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Shelley Lubben

Pornographie.

Die größte Illusion der
Welt

Aus dem Amerikanischen von Maria Weiß

Ruhland Verlag

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Die Bibelstellen sind entnommen : Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Erste Auflage 2016

ISBN 978-3-88509-125-7 (epub)

ISBN 978-3-88509-126-4 (mobi)

Copyright © Ruhland Verlag, Bad Soden 2016

Shelley Lubben, Pornographie. Die größte Illusion der Welt
Lektorat: Susanna Reinacher, BGP

Umschlagbild: © Shelley Lubben

Alle Rechte vorbehalten.

Printed in Germany with love by CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

www.ruhland-verlag.de

 

Widmung

Dieses Buch ist den Hunderten von Frauen und Männern gewidmet, die in der Pornoindustrie ihr Leben ließen – durch Aids, Selbstmord, Mord und die Folgen ihres Drogenkonsums.

Jetzt finden eure Stimmen Gehör.

 

 

Vorwort von Sindy Sunshine

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich war noch ein Kind, als ich mit Pornographie in Berührung kam. Hier und da fand ich diese Hefte, mit Bildern von nackten Körpern: Männer und Frauen in eindeutigen Posen. Zuerst fand ich das abstoßend und befremdlich. Dennoch zog es mich in seinen Bann.

Warum hatte man diese Magazine überhaupt versteckt? dachte ich. Ich muss auf ein Geheimnis gestoßen sein! Auch dachte ich: So muss ich mich also geben, um von den Jungs akzeptiert zu werden. Und: Aha! So geht „Liebe“ also.

In der 5. Klasse schaute ich bei Freunden zu Hause richtige Pornofilme. Nun sah ich dieses Spektakel mit all seinen Bewegungsabläufen. Diese Pornoszenen, die ich damals anschaute, sehe ich noch heute in meinem Kopf genau vor mir.

Die Magazine „Bravo“, „Girl“ und „Mädchen“ waren aufregend und inspirierend, und die erotischen Liebesromane, die ich verschlang, taten ihr Übriges, um mich vollends sexuell aufzupeitschen. Niemand sagte etwas dazu, niemand nahm mich bei der Hand, um mir zu erklären, womit ich es da zu tun hatte oder welche Konsequenzen es für mich haben würde. Die Erwachsenen selbst hatten diese Materialien ja besorgt, und wir Kinder stöberten sie natürlich auf, egal, wo man sie versteckte.

Am Ende dieser subtilen Zuflüsterung verschlang ich alles, was auf irgendeine Art und Weise eine erotische oder sexuelle Wirkung auf mich hatte. Und glaubte diesen Bildern aus der Porno-Welt. Diese Frauen und die Macht, die sie über Männer hatten: das bewunderte ich. Ich wollte so sein wie sie, trainierte hart dafür, vor dem Spiegel, in der Öffentlichkeit, im Umgang mit anderen, bis ich endlich so wurde wie sie. Von Verführung zu Verführung lebte ich, es war ein Spiel. Männern den Verstand zu rauben, sie anzulocken, um sie dann wieder wegzustoßen, verheiratete Männer auf Abwege zu bringen, das war damals wie ein Sport für mich.

In Pornos sieht man keine intakten Beziehungen. Da geht es um Intrigen, Spaß und Spontaneität, immer und überall ist man sexuell aktiv, und man liefert sich der sexuellen Gier aus, ganz egal, ob man moralische Ordnungen bricht oder Werte mit Füßen tritt. Und so lebte auch ich, angefacht von dieser Porno-Welt.

Ich bekam Bewunderung. Geschenke. Man bot mir auch Geld. Und den Einstieg in die Sexindustrie. Man beteuerte mir, dass ich mir als Edel-Escort mit eigenem Bodyguard oder als Web-Cam-Girl eine goldene Nase verdienen würde.

„Ich bin doch keine Prostituierte!“, antwortete ich empört.

Aber ich lebte wie eine – und fühlte mich auch so – immer mehr.

Ich hatte das, wovon ich annahm, dass ich es wollte und dass es mich glücklich machen würde. Und war doch todunglücklich.

Mein Herz war leer. Ziele gab es keine. Aufgaben gab es nicht, Beziehungen gab es nicht, Liebe gab es nicht. Eigentlich wollte ich doch nur glücklich sein und dem entsprechen, was man von mir als Frau scheinbar erwartete. Als ich dann auch noch krank wurde, wollte ich mir das Leben nehmen.

Und dann las ich von Shelley Lubben, dem Pornostar, der ausgestiegen war und heute gegen Pornographie kämpft.

Ich schrieb ihr. Und sie antwortete.

Sie rief mich an. Und mein Leben wurde gerettet.

Es ist eine lange Geschichte, und die Begegnungen mit Shelley sind nur ein Teil davon. Jesus Christus, die „Hillsong Church“ in Paris und das „Mercy Ministries“-Haus in England kommen auch darin vor. Und vieles mehr. Wunderbares.

Heute vertrete ich Shelley‘s Initiative „Pink Cross“ in Europa, ich setze ihre Arbeit hier fort, betreue Prostituierte, Ex-Prostituierte und deren Klinenten, berate Pornodarstellerinnen und -darsteller und Pornosüchtige. Es sind so unglaublich viele!

Gemeinsam mit unseren Mitstreiterinnen und Mitstreitern versuche ich, die Gesellschaft zu sensibilisieren: darüber, was Pornographie wirklich ist.

Pornos zerstören Beziehungen; sie führen Konsumenten und auch Darsteller in tiefe Abhängigkeit; sie sind der Wegbereiter für den Bedarf und die Akzeptanz von human sex trafficking – Menschenhandel mit sexueller Ausbeutung. Diese moderne Form der Sklaverei möchten wir an der Wurzel packen, und deshalb bin ich mit „Pink Cross Deutschland“ auch Mitglied im Verein „Gemeinsam gegen Menschenhandel“. Ich stehe auch mit anderen Vereinen in engerer Zusammenarbeit und Freundschaft: „Neustart“ und „Alabaster Jar“, die ein Begegnungscafé für Prostituierte an einem Berliner Straßenstrich betreiben, „Mission Freedom“ und „pinkdoor“, die Schutzhäuser für Frauen aus der Sexindustrie eingerichtet haben und das „Netzwerk gegen Menschenhandel“, das mit seinem Aufklärungsprogramm „Liebe-ohne-Zwang“ auf die sogenannte Loverboy-Masche aufmerksam macht.

Pornographie ist ein gigantischer Geschäftsbereich, und wer dagegen angeht, macht sich Feinde. Shelley Lubben ist auf jede vorstellbare Weise bedroht worden. Sogar ihre Kinder wurden bedroht. Kein Feind ist bedeutungslos genug. Sogar auf mich, ein absolutes No-Name-Girl, hagelt es Kritik und auch Lügengeschichten. Menschen, die sich über Facebook als „Opfer der Pornoindustrie“ melden, entpuppen sich als Fake-Profile. Dahinter steht der Versuch, an private Informationen über „Pink Cross“-Mitarbeiter zu gelangen und uns durch Beschuldigungen und Beleidigungen mürbe zu machen.

Und wenn Sie sich stundenlang, ja sogar wochenlang, um einen Menschen bemüht haben, der sich dann grinsend abmeldet und seinen Selbstmord oder die Rückkehr in die Sexindustrie ankündigt, dann haben Sie während dieser Zeit nicht nur keinem anderen helfen können, nein, Sie sind auch selbst tief verletzt worden. Und es gibt perfide „Anti-Pink-Cross“ und „Anti-Shelley“-Kampagnen in den USA.

Was ist nun die Wahrheit? Selbst Familienangehörige beschuldigen Shelley der Falschaussagen, was ihre Kindheit anbelangt. Ein typisches Phänomen der Psychologie: Jeder empfindet anders, und kaum einer hat die gleiche Sicht auf gemeinsam Erlebtes. Was Shelleys Zeit in der Sexindustrie betrifft, gibt es genügend Kolleginnen, die bestätigen können, wie es den Menschen dort ergeht. Und kann es zuletzt überhaupt eine „objektive“ Meinung geben, wenn man selbst involviert oder sogar belastet ist? Gerade, wo es um das Thema Sex geht? Im schlimmsten Fall ist es dann eben eine Geschichte. Aber eine, die wirklich so passiert sein könnte. Und meines Erachtens auch so passiert ist.

Shelley ist eine Frau, die mutig genug war, ihre nicht wirklich glamouröse Geschichte zu Papier zu bringen und sie der ganzen Welt mitzuteilen, die sonst davon nicht viel mitbekommen hätte. Eigentlich will man all die Hässlichkeit lieber unter den Teppich kehren. Doch Shelley hat das nicht getan. Sie hat sich öffentlich zu ihrer Geschichte und zu ihren Schlußfolgerungen daraus bekannt. Und das hat viele Menschen gerettet. Auch mich.

Ich glaube heute, dass Gott die reine Liebe ist. Dieser Gott, der die Liebe und den Sex geschaffen hat, das ist der Gott, den Shelley mir vorgestellt hat.

Meine Suche nach perfect love hat sich gelohnt.

Auch wenn ich lange auf dem falschen Weg war, so liegt es mir doch fern zu sagen, dass andere schuld seien. Wir selbst tragen die Verantwortung für unser Handeln. Doch hätte ich nur früher die Stimme der Wahrheit gehört! Wäre mir jemand wie Shelley früher begegnet!

Und weil ich selbst keine realistische Wahlmöglichkeit gehabt habe, möchte ich sie anderen geben!

Und wie lange hatte ich damals auf dem falschen Weg gesucht, wie so viele andere auch! Und es werden immer mehr! In einer Welt voller Selbstsucht, in der es zwar selten an Sex, umso häufiger aber an Liebe und auch an Güte mangelt. Ich war getrieben von dem Verlangen danach. Ich wollte denen nacheifern, die anscheinend Erfolg im „Liebesgeschäft“ hatten.

Innerlich beschäftigt dieses Thema vielleicht alle Menschen, einmal mehr, einmal weniger. Aber die Menschen, die in der Sexindustrie oder in einem von ihr geprägten Lebensstil gefangen sind, hängen der Illusion an, dass man mit der Gabe von Sex nicht nur Ruhm und Reichtum, sondern irgendwann auch Akzeptanz und Liebe erreichen könnte.

Welch ein Irrglaube, den uns die Gesellschaft da auftischt!

Denn die tiefe Sehnsucht nach Wahrheit und Liebe wird nie gestillt. Sehen Sie sich nur einmal die Statistiken über das Leben und häufig leider auch den viel zu frühen Tod der Pornodarsteller an. Forschen Sie selbst nach der Wahrheit, studieren Sie die Lebensberichte der Überlebenden aus der Sexindustrie!

Und der von der Porno-Welt geprägte Lebensstil pflanzt den Menschen falsche Erwartungen an Sex ein, er führt dazu, dass Männer noch stärker manipulativ im Hinblick auf das „Rumkriegen“ agieren und Frauen sich noch verzweifelter so in Szene setzen, dass sie zu denen gehören, die man rumkriegen will. Und auch wenn mein Leben heute ganz anders ist, bekomme ich doch ständig Sexangebote von Männern. Jeden Tag kann ich am Verhalten der Menschen sehen, was die Pseudo-Freiheit, in der wir leben, mit den Menschen macht.

Eins ist den Sexangeboten immer gemein: Liebe ist nicht eingeplant. Eine Frau müsste sich „Liebe“ irgendwie erschleichen. Mit Tricksereien und Manipulation. Und die Erwartungen an Sex sind stark der pornographischen Bilderflut entnommen. Die Leute in meinem Alter haben also fast keine echte Möglichkeit mehr, tragfähige Liebesbeziehungen aufzubauen, geschweige denn, eine auf die Zukunft und Kinder ausgerichtete Ehe.

Und dabei könnte Sex so schön sein!

Und natürlich, wir alle sind Menschen, wir sehnen uns nach erfüllter Sexualität, nach Liebe und nach echten Beziehungen, in denen wir so sein können, wie wir wirklich sind. Und wir alle leben in diesem Spannungsfeld, dass wir einerseits die Lügen da draußen durchschauen können, wenn wir denn wollen, und uns andererseits doch ein wenig Zugehörigkeit und einen Geliebten wünschen, der real ist und uns nicht nur deshalb flüchtig in sein Leben lässt, weil wir im passenden Augenblick seinem sexuellen Forderungskatalog entsprechen.

Wundern Sie sich also nicht, dass wir hier bei „Pink Cross“ alle Menschen aus Fleisch und Blut sind, die leiden, angreifbar sind, sich sehnen, umfallen, wieder aufstehen und trotzdem für die Sache der sexuellen Integrität aller Menschen kämpfen! Kreiden Sie uns nicht unsere Schwäche und Verwundbarkeit an! Wir können Fehler machen und stürzen, aber das macht unser Ziel nicht falsch.

Das Ziel von „Pink Cross Europe“ ist es, in jedem europäischen Land eine Anlaufstation für Menschen zu haben, die erkannt haben, dass ihre Faszination für die Pornographie ins Leere führt. Ob als Konsument oder Darsteller, Porno ist eine Illusion, eine Lüge und eine Sucht. Und wir bieten diesen Menschen Rat und Hilfe.

Ich denke nicht schlecht von diesen Menschen. Ich denke auch nicht schlecht über Sie, sollten Sie selbst von Pornographie fasziniert sein. Wissen Sie, ich war doch selbst fasziniert von dieser Porno-Welt, ich habe mich irreführen lassen vom Schein und hätte fast mit meinem Leben dafür bezahlt. Ich verurteile niemanden, nein, wirklich nicht, denn ich weiß sehr viel darüber, wie es uns Menschen dort hineinziehen kann.

In Ihren Händen halten Sie nun das Buch einer Frau, die mir sehr viel bedeutet. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen der Sexindustrie, mit der Lebensgeschichte von Shelley Lubben. Sehen Sie sich mit ihr eine der Darstellerinnen der Sexindustrie so an, wie sie über sich selbst schreibt. Und am Ende entscheiden Sie.

Ich will ehrlich mit Ihnen sein. Gott will, dass wir in der Wahrheit leben. Manipulation, auch die pornographische Manipulation, benutzt andere Menschen, um sie gefügig zu machen, um sie in ein Verlangen und später in Abhängigkeit zu führen, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. So funktioniert die gesamte Sexindustrie, vom Table-Dance-Club über den Puff, die Prostitution und den Swinger-Club bis hin zum Porno.

Denken Sie daran: Auch wenn eine Pornodarstellerin im Rampenlicht zufrieden aussieht, wünscht ihr Herz sich tief in ihrem verletzten Inneren, geliebt zu werden. Ich selbst war auf dieser Suche nach Liebe und fand den Bericht von Shelley. Und sie führte mich zum Retter meines Lebens: Jesus Christus.

Vielleicht tut dieses Buch ja das Gleiche für Sie. Vielleicht erhalten Sie aber auch einfach nur einen realistischen Einblick in die Sexindustrie, in der Menschen verheizt werden, ohne Mitgefühl, aber mit viel Alkohol und Drogen, ohne Herzenswärme, aber mit vielen geschickten Lügen. Und das alles, um Menschen in ihren Bedürfnissen, ihren Schwächen und Hoffnungen auszunutzen und auszubeuten und daraus Gewinne zu erwirtschaften, die nur möglich sind, weil Gottes Ordnungen gebrochen, die Würde des Menschen verletzt und Moral mit Füßen getreten wurde.

Ich wünsche Ihnen von Herzen das Gute!

Dass die Menschen um Sie herum Sie schätzen!

Dass sie Sie in Ihrer von Gott gegebenen Würde ehren und lieben!

Gott segne Sie jetzt beim Lesen und in Ihrem Leben mit Wahrheit und mit Liebe!

Sindy Sunshine

Pink Cross Deutschland

 

 

Ein Wort von Shelley

Wer sich vornimmt, ein Buch zu schreiben über seine grauenvollen Erfahrungen in der illegalen Pornoindustrie und die Jahre des sexuellen Missbrauchs von der Kindheit an bis in die Prostitution hinein, der steht vor einer entsetzlichen Aufgabe und ist darauf angewiesen, dass der Leser ihm große Liebe und viel Verständnis entgegenbringt. Es ist das Schwerste, was ich je tun musste, und es brauchte viele Jahre des Schmerzes und viel Vorbereitung und Gebet, bevor ich es tun konnte.

Durch die Gnade des Allmächtigen habe ich es nun geschrieben, und jetzt brauche ich Sie, dass Sie es lesen. Ich brauche Ihre Mitarbeit, dass Sie lesen von der Ausbeutung und der Gewalt gegen Frauen und Männer in der Pornoindustrie, damit Heilung beginnen kann. Ich will, dass Sie begreifen: Jeder Klick auf eine Porno-Seite trägt dazu bei, dass kostbare Menschenleben zerstört werden.

Bitte lesen Sie dieses Buch bis zum letzten Wort durch; dann neigen Sie Ihr Haupt vor dem Himmel und weinen Sie so lange, bis Sie nur noch zu einem die Kraft haben: aufzuhören mit dem Anschauen von Pornos.

Dieses Buch habe ich besonders für jene besonderen Menschen geschrieben, die immer noch in der Pornoindustrie gefangen sind. Ich möchte sie alle bitten, dieses Buch zu lesen, ich möchte für sie zu einem Spiegel werden, der die Wahrheit sichtbar macht.

Es schmerzt mich zutiefst, wenn ich an die Qualen denke, die auf sie warten, wenn sie lesen und begreifen, welchem Übel sie Sklavendienste leisten. Aber ich bin sicher: Die Wahrheit, wenn wir sie erkannt haben, wird uns frei machen, die Fesseln der Scham und des Missbrauchs lösen und all diese wertvollen Menschen triumphierend in ein großartiges Leben tragen!

Gott segne Sie alle. Werden Sie frei!

 

Besonderer Dank von Shelley

Seit ich mich 1995 auf den Weg der Heilung und Wiederherstellung begab, haben mir viele wunderbare Menschen geholfen, und einigen von ihnen möchte ich hier besonders danken:

Pastor Kevin Gerald, der mich Weisheit lehrte und mir beibrachte, wie man das Leben eines Champions lebt.

Pat und Argis Hulsey, die mich in der Seelsorge begleiteten und mir beibrachten: „Der in dir ist größer als der, der in der Welt ist.“

Den Mitarbeitern bei der Pink Cross Foundation – ihr habt mir geholfen, ein wunderbares Vermögen an Liebe und Mitgefühl für Verwundete zu sammeln.

Roger, meinem vertrauten Kollegen, einem William Wilberforce unserer Zeit, der unentwegt für die Menschenrechte eintritt.

Judith Reisman, die mich enorm inspiriert hat mit ihrem Mut und ihrer unnachgiebigen Entschlossenheit, mit der sie den Bruch in der Kultur der Sexualität in unserem Land ans Licht bringt.

Tiffany, Teresa und Abigail – ihr seid Trophäen der Gnade Gottes und liebliche Engel, von oben gesandt, um Heilung und Schönheit in mein Leben zu bringen.

Melanie, meiner besten und liebsten Freundin, die mir zuverlässig dient in großer Liebe und Demut.

Meinem geliebten und wahren Freund, meinem Ehemann Garrett – du hast mich aus der Kloake gezogen und in unermesslich weiten Raum geführt. Garrett, ich liebe dich mit einer wilden und leidenschaftlichen Liebe.

 

 

Erster Akt

Die Wahrheit hinter dem Porno

 

 

 

1

In der ersten Liga

Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien!

Johannes 8,32

Vor Sex strotzende Pornofilme mit heißen und dreckigen Blondinen, deren männerfressende Augen „Ich will dich“ sagen, das ist die größte Illusion der Welt! Glauben Sie mir, ich weiß es.

Acht Jahre lang ging ich anschaffen, in Strip-Clubs und Bordellen, meisterte mich durch die Reihen der Männer und schaffte es in die erste Liga, wo Ruhm, Glück und Glamour lockten. Ich war 24 Jahre alt, als ich die Porno-Welt betrat.

Ich zog eine gute Show ab, aber ich mochte es nie, im Sex-Zirkus Tricks aufzuführen. Meine Zeit verbrachte ich lieber mit einem Jack Daniels statt mit den Helden, denen ich „es“ für Geld vortäuschen sollte.

Es ist wahr: Keine von uns heißen Blondinen genießt es, einen Porno zu drehen. Wir hassen es!

Wir hassen es, unsere Beine zu spreizen für Männer, die Geschlechtskrankheiten haben.

Wir hassen die Erniedrigung durch ihre stinkenden und schwitzenden Körper.

Einige Frauen hassen es so sehr, dass sie sich zwischen den Szenen in die Toilette erbrechen – das habe ich selbst mit angehört. Andere fand ich draußen, wo sie ohne Ende eine nach der anderen Marlboro Lights rauchten …

Aber die Multi-Milliarden-Pornoindustrie will, dass Sie der Phantasie glauben schenken, wir Pornodarstellerinnen würden Sex lieben. Sie wollen, dass Sie sich die Lüge einverleiben, dass wir es genießen, durch alle möglichen ekelhaften Handlungen erniedrigt, entwertet zu werden. All die gut bearbeiteten Filme und aufgehübschten Verpackungen haben nur einen Zweck: Sie sollen den Konsumenten gehirnwaschen, bis er glaubt, die Lust, die wir vorgaukeln, wäre wirklich heiß, und ein gequälter Gesichtsausdruck würde zu einem richtigen Akt einfach dazugehören.

Die Realität aber ist: Dadurch, dass man sie schlägt und beißt, auf sie spuckt, sie tritt und „dreckige kleine Hure“ oder „Klosettfotze“ nennt, fügt man einer Frau unvorstellbaren Schmerz zu.

Während der Dreharbeiten für „Rough Sex 2“ im Februar 2001, gab Pornostar Regan Starr dem Talk Magazine ein Interview. Darin beschrieb sie mit schrecklichen Ausdrücken, dass sie, „während [an ihr] sexuelle Akte vollzogen wurden, geschlagen und gewürgt wurde“, bis sie keine Luft mehr bekam. Andere „Darstellerinnen“, sagte sie, „weinten vor Schmerz.“(1)

Ex-Pornostar Jersey Jaxin beschrieb ebenfalls die Qualen und die Entwürdigung, die sie am Pornoset erlebte: „Kerle, die dir ins Gesicht schlagen. Du hast Sperma im ganzen Gesicht, in den Augen. Du wirst aufgerissen. Deine Innereien können aus dir heraustreten. Es hört nicht auf. Man sieht dich als Gegenstand, nicht als einen Menschen mit einer Seele. Das kümmert keinen. Die Leute nehmen Drogen, weil sie es nicht aushalten, wie man sie behandelt.“(2)

Drogen und Alkohol nehmen in der Pornoindustrie überhand, und dafür gibt es einen Grund. Becca Brat, die in über 200 Filmen mitwirkte, erzählte mir 2006, als sie aus dem Porno ausstieg: „Ich war mit einer Menge von Leuten aus der Erotikbranche abhängen, von Schauspielerinnen mit Exklusivvertrag bis zu Gonzo-Darstellerinnen. Alle hatten die gleichen Probleme. Jeder ist auf Drogen. Es ist einfach leer, und man versucht eben irgendwie, die Leere zu füllen.“(3)

Auch der Pornostar Christian X spricht offen über den verbreiteten Drogenkonsum. Im Januar 2008 schrieb er auf seinem Blog: „Ich habe alle möglichen Drogen genommen, am Set, auf Partys, im Auto, überall. Ich würde schätzen, dass 90 Prozent aller, die in der Pornoindustrie tätig sind – Darsteller, Regisseure, Mitarbeiter, Agenten, Fahrer, Inhaber, Büroangestellte usw. –, Marihuana nehmen. Einmal wurde ein Mädchen direkt in einer Sexszene mit mir bewusstlos (Oxycontin). Erst neulich nahm ein Mädchen am Set eine Überdosis GHB (Liquid Ecstasy, K.O.-Tropfen). Ich kenne ein Mädchen, das einen tollen AVN-Award gewann, aber sie erschien nicht, um ihn entgegenzunehmen; dann geriet sie in die Klauen der Drogen. Sie verlor einen halben Zentner an Gewicht und verschwand.“(4)

Porno kann einen buchstäblich umbringen: Von 2000 bis 2010 gab es unter Darstellern mindestens 34 Todesfälle im Zusammenhang mit Drogen.(5)

Man gibt ihnen Getränke wie Wodka und Percocet-Smoothies, und dann sind die Frauen betäubt genug, um auch extrem entwürdigende, harte Sex-Akte ertragen zu können. Wenn Alkohol nicht reicht und der Schmerz in die Abhängigkeit treibt, schickt man die Stars zu einem Hausarzt, der mit der Pornoindustrie unter einer Decke steckt; der verschreibt ihnen Vicodin, Xanax, Valium und andere Beruhigungsmittel, die ihnen helfen, das Trauma wegzustecken.

Die Ex-Pornodarstellerin Michelle Avanti erinnert sich an ihre erste Szene und wie sie abhängig wurde von rezeptpflichtigen Medikamenten: „Ich versuchte, auszusteigen und keinen Porno mehr zu machen, aber der Typ sagte, ich könne nicht aussteigen, ich hätte unterschrieben. Mir wurde angedroht, wenn ich die Szene nicht machen würde, würden sie mich verklagen, und das würde richtig teuer. Das Ganze endete damit, dass ich Wodka-Shots zu mir nahm, die mir durchhalfen. Als ich mehr und mehr Szenen machte, schluckte ich rezeptpflichtige Pillen – in San Fernando Valley gab es genügend Ärzte, die mir jedes Rezept ausstellten, das ich wollte: Vicodin, Xanax, Norco, Prozac und Zoloft (Opioide und andere Schmerzmittel sowie Antidepressiva). Ich brauchte nur zu sagen, was ich haben wollte, und sie gaben mir alles.“(6)

Sie meinen, dass ich übertreibe, wenn ich die zweifelhafte Praxis der Pornoindustrie so darstelle?

Denken Sie mal nach: Dank dem Internet und Shows wie ABC’s 20/20 gelangen mehr und mehr Beichten von Vergewaltigung, Drogenmissbrauch und Gewaltausübung an die Öffentlichkeit.

Pornostar Belladonna, die zu Diane Sawyer sagte: „Porno habe ich immer gehasst“, erzählt, wie sie zur Aufnahme ging und sich vorbereitete auf eine, wie sie meinte, ganz normale Sexszene. Stattdessen sollte sie Analsex machen! Dem Sender zufolge war sie gerade 18 geworden.

Einige Monate (und viele Aufnahmen) später, nun erfahrene Pornodarstellerin, erschien Belladonna an einem anderen Set. Man sagte ihr, sie würde auftreten in einer Gruppen-Vergewaltigung im Gefängnis, zwölf Männer würden sie sich teilen. Wieder versuchte sie zurückzutreten, und wieder wurde sie „überzeugt“, weiterzumachen.(7)

Aber, so fragen Sie, entscheiden sich die Frauen denn nicht selbst dafür, Porno zu machen? In Anbetracht der Sex-Bilder im Fernsehen, in Zeitschriften und im Internet, mit denen wir großgezogen werden: klar.

Es begann in den 1970er-Jahren; damals lernten wir von unseren Lieblingsstars wie dem Doktor in The Love Boat bis hin zu ABC’s Desperate Housewives die hohe Schule der Schürzenjägerei; letzteres war 2008 bei Kindern die beliebteste Sendung überhaupt (8) – ganz zu schweigen von den „glamourösen“ Porno-Titeln, mit denen wir vollgestopft wurden. Amerikas Kinder wurden über vier Jahrzehnte lang sorgfältig unterwiesen in Unreinheit und sexueller Freizügigkeit; da überrascht es nicht, dass sie auf MySpace oder Facebook sexy Bilder von sich selbst hochladen: Wo sonst findet ein hypersexualisiertes Kind so viel Beachtung?

Gerissene Porno-Produzenten spähen Online-Profile aus und sind permanent auf der Suche nach ahnungslosen sexualisierten Mädchen, die sie ausplündern können.

Sie geben sich aus als Teenager oder Verehrer und posten Schmeicheleien wie „Du bist das schönste Mädchen“ oder „Du bist so heiß“, und liebeshungrige, sich ihrer Sexualität bewusste junge Mädchen gehen ihnen schnell in die Falle.

Ein paar Komplimente und ein scharf kalkuliertes Angebot später stehen wir im Büro eines Porno-Agenten, der uns das „Nacktmodell“ aus- und Analsex einredet: „Du bist der nächste heiße Pornostar, wenn du anal machst“, verspricht er. Wir haben den Vertrag in der Hand und aus der Ecke winkt uns eine vollbusige Blondine zu.

Nach ein paar Tagen schickt man uns zum „Betriebsarzt“, zum medizinischen Dienst der Erotikbranche, wo wir auf sexuell übertragbare Krankheiten getestet werden. Mit offenen Armen und einem warmen Lächeln werden wir begrüßt von dem freundlichen Personal; sie beteuern uns, man sei auf unsere Sicherheit bedacht.(9)

Allmählich fühlt es sich ein wenig besser an und wir hören zu, wie die anderen Pornostars Tipps geben, wie man im Pornoland eine große Nummer wird: „Entspann einfach deine Kehle und atme durch die Nase. Es macht wirklich Spaß, und wenn du es erst einmal raus hast, ist es ganz leicht.“

Keine angemessene Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten, nur ein Video zur Sicherheitsbelehrung, und sie wissen genau, dass sowieso keiner sich das anschaut. Alles nur Bauernfängerei, dieses ganze Einführungsprogramm!

Einige von uns haben sich mit HIV infiziert, und das nur aufgrund dieses ungeheuerlichen Betrugs.(10)

Der Pornostar Darren James erinnert sich an den Albtraum, als sich 2004 herausstellte, dass er HIV-positiv war: „Es war wie ein Schlag in die Magengrube, das Leben war so gut wie vorbei.“(11)

Dr. Sharon Mitchell, Pornstar-„Ärztin“ im weißen Kittel, aber ohne medizinischen Abschluss, behauptet, unter den Darstellern gebe es „weniger als 7 % HIV und nur 12–28 % sexuell übertragbare Krankheiten. Herpes liegt immer um etwa 66 %. Chlamydien und Gonorrhö dagegen scheinen zusammen mit Hepatitis an allem zu kleben, vom Dildo über glatten Oberflächen bis zu Händen, also, entschuldigen Sie den Ausdruck, aber normalerweise sind wir bis zum Arsch voll mit Chlamydien.“(12)

Die Pornoindustrie ist aber nach der Auffassung des „Los Angeles Department of Public Health“ noch mehr als nur „bis zum Arsch voll“: Im September 2009 veröffentlichte das Amt unter Pornodarstellern verblüffende 2396 Fälle von Chlamydieninfektionen, 1389 Fälle von Gonorrhö und 5 Syphilis-Fälle. Zwischen 2004 und 2008 wurden in 25,5 % der Fälle neuerliche Infektionen gemeldet. Es wurde auch berichtet, dass die Verbreitung von Chlamydien und Gonorrhö unter Pornodarstellern zehn Mal höher ist als unter den 20- bis 24-Jährigen im Bezirk Los Angeles und fünf Mal höher als im Bevölkerungsanteil des Bezirks Los Angeles mit dem höchsten Risiko.

Mehr noch: Seit 2004 hat die „Adult Industry Medical Healthcare Foundation“ (AIM) 25 neue Fälle von HIV-Infektionen gemeldet. AIM ist der medizinische Dienst der Erotikbranche, er nimmt Gesundheitstests vor und bietet Pornostars begrenzte medizische Versorgung an.

Da AIM bei den Einstellungsuntersuchungen nicht routinemäßig auf orale und rektale Infektionen testet, ändert sich das Niveau solcher Erkrankungen unter Pornodarstellern kaum.(13)

Zwang, Belogenwerden und ständiges Ausgeliefertsein an unheilbare lebensbedrohliche Krankheiten – dazu kommt, dass viele Frauen eine ernsthafte Schädigung ihrer inneren Organe erleiden.

Kami Andrews, Ex-Pornostar, offenbart, dass sie das Geld und den Glamour des Porno liebt; was sie aber gar nicht mag: Sie kann „nicht richtig sch…en. Du machst ständig Einläufe und fastest, und du nimmst alle möglichen Pillen und Abführmittel, und es bringt alles durcheinander.“(14)

Eine gestörte Verdauung, das ist wohl noch die geringste Schädigung des Körpers durch harten Analsex: Viele Frauen erleiden einen Prolaps, einen Mastdarmvorfall – ein schlimmer Zustand, bei dem die Wände des Rektums durch den Anus hervortreten und folglich außerhalb des Körpers sichtbar werden. Es ist möglich, dass der Schaden dauerhaft wird – zum perversen Vergnügen bestialischer Porno-Produzenten, die es schaffen, aus diesem unaussprechlichen Zustand einen „Fetisch“ zu machen.

Wenn Pornostars Feierabend machen und mit geschundenem, ja blutendem Körper ihr Zuhause ansteuern, versuchen manche von uns eine normale Beziehung zu haben, aber unsere „Beschützer“ werden eifersüchtig und tun uns Gewalt an. So heiraten wir stattdessen unsere Pornoregisseure oder kehren in die Kindheit zurück und schmarotzern uns bei unseren 60-jährigen Sugar-Daddys durch. Ich zog Sugar-Daddys vor, so verzweifelt sehnte ich mich nach der Liebe und Aufmerksamkeit meines Vaters. Jenna Jameson, Jill Kelly, Rita Faltoyano und Tera Patrick heirateten lieber innerhalb der Pornoindustrie; heute sind sie alle dem zum Opfer gefallen, was Pornostar Tera Patrick den „Porno-Fluch” nennt. In ihrem Buch über Scheidung stellt sie fest: „Ich wollte nicht noch eine Zahl in der Pornostatistik sein.“(15)

Pornostars sind nicht nur keine guten Ehefrauen, wir sind auch erbärmliche Mütter: Wir fauchen und schreien unsere Kinder an, wir schlagen sie. Ohne Grund. Die meiste Zeit sind wir high oder betrunken, und unsere Vierjährigen ziehen unseren schlaffen Körper vom Boden hoch. Wenn Kunden vorbeikommen, die mit großen Dollarscheinen winken und unterhalten sein wollen, sperren wir unsere Kinder ins Kinderzimmer und sagen ihnen, dass sie still sein müssen.

Ich gab meiner vierjährigen Tochter meistens einen Piepser und schickte sie auf den Spielplatz, bis ich fertig war. Falls wir verheiratet sind: Daddy macht es nichts aus, auf die Kinder aufzupassen, während wir auf der Arbeit sind und von diesem und jenem Darsteller penetriert werden.

Natürlich nicht!

Unseren narzisstischen Porno-Ehemann interessiert doch nur das Geld.

Die Wahrheit ist: Im Porno ist nichts Phantasie. Es ist alles Illusion. Ein näherer Blick in die Hardcore-Szenen im Leben eines Pornostars wird Ihnen einen Akt zeigen, den die Pornoindustrie vor Ihnen verbergen will.

In Wahrheit wollen wir Pornodarstellerinnen Schluss machen mit der Scham und dem Trauma unseres Leinwandlebens, aber allein schaffen wir es nicht.

Wir brauchen Sie, die Männer, dass Sie um unsere Freiheit kämpfen und uns unsere Ehre zurückgeben. Wir brauchen Sie, damit Sie uns in Ihre starken Armen halten, während wir unsere tiefen Wunden beweinen und beginnen, Heilung zu finden.

Wir wollen, dass Sie unsere Filme wegwerfen und uns dabei helfen, die Bruchstücke unseres Lebens zusammenzusetzen. Beten Sie für uns, und Gott wird Sie erhören und unser ruiniertes Leben wieder heilmachen.

Glauben Sie diese Zirkuszelt-Phantasie doch nicht! Porno ist nicht mehr als vorgetäuschter Sex, Blutergüsse und Lüge auf Video. Glauben Sie mir, ich weiß es.

2

Schickt die Clowns rein

Im Porno war ich Roxy, und ich trug meine Zirkustricks in den Jahren 1993 und 1994 in etwa 30 Hardcore-Filmen vor. Von anal über oral bis Gangbang und Sex mit Tieren – es gab nichts, was ich nicht getan hätte, um der Welt zu beweisen, dass ich die nächste Pornostar-Sensation war, die heißeste aller Zeiten. Ich konnte Kunststücke machen und jonglieren und mit den Besten mithalten.

Mein Pornotraining begann ich mit neun Jahren, damals wurde ich von einer Klassenkameradin und ihrem älteren Bruder im Swimmingpool vergewaltigt.

Ich war ein normales Kind und tat ganz normale Dinge, ich spielte mit Barbiepuppen und sah Sesamstraße, aber ohne jede Vorwarnung beschloss Ken, es zu weit zu treiben: Er zog seine Badehose herunter und vergewaltigte Barbie im tiefen Wasser.

Über Nacht war ich ein kaputtes, ein „dreckiges“ kleines Mädchen.

Kaputte Mädchen sind genau das, was die Pornoindustrie ausplündert und worauf sie angewiesen ist. Es wird geschätzt, dass 90 % aller Pornodarsteller sexuellen Missbrauch erlebt haben.

Das Durchschnittsalter einer Pornoschauspielerin beträgt 22,8 Jahre.(16)(17) Ich wiederhole: kaputte kleine Mädchen. Mit den Worten der ehemaligen Pornodarstellerin April Garris, die heute Ex-Pornostars begleitet: „In fast jedem Einzelfall liegt sexueller Missbrauch vor, oder Ablehnung in der Kindheit.“(18)

Auch die Porno-Königin Jenna Jameson, sie ist der am häufigsten downgeloadete Pornostar im Internet, war so ein kaputtes kleines Mädchen, bevor sie in den Porno ging. In ihrer Autobiografie beschreibt Jameson die schmerzliche Ablehnung durch ihren Vater, seinen Drogenkonsum, zwei Vergewaltigungen im Teenageralter, Drogenabhängigkeit und eine Vielzahl an Affären mit Männern und Frauen. Jenna behauptet, die Vergewaltigungen hätten nichts zu tun damit, dass sie sich für eine Pornokarriere entschieden hat.(19) Jameson verfügt über etwas, was ich gerne den „klassischen Pornostar-Hintergrund“ nenne.

Der klassische Pornostar-Hintergrund ist eine realistische Szenerie der Vorgeschichte eines Pornostars samt seinen neueren traumatischen Erfahrungen, als da sind: sexueller Missbrauch, pornografischem Material ausgesetzt sein, Ablehnung seitens der Eltern, Erniedrigung des Körpers und der Seele (also durch Beschimpfungen), zerbrochene oder nicht funktionierende Familie, Missbrauch verschiedener Substanzen, Vergewaltigung und „einmal Opfer, immer Opfer“ – auch und vor allem Opfer sexuellen Missbrauchs.

Weil sich all diese schlimmen Erfahrungen auftürmen, richten die Opfer unbewusst starke Verteidigungsmechanismen ein.

Verteidigungsmechanismen:

Definition: Der Selbstschutz soll bestimmte Gedanken, Gefühle und Erinnerungen schwächen oder verhindern, dass sie in das Bewusstsein dringen.

Top 10 der Verteidigungsmechanismen eines Pornostars:

 

(1) Nach außen tragen: Ein extremes Verhalten soll Gedanken oder Gefühlen Ausdruck verleihen, die die Person anders nicht zeigen kann.

(2) Verleugnen: Schmerzhafte Aspekte der Umgebungs-Wirklichkeit oder subjektiver Erfahrungen, die für andere offensichtlich sind, werden ausgeblendet.

(3) Verlagern: Frustration, Gefühle und Impulse werden übertragen auf Personen oder Objekte, die weniger bedrohlich sind, zum Beispiel wenn Porno-Darsteller, die auf ihre Mütter zornig sind, anderen Frauen Gewalt antun.

(4) Phantasien: Mithilfe von Tagträumen und Phantasien versucht man, der Realität zu entkommen und in eine unwirkliche Welt des Erfolgs und des Vergnügens zu gelangen.

(5) Humor: Man sucht lustige oder ironische Aspekte einer Situation und versucht so, diese zu verkraften, zum Beispiel macht man Witze über die eigenen sexuell übertragbaren Krankheiten.

(6) Idealisieren: Man stellt einen anderen übertrieben gut dar, zum Beispiel hat man von einem „netten“ Porno-Produzenten eine hohe Meinung.

(7) Allmacht: Man kommt sich vor oder tut so, als hätte man besondere Macht oder Fähigkeiten und wäre anderen überlegen.

(8) Projizieren: Man leugnet die eigenen unangenehmen Charakterzüge, Verhaltensweisen oder Gefühle und schreibt sie stattdessen anderen zu. Zum Beispiel greift man Shelley Lubben an und behauptet, sie wäre geil nach Beachtung.

(9) Rationalisieren: Man erklärt ein nicht akzeptables Verhalten oder Gefühl mit rationalen, logischen Argumenten und scheut die Auseinandersetzung mit dem wahren Grund des Verhaltens oder Gefühls. Zum Beispiel erklärt ein Pornostar, der einen Job nicht bekommen hat, der Produzent würde ohnehin lieber mit hässlichen Mädchen filmen.

(10) Unterdrücken: Schmerzliche Impulse, Sehnsüchte oder Ängste schließt man aus dem Bewusstsein aus (dazu gehören oft Erlebnisse mit sexueller Nötigung, körperlicher Gewalt und andere schmerzhafte Kindheitserinnerungen). Das Unerwünschte wird in das Unbewusste verbannt.

 

In der Wortwahl des Showbusiness hört sich das so an: Pornostars sind wie dressierte Seehunde, sie sind undurchschaubar. Wir sind Trapezturner, Zauberer, Clowns, Akrobaten, Schlangenmenschen und Seiltänzer. Wir sind die großartigsten Schauspieler der Welt, praktizierende Lügner.

Als wir in der Kindheit sexuell missbraucht wurden, zwang uns das zu dem Glauben, wir seien nur für eines gut: Sex. Wir hatten Angst, darüber zu reden; wir hatten keine Chance, uns zu beschweren oder von den sexuellen Verletzungen und der Ablehnung heil zu werden, also fühlten wir uns wie Müll und wurden zu aufgebrachten, rachsüchtigen kleinen Mädchen, die ihren Schmerz nach außen trugen, um doch noch ein wenig Beachtung zu ergattern.

Aber unsere Eltern schenkten uns keine Beachtung. Die Kirche schenkte uns keine Beachtung, ebenso wenig die Schule. Tatsächlich schenkte uns keiner Beachtung und Aufmerksamkeit, uns Monstern, in die wir uns verwandelt hatten.

Mit Sicherheit waren unsere Deformierungen offensichtlich: Wir waren Bettnässer, hatten abartige sexuelle Neigungen, waren seltsame Rebellen, die sich die Wimpern ausrissen und mit ihren Genitalien spielten. Wir nötigten andere Kinder, und die Schelte steckten wir eben ein. Die Spiele unserer Kindheit bestanden aus Versteckspiel mit meinen Genitalien und Mutproben: Zeig mir deine und ich zeig dir meine.

Unsere ungeheuerliche Show fand offen statt, unsere Eltern konnten zuschauen, und alle Welt. Aber es interessierte keinen. Niemand fragte uns je nach dem, was wir erlebt hatten; wir waren auf uns allein gestellt, allein mit unseren Tränen und unserer Scham, und wir kämpften ums Überleben und bereiteten uns vor auf das Einzige, von dem wir glaubten, dafür wären wir gut genug: auf widerlichen, dreckigen Sex.

Als wir Teenager wurden, fanden wir heraus: Unsere Sexualität konnte uns helfen, Macht zu erlangen und abzurechnen mit der Gesellschaft, die uns so lange ignoriert hatte.

Also folgten wir rebellischen Vorbildern wie Madonna und präsentierten uns in knappen Shirts und kurzen Röcken. Für uns war das völlig einleuchtend; wir wussten ja, dass wir von Jungs und älteren Männern dieselben kranke Bewunderung bekommen würden wie Madonna von der ganzen Welt.

plus Geld

Um sie zu bekommen, lügen wir.

Um sie zu bekommen, stehlen wir.

Um sie zu bekommen, prostituieren wir uns und riskieren unser Leben.

Pornostars beherrschen das Jonglieren mit HIV, Gonorrhö und Chlamydien und holen sich nebenher waghalsig noch mehr Geschlechtskrankheiten. Mit unserem Denken und unserem Körper können wir erstaunliche Kunststücke vollbringen, die die meisten normalen Menschen in Angst und Schrecken versetzen würden. Wir können haarscharf am Tod entlangschlittern und auf dem Seil tanzen, ohne die geringste Angst zu haben. Mithilfe von Drogen und Alkohol erweitern wir unsere Fähigkeiten und bewältigen jede Menge physischen, mentalen und emotionalen Schmerz. Unsere infizierten Körper sind bedeckt mit Blessuren und Schürfwunden, überstrahlt von unserer Waghalsigkeit und unserer schillernden Erscheinung.

Wir sind Porno-Superstars und treten auf in der weltgrößten Freakshow, auf einer Website – nur einen Klick entfernt!

So heroisch die Superlative auch scheinen mag: Viele Pornostars sind tragisch und traurig in den viel zu frühen Tod gestürzt.

Die Dunkelziffer ist groß; hier schreibe ich nur, was bekannt geworden ist: In dem Zeitraum 2007 bis 2010 sind von 1500 Darstellern bereits 34 Personen an Aids, Selbstmord, Drogen oder Mord gestorben; 17 weitere Darsteller starben vorzeitig an Erkrankungen, darunter Lungenkrankheiten, Herzfehler und Krebs(20),(21),(22) – insgesamt 51 vorzeitige Todesfälle. Keine andere Industrie hat eine derartige Statistik zu bieten, nicht einmal die Musikindustrie, die mindestens zehnmal so groß ist wie die Pornoindustrie.

Im Jahr 2009 veröffentlichte die Musikindustrie 97 751 Alben, zum Vergleich: an Pornofilmen wurden insgesamt nur 13 056 veröffentlicht (einschließlich Amateurfilme).(23), (24) – Im Zeitraum 2007 bis 2009 gab es neun Drogentote und zwei Selbstmorde unter Sängern und Musikern in einer Industrie, bestehend aus 12 765 Plattenfirmen. Zum Vergleich: zehn Drogentote und acht Selbstmorde in einer Industrie, bestehend aus nur etwa 900 Pornounternehmen.(25), (26) Das ist ein Toter auf 1160 Plattenstudios gegen einen Toten auf 50 Pornounternehmen. Man muss kein Mathe-Genie sein, um zu erkennen, dass die Pornoindustrie wesentlich kleiner ist als die Musikindustrie und unverhältnismäßig mehr Drogentote und Selbstmorde vorzuweisen hat. Keine andere Industrie zerstört mehr Menschen als die Pornoindustrie!

Bei der Analyse der Daten von 129 Pornostars über etwa 20 Jahre hinweg stellte sich heraus, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eines Pornostars lediglich bei 37,43 Jahren liegt; die durchschnittliche Lebenserwartung eines Amerikaners beträgt 78,1 Jahre.(27)

Kürzlich, im Juni 2010, tötete Pornostar Stephen Hill einen Kollegen und verletzte zwei weitere in einer Schwertattacke; das geschah in einem Pornostudio in Van Nuys in Kalifornien. Das Opfer war der 30 Jahre alte Pornostar Herbert Wong. Dieses traurige und tragische Ereignis ist hier aber nicht zu Ende: Eine Menschenjagd durch die Polizei schloss sich an, und Stephen wurde bis in sein Zuhause in Chatsworth verfolgt. Der 34-jährige Pornostar starb, weil er auf der Flucht vor dem Sondereinsatzkommando der Polizei von einer Klippe stürzte.

Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen.“

Die Pornoindustrie wäre nun wirklich nicht nötig gewesen – aber einer von vier Amerikanern macht’s möglich: Während Frauen und Männer im Porno sich selber kaputtmachen mit Drogen, Alkohol und Selbstmord, sitzen wir lässig vor unserem Computer, in der einen Hand Popcorn und in der anderen die Maus, und klicken uns gierig in ihr Leben hinein. Möge Gott uns unsere Bosheit vergeben.

Trauriges bemaltes Gesicht

das die Massen zum Röhren bringt

Löwen, Seehund, die Künstler am Trapez

und du, die Hure mit dem traurigen Gesicht.

Es muss doch noch irgendetwas geben, mehr

als Ruhm und Tod und Zirkuskitzel.

Wofür willst du sterben?