Egon M. Binder

Alois Irlmaier
Prophezeiungen

Der Seher von Freilassing

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ISBN 978-3-86646-797-2

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Inhalt

Menschen mit dem „Zweiten Gesicht“

Der „Seher“ Alois Irlmaier

Ein Zeitungsverleger entdeckt den „Seher“ Irlmaier

Irlmaiers Voraussagen retteten viele Menschenleben

Voraussagen über einen dritten Weltkrieg

Irlmaier als treffsicherer Wetterprophet

Irlmaiers legendäre Erfolge der Hellseherei

Gesundheitsbedrohliche Wasseradern

Epilog

Gibt es auch heute noch Wassersucher und Hellseher?

Quellen/Literatur

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Menschen mit dem „Zweiten Gesicht“

Solange es die Menschen gibt, ganz gleich welcher Kultur sie angehörten, ist der Glaube daran, dass selbst die Sterblichen einen Blick hinter den Vorhang der geheimnisvollen Zukunft tun können, ungebrochen. Doch nur ganz wenigen ist diese Gabe des „Zweiten Gesichts“ in die Wiege gelegt. Zumeist sind es nicht die Gelehrten, die mit außersinnlichen Wahrnehmungen gesegnet sind, sondern oft sind es die einfachsten, vor allem eng mit der Natur verbundenen Menschen, denen ein Blick in die Zukunft und hinter das Verborgene gegönnt ist.

Die neueste, im Jahre 1997 herausgegebene Jubiläumsausgabe der Brockhaus-Enzyklopädie bringt diese Gabe auf folgenden Nenner: „Hellsehen, Clairvoyance (frz.) ist eine Form der außersinnlichen Wahrnehmung, wobei angenommen wird, daß die Wahrnehmung von Gegenständen oder Sachverhalten in der Gegenwart oder Vergangenheit im Unterschied zur Telepathie nicht durch die Vermittlung der Psyche oder des Gehirns einer anderen Person erfolgt, sondern daß die Informationen des Hellsehens direkt der physikalischen Außenwelt entnommen wird“.

Von der Parapsychologie anerkannt

Außersinnliche Wahrnehmungen sind ein von dem Arzt Gustav Pagenstecher (*1855, †1942) in die Parapsychologie eingeführter Begriff für Formen der Erfahrungen, die sich ohne Beteiligung der Sinnesorgane auf eine objektive Gegebenheit oder einen innerpsychischen Vorgang außerhalb des Erlebnisträgers beziehen. Wer eine solche Erfahrung macht, erlangt dabei Informationen, die sonst nur erschlossen oder gemutmaßt werden können, wenn die Sinnesorgane beteiligt sind.

Unterschieden werden die allgemeinen außersinnlichen Wahrnehmungen in das Hellsehen, Präkognition und Telepathie. Sie können spontan auftreten oder auch bei spiritistischen Sitzungen provoziert werden. Sie sind bei Normalbewusstsein, aber auch bei veränderten Bewusstseinszuständen wie etwa im Schlaf, in Trance, Dämmer- oder auch drogeninduzierten Zuständen aufgetreten.

Im Mittelalter noch als finsterer Aberglaube verschrieen, Hexen und Hexern zum Verhängnis bis hin zum Scheiterhaufen werdend, gibt es heutzutage sogar Lehrstühle für die Wissenschaft der Parapsychologie, die sich mit Hellsehen und Telepatie und anderen paranormalen Phänomenen beschäftigen.

Immer mehr Menschen glauben an außerirdische Wahrnehmungen

Eigentlich müsste man glauben, dass gerade der Mensch der volltechnisierten, alles zu erklären versuchenden Zeit am Ende des zweiten Jahrtausends nach Christi Geburt Kartenlegern, Wahrsagern und Astrologen immer weniger Glauben schenkt. Doch weit gefehlt! Wie Umfragen des angesehenen Instituts für Demoskopie Allensbach beweisen, wird die Gier danach, einen Blick in die eigene Zukunft wie in die der Welt zu tun, immer größer.

Im Jahre 1982 glaubten 16 Prozent der Befragten daran, dass die Sterne unser Schicksal beeinflussen würden, im Jahre 1995 waren es bereits 29 Prozent, die zum Glauben an Sterndeutern und Hellsehern gekommen sind.

„Seherische“ Tiere

Immer wieder taucht in Erzählungen und alten Überlieferungen das seherische Talent von Menschen auf, die auf sich und die Natur alleine gestellt sind.

Sogar im Verhalten von Tieren wird ein Hinweis auf die Zukunft gesucht, die sogar Erdbeben und Ungewitter lange vor deren Eintreten ahnen, so wie man es Katzen und Vögeln zuschreibt. Einfach unerklärlich ist das aus einer alten Seemannsweisheit abgeleitete Sprichwort: „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“. Dabei soll es sich nicht nur darum handeln, dass die Ratten bei sinkenden Schiffen aus ihren dunklen Verstecken hervorkommen, sondern, wie Seemänner von einst behaupten, auslaufende Schiffe bereits in dem letztan- gelaufenen Hafen verlassen und dem Land zufliehen. Ihr Instinkt hat ihnen gesagt, dass das Schiff, das auch ein seinem Schimpfnamen gerecht werdender „Seelenverkäufer“ sein kann, untergehen wird.

Unerklärliches „Tischerlrücken“

Auch im bayerisch-böhmischen Grenzraum wie im Alpenländischen war etwa in schicksalhaften Zeiten von Kriegen die Sucht nach der Befragung des Mirakels über Leben oder Tod von Angehörigen groß. In vielen Dörfern gab es Menschen mit übersinnlichen Kräften, die ein hölzernes Tischchen beim sogenannten „Tischerlrucken“ befragten, ob denn der Sohn, Bruder oder Vater aus dem Kriege heimkehren werde oder nicht.

Der Autor dieses Buches war bei zwei „Sitzungen“ dabei, als ein sein Leben der Kunst verschriebener Waldler allein durch das Reiben der blankpolierten Tischplatte mit den Fingern, was in Gemeinschaft mit fünf weiteren Männern geschah, den Tisch in eine um die eigene Achse rotierende Bewegung versetzte. Der Tisch hob sich ohne weiteres Zutun von einem Tischbein zum anderen, gab ein ächzendes Geräusch ab und begann sich daraufhin unentwegt zu drehen.

Mit von der Runde waren dabei durchaus kritische Leute, u.a. ein Arzt, zwei Journalisten, zwei Oberstudienräte wie der Künstler als Medium, die den Tisch, dessen Elemente nur verleimt waren, also weder von Nägeln noch Schrauben zusammengehalten wurden, in Bewegung versetzten.

Notiert ist über dieses Erlebnis: „Wir wurden gebeten, uns rund um einen kleinen Tisch zu setzen. Wir sollten die Hände fest auf die Tischplatte legen, wir taten es. Doch es passierte gar nichts. Eine schier endlos lange Zeit saßen wir da, nichts tat sich!“

Und dann geschah es doch: „Ein seltsames Geräusch war zu hören. So, als bohre jemand im Holz, als schiebe jemand einen Stuhl über einen Holzboden. Im nächsten Augenblick begann der Tisch zu schweben, er konnte auch durch den Druck der Hände nicht mehr am Boden gehalten werden. Immer tollere Bewegungen vollführte er. Ein richtiges rotierendes Etwas hielten wir da in der Hand.“

Einer der Augenzeugen weiter: „Wir erhoben uns schließlich von unseren Stühlen, wollten den Tisch nach unten drücken, es fehlte uns aber selbst zu sechst die Kraft dazu. Der ganze Tisch tanzte im Kreis herum. Und wir rannten mit dem Tisch durch das Zimmer. Es war ein seltsamer Anblick für die Umstehenden.“

Ein halbes Dutzend weiterer im Atelier befindlicher Gäste legten sich auf den Boden, um das Phänomen aus der Froschperspektive zu betrachten. Sie guckten, sie schauten ganz genau hin. Aber gar nichts, das nach Drehhilfe aussehen hätte können, war zu beobachten.

Reporter der Münchner Abendzeitung, die von diesem „kreisenden Tisch“ erfuhren, befragten später den Künstler nach seinen magischen Kräften und erfuhren von ihm, einem überaus bescheiden lebenden Mann: „Das war nichts Besonderes. Gar nichts. Ich habe einfach die Kräfte gehabt, die dieses Tischerlrücken bewirkten. Dabei kam mir zugute, daß noch zwei andere im Raum saßen, die ähnliche starke Ausstrahlungen besaßen. Erlernen freilich kann man das Tischerlrücken nicht. Das muß man von Kindesbeinen an können, das erbt man, das ist Veranlagung.“

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Der „Seher“ Alois Irlmaier

Wenn er auch mit dem Tischerlrücken nichts am Hut hatte, so war er geradezu ein Phänomen, was seine Voraussagen betraf: der in Freilassing in Oberbayern lebende Brunnenbauer und Hellseher Alois Irlmaier, der in der ersten Nachkriegszeit fast ebenso umworben war wie Bruno Gröning, der in den Nachkriegsjahren durch angebliche „Wunderheilungen“ Tausende und Abertausende von Menschen, ja ganze Prozessionen Gläubiger anzulocken vermochte. Seine Losung war Mystifikation statt Medizin. Der quacksalbernde „Meister“ fand durch seinen magischen Unsinn eine reiche Gefolgschaft, die ihm nahezu hörig war.

Alles andere als ein Scharlatan

Doch auch zu Irlmaier, der alles andere als ein Scharlatan, sondern ein, wie man in Bayern zu sagen pflegt, rechtschaffener Mann war, kamen anfangs der fünfziger Jahre am Tag oft Hunderte vom Schicksal bedrohter Menschen, die von ihm aufgrund vorgelegter Briefe oder Lichtbilder über das Leben oder den Tod von noch nicht heimgekehrten Soldaten Auskunft erhalten wollten.

Irlmaier soll in diesen turbulenten Jahren, als ganz Bayern von amerikanischen Streitkräften besetzt war, sogar vom amerikanischen General Clay und dessen politischem Berater Murphy über den künftigen Verlauf des Weltgeschehens befragt worden sein. Und selbst Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) soll den Rat von Irlmaier zur künftigen Deutschland- und Europapolitik gesucht haben. Ein Freilassinger Wachtmeister soll über diese Nachricht so schockiert gewesen sein, dass er gesagt haben soll: „Womit müssen wir noch alles rechnen, wenn selbst der Kanzler den verrückten Hund besucht?“ Doch für diese „Überlieferungen“ liegen dem Autor dieses Büchleins keine autorisierten Beweise vor.

Von seinem Hauptberuf war der Hellseher aber Brunnensucher und -bauer. Innerhalb von 25 Jahren hat er nicht weniger als 750 unterirdische Quellen entdeckt – das allein mit seinen bloßen, vorgestreckten Händen ganz ohne Zuhilfenahme einer Wünschelrute.

Ein Helfer bei der Aufklärung von Mordfällen