Vorwort
Schnecken und ihre Lebensweise
Allgemein
Fortpflanzung
Umwelteinflüsse
Fortbewegung
Nahrungsaufnahme und Verdauung
Atmung
Überlebensstrategien der Schnecken
Feinde
Wichtige Schneckenfamilien
Familie Wegschnecken
Familie Egel- und Kielnacktschnecken
Familie Schnirkelschnecken
Schadwirkung bei Kulturpflanzen und Erntegut
Pflanzen, die durch Schnecken stark gefährdet sind
Pflanzen, die von Schnecken eher gemieden werden
Der richtige Zugang zu einer zielführenden Schneckenregulierung
Die drei großen Fehler von Schneckengeplagten
Regenwürmer und Mischkultur als Gegenspieler zu Schnecken
Möglichkeiten zur erfolgreichen Regulierung von Nacktschnecken
Entwicklungs- und Regulierungsplan für die Gemeine Wegschnecke
Schneckenregulierung im Hausgartenbereich
Allgemein
Bodenpflege
Kompost
Mulchen
Saatbeetvorbereitung und Aussaat
Schutz der Anzucht und Setzlinge
Gründüngung
Bewässerung
Allgemeine Maßnahmen zur Schneckenregulierung
Wanderschranken
Hochbeete
Anlocken und fangen
Was macht man mit den gesammelten Schnecken?
Abwehrmittel
Energetische Methoden
Natürliche Gegenspieler
Schnecken im Herbst und Winter stoppen
Schneckenregulierung auf Großflächen
Besonders schneckengefährdete Kulturen
Ackerbau
Anlegen von Schutzstreifen
Ackerbauliche Maßnahmen auf schneckengefährdeten Flächen
Raps
Getreide
Zwischenfrüchte
Zuckerrüben, Mais, Sonnenblumen, Kartoffeln
Gemüsebau (im Freiland und unter Folien)
Obst- und Weingärten
Grünflächen
Parkflächen
Ökoflächen
Unbewirtschaftete Flächen
Allgemeine Hinweise zu verschiedenen Hilfsmitteln
Kalkdünger
Kupfersulfat (früher Vitriol)
Chemische Bekämpfungsmöglichkeiten
Eisen-III-Phosphat-Produkte
Anwendung von Köderpräparaten
Schneckenjagd mit dem Roboter
Kuriositäten und Erwähnenswertes
Anhang
Schlusswort
Literaturnachweis
Nachwort
Seit vielen Jahren häufen sich Meldungen und Berichte über die Zunahme von Schneckenschäden in gartenbaulichen und landwirtschaftlichen Kulturen. Das vorliegende Buch zeigt die Ursachen und Bekämpfungsmöglichkeiten im Hausgarten, aber auch in der Landwirtschaft auf. Schnecken stellen, wie alle anderen Lebewesen auch, spezifische Anforderungen an ihren Lebensraum. Je besser die Lebensbedingungen einer Art erfüllt werden, desto besser kann sie sich vermehren und ausbreiten. Bei allem Ärger, den uns Schnecken bereiten können, sollten wir nicht vergessen, dass die Schnecken einen wichtigen Stellenwert für das biologische Gleichgewicht haben.
Haben die Schnecken ihren Ruf als Bösewichte überhaupt verdient? Sowohl Gehäuse- als auch Nacktschnecken erfüllen wichtige Aufgaben im Naturkreislauf: Sie räumen auf. Dabei werden abgestorbene Pflanzenteile, tote Tiere, Pilze und morsches Holz durch ihre Raspelzungen zerkleinert und verdaut. Schnecken sind somit wichtige Abfallverwerter.
Da die Schnecken Zwitter sind, kommt es für sie bei günstigen Verhältnissen zu starker Massenvermehrung. In Mittel- und Westeuropa schädigen überwiegend Vertreter der Nacktschnecken die Gärten und landwirtschaftlichen Kulturen. Da diesen das schützende Gehäuse fehlt, ist ihre Aktivität von der sie umgebenden Feuchtigkeit abhängig. Langanhaltende Feuchtperioden begünstigen somit das Schneckenaufkommen. Milde und regenreiche Winter, wie wir sie in der Vergangenheit wiederholt erlebt haben, können Nacktschneckenpopulationen bzw. deren Ruhestadien ohne größere Einbrüche überstehen und sich in der nächsten Vegetationsperiode wieder schnell vermehren.
Dies setzt voraus, dass schonende Maßnahmen wie z. B. richtige Bodenpflege und Kulturführung zu berücksichtigen sind. Nur in extremen Fällen sollte der Griff zur Giftkeule gewählt werden.
Eine notwendige Schneckenregulierung muss daher immer im Einklang mit der Natur stehen. Das vorliegende Buch soll die Erfahrungen aus der Praxis und die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Schnecken bündeln und sowohl für den Klein-/Profigärtner als auch für den Landwirt ein fundierter Begleiter sein.
Arthur Schnitzer
Die Schnecken gehören, wie auch die Muscheln, zu den Weichtieren. Ihr Lebensraum ist das Wasser, das Festland oder beides. Die ursprünglichen Arten waren Meeresbewohner. Im Laufe der Evolution und der „Eroberung des Festlandes“ kam es zu einer Umwandlung von der Kiemen- zur Lungenatmung. Es gibt ca. 103.000 verschiedene Schneckenarten. Die Landschnecken sind eine relativ kleine Gruppe. Für Nord- und Mitteleuropa wurden bisher ca. 400 Arten nachgewiesen.
Einige Arten können sich in ihr Schneckengehäuse zurückziehen, doch die Nacktschnecken sind der Trockenheit schutzlos ausgesetzt. Da sie ihre Haut nicht vor der Verdunstung zu schützen vermögen, verlassen sie bei trockenem Wetter nur nachts ihren Unterschlupf, wenn sich genügend Tau auf dem Boden gebildet hat. Dabei bewegen sich alle Landschnecken auf ihrem Schleim fort.
Die Verschiedenheit von Größe, Form und Farbgebung ist bei Weichtieren äußerst groß. Ursprünglich besaßen die Schnecken sowohl ein Gehäuse als auch Kiemen. Im weiteren Verlauf der Entwicklung haben jedoch verschiedene Arten eines oder beide der genannten Merkmale verloren.
Jene Arten, die ihre Gehäuse scheinbar reduziert oder verloren haben, werden als Nacktschnecken bezeichnet. Die richtige Erkennung und Zuordnung von Landgehäuseschnecken ist wesentlich einfacher als die von Nacktschnecken.
Im Naturhaushalt haben die Schnecken – wie alle Tiere, soweit sie Gärtner und Landwirte nicht als unnütz erachten – eine ganz wichtige Aufgabe als Humusbildner sowie bei der Beseitigung von pflanzlichen und tierischen Abfallstoffen.
Von Bedeutung sind die Schnecken für den Hausgartenbesitzer und Landwirt durch ihre Schadwirkung. Besonders schädigend können diverse Nacktschneckenarten auftreten.
Schnecken sind Zwitter (Hermaphroditen), also Männchen und Weibchen zugleich. Ihre Geschlechtsphasen laufen zeitlich getrennt ab. Die Tiere sind zuerst männlich (bilden männliche Keimzellen) – nach der Paarung setzt die weibliche Phase ein. Das Heranreifen der Eier ist von Schneckenart und Klima abhängig.
Die Anzahl der gelegten Schneckeneier schwankt je nach Schneckenart und liegt zwischen 20 bis 400 Stück (= Gelege). Die Ackerschnecken können bis zu 3 Generationen jährlich, die Gemeinen Wegschnecken nur 1 Nachkommenschaft pro Jahr hervorbringen.
Das Durchschnittsalter ist innerhalb der einzelnen Landschneckenarten unterschiedlich und liegt zwischen 10 Monaten und 5 Jahren. Weinbergschnecken hat man in Gefangenschaft bis zu 11 Jahren gehalten.
Die Umweltbedingungen haben einen sehr starken Einfluss auf die allgemeine Entwicklung und das Verhalten der Schnecken. So gehört die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens zu den existenzentscheidenden Faktoren.
Generell kann festgehalten werden, dass warme, feuchte Witterung die Aktivität stark steigert, während heiße, trockene Witterung und niedrige Temperaturen sie zum Erliegen bringt.
Neben dem Klima spielt auch die Nahrung (Qualität, Verfügbarkeit) eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Weichtiere.
• Je größer die Wegschnecken, desto abhängiger sind sie bei der Nahrungssuche von den Witterungsverhältnissen.
• Je besser die Lebensbedingungen, desto zahlreicher ist der Nachwuchs.
Wie bei allen Weichtieren ist der Fuß der Schnecken das Hauptfortbewegungsorgan. Schnecken kriechen durch wellenförmige Bewegungen der Fußsohlenmuskeln. Der Kriechgang der Schnecke zählt zu den energieaufwendigsten Fortbewegungsarten im Tierreich. Um vorwärtszukommen, benötigt die Schnecke ihren Schleim. Sie produziert praktisch ihren eigenen „Straßenbelag“. Dieser verändert sich je nach Belastung. Die Schleimproduktion ist sehr aufwendig, daher rutscht die Schnecke häufig in der Spur eines Vorgängers (energiesparend). Das sprichwörtliche Schneckentempo ist somit begründet. Außerdem können die Schnecken durch diesen Schleim sogar an senkrechten Gegenständen hochklettern. Durch querliegende Muskelverdickungen werden die Landschnecken gleichmäßig, aber dennoch langsam nach vorne geschoben. Sie können eine Strecke von 2,5 bis 4 m pro Stunde zurücklegen.
Die Wegschnecke (Arion vulgaris) ist flott unterwegs und sprintet bei günstigen Verhältnissen 5 bis 9 m pro Stunde durch den Garten.
Am Kopf der Schnecken fallen besonders die großen, einziehbaren Augenfühler auf. An deren Spitze befinden sich auch die als schwarze Punkte erscheinenden Augen; an den Augenträgern sitzen die Sinneszellen für den Geruch (zur Fernorientierung). Die Sehzellen lassen nur eine geringe Wahrnehmung zu. Das kürzere Fühlerpaar (Mundfühler) besitzt die Geschmackssinneszellen, sie sind sehr wichtig für die Nahorientierung. Oft finden sich Ruheplätze und Fraßpflanzen an verschiedenen Stellen und die Schnecke kriecht zwischen diesen hin und her.
Die meisten Landschnecken sind Allesfresser. Sie leben von Pflanzen, besonders von zarten Jungpflanzen, Aas, aber auch von faulendem Pflanzenmaterial, Pilzen, Algen und Flechten.
Der Verdauungstrakt ist bei den Schnecken ähnlich ausgebildet wie bei den übrigen Weichtieren. Schnecken nutzen zum Zerkleinern der Nahrung eine Raspelzunge (Radula). Zusätzlich besitzen sie einen Oberkiefer, der als Gegenspieler zum Abschneiden von Nahrungsteilen dient. Paarige große Speicheldrüsen sorgen für die Verdauung der Nahrung.
Die Schnecken atmen durch eine Öffnung am Mantelrand, dem Atemloch. Es öffnet und schließt sich regelmäßig und führt in die Mantel- order Atemhöhle. Durch das Atemloch auf der rechten Körperseite in der Mantelleiste strömt die Außenluft in Folge der Atembewegung der unteren Lungenhöhlenwand in die Lungenhöhle. Das Ausstoßen der verbrauchten Luft erfolgt auf dem umgekehrten Wege.
Bei heißer oder trockener Witterung haben die Schnecken eigene Strategien. Die Weinbergschnecke z. B. zieht sich zu einem Trockenschlaf (Trockenstarre) zurück und verschließt zudem die Gehäusemündung mit einem Häutchen, dadurch verzögert sich die Verdunstung des im Körper gespeicherten Wassers. Wenn die Voraussetzungen für sie wieder günstig sind, kommt sie aus dem geschützten Versteck und beginnt wieder mit ihrer Tätigkeit. Die Nacktschnecken suchen bei Hitze und Trockenheit geschützte Stellen auf, fahren mit der Stoffwechselproduktion stark zurück und warten dort, bis wieder günstige Aktivitätsvoraussetzungen vorherrschen.
Die Weinbergschnecke sucht für ihre Überwinterung bereits ab 15 °C einen sicheren Platz auf, sie schafft sich eine geeignete Erdhöhle als Winterquartier. Sie verschließt die Gehäusemündung mit einem Kalkdeckel und fällt in die Winterstarre. Der Herzschlag wird auf ein Minimum reduziert.
Bei anderen Gehäuseschnecken ist der Ablauf ähnlich. Nacktschnecken überwintern in frostfreien Verstecken (Erdhöhlen, Gebüsch, Falllaub), viele verkriechen sich im Boden, solange er noch frostfrei ist. So finden sie Schutz vor Frost, aber auch vor kaltem Wind (fördert das Austrocknen). Außerdem haben sie im Blut einen guten Schutzmechanismus; durch den Blutfarbstoff Haemocyanin können sie mehr Sauerstoff binden, dadurch entsteht ein gewisser „Frostschutzeffekt“. Zudem wird in der Winterzeit die Stoffwechselaktivität stark reduziert. So können die meisten Schnecken die winterliche Kälte teilweise gut ertragen. Viele Schnecken, z. B. Wegschnecken, sterben bereits im Herbst nach der Eiablage. Für die Große Egelschnecke gilt dies jedoch nicht, sie wird einige Jahre alt. Ackerschnecken können bis 8 °C Minustemperaturen aushalten. Dauert dieser Zustand mehrere Tage, so kommt es zu einer starken Abtötung der Tiere. Jüngere Untersuchungen signalisieren, dass bereits ab -3 °C eine Schädigung feststellbar ist. In Laborversuchen wurde beobachtet, dass Schneckeneier bis -15 °C aushielten. Die Schlupfrate war jedoch gering.
Nachdem sie die Eier immer an geschützten Stellen ablegen und sich selbst in „sichere“ Bereiche vor Frost zurückziehen, kann man davon ausgehen, dass in diesen Schutzzonen die Temperatur um mindestens 3 bis 5 °C höher ist. Untersuchungen zeigen, dass über 85 % aller abgelegten Eier in der oberen, 10 cm tiefen Ackerkrume anzutreffen sind.
Schnee isoliert den Boden und er ist ein ausgezeichneter Wärmeregulator, der Wärmeverluste des Bodens verhindern kann. Dies bewirkt eine höhere Bodentemperatur.
Die Rolle der natürlichen Feinde für die Regulation von Schnecken wird häufig unterschätzt oder nicht registriert, obwohl diese „kostenlosen“ Nützlinge Großartiges leisten.
Nur wer sie kennt, kann Schnecken erfolgreich regulieren. Für ökologische, biologische, mechanische und chemische Regulierungsverfahren von Nacktschnecken ist eine genaue Bestimmung notwendig, da die Wirksamkeit gegenüber den einzelnen Arten unterschiedlich sein kann. Jeder Schneckenregulierer sollte zunächst klären, wer sein „Feind“ ist. Zwischen den einzelnen Schneckenarten zu unterschieden, ist wohlgemerkt sowohl für den Laien als auch für den Experten nicht ganz einfach. Auch in der Fachliteratur über Landschnecken gibt es zu den einzelnen Arten oft sehr unterschiedliche Angaben. Dabei ist die Unsicherheit besonders bei den Nacktschnecken groß.
Farbe und Größe variieren bei Schnecken extrem stark, deshalb können die dargestellten Merkmale nur Anhaltspunkte sein. Die sicherste Festlegung ist durch die DNA-Strukturen oder Untersuchung des Genitalapparates möglich.
Daher werden jene Schnecken, welche bei uns häufig vorkommen, kurz vorgestellt.
Beispiele:
Rote Wegschnecke (Arion rufus)
„Gemeine Wegschnecke“ (Arion vulgaris)
Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) Gartenwegschnecke (Arion distinctus, Arion hortensis) Braune Wegschnecke (Arion subfuscus)
Merkmale:
Atemloch vor der Mitte des Mantelschildes Körper gedrungen
Bewegungen träge und relativ langsam
Ohne Kiel
Die Tiere dieser Art weisen große Farbunterschiede auf (rot, ziegelrot, ockergelb, rotgelb bis braun). Man hat bis heute vergebens versucht, die Farbunterschiede exakt zu ergründen. Die Farbe steht im Zusammenhang mit der Feuchtigkeit des Fundortes, dem dort vorhandenen Mutterboden, der Vegetation, der Temperatur, dem Licht und auch der Höhenlage. Sie wird daher sehr wesentlich vom Fundort beeinflusst.
Die Jungtiere sind ebenfalls in der Farbgebung sehr unterschiedlich. Es ist zwar so, dass sie zuerst meist trübblassgelb erscheinen, später jedoch grünlich, rötlich, hellgrau oder dunkelgrau aussehen. Die Jungtiere der bei uns derzeit vorherrschenden Gemeinen Wegschnecke haben dunkle Seitenbinden, die im Zuge der Entwicklung jedoch wieder vergehen. Im Allgemeinen ähneln sie im Aussehen bereits sehr häufig den ausgewachsenen Tieren.
Die Gemeinen Wegschnecken erreichen eine Länge bis zu 15 cm. Die Lebensdauer beträgt ca. 12–14 Monate. Die genannten Wegschnecken-Arten sind äußerlich nur sehr schwer zu unterscheiden.
Sie zeigen in der Farbgebung große Ähnlichkeiten und haben dennoch eine sehr große Variabilität. Die Gemeinen Wegschnecken interessieren sich vor allem für zartes, feines oder absterbendes Pflanzengewebe. Es sollte auch erwähnt werden, dass Wegschnecken im Allgemeinen keine Anzeichen für Kannibalismus zeigen; sie sind jedoch Aasfresser, d. h., sie vertilgen ihre toten Artgenossen.
Die Gemeine Wegschnecke ist jene Art, die sich in den letzten Jahren im west- und mitteleuropäischen Raum stark verbreitet hat und sowohl auf gärtnerischen als auch landwirtschaftlichen Nutzflächen teilweise großen Schaden verursacht. Für sie ist das Klima in Mitteleuropa optimal, und sie ist in vielen Bereichen konkurrenzfähiger als die heimischen Arten. Sie steht daher im Mittelpunkt unserer Betrachtung.
Vorkommen
Die Gemeine Wegschnecke ist überwiegend in Süd-, Mittel-, aber auch in Osteuropa verbreitet, wobei erwähnt werden muss, dass diese Wegschnecke, die derzeit bei uns häufig vorkommt und gebietsweise ein großes Problem darstellt, nach Beobachtungen erstmals 1972 in Österreich durch die Wissenschaft nachgewiesen wurde. Da bereits 1973 über Massenauftreten in Niederösterreich berichtet wurde, die sich vorwiegend auf Gärten bezogen, ist anzunehmen, dass die Einschleppung schon früher erfolgte.
In Deutschland hat man das erstmalige Auftreten bereits erheblich früher festgestellt (1969). Wie es zu ihrer Einwanderung kam, ist nicht ganz geklärt. Vermutet wird, dass diese Tiere durch Obst- und Gemüseimporte zu uns kamen.
Was hat es mit der Roten Wegschnecke auf sich?
Die Rote Wegschnecke (Arion rufus) wird auch als Große Wegschnecke bezeichnet. Sie lebt in den verschiedensten Biotopen, in Wäldern, Gärten, auf Wiesen und in Mooren. Sie ernährt sich nicht einmal zu 5 % von frischen Pflanzen; ihre Hauptnahrung machen welkende Kräuter, Laub und Pilze aus. Die Rote Wegschnecke ist bei uns heimisch und so an unser Klima gewohnt. Sie gewinnt keinen Vorteil dadurch, dass es bei uns wärmer geworden ist.
Spanische Wegschnecke? Das Ende eines Invasions-Mythos
Oft heißt es, es sei die Spanische Wegschnecke, die in unseren Gebieten viele Gärtner und Landwirte seit Jahrzehnten zur Verzweiflung bringt. Das stimmt nicht.
Erstens ist die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) nur in einem begrenzten Gebiet in Portugal anzutreffen. Frankfurter Forscher haben nicht einmal ein einziges Exemplar in ihrem angeblichen Herkunftsgebiet – Spanien – gefunden! Der Name Spanische Wegschnecke ist also zunächst geographisch gesehen nicht ganz richtig. Was jedoch wichtiger ist für uns, ist das Ergebnis der DNA-Analyse: Arion lusitanicus hat 24 Chromosomen, während die Anzahl der Chromosomen der bei uns verstärkt auftretenden Schnecke 26 beträgt.
Es ist also eine andere Schnecke, die sich bei uns in den letzten Jahrzehnten explosionsartig verbreitet hat und welche teilweise starke Schäden im Gemüse- und Ackerbau verursacht hat. Wie im Juni 2014 Studien am LOEWE Biodiversität und Klimaforschungszentrum und der Goethe-Universität in Frankfurt zeigten, kommt diese Schnecke aus Zentraleuropa. Die exakte Namensgebung für diese Schnecke liegt leider noch nicht vor.
Sie dürfte unter „Gemeine Wegschnecke (Arion vulgaris)“ eingestuft werden.
Im vorliegenden Buch wird deshalb die Bezeichnung Gemeine Wegschnecke (Arion vulgaris) verwendet.
E-Mail-Korrespondenz mit Prof. Markus Pfenninger, Goethe-Universität Frankfurt, Februar 2016 und Jänner 2017
Lebensräume