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1. Auflage 2017

©opyright 2017 by Autor

Cover: TERMINALaRT

Lektorat: Patricia Butterbloom

Satz: Fred Uhde, Leipzig (www.buch-satz-illustration.de)

ISBN: 978-3-95791-065-3
eISBN: 978-3-95791-066-0

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Unsichtbar Verlag | Dieselstr. 1 | 86420 Diedorf

Hass macht mobil

Brian Deatt

Björn Geringhoff

Heinrich Hass

Jan Off

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Inhalt

Brian Deatt

Die Mär von der sprechenden Vagina

Das Leben ist schön!

Björn Geringhoff

Biarritz

Caught in Mid-Headbang

Hinterland

Scout Sniper

Heinrich Hass

Glaube.Sitte.Heimat.

Richkidzfuckerfuckedup

Tirana till Death …

Darwins Albtraum

Schielende Weirdos

Jan Off

Patrioten eimerweise Granaten in den Arsch (kurz: Pegida)

Messeblues reloaded

Der Tag, an dem ich all meine Facebook-Freunde verlor

Kielholen – ein Selbstversuch

Brian Deatt

Die Mär von der sprechenden Vagina

Das Leben ist schön!

Die Mär von der sprechenden Vagina

Wieder und wieder drang Daniel mit seinem harten Schwanz in Melanies feuchte Möse ein.

„Oh ja, oh ja, fffiiiiiccccckkkkkkkk mmmmiiicccchhhh!“, schrie sie und grub ihre langen Fingernägel tief in seine Haut. Sofort quoll Blut aus den Wunden.

„Oh ja, oh ja, oh ja, du geiler Ficker“, stöhnte sie und verpasste ihm mehrere Ohrfeigen mit der flachen Hand ins Gesicht. Sofort wurde die Haut an den Stellen rot, an denen sie ihn geschlagen hatte. Der Schmerz fuhr wie ein elektrischer Schlag in Daniels Kopf und verursachte dort tausend kleine Explosionen, die ihn belebten und das Blut noch schneller durch seine Adern pulsieren ließ.

Wenn er etwas an Melanie liebte, war es ihre exzessive Begeisterung für den gemeinsamen Geschlechtsverkehr. Von den unzähligen Grazien, mit denen er bislang geschlafen hatte, hatte ihn damit noch keine einzige so sehr in Fahrt gebracht.

Nach einer Weile spürte er, wie es in seinem Gemächt zu brodeln begann. Mit einer saloppen Bewegung zog er seinen Schwanz aus Melanie. Die verstand die Geste sofort, sprang vom Tisch herunter, auf dem sie gelegen hatte, und ging in die Knie. Keine zwei Sekunden später ergoss sich sein kostbares Ejakulat in ihrer Mundhöhle.

„Ooooohhhhhh, oooohhhhhh jjjaaaaaa“, grunzte Daniel lang und tief, während Melanie an seinem Schwanz saugte und leckte als würde sie die Haut von diesem erigierten Stück Fleisch herunter lutschen wollen. Dann trat er einen Schritt zurück, worauf Melanie seinen inzwischen erschlafften Penis freigab. Beide nahmen auf zwei gegenüberliegenden Sesseln Platz.

„Ich liebe dich“, keuchte Melanie und öffnete den Mund. Auf ihrer Zunge lag ein riesiger Klecks weißen Spermas. In einer langsamen, genüsslichen Bewegung schluckte sie den Klumpen hinunter.

„Ich dich auch“, keuchte Daniel, während er gleichzeitig verzweifelt nach Luft schnappte. Sein ganzer Körper war knallrot. Seine schon sehr ausdefinierten Muskeln traten jetzt, da sie völlig durchblutet waren, noch stärker hervor.

„Willst du ne Kippe?“, wollte Melanie wissen.

„Nein danke. Ich muss erstmal zu Atem kommen“, antwortete Daniel und ließ den Kopf in den Nacken sinken. Keine zwei Minuten später war er eingeschlafen. Auch Melanie sank, nachdem sie ihre Zigarette aufgeraucht hatte, in einen tiefen Schlummer.

Es war ein warmer Sommertag. Kinder spielten auf den Spielplätzen während die Erwachsenen spazieren gingen. Die Sonne schien hell. Ein paar Vögel, die auf einem Baum wohnten, der direkt vor dem Haus von Daniel stand, trällerten fröhlich vor sich her. Eine Frau, die mit ihrem Hund vorbei kam, erfreute sich ebenso an dem wunderschönen Gezwitscher wie die Nachbarskinder, die in ihrem kleinen Gartenpool badeten.

Als gegen Abend langsam die Dämmerung hereinbrach, erwachte Daniel. Ihm gegenüber lag noch immer, auf dem Sessel ausgebreitet, die nackte Melanie. Der Anblick ihres Körpers stimmte ihn sehr zufrieden. Nicht nur, dass sie wahnsinnig gut vögeln konnte, sie sah dazu auch blendend aus. Ihre Brüste waren groß und straff. Auch ihre Schenkel waren schön geformt, dazu von der Länge her perfekt. Das Schönste jedoch an dieser Frau war ihre Vagina. Ohne jeden Zweifel bildete dieses Körperteil das Zentrum ihrer Erscheinung.

Eigentlich habe ich ja alles, was es zum glücklich sein braucht, dachte Daniel, langte nach einer Zigarette sowie dem Feuerzeug und steckte sich den Glimmstängel an. Ich bin gutaussehend, gesund, reich und hab in meinem Leben schon unzählige Frauen gevögelt, von denen Melanie mit Abstand die Krönung ist.

Ein weiteres Mal zog Daniel von seiner Zigarette. Dann drückte er den Glimmstängel in den Aschenbecher.

Eines war klar. Er befand sich auf seinem absoluten Zenit. Besser als jetzt würde es für ihn nicht laufen.

Nie mehr.

Und genau das war das Problem.

Begleitet von einem schweren Seufzen schloss Daniel die Augen.

Irgendwann wird alles seinen Reiz verlieren. Der Sex mit Melanie, die Drogen, das gute Essen, mein Sportwagen, die teuren Designerklamotten, das Gefühl finanzieller Unabhängigkeit; einfach alles wird zur reinen Routine degradiert und nie mehr dieses belebende, erfrischende Gefühl in mir wach rufen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich dann jegliche Beherrschung verlieren und in totale Maßlosigkeit verfallen. Soll heißen: mehr Drogen, mehr Sex, mehr Konsum, mehr von allem, bis ich irgendwann zu einer lächerlichen Karikatur meiner selbst verdorre, ein von einem zwanghaften Verlangen nach Befriedigung niederster Bedürfnisse gegeißelter Hampelmann, argwöhnte Daniel und öffnete seine Lider.

Natürlich konnte man Daniel bei derartigen Gedankengängen der Übertreibung bezichtigen. Doch er hatte es unzählige Male im Bekanntenkreis erlebt, wie gestandene, aufrechte Männer, die ihren eigenen Höhepunkt überschritten hatten, sich selbst binnen kurzer Zeit auf den absoluten Nullpunkt heruntergewirtschaftet haben.

So wollte er nicht enden.

Niemals.

Und genau deshalb hatte er einen Beschluss gefasst, der richtungsweisend für seinen weiteren Lebensweg sein sollte. Beinahe triumphal, als würde er sich diesen Entschluss selbst verkünden, rief er sich ihn noch einmal ins Gedächtnis: Ab morgen sind meine Tage als zügelloser, egoistischer Playboy, dessen einziger Antrieb in der Anhäufung von materiellen Dingen und den damit verbundenen Zerstreuungen besteht, vorbei. Ich werde meinem Dasein einen Sinn geben, indem ich mich für die Gemeinschaft opfere und Gutes tue. Wahrscheinlich werde ich mich für Obdachlose engagieren. Oder als Aufbauhelfer in ein Entwicklungsland gehen.

Natürlich mutete die Ernsthaftigkeit dieses Ansinnens, in Anbetracht seines bisherigen Werdegangs, wenig glaubhaft an. Das musste er sich selbst eingestehen. Doch Daniel empfand bei dem Gedanken, anderen Menschen zu helfen, eine sonderbare Genugtuung, die in ihm eine Empfindung wachrief, die er so noch nicht gekannt hatte.

In einem Bild ausgedrückt, wollte er die prunkvollen, mit Sünden befleckten Gewänder des Luftikusses ablegen und sich stattdessen in die kläglichen Kleider des bußfertigen Asketen hüllen.

Noch einmal sah er Melanie an, wie sie nackt und mit gespreizten Beinen vor ihm lag. Sehr wahrscheinlich würde er am Anfang ihren Körper und die wunderbare Vögelei mit ihr vermissen. Von ihr aus wanderte sein Blick durch sein Wohnzimmer. Auf dem Tisch standen mehrere leere Flasche Schampus, daneben ein paar Krümel Kokain. Sein riesiger Fernseher. Seine auf dem Fußboden ausgebreiteten Designerklamotten.

Die Schlüssel seines teuren Sportwagens.

Alles müsste er zurücklassen.

Ein schwacher Anflug von Wehmut ergriff ihn. Doch schon im nächsten Augenblick rief er sich die Bilder einer nahenden Zukunft ins Gedächtnis: Die glücklichen Gesichter bedürftiger Menschen, die dankbar seine Hilfe in Empfang nahmen.

Du machst alles richtig, bestärkte er sich selbst, als aus dem Nichts eine Stimme erklang:

„Eeeeyyyyyyy!“

Sofort fuhr Daniel hoch und sah sich um. Die Dunkelheit war inzwischen hereingebrochen. Doch da sich seine Augen bereits an sie gewöhnt hatten, konnte er alles sehr gut erkennen.

Außer ihm und der schlafenden Melanie war niemand im Raum. Trotzdem war er felsenfest davon überzeugt, die Stimme gehört zu haben. Oder etwa nicht?

Unsicher ließ er sich zurück in den Sessel sinken.

„Eeeeyyyy du Idiot“, erklang erneut die Stimme. Wieder sah sich Daniel um. Aber wie zuvor war weit und breit keine Menschenseele. Als könnte er dadurch besser sehen, rieb sich Daniel mit den Fäusten die Augen und stierte in den Raum.

„Hier unten bin ich“, schrie die Stimme. Dieses Mal war er vorbereitet gewesen und hatte genau darauf geachtet, von woher sie sprach. Sie war aus Melanies Richtung gekommen. Aber die schlief doch tief und fest. Verdutzt sah Daniel seine Partnerin an, als die Stimme ihm zurief:

„Hier unten, du Volltrottel.“

Jetzt ließ Daniel seinen Blick langsam nach unten sinken und richtete ihn auf Melanies Vagina.

„Bist doch gar nicht so blöd wie du aussiehst!“, krächzte die Stimme. Daniel glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Eben, als er die Stimme gehört hatte, hatten sich, als hätten sie jedes einzelne Wort geformt, ihre Schamlippen bewegt. Daniel kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein.

„Das kann nicht …“, stammelte er.

„Doch, doch, absolut richtig. Ich, die Vagina deiner Partnerin, spreche zu dir!“

Als Daniel das hörte, begann er sofort zu überlegen, was er in den letzten sieben Tagen zu sich genommen hatte.

Drei Gramm Koks, eine halbe Flasche Whiskey, acht Bier und …

„Also wenn du jetzt denkst, dass ich eine deine unterbewussten Ängste und nicht aufgearbeiteten Minderwertigkeitskomplexe reflektierende Einbildung bin, hervorgerufen durch deinen impertinenten Drogenkonsum, muss ich dich leider enttäuschen“, unterbrach ihn die Vagina in seinen Gedanken. „Es ist alles völlig real. Du bist bei klarem Verstand.“

„Aber …“, stotterte Daniel.

„Nix aber. Und jetzt halt mal die Beine still, du Kasperkopp. Ich hab dir was mitzuteilen.“

„Das kann nicht sein“, stammelte Daniel noch immer vor sich her, als ihn ein satter Schuss Vaginalsekret direkt ins Auge traf. Sofort erschrak er, worauf Melanies Möse grässlich zu lachen begann.

„Was soll das?“, entfuhr es dem Getroffenen. Anstatt zu antworten, spritzte die Möse eine weitere Ladung ab, die Daniel wieder ins Gesicht traf.

„Volltreffer!“, höhnte das Geschlechtsteil und lachte laut.

„Hey, hör auf damit!“

Während er sich sämtliches Sekret aus dem Gesicht wischte, fuhr die Möse zu sprechen fort:

„Also, jetzt mal ernsthaft. Wir beide müssen Klartext sprechen. Ich hab von deinen Plänen mitbekommen. Du weißt schon; neues Leben, Bedürftigen helfen, ein guter Mensch werden und so weiter. Alles schön und gut, bin echt stolz auf dich. Wenn ich könnte würde ich dir sogar auf die Schulter klopfen. Aber leider hab ich schlechten Nachrichten: Den Zahn kannst du dir nämlich ziehen. Daraus wird nix, mein Lieber!“

„Was meinst du?“

„Tu nicht so dämlich“, fauchte die Möse und spritzte ihm abermals ins Gesicht.

„Weil, weißt du, es gibt da jemanden, dem dein Vorhaben gar nicht gefallen wird.“

„Wen meinst du?“

„Kannst du dir das nicht denken?“

„Melanie?“

„Korrekt, mein Schöner. Weißt du, die Kleine ist nicht ganz helle, aber dich findet sie echt klasse. Ich bekomme das doch am ehesten mit. Die ist noch bei keinem so schnell feucht geworden wie bei dir, Casanova. Sie freut sich, was für mich und den ganzen Rest ihres Körpers eine gute Durchblutung sowie einen Hormonschub bedeutet. Und genau das wollen wir nicht so einfach hergeben, verstehst du? Mal abgesehen davon ist dein Stängel auch nicht der schlechteste. Die Dame hier hat mir echt schon widerliche Dinger zugemutet: Kleine, dicke, vereiterte und völlig verkrüppelte. Meistens haben die dazu noch absolut eklig gestunken. Frag mal bei der Zunge nach, an was für widerlichen Lümmeln die schon herumspielen musste. Davon abgesehen konnte es keiner wirklich bringen. Aber mit deinem Schwanz haben wir uns alle arrangiert. Soll heißen, dass uns da deine Weltrettungspläne tüchtig im Weg stehen.“

„Aber ich will das machen. Ich hab einfach festgestellt, dass mich mein bisheriges Leben nicht erfüllt hat. Ich will nicht immer nur nehmen, sondern auch geben. Verstehst du das? Ich war einfach unglücklich und versuche diesen Zustand jetzt zu ändern.“

„Das ist wirklich toll, Herzchen, und mir kommen auch gleich die Tränen. Aber kannste trotzdem vergessen. Is einfach nicht drin. Denn verstehst du, die dort mag dich. Hab ich dir ja schon gesagt. Und wenn du abhaust, wird sie fürchterlich traurig sein. Und dann kommen wieder diese ganzen widerlichen Typen mit ihren ungewaschenen Stängeln und darauf hab ich einfach keine Lust. Ich meine, ich verstehe ja, dass du dein Leben ändern willst. Aber manchmal muss man sich seinem Schicksal halt ergeben. Ich wollte auch nicht bei der dort mein Dasein fristen. Guck sie dir doch an. Klar, sie sieht gut aus, aber im Oberstübchen ist da nicht viel los. Ich hab mir da auch was anderes vorgestellt. Am liebsten wäre ich bei einer Akademikerin gelandet. Oh mein Gott, diese ganzen tollen Hochschulschwänze. Ach, die sind ja so belesen und gebildet. Einfach toll. Da kann man sich nach dem Ficken noch gehoben austauschen. Doch anstatt mir ein bisschen Klasse zu bieten, lässt sich die Alte hier nach der Disko von drei stinkenden Suffköpfen durchvögeln. Einer betrunkener wie der andere. Frag nicht, was deren Pimmel für einen Unsinn gelallt haben.“

„Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun?“

„Hier bleiben, damit alles genau so weiter läuft wie bisher.“

„Das will ich aber nicht.“

„Dann hast du ein Problem, mein Lieber.“

„Aber ich kann doch mein Leben nicht davon abhängig machen, was die Vagina einer Frau, die ich noch nicht einmal liebe, von mir verlangt.“

„Ist richtig, Schätzelein. Du musst auch nicht auf mich hören und kannst einfach gehen. Selbst wenn ich es wollte, ich werde dich nicht aufhalten können. Aber er kann es!“, sagte die Möse, als plötzlich eine dritte Stimme erklang.

„Hallo!“

Sofort erschrak Daniel erneut und sah sich um.

„Hier unten“, rief die Stimme wieder, worauf Daniel in Richtung seiner Füße sah.

„Wird wärmer“, frohlockte die Stimme. Von einer leisen Ahnung beschlichen, ließ Daniel seinen Blick langsam in Richtung seines Penis wandern.

„Uuuhhhh, wird heißer. Gleich verbrennst du dich!“

Jetzt sah Daniel direkt sein erigiertes Geschlechtsteil an. Die Vorhaut war zurückgezogen, seine Kuppe ragte prall nach oben.

„Guckst aber finster drein!“, sprach ihn sein Penis an. Dabei verformte sich bei jedem Wort sein Harnausgang, jene Öffnung, aus welcher Daniel sonst nur zu pissen oder zu ejakulieren gewohnt war. Unter normalen Umständen hätte er sich jetzt erschrecken müssen. Doch seit etwa fünf Minuten konnten ihn sprechende Geschlechtsteile nicht mehr aus der Fassung bringen.

„Läuft alles irgendwie nicht nach Plan“, fuhr sein kleiner Kumpel fort. „Tut mir leid, dass das so kommen musste, aber die Kleine hat Recht.“

Jetzt richtete sich der Penis in Richtung von Melanies Vagina aus. Dann verformte sich der Harnausgang und mit einem knutschenden Geräusch warf er ihr einen Luftkuss zu, woraufhin die Vagina mit ihren Schamlippen die Geste erwiderte.

Nachdem dieses Zuneigungsgebärden beendet war, wandte sich der Phallus wieder an Daniel:

„Also um es mal auf den Punkt zu bringen, wir zwei, die süße Lady da drüben und ich, sind echt dicke miteinander. Ich meine, du weißt ja selbst am besten, wie viele Frauen du schon hattest, und ich, leider Gottes, weiß es auch. Bruder, da waren ganz schöne Gräten dabei. Teilweise arg, wo du mich überall reingesteckt hast. Manchmal hätte ich denen am liebsten die Klitoris voll gereihert. Aber zwischen ihr und mir, da stimmt die Chemie. Darum, mein Großer, wird das nix. Ist nicht meine Art, aber dass du mir da irgend so eine verrückte Ich-muss-die-ganze-Welt-umarmen-und-retten-Mutter-Teresa anschleppst, deren Möse mir dann erstmal einen Vortrag über Gott und die Welt hält, würde mir nicht in den Kram passen. Darum ist hier Ende.“

„Aber ich …“

„Nix hier. ENDE! Hast du das nicht verstanden?“

„Ich muss verrückt sein“, stammelte Daniel und fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht.

„Was schiebst du denn jetzt für einen Film?“

„Na, ich sitze hier und lasse mir von meinem Penis erzählen, wie ich mein Leben zu leben habe. Bin ich denn total bescheuert?!“

„Also gut. Wenn du willst, kannst du es auch auf die harte Tour bekommen.“

„Was bitte heißen soll?“

„Stell dich doch nicht so blöd an. Hast du schon mal was von einer Harnröhrenentzündung oder Penisverkrümmung gehört? Ich meine, wenn du denkst, dass meine einzige Aufgabe darin besteht, hier den ganzen Tag herum zu baumeln oder dir Freude zu bereiten, hast du dich geschnitten. Ich bin permanent damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass ich, und demzufolge auch du, nicht krank werde. Und wenn du jetzt hier anfängst, Faxen zu machen, werd ich die Sache ein bisschen schleifen lassen.“

„Was meinst du?“

„Raffst du es nicht? Scheiße, ist der Typ hohl! Also wer hier das nächste Mal behauptet, Kerle würden nur mit ihrem Schwanz denken, kriegt von mir höchstpersönlich eine gescheuert!“

„Würdest du bitte auf den Punkt kommen“, raunte Daniel.

„Naja, versteh doch! Ich sorge dafür, dass die ganzen Keime, Viren und Bakterien draußen bleiben oder sich nicht vermehren können.“

„Aber …“

„Nix aber. Nochmal Klartext, Bürschchen! Ich bestimme, wann du einen hochkriegst, ob dein Stachel sauber bleibt und du pissen kannst. Bleibst du bei der Kleinen, ist alles gut. Ziehst du hier nen Kreis, gibt’s Stress! Kapito?“

„Nimm einfach noch ne Bahn Koks und versuch dich zu entspannen“, fügte Melanies Möse hinzu.

„Genau Mann“, fuhr sein Penis fort. „Verlockere dich und fahr bisschen runter. Du kannst die Welt da draußen eh nicht retten. Haben schon etliche probiert. Alle gescheitert. Und selbst wenn, es dankt dir keiner. Die Guten bekommen immer die Arschtritte. Und die Bösen vögeln die hübschen Mädels. Ist doch so, oder nicht?“

„Du hast absolut Recht, mein Süßer“, pflichtete Melanies Möse bei und warf Daniels Penis abermals einen Luftkuss zu.

„Einen Arzt, ich brauche ganz dringend einen Arzt“, stammelte Daniel.

„Jetzt fängt das wieder an“, knurrte sein entnervtes Glied.

„Warte mal“, versuchte ihn Melanies Vagina zu beruhigen. „Ich hab da eine Idee.“

Keine zehn Sekunden später waren erste Anzeichen einer Unruhe bei der schlafenden Melanie zu vernehmen. Scheinbar empfand sie leichte Schmerzen. Noch während sie mit geschlossenen Augen dalag, entwichen ihrem Mund immer häufiger schwache Seufzer, zu denen sich gelegentlich ein leises Japsen gesellte.

Gleich würde sie wach werden.

Ein Umstand, der Daniels Nervosität nur noch zusätzlich steigerte.

„Was hast du vor?“, wollte sein Schwanz von der fröhlich feixenden Muschi wissen.

„Wart es nur ab!“, kicherte die.

Melanie war inzwischen wieder zu sich gekommen.

„Schatz, ist bei dir alles klar?“, wollte sie von dem ihr gegenüber sitzenden Daniel wissen.

„Ja natürlich“, antwortete der. „Alles toll.“

„Das ist schön. Kannst du dir vorstellen, ich hab geträumt, dass du mit meiner Möse und deinem Pimmel diskutiert hast. Ist das nicht irre?“

„Ja natürlich, völlig irre“, antwortete Daniel und lachte laut aus, bevor er sich mehrmals mit der Hand gegen den Hinterkopf schlug.

Melanie fand das Verhalten ihres Partners befremdlich.

„Ist bei dir wirklich alles klar?“

Scheiße, dachte Daniel. Sie ahnt bestimmt etwas. Ich muss jetzt schnell handeln.

„Ich will jetzt sofort mit dir schlafen“, raunte er.

„Aber Schatz“, antwortete Melanie. Ein neckisches Lächeln strich ihr über die Lippen. „Wir haben es doch vorhin erst miteinander getrieben.“

„Ist mir scheißegal!“, entfuhr es ihrem Gegenüber.

„Was hast du gesagt?“

„Ich will ficken!“

Mit diesen Worten schnellte Daniel in die Höhe.

„Los jetzt! Beine breit, du Hure! Gib mir dein Loch!“, knurrte er, packte Melanie und spreizte ihre Schenkel.

Und während Daniel in dieser denkwürdigen Nacht die sexy Melanie auf seiner teuren Designercouch in allen möglichen Stellungen durchvögelte, lief draußen vor dem Haus eine zerzauste Straßenkatze vorbei, blieb direkt vor seiner Tür stehen, um zu kotzen, und verschwand dann wieder in der Dunkelheit.

Das Leben ist schön!

„Oh Gott, diese Frau ist sowas von abartig. Wenn ich die sehe, könnte ich kotzen, blääärrrr!“, keifte Frau Meier. Nur mit einem Bademantel bekleidet und die schwarzen Haare in ein Handtuch gewickelt, stand sie in ihrem Wohnzimmer und sah aus dem Fenster. Die von ihr mit einer derartigen Verachtung bedachte Person war ihre direkt gegenüber wohnende Nachbarin Frau Krakowiak.

„Hast du mich gerufen?“, wollte Herr Meier wissen, als er ins Wohnzimmer trat. Herr Meier trug einen knallengen, schwarzen Latexanzug, an dem unzählige Metallringe und Ketten hingen. Über den Kopf hatte er eine dazu passende Maske gezogen. Sein Penis, der schlaff aus einer Öffnung des Anzuges herunterhing, war mit einem Strick abgebunden und hatte sich in den unterschiedlichsten Farben verfärbt.

„Nein“, antwortete seine Frau schroff und zog die Gardine etwas weiter zur Seite, um mehr sehen zu können. „Ich hab die Krakowiaks gemeint.“

„Wieso, was machen die denn schon wieder?“

„So wie es aussieht, rüsten sie sich für einen Wochenendausflug in ihrer grünen Wohlfühloase“, giftete Frau Meier, wobei sie ihre letzten Worte besonders hämisch betonte. „Da kommt mir doch gleich die Galle hoch! Erinnerst du dich noch, als wir da mal mitgefahren sind?“

„Na du wolltest doch unbedingt mit hin!“, antwortete Herr Meier.

„Ja, um die ruhigzustellen. Die sollen doch denken, dass wir auch solche Spießer sind. Überleg nur mal, in der ganzen Straße wären wir die einzigen, die aus der Reihe tanzen. Was da los wäre! Da würden wir doch garantiert Spießruten laufen. Und die Krakowiaks, die sind die Schlimmsten.“

Jetzt sah Frau Meier ihren Mann an.

„Sag mal, was machst du hier eigentlich?“

„Ich hab meinen Anzug angezogen. Für heute Abend.“

„Deinen Anzug angezogen“, wiederholte Frau Meier in einem leisen, bedrohlichen Ton die Aussage ihres Mannes.

In diesem Moment wurde auch Herr Meier sich seines Fehlers gewahr. Seine Gebieterin hatte zu entscheiden, was er wann zu tun hatte. Dazu zählte natürlich auch die Wahl seiner Kleidung und der Zeitpunkt, wann er diese anziehen sollte.

Ich habe die Herrin enttäuscht, fuhr es ihm durch den Kopf, als ihn auch schon ein gezielter Schlag ins Gesicht traf. Sofort hob er instinktiv die Hände in die Höhe, um sich zu schützen. Das trieb die Wut von Frau Meier noch zusätzlich an. Unerbittlich schlug und trat sie auf ihn ein. Dabei wiederholte sie immer wieder ihre Worte von eben: „Deinen Anzug angezogen! Deinen Anzug angezogen! Deinen Anzug angezogen!“

Nach etwa 30 Sekunden lag ihr Mann zusammengekrümmt und regungslos am Boden. Bei seiner Frau hatte sich das Handtuch gelöst und war heruntergefallen. Jetzt hingen ihre langen, noch etwas feuchten Haare über ihre nackten Schultern. Zudem war der Gürtel ihres Bademantels aufgegangen und gab den Blick frei auf ihren glatt rasierten Venushügel mit dem schnurgeraden Schlitz, den flachen Bauch sowie ihre kleinen, festen Brüste. Die erotische Ausstrahlung, die ihr Körper in diesem Moment besaß, wurde durch die leichten Schatten, die das warme Morgenlicht auf der Silhouette ihres schlanken, sportlichen Körpers abzeichnete, zusätzlich verstärkt. Von ihrem Wutausbruch noch etwas aus der Puste, atmete sie in schneller Folge ein und aus.

„Deine Meisterin befiehlt dir, dich sofort auszuziehen! Und jetzt“, schrie sie und versetzte ihm einen kräftigen Tritt, „geh mir aus den Augen!“

Völlig verängstigt fuhr der Mann hoch und tippelte, begleitet von den Flüchen und Tritten seiner Frau, auf allen Vieren davon. Nachdem er den Raum verlassen hatte, verschloss Frau Meier ihren Bademantel und verbarg ihre Haare in dem Handtuch, bevor sie wieder ans Fenster trat.

Die Krakowiaks waren unterdessen weiter damit beschäftigt, ihr Auto voll zu packen.

Hoffentlich haben die von eben nichts mitbekommen, dachte Frau Meier. In Anbetracht der Lautstärke, mit der sie ihren Mann angeschrien hatte, war das nicht undenkbar. Und verdammt gefährlich.