Einleitung Coopers

Der Plan zu dieser Erzählung bot sich dem Autor schon vor Jahren dar, obgleich die Einzelheiten insgesamt von neuer Erfindung sind. Ich teilte einem Verleger die Idee mit, Seeleute und Wilde unter Verhältnissen, die den großen Seen eigentümlich wären, miteinander in Verbindung zu bringen, und übernahm somit gewissermaßen die Verpflichtung, irgendwann das Gemälde auszuführen: eine Verpflichtung, deren ich mich nun hiermit – freilich spät und unvollständig – entledige.

In dem Hauptcharakter dieses Romans wird der Leser einen alten Freund unter neuen Umständen finden. Sollte es sich erweisen, daß die Wiedereinführung dieses alten Bekannten ihn unter den veränderten Verhältnissen in der Gunst der Lesewelt nicht sinken läßt, so wird dies dem Verfasser ein um so größeres Vergnügen gewähren, als er an der fraglichen Person warmen Anteil nimmt – so als hätte sie einmal unter den Lebenden gewandelt. Es ist jedoch kein leichtes Unternehmen, denselben Charakter mit Beibehaltung der bezeichnenden Eigentümlichkeit in mehreren Werken durchzuführen, ohne Gefahr zu laufen, den Leser durch Gleichförmigkeit zu ermüden, und der gegenwärtige Versuch ist ebensosehr infolge derartiger Besorgnisse wie aus irgendeinem andern Grund so lange verzögert worden. Freilich, in diesem wie in jedem andern Unternehmen muß das Ende das Werk krönen.

Der indianische Charakter bietet so wenig Mannigfaltigkeit dar, daß ich es bei der gegenwärtigen Gelegenheit vermied, allzulange dabei zu verweilen; auch fürchte ich, seine Verbindung mit dem des Seemanns wird mehr neu als interessant erscheinen.

Dem Neuling mag es vielleicht als ein Anachronismus auffallen, daß ich schon in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts Schiffe auf den Ontario versetze. In dieser Beziehung aber werden Tatsachen die poetische Lizenz hinreichend rechtfertigen. Zwar haben sich die in diesen Blättern erwähnten Fahrzeuge niemals weder auf dem Ontario noch auf einem andern Gewässer befunden; aber ganz ähnliche befuhren dieses Binnenmeer in einer noch viel früheren Zeit, und dies mag als hinreichende Berechtigung gelten, jene in ein Werk der Poesie einzuführen. Man erinnert sich vielleicht nicht allgemein des bekannten Umstands, daß es längs der Linie der großen Seen vereinzelte Stellen gibt, die ebensolange wie viele der ältesten amerikanischen Städte bewohnt sind und die lange, noch ehe der größere Teil selbst der ältern Staaten der Wildnis entrissen wurden, einen gewissen Grad von Zivilisation aufzuweisen vermochten.

Der Ontario ist in unsern Tagen der Schauplatz wichtiger nautischer Entwicklungen gewesen. Wo sich vor einem halben Jahrhundert nur eine öde Wasserfläche zeigte, haben Flotten manövriert, und der Tag ist nicht fern, wo diese Kette von Seen als der Sitz einer Macht und mit allem befrachtet erscheinen wird, dessen die menschliche Gesellschaft bedarf. Ein Rückblick auf das, was diese weiten Räume ehedem waren, und wäre es auch nur durch die farbigen Gläser der Dichtkunst, mag vielleicht einen Beitrag zu der Vervollständigung des Wissens geben, das uns allein zu einer richtigen Würdigung der wunderbaren Mittel führen kann, deren sich die Vorsehung bedient, um dem Fortschritt der Zivilisation über das ganze amerikanische Festland Bahn zu brechen.

Im Dezember 1839.

Kapitel 1

 

Es ist keinem Auge fremd, in welch enger Verbindung das Erhabene mit dem Unermeßlichen steht. Die tiefsten, die umfassendsten und vielleicht die reinsten Gedanken erfüllen die Phantasie des Dichters, wenn er in die Weiten eines unbegrenzten Raumes schaut. Selten erblickt man zum erstenmal die endlose Fläche des Meeres mit Gleichgültigkeit, und selbst in der Dunkelheit der Nacht findet die Seele eine Beziehung zu der Größe, die unzertrennlich von Bildern zu sein scheint, die die Sinne nicht in Rahmen zu fassen vermögen. Mit solchen Gefühlen der Bewunderung und Ehrfurcht, den Sprößlingen des Erhabenen, blickten die verschiedenen Personen, mit denen die Handlung dieser Erzählung beginnt, auf die vor ihren Augen liegende Szene. Die Gesellschaft bestand aus zwei Männern und zwei Frauen, die, um eine freiere Aussicht auf ihre Umgebung zu gewinnen, einen Haufen Bäume zu ersteigen versuchten, die der Sturm umgestürzt hatte. Man nennt solche Stellen in jenen Gegenden Windgassen, und da nur an solchen das Tageslicht in die dunklen, dunstigen Wäldergründe zu dringen vermag, so bilden sie eine Art von Oasen in der feierlichen Dunkelheit der jungfräulichen Wälder Amerikas.

Die genannte Windgasse lag auf einer sanften Ansteigung, die nur unbedeutend war, aber dem Besteiger eine weithin reichende Aussicht darbot, deren sich Wanderer in den Wäldern nur selten erfreuen können. Weil die Gasse auf einem Hügel lag und weil sich die Waldlücke abwärts zog, hatte das Auge ungewöhnliche Vorteile. Die Physiker haben es bis jetzt noch nicht vermocht, das Wesen der Kräfte zu ergründen, die so oft Stellen auf die beschriebene Weise verwüsten, und sie haben es bald in den Wirbelwinden, die auf dem Meer die Wasserhosen erzeugen, bald in plötzlichen und heftigen Durchzügen elektrischer Strömungen zu finden geglaubt. Wie dem übrigens sei: Die Erscheinung selbst ist eine in den Wäldern wohlbekannte Tatsache. Am oberen Saum der genannten Waldlücke hatte jener unsichtbare Einfluß Baum auf Baum in einer Weise aufgetürmt, daß nicht nur die Männer imstande waren, sich etwa 30 Fuß über den Boden zu erheben, sondern daß sich auch die furchtsameren weiblichen Genossen durch einige Nachhilfe und Ermutigung zur Teilnahme veranlassen ließen. Die ungeheueren Stämme, die von der Gewalt des Sturmes zerbrochen und fortgetrieben waren, lagen wie Strohhalme übereinander, indes sich die Zweige mit den duftenden, welkenden Blättern ineinander verflochten und den Händen hinreichende Anhaltspunkte boten. Ein Baum war vollkommen entwurzelt und das untere Ende zuoberst gekehrt, so daß es mit der in den Wurzelzwischenräumen befindlichen Erde für unsere vier Abenteurer eine Art von Gerüst bildete, als sie die gewünschte Höhe erreicht hatten.

Diese Leute waren Reisende in der Wildnis, denen man auch unter anderen Verhältnissen angesehen haben würde, daß ihren früheren Gewohnheiten und ihrer wirklichen gesellschaftlichen Stellung vieles von den Bedürfnissen der höheren Stände fremd geblieben war. Wirklich gehörten auch zwei von der Gesellschaft, ein Mann und eine Frau, zu den eingeborenen Eigentümern des Bodens; sie waren Indianer aus dem bekannten Stamm der Tuscaroras. Das dritte Glied der Gesellschaft trug die Eigentümlichkeiten und Merkmale eines Mannes, der seine Tage auf hoher See zugebracht hatte und, wenn er anders auf irgendeine Stellung Anspruch machen konnte, keine viel höhere als die eines gemeinen Seemanns einnahm. Sein weiblicher Gefährte war ein Mädchen aus einer nicht viel höheren Klasse als die seine, obgleich ihr die Jugend, das Anmutige ihrer Gesichtsbildung und eine bescheidene, aber ausdrucksvolle Miene den Charakter des Verstandes und jener Verfeinerung aufprägten, die so viel zu der Hebung weiblicher Reize beiträgt. Augenblicklich leuchteten in ihrem dunkelblauen Auge die erhabenen Gefühle, die das großartige Schauspiel in ihr erzeugte, und ihr angenehmes Gesicht zeigte jenen Ausdruck des Nachdenkens, mit dem alle tiefen Gemütsbewegungen, obgleich gerade sie das größte Vergnügen gewähren, die Gesichtszüge geistvoller und gedankenreicher Personen beschatten.

Und wahrlich, die Szene war hinreichend geeignet, einen tiefen Eindruck auf die Phantasie des Beobachters zu machen. Das Auge streifte gegen Westen, wo allein die Aussicht frei war, über ein Meer von Blättern, das in dem wechselnden, lebhaften Grün einer kräftigen Vegetation prangte, beschattet von den üppigen Farben des zweiundvierzigsten Breitengrades. Die Rüster mit ihren zierlichen, hängenden Zweigen, die Vielfalt des Ahorns, am meisten aber die edlen Eichen der amerikanischen Urwälder mit den breitblättrigen Linden, bildeten durch die Verschlingung ihrer Wipfel einen breiten, endlosen Blätterteppich, der sich gegen Abend hinzog, bis er den Horizont begrenzte und sich mit den Wolken mischte, ähnlich den Wellen des Ozeans, die sich am Saum des Himmelsgewölbes an die Wolkenmassen reihen. Hin und wieder erlaubte eine durch Stürme oder durch die Laune der Natur erzeugte Lücke unter diesen riesenhaften Waldesgliedern einem untergeordneten Baum aufwärts zu streben gegen das Licht, und sein bescheidenes Haupt fast in gleiche Höhe mit der ihn umgebenden grünen Fläche zu bringen. Von der Art war die Birke, die in minder begünstigten Gegenden schon eine Bedeutung hat, die Zitterpappel, einige kräftige Nußbäume und verschiedene andere, so daß das Unedle und Gemeine ganz zufällig in die Gesellschaft des Stattlichen und Großartigen geworfen zu sein schien. Hier und da durchbohrte der hohe gerade Stamm der Fichte die ungeheure Ebene, hoch über sie wegragend, gleich einem großartigen Denkmal, das die Kunst auf einer grünen Fläche errichtete.

Es war das Endlose der Aussicht, die fast ununterbrochene Fläche des Grüns, was dem Ganzen den Charakter der Größe aufprägte.

Die Schönheit des Anblicks zeigte sich jedoch in den zarten Farben, gehoben durch den Wechsel des Lichts und des Schattens, indes die feierliche Stille die Seele mit heiliger Scheu erfüllte.

»Onkel«, sagte das freudig erstaunte Mädchen zu ihrem männlichen Gefährten, dessen Armes sie sich mehr wie eines Berührungspunktes als einer Stütze bediente, da sie selbst auf sicheren Füßen stand, »wie sehr erinnert dieser Anblick an das Weltmeer, das Euch so teuer ist.«

»So viel, als sich eben ein unwissendes Mädel einbilden mag, Magnet« (es war dies ein Ausdruck der Zärtlichkeit, dessen sich der Seemann oft als einer Anspielung auf die persönlichen Anziehungskräfte seiner Nichte bediente), »aber nur ein Kind kann Ähnlichkeit zwischen dieser Handvoll Blätter und dem Atlantischen Ozean finden. Nimm all die Baumwipfel hier zusammen, sie sind nichts weiter als ein Strauß für Neptuns Jacke.«

»Ich denke, Ihr übertreibt, Onkel. Schaut nur, hier ist Meile an Meile, und doch sehen wir nichts als Blätter. Was kann uns ein Blick auf den Ozean mehr geben?«

»Mehr?« erwiderte der Onkel und berührte sie ungeduldig mit dem Ellbogen, da er die Arme gekreuzt und die Hände in seinem rotlinnenen Wams stecken hatte, »mehr, Magnet? Sage lieber: was weniger? Wo sind denn die kräuselnden Wellen, die blauen Wasser, die Rollwogen, die Brandungen, die Walfische, die Wasserhosen und die endlose Bewegung in diesem bißchen Wald da, mein Kind?«

»Und wo sind die Baumwipfel, die festliche Stille, die duftigen Blätter auf dem Ozean, Onkel?«

»Unsinn, Magnet! Wenn du was von solchen Dingen verstündest, so wüßtest du, daß grünes Wasser dem Seemann Gift ist. Kaum einen Grünschnabel kann er weniger leiden.« »Aber grüne Bäume sind ganz was anderes. Horch! Dieser Ton ist das Säuseln des Windes in den Blättern.«

»Da sollst du mal einen Nordwest sausen hören, Mädel; aber freilich, einen Wind auf dem Verdeck kannst du dir nicht denken. Ha, wo sind die Kühlten, die Orkane, die Passat- und Ostwinde und ähnliches auf diesem Waldfleckchen hier? Und was für Fische schwimmen unter dieser zahmen Fläche?«

»Daß es hier Stürme gegeben hat, zeigt doch die Gegend ringsum, und, wenn auch nicht Fische, so sind doch Tiere unter diesen Blättern.«

»Weiß nicht«, brummte der Onkel mit dem absprechenden Ton eines Seemanns. »Man erzählte uns zu Albany manche Geschichte von wilden Tieren, mit denen wir zusammentreffen könnten, und doch haben wir nicht so viel gesehen, wie ein Seekalb erschrecken könnte. Weiß nicht, ob sich eins von diesen Landtieren mit einem Äquatorhai vergleichen läßt.«

»Seht!« rief die Nichte, die sich mehr mit der Betrachtung des endlosen Waldes als mit ihres Onkels Erklärungen beschäftigte, »dort steigt Rauch auf über den Gipfeln der Bäume. Mag der wohl aus einem Haus kommen?«

»Ja, ja, 's ist das Aussehen von was Menschlichem in diesem Rauch«, erwiderte der alte Seemann, »was mehr wert ist als tausend Bäume. Ich muß ihn Pfeilspitze zeigen, sonst segelt er noch an einem Hafen vorbei, ohne ihn zu erkennen. Wo Rauch ist, da muß auch wahrscheinlich ein Küchenraum sein.«

Als er ausgesprochen hatte, zog er die Hand aus dem Wams, berührte den Indianer, der in der Nähe stand, leicht an der Schulter und deutete auf eine dünne Dunstsäule, die sich in der Entfernung von ungefähr einer Meile langsam aus der Blätterwildnis emporstahl und in fast unmerklichen Nebelstreifen in der bebenden Atmosphäre verlor. Der Tuscarora war eine von jenen edeln Kriegergestalten, wie man sie unter den Ureinwohnern dieses Kontinents vor einem Jahrhundert häufiger antraf als gegenwärtig, und obgleich er oft genug mit den Kolonisten in Berührung gestanden hatte, um mit ihrer Sprache und ihren Sitten vertraut zu sein, so hatte er doch wenig oder gar nichts von der wilden Größe und der einfachen Würde eines Häuptlings verloren. Zwischen ihm und dem alten Seemann hatte zwar ein freundschaftlicher, doch etwas entfernter Verkehr stattgefunden, denn der Indianer war zu oft mit den Offizieren der verschiedenen militärischen Posten zusammengekommen, um nicht die subalterne Stellung seines gegenwärtigen Reisegefährten zu kennen. Die ruhige Zurückhaltung des Tuscarora übte denn auch immer ein solches Übergewicht auf den Seemann Charles Cap aus, daß dieser sich selbst in seiner fröhlichsten Laune oder in seinen dünkelvollsten Augenblicken keine Vertraulichkeit erlaubte, obschon ihr Verkehr bereits über eine Woche anhielt. Der Anblick des aufsteigenden Rauchs jedoch hatte ihn wie die plötzliche Erscheinung eines Segels auf der See ergriffen, und das erstemal während ihres Zusammenseins wagte er es, den Krieger auf die eben bezeichnete Weise zu berühren.

Das schnelle Auge des Tuscarora warf einen raschen Blick auf den Rauch. Dann erhob er sich leicht auf die Zehenspitzen und stand eine volle Minute mit erweiterten Nüstern da, gleich dem Reh, das in der Luft Gefahr wittert, und mit dem Blick eines gut dressierten Hühnerhundes, der auf den Wink seines Herrn lauert. Dann senkte er die Ferse mit einem schwachen, kaum vernehmbaren Ausruf in der sanften Tonweise, die einen so eigentümlichen Gegensatz zu dem rauhen Kriegsgeschrei der Indianer bildet. Seine Züge waren ruhig, und sein schnelles, dunkles Auge flog über das Blättermeer, als ob er mit einem Blick jeden Umstand erfassen wollte, der ihm Auskunft erteilen könnte. Die lange Reise, die sie durch den breiten Gürtel der Wildnis unternommen hatten, war notwendig mit Gefahr verbunden, wie Onkel und Nichte wohl wußten, obgleich sie nicht gerade bestimmen konnten, ob die Spuren von menschlicher Nachbarschaft gute oder schlimme Vorzeichen seien.

»Es müssen Oneidas oder Tuscaroras in der Nähe sein, Pfeilspitze«, sagte Cap. »Wird's nicht gut sein, in Verbindung mit ihnen zu treten, um ein Nachtlager in ihrem Wigwam zu kriegen?«

»Dort kein Wigwam«, antwortete Pfeilspitze in seiner unbeweglichen Weise, »zuviel Baum.«

»Aber Indianer müssen da sein; vielleicht einige von Euern alten Kameraden, Meister Pfeilspitze.«

»Kein Tuscarora – kein Oneida – kein Mohawk – Bleichgesichtsfeuer«.

»Der Teufel ist's! – Schau, Magnet! Das übersteigt den Grips eines Seemanns. Wir alten Seehunde können reden von eines Soldaten und eines Schiffers Tabakskauen und ein Soldatengat von einer Hängematte unterscheiden, aber ich glaube nicht, daß der älteste Admiral von Seiner Majestät Flotte einen Unterschied findet zwischen dem Rauch eines Königs und dem eines Kohlengräbers.«

Der Gedanke, in diesem Meer von Wildnis menschliche Wesen zu Nachbarn zu haben, hatte das Rot auf den frischen Wangen des hübschen Mädchens und den Glanz ihrer Augen erhöht. Doch schnell kehrte sie den überraschten Blick zu ihrem Verwandten, und da sie beide zu oft die Kenntnisse und den Instinkt des Tuscarora bewundert hatten, so sprach sie mit Zögern:

»Ein Bleichgesichtsfeuer? Gewiß, Onkel, das kann er doch nicht wissen?«

»Zehn Tage früher, Kind, würd' ich drauf geschworen haben; aber jetzt weiß ich bei Gott nicht, was ich glauben soll. – Ich möchte mir die Freiheit nehmen zu fragen, warum Ihr Euch einbildet, daß dies der Rauch eines Bleichgesichts und nicht einer Rothaut ist?«

»Feucht Holz«, erwiderte der Krieger mit einer Ruhe, ähnlich der eines Pädagogen, der seinem ungelehrigen Zögling ein Exempel klarzumachen sucht. »Viel feucht – viel Rauch; viel Wasser – schwarzer Rauch.«

»Aber, Vergebung, Meister Pfeilspitze, der Rauch ist weder schwarz noch ist es viel. Wie ich erkennen kann, ist's ein so lichter und leichter Rauch, als je aus eines Kapitäns Teekessel stieg, wenn zum Brennmaterial bloß einige Schnitzel von den Ballastunterlagen zu finden waren.«

»Zuviel Wasser«, entgegnete Pfeilspitze mit leichtem Kopfnicken. »Tuscarora zu schlau, zu machen Feuer mit Wasser; Bleichgesicht zuviel Buch, und brennt alles; viel Buch – wenig Wissen.«

»Vernünftig, ich geb's zu«, sagte Cap, der eben kein Freund von Büchern war, »das ist ein Stich auf dein Lesen, Magnet. Der Häuptling hat nach seiner Weise verständige Ansichten von den Dingen. Wie weit aber sind wir nach Eurer Berechnung noch von der Pfütze, die Ihr den großen See nennt, und auf die wir nun schon so viele Tage lossteuern?«

Der Tuscarora blickte auf den Seemann mit ruhiger Überlegenheit und sprach:

»Ontario wie Himmel; eine Sonne und große Reisende wird es erfahren.«

»Schön, ich kann's nicht leugnen, daß ich ein großer Reisender gewesen bin, aber von all meinen Reisen war diese die längste, die am wenigsten einträgliche und die weiteste zu Lande. Wenn dieser Frischwasserbottich so nah und doch so groß sein soll, Pfeilspitze, so sollte man doch glauben, daß ihn ein Paar gute Augen auffinden könnten; denn es sieht so aus, als ob man alles, innerhalb dreißig Meilen, von diesem Lugaus sehen könnte.«

»Sehen«, sagte Pfeilspitze, indem er einen Arm mit ruhiger Würde ausstreckte, »Ontario.«

»Onkel, Ihr seid gewöhnt zu schreien, ›Land ho‹! Aber nicht ›Wasser ho‹, und seht es deshalb nicht«, rief die Nichte mit Lachen, wie die Mädchen über ihre eigenen Einfälle zu tun pflegen. »Wie, Magnet! Glaubst du, daß ich mein angeborenes Element nicht kennen würde, wenn ich's zu Gesicht bekäme?«

»Aber der Ontario ist nicht Euer angeborenes Element, lieber Onkel, denn Ihr kommt von dem Salzwasser, und dieses Wasser ist süß.«

»Das könnt' allenfalls für den jungen Seemann einen Unterschied machen, aber nirgends in der Welt für einen alten. Ich würde das Wasser kennen, und wenn ich's in China zu Gesicht bekäme.«

»Ontario«, wiederholte Pfeilspitze begeistert, und deutete gegen Nordwest.

Cap blickte auf den Tuscarora zum erstenmal seit dem Beginn ihrer Bekanntschaft mit einem gewissen Anflug von Verachtung, obgleich er nicht ermangelte, der Richtung von Auge und Arm des Häuptlings zu folgen, die allem Anschein nach auf eine leere Stelle des Himmels in kleiner Entfernung über der Blätterfläche hinwiesen.

»Ja, ja; es entspricht ganz der Erwartung, die ich mir machte, als ich die Küste verließ, um einen Süßwasserteich aufzusuchen«, erwiderte Cap mit Achselzucken, gleich einem Manne, der mit sich im reinen ist und alle weiteren Worte für unnötig hält. – »Der Ontario mag da, oder meinetwegen in meiner Tasche sein. Schön, schön, ich will auch annehmen, daß er groß genug ist, unser Kanu darauf zu handhaben, wenn wir erst da sind. Aber, Pfeilspitze, wenn Bleichgesichter in unserer Nachbarschaft sind, so hätt' ich wohl Lust, sie anzurudern.«

Der Tuscarora gab durch ein ruhiges Kopfnicken seine Zustimmung, und die ganze Gesellschaft verließ schweigend die Wurzeln des umgestürzten Baumes. Ais sie den Boden erreicht hatten, deutete Pfeilspitze seine Absicht an, gegen das Feuer hin zu gehen und sich über dessen Lage Sicherheit zu verschaffen. Zugleich hieß er sein Weib und die beiden anderen Reisenden zu dem Kanu, das sie in dem nahen Strom gelassen hatten, zurückkehren und seine Wiederkunft erwarten.

»Warum, Häuptling?« erwiderte der alte Cap. »Das möchte wohl angehen auf Ankergrund und in Landweite, wenn man die Fähre kennt. Aber in so unbekannter Gegend, wie diese, halt' ich's nicht für ratsam, sich den Lotsen so weit vom Schiff entfernen zu lassen, und wir wollen deshalb, mit Eurer Erlaubnis, unsere Gesellschaft nicht trennen.«

»Was mein Bruder verlangen?« fragte der Indianer ernst, doch ohne durch dies offene Mißtrauen beleidigt zu sein.

»Eure Gesellschaft, Meister Pfeilspitze, und sonst nichts. Ich will mit Euch gehen und diese Fremden sprechen.« Der Tuscarora willigte ohne Bedenken ein und beauftragte sein geduldiges, unterwürfiges Weibchen, das selten ihr schwarzes Auge anders als mit dem gleichen Ausdruck der Achtung, der Furcht und der Liebe auf ihn richtete, sich zu dem Boot zu begeben. Nun erhob sich aber für Magnet eine Schwierigkeit. Obgleich mutig und, wo es galt, von großer Entschlossenheit, war sie doch ein Weib, und der Gedanke, in der Mitte einer Wildnis, von deren Unabsehbarkeit sich eben erst ihre eigenen Sinne überzeugt hatten, von ihren beiden männlichen Beschützern verlassen zu werden, wurde ihr so peinigend, daß sie lieber den Onkel begleiten wollte.

»Die Bewegung wird mir nach dem langen Sitzen im Kanu ganz gut bekommen, lieber Onkel«, fügte sie bei, als das Blut langsam auf die Wangen zurückkehrte, die erblaßt waren, obwohl sie ruhig erscheinen wollte; »und vielleicht sind auch Frauen bei den Fremden.«

»So komm denn, Kind. Es ist ja nur 'ne Kabellänge, und wir werden wohl eine Stunde vor Sonnenuntergang zurück sein.«

Darauf schickte sich Mabel Dunham an, die Männer zu begleiten, indes Junitau, das Weib des Indianers, geduldig ihren Weg nach dem Boot nahm, da sie zu sehr an Gehorsam, Einsamkeit und düstere Wälder gewöhnt war, um Furcht zu fühlen.

Die drei, die in der Windgasse zurückgeblieben waren, suchten nun rings um deren verwickelte Irrgänge ihren Weg und gelangten in dieser Richtung an den Saum des Waldes. Einige Blicke genügten dem Indianer; aber der alte Cap beriet sich über die Richtung des Rauches mit einem Taschenkompaß, bevor er sich dem Schatten der Bäume anvertraute.

»Dieses Steuern nach der Nase, Magnet, mag wohl für einen Indianer gut genug sein, aber ein rechter Seemann kennt die Tugend der Nadel«, sagte der Onkel, indes er sich mühte, dem leicht dahinschreitenden Tuscarora auf der Ferse zu folgen. »Auf mein Wort, Amerika würde nie entdeckt worden sein, wenn Kolumbus nichts als seine Nasenlöcher gehabt hätte. Freund Pfeilspitze, habt Ihr je eine Maschine gesehen wie die hier?«

Der Indianer drehte sich um, warf einen Blick auf den Kompaß, den Cap so hielt, daß er die Richtung ihres Weges anzeigte, und antwortete ernst:

»Ein Bleichgesichtsauge. Tuscarora in seinen Kopf sehen. Das Salzwasser (denn so benannte der Indianer seinen Gefährten) nun ganz Auge; keine Zunge.«

»Er meint, Onkel, daß wir still sein sollen. Vielleicht traut er den Personen nicht, mit denen wir zusammentreffen wollen.«

»Ach, es ist Gewohnheit eines Indianers, wenn er zu bewohnten Quartieren kommt. Du siehst, daß er die Pfanne seines Gewehrs untersucht, und es wird wohl gut sein, wenn ich bei meinen Pistolen das gleiche tue.«

Ohne bei diesen Vorbereitungen Unruhe zu verraten, da sie während ihrer langen Reise durch die Wildnis daran gewöhnt worden war, hielt sich Mabel mit einem Schritt, so leicht und elastisch wie der des Indianers, dicht an ihre Begleiter. Während der ersten halben Meile beobachteten sie, außer einem tiefen Schweigen, keine weitere Vorsichtsmaßregel. Als sie sich aber mehr der Stelle näherten, wo sie das Feuer finden mußten, wurde eine größere Sorgfalt nötig.

Der Urwald stört unter den Baumkronen die Aussicht gewöhnlich nur durch die schlanken, geraden Baumstämme. Alle Vegetation hatte sich zum Licht emporgehoben, und unter dem Laubhimmel ging man wie durch ein weites Gewölbe, das sich auf Myriaden roher Säulen stützt, die oft dazu dienen, den Abenteurer, den Jäger oder den Feind zu verbergen; und je mehr Pfeilspitze mit schnellen Schritten der Stelle nahte, wo ihn seine geübten, unfehlbaren Sinne den Aufenthalt der Fremden erwarten ließen, desto leichter wurden seine Tritte, desto wachsamer sein Auge, desto größer die Sorgfalt, seine Person zu verbergen.

»Sehen, Salzwasser«, sagte er triumphierend, indem er auf eine Öffnung zwischen den Bäumen deutete, »Bleichgesichtsfeuer!«

»Bei Gott, der Bursch hat recht«, brummte Cap. »Da sind sie, sicher genug, und verzehren ihr Mahl so ruhig, als ob sie sich in der Kajüte eines Dreideckers befänden.«

»Pfeilspitze hat nur halb recht«, flüsterte Mabel, »denn dort sind zwei Indianer und nur ein Weißer.«

»Bleichgesichter«, sagte Tuscarora und hob zwei Finger in die Höhe, »roter Mann«, fuhr er fort, indem er mit einem Finger zeigte.

»Gut«, erwiderte Cap, »es ist schwer zu sagen, wer recht oder unrecht hat. Einer ist ganz weiß und ein feiner, anständiger Bursch mit einem respektabeln Aussehen. Der andere ist eine so gute Rothaut, als nur Farben und Natur hervorzubringen vermögen; aber der dritte Kunde ist halb aufgetakelt und weder Brigg noch Schoner.«

»Bleichgesichter«, wiederholte Pfeilspitze, indem er wieder zwei Finger erhob, »roter Mann«, nur einen zeigend.

»Es muß wahr sein, Onkel, denn sein Auge scheint nie zu irren. Aber wir müssen nun wirklich wissen, ob wir mit Freunden oder Feinden zusammentreffen. Es könnten Franzosen sein.« »Eine einzige Begrüßung wird uns bald ins klare setzen«, entgegnete Cap. »Stell dich hinter diesen Baum, Magnet, damit sich's die Spitzbuben nicht in den Kopf setzen, eine Lage zu geben, ohne zu parlamentieren. Ich will bald erfahren, unter was für einer Flagge sie segeln.«

Der Onkel hatte seine beiden Hände in der Form eines Trompetenbechers an den Mund gesetzt und war daran, die verheißende Begrüßung zu geben, hätte nicht Pfeilspitze durch eine rasche Handbewegung seine Absicht vereitelt, indem er das extemporierte Instrument in Unordnung brachte.

»Roter Mann, Mohikan«, sagte der Tuscarora; »gut; Bleichgesichter, Yengeese.«

»Das ist eine Himmelspost«, flüsterte Mabel, die an der Aussicht auf einen tödlichen Kampf in dieser abgelegenen Wildnis wenig Geschmack fand. »Wir wollen zusammen hingehen, lieber Onkel, und uns als Freunde vorstellen.«

»Gut«, sagte der Tuscarora, »roter Mann kalt und klug; Bleichgesicht übereilt und Feuer. Lassen die Squaw gehen.«

»Was!« rief Cap erstaunt, »den kleinen Magnet als Lugaus voranschicken, während zwei faule Schlingel, wie Ihr und ich, stillliegen, um zu sehen, was sie für Land antun wird? Ehe ich das zugebe, will ich –«

»Es ist das Klügste, Onkel«, unterbrach ihn das mutige Mädchen, »und ich hab' nichts zu fürchten. Kein Christ wird auf ein Weib Feuer geben, das er allein kommen sieht, und meine Gegenwart wird als eine Bürgschaft friedlicher Gesinnungen gelten. Laßt mich vorangehen, wie Pfeilspitze wünscht, und es wird alles gut werden. Wir sind bis jetzt unbemerkt geblieben und werden die Fremden überraschen, ohne Unruhe zu erregen.«

»Gut«, erwiderte der Indianer, der seinen Beifall über Mabels Mut nicht verhehlte.

»Die Sache sieht gar nicht seemännisch aus«, antwortete Cap, »aber da wir hier in den Wäldern sind, so weiß ja niemand darum. Wenn du glaubst, Mabel –«

»Onkel, du brauchst für mich keine Besorgnisse zu hegen. Und wär's auch der Fall, Ihr seid ja nah' genug, mich zu beschützen.«

»Gut! aber nimm eine von den Pistolen mit, denn –«

»Nein, ich verlasse mich besser auf meine Jugend und meine Schwäche«, sagte das Mädchen lächelnd. »Unter christlichen Männern ist Schutzbedürftigkeit des Weibes bester Schirm. Ich versteh' mich nicht auf Waffen und will ihren Gebrauch nicht kennenlernen.«

Der Onkel ließ sie gewähren, und nachdem ihr der Tuscarora einige Vorsichtsmaßregeln empfohlen hatte, faßte Mabel all ihren Mut zusammen und ging allein auf die in der Nähe des Feuers sitzende Gruppe zu. Obgleich das Herz des Mädchens schneller schlug, so war doch ihr Schritt fest, und ihre Bewegungen ließen kein inneres Widerstreben erkennen. Eine Grabesstille herrschte in dem Wald, denn die Gruppe, der sie sich näherte, war zu sehr mit ihrem Essen beschäftigt, um auf anderes zu achten. Als jedoch Mabel dem Feuer auf ungefähr hundert Fuß nahe gekommen war, trat sie auf einen trockenen Ast, und so schwach das Geräusch unter ihrem leichten Tritt war, genügte es doch, den Indianer, den Pfeilspitze als einen Mohikaner bezeichnet hatte, und seinen Gefährten, über dessen Charakter man nicht hatte einig werden können, mit Gedankenschnelle auf die Beine zu bringen. Ihr Blick fiel zuerst auf ihre an einen Baum gelehnten Gewehre; aber beide standen still, ohne den Arm auszustrecken, als ihnen die Gestalt des Mädchens vor die Augen trat. Der Indianer murmelte seinen Gefährten einige Worte zu und nahm dann, so ruhig als ob gar keine Unterbrechung vorgefallen wäre, den Sitz beim Mahle wieder ein. Der weiße Mann dagegen verließ das Feuer und ging Mabel entgegen.

Das Mädchen sah, daß sie sich hier wirklich an einen Mann von ihrer Farbe zu wenden hatte, obgleich sein Anzug aus einer so sonderbaren Mischung beider Rassentrachten bestand, daß es wohl eines näheren Blickes bedurfte, um sich Gewißheit zu verschaffen. Er war von mittlerem Alter, und sein zwar nicht schönes Gesicht trug den Ausdruck einer biederen Offenheit, fern von jedem Zug der Arglist, so daß sich Mabel schnell überzeugen konnte, es drohe ihr hier keine Gefahr. Dennoch blieb sie stehen, indem sie vielleicht der Macht der Gewohnheit, vielleicht auch einem inneren Gefühl gehorchte, das sie unter diesen Verhältnissen verhinderte, so ohne alle Umstände auf eine Person des andern Geschlechtes zuzugehen.

»Fürchten Sie nichts, Fräulein«, sagte der Jäger, denn als solchen mochte ihn sein Anzug bezeichnen; »Sie sind in der Wildnis mit Christen und Männern zusammengetroffen, die alle guten und friedlichen Leute liebevoll zu behandeln wissen. Ich bin wohlbekannt in diesen Gegenden, und vielleicht hat einer meiner Namen Ihr Ohr erreicht. Bei den Franzosen und den Rothäuten auf der andern Seite des großen Sees heiß' ich La Longue Carabine, bei den Mohikanern, deren Stamm gutgesinnt und aufrichtig ist, soviel von ihm noch übrig, bin ich Falkenauge, indes mich die Truppen und Jäger auf dieser Seite des Wassers Pfadfinder nennen, weil es bekannt ist, daß ich noch nie das eine Ende einer Fährte, mochte es die eines Mingos oder die eines meiner Hilfe bedürftigen Freundes sein, verloren habe, wenn ich das andere gefunden hatte.«

Er brachte dies alles nicht in prahlerischem Ton, wohl aber mit der treuherzigen Zuversicht eines Mannes vor, der wohl wußte, daß er keine Ursache hatte, sich dessen zu schämen, mochte er unter was immer für einem Namen bekannt sein. Der Eindruck auf Mabel war ein augenblicklicher. Sobald sie den letzten Beinamen gehört hatte, schlug sie die Hände lebhaft zusammen und wiederholte das Wort –

»Pfadfinder!«

»So nennt man mich, liebes Kind, und mancher große Herr ist zu einem Titel gekommen, den er nicht halb so gut verdiente; obgleich ich mir wahrhaftig mehr darauf einbilden möchte, meinen Weg zu finden, wo kein Pfad ist, als einen zu finden, der vor mir liegt. Aber die regulären Truppen nehmen's nicht so genau und wissen meist keinen Unterschied zu machen zwischen Pfad und Fährte, obgleich sie den einen vor Augen haben und von der andern wenig mehr als der Geruch vorhanden ist.«

»So seid Ihr der Freund, den uns mein Vater entgegenzusenden versprochen hat?«

»Wenn Sie Sergeant Dunhams Tochter sind, so hat der große Prophet der Delawaren nie ein wahreres Wort gesprochen.«

»Ich bin Mabel, und dort, hinter den Bäumen verborgen, sind mein Onkel Cap und ein Tuscarora, namens Pfeilspitze. Wir hofften Euch erst in größerer Nähe des Sees zu treffen.«

»Ich wünschte, ein besser gesinnter Indianer wär' euer Führer gewesen«, sagte der Pfadfinder; »denn ich bin kein Freund der Tuscaroras, die immer zu weit weg gewandert sind von den Gräbern ihrer Väter, um sich noch des großen Geistes zu erinnern, und Pfeilspitze ist ein ehrgeiziger Häuptling. Ist Junitau bei ihm?«

»Sein Weib begleitet uns. Sie ist ein demütiges und sanftes Geschöpf.«

»Und ein treues Herz obendrein, was mehr ist, als man von ihrem Mann rühmen kann, wenn man ihn kennt. Nun schön! Wir müssen den Gefährten nehmen, wie ihn die Vorsehung gibt, indes wir der Fährte des Lebens folgen. Ich glaube, daß man einen schlechteren Wegweiser hätte finden können als den Tuscarora, obgleich er zuviel Mingoblut hat für einen Mann, der stets in der Gesellschaft der Delawaren lebt.«

»Es ist vielleicht ein glücklicher Zufall, daß wir zusammengetroffen sind.«

»In jedem Fall kein unglücklicher; denn ich habe dem Sergeanten versprochen, sein Kind wohlbehalten in seine Garnison zu bringen, und wenn ich drüber zugrunde gehen müßte. Wir hofften, euch zu treffen, ehe ihr die Wasserfälle erreicht, wo wir unser eigenes Kanu gelassen haben; doch wir dachten, ihr würdet euch nicht grämen, wenn wir einige Meilen weiter heraufkämen, um im Notfall zu euern Diensten zu sein. Es ist übrigens gut, daß wir's taten, denn ich zweifle, ob Pfeilspitze der Mann ist, durch die Strömung zu fahren.«

»Hier kommt mein Onkel und der Tuscarora; unsere Gruppen können sich daher jetzt vereinigen.«

Als Mabel geendet hatte, kamen Cap und der Indianer näher, denn sie sahen, daß die Verhandlung freundschaftlich war. Einige Worte genügten, sie von dem in Kenntnis zu setzen, was das Mädchen von den Fremden erfahren hatte. Sobald dies geschehen war, begab sich die Gesellschaft zu den andern beiden, die ruhig bei ihrem Feuer geblieben waren.