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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

1.

Nach dem schweren Sturm in der Biscaya lief die französische Handelsgaleone, mehr schlecht als recht mit einem Notruder versehen, den Heimathafen Brest an.

In der Biscaya hatte es sie noch einmal arg gebeutelt, dann war das Ruder in dem gewaltigen Sturm gebrochen, und jetzt bewegte sie sich wie eine flügellahme Ente durch die See.

Die „Mercure“ walzte träge dahin, ein krankes Schiff, das sich mit letzter Kraft in seinen Heimathafen schleppte.

In Brest war auch für die Seewölfe der Ferris-Tucker-Gruppe Endstation. Dort mußten sie sehen, wie sie klarkamen und den Sprung hinüber nach England schafften.

„Na und?“ sagte der Profos Edwin Carberry, der am Schanzkleid lehnte und nach Steuerbord voraus blickte. „Das ist doch für uns nur ein Klacks. Notfalls schnallen wir uns unsere Plünnen aufs Kreuz und schwimmen die paar Meilen nach Plymouth einfach rüber.“

„Klar“, sagte Ferris Tucker bei dieser maßlosen Übertreibung, „oder unser Profos säuft den Kanal aus, dann können wir laufen und brauchen uns nicht anzustrengen.“

Ja, zuzutrauen war diesem Profos alles, der da narbengesichtig und grinsend am Schanzkleid lehnte und auf den schmalen Streifen Land blickte, der offensichtlich eine breite Bucht bildete. Aber so genau kannte der Profos Brest nicht, vielleicht war diese Einkerbung im Land auch gar nicht Brest.

„Ist das jetzt Brest, oder nicht?“ fragte er.

„Weiß nicht genau“, meinte der rothaarige Schiffszimmermann Ferris Tucker. „Frag doch mal einen der Franzosen, die werden es ganz genau wissen.“

Der blonde Schwede Stenmark zwinkerte Tucker unmerklich zu, und Blakky der neben ihnen stand, grinste schon hinterhältig, weil der Profos jetzt wieder sein Französisch an den Mann brachte. O ja, er hatte verdammt viel Französisch gelernt, nur die lausigen Franzmänner, die verstanden ihn nicht so richtig. Das fand Ed immer etwas merkwürdig, denn auch sein Spanisch verstanden die Dons nicht richtig.

Hier, auf der „Mercure“ war es jedoch besonders schlimm, und als der Profos jetzt den strohblonden Bretonen sah, der allgemein an Bord nur Breton genannt wurde, hielt er ihn an. Dabei war es absolut nicht erforderlich, daß er Französisch sprach, denn Breton sprach von der gesamten Crew das beste Englisch.

Breton kriegte auch schon wieder diesen glanzlosen Blick, als hätte er heftige Zahnschmerzen. Er mochte Carberry, genau wie er auch die anderen Seewölfe mochte, aber Ed wäre ihm noch sympathischer gewesen, wenn er nicht immer sein Französisch an den Mann gebracht hätte. Der Profos glaubte außerdem auch, sich besonders gewählt auszudrükken und ließ es an Höflichkeit nicht fehlen.

„Eh, Mongsjör“, sagte er, „izzi la Brest, sillwuhplee?“

Breton zuckte zusammen, als hätte ihm jemand einen Hammer auf den Schädel geschlagen. In seinen Augen stand ein fast weinerlicher Ausdruck, als Ed das Französisch derart verhunzte, daß es selbst einen Straßenköter erbarmt hätte.

„Mon Dieu!“ rief er klagend. „Kannst du Rammbock nicht lieber Englisch sprechen? Das verstehe ich viel besser.“

„Du willst Franzose sein“, sagte Carberry entrüstet, „und verstehst nicht mal deine Heimatsprache! Na, ich muß schon sagen, Grantsinjöhr, daß mich das richtig erschreckt. Ist das jetzt Brest, oder nicht?“

„Ja, englisch verstehe ich besser“, sagte Breton erleichtert, als Ed in seine Heimatsprache verfiel. „Ja, das ist Brest. In etwa drei Stunden laufen wir in die Bucht ein.“

„Ah, comprant“, sagte Ed gönnerhaft auf Französisch, „in troß örres also sind wir da. Bonbon“, fügte er unter dem wiehernden Gelächter der anderen Seewölfe hinzu.

Der Bretone aber schlich restlos entnervt davon, ein geknickter Mann, der sich ernsthaft überlegte, ob man die französische Sprache nicht abschaffen sollte, solange Leute wie dieser Carberry sie sprachen.

„Nun mal ernsthaft, Ed“, sagte der Kutscher. „Daß Delamotte uns nicht nach England bringen kann, wissen wir alle. Wie aber gelangen wir nach Plymouth?“

Carberry zuckte etwas hilflos mit den Schultern.

„Weiß ich auch nicht“, meinte er kleinlaut. „Vielleicht hat Jack eine Ahnung, der kennt sich doch in Brest aus.“

Jack Finnegan, der hagere dunkelblonde Mann mit den grauen Augen, den sie seit Damiette zusammen mit Paddy Rogers an Bord hatten, winkte lächelnd ab.

„Die ‚Mercure‘ geht in Brest erst einmal auf die Werft, um das Notruder auszuwechseln, das Ferris gebaut hat“, sagte er. „Wir siedeln dann um in den ‚Le Batelier‘, das ist eine kleine gemütliche Kneipe, in der sich meist die Torfskipper und Küstenrutscher aufhalten. Und da finden wir ganz sicher einen, der uns für ein paar Silberlinge über den Kanal bringt. Ich denke, daß wir in spätestens drei, vier Tagen drüben sind. Dann können wir ja mal zu diesem Plymson gehen, von dem ihr immer erzählt.“

Bei der Erwähnung des Namens zog ein infames Grinsen über Carberrys Narbengesicht, und sein Blick wurde richtig andächtig.

„Ja, das ist unser Treffpunkt“, sagte er. „Da gehen wir sowieso hin, weil das Tradition ist. Leider hält die Kneipe ja nicht lange, wenn wir dort ein bißchen zechen.“

Paddy Rogers starrte den Profos mit offenem Mund an. Er rieb sich die Knollennase und schüttelte verwundert den Kopf. Bevor er etwas richtig kapierte, verging meist eine ganze Weile, daher erledigte Jack Finnegan das Denken meist für ihn mit.

„Wieso hält die Kneipe nicht?“ fragte er naiv.

„Wegen der Tradition, Mann“, sagte Ed geduldig. „Aus reiner Tradition hält die nicht. Kaum sind wir richtig drin, schon wackeln die Wände, oder die Theke fällt um. Selbst die Kerle, die da drin sind, fallen nach einer Weile auch immer um.“

„Eine merkwürdige Kneipe“, murmelte Paddy. „Und da fällt dauernd alles um?“

„So ist es“, sagte Ed mit frommem Augenaufschlag. „Eine richtige Wakkelburg ist das. Du wirst sie ja noch kennenlernen, und dann mußt du gut aufpassen, daß du nicht auch umfällst.“

„Ich nicht“, versicherte Paddy ahnungslos, dem die traditionellen Gepflogenheiten in der „Bloody Mary“ noch ein Buch mit sieben Siegeln waren.

Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, denn jetzt mußten die Segel nachgetrimmt werden. Damit der Druck auf das Notruder nicht so stark wurde, segelte die „Mercure“ nur noch mit den Marssegeln. Eine größere Belastung auf das Notruder hielt sie nicht aus. Delamotte hatte das angeordnet, denn er wollte nicht ausgerechnet vor der Haustür noch einmal einen Ruderbruch riskieren.

Das Land rückt näher. Deutlich waren jetzt der Einschnitt und die vorspringende Landzunge an Steuerbord zu erkennen. Auf der Backbordseite lag die bretonische Hafenstadt Brest.

Luke Morgan wurde von dem französischen Steuermann Alain Duval abgelöst, der es lebhaft bedauerte, daß die Seewölfe bald von Bord gingen.

Aber Capitaine Delamotte bedauerte es noch mehr, denn die handfesten Kerle waren ihm ans Herz gewachsen. Seit sie an Bord waren, wehte auf der „Mercure“ ein frischer Wind, der den Staub von allen Decks geblasen hatte.

„Bei Gott“, sagte er zu dem Kutscher, zu Ed, Ferris Tucker und Luke Morgan, „ich hätte euch nach England gebracht, dieser kleine Umweg wäre kein Problem gewesen. Aber ich kann es nicht. Wenn ihr jedoch an Bord bleiben wollt, bis ein neues Ruder angeschlagen ist, dann würde mich das freuen.“

„Keine Sorge, Capitaine“, sagte Ferris lachend. „Das mit dem Ruder dauert mindestens eine Woche, wenn nicht länger. Unsere Kameraden warten aber sicher schon lange auf uns, und wir selbst wollen so schnell wie möglich hinüber. Jack kennt hier ein paar Leute, und irgend jemand wird uns hinüberbringen.“

„Ihr könnt das Beiboot der ‚Mercure‘ nehmen und …“

Ferris winkte ab.

„Ihr habt nur das eine, Capitaine, das andere hat der Sturm zerschlagen, und ihr braucht es selbst. Nein, wir gehen nachher an Land und sehen uns dort um. Wir finden schon etwas. Wir haben uns immer durchgeschlagen, und die Strecke, die vor uns liegt, ist nur ein Spaziergang.“

„Aber einen zünftigen Abschiedstrunk werdet ihr mir nicht verweigern? Ihr seid genau die Kerle, die ich an Bord behalten möchte. Es fällt mir unendlich schwer, euch gehen zu lassen.“

Carberry nickte hastig.

„Zellawie“, sagte er, was soviel hieß wie: So ist das Leben.

Delamotte blickte ihn irritiert an, dann nickte auch er, obwohl er nicht sicher war, was der Profos meinte, aber es klang jedenfalls nicht nach einem französischen Fluch.

„Abschied feiern wir selbstverständlich“, sagte der Kutscher, „das ist Ehrensache. Aber jetzt juckt es uns doch mächtig, unsere Kameraden wiederzutreffen.“

Delamotte verstand das, und vor seinem geistigen Auge sah er die anderen Kerle vor sich, wie sie sich tapfer gegen eine Übermacht durchgeschlagen hatten. Wenn die erst einmal in England waren, dann hatte sich die Teufelscrew wieder zusammengefunden, dachte er. Am liebsten hätte er seine „Mercure“ im Stich gelassen und wäre mitgesegelt. Unter halbgeschlossenen Lidern musterte er jeden einzelnen noch einmal.

Rudergänger waren das, wie er sie noch nie erlebt hatte. Die hatten seine Galeone mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit gesegelt. Sie hatten sich an Bord Respekt verschafft und ihn in gefährlichen Situationen so beraten, daß er sich manchmal fragte, wer hier eigentlich der Capitaine an Bord war. Dann der Mann, den sie immer den Kutscher nannten. Ein hochintelligenter Bursche, der in allen Lagen seinen Mann stand und in der Kombüse Sachen zauberte, bei denen sogar der französische Koch erblaßte.

Oder Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann. Das war ein Kerl, der aus alten Brettern ein neues Schiff baute. Ein Notruder? Kein Problem. Das hatte er gleich zusammengebaut, während seine eigenen Kerle noch kinnkratzend und überlegend vor den Trümmern standen.

Jeder einzelne von diesen Kerlen war sein Gewicht in Gold wert, ob das der Schwede war, Blacky, Luke Morgan, Bill oder der Mann mit der Hakenprothese, Jeff Bowie. Und Finnegan und Rogers, die waren auch nicht ohne. Und dann dieser Profos, dachte er weiter. Der hob alles aus den Angeln, notfalls die ganze Welt. Nur – ja, da war sein Französisch, aber das schmälerte natürlich nicht seine Leistungen als Seemann.

Delamotte grinste unwillkürlich, wenn er an die gepflegte Salonsprache dachte und daran, was Carberry daraus gemacht hatte. Die meisten kniffen schon aus, wenn er nur wohlwollend zu ein paar Brocken ansetzte. Und wenn er gar in dieser Sprache fluchte, dann wurden seine Franzmänner blaß, und es zog ihnen die Stiefel aus. Etliche hatten in ihrer Verzweiflung lieber Englisch gelernt, um dem Profos vorzubeugen. Doch auch das hatte diesen Klotz nicht angefochten, er meinte es sei ganz gut, wenn jeder die Sprache des anderen spräche, wegen der völkerverbindenden Verständigung und so.

Jetzt würde er diese Teufelskerle bald los sein, und das versetzte ihm einen leichten Stich. Wenn die erst einmal von Bord waren, dann fehlte hier etwas. Es war so, als würde seine Galeone nur noch mit einem geknickten Mast segeln.

Aber des Profos „Zellawie“ war schon richtig, so war das Leben nun einmal. Alles ging irgendwann einmal zu Ende.

Delamotte seufzte tief, dann nickte er ihnen noch einmal zu und stieg den Niedergang zum Achterdeck hoch.

„Der ist richtig gerührt“, meinte Ed, „wenn er mein Französisch hört. Aber ich habe auch ganz schön gebüffelt. Habt ihr gesehen wie seine Augen tränen, wenn ich mich mit ihm in seiner Sprache unterhalte? Er kriegt dann einen ganz verschleierten Blick.“

„Kein Wunder“, sagte der Kutscher ernst. „Das hat man oft bei Herzanfällen. Der Blick wird glasig, und der Mensch entschwebt schon in eine andere Sphäre. Dann steht er meist kurz vor dem Tod.“

„Glaubst du etwa, er ist herzkrank?“ fragte Carberry besorgt.

Das infame Grinsen in den Gesichtern seiner Kameraden sah er nicht, denn die blickten jetzt krampfhaft zum Land hin, einerseits, weil der Kutscher dem Profos ungerührt etwas unter die Weste schob und andererseits, weil Ed restlos von sich überzeugt war, was seine Sprachkenntnisse betraf.

„Jetzt nicht mehr, der Anfall ist schon vorüber. Delamotte gesundete sofort, sobald du aufgehört hast, seine Sprache zu versauen.“

„Zu versauen?“ knurrte Ed erbost. „Was verstehst du hirnkranker Glasaal schon von gepflegter Salonsprache!“

Paddy Rogers blickte verständnislos von einem zum anderen. Er wurde das Gefühl nicht los, daß die beiden jetzt gleich mit den Fäusten aufeinander losgingen, doch zu seinem Erstaunen geschah das nie, obwohl einer den anderen auf die übelste Art und Weise beleidigte. Auch unterwegs hatte er das schon oft erlebt. Die beiden warfen sich beleidigende Ausdrücke an den Kopf, aber danach waren sie wieder ein Herz und eine Seele.

Langsam schob sich die Galeone auf die Reede von Brest zu, bis das Wasser ruhiger wurde und sie nur noch leicht dümpelte.

Am Nachmittag legte sie zwischen vielen anderen Schiffen an einem hölzernen Kai an.

Am Abend desselben Tages fand die Abschiedsfeier statt, und Delamotte hielt eine lange Lobrede auf die Seewölfe. Dann wurde bester französischer Rotwein gelenzt, und das ging bis tief in die Nacht hinein. Für die Seewölfe der Tucker-Gruppe war es die letzte Nacht an Bord der französischen Handelsgaleone „Mercure“.

2.

Der Abschied von Delamotte und seiner Crew, mit der sie immerhin seit dem Mai 1592 zusammen gesegelt waren, fiel allen schwer.

Während die „Mercure“ schwerfällig zur Werft verholte, klangen immer noch Abschiedsworte herüber. Die Kerle winkten begeistert, die Seewölfe winkten ebenso begeistert zurück.

Dann standen sie an der langen Pier, zehn Männer, ein bunt gewürfelter Haufen Kerle, und der klotzigste von ihnen hatte einen farbenprächtigen Papagei auf der Schulter hocken.

Sie fielen auf. Überall drehten sich die Leute am Hafen nach ihnen um oder blieben stehen, um die wilde Schar anzustarren.

Die Sonne war aufgegangen und tauchte die Hafenanlagen in gleißendes Licht. Es versprach ein warmer Tag zu werden.

„Seewölfe ohne Schiff“, sagte Luke. „Das hat’s auch nur ganz selten mal gegeben. Bleiben wir jetzt hier stehen, oder suchen wir uns ’ne Bleibe? Ich denke, Jack hatte was von einer Kneipe gesagt.“

„Da können wir ja auch hingehen“, sagte Finnegan. „Ich weiß nur noch nicht, ob die so früh schon geöffnet hat.“

„Wir könnten uns auch erst einmal hier am Hafen umsehen“, meinte Ferris Tucker. „Ein wenig umhören, fragen, ganz sicher finden wir einen, der uns in seinem morschen Torfkahn nach England bringt. Wir müssen nur ein paar Silberlinge lockern.“

Er befühlte die Münzen in seiner Tasche, die Delamotte ihnen ausgehändigt hatte. Sie hatten das Geld abgelehnt, denn in ihren von Will Thorne genähten breiten Ledergürteln befand sich noch genügend. Sie hatten Perlen, Gold- und Silberstükke. Im Grunde waren sie allesamt reiche Männer, bis auf Rogers und Finnegan. Aber die gehörten jetzt auch dazu, und es war nur selbstverständlich, daß man teilte.

Delamotte hatte ihnen das Geld aufgedrängt, und er war fast beleidigt gewesen, weil sie es nicht nehmen wollten. Also hatten sie es dankend eingesteckt.

Die ganze Gruppe steuerte auf einen Wink ihres Profos’ zu einer Pier hinüber, an der bretonische Fischer lagen. Sie hatten nachts gefangen und waren gerade erst zurückgekehrt, um ihre Ware zu verkaufen.

„Fang du bloß nicht mit deinem Französisch an“, sagte Ferris zu Ed, der schon tief Luft holte und gerade zum Sprechen ansetzen wollte. „Wenn die dich hören, nehmen sie uns garantiert nicht mit.“

Die Fischer in ihren Holzkähnen blickten auf, als die Gruppe sich näherte. Sogar der Profos schwieg. Er warf Tucker lediglich einen schiefen Blick zu.

In diesen drei Monaten bei den Franzmännern auf der „Mercure“ hatten sie alle so viel Französisch gelernt, daß sie sich mühelos verständigen konnten. Am besten beherrschte aber Finnegan die Sprache.

Während Ferris ein paar Silberstücke aus dem Gürtel fischte und sie hochhielt, fragte Jack nach einer Passage. Sie hatten sich einen Kahn ausgesucht, auf dem gut und gern ein Dutzend Männer Platz hatten. Damit war es ganz sicher kein Problem, nach England zu segeln.

Der Bretone schielte auf die Geldstücke, dann wechselte sein Blick und blieb auf Sir John hängen, der breit und behäbig auf Carberrys Schultern hockte. Der Fischer war voller Mißtrauen, und als Jack Finnegan seinen Spruch aufgesagt hatte, schüttelte er abweisend den Kopf. Auch ein weiteres lockend emporgehaltenes Goldstück brachte ihn nicht dazu, sich der Gruppe zu erbarmen.

„Hast du Angst, wir klauen deine Heringe, du bretonischer Affenarsch?“ fragte Carberry grob und verärgert über soviel Sturheit. Natürlich brachte er das auf Französisch hervor, und jetzt war der Fischer durch nichts mehr zu bewegen, seinen Kahn zu verchartern. Allein der Ausdruck dieser Sprache war eine infame Beleidigung, dachte er wohl.

„Rübenschwein, an die Brassen, du Saufkopp!“ schrie Sir John mit lauter krächzender Stimme …

Der Fischer riß den Mund auf, dann zuckte er zusammen, warf das Netz aufs Deck und verschwand wütend nach unten in eine Kammer.

„War wohl nichts“, meinte Stenmark. „Ich glaube, die Kerle hier haben ganz einfach Angst vor uns, und wenn sie dann von Ed noch ihre verkrüppelte Sprache hören, wird die Angst noch größer. Sehen wir uns doch einmal auf der anderen Seite um, da liegen noch mehr Kähne.“

Carberrys Stimmung war nicht gerade rosig, aber noch hielt er sich zurück. Es ärgerte ihn jedoch maßlos, daß die Kerle ständig an seinem Französisch etwas zu meckern hatten, das verstand er einfach nicht.

„Notfalls könnten wir ja ein kleines Boot kaufen“, meinte Bill, der dicht hinter Luke Morgan hertrottete. „In England verscheuern wir es wieder, und die Differenz, die dabei herausspringt, ist eben die Passage für unsere Überfahrt.“