker waren versammelt, hinzu kamen 200 akonische Raumer sowie 1200 weitere diverser anderer Völker. Ob Unither oder Cheborparner, Milchstraßen-Tefroder, Topsider, Báalols, Volater, Miir, Mispaner oder Swoons – Hunderte der bekannten Spezies hatten zumindest eines ihrer Schiffe entsandt.

Und sei es auch nur als Zeichen des guten Willens – im Ergebnis ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der sich wohl besser aus sämtlichen Kampfhandlungen gegen MATERIA heraushielt!

 

*

 

Die Holos zeigten, dass sich zunächst die Leichten Kreuzer ihren Mutterschiffpolen näherten, blitzschnell von Traktorfeldern erfasst und förmlich in die Buchten hereingesaugt wurden. Die normalerweise unsichtbaren Kraftfeld-Spitzkegel waren durch zart flirrende Computereinblendungen gelblich hervorgehoben. Schwarz-gelbe Warnschraffuren umgaben die Dockingbuchten, in denen die Kreuzer nach dem Ankoppeln zur Hälfte versunken waren.

»Eine Weiterentwicklung der ATLANTIS-Basisversion«, murmelte Steph im Selbstgespräch, rief sich die Daten ins Gedächtnis und zählte an den Fingern auf: »Ursprünglich eine nur auf der Orbanascholwerft von Arkon Zwei gebaute Schlachtkreuzervariante mit klar definierten Bedingungen: möglichst klein, extrem steif in den Verbänden, gering schwingend und von gut beherrschbarer Masse. Lizenzverkäufe Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts machten die ringwulstlosen Schlachtkreuzer im Wabenverbund-Zellenbau zu den Arbeitspferden der Arkonflotte. Gleichzeitig dienten sie seit den 90er Jahren als Ausgang für die Entwicklung eines Flottenneubauprogramms, das erst vor wenigen Jahren abgeschlossen wurde. Nach gleichem Muster entstanden die 800-Meter-Schlachtschiffe mit sechs 150-Meter-Kreuzern entlang den Äquatorvertiefungen plus den beiden 150-Meter-Schiffen an den Polen. Bei den 1500-Meter-Superschlachtschiffen griff man sogar auf 200-Meter-Kreuzer zurück; zwölf am Äquator, ebenfalls zwei an den Polen ...«

»Selbstgespräche, Steph? Es heißt, dass du gerne und viel und in flapsiger Ausdrucksweise redest. Aber sogar dann, wenn du kein Gegenüber zum Reden hast?«

Guckys piepsende Stimme lenkte Stephs Aufmerksamkeit zur Seite; ein Lufthauch verdrängter Luft verdeutlichte die abrupte Teleportation. Der Ilt saß plötzlich mit übergeschlagenen Beinen auf der Armlehne des Sessels, das abgeplattete Schwanzende in der linken Armbeuge drapiert, und musterte den schwergewichtigen Terraner mit seinen großen braunen Augen. Seine Bemerkung war mehr Feststellung denn Frage.

Dennoch nickte der Mann und sagte: »Hallo, Gucky! Alles im grünen Bereich? Gepflegte Konversation ist doch was Feines, oder? Wenn's sein muss, eben auch mit einem selbst ...«

Gucky stöhnte auf, murmelte etwas kaum Verständliches, das nach »unerträglicher Standardphrase« klang, und richtete seine Aufmerksamkeit demonstrativ auf die Holoprojektionen.

Von SENECA zusätzlich eingeblendete Ausschnitte zeigten den Übergangsbereich von Mutterschiff zu Kreuzer: In die Schiffshülle integrierte Krampenelemente schwangen hoch und nach vorne und stießen passgenau gegen zurückschwingende Rechteck-Luken, so dass die Kreuzer nach wenigen Sekunden auch mechanisch verankert waren.

Dann näherten sich die vier verbliebenen 150-Meter-Raumer den halbkugeligen Vertiefungen in Äquatorhöhe. Es handelte sich bei diesen Kugelschiffen um abgespeckte Versionen, die dennoch gemäß arkonidischem Einteilungsschema der Schiffsklasse Schwerer Kreuzer von normalerweise 200 Metern Durchmesser zugeordnet wurden.

Das von den arkonidischen Träger-Schlachtkreuzern und ihren als »Großbeibooten« apostrophierten Kreuzern vollzogene Manöver verlief bis auf den Millimeter präzise, so dass es nicht nur Steph ein anerkennendes Pfeifen entlockte.

»Das ist also die fliegende Residenz?«, knurrte Bully, verließ die Kommandotribüne und tippte mit dem Zeigefinger in die Luft der dreidimensionalen Darstellung, die die gewölbte Scheibe leicht verschwommen im Inneren der Paratronsphäre wiedergab. »SENECA, Vergrößerung und Hervorhebung!«

In stufenlosem Zoom sprang die THEK-LAKTRAN augenblicklich näher. Maßketten wurden eingeblendet. Ganz deutlich war nun die von einem zusätzlichen Prallfeld überspannte Plattform der »fliegenden Residenz« zu erkennen.

Ihre Grundform war elliptisch, leicht gekrümmt, 2000 Meter lang und 900 Meter breit. Die Dicke betrug 280 Meter –