Impressum - Kontakt


andersseitig Verlag

Johannes Krüger

Helgolandstraße 2

01097 Dresden


info@new-ebooks.de



www.andersseitig.de



Kontakt:

Telefon: 03517928282

E-Mail: info@new-ebooks.de

Alexandre Dumas

 

Der Mohikaner von Paris

 

 

Impressum

Covergestaltung: Olga Repp

Übersetzer: Dr. August Zoller

Illustrationen: Maurice Leloir

Digitalisierung: Gunter Pirntke



2017 andersseitig.de


ISBN

9783961182640 (ePub)

9783961182657 (mobi)




andersseitig Verlag

Dresden

www.andersseitig.de


info@new-ebooks.de


(mehr unter Impressum-Kontakt)

Inhalt

Impressum

Erster Band

I. In welchem der Verfasser den Vorhang von dem Theater aufhebt, wo sein Drama spielen soll.

II. Die Cavaliere der Halle.

III. Die Freischenke

IV. Jean Taureau.

V. Die Schlacht.

VI. Herr Salvator.

VII. Wo Jean Taureau definitiv seinen Rückzug nimmt und die Menge ihm folgt.

VIII. Während Petrus und Ludovic schlafen.

IX. Die zwei Freunde von Salvator.

X. Plauderei eines Dichters mit einem Hunde.

XI. Die Seele und der Leib.

XII. Was man im Faubourg Saint-Jacques in der Nacht vom Faschings-Dienstag auf den Aschermittwoch im Hofe einen Apothekers hörte.

XIII. Der Zögling und sein Professor.

XIV. Der Kampf des Lebens.

XV. Das Hauswesen des Schulmeisters.

XVI. Vom Musiker Spielmann.

XVII. Die Kette des guten Gottes.

XVIII. Ο άγγελος.

XIX. Vogel im Käfig.

XX. Der Zauberstab.

XXI. Ein Sommernachtstraum.

XXII. Flagrante Liebe.

XXIII. Die Moschiten.

XXIV. Das Pensionat.

XXV. Wo von den Wilder des Faubourg Saint-Jacques die Rede ist.

XXVI. Eine Freundin aus der Pension.

XXVII. Der Heiratsantrag.

XXVIII. Der Pfarrer der Bouille.

Zweiter Band

XXIX. Resignation.

XXX. Zuerst das Dringendste.

XXXI. Rose-de- Noël.

XXXII. Sinistra Cornix.

XXXIII. Wie die Karten immer Recht haben.

XXXIV. Herr Jackal.

XXXV. Suchet die Frau.

XXXVI. Wo bewiesen ist, dass man zufällig und einmal unter hundert gute Nachbarn treffen kann.

XXXVII. Fra Dominico Sarranti.

XXXVIII. Symphonie des Frühlings und der Rosen.

XXXIX. Das Grab der la Ballière.

XL. Colombau.

XLI. Camille.

XLII. Geschichte der Prinzessin von Vanvres.

XLIII. Die Eiche und das Schilfrohr.

XLIV. La Gemma di Parigi.

XLV. Abreise.

XLVI. Sturmnacht.

XLVII. Der Mensch denkt.

XLVIII. Camille bei den Volkskern.

XLIX. Letzte Herbsttage.

L. Derjenige, welcher zurückkommt.

LI. Derjenige, welcher geht.

LII. Die verwundete Löwin.

LIII. Wo Jeder, nicht nur in seinem eigenen Herzen, sondern auch in dem des andern klar zu sehen anfängt.

 

Erster Band

 

I. In welchem der Verfasser den Vorhang von dem Theater aufhebt, wo sein Drama spielen soll.

 

Will der Leser mit mir eine Pilgerfahrt nach den Tagen meiner Jugend machen und die Hälfte vom Laufe meines Lebens, das heißt ein Vierteljahrhundert zurückgehen, so werden wir miteinander am Anfange des Jahres der Gnade 1827 Halt machen, und wir werden den Generationen, die aus dieser Zeit datieren, sagen, was das physische und moralische Paris der letzten Jahre der Restauration war.

Beginnen wir mit dem physischen Anblick des neuen Babylon.

 

ad-maurice_leloir.jpg

 

Von Osten nach Westen war Paris im Jahre 1827 ungefähr, was es 1854 ist. Paris am linken Ufer der Seine ist natürlich stationär und zielt eher darauf ab, sich zu entvölkern, als zu bevölkern; im Gegensatze zur Zivilisation, welche vom Osten nach dem Westen fortschreitet, schreitet Paris, diese Hauptstadt der zivilisierten Welt, vom Süden nach dem Norden fort; Montrouge reißt Montmartre an sich.

 

Die einzigen wirklichen Arbeiten, welche auf dem linken Ufer von 1827 bis 1854 gemacht wurden, sind der Platz und die Fontaine Curvier, die Rue de l'Ecole-Polytechnique, die Rue de l'Quest, die Rue de Bonaparte, der Orleans-Bahnhof, der der Barrière du Maine; endlich die Sainte-Clotilde-Kirche, die sich auf der Place Belle-Chasse erhebt, der Palast des Staatsrates auf dem Quai d’Orsay und das Hotel des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten auf dem Quai des Invalides.

 

Ganz anders war es auf dem rechten Ufer, das heißt in dem zwischen dem Pont d'Austerliz und dem Pont d'Jena begriffenen Raum, längs dem Fuße des Montmartre. Im Jahre 1827 erstreckte sich Paris in Wirklichkeit im Osten nur bis zur Bastille, — und es war noch das ganze Boulevard Beaumarchais zu bauen; im Norden nur bis zur Rue de la Tour d’ Auvergne und der Rue de la Tour-des-Dames, und im Westen nur bis zum Schlachthause du Roule, und der Allee des Veuves.

 

Dach vom Quartier des Faubourg Saint-Antoine, das von der Place de la Bastille bis zur Barrière du Trone geht; dem Quartier Popincourt, das dem Faubourg Saint-Antoine bis zur Rue Ménilmontant geht; vom Quartier des Faubourg du Temple, das von der Rue Ménilmontant zum Faubourg Saint-Martin geht, vom Quartier Lafayette, das dem Faubourg Saint-Martin bis zum Faubourg Peissonnière geht; dem Quartier Turgot endlich, vorn Quartier Trudaine, vom Quartier Berda, vom Quartier Tivoli, vom Quartier der Place de l'Europe, vom Quartier Beaujon; von den Rues de Milan. de Madrid, Chaptal, Boursauld, de Laval, de Lendres, d'Amsterdam, de Constantinopel, de Berlin, u.s.w. u.s.w. war nach nicht die Rede. Quartiere, Plätze, Squares, Straßen, der Zauberstab der Fee, die man die Industrie nennt, hat sie alle aus der Erde hervorspringen gemacht, um als Gefolge für die Fürsten des Handels zu dienen, welche man die Eisenbahnen von Lyon, von Straßburg, von Brüssel, und vom Havre nennt.

 

In fünfzig Jahren wird Paris den ganzen Raum ausgefüllt haben, der heute zwischen seinen Vorstädten und seinen Festungswerken leer bleibt; dann wird Alles, was Vorstadt ist, Paris sein, und neue Vorstädte werden sich an allen Oeffnungen dieser ungeheuren Ringmauer ausdehnen.

Wir haben gesehen, was das physische Paris 1827 war; sehen wir nun, was das moralische war.

 

Karl X. regierte seit zwei Jahren; seit fünf Jahren war Herr von Villèle Präsident des Conceil; seit drei Jahren war Herr Delavau auf Herrn Anglès, der so schwer im Prozesse Manbreuil kompromittiert, gefolgt.

 

König Karl X. war gut; er hatte ein zugleich schwaches und redliches Herz und ließ um sich die zwei Parteien wachsen. welche ihn, während sie ihn zu befestigen glaubten. stürzen sollten: die Ultra-Partei und die Priester-Partei.

Herr von Villèle war weniger ein Staatsmann, als ein Börsenmann; er wusste die öffentlichen Fonds in Bewegung zu setzen, zu verrücken, umzurühren, unter einander zu mengen; das war aber Alles. Übrigens persönlich ein ehrlicher Mann, der sich von den Finanzen nach fünf Jahren, so arm. als er eingetreten war, und nachdem ihm Milliarden durch die Hände gegangen, zurückziehen sollte.

Herr Delavau war ohne persönlichen Wert, ganz und gar, nicht dem König, sondern der doppelten Partei, welche in seinem Namen regierte ergeben. Sein Personalchef forderte Beichtzettel von den Angestellten und selbst von den Agenten; man konnte nicht als Polizeispion angenommen werden, wenn man nicht wenigstens in einer der dem Tage der Zulassung vorhergehenden zwei Wochen gebeichtet hatte.

 

Der Hof war traurig und wurde nur erheitert durch die Jugend, das Bedürfnis nach Zerstreuung und die künstlerische Seite des Charakters der Frau Herzogin von Berry.

 

Die Aristokratie war ängstlich und gespalten: ein Teil klebte an den halb liberalen Traditionen von Ludwig XVIII. und behauptete, die Ruhe der Zukunft hänge von einer weisen Verteilung der Gewalt unter die drei großen Staatskörper, den König, die Kammer der Pairs und die Deputierten-Kammern ab; der andere Teil warf sich mit aller Heftigkeit rückwärts, wollte 1827 wieder mit 1788 verknüpfen, leugnete die Revolution, leugnete Bonaparte, leugnete Napoleon, und glaubte keine andere Stütze nötig zu haben, als die an welcher sich Ludwig IX., ihr Ahnherr, und Ludwig XIV., ihr Vorfahre, festgehalten hatten, nämlich das göttliche Recht.

 

Das Bürgertum war, was es zu allen Zeiten gewesen ist: ein Freund der Ordnung, ein Begünstigter des Friedens; es wünschte eine Änderung und zitterte, diese Änderung könnte stattfinden; es schrie gegen die Nationalgarde, gegen den Verdruss, Wachdienste tun zu müssen, und wurde wütend. als man im Jahre 1828 die Nationalgarde auflöste. Im Ganzen folgte es dem Leichenbegängnisse des Generals Foy, nahm Partei für Grégoire und für Manuel, unterschrieb bei den Touquet-Ausgaben und kaufte zu Millionen die Tabaksdosen mit der Charte.

 

Das Volk war offen von der Opposition,. ohne genau zu wissen, ob es bonapartistisch oder republikanisch; es wusste nur, dass die Bourbonen nach Frankreich im Gefolge der Engländer, der Österreicher und der Kosaken zurückgekehrt waren. Da es aber die Engländer, die Österreicher und die Kosaken hasste. So hasste es natürlich auch die Bourbonen und wartete nur auf den Augenblick, sich Ihrer zu entledigen. . Jede neue Verschwörung wurde mit freudigem Zuruf begrüßt: für das Volk waren Didier, Berton, Carré Märtyrer; die vier Sergenten von la Rochelle Götter!

 

Nachdem wir nun auf drei sukzessiven Stufen vom König zur Aristokratie, von der Aristokratie zum Bürgertum und vom Bürgertum zum Volke herabgestiegen sind, steigen wir noch eine Stufe tiefer herab, und wir werden uns an den nur von den bleichen Laternen der Rue de Jerusalem beleuchteten Rändern der Gesellschaft befinden.

Nehmen Sie an, wir seien an den Abend der Fastnacht von 1827 versetzt.

 

Seit zwei Jahren gibt es keine Polizei-Maskeraden mehr; die Wagen, deren doppelte Reihe die Boulevards durchfurcht ganz beladen mit Poissarden und Malins, welche, so oft sie sich kreuzen, anhalten, sind Privatwagen.

Einige von diesen Wagen geübten im Grunde einem vortrefflichen jungen Manne Namens Labattue, der drei oder vier Jahre später an einer Brustkrankheit in Pisa sterben wird, und obgleich er alles in der Welt tut, dass man erfahre, dass diese ungeheuren Maskeraden, diese Hornbläser, diese Reiter ihm gehören, wollen die Zuschauer doch beharrlich nichts von seinem Namen wissen und tun Lord Seymour die Ehre an.

 

Unter den Cabarets sind am meisten in der Mode: bei der Courtille Desnoyers, der Salon de Flore, die Courtille; bei der Barrière du Maine Tonnelier.

 

Die besuchten Bälle sind: die Chaumière, gehalten von Lahire; — zwei Racen, welche heute zu verschwinden im Begriffe sind, tanzen dort auf dem Vulcan der sie verschlingen soll: die Studenten, die Grisetten; die Lorette und die Arthurs, welche ihre Stelle eingenommen haben, sind noch unbekannt: Gavarni wird für sie sein reizendes Auslader-Costüme1 schaffen; der Prade der dem Justizpalaste gegenüber blinkt; das Colyssée. Das hinter dem Chateau d'Eau steht; die Porte Saint-Martin und Frankoni, welche allein mit der großen Oper das Privilegium der Maskenbälle haben.

 

Wohl verstanden, wir sprechen hier von der Oper nur der Erinnerung wegen: in der Oper tanzt man nicht, man geht spazieren, die Frauen im Domino, die Männer im schwarzen Frack.

Auf den andern Bällen, bei Desnoyers, im Salon de Flore. bei Tonnelier. in der Caumière, im Prado, im Colyssée. bei der Porte Saint-Martin, bei Frankoni tanzt man auch nicht: man chahuttirt.

Die Chahut war ein gemeiner Tanz, gegen den der Cancan das, was der Stummel und der Galgenknaster gegen die Havannah-Cigarre sind.

Tief unter allen diesen Orten, die wir genannt haben, sind die abscheulichen Löcher. die man Freischenken nennt.

Es gibt sieben in Paris:

,Zur Schwarzen Katze Rue de la Vieille Draperie, in der City;

Zum Weißen Kaninchen, dem Gyrnnase gegenüber;

Zu den Sieben Billards, in der Rue de Bondy; Hotel d'Angleterre, Rue Saint-Honoré, der Cirette gegenüber;

Bei Paul Niquet, Rue aux Fers;

Bei Baratte, in derselben Straße.

Endlich bei Bordier, an der Ecke der Rue Aubryle-Boucher und der Rue Saint-Denis.

Zwei von diesen Freischenken haben Spezialitäten.

 

Die Schwarze Katze vereinigt besonders die Diebe à la carouble und à la fourline; das Weiße Kaninchen die charrieurs, die scionneurs und die vantarniers.

Oh! Man beruhige sich. wir werden uns nicht in einen Rotwelsch-Dialog einlassen und ein Buch machen, das man nur mit Hälfe des schändlichen Wörterbuchs von Bicêre und der Conciergerie verstehen kann.

Wir entledigen uns im Gegenteil, um nicht mehr darauf zurückzukommen, aller dieser ekelhaften Ausdrücke, die uns eben so sehr als unsern Lesern widerstreben würden.

 

Sagen wir also rasch, was die Diebe à la carouble und à la fourline, die charrieurs, die scionneurs und die vantarniers sind.

Die Diebe à la carouble sind Diebe mit falschen Schlüsseln.

Die Diebe à la fourline sind Leute, welche Börsen, Uhren, Schnupftücher aus den Taschen stehlen.

Die charrieurs sind diejenigen, welche bei den Wechslern unter dem Vorwande eintreten, sie wollen Stücke mit dem Bildnis dieses oder jenes Königs, mit dieser oder jener Jahreszahl wählen. und während die die verlangten Stücke wühlen, für fünfzig Franken davon in jeden Ärmel schieben.

Die scionneurs sind diejenigen, welche mit einem Schnupftuche oder einem Stricke den Hals einer Person umwickeln, die sie bestehlen wollen, und sie auf ihre Schultern laden, während ihre Genossen sie durchstören.

Die vantarniers endlich sind diejenigen, welche nur zu stehlen, bei Nacht, mit Hilfe von Strickleitern durch die Fenster einsteigen.

Die fünf anderen Freischenken sind ganz einfach Sammelplätze von Dieben aller Kategorien.

Um diese ganze Bevölkerung von freigelassenen Galeerensklaven, von Betrügern, von Freudenmädchen, von Dieben aller Art, von Banditen jeder Gattung zu überwachen, hat ein Arrondissement nur sechs Inspektoren und einen Friedensbeamten; die Stadtsergenten sind noch nicht geschaffen und werden es erst 1828 durch Herrn von Belleyme.

Diese Inspektoren tun den Dienst in bürgerlicher Tracht.

Jede von ihnen verhaftete Person wird zuerst nach dem Saint-Martin-Saale, das heißt nach dem Depot geführt; hier hat man gegen sechzehn Sous für die erste Nacht und gegen zehn Sous für die anderen Nächte ein Recht auf ein besonderes Zimmer. Von da werden die Männer nach der Force oder nach Bicêtre, die Mädchen nach den Madelonettes in der Rue des Fontaines. Beim Temple, die Diebinnen nach Saint-Lazare in der Rue de Faubourg Saint-Denis geschickt.

Die Hinrichtungen finden auf der Grève statt.

Herr von Paris2 wohnt in der Rue des Marais Nr. 43.

Die erste Frage, die der Leser an sich selbst macht, oder die er an uns machen würde, wenn wir ihm nicht entgegen kämen, ist: »Da die Polizei weiß, wo die Diebe zu nehmen sind, warum nimmt sie dieselben nicht?«

 

Die Polizei kann nur auf frischer Tat verhaften, das Gesetz ist in diesem Punkte positiv, und die Diebe aller Klassen wissen das wohl.

Könnte die Polizei anders verhaften, als mit der Hand in der Tasche, so brauchte sie, da sie fast Alle kennt, nur ihr Garn in allen Winkeln und Höhlen von Paris auszuwerfen, und es gäbe keine Diebe mehr, oder in jedem Falle so wenig, dass es nicht der Mühe wert wäre, sich darüber zu beklagen.

Heute besteht keine von diesen Freischenken mehr: die einen sind bei den Abbrüchen Verschwunden, welche die Verschönerung von Paris notwendig machte, die andern sind geschlossen, erloschen, tot.

Bordier allein ist am Leben geblieben; doch die Freischenke von 1827 ist ein eleganter Laden von Spezereiwaren geworden, wo man getrocknete Früchte, Konfitüren und seine Liqueurs verkauft, und hat nichts mehr von der unsauberen Höhle, in welche wir unsere Leser zu führen genötigt sind.

 

 

II. Die Cavaliere der Halle.

 

Wir haben unsere Leser schon darauf aufmerksam gemacht, das erste Blatt unseres Buches trage das Datum der Fastnacht vom Jahre der Gnade 1827 an sich.

Nur berührte dieser Tag der äußersten Tollheit seine letzte Stunde: es sollte Mitternacht schlagen.

Drei junge Leute gingen Arm in Arm die Rue Saint-Denis hinab; zwei von ihnen trällerten die Hauptmotive der Quadrillen, die sie im Colyssée gehört, wo sie die ersten Stunden der Nacht zugebracht hatten; der Dritte beschränkte sich darauf, dass er spielend in den goldenen Knopf eines Stöckchens biss.

Die zwei Trällernden trugen die Livree des Tages und die Verkleidung jener Zeit.

Der Dritte, derjenige, welcher nicht sang, der in der Mitte zwischen den zwei Andern ging, der der Älteste von den Dreien zu sein schien, oder wenigstens der Ernsthafteste. der seine zwei Freunde um einen Kopf überragte und, wie gesagt. in den Knopf seines Stockes biss, — war in einen von den braunen Tuchmänteln mit Samtkragen gehüllt, wie man sie zu jener Zeit trug, heute aber nur noch an den Giebeln der Werte von Chateaubriand und Byron sieht.

 

Dieser kaut aus einer Künstler-Soirèe, welche in der Rue Sainte-Appoline stattgefunden hatte.

Unter seinem Mantel war er bekleidet mit schwarzen langen Hosen, die ein nerviges Bein mit feinen Gelenken hervorheben, und an seinem zierlichen Fuße trug er einen durchbrochenen seidenen Strumpf und einen lackierten Escarpin; militärisch zugeknöpft, — obschon es sichtbar war, dass der Mann durchaus in keiner Beziehung zur Armee stand. — ließ sein schwarzer Frack oben und unten nur die äußersten Enden einer weißen Piquéweste vorschauen; sein Hals spielte bequem in einer Binde von schwarzem Atlas. und sein Kopf, dessen Haare sich von Natur kräuselten, war bedeckt mit einem von jenen abgeplatteten Hüten, die man auf dem Ball unter dem Arme trug und, wenn man wegging, bis auf die Ohren eindrückte, eine Kopfbedeckung, die man Claque-Hut nannte.

 

Hätten die spärlichen Wanderer. welche zu dieser Stunde der Rue Saint-Denis folgten, den Mantel aufheben können, in den sich der Unbekannte drapiere, dessen Anzug wir in diesem Augenblicke beschreiben, sie würden sich versichert haben. dass dieses unter dem Knöchel zugeknöpfte und wie Trikot anliegende Beinkleid. dieser Frack mit dem eleganten Schnitt und den anmutig fallenden Schößen. diese Weste von englischem Piqué mit ziselierten goldenen Knöpfen offenbar aus dem Magazin von einem der ausgezeichnetsten Schneider des Boulevard de Gand kamen und für einen von den jungen Modeherren verfertigt werden waren. die man zu jener Zeit noch Dandys nannte, während man sie heute mit dem schon ein wenig abgenutzten Namen Löwen bezeichnet.

 

Und dennoch schien derjenige, welcher diese Kleidung trug, entfernt nicht die Prätension zu haben, für einen Elegant gelten zu wollen; es genügte in der Tat, ihn einen Moment anzuschauen. um die Gewissheit zu erlangen, dass man vor den Augen nicht das hatte, was man einen Mann nach der Mode nennt: er hatte in seinem ganzen Wesen etwas, was eine zu große Unabhängigkeit der Bewegungen offenbarte, um auf eine von den Gliederpuppen, welche Sklaven der Falten ihrer Halsbinde oder der Steife ihres Kragens sind, anwendbar zu sein. Sodann hatten sich seine Hände, als widerstrebte ihnen diese fashionable Fessel, bei seinem Abgange aus der Soirèe eiligst der Handschuhe entledigt, was am Zeigefinger der Rechten einen von den dicken Ringen zu sehen erlaubte, welche, genannt Ringe à la Chevalier als Siegel dienten, mochten sie nun mit einer persönlichen Devise oder einem Familienwappen versehen sein.

 

Übrigens bildeten die zwei anderen jungen Leute einen seltsamen Kontrast mit dieser Art von Byron'schen Erscheinung. Kostümiert, wie wir schon bemerkt haben, als Starke der Halle oder vielmehr als Malins, wie man damals sagte. bekleidet mit Westen von weißem Plüsch mit kirschrotem Kragen und weiß und blau gestreiften Atlashosen; den Leib umschlossen der eine mit einem roten Kaschmir, der andere mit einem gelben; an den Füßen seidene Strümpfe mit goldenen Zwickeln und Schuhe mit Diamantschnallen; von oben bis unten mit Bändern von allen Farben aufgepasst; den langhaarigen Hut umgeben mit einer Guirlande von weißen und rosenfarbigen Kamelien, von denen die bescheidenste in dieser Jahreszeit nicht weniger als einen Thaler bei Madame Bayen oder bei Madame Prevost, den damals berühmtesten Blumenhändlerrinnen, kostete; die Wangen hoch gefärbt vom Purpur der Jugend, das Feuer in den Augen, die Freude auf den Lippen, die Fröhlichkeit tut Herzen, die Sorglosigkeit in goldenen Buchstaben auf ihre ganze Person geschrieben, waren diese zwei jungen Leute wohl die doppelte Verkörperung der französischen Heiterkeit, das Bild der lustigen Vergangenheit, deren Leichenbegängnis ihr Freund, schwarz gekleidet, düster wie die Zukunft, frommer Waise anzuführen schien.

 

Wie fanden sich nun diese der Tracht nach und wie es schien, den Charakteren nach so verschiedenen Männer beisammen, und warum gingen sie zu Fuß zu einer solchen Stunde in einer der fünfzig kotigen Straßen, welche Paris vom Boulevard Saint-Denis zum Quai de Gèvres durchziehen?

Das ist ganz einfach: die zwei Starken hatten keinen Wagen vor der Türe des Colyssée gefunden; der junge Mann mit dem braunen Mantel hatte vergebens einen in der Rue Sainte-Appoline gesucht.

Schon ziemlich erhißt durch den Punsch und den Bischof hatten die zwei Starken beschlossen, Austern in der Halle zu essen.

Bei voller Vernunft erhalten durch ein paar Gläser Orgeat und Johannisbeersaft. kehrte der junge Mann mit dem braunen Mantel, um sich schlafen zu legen, nach seiner Wohnung, in der Rue de l'Université, zurück.

 

Alle Drei begegneten sich zufällig an der Ecke der Rue Saint-Appoline und der Rue Saint-Denis; die zwei Malins erkannten einen Freund in dem jungen Manne mit dem braunen Mantel, der sie sicherlich nicht erkannt hätte.

Beide riefen einstimmig:

»Sieh da! Jean Robert!«

»Ludovic! Petrus! erwiderte der junge Mann mit dem braunen Mantel.

 

Im Jahre 1827 nannte man sich nicht mehr Pierre, sondern Petrus, nicht mehr Louis, sondern Ludovic.

Alle drei drückten sich die Hände auf das Innigste, und man fragte einander, was man zu einer so ungewöhnlichen Stunde auf dem Pflaster des Königs mache.

Die Erklärung wurde von beiden Seiten gegeben.

Wonach die zwei Malins, von denen der eine, Petrus, ein Maler, und der andere, Ludovic, ein Arzt, ihrem Freunde, der ein Dichter war, so dringlich zuredeten, er möge mit ihnen bei Bordier in der Halle zu Nacht speisen, dass Jean Robert einwilligte.

 

Das war also unter ihnen festgesetzt worden, und nach der Geschwindigkeit ihres Marsches dem Ziele zu hätte man glauben können, es sei dies ein Entschluss, von dem Keiner von den Dreien wieder abgehen Würde, als plötzlich, zwanzig Schritte von der Cour Batave, Jean Robert stehen blieb.

»Ah!« fragte er, »nicht wahr, es ist fest beschlossen, dass wir zu Nacht speisen?. . . Bei wem sagt Ihr?«

»Bei Bordier.«

»Gut! bei Bordier?«

»Gewiss ist es fest beschlossen,« erwiderte einstimmig Petrus und Ludovic; warum nicht?«

»Weil es immer noch Zeit ist, zurückzuweichen, wenn man eben eine Dummheit machen will.«

»Eine Dummheit! Und worin?«

»Ei! darin, dass Ihr, statt ruhig bei bei Very, bei Philippe oder bei den Frères-Provencaux zu soupiren, die Nacht in einer gemeinen Schenke zubringen wollt, wo wir einen Aufguss von Campecheholz unter dem Vorwande von Bordeaux trinken und Katzenfleisch statt Gehegekaninchen essen werden.«

»Was Teufels hast Du denn heute Abend gegen Katzenfleisch und Campecheholz, o Dichter? fragte Ludovic.«

»Mein Lieber,« fragte Petrus, »Jean Robert hat einen großen Succeß im Thèatre-Francais gehabte er gewinnt hundert und fünfzig Franken alle zwei Tage; seine Taschen sind voll Gold, und er ist Aristokrat geworden.«

»Werdet Ihr nicht etwa sagen, Ihr gehet aus Sparsamkeit dorthin?«

»Nein,« erwiderte Ludovic: »um ein wenig von allem zu befühlen.«

»Puh! eine schöne Notwendigkeit!« rief Jean Robert.

Ich erkläre,« sprach Ludovic, »dass ich mich nur mit diesem einfältigen Kostüme, in Dem ich ansehe wie ein Müller der bei der Konskription gezogen, aufgeputzt habe, um heute Abend in der Halle zu soupieren: ich soupiere dort, oder ich soupiere gar nicht.«

»Ah! ja,« versetzte Petrus, »Du sprichst als Mediziner; das Hospital und das Amphitheater der Anatomie haben Dich auf alle Schauspiele, so hässlich sie sein mögen vorbereitet; als Philosoph und Materialist bist Du gepanzert gegen alle Überraschungen. Ich, der ich in meiner Eigenschaft als Maler nicht immer Campechwein zu trinken und Katzenfleisch zu essen gehabt habe; ich, der ich in den Vorschlag der Löwen eingetreten und in den Graben der Bären hinabgestiegen bin, wenn ich nicht drei Franken hatte, um den Vater Saturnin oder Mademoiseile Rosine die Blonde zu mir herauskommen zu lassen; ich bin nicht ekel. . . Gott sei Dank! Aber,« fügte er bei, indem er auf seinen Gefährten mit der hohen Gestalt deutete. »dieser eindrucksfähige junge Mann, dieser empfindsame Dichter, dieser Erbe von Byron, dieser Fortsetzer von Gothe, kurz dieser Jean Robert, welches Gesicht wird er in dem schlechten Hause machen? Hat er mit seinen kleinen Händen, mit seinem kleinen Fuß, mit seinem reizenden kreolischen Accent die geringste Idee von der Art, wie man sich in der Welt, in der wir ihn vorstellen wollen benehmen muss? Hat er sich je nur gefragt. er, der bei der Nationalgarde nie mit dem linken Fuß abgehen konnte, mit weichem Fuße man in eine Freischenke eintrete, und seine keuschen, an den Jungen Kranken von Millevohe und an die Junge Gefangene vom Andrè Chenier gewöhnten Ohren, sind sie auch beschaffen, um die kleinen Scherze anzuhören, welche unter sich die Nachtcavaliere austauschen, welche diesen Ort emaillieren?. . . Nein!. . . Was will er denn bei und machen? Wir kennen ihn nicht! Wer ist dieser Fremde, der sich in unsere Feste zu mischen wagt? Vade retro, Jean Robert!«

 

»Mein lieber Petrus,« antwortete der junge Mann, welcher der Gegenstand einer Diatribe gewesen, bei der wir, soweit es in unserer Macht lag, den Geist beibehielten, der zu jener Zeit in den Ateliers gang und gäbe war, »mein lieber Petrus, Du bist nur halb trunken, doch Du bist ganz Gasconier.«

»Ah! gut! ich bin von Saint-Lo! Wenn es Gasconier in Saint-Lo gibt, so wollen wir auch behaupten, es gebe Normannen in Tabres.«

»Nun denn! ich sage Dir, Gasconier von Saint-Lo! Du stellst Fehler zur Schau, die Du nicht hast, um gute Eigenschaften, die Du besitzt, zu verkleiden. Du spielst den Sittenlosen, weit Du naiv zu scheinen befürchtest; Du spielst das schlimme Subjekt, weil Du gut zu scheinen errötest! Du bist nie in den Verschlag der Löwen eingetreten; Du bist nie in den Graben der Bären hinabgestiegen, und Du hast nie den Fuß in eine Schenke der Halle gesetzt, ebenso wenig als Ludovic, ebenso wenig als ich, ebenso wenig als die jungen Leute, die sich achten, oder die Handwerker, welche arbeiten.«

»Amen!« sprach Petrus gähnend.«

»Gähne und spotte« so lange Du willst, prunke mit Deinen eingebildeten Lastern, um die Galierien zu blenden« weil Du hast sagen hören, alle große Männer haben Laster gehabt, Andrea del Sarto sei Dieb gewesen, Rembrandt Völler; doch vor uns, die wir Dich als gut kennen, doch vor mir, der Dich wie einen jüngeren Bruder liebt, bleibe, was Du bist, Petrus: offenherzig und naiv, gefühlvoll und enthusiastisch. Ei! mein Lieber, wenn es erlaubt ist, blasiert, abgestumpft zu sein, — meiner Ansicht nach ist dies nie erlaubt, — so sei es gestattet, wenn man geächtet war wie Dante, verkannt wie Marchiavelli, oder verraten wie Byron. Bist Du verraten, verkannt oder geächtet gewesen? Betrachtest Du das Leben von der traurigen und unfruchtbaren Seite des Horizonts? sind Millionen in Deinen Händen zerschmolzen, ohne etwas Anderes darin zurückzulassen, als den Schmutz des Undanks oder die Narbe der Enttäuschung? Nein, Du bist jung, Du verkaufst Deine Bilder, Deine Geliebte ist Dir aufs Innigste ergeben, die Regierung hat bei Dir einen Tod des Sokrates bestellt: Ludovic wird Dir, wie des verabredet ist, als Phädon stehen, ich stehe Dir als Alcibades; was Teufels willst Du mehr?. . . In einer Freischenke zu Nacht speisen? Speisen wir mein Lieber! Das wird wenigstens ein Resultat haben: das Dich dergestalt anzuekeln, dass Du in Deinem Leben nicht mehr wirst dahin zurückkehren wollen.«

»Bist Du zu Ende, Mann mit dem schwarzen Frack?« sagte Petrus.

»Ja, ungefähr.«

»So lass uns weiter gehen.«

Petrus setzte sich in Marsch, indem er ein halb bacchisches, halb obszönes Lied anstimmte, als hätte er sich selbst beweisen wollen, die ernste und liebevolle Lektion, die er von Jean Robert empfangen, habe keinen Eindruck auf ihn hervorgebracht.

Bei der letzten Strophe war man mitten in der Halle; es schlug halb ein Uhr in der Saint-Eustache-Kirche.

»Ah!« sagte Ludovic, der, wie man gesehen, wenig Teil an dem Gespräche genommen hatte und, ein nachdenkender und beobachtender Geist« sich leicht führen ließ, wohin man ihn führen wollte, überzeugt, überall, wohin der Mensch gehe, möge man ihn dem Menschen oder der Natur gegenüber führen, werde er Stoff zur Beobachtung oder zur Träumerei finden, »ah! es handelt sich nun darum, eine Wahl zu treffen. . . Treten wir bei Paul Niquet, bei Barutte oder bei Bordier ein?«

»Bordier ist mir empfohlen: treten wir bei Barbier ein,« erwiderte Petrus.

»Treten wir bei Bordier ein!« wiederholte Jean Robert«

»Wenn Du nicht etwa Deine Gewohnheiten oder Deine Zuneigungen in einem an dem Tempel hast, keuscher Säugling der Musen!«

»Oh! Du weißt wohl, dass ich nie in dieses Quartier gekommen bin . . . Wir gleichviel also!. . . Wir werden überall schlecht soupieren, und ich gebe keiner von diesen Schenken den Vorzug.«

««Wir sind an Ort und Stelle. Scheint Dir die Schenke hinreichend einäugig?«

»Ich finde sie sogar blind!«

»Dann lass uns eindringen.«

Und seinen Hut auf sein Ohr drückend, lief Petrus in die Schenke mit der Ungezwungenheit, mit dem Sans facon und der Dreistigkeit eines alten Stammgastes der Anstalt.

Seine zwei Freunde folgten ihm.

 

III. Die Freischenke

 

Die Schenke war voll, übervoll.

Das Erdgeschoß, das Man nur mit Mühe erkennen würde sieht man das reizende, zierliche Magazin, welches heute seine Stelle einnimmt. — das Erdgeschoß bestand aus einem niedrigen, räucherigen, feuchten,. übelriechenden Saale, wo in einem unglaublichen Durcheinander angehäuft eine ganze Welt auf die verschiedenste Art kostümierter Männer und Frauen sich bewegte, unter denen übrigens die Verkleidungen der Malins und der Poissarden vorherrschend waren. Einige von diesen Frauen, — und wir müssen sagen, das waren die zierlichsten und hübschesten, — einige von diesen Frauen verrieten, als Poissarden verkleidet, am Halse und an den Schultern tief hinab entblößt, die Ärmel bis an die Achsel zurückgeschlagen, mit Zinnober geschminkt, mit Schönfleckchen besäet, sie verrieten, sagen wir, durch eine männlichere Stimme, durch einen Fluch, den sie kräftiger aussprachen, als es sich für ihren seidenen Rock und ihre Spitzenhaube geziemte, eine doppelte Verkleidung: Verkleidung im Kostüme und Verkleidung des Geschlechts; doch durch einen seltsamen Missbrauch der Karneval-Fantasien, ohne Zweifel, waren es nicht diese, welchen am Wenigsten die Männerschaar huldigte aus der ungefähr zwei Drittel der edlen Versammlung bestanden.

 

Stehend, sitzend, liegend, lachte, schwatzte, sang alles das in den unzusammenhängendsten Tonarten und mit einer solchen Verwirrung, dass die Masse jeder Beschreibung entging und sich nur einige Einzelheiten aus dem ungestalten Ganzen hervorheben und in die Augen fielen.

 

Es war ein undurchdringliches Gewimmel, in dem sich alles vermischte und verlor: die muskeligen Arme der Männer schienen den Frauen zu gehören; die zarten Beine der Frauen schienen den Männern zu gehören; ein bärtiger Kopf schien aus einem üppigen Busen hervorzukommen; von einer haarigen Brust glaubte man sie trage den schwermütigen Kopf einer fünfzehnjährigen Jüdin! Es wäre selbst Petrus, nachdem er mit großer Mühe die Rümpfe wieder aufgebaut und jedem seinen Kopf zurückgegeben, unmöglich gewesen, zu unterscheiden, wem er die Füße, die Beine. die Arme gehörten, dergestalt waren alle diese Glieder vermengt, verknüpft, verdreht, unentwirrbar, ineinander verhalftert!

 

Die Gruppen, die man besonders unterschied, waren ein Pierrot. der sich den Anschein gab, als schliefe er an der Wand, mit einer Pierrette rittlings auf den Schultern: so dass der Pierrot, dessen Kopf das kattunene Wams der Pierrette verbarg, das Aussehen eines Riesen mit zu kleinem Kopfe und zu kleinen Armen hatte; ein Polichinelle, der die Runde im Saale, ein Kind auf jedem von seinen zwei Höckern tragend. Zu machen versuchte; ein Türke. der auf einem Beine umherhüpfte. um zu beweisen. dass er nicht betrunken war; ein junger Bursche als Affe verkleidet, — eine von Mazurier in die Mode gebrachte Verkleidung. — der von Stuhl zu Stuhl, von Gruppe zu Gruppe sprang und die Priester der Göttin Torheit und des Gottes Karneval — die Traurigste der Göttinnen und der Lustigste der Götter. — die unerwarteten Ausrufungen mit ihren kreischenden Stimmen von sich zu geben veranlasste.

 

Ein furchtbares Hurrah empfing die drei Freunde bei ihrem Eintritt in den Saal.

Der Pierrot offenbarte seine Androgencität dadurch, dass er das Wams der Pierrette aufhob und seinen zweiten Kopf zeigte.«

» Die Polichinelle hielt in seiner umdrehenden Bewegung an, wie ein Gestirn, das mit einem Kometen zusammen stoßen würde.

»Der Türke versuchte es, beide Beine zugleich aufzuheben, was seinen augenblicklichen Sturz und den völligen Bruch eines Tisches, auf den er fiel, herbeiführte.

»Der Affe endlich befand sich mit einem Sprunge auf der Schulter von Petrus und fing an unter dem Gelächter der Gesellschaft die aristokratischen Kamelien seines Hutes zu entblättern.

»Wenn Du mir glauben willst. so gehen wir von hier weg,« sagte Jean Robert zu Petrus: »es wird mir übel.«

«Weggehen, ehe wir eingetreten sind?« erwiderte Petrus; »was fällt Dir ein? Man würde glauben, wir haben Angst, und Jagd auf uns in den Straßen von Paris machen. rote Seine Majestät Karl X. auf die Wildschweine des Waldes von Compiègne Jagd macht.«

»Was ist Deine Ansicht?« fragte Jean Robert Ludovic. »

»Meine Ansicht ist, dass wir, da wir einmal hier sind, bis zum Ende gehen müssen.«

»Ah!«

»Gebt Acht!« sprach Petrus. »man schaut nach uns: Du, der Du ein Theatermensch bist, weißt, dass alles von den Debuts abhängt.«

 

Und er ging gerade auf den Krater zu, der sich unter dem Türken geöffnet hatte, und wo der Unglückliche so tief niedergesunken war, dass nur noch die Spitze seiner Stiefel und das äußerste Ende seines Reiherbusches sichtbar blieben, und sagte, immer mit seinem Affen auf den Schultern:

»Herr Muselmann, Ihr keimt das Wort Eures Patrones Mahomet Ben Abdallah, des Neffen vom großen Abu Thaleb, Fürsten von Mekka?«

»Nein,« antwortete eine Stimme aus den Tiefen des eingebrochenen Tisches.

»Da der Berg nicht zu mir kommt, so komme ich zum Berge.«

Er nahm sodann unversehens den Affen an der Haut seines Halses hob ihn auf, wie er es mit seinem Hute getan hätte, grüßte den Türken mit dem Jungen, der am Ende seines ausgestreckten Armes zappelte. und sprach:

Empfangt den Ausdruck meiner Ehrfurcht. Guter Muselmann.«

Und er setzte den Jungen wieder aus seine Schulter; dieser glitt aber eiligst an seinem ganzen Körper hinab, wie er es an einem Klettermaste getan haben würde. und verschwand, um Grimassen in einer Ecke zu schneiden, wohin nicht das Licht der drei oder vier Lampen gelang, welche die Schenke erhellten.

Dieser Beweis von Höflichkeit und zugleich von Stärke trug Petrus allgemeinen Beifall ein.

 

Der Türke erwiderte den Gruß nun sehr maschinenmäßig; doch er klammerte sich wie ein Ertrinkender an die Hand an, die ihm Petrus reichte. welcher ihn mit einem Ruck wieder auf seine Füße stellte, eine sichtbar unzulängliche Basis, für den Augenblick wenigstens, für ein so tief erschüttertes Monument.

»Es sind offenbar zu viel Leute hier,« sprach Petrus, als er die von uns erzählte Tat vollbracht hatte. »Gehen wir in den ersten Stock hierauf.«

»Wie Du willst,« erwiderte Ludovic, »obschon es diesem Schauspiele nicht an Interesse gebricht.«

Ein Kellner. der ihnen bei ihrem Eintritt in die Anstalt folgte, ohne Zweifel um sich zu versichern. Dass er es mit Konsumenten zu tun habe, mischte sich unverzüglich ins Gespräch.«

»Diese Herren wünschen in den ersten Stock hinaufzugehen?« fragte er.

»Es, wäre uns in der Tat nicht unangenehm.« antwortete Petrus.

»Hier ist die Treppe.« sprach der Kellner. indem er auf eine Art von schneckenförmiger Stiege deutete. «

 

Die drei Freunde begannen die schwierige Aufsteigung unter dem Gezische und dem Gelächter der Masken, welche zischten und lachten, ohne zu wissen, warum — um den Lärmen zu machen, mit dem sich die Leute, die nur beschwipst sind, zu berauschen, und diejenigen, welche nun trunken sind, zu besaufen.

Im ersten Stocke war der Saal voll wie im Erdgeschoße, es war dieselbe Anhäufung von Leuten in einer und derselben räucherigen Stube, mit neugierigen Wänden, welche durch die Risse einer schmutzigen, grauen Tapete schauten, mit grün und gelb gestreiften roten Vorhängen und einem schwarzen Plafond.

 

Von der Türschwelle aus gesehen, war diese Welt die noch einen Grad unter der, welche man verlassen, zu stehen schien. — diese Welt beleuchtet, wenn nicht verdunkelt, durch die rötlichen und fahlen Scheine von drei bis vier Lampen, war das lebendige Bild, die fühlbare Verkörperung, der verworrenen, buntscheckigem unvereinbaren Ideen, die sich im Gehirne eines Betrunkenen durchkreuzen.

 

»Ho! Ho!« sagte Jean Robert, der vorangegangen war und die Türe aufgemacht hatte. »es scheint, die Hölle von Bordier ist gerade das Gegenteil von der Hölle von Dante: je höher man hinaufsteigt desto tiefer kommt man hinab.«

»Nun. was sagst Du dazu?« fragte Petrus

»Ich sage, dass es nur abscheulich war, dass es nun aber interessant wird.«

»Gehen wir immer weiter hinauf!« sprach Petrus.

»Thun wir das!« billigte Ludovic.

Und die drei Freunde setzten ihre Aufsteigung auf der immer schlechteren und schmäleren Treppe fort.

Im zweiten Stocke dasselbe Gedränge, dasselbe Schauspiel in einer ungefähr ähnlichen Dekoration, wenn nicht etwa. dass der Plafond niedriger war, die Atmosphäre dicker und die atembare Luft folglich mit mehr ungesunden Dünsten beladen.

»Nun?« sprach Ludovic. .

»Was sagst Du. Jean Robert?« fragte Petrus.

»Gehen wir immer weiter hinauf!« antwortete der Dichter.

Im dritten Stocke war es noch schlimmer.

Es fanden sich hier auf den Tischen und unter den Tischen. auf den Bänken und unter den Bänken etwa fünfzig menschliche Geschöpfe, — wenn der unter das Niveau des Viehes gesunkene Mensch diesen Namen zu behalten verdient.«

 

Diese fünfzig Geschöpfe, Männer. Weiber und Kinder, waren gelagert ausgestreckt eingeschlafen neben zertrümmerten Tellern und zerbrochenen Flaschen, befleckt von Brühen, gerötet von den Weinen.

Eine einzige Lampe erleuchtete düster die Stube.

Man würde geglaubt haben, es sei die Lampe eines Grabes, hätte nicht raues heiseres Schnarchen, aus der Brust mehrerer Schläfer hervorkommen. laut die materielle Existenz dieser, intellektuell toten Trunkenbolde geoffenbart.

Es wurde Jean Robert schwach ums Herz; doch Jean Robert war Meister über sich: sein Herz hätte brechen können. sein Wille würde sich nicht gebeugt haben.

Petrus und Ludovic schauten einander an, ganz bereit, der eine trotz seiner Begeisterung, der andere trotz seiner Kälte, umzukehren,

Jean Robert aber, da er sah. dass die Treppe gleichsam an die Mauer angeklebt, zu dem höheren Stocke an die Art einer Müllerleiter aufstieg, Jean Robert betrat die Treppe und sagte, behaglicher dem Anscheine nach, je weniger er es in Wirklichkeit war:

»Vorwärts meine Herren, Sie haben es gewollt; höher hinauf, immer höher!«

Jean öffnete halb die Türe des vierten Stockes.

Die Dekoration blieb hier dieselbe, doch die Szene änderte sich.

Fünf Männer saßen um einen Tisch, auf welchem man die Überreste von Würsten und Schlitten mitten unter acht bis zehn Flaschen erblickte, die sich wie Kegel, nur weniger symmetrisch geordnet, erhoben.

 

Diese Männer waren im Stadtkleide.

Wenn wir sagen im Stadtkleide, so wollen wir damit einfach sagen, sie seien nicht Costümirt gewesen, und haben nur Blousen, Kittel oder Wämser getragen

Die drei Freunde traten ein; der Kellner, der ihnen von Stock zu Stock gefolgt war, trat hinter ihnen ein

Die Ankömmlinge blieben auf der Türschwelle stehen, ließen einen Blick in der Stube umherlaufen, und Jean Robert machte ein Zeichen, welches besagen wollte: »Das ist es, was uns ansteht.«

Die Pantomime war so ausdrucksvoll, dass Petrus erwiderte:

»Wahrlich! wir werden hier sein wie Prinzen!«

»In der Tat,« sprach Ludovic, »es wird uns nichts mehr fehlen, als atembare Luft.«

»Gut!« versetzte Petrus. »man wird dadurch machen, dass man ein Fenster öffnet.«

»Wo soll man den Herren den Tisch decken?« fragte der Kellner.

»Hier!« antwortete Robert. Und er bezeichnete mit dem Finger die Seite der Stube der entgegengesetzt wo sich die fünf ersten Gäste befanden.

 

Die Stube war so niedrig, dass man notwendig beim Eintritt seinen Hut abnehmen musste, und selbst wenn man den Hut abnahm, stieß Jean Robert, der Größte von den drei jungen Leuten, mit dem Kopfe an der Decke an.

»Was wünschen die Herren?« fragte der Kellner.

»Sechs Dutzend Austern, sechs Hammelkoteletts und einen Pfannkuchen,« antwortete Petrus.

»Wie viel Flaschen?«

»Drei Flaschen Chablis erster Qualität, mit Selerser Wasser, wenn es in diesem Hause gibt.«

Bei dieser Frage, welche auf eine Meile nach der Aristokratie roch, wandte sich einer von den fünf ursprünglichen Gästen gegen die Ankömmlinge um und sagte:

»Ho! Ho! wir haben es, wie es scheint, mit Muscadins zu thun.«

»Mit Haussöhnen.«

»Oder mit Bürgern von der hohen Pègre!3« rief ein Dritter.

Und die fünf Trinker lachten laut auf. Da die modernen Romane und die Denkwürdigkeiten von Vidocq die Leute der guten Gesellschaft noch nicht mit den Rothwälsche-Ausdrücken vertraut gemacht hatten, so wussten die drei Abenteurer nicht, dass sie ganz einfach als Diebe behandelt worden waren; sie schenkten auch dem Gelächter, das auf die Beleidigung folgte, nur eine geringe Aufmerksamkeit.

Jean Robert hatte schon seinen Mantel auf einen Stuhl gelegt und sein Stöckchen in die Ecke des Feunters gestellt.

Der Kellner schickte sich an, wegzugehen, um das Abendbrot zu bestellen als derjenige von den Männern, welcher zuerst gesprochen und die jungen Leute als Muscadins behandelt hatte, den Kellner an seiner Schürze zurückhielt und ihn fragte:

»Nun?«

»Nun, was?« versetzte der Kellner

»Hat man nicht schon Karten verlangt?«

»Doch.«

»Warum hat man sie dann nicht gebracht?«

»Weil Sie wissen, dass man keine in diesen Stunden gibt.«

»Wie welchen Gründen?«.

»Fragen Sie Herrn Delavau!«

»Wer ist das, Herr Delavau?«

»Der Polizeipräfekt.«

»Was macht das mir, der Polizeipräfekt?«

»Das mag Ihnen nichts machen, doch das würde uns etwas machen.«

» Was würde es Ihnen machen?«

»Wir müssten das Etablissement schließen und hätten dadurch den Kummer, Sie nicht mehr empfangen zu können.«

»Ei! wenn man nicht spielt, was sollen wir denn hier tun?«

»Man zwingt Sie nicht, zu bleiben«

»Höre, Du kommst mir vor wie ein unhöfliches Bürschchen. weißt Du? und man wird den Herrn davon unterrichten.«

»Oh! Unterrichten Sie den Papsts wenn Sie wollen!«

»Und Du glaubst wir werden hiermit zufrieden sein?«

»Sie müssen wohl«

»Und wenn wir nicht zufrieden sind?«

»Nun,« erwiderte der Kellner mit dem spöttischen Gelächter, das gewöhnlich die Scherze der Leute aus dem Volke begleitet, »wenn Sie nicht zufrieden sind, wissen Sie, was Sie tun werden?«

»Nein.«

»Sie werden Karten nehmen.«

»Tausend Donner! ich glaube, Du machst Dich lustig über mich?« schrie der Trinker, indem er aufstand und auf den Tisch einen Faustschlag tat, der die Flaschen, die Gläser und die Teller sechs Zoll hoch aufspringen machte. «Karten! das ist es gerade, was wir verlangen.«

Doch der Kellner war schon auf der halben Treppe; der Trinker sah sich genötigt, wieder niederzusitzen, und wartete aller Wahrscheinlichkeit nach, nur auf eine Gelegenheit, seine schlimme Laune ausbrechen zu lassen.

»Ah!« murmelte er, es scheint, der Bursche hat vergessen, dass ich Jean Taureau heiße und einen Ochsen mit einem Faustschlage töte. Ich werde ihn daran erinnern müssen.

Und er nahm vom Tische eine halbvolle Flasche, setzte den Hals an seinen Mund und leerte sie auf einen Zug.

»Jean Taureau hat Verdruss,« flüsterte einer von den fünf Tischgenossen seinem Nachbar ins Ohr, »und ich kenne ihn, das muss auf irgend einen zurückfallen!«

»Dann mögen sich die Muscadins4 in Acht nehmen,« erwiderte derjenige, welchem diese vertrauliche Mittheilung gemacht werden war.

 

 

 

IV. Jean Taureau.

 

Wir haben gesagt, derjenige den den fünf Trinkern, welcher Karten verlangt und sich selbst mit dem Namen Taureau5 getauft, — welcher Name übrigens äußerst passend für seinen Körperbau zu sein schien, habe nur auf eine günstige Gelegenheit. um seinen Zorn anbrechen zu lassen, gewartet.

Die Gelegenheit bot sich bald.

Wir hoffen, der Leser folgt uns aufmerksam genug, um die Bemerkung, welche Ludovic in betreff der Atmosphäre der Stube gemacht, nicht vergessen zu haben.

Der Speisendampf, der Weingeruch, der Tabaksrauch, die Ausdünstungen der Gäste hatten in der Tat die Luft in dieser Art den Speicher völlig unannehmbar für die Brust an eine reinere Luft gewöhnter Menschen gemacht. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte man das Fenster seit dem letzten Sonnenstrahle des letzten Herbstes nicht geöffnet; eine Folge hiervon war, dass derselbe Erhaltungsinstinkt die drei Freunde zu dem einzigen Fenster trieb, das diesem unsauberen Winkel Licht und in den äußersten Fällen. wie der, in welchem man sich nun befand, Luft gab.

Petrus kam zuerst dahin; er hob den unteren Teil auf und hing den Ring an den Nagel, der zum Festhalten dieses unteren Theiles bestimmt war.

Jean Taureau hatte die Gelegenheit, die er suchte, gefunden.

Er stand den seinem Schenkel auf stemmte seine beiden Fäuste auf den Tisch und sagte indem er sich kollektiv an die drei jungen Leute, besonders aber an Petrus wandte:

»Diese Herren öffnen das Fenster, wie es scheint?«

»Wie Sie sehen, mein Freund,« erwiderte Petrus.

»Ich bin nicht Ihr Freund,« entgegnete Jean Taureau; »schließen Sie das Fenster.

»Herr Jean Taureau,« versetzte Petrus mit einer ironischen Höflichkeit »hier ist mein Freund Ludovic ein, ausgezeichneter Physiker, der Ihnen in zwei Sekunden erklären wird, aus welchen Elementen die Luft bestehen muss, um atembar zu sein.«

»Was singt denn der da mit seinen Elementen?«

»Herr Jean Taureau. .« antwortete Ludovic in einem Tone der Höflichkeit der in keiner Hinsicht dem von Petrus nachgab. Nicht einmal in der Nuance des Spottes, die dieser angenommen, »er sagt, die Atmosphäre, um nicht schädlich für die Lunge eines ehrlichen Mannes zu sein, müsse bestehen aus fünfundsechzig bis sechsundsechzig Teilen Stickstoff, aus zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig Teilen Sauerstoff und zwei Teilen Wasser, — etwas mehr, etwas weniger. . .««

»Sage doch,« unterbrach einer der vier Männern in Blouse, »ich glaube, er spricht lateinisch mit Dir?«

»Gut! dann will ich Französisch mit ihm reden.«

»Und wenn er es nicht versteht?«

»Dann wird er durchgebläut!« rief Jean Taureau.

Und er zeigte ein Paar Fäuste, welche an Größe dem Kopfe eines Kindes gleich kamen.

Hernach sprach er mit einer Stimme, die, hätte er es mit Leuten von seiner Klasse zu tun gehabt, würde keine Opposition zugelassen haben:

»Vorwärts . .schließen wir das Fenster, und zwar auf der Stelle!«

»Das ist vielleicht Ihre Meinung, Meister Jean Taureau,« erwiderte ruhig Petrus, indem er die Arme vor dem offenen Fenster kreuzte, »doch es ist nicht die meine.«

»Wie, es ist nicht die Deine? Du hast also eine Meinung, Du?«

»Warum solle ein Mensch nicht seine Meinung haben, wenn ein Thier eine zu haben sich anmaßt.«

»Sage doch Croc-en-jambe,« sprach Jean Taureau. die Stirne faltend, indem er sich an einen seiner Tischgenossen wandte, der leicht als ein Lumpensammler zu erkennen gewesen wäre, wäre er auch nicht durch den bezeichnenden Namen, den ihm sein Kamerad gab, verraten worden, »ich glaube, dieser Unglücksmuscadin nennt mich Thier?«

»Das scheint mir auch.« entwertete Croc-en-jambe.

»Nun. was ist da zu tun?«